Die Freymäurer 1748

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Die Freymäurer 1748

Aus der Fraktur in die lateinische Schrift transkribiert von Roland Müller

Die Freymäurer

Johann Theodor Jablonski: Allgemeines Lexicon der Künste und Wissenschafften. Königsberg und Leipzig: Hartung, 2. Aufl. 1748, unter „versteckte Societäten“, 1271-1272; anschliessend: Die Mopsgesellschaft


Die Freymäurer, Englisch Free Mason, Französisch Franc-maçon, soll anfangs eine gesellschafft gewesen seyn, welche sich freywillig gewidmet, einmal an der wiederaufbauung des tempels Salomons zu arbeiten.
Es ist aber der ganze geschmack der mäurerey pur allegorisch, und kömmt darauf an, das hertz zu bilden, den verstand zu ordnen, und nichts zu thun, was nicht mit der guten ordnung überein kömmt. Dieses wird durch die vornehmten denckbilder derselben, nemlich das winckelmaaß und den circkel, angedeutet.

Sie sind also eine gesellschafft, welche unter dem namen der vertrautesten brüderschafft eine menge von personen zu gleichen absichten verbindet, ohne daß ein unterschied der gemüths-arten, der neigungen, oder religion, dabey im geringsten im wege sey.

Das vaterland des Freymäurer-ordens, wie sie ihre gesellschafft nennen, ist Engelland, welches vor andern ländern reich an stifftungen privat-gesellschafften ist, von da sie sich seit etlichen jahren in Franckreich, Teutschland und andere Europäische länder ausgebreitet. Ob sie gleich vor alter bis auf Salomons zeiten, ja gar vor der sündflut hinaussetzen; so scheinet doch wol gewiß zu seyn, daß ihr stiffter niemand anders, als der in den Englischen geschichten so berühmte Cromwell sey.

Die einrichtung dieser gesellschafft ist auf ein geheimniß gegründet gewesen, so lange die Engelländer dasselbe in ihrer gewalt gehabt, nachdem sie aber die flüchtigen Frantzosen antheil an ihrem geheimnisse nehmen lassen, sind selbige bald errathen. Diese sollen nun vornemlich in der art bestehen, wodurch sie sich einander erkennen: denn 2 Freymäurer, die vorhers einander niemals gesehen haben, werden sich unfehlbar erkennen, wenn sie einander begegnen. Dieses ist die wirckung gewisser zeichen, darüber sie mit einander einig worden sind.

Die wundernswürdige verschwiegenheit dessen, was in ihren versamlungen vorgehet, hat ihnen vielen verdacht erweckt, darunter der wichtigste: ob sich der Staat, worinne sie sich befinden, von ihnen was zu besorgen. Doch da sie mit der bürgerlichen gesellschafft eben so genau verbunden, als sie unter sich vereinigt sind, und sie ihre glieder anweisen, welche ehrerbietung, unterthänigkeit und verehrung sie gegen die religion, gegen den Fürsten und die regierung haben sollen, mögte von ihnen nichts zu befürchten seyn.

Vor kurzem hatten sie nur einen Obermeister, der ein Engelländer war; itzo hat jedes land, wo es Freymäurer giebt, einen, dem sie den titel Ehrwürdigster beylegen, und welcher den Meistern, die den besondern Versammlungen vorgesetzet sind, die bestallungs-brieffe, so sie Constitutionen nennen, ausfertigt; diese meister führen das prädicat Ehrwürdiger. Die Constitutionen werden von einem oberbeamten des ordens, welcher der allgemeine Sekretär ist, gegengezeichnet. Ihre versamlungen heissen Logen. Eine loge muß zum wenigsten 2 meister, 3 gesellen und 2 lehrjungen haben. Jede loge hat nach dem Ehrwürdigen 2 hauptbediente, welche oberaufseher heissen; ferner einen Schatzmeister, unter dessen Händen die capitalia der gesellschafft sind, ingleichen einen Secretär, der die vornehmsten berathschlagungen samlet.
Ein Ehrwürdiger, ob er gleich das Haupt der loge, hat darinne nichts zu befehlen, als daß er ihre verordnungen beobachtet; solle er dawider handeln, wird ihm von den brüdern solches verwiesen; dieses geschiehet durch samlung der stimmen, welches sie balotiren heissen. Handelt ein bruder wider seine Pflicht, kan ihn der meister der loge bestrafen, und ihm eine geldbusse auflegen; ist das verbrechen aber wichtig, wird es in einer versamlung untersucht und bestrafft, auch sogar bey anhaltender hartnäckigkeit des vergehenden, mit der ausschliessung aus ihrer gesellschafft.

Eine loge schliessen heißt bey ihnen nicht, daß alle thüren derselben wohl verschlossen seyn, sondern die loge ist geschlossen deutet an, es könne jedermann, der kein freymäurer ist, hinein gehen, und mit ihnen essen und trinken. Eine Loge eröffnen ist in ihrer spräche, von den geheimnissen der freymäurerey öffentlich und ungescheut reden dürffen, ohne von einem Weltlichen, das ist allen denen, die nicht von ihrer brüderschafft sind, gehört zu werden, da denn die thüren aufs beste verschlossen werden.

Es regnet, ist das zeichen, welches einer der brüder giebt, der etwan vermerckt, daß ein weltlicher zugegen sey. Eine flasche heißt eine pulvertonne oder faß, den wein heissen sie roth pulver; das wasser aber weisses pulver; sie brauchen bey dem trincken keine gläser, sondern lauter becher, die kanonen heissen. Wenn sie ceremonienmäßig trincken, heißt es: ergreifft das pulver; der obermeister sagt: ladet! (da denn jeder den wein in seinen becher schenckt); ergreifft euer gewehr! (hier legen sie die Hand an den becher);.schlagt an! (sie heben den becher vor sich, als wenn ein soldat das gewehr präsentirt); feur! da ein jeder trincket, und unter währendem trincken auf den obermeister siehet, damit alle ihre becher zugleich absetzen können, den sie ein wenig vor sich, nach diesem an die lincke brust, und denn an die rechte bringen, weiches 3 mal also geschiehet, worauf die becher in 3 bewegungen wieder auf den tisch gesetzet werden, jeder 3 mal in die Hände klatschet, und eben so vielmal vivat ruffet. Die gesundheiten, so ausgebracht werden, sind

  1. des Königs oder Printzen, in dessen landen sie sich befinden;
  2. des Großmeisters;
  3. des obermeisters der loge;
  4. der oberaufseher;
  5. der neuaufzunehmenden glieder, wenn einige vorhanden;
  6. und endlich aller brüder.

Wenn einer in den orden aufgenommen werden will, geschiehet solches durch einen bruder, welcher der brüderschafft des aufzunehmenden begehren hinterbringt, und daher vortrager heißt, an dem aufnehmungstage aber die stelle des pathen vertritt. Er wird sodann nebst diesem in das finstere zimmer der aufnehmungs-loge auf eine stunde geführt, von dannen er zu dem obermeister kommt, und mit vielen seltsamen ceremonien, die wir hier nicht alle berühren können, aufgenommen wird. Sonderlich wird er von dem obermeister gefragt: versprechet ihr die geheimnisse der Freymäurer und der Freymäurerey niemals weder zu entwerffen, zu beschreiben, noch jemanden zu offenbaren, als einem bruder in der loge, und in gegenwart des ehrwürdigen obermeisters? wenn er solches bejahet, legt er folgenden eid ab: Im übertretungsfall erlaube ich, daß mir die zunge ausgeschnitten, das hertz heraus gerissen, mein cörper zu pulver verbrannt, und die asche in die lufft gestreuet werde, damit unter den menschen nicht mehr davon geredet werde; so wahr mir Gott helffe und dieses heilige Evangelium.
Hierauf läßt man ihn das Evangelium küssen, er tritt dem obermeister an die seite, man giebt ihm das schurtzfell, und 2 paar Handschuhe für ihn und seine dame, und lehret ihn sodann die zeichen der freymäurer. Diese zeichen sind anders bey den lehrlingen, anders aber bey den gesellen und bey den meistern beschaffen.
Zuweilen pflegen auch herren ihre bedienten in den orden aufnehmen zu lassen, da die ceremonien auf gleiche art, als bey den lehrlingen beschaffen, iedoch können selbige niemals zu der meisterschafft gelangen.

Die 4 hauptzeichen der freymaurer sind: das kehlzeichen, wo die hand mit bildung eines winckelmaasses nach der kehle geführet wird; das handzeichen, darinne man einander die gelencke der finger berühret; das brustzeichen, worinne die hand als ein winckelmaaß nach dem Hertzen geführet wird; und das fußzeichen, da die füsse wie ein winckelmaaß gesetzet werden. Die Wörter, deren sie sich bedienen, sind bey den lehrlingen jakin, und bey gesellen und meistern boatz, als die nahmen der 2 haupt-seulen des zerstörten Salomonischen tempels.

Wenn einer etliche monate ein lehrling gewesen, so wird er, ie fleißiger er sich in erlernung des Catechismus der freymäurer erwiesen, und sonst andere gute eigenschafften an sich zeiget, in den gesellen-stand aufgenommen. Hat er in demselben sich eifrig erwiesen, so kan er endlich unter die meister aufgenommen werden.

Die Pflicht eines freymäurers bestehet darinne, daß er mit seinen brüdern wohl lebet, die gebräuche des ordens getreulich beobachtet, und vornemlich ein unergründliches stillschweigen wegen der geheimnisse der brüderschafft in acht nimmt.

Nebst dem Catechismus macht die Historie Hirams, Adonirams oder Adorams einen theil ihrer geheinmisse aus, wozu auch ihre verborgene schrifft und die angenehme lieder, womit sie sich in ihren versamlungen ergötzen, und die von ihrem geschmack und absichten zeugen, gehören.

Mehr nachricht geben die viele von diesem beruffenen orden ans licht getretene schrifften, davon die meisten erzehlet werden in dem
neuaufgesteckten brennenden leuchter des Freymäurer-ordens, so 1746 in 8 heraus kommen, von denen wir nur folgende 3 anfuhren:
der verrathene orden der Freymäurer 1745;
die zerschmetterten Freymäurer, Franckfurt und Leipzig 1746, 8.
Sammlung der Freymäurer-lieder, Leipzig 1746, 8.


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