Parzival

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Parzival

Quelle: Wikipedia

von Wolfram von Eschenbach ist ein Versroman der mittelhochdeutschen höfischen Literatur, der vermutlich im ersten Jahrzehnt des 13. Jahrhunderts entstand. Das Werk umfasst etwa 25.000 paarweise gereimte Verse und wird in den modernen Ausgaben in 16 Bücher gegliedert.

In kunstvoll verzahnten Handlungssträngen einer Doppelromanstruktur werden die Aventiuren erzählt, die abenteuerlichen Geschicke zweier ritterlicher Hauptfiguren – einerseits die Entwicklung des Titelhelden vom Unwissenden im Narrenkleid zum Gralskönig, andererseits die gefahrvollen Bewährungsproben für den Artusritter Gawan. Thematisch gehört der Roman zur sogenannten Artusepik, obwohl die Aufnahme Parzivals in die Tafelrunde des mythischen britannischen Königs nur eine Durchgangsstation seiner Gralssuche ist.

Der Stoff wurde literarisch, aber auch in der Bildenden Kunst und in der Musik vielfach bearbeitet; die nachhaltigste Wirkung erreichte Richard Wagners Adaption für das Musiktheater mit seinem Bühnenweihfestspiel Parsifal (Uraufführung 1882).

Vergleich zwischen Schastel marveile und Munsalvaesche

Im Buch verkörpert Munsalvaesche die Burg Gottes und somit die Gralsburg. Schastel marveile hingegen verkörpert das pure Böse. Beide existieren auf „unserer Welt“, was verdeutlicht, dass in uns alles Böse und Gute enthalten ist. Klingsors zwiespältige Persönlichkeit ist ein weiteres Beispiel dafür. Des Weiteren haben Klingsor und Anfortas ein sehr ähnliches Problem. Beide geraten durch den Minnedienst in sehr große Not. Sie verlieren beide ihre Möglichkeit, selbst Leben weiterzugeben.

Klingsor geht daraufhin den „Weg des Bösen“ und beginnt seinen Rachefeldzug gegen die Minne, anhand von Schwarzer Magie. Anfortas dagegen wendet sich dem Gral zu und schlägt den „Weg der Buße“ ein.

Zusammenfassung

Die Schastelmarveile-Episode vereint mehrere Thematiken miteinander. In ihr werden die Gefahren des Minnedienstes auf mehr oder weniger abstrakte Weise dargestellt. Dabei wird eine zur Parzivalhandlung korrespondierende Szenenbildung durch das Frageverhalten Gawans bzw. Parzivals und durch die spiegelbildliche Darstellung von Klingsor und Anfortas als Gegensatz zwischen Gralswelt und Terremarveile aufgebaut. Sowohl Klingsor als auch Anfortas sind der Minne erlegen. Während jedoch Anfortas den Weg der Buße wählt, geht Klingsor den Weg der Rache. Der Zauberer wird im Buch aber auch zum Gegenstück zu Kundrie und spiegelt zugleich die negativen Effekte von Orgeluses Rachegelüsten, welche in den Förmlichkeiten der höfischen Gesellschaft wurzeln. Kurz gesagt: Klingsor steht für alle Fallen, in die ein Angehöriger des Hofes tappen kann. Durch Gawans Sieg im Schloss wird allerdings deutlich gemacht, dass ein rechtschaffener und perfekt höfischer Ritter (wie Gawan es ist) diese Fallen umgehen kann. Klingsor verschwindet danach aus dem Buch und mit ihm alle negativen Seiten der Personen.

Gawan und das Zauberschloss Klingsors: Details und Interpretation

Von dem, was oben bereits geschildert wurde, hier die Einzelheiten und eine abschließende Interpretation:

Eines Morgens sieht Gawan im strahlenden Sonnenlicht Schastelmarveil vor sich liegen. Der Fährmann, der ihm begegnet, gibt nur ungern Auskunft über dieses Zauberschloss. „Wenn Ihr’s durchaus wissen wollt, so hört, dass Ihr hier in Klinschors Zauberlande seid. Die Burg dort ist das Zauberschloss. Vierhundert Frauen werden darin durch Zauberkünste gefangengehalten. In der Burg steht ein Wunderbett, das bringt alle in große Not. Noch viele andere Gefahren sind dort zu bestehen. Oft schon haben Ritter versucht, die Frauen zu befreien, aber noch nie ist einer von ihnen lebend zurückgekommen.“

Schastelmarveil ist das Gegenbild der Gralsburg. Wie die Gralsburg eigentlich nicht auf der Erde, sondern in der geistigen Welt zu suchen ist, so auch das Zauberschloss Schastelmarveil. Aber es sind verschiedene Welten: Die Gralsburg stellt die lichte Welt dar, Klingsors Zauberschloss repräsentiert die Welt der dunklen Kräfte. Schon an der Stelle, wo Gawan sich vom Fährmann über den Strom setzen lässt, betreten wir eigentlich die übersinnliche Welt. Der Fährmann entspricht dem Totenfährmann der griechischen Mythologie. Denn der Fährmann verlangt von den Rittern, die er übersetzt, gewöhnlich die Pferde. Das Pferd ist hier Sinnbild für den Körper. Denn unser Körper ist gleichsam das Reittier, mit dem wir uns über die Erde hinbewegen (→ Sekundärliteratur). Wenn Gawan, bevor er an jenen Strom kommt, Malkreatür, dem Bruder Kundries, begegnet, so ist auch das ein Hinweis darauf, dass Gawan nun die Grenze zur übersinnlichen Welt überschreitet. Wie Kundrie zur Gralsburg gehört, so gehört Malkreatür zu Klingsors Schloss. Gawan wird mit Malkreatür leicht fertig, während Parzival mit Kundrie nicht fertig wird. Parzival steht Kundrie hilflos gegenüber und wird von ihr verflucht. Gawan hingegen bezwingt Malkreatür und nimmt ihm das Pferd. Er hat ein reines Gewissen und braucht die Begegnung mit dem eigenen niederen Ich nicht zu scheuen. Das ist auch ein Hinweis darauf, dass Gawan die weiteren Abenteuer in der dunklen Welt Klingsors bestehen wird. Klingsor war Herzog von Capua und Neapel. Er verführte die Gemahlin des Königs von Sizilien zum Ehebruch, wurde dafür von jenem König kastriert und musste in Zukunft auf Frauenliebe verzichten. Danach ergab er sich der schwarzen Magie. Um sich für die erlittene Schmach zu rächen, will Klingsor möglichst viele Frauen unglücklich machen. Er bindet und fängt sie und sperrt sie in sein Schloss Schastelmarveile. Gawan will nun diese Frauen befreien, so wie er auch die in der Nähe lebende Orgeluse mit seiner Liebe erlösen will. Er hört vom Fährmann, dass dieser tags zuvor einen roten Ritter über den Strom gesetzt hat, der fünf andere Ritter überwand, und dass er von ihm deren Rosse geschenkt bekam.

Hier werden der Percival–Teil - Percival, der rote Ritter! – und der Gawan-Teil des Romans miteinander verknüpft. Doch zieht Percival achtlos an dem Zauberschloss vorbei und fragt nur nach dem Gral.

Mit großer Sorge entlässt der Fährmann nun Gawan, als der zum Zauberschloss aufbricht. Bald steht Gawan vor dem Schloss. Dem Krämer überlässt er sein Pferd und geht durch das große Eingangstor. Im Schloss ist niemand zu sehen, und so durchschreitet er viele Gänge und Zimmer, bis er schließlich in einen hochgewölbten Säulensaal kommt, wo er das Wunderbett entdeckt, von dem ihm der Fährmann erzählt hatte. Es rollt herum, und immer wenn Gawan sich ihm nähert, weicht es ihm aus. Als es mal wieder in seine Nähe kommt, springt er schließlich mit Schwert und Schild hinein. Nun geht eine rasende Fahrt los. Das Bett saust mit Getöse von Wand zu Wand, dass die ganze Burg erdröhnt. Gawan deckt sich mit seinem Schild zu und befiehlt sich in Gottes Schutz. Durch seine innere Ruhe und sein Gottvertrauen bringt er das Bett zum Stehen.

Die zweite Gefahr bedroht Gawan aus der Luft. 500 Wurfschleudern überschütten ihn mit ihren Geschossen, dazu kommen noch 500 Pfeile von Armbrüsten. Trotz des guten Schildes trägt der Held Wunden davon.

Die dritte Gefahr, der in Fischhaut gehüllte Riese, weist Gawan auf seine nächste Aufgabe hin: Den nun hereinspringenden Löwen tötet der Ritter mit einem Stich durch dessen Brust. Die vier Aufgaben stellen die vier Elementarreiche, Erde, Wasser, Luft und Feuer dar. Da diese auf Klingsors Schloss durch dunkel-dämonische Triebkräfte verhext und verbannt sind, müssen sie durch Gawans Aufgaben erst geläutert und entzaubert werden, sodass die 400 Frauen erlöst werden können, das Schloss aber, und das umliegende Land, an Gawan übergehen kann. Gawan stirbt dabei fast an seinen Wunden und kann nur von den Frauen des Schlosses geheilt werden.