Freimaurerdichtung

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Im Tempel

Zurück, zurück, des Werkeltages Engen,
In eurem Treiben bleibt zurück!
Die Stunde kam, wo heiligen Gesängen
Entströmt der Ruhe sel'ges Glück;
Die Stunde kam, wo in des Ew'gen Tempel
Die Seele mich zu Höherem trägt.
Und sich der Weihe unverletzter Stempel
Auf Worte und Gedanken prägt.
Welch' ein Genuss, mit keinem zu vergleichen,
Im Tempel, wo der Vater thront,
Wo gleiches Heil dem Armen wie dem Reichen
Für gleichen Glaubens Treue lohnt,
Wo alle Schranken, die die Welt gezogen,
Verschwinden vor des Himmels Höhn,
Und der Verheißung sel´ger Friedensbogen
Sich neigt zu jedes Beters Flehn.
Hinauf, hinauf, ihr Schwingen meiner Seele,
Zu dem, der wohnt in Lieb' und Licht,
Dass kein Gedanke sich dem Herrn verhehle
Und das Gefühl des Herzens nicht;
Dass offen lieg' das Ganze meines Lebens
Vor dem, der prüfet und verzeiht,
Und den ja selbst der Aufschwung schon des Strebens,
Als sei es die Vollbringung, freut.
Sein Wort erschallt, und mehr als Menschen wissen,
Sagt mir des Glaubens Zuversicht,
Der Schleier ist vom Grab hinweg gerissen,
Aus bessern Welten strahlt das Licht.
Der Weg, den ich mit Kraft zu wandeln habe,
Liegt vor mir b», von ihm gebahnt,
Des Herzens Sehnen wird mir drauf zum Stabe,
Zum Führer, was die Seele ahnt.
Und mit mir all' des gleichen Sinns Genossen,
Sie hebt ein gleich Gefühl «empor:
E i n fester Bund, au« Gottes Macht «entsprossen,
Ein Ton im großen Weltenchor.
Nicht mehr steh' ich allein im Lebensstreite,
Vereint ist eine treue Schaar,
Es stehn Vertraun und Hoffnung mir zur Seit«,
Der Glaube beut sein Schild mir dar.
O sel'ge Zeit in dieses Tempels Hallen,
Wie sehnt nach dir mein Herz sich hin!
Hierher lasst mich in Schmerz wie Freude wallen.
Weil hier nur ich mein eigen bin.
Hier lasst des Vaters Ruhm und Ehr' mich preisen,
Wie's aus des Herzens Fülle bringt, Bis sich nach oben,
zu den Sternenkreisen,
Zum Himmelsdom die Seele schwingt.


Theodor Hell (Pseudonym für Karl Gottfried Theodor Winkler)
aus dem Buch "Enzyklopädie der deutschen Nationalliteratur" 1842 in Leipzig erschienen.
Erschienen auch in → "Allgemeines Israelitisches Gesangbuch: eingeführt in dem Neuen Israeltischen Tempel zu Hamburg" (Google Books)


An die Logenväter

O Licht und Einsicht, selbst in dunkler Zeit,
war euer Ziel, ihr ersten unsrer Kette,
die ihr in Dresdens schöner Silhouette
zu leben wusstet, und die Menschlichkeit,
sie galt euch heilig, sie, der hohe Stern,
aus Not geboren, und um Leid zu lindern
hoch aufgestiegen, zu den Landeskindern
herabgesunken, dass sie nah und fern
als Menschen konnten menschenwürdig leben,
ja das galt euch als schönste, freie Pflicht,
und mit dem Senkblei wusstet ihr zu schauen:
in euer selbst, den Tempel zu erbauen,
den Tempel als der Menschheit Lobgedicht -
auf dieses Werk lasst uns das Glas erheben!


von Robert Matthees
Gröditz bei Riesa, 6. Januar 2007


Die drei Säulen

Der Säulen drei stehn in des Tempels Hallen,
In denen Liebe unser Leben weiht,
Und deren heilige Macht die Brust uns allen
Wie Gotteskraft von Erdenlasten befreit.
Sie stehen fest, ob Stürme rings auch beben,
Und leuchtet uns - drum, Bruder, Gott vertrau -
Zum hehren heilgen geistgen Tempelbau.
Die Weisheit quillt, wie aus den Knospen Blüthen,
Aus lichtem, wahrem Denken frisch hervor.
Wer stets die Lüge vor sich selbst gemieden,
Steigt rasch zu ihrem hohen Ziel empor.
Die Wahrheit ist des Rechtes mächt´ger Hebel,
Durchglänzt, wie Sonnenstrahl, der Selbstsucht Nebel,
Und leitet fest - drum, Bruder, ihr vertrau -
Bei deines Lebens schwerem Tempelbau
Das Wohlgedachte kräftig auszuführen,
Ist ächter Brüder Maurer erste Pflicht,
Weil sonst nur leere, schöne Formen zieren
Den Mann, dem es an innrer Kraft gebricht.
Die Leidenschaften fallen ihren Schlägen,
Die Selbstsucht darf nicht wangen sich zu regen,
Weil weiser Plan und selbstbewußte Kraft
Uns rechten Sinn und Muth zur Arbeit schafft.
Die Liebe schmückt, die Schönheit unsre Säulen,
Wenn sie aus freiem Streben blüht hervor;
Sie läßt uns nicht bei Angestammtem weilen,
Sie öffnet allen Menschen frei ihr Ohr
Sie grünt als Lebensbaum durch alle Zonen,
Durch Ost und West, wo treue Brüder wohnen,
Und schlingt um sie als goldne Kette sich
Bei unsrem heilgen Baue ewiglich.

Berlin. Br. J. Landmann Quelle: Freimaurerzeitung Nr. 38, September 1856, X. Jahrgang, S.304

Dem Jubelmeister der Loge z. d. ehernen Säulen in Dresden Br. Küchenmeister

Melo. Die Wacht am Rhein

Es ragt in Neustadt-Dresdens Au
Aus dunklem Grün ein lichter Bau;
Sieht nicht wie Schloss noch Kirche aus!
Wem wohl gehört das stille Haus?
Das niegesprochne heilge Wort
Eröffnet Dir das Thor sofort!
Den Bau stützt zweier Säulen Schaft:
Das Gottvertraun, die Manneskraft;
Dazwischen Ring an Ring sich reiht,
Der Brüder feste Einigkeit;
Wenn schwer Dein Herz die Sorge presst,
Der Brüder Liebe hält Dich fest!
Und ein Tapis den Grund bedeckt,
Um den drei Kerzen aufgesteckt.
Was kündet, was der Kerzen drei
Symbolische Bedeutung sei?
Der Mond, die Sonn am Himmelszelt,
Der Meister, der den Bau erhellt!
Nun sind es fünfundzwanzig Jahr,
Da weihte sich an dem Altar
Der königlichen heilgen Kunst,
Den heute schmückt Latomiens Gunst.
Der Säulenloge drittes Licht
Aus seinem klaren Geiste spricht.
Was er in dieser Spanne Zeit
Gesät hat für die Ewigkeit,
Wie er gekämpft für Recht und Licht,
Vergisst der freie Maurer nicht.
Wer also treu den Hammer schwingt,
Dem inngen Dank der Maurer bringt.
Und zu dem ewgen Bauherrn geht
Von aller Lippen das Gebet,
Dass er noch zu dem goldnen Fest
Den Säulenmeister rüstig lässt!
Oh Bauherr, der die Welt erschafft,
Gieb Deinen Segen ihm und Kraft!
Beim Fest in einer Zeit so wild
Verweilt der Friedensengel mild.
Wo Brudersinn die Kette schlingt,
Der Engel seinen Fittig schwingt;
Drum Frieden auf der Erden sei
Das goldne Ziel der Maurerei!

Dresden von Br. Alphonse Levy

Quelle: Freimaurerzeitung von 1870


Herzgewinn

von Ernst Anschütz ("Fuchs Du hast die Gans ..." Mitglied der Loge Apollo in Leipzig)

Wie in der Nacht des tiefsten Meeres
Geheimnisvolle Wesen ruhn,
Und nur der Blitz des Ohngefähres
Vergönnt, den Blick auf sie zu thun:
So liegt verschlossen in der Seele
Geheimer Wünsche dunkle Macht;
Wie auch das Herz sie sich verhehle,
In Freund und Thränen sie erwacht.
Chor:
Es lebt und glüht in unsrer Seele
Geheimer Wünsche dunkle Macht.
Zeigt sich der Keim zu einer Blüthe
In der umflorten Seele Schooß,
In der Hoffnung, daß ihr Kelch erglühte,
Wenn sie durchdrang der Hülle Moos:
Dann regt im Herzen sich ein Mahnen
Nach Wesen, die empfänglich sind
Für unsrer Freude süßes Ahnen,
In dem das Trübe leicht zerrinnt.
Chor:
Es glüht im Herzen stets ein Mahnen,
Daß es ein liebend Herz gewinnt.
So wird die Brust entzückt erweitert,
Tritt in den Bund ein Neuer ein,
Und unser Auge wird erheitert,
Wenn sich Besuchende uns weihn.
Ja! doppelt wird getheilte Freude,
Zu der ein Andrer sich beeilt;
Halb sind wir nur des Schmerzes Beute,
Wenn ihn ein Herz noch mit uns theilt.
Chor:
Halb sind wir nur des Schmerzes Beute,
Wenn ihn ein Herz noch mit uns theilt.

Quelle: Freimaurerzeitung Nr. 48, November 1856


Kennst Du nicht das Licht des Lebens

Kennst Du nicht das Licht des Lebens,
Kennst Du seine Schatten nur,
Nicht des Lebens goldne Sonne,
Nur des düstern Nebels Spur?
Zage nicht, die Truggestalten
Schwinden hin gleich eitlem Schein,
Dorten wird die Tugend leuchten,
Und das Blendwerk dunkel sein!
von Friederike Kempner


The Measure of a Man

Not "How did he die?"
But "How did he live?"
Not "What did he gain?"
But "What did he give?"
Not "What was his station?"
But "Had he a heart?"
And "How did he play his God-given part?"
Not "What was his shrine?"
Nor "What was his creed?"
But "Had he befriended those really in need?"
Not "What did the piece in the newspaper say?"
But "How many were sorry when he passed away?"
Was he ever ready with a word or good cheer,
To bring back a smile, to banish a tear?
These are the units to measure the worth
Of a man as a man, regardless of birth.

Übersetzung

Nicht "Wie ist er gestorben?"
Sondern "Wie hat er gelebt?"
Nicht "Was hat er im Leben zusammengerafft?"
Sondern "Was hat er gegeben?"
Nicht "Was war sein Standpunkt?"
Aber "Hatte er ein Herz?" und "Entsprach er der Bestimmung des Menschen?"
Nicht "Was war sein Heiligtum?" noch "Was war sein Glaubensbekenntnis?"
Aber "Half er all denen die in Not waren?"
Nicht "Was schrieb die Zeitung über ihn?"
Sondern "Wie viele waren traurig als er von uns ging?"
War er immer guten Mutes, immer bereit, mit einem aufmunternden
Wort das Lächeln zurückzubringen, die Tränen zu verbannen?
Dies ist der Maßstab, den Wert eines Menschen als Mensch,
unabhängig von seiner Herkunft, zu erkennen.</poem>
Quelle: Anglo-Hanseatic Lodge No. 850, Gegründet 1958, Matrikelnummer 850, anlässlich einer Festarbeit.

Siehe auch