Matteo Alberti

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Das Tempelgewölbe

Matteo Alberti

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Logengeschichte

Die Loge wählte den Namen des Barockbaumeisters des Bensberger Schlosses, Matteo Alberti, zum Vereinsnamen. Es gibt Hinweise, dass der Kurfürst Johann Wilhelm II. von der Pfalz, gen. Jan Wellem, Bauherr des Bensberger Schlosses, Schriftverkehr vorfreimaurerischen (alchimistischen) Inhaltes mit seinem Baumeister Graf Matteo Alberti geführt hat. Zur Geschichte des Schlosses und seines Erbauers findet ihr auf den Webseiten Lust auf Bensberg lesenswerte Zusammenfassungen. Heute befindet sich das Grand Hotel Schloss Bensberg im Schloss.

Bis 1999 waren die Freimaurer des Bergischen Landes auf die umliegenden Logen angewiesen. Am 30. März 1999 wurde deshalb die Loge Matteo Alberti im Goethehaus zu Bensberg als Verein gegründet. Die feierliche Lichteinbringung folgte am 16. Januar 2000, in der die Loge von der Grossloge A.F. u.A.M., aus der Hand des Grossmeisters, ihr Patent erhielt.

Kurfürst Johann Wilhelm II und Graf Matteo Alberti

Vortrag zum 10. Stiftungsfest der Loge MATTEO ALBERTI Nr. 1020 i.Or. Bergisch Gladbach

Manfred Müller-Berg

Mein Vortrag zum heutigen Tage, unserem 10. Stiftungsfest am 16. Januar 2010, befasst sich mit dem Leben und Wirken des Grafen Matteo Alberti, dessen Name unsere Loge als Logenbezeichnung trägt. Ich habe dieses Thema ausgewählt, weil ich davon ausgehe, dass nur wenige Anwesende, die seinen Namen zwar kennen, überhaupt etwas Konkretes über diesen außergewöhnlichen Mann wissen. Und mit dem Namen Matteo Alberti verbindet sich zwangsläufig auch der seines Dienstherrn und Auftraggebers, des Kurfürsten Johann Wilhelm II von der Pfalz-Neuburg, volkstümlich bekannter unter der Kurzform ‘Jan Wellem‘. Die enge Verbindung dieser beiden Männer macht es unmöglich, über einen von beiden ohne den anderen zu berichten.

Bevor ich nun zu Matteo Alberti selbst komme, hier zunächst einige Worte über seine Zeit, seine Entwicklung in Italien, seinen Bauherrn und Auftraggeber Johann Wilhelm II und somit über das Wirken des Baumeisters Alberti in dessen Diensten. Es ist die Zeit des ausgehenden Hoch-Barock. Das heutige Deutschland existiert noch lange nicht. Der deutschsprachige Raum ist zerklüftet in zahlreiche selbständige Herzog- und Fürstentümer unterschiedlicher Größe und Macht. Die früheren Herzogtümer Jülich und Berg waren infolge des Jülisch-Klevischen Erbfolge-streits dem Haus Pfalz-Neuburg zugefallen. Ein Spross dieses Hauses war Fürst Johann Wilhelm II, also Jan Wellem, der von 1679 bis 1716 37 Jahre lang über einen großen Teil des heutigen Nordrhein-Westfalen in Düsseldorf residierte und darüber hinaus über weitreich-ende Machtbefugnisse bis nach Bayern und Sachsen verfügte. Er war Reichsvikar und Truchsess des Kaisers. Durch kluge Heirat seiner Schwestern war er mit den Königshäusern von Spanien, Portugal und Polen und mit dem Habsburger Kaiserhaus verbunden. Er selber heiratete in erster Ehe die Stiefschwester des Kaisers Ferdinand III und in zweiter Ehe vermählte er sich mit Anna Maria Lovisa di Medici aus Florenz, der Tochter Herzog Cosimos di Medici. Den Bau des Bensberger Schlosses begann Jan Wellem nach dieser Heirat.

Jan Wellem wird geschichtlich als ein außergewöhnlicher Regent geschildert, der neben hervorragender Bildung und umfassendem Wissen von großer Intelligenz gezeichnet war. Hier seien nur sein Kunstverstand, seine Kunstsammlung und seine fortschrittliche Rechts- und Sozialgesetzgebung am Rande erwähnt. Wann genau Jan Wellem Matteo Alberti nach Düsseldorf in seine Residenz als Baudirektor berufen hat, ist geschichtlich nicht genau bekannt. Und warum gerade Matteo Alberti?

Sicher ist, dass Matteo Alberti bereits einen über Italien hinaus gehenden Ruf als Architekt und Baumeister besaß. Geboren 1647 in Venedig, Schüler des Baumeisters Andrea Palladio, hatte er sich nach Entwurf und Ausführung von Tiefbau- und Wasserbaumaßnahmen bereits auch als Architekt von repräsentativen Schlössern für den Adel und als Militärarchitekt einen Namen gemacht, der über die Alpen hinweg bis wohl nach Düsseldorf reichte. Jan Wellem ernannte Matteo Alberti bald zum Baudirektor für das gesamte Bauwesen seines Regierungsbereiches, bald zum Oberbaudirektor, zum Bausuperintendenten und erhob ihn schließlich in den unteren Adelsstand als Graf Matteo Alberti.

In diese aktive Zeit Albertis unter Jan Wellem fallen diverse Auftragsarbeiten zwischen 1709 und 1717 wie z.B. das dem Kurfürsten als Sommerresidenz dienende bekannte Schloss Schwetzingen, die Ursulinenkirche in Köln, 1709 die kurfürstliche Galerie Düsseldorf, 1709 das Kriegskommissariat des Sicherheitshafens Düsseldorf, 1710 das so gen. “Neue Haus“ für den Kölner Weihbischof Johann Werner de Veyder und Kapelle und großer Anbau an Schloss Malberg in der Eifel, 1711-1715 Entwurf eines Epiphats im Kölner Dom von außergewöhnlicher Größe und Ausschmückung für den Domkapitular und Erzbischof von Adrianopel, Adam Daemen. 1711-1717 Nordwest- und Westtrakt des zweiten Hofes des Jesuitenkollegs in Köln, 1714-1716. In diese Zeitspanne fällt die Verwitwung des Kurfürsten von seiner ersten Ehefrau und die Wiederverehelichung mit der bereits erwähnten Anna Maria Lovisa di Medici aus Florenz. Jan Wellem besaß bereits das alte Schloss Bensberg, auch die Bensberger Alte Burg genannt, von der der Architekt Böhm noch Fragmente ins moderne Bensberger Rathaus integriert hat. Jan Wellem nutzte die Burg gelegentlich für seine Jagden in den umliegenden Wäldern. Aber das alte Gemäuer war kein Schloss für eine Frau wie Anna Maria Lovisa. Zu herb, zu kalt, zu wenig repräsentativ.

Vor diesem Hintergrund entstand der Plan für ein völlig neues Schloss in Bensberg. Hier nun stand Matteo Alberti vor der Aufgabe seines Lebens. Die Aufgabe lautete, ein fürstliches Gebäude als repräsentatives Jagdschloss baulich zu errichten und, in höchstem Maße den Ansprüchen des Bauherrn und seiner Gemahlin gerecht werdend, künstlerisch prachtvoll auszugestalten. Dazu bedurfte es weitreichender Vorplanung, beginnend von der Auswahl der Lage, des Standortes, der Untersuchungen des Baugrundes, der Beschaffung ortsnaher Baumaterialien und vor allem dem Engagement renommierter Künstler für die Ausgestaltung des Anwesens. Die fand Matteo Alberti wiederum in Italien, wo die Baukunst und die Innenarchitektur in einer Hochblüte des Barock standen.

Geld spielte keine Rolle. Und so wurden aus der Toskana Maurer, Stuckateure, geeignete Spezialhandwerker, z. B. Zimmerer für die geschwungenen Treppenhäuser und für die 4 runden Turmkuppeln über die Alpen nach hier und berühmte Maler aus Frankreich und Holland nach Bensberg geholt. Baubeginn war 1706. So entstand ein Bauwerk von ganz besonderer Prägung, das Neue Schloss Bensberg. Gelegen auf der Anhöhe oberhalb der alten Burg und mit seiner Mittelachse ausgerichtet auf den damals noch unfertigen Kölner Dom. Allein der bevorzugte Standort des Bauwerks mit Blick auf die Kölner Bucht und weit darüber hinaus und umgeben von den Wäldern des Bergischen Landes stellen eine Besonderheit dar. Für die Innenausstattung waren die wiederum italienischen Barockkünstler prädestiniert. Deckenfresken und ziselierte Stukk-arbeiten in Verbindung mit der künstlerischen Gestaltung von Säulen und Gängen und Wänden sollten das Werk Matteo Albertis vollenden.

Aber im Jahre 1716 verstarb der Kurfürst, ein Jahr vor der endgültigen Fertigstellung. Er hat das Schloss nie bewohnen können. Was aber nun? Der Auftraggeber Jan Wellem, war tot. Die Inneneinrichtung wurde noch fertiggestellt. Die meisten Bauleute waren inzwischen in ihre Heimat nach Italien zurück gekehrt und Anna Maria Lovisa, die Witwe der Kurfürsten, sah keinen Sinn darin, ihr weiteres Leben in dem Nest Bensberg zu verbringen. Sie zog zurück nach Florenz und mit ihr auf Ochsen- und Pferdekarren das kostbare Mobiliar aus dem Schloss. Die Gemälde-sammlung, darunter Werke von Peter Paul Rubens gingen in die Alte Münchner Pinakothek, wo sie heute noch ruhen. Matteo Albertis Bensberger große Zeit war abgelaufen. Aber sein Leben noch nicht. Es muss eine Durststrecke für dieses Genie angebrochen sein, denn nennenswerte Baumaß-nahmen Albertis sind aus der Folgezeit nicht bekannt. Nicht nachgewiesen sind kleinere Objekte, die ihm sicherlich noch etwas Geld einbrachten.

Jedenfalls scheint es mit seiner Auftragslage im Bauwesen nach dem Ableben des Kurfürsten bald zu Ende gegangen zu sein. Denn seine letzten aktiven Spuren im Rheinland verlieren sich wieder in Düsseldorf. Dort hat er zuletzt von der Herstellung und dem Vertrieb von Welt-Globen (Globus) gelebt. Aber seinen Lebensabend hat er schließlich wieder in Venedig verbracht und verstarb dort im gesegneten Alter 89-jährig am 23. Dezember 1735 nach kurzer Krankheit. Die Lebensuhr eines Bau-Genies war abgelaufen Der Biograf Kluxen schreibt in seiner Bensberg-Biografie, dass Matteo Alberti nach einer Reise nach Brüssel seinem Kurfürsten enttäuscht berichtet habe, “dort nicht das erhoffte Quecksilber gefunden zu haben“.

Kluxen kommentiert diesen Ausspruch äußerst abwertend mit der Verwunderung darüber, dass diese beiden Männer sich mit ’Zitat’ “...alchimistischem Allotria befasst hätten“ (Zitat Ende) vor dem Hintergrund, aus Quecksilber Gold für die Kriegskasse zu machen. Nach heutiger Kenntnis dürfte dem Wissenden klar sein, dass diese beiden klugen und höchst gebildeten Männer sich einerseits wohl in der esoterischen Alchimie auskannten und andererseits in der allegorischen Sprache ihrer Zeit das Quecksilber als Synonym für den Geist zu verstehen ist. Blei steht für Materie, Quecksilber für den Geist und Gold für die Seele. Matteo Alberti hatte also in Brüssel nicht die Ansprechpartner adäquaten Geistes vorgefunden, wofür auch immer, das ist nicht bekannt. Diese Auslegung alchimistischen Wissensgutes ist als vorfreimaurerisch zu verstehen. Und das war den Gründungsmitgliedern der hauptsächliche Grund für die Namengebung der Loge Matteo Alberti. Ein letztes Schlusswort noch: wer sich für die Biografie Matteo Albertis interessiert, der kann aus unserer Bibliothek im Besprechungsraum das Buch von Jörg Gamer mit dem Titel “Matteo Alberti“ zeitweise ausleihen. Es ist überaus lesenswert. Das Buch ist eine antiquarische Rarität und wurde uns von unserem Bruder Ernesto Deluccii geschenkt, der es vor einigen Jahren in Italien antiquarisch erstanden hat. Ein weiteres Exemplar besitzt die Stadtbibliothek (Leihbücherei) in Bergisch Gladbach. Das kann aber nicht ausgeliehen, sondern nur dort im Hause eingelesen werden.

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