Katholizismus

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Nichts bleibt wie es ist: Der Lexikonartikel nebenan wurde im Jahr 1932 veröffentlicht, er gibt also die Situation im frühen zwanzigsten Jahrhundert wieder. Von katholischen Randgruppen abgesehen hat sich das Verhältnis zwischen der Katholischen Kirche und der Freimaurerei bis zum frühen einundzwanzigsten Jahrhundert deutlich entspannt. Diese Entwicklung setzte spätestens in den 1970iger Jahren mit den Gesprächen des österreichischen Freimaurers Kurt Baresch und dem damaligen Wiener Kardinal Franz König ein.

Ein anderes zwar kleines aber bezeichnendes Beispiel für diesen Fortschritt soll hier aus der Jahreswende 2016/17 zitiert werden, als der Kardinal von Prag, Dominik Duka, in seiner kurzen Neujahrsansprache ganz überraschend die Philosophie der Freimaurer würdigte. Nachdem er das 2017 fällige Luther-Jubiläum (500 Jahre Thesenanschlag in Wittenberg) angesprochen hatte, ging der Kardinal unvermittelt auch auf das im selben Jahr anstehende Freimaurerjubiläum ein: 300 Jahre Großloge von England, die älteste Großloge der Welt.

Aus dem Tschechischen übertragen sagte er: "Zweihundert Jahre nach Martin Luther, im Jahr 1717, hegten in London spirituelle und intellektuelle Denker Zweifel, dass man die Welt nur mit dem Glauben auf der Grundlage der Bibel verbessern könne. Das war die Gesellschaft der Freimaurer. Sie reagierten auf die Lage nach dem 30-jährigen Krieg, der eine große Katastrophe war, vor allem auch für Mitteleuropa. Und sie sahen, dass die Zukunft zwar in den Händen des Weltarchitekten liegt, also des Schöpfers, dass sie aber ebenso von der Vernunft und der Toleranz der Menschen abhängt."

Angesichts vieler Reibereien, die es geschichtlich zwischen der Katholischen Kirche und der Freimaurerei gab, ist das eine bemerkenswerte Klarstellung durch einen ranghohen katholischen Würdenträger.

Das oben abgebildete Fenster im Prager Veitsdom, also in der Kirche des Kardinals, wurde übrigens vom tschechischen Künstler Alfons Mucha (1860 bis 1839) gestaltet. Mucha war Freimaurer. - Rudi Rabe
Foto: Clayton Tang (Wikipedia cc).

Katholizismus, Katholische Kirche

Quelle: Internationales Freimaurer-Lexikon von Eugen Lennhoff und Oskar Posner (1932)


Der Kampf der katholischen Kirche gegen die Freimaurerei setzte mit einer Konferenz ein, die zwei Jahre nach Gründung der ersten Loge in Rom auf Veranlassung der Sacra Congregatio Inquisitionis von den Leitern der drei päpstlichen Kanzleien, Ottoboni, Spinola und Zondadori am 25. Juni 1737 abgehalten wurde.

Die Berliner "Vossische Zeitung" (1737, Nr. 85) berichtete bereits unterm 30. Juni aus der Lombardei, "das heilige Amt der dasigen Inquisition, bei welchem die errichtete Gesellschaft der Frei-Mäurer denunciiret worden", habe "geurteilet, daß darunter ein heimlicher Molinismus oder Quietismus verborgen seyn müsse".

Man habe "auch bereits die gerichtliche Verfolgung wider diese Brüderschaft angefangen und verschiedene Personen in Verhafft genommen, ob man gleich große Ursache zu zweifeln hat, daß ihre Grund-Sätze mit einigen Erleuchtungen und hohen Betrachtungen, welche bei dem Molinismo und Quietismo zu finden, selten in Vergleich zu stellen seyn".

Am 28. April 1738 erließ Papst Clemens XII. die erste Bulle gegen die Freimaurerei, die mit den Worten begann: "In eminentia postolatus specula." Sie beinhaltete die "Verdammung der Gesellschaft oder der heimlichen Zusammenkünfte, Freimaurer genannt, unter Strafe des mit der Tat sofort eintretenden Bannes, von dem die Lossprechung, das Sterbebett ausgenommen, dem höchsten Oberhaupt der Kirche vorbehalten bleibt". Vorgeworfen wurde der Freimaurerei in dieser Bulle, daß bei ihren Zusammenkünften "Menschen aller Religionen und Sekten, mit dem angemaßten Schein einer gewissen Art von natürlicher Rechtschaffenheit zufrieden, durch ein enges und geheimnisvolles Bündnis nach festgestellten Gesetzen und Gebräuchen sich miteinander verbünden und zugleich im geheimen wirken, indem sie sowohl durch einen auf die Heilige Schrift abgelegten Eid als durch Androhung schwerer Strafen zu einem unverbrüchlichem Stillschweigen verpflichtet werden".

Trotz der Schwere der Kampfansage gegen die "Ketzerei" tat die Bulle nicht überall die gleiche Wirkung. Eine Reihe von Fürsten, so König August von Polen, trachteten, ihr kräftigsten Nachdruck zu verschaffen. Für das weltliche Herrscherreich des Papstes erließ Kardinal Firrao ein besonderes Edikt, in welchem Exkommunikation, Güterkonfiskation und Todesstrafe angedroht wurde. In Spanien, Portugal und Florenz verzeichnete die Freimaurerei bald ihre ersten Märtyrer.

Eine in Dublin erschienene Verteidigungeschrift "Relation Historique..." wurde von der Inquisition zur Verbrennung durch Henkershand verurteilt; das Urteil wurde am 25. Februar 1739 in Rom auf öffentlichem Platz vollzogen. In anderen Staaten dagegen, z. B. in Frankreich und den habsburgischen Erblanden, wurde die Bulle nicht kundgemacht. Trotzdem begannen auch in Wien und Paris Freimaurerverfolgungen.

Eine zweite Bulle gegen die Freimaurerei erließ Benedikt XIV. am 18. Mai 1751 ("Providas"). Auch sie verurteilte die Freimaurerei lediglich aus religiösen Gründen, namentlich wegen des Toleranzgedankens der "Alten Pflichten" von 1723. Wenn der Papst sagte: "Da in derlei Gesellschaften und Konventikeln Leute jeder Religion und jeder Sekte sich zusammengesellen, kann der Reinheit der katholischen Religion ein großer Schaden zugefügt werden...", so zielte das deutlich auf Andersons Charakteristik der Maurerei als "Mittelpunkt der Vereinigung und das Mittel, treue Freundschaft unter Personen zu stiften die sonst in beständiger Entfernung hätten bleiben müssen", aber auch auf die "Religion, in der alle Menschen übereinstimmen".

Die Folgen dieser Bulle waren in manchen Ländern noch schwerwiegender als die der ersten. In Spanien wurden Freimaurer von der Inquisition eingekerkert. Ferdinand VI. erklärte in einem Dekret alle Mitglieder des Bundes als Hochverräter und des Landes verwiesen. Der Franziskaner Fra Joseph Torrubia, Zensor und Revisor der Inquisition zu Madrid, ließ sich, nachdem er vom päpstlichen Pönitentiarius vorher vom abzulegenden Gelöbnis der Verschwiegenheit entbunden worden war, in eine Loge aufnehmen und bezeichnete dann in einer Anklageschrift die Freimaurer als Sodomiten und Zauberer, Ketzer, Atheisten und Aufrührer, die "zur größeren Verherrlichung des Glaubens und Stärkung der Gläubigen in einem erbaulichen Autodafé verbrannt werden sollten. In Neapel, Portugal, Danzig, Aachen, Avignon, Savoyen usw., von 1784 an auch in Bayern, war die Freimaurerei ebenfalls Verfolgungen ausgesetzt.

Auf der anderen Seite zeigten sich im 18. Jahrhundert aber auch starke Beziehungen zwischen Katholischer Kirche und Freimaurerei. In Frankreich, Österreich, den österreichischen Niederlanden, italienischen Staaten usw. war die überwiegende Mehrheit der Freimaurer katholischen Glaubens. Als sich die Grande Loge Anglaise de France, die Großloge von Frankreich, 1755 neue Gesetze gab, trennte sich die französische Maurerei geistig von der englischen Mutter u. a dadurch, daß sie das römisch-katholische Glaubensbekenntnis von den Aufnahmesuchenden verlangte (Fischer-Kretschmer, "Katechismen", IV.). Selbst in Irland mit seinem besonders militanten Katholikentum stellte dieses 50-60% der Logen-Mitgliedschaft. Die Zahl der katholischen Geistlichen in Logen aller Länder war namentlich in der josefinischen Ära - sehr groß; eine Zusammenstellung (Reinhold Taute "Die katholische Geistlichkeit und die Freimaurerei", 1909), die über fünfhundert Namen anführt, verzeichnet unter diesen auch eine bedeutende Zahl hervorragendster Kirchenfürsten.

Es gab Freimaurerlogen, die ausschließlich oder fast ganz aus Klerikern zusammengesetzt waren, so die in Clairvaux, und in der freimaurerischen Literatur des 18. Jahrhunderts sind Abwehrschriften, die Geistliche zu Verfassern haben, nicht selten (Michaeler). In Belgien und anderwärts ließen die Logen an den Johannistagen Messen lesen, denen die Brr. korporativ beiwohnten während der zelebrierende Geistliche über dem Ornat sehr oft das freimaurerische blaue Band trug. Bei den Brudermahlen wurden die Kirchenvorschriften über Fasten und Fastenspeisen streng befolgt. Nach der Aufhebung des Jesuitenordens, 1773, kamen, auch viele Exjesuiten in die Freimaurerei. Da in dieser Zeit auch freimaurerische Hochgrade starke Verbreitung hatten, denen entschieden katholisierende Tendenzen (s. u. a. Klerikale System) innewohnten, konnte die Behauptung starke Anhängerschaft gewinnen die Jesuiten hätten die Freimaurerei, bzw. deren Hochgrade erfunden oder doch auf eine Umgestaltung der ursprünglichen englischen (als protestantisch bezeichneten) Form hingewirkt, um den Bund den Interessen der katholischen Kirche dienstbar zu machen, vor allem das Haus Stuart und damit die katholische Religion wieder nach England zu bringen (Jesuiten). Noch 1904 behauptete Ludwig Keller ("Die Tempelherren und die Freimaurer) über die Strikte Observanz, in der er eine von katholischer Seite ausgehende Reform der Freimaurerei zwecks Aufsaugung der Freimaurer durch die Tempelherren erblickte: "In demselben Augenblick wo sich die Kurie mit dem ganzen Gewicht ihrer Macht gegen die Gesellschaft der Freimaurer erklärte, erhob sich unter dem vielversprechenden Protektorat eines Fürsten, der ihr Verbündeter war (d. i. der angebliche Großmeister Karl Eduard Stuart, der Prätendent [s. d.]) der neue Ritterorden, der alle Bräuche der Maurer und noch viel mehr in sich enthielt. Die Möglichkeit trat in den Gesichtskreis, die bisherigen Protektoren der Freimaurer dazu gehörte außer dem Haus Hannover seit 1740 auch der König von Preußen aus dem Sattel zu heben und die gesamte Organisation der freien Maurer allmählich in ein nützliches Organ katholischer Fürsten und Staaten und in eine weltlich-geistliche Kongregation zu verwandeln. Eine Auffassung, der wir nicht beizupflichten vermögen.

Von päpstlicher Seite geschah von 1751 bis 1814 wenig Sichtbares gegen die Freimaurerei. Pius VI. ließ zwar 1791 Cagliostro auch wegen "Freimaurerei" verurteilen und bestätigte in einem damit im Zusammenhange stehenden Dekret die Konstitutionen seiner Vorgänger. Aber gerade unter diesem Papst, der auch in einer Konsistorial-Allokution die Hinrichtung Ludwigs XVI. als "die Quintessenz des freimaurerischen Katechismus" charakterisierte, wurden die Freimaurer nicht mehr ex officio exkommuniziert.

Ganz anders gestalteten sich dann die Dinge, als nach dem Sturz Napoleons, Pius VII. wieder zur Macht kam. Nachdem am 7. August 1814 der Jesuitenorden wiederhergestellt worden war, erließ der Kardinal-Staatssekretär Consalvi am 13. August d. J. eine heftige Verordnung gegen "Freimaurer, Illuminaten, Ägypter..., in der zum erstenmal "die mörderische Entfaltung und die verborgenen Pläne dieser geheimen Vereinigungen und höllischen Zusammenkünfte gebrandmarkt, d. h. politische Kampfgründe angeführt werden. Die Beschuldigungen, die der Abbé Barruel und seine Gesinnungsgenossen im Zusammenhange mit der französischen Revolution gegen die Freimaurerei erhoben hatten, die Tatsache, daß manche in dem Wirken des dem Papst so verhaßten Napoleon und seiner Männer freimaurerisches Tun erblickten, die Kampfstellung, die Kaiser Franz I. und Metternich gegen den Bund einnahmen, machten sich hier deutlich geltend. 1818 gestattete die Kurie, daß die im übrigen aufgehobene Folter ausnahmeweise gegen die Freimaurer angewendet werde. Im Kirchenstaate und in Spanien wurde davon auch Gebrauch gemacht. 1821 erging die Bulle "Ecclesiam a Jesu Christo, die zwar gegen die Carbonari gerichtet war, in diesen als angeblichen Ablegern oder doch Nachahmern der Freimaurerei aber auch jene treffen wollte.

Von diesem Zeitraum an wurden nicht nur die Bullen und Enzykliken "wider Krebs und tötliche Pest der Gesellschaft" immer zahlreicher, die katholische Welt lebte ihnen auch in erhöhtem Maße nach. Seit den dreißiger Jahren des letzten Jahrhunderts ist Logenmitgliedschaft katholischer Geistlicher kaum mehr zu verzeichnen; auch die Gläubigen zogen sich zurück. Besonders auffällig trat das in Irland in Erscheinung. Dort hatte der Großmeister der Freimaurer, Lord Donoughmore, sich im Parlament für die Katholiken-Emanzipation geradezu geopfert. Trotzdem verließen mit dem Katholikenführer Daniel O'Connell, der ein eifriger Freimaurer gewesen war, seine Glaubensbrüder die Logen in Scharen. Leo XII. (Quo graviora mala", 1825) Pius VIII. (1829), Gregor XVI. ("Mirari vos", 1832), Pius IX. (dieser achtmal) und Leo XIII. erließen Verdammungen der Freimaurerei. Am schärfsten der letztere in der Enzyklika "Humanum Genus" vom 20. April 1884, in der er die Freimaurerei "das Reich des Satans", eine "unreine Seuche" (impuram hane luem) nannte, während Pius IX. von der "Synagoge des Satans", von den "geheimen Sekten, die zum Verderben und zur Verwüstung der Kirche sowohl als des Staates aus der Finsternis emporgestiegen", gesprochen hatte.

Die päpstlichen Verurteilungen der Freimaurerei folgten meist auf politische Geschehnisse, bei denen ein Zusammenhang mit dem Bund konstruiert wurde: Die Julirevolution 1830, die Freiheitskämpfe von 1848, der Abfall der Altkatholiken, die Aufrichtung des geeinten Italien, der Kulturkampf in Belgien und Deutschland wurden den Freimaurern angelastet.

Die Verdammungen hatten auch ein gewaltiges Anwachsen des antifreimaurerischen Schrifttums im katholischen Lager zur Folge. Namentlich Jesuiten traten mit Kampfschriften hervor (Meurin, Bresciani, Schneemann, Pachtler, Gruber u. a.). In einzelnen Ländern bildeten sich starke antifreimaurerische Organisationen (s. d.). Insbesondere in Frankreich traten deren bis auf den heutigen Tag sehr zahlreiche auf den Plan. Auf Katholikentagen bildete die Freimaurerfrage meist Gegenstand eingehender Aussprache, in der jeweils Verstärkung der Aktion gegen "jene weltbekannte Partei von Verschworenen und Meineidigen, die von den Christen höchstens den Namen haben", gegen "das gottlose Schurzfell", gegen die "Männer der Finsternis und des Todes", gegen die "Organisation des Unglaubens" verlangt wurde, Gebetsfeldzüge wurden angesagt, die Kirchenstrafen gegen die Freimaurer an den Kirchentüren in Erinnerung gebracht. Alle Versuche, in Österreich die seit Ende des 18. Jahrhunderts unterdrückte Freimaurerei wieder einzuführen, scheiterten am Widerstand der kirchlichen Kreise.

Immer wieder wurde den Gläubigen erklärt, daß die Freimaurerei als fanatische Gegnerin von Kirche, Staat und jeglicher Ordnung Thron und Altar unterhöhle, daß sie abscheulichem Satanskult huldige, daß ihr der Mord heilig sei und vor allem alle politischen Attentate ihr zur Last fielen. Den Höhepunkt erreichte der Kampf im 19. Jahrhundert mit der durch den Taxil-Schwindel ausgelösten heftigen Bewegung, die wiederum in dem antifreimaurerischen Kongreß von Trient (s. d.) 1896 gipfelte.

Wenn manche geglaubt hatten, daß die Aufklärung des Betruges, den Taxil an der Kirche verübt hatte, der schmähliche Zusammenbruch seiner Lügenmärchen über die Freimaurerei klärend wirken würde, so war das ein Trugschluß. Zwar sind in den letzten Jahrzehnten die päpstlichen Verdammungen der Freimaurerei spärlicher geworden, die Fehde hat aber an Heftigkeit nicht nachgelassen. In jüngster Zeit erhob die katholische Kirche in der ganzen Welt gegen die Freimaurerei den Vorwurf, sie habe den Kulturkampf in Mexiko und den Kirchensturm in Spanien entfesselt. Sie nannte das den "Freimaurerkrieg" gegen die Kirche.

Und wie nach dem Weltkrieg von manchen Kanzeln herab verkündet wurde, die Freimaurer hätten das Attentat von Sarajevo angestiftet und so den Weltbrand entfesselt, so wurde und wird von den gleichen Stellen aus gepredigt, die Freimaurer in gewissen Ländern sähen ihre Hauptaufgabe darin, Priester und Nonnen zu foltern, Kirchen und Klöster in Brand zu stecken. Bis auf den heutigen Tag wird die Lehre verkündet: das Ziel der Freimaurerei sei die Zerstörung der gegenwärtigen christlichen Zivilisation. Die angestrebte Weltherrschaft des Freimaurerbundes würde an deren Stelle eine naturalistisch-atheistische Zivilisation setzen. Die Freimaurer stünden nicht im Heerlager des Gottesreiches auf Erden, der wahren Kirche Jesu Christi, sondern in jenem des Reiches des Satans.

Die Argumente, denen der "heilige Krieg" der Kirche gegen die Freimaurerei entspringt, liegen somit auf der Hand. Sie sind oft analysiert worden. Der erste und gewichtigste Grund, den alle Päpste ihrem Verdammungsurteil vorangestellt haben, ist der Vorwurf, daß der Freimaurerbund Männer von verschiedenen Religionen und Sekten als Brr. einigt und dadurch die Reinheit der katholischen Religion trübt".

Diese Einstellung kommt in unseren Tagen mittelbar [1932] auch in der an sich nicht gegen die Freimaurerei gerichteten Enzyklika Pius XI. über die "Einheit der Kirchen" zum Ausdruck, die die Anstrengungen verurteilt, "die gemacht werden, die wahre Religion mit den falschen zu verbinden und den Glauben zu erwecken, daß alle Religionen gut sind". Pater Gruber S. J. (s. d.) hat als die Wesenheiten der modernen Freimaurerei, wie sie der Kirche heute erscheinen, folgende Punkte angeführt:

1. Den allem grundsätzlichen Liberalismus gemeinsamen, angeblich religiösen oder konfessionell neutralen, tatsächlich antisupranaturalistischen, praktisch-adogmatischen und antidogmatischen Charakter,

2. das naturalistisch-humanitäre Fundamentalprinzip,

3. die deistische Grundidee. (Gruber schreibt nicht atheistisch, sondern deistisch!)

Die Kirche fordert unbedingten Gehorsam gegen ihre Autorität, die Freimaurerei anerkennt die freie sittliche Selbstbestimmung des Menschen. Die katholische Kirche lehrt die Verderbtheit der menschlichen Natur und ihre Wiederheiligung nur durch die kirchlichen Gnadenmittel; die Freimaurerei lehrt die Entwicklungsfähigkeit und Vervollkommnung des Menschen aus eigener sittlicher Kraft. Jene ermuntert zur Tugendübung durch Verheißung von Lohn und Strafe im Jenseits, diese fordert die Übung des Guten um des Menschen im Diesseits willen. Die katholische Kirche muß grundsätzlich unduldsam, die Freimaurerei grundsätzlich duldsam sein. (Vergl. Karl Weiß, "Jahrbuch des Vereins deutscher Freimaurer" 1924/25.)

Die freimaurerische Weltanschauung steht mit ihrer Metaphysik und Ethik, mit ihren Grundanschauungen über Menschenbestimmung und Menschenwert der katholischen Weltanschauung scharf abgegrenzt gegenüber, niemals aber hat das Freimaurertum, das keineswegs Religion ist, die Betätigung seiner Weltanschauung zu bewußtem, absichtlichem Kampf gegen die katholische Kirche als religiöse Gemeinschaft mißbraucht. Dies stünde im vollen Widerspruch zur Adogmatik und Toleranz seiner Geistesrichtung. Auf einem ganz anderen Gebiet liegt die Tatsache, daß die Freimaurer in den romanischen Staaten den ihnen aufgezwungenen Kampf schließlich aufnahmen, im Lager des Liberalismus führend auftraten, ihre freiheitlichen Ideen auch in der Öffentlichkeit nachdrücklichst verfochten und zu Trägern antiklerikaler Kulturpolitik wurden, nicht als Feinde der Kirche, wohl aber als Gegner des Machthungers auf bürgerlich-staatlichem Gebiete.

Siehe auch

Abbé Barruel - Reihe

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