Erstes deutsches Freimaurerlied

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Ein frühes deutsches Freimaurerlied mit Noten, 1745

Ausarbeitung: Roland Müller

Aus:
Sperontes:
Singende Muse an der Pleisse
in 2 mahl 50 Oden.
Leipzig 1747

Dritte Fortsetzung
in 2 mahl 25 Oden
in Leipzig 1745

Sperontes war das Pseudonym von:
Johann Sigismund Scholze (1705-1750)

In Eugen Lennhoff, Oskar Posner: Internationales Freimaurer-Lexikon, 1932, steht:
„Der Schlesier J. Siegmund Scholze gab 1745 eine Liedersamlung heraus: ,,Der singende Schwan an der Pleiße", in welcher neben zahlreichen Gassenhauern u. a. m. auch ein Freimaurerlied erscheint.“


Für die beiden von Johann Elias Schlegel ebenfalls 1745 gedichteten Lieder sind erst später Noten zu finden:
Hier wo uns kein Spötter höret
Freimaeurer Lieder mit neuen Melodien. Regensburg 1772, No. 39
Dem festen Bau von unserm Glücke
Lieder zum Gebrauch in den Logen. Mit ausgewählten und verbesserten Melodien. Erste Sammlung. Zum Gebrauch der Logen in Schlesien. 1777, XXVIII

Die beiden ersten deutschen freimaurerischen Liederbücher von 1746 und 1749 haben für alle Gedichte Noten.


Nr. 49

ist ein Spottlied auf die damals frisch entstandenen Frauenlogen:

Nun kommt mein Mops, das treue Thier,
Mir täglich angenehmer für,
Da sich die Menschen nicht mehr schämen,
Den Hundenahmen anzunehmen;
Und auch so gar,
Ist das nicht rar?
Die Schönen dieser Erden
Anitzt zu Mopsen werden.

Nr. 50.

ist ein Freimaurerlied.
Es is daran kenntlich, dass unter den Noten Winkel, Setzwaage und Zirkel gezeichnet sind.


Sprecht, Vernünfftler, immerhin,
Was ihr wollt von unserm Orden,
Der euch recht zum Rätsel worden;
So verkehrt als euer Sinn
Das Urtheil von unsern Geheimnißen spricht;
So wenig entdeckt ihr und wißet sie nicht.

Euer schändlicher Verdacht,
Eure schnöde Lästerungen,
Die bisher auf uns gedrungen,
Haben uns nicht laß gemacht:
Wir bauen unsre Häuser ohn Kalk und ohn Stein,
Die weder vergänglich noch mangelhaft seyn

Denkt ihr denn, voll Unvernunft,
So viel würdig edle Glieder,
So viel redlich treue Brüder
Unter der Freymäurer Zunfft,
Verletzten die Tugend, verdürben den Staat?
O schafft euch vor Wahnwitz bei Zeiten doch Rath!

Unser Zweck bei jeder That,
Nach den strengsten Liebes-Pflichten,
Lauter Gutes zu verrichten,
Hat Vernunft zum Oberrath,
Mit andern, inzwischen, die Pflichten gemein:
Bescheiden, gelassen, gefällig zu seyn.

Auf der vorgesetzten Bahn
Denen Lastern zu entstehen,
Und den Tugendweg zu gehen,
Ehren wir soviel man kan;
Den Herren des Himmels, die Fürsten der Welt,
Und thun, was Gesetz und Verordnung enthält.

Bey dem allen, was ergötzt,
Jeder vor sich selbst empfindet,
Uns zusammen fest verbindet,
Bleibt der Wohlstand unverletzt.
Als Bürger und Freye, als Bruder und Freund,
Hält uns das traulichste Bündnis vereint.

Unsre Logen sind allzeit
Der Vergnügung reine Tempel,
Und ein richtiges Exempel
Unverbotner Lustbarkeit:
Was ehrbar, was mäßig, was löblich nur ist,
Wird nirgends in unsrer Gesellschaft vermißt.


Also seht ihr überüihrt,
Daß wir immer darnach streben,
Nützlich und vergnügt zu leben:
Daß dem Orden, der uns ziert,
Auch weder Verspottung,Verleumdung, noch Bann
In Zukunfft mehr Eintrag und Schaden tun kann.

Wer nun aber überhaupt,
Von dem allen, was wir treiben,
Und was viele davon schreiben,
Weder richtig denkt, noch glaubt;
Dem wird das Geheimniß der Freymaurerey
Zum ewigen Rätsel. Es bleibet dabey!