Traktat: Über die Einweihung von Frauen

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Über die Einweihung von Frauen und Vertretung von beiden Geschlechtern in den Logen

Peter Bu


(Damit der fruchtlose Meinungsaustausch fruchtbar wird.)

Veröffentlicht in der Zeitschrift Masonica des Schweizer Ordens Alpina, Nr. 26/2010.

La Chaîne d'Union, Paris, im Juli 2011.

Die Verfechter der Aufnahme von Frauen in den Großen Französischen Orient sprechen über diese Frage, ohne den Sinn der Existenz der freimaurerischen Einweihung ein einziges Mal zu erwähnen. Sie machen keine Unterschiede zwischen zivilen Gesellschaften und Initiationsgemeinschaften. Sie erinnern nur an die gesellschaftlichen und politischen Gründe, die für die Aufnahme von Frauen sprechen könnten. Einige behaupten, dass die männliche Natur von GODF, da sie nicht in seinem Statut angeführt wird, eine Art Diskriminierung und deshalb gesetzwidrig und gerichtlich anfechtbar sei. Diese Ansicht gibt ein verzerrtes Bild der Freimaurerei.

Die weibliche und gemischte Freimaurerei existiert in Frankreich bereits seit Jahrzehnten und der GODF nimmt Schwestern auf seinen Säulen auf. Die gesellschaftliche Dimension der Diskussion ist also ziemlich archaisch. Die einzige Frage, die eine Untersuchung wert ist, ist, ob hinsichtlich der Entwicklung unserer Gesellschaft der Sinn der freimaurerischen Einweihung so verschoben wurde, dass es zu Änderungen in ihrer Form und Ausführung führen sollte.

Hat sich die Welt so verändert, dass eine gemeinsame Einweihung von Frauen und Männern erforderlich ist? Es ist nicht ausgeschlossen, aber auch nicht sicher. Sollte sich diese Voraussetzung morgen als berechtigt erweisen, müssen die Rituale geändert werden. Diese eventuelle Notwendigkeit, unsere Rituale zu ändern, wurde niemals erwähnt, obwohl die Diskussionen über die Fraueneinweihung in den GODF und über die „Vertretung von beiden Geschlechtern“ darin schon ziemlich lange andauern.

Damit sich die Diskussion weiterhin nicht nur um die eigene Achse dreht, müssen wir uns auf diese Frage konzentrieren.

Historische Gründe der Diskussion über die Einweihung von Frauen

Die Konstitution von 1723 der Pastoren Anderson und Desaguliers, die die Grundlage der ganzen neuen Freimaurerei darstellt, lässt keine „ungebildeten Gottlosen, Frauen, Leibeigene“ in den freimaurerischen Reihen zu. Dass konnte im 18. Jh. gerechtfertigt scheinen, aber die Welt hat sich verändert und die Freimaurerei hat sich ebenso weiter entwickelt.

Zumindest in der Theorie scheint die geschlechtliche Gleichberechtigung auf der politischen und gesellschaftlichen Ebene kein Problem in Großbritannien, Frankreich oder anderswo in Europa zu sein. Was die Freimaurerei der Frauen betrifft, wird sie heute sogar von der Vereinigten Großloge von England (UGLE) zugelassen, obwohl diese Loge trotzdem keine Schwestern auf ihre Säulen aufnimmt. Es ist wahr, dass die Anerkennung der Gleichheit von gesellschaftlichen und politischen Rechten der Frauen sowie ihrer Rechte auf Aufnahme in die Freimaurerei nicht automatisch ihre Aufnahme in die Logen des anderen Geschlechts bedeutet. Die Einstellung von UGLE ist anfechtbar und wird angefochten, wird aber solange vertretbar sein, bis sich zeigt, das die getrennte Einweihung von Frauen und Männern, die in der Geschichte so immer vorgenommen wurde, nicht mehr gerechtfertigt ist.

Wozu dient eigentlich die Einweihung?

Traditionsgemäß ist die Einweihung der Übergang von der Kindheit – einer Zeit, in der jedes Kind den Eindruck hat, die Welt drehe sich um es herum – in das Alter, in dem der Mensch begreifen muss, dass dem nicht so ist.

Die Einweihung ermöglicht ihm:

zu entdecken, dass er ein größerer oder kleinerer, mehr oder weniger wichtiger Teil der kollektiven Wesen wie Familie, Schule, Betrieb, Gewerkschaftsorganisation, Partei, Kirche, Stadt usw. bis hin zur ganzen Menschheit, ist,

seinen Platz im Universum zu verstehen, was die metaphysischen Fragen mit sich bringt: Wer bin ich? Woher komme ich? Was ist der Ursprung der Welt? Wenn die Welt durch bestimmten „Willen“ geschaffen wurde, wie ist dann das Verhältnis der Menschheit zu diesem Willen? Sind wir davon getrennt? Sind wir sein Bestandteil?


seine Persönlichkeit und sein Schicksal zu akzeptieren, zugeben, dass das Schicksal des Menschen Grenzen hat, sich mit dem Gedanken über seinen Tod auseinander zu setzen,


seine Aufgabe im Verhältnis zur Gesellschaft erfüllen zu lernen (was er mehr oder weniger erfolgreich machen wird, je nach dem, wie er die vorherigen Fragen versteht).

Durch die Einweihung deutet die Gesellschaft seinen Jugendlichen an, dass sie sie von diesem Moment an als Erwachsene sieht. In der Freimaurerei werden wir – durch wiederholte und schrittweise vorgenommene Einweihungsriten – von Zeit zu Zeit in die Situation der Jugendlichen zurückgebracht und so daran erinnert, dass wir „ewige Lehrlinge“ bleiben.

Die Einweihung ist also ein psychologischer (individueller), philosophischer (metaphysische Ebene inbegriffen) und politischer (ganze Gesellschaft betreffend) Prozess.

Der Mensch wird allein geboren, wächst aber mit Anderen

Der Übergang von der Kindheit – „Mittelpunkt der Welt“ – in das Erwachsenenalter ist eine neue Geburt, Thema aller Einweihungen. Das Kind „stirbt“ und sein altes individualistisches Leben endet, damit es in dem kollektiven Leben wiedergeboren wird, was natürlich nicht heißen soll, dass es seine Einzigartigkeit oder Neugierde und Kreativität aufgibt, die für die Kindheit charakteristisch sind. Es geht darum, sich die doppelte Natur des Menschen anzueignen, der gleichzeitig ein Individuum und ein mehr oder weniger untrennbarer Bestandteil der Gemeinschaften ist, denen er angehört. Zugleich soll er lernen, in Übereinstimmung mit diesen zwei Polen seines Daseins zu leben. Der Mensch wird allein geboren, wächst aber mit anderen und endet in einer Auflösung in seinen Nachkommen, in der Menschheit, oder, wenn er ein Gläubiger ist, in der Verbindung mit seinem Gott oder seinen Göttern.

Diese Änderung ist kompliziert, schwierig, schmerzhaft und kann nicht nur durch Nachdenken geschafft werden. Gerade deshalb ist die freimaurerische Einweihung wie alle traditionellen Einweihungen nicht nur das Lernen, sondern auch eine besondere Lebenserfahrung. Die Rituale und Einweihungssymbole stellen die Änderung von der „Raupe“ in einen menschlichen „Schmetterling“ mithilfe von Mitteln dar, die sowohl auf den Intellekt als auch auf alle Sinne orientiert sind. Die Einweihung hat immer eine doppelte Aufgabe: die Fähigkeit des Suchenden zu prüfen, sich dem Leben in der Gesellschaft anzupassen (nicht nur als ein passives Individuum, das das Leben erträgt, sondern als ein Mitglied, das im gemeinsamen Interesse handeln kann), und ihm zu helfen, das Universum zu verstehen. Manchmal, mindestens in primitiven Gesellschaften, konnte die Einweihung gewaltsam sein, weil sie beweisen sollte, dass der Jugendliche in feindlicher Umgebung überleben kann. In der Freimaurerei ist sie symbolisch, weil gegenwärtig zu dieser Anpassung keine physische Kraft oder ein außerordentlicher Mut mehr erforderlich sind.

Die letzte westliche Einweihungsgesellschaft, die Freimaurerei, wendet sich ausschließlich an die Erwachsenen. Hinsichtlich der Komplexität unserer „Gemeinde“, die sich in die ganze Welt erstreckt hat, geht es heute darum, alle Zivilisationen aufzunehmen und sich in die ganze Menschheit einzugliedern, nicht nur in kleinere Gruppen. (Es ist kein Zufall, dass die neue Freimaurerei nach der Renaissance, in der Zeit der Aufklärung geboren wurde, als der Westen die planetarische Dimension der Menschheit und die gegenseitige Abhängigkeit aller Lebensformen entdeckte). Im Vergleich zu vorherigen Zeiten hat sich das Feld der Einweihung erweitert. Es endet nicht mit dem Erwachsenwerden, sondern erfordert Jahre, wenn nicht das ganze Leben. Wie oben erwähnt, ermahnen uns unsere Initiationen, dass der Freimaurer ein „ewiger Lehrling“ ist.

Manchmal wird behauptet, dass Frauen nicht eingeweiht werden müssen

Einige uralte Gesellschaften haben ausschließlich Männer eingeweiht, aber es gab auch andere, die die Einweihung von Frauen für genauso notwendig hielten. Wieso konnte eine solche Trennung existieren?

Manchmal besteht man darauf, dass die Frauen nicht eingeweiht werden müssen, weil sie dank ihrer Fähigkeit Kinder zu gebären wissen, dass sie gleichzeitig „eine“ und „mehrere“ sind. Die Mutter ist physisch und psychologisch mit dem Kind, also mit einem anderen Wesen als sie selbst, verbunden. Wenn diese angeborene Auffassung der menschlichen Zweipoligkeit, die in Frauen verkörpert wird (oder manchmal, bei der Schwangerschaft erworben, in manchen Fällen nur um den Preis eines harten Kampfes mit sich selbst), eventuell in Gesellschaften ausreichend scheint, in denen die Frauen nur auf ihre Familie und auf den Kreis der Mädchen und Mütter eingeschränkt sind, reicht diese „biologische Einweihung“ in der heutigen Welt, in der die Frauen die gleichen Aufgaben wie Männer erfüllen und sich die gleichen Fragen über ihren Platz in der Welt und im Universum stellen, nicht mehr aus. Da sie sich an der Verwaltung unserer Gesellschaften beteiligen ­ und sich die gleichen Fragen über ihren Platz in der Welt und im Universum stellen, sollten sie eingeweiht werden, wobei die Initiationsform ihre Verschiedenheit berücksichtigen sollte. Die Einweihung der ersten Frauen Ende des 19. Jh. entspricht dieser Überzeugung. 3) Vertretung von beiden Geschlechtern in den Logen

Ist daraus zu schließen, dass der Große Französische Orient Frauen einweihen muss und/oder dass alle Freimaurerorden zu „gemischten“ Orden werden müssen?

Das erste Argument der Verteidiger der Fraueneinweihung im GODF ist die Gleichberechtigung der Geschlechter. Ihre Gleichberechtigung wird von niemandem mehr bezweifelt. Diese Diskussion hätte also nur Bestand, wenn in Frankreich neben den männlichen freimaurerischen Gemeinden keine weiblichen oder gemischten Orden existierten. Dem ist zum Glück nicht so. Sie existieren, funktionieren gut, werden durch die „offenen“ männlichen Freimaurerorden anerkannt und kommunizieren mit ihnen.

Einige Brüder verteidigen die Aufnahme von Frauen in den GODF mit dem freimaurerischen Universalismus. Sie fragen, wie wir „universal“ sein können, wenn wir eine „Hälfte der Menschheit“ unter uns nicht zulassen. Die Freimaurerei ist „universalistisch“, was allerdings nicht bedeutet, dass sie beansprucht, alle Menschen in ihre Reihen einzuschließen. Das würde im Widerspruch mit ihrer philosophischen Grundlage und ihren Arbeitsverfahren stehen. Die Freimaurerei spricht für die allmenschliche Brüderlichkeit, wählt aber ihre Mitglieder und hat sich niemals bemüht, damit alle Männer und Frauen zu ihr gehörten. Die Freimaurerei ist nicht wie die monotheistischen Religionen oder einige politische Parteien, die sich die Erlösung der Menschen nicht vorstellen können, ohne dass sich alle zu ihnen bekennen und von ihnen aufgenommen werden.

In einer anderen ähnlichen Begründung wird behauptet, dass wir „einer Hälfte der Menschheit nicht das Recht auf das Wort abschlagen können“ oder dass wir „eine Hälfte der Menschheit nicht nicht anhören können“. Auf einer Seite müssen die Frauen (um nichts mehr als die Männer, die nicht zu unserer Bewegung gehören) auf unseren Säulen nicht anwesend sein, damit sie sich äußern können und wir sie hören. Die Freimaurerei lebt nicht in einem geschlossenen Kreis und interessiert sich nicht nur für sich selbst. Auf der anderen Seite besitzt weder die Freimaurerei, noch weniger ein Großer Orient oder eine Großloge das absolute Recht auf das Wort. Weder die Frauen, ob eingeweiht oder nicht, noch die anderen „Nichteingeweihten“ haben auf uns gewartet, um ihre Meinungen zu äußern. Und was würde in dieser Hinsicht die Anwesenheit einiger Frauen in unseren Logen ändern? Sie könnten, nicht mehr als wir selbst, im Namen aller Frauen sprechen, die alle das Recht haben, sich selbst zu äußern.

Apropos, warum stellen unsere Schwestern aus den weiblichen Orden, obwohl sie unsere universalistische Philosophie teilen, diese Art Fragen nicht? Warum fordern sie nicht das Recht uns einzuweihen? Und möchten wir das überhaupt?

Zum Beispiel hält die Französische Frauengroßloge die männliche Natur von GODF nicht für einen Ausdruck von Hochmut gegenüber Frauen und lehnt dauerhaft ihre Einweihung in diesem Orden ab. Unsere Schwestern wollen die weibliche Freimaurerei erhalten, weil sie die Möglichkeit schätzen, sich in den Logen als einfache menschliche Wesen treffen zu können, ohne dabei in ihrer Rolle als Tochter, Ehefrau und Mutter aufzutreten, die Verführung vergessend, glücklich, dass sie für einen Moment an die Verhältnisse der Vorherrschaft nicht denken müssen, die sie im Beruf, in politischen Parteien und anderen weltlichen Gruppen oder sogar in ihren eigenen Familien erleben müssen. (Sehen Sie sich die Umfrage des Senats über die Vertretung beider Geschlechter in den Orden an, beschrieben in der Zeitschrift Humanisme, Paris, Nr. 67/2004.) Wir haben keine andere Möglichkeit, als ihre Entscheidung anzuerkennen.

Unsere Schwestern wollen in den Logen für einen Moment vor dem Spiel der Verführung flüchten. Und wir Männer? Für uns klingt die Frage über das Verhältnis zwischen den Geschlechtern nicht ganz gleich (ein Grund mehr, die Stellungnahme der GLFF zuzulassen), aber sie muss in Betracht gezogen werden. Niemand kann abstreiten, dass die Aufmerksamkeit der meisten Männer sehr stark auf die „Eroberung“ der Frauen gerichtet ist – wenn sie sich also in diese Richtung wenden, beschränkt es ihre Freiheit, über andere Sachen nachzudenken. Gemäß den Biologen, die das Gehirn erforschen, können Männer, im Unterschied zu Frauen, nur eine Sache auf einmal machen. Wäre das also nicht noch ein „Metall“, das, mindestens von Zeit zu Zeit, außerhalb des Tempels gelassen werden muss?

Der letzte erwähnte Grund: Manche Brüder behaupten, dass Frauen die Möglichkeit haben sollten, in den GODF eingeweiht zu werden, weil er sich von anderen Orden unterscheidet. Anderswo würden sie angeblich nicht die gleiche Freimaurerei finden. Ist das wahr? 1982 hat sich von dem GODF mit seiner Zustimmung eine bestimmte Anzahl von Logen getrennt und eine neue Föderation von Riten, die Gemischte Großloge von Frankreich gebildet (GLMF: 2010 zwischen 2500 und 3000 Mitgliedern, Verhältnis Frauen/Männer ca. 50/50%). Dieser Orden arbeitet im ähnlichen Sinn und verwendet die gleichen Verfahren, weiht aber auch Frauen ein. Was hindert diejenigen, die aus dem GODF einen gemischten Orden haben wollen, in die Französische Frauengroßloge überzutreten? Die Logen von GODF, die kürzlich die ersten Frauen einweihten, haben dies nicht gemacht. Wie soll man ihre Ablehnung des Umsteigens erklären? Wenn die GLFF nicht genauso gut oder besser ist (das ist kein Urteil, sondern eine theoretische Frage), warum sollte man sich nicht um ihre Heilung bemühen, statt zu riskieren, dass der GODF zu demselben Ergebnis kommt?

Die Erfahrung der Frauen und Männer ist bei weitem nicht die gleiche. Ihre Wahrnehmung der Welt und ihre Fähigkeiten, Kenntnisse zu gewinnen sind es auch nicht. Die Art und Weise, wie sich Männer und Frauen „aufbauen“ und ihren Platz in der Welt suchen, können also nicht gleich sein, auch wenn sie einen Teil dieses Wegs zusammen unternehmen können.

Gemischte Orden sind ein Sonderfall. Bei ihrer Entstehung 1882 waren sie eine Bestätigung der Gleichberechtigung der Frauen im Verhältnis zu Männern. Sie haben sie in der Freimaurerei durchgesetzt, ohne sich Fragen über die Einweihung zu stellen. Sie haben männliche Zeremonien und Rituale behalten. Ist das befriedigend? Sollten sie geändert werden? Wenn die Gemischtheit, wie sie bereits über Jahrzehnte in mehreren Orden angewandt wird, die Lösung wäre, würde sie sich bereits im GODF und bei anderen durchgesetzt haben. Das ist aber nicht passiert. Gemischte Orden sollten also als Laboratorien angesehen werden, die die Entwicklung von Verhältnissen zwischen Frauen und Männern beobachten, um, wenn die Zeit dafür reif ist, neue Rituale zu probieren, bevor sie der ganzen Freimaurerei vorgeschlagen werden.

Unsere Schwestern aus den Frauenorden wollen sich nicht in den Männerorden auflösen

Sie fordern höchstens das Recht, einen Besuch in unseren Logen von Zeit zu Zeit erstatten zu können. Und umgekehrt: die meisten GODF-Ateliers öffnen ihre Türen für sie und alle können dies freiwillig machen. Trotzdem werden sie nicht von einem Strom von Besucherinnen überwältigt, die darüber hinaus auch nur sehr selten an den Diskussionen teilnehmen. Sie haben das Recht dazu, aber es scheint, dass sie meistens bevorzugen, unsere Auffassungen einfach nur zu beobachten. Und umgekehrt, sie wollen die Möglichkeit haben, in den Frauenlogen ihre eigene Weltauffassung zu entwickeln, die auf ihrem besonderen Erlebnis basiert. Es ist sehr anregend, die Arbeit von Männerlogen, Frauenlogen und gemischten Logen zu beobachten und zu vergleichen – etwas, was die „liberale“ Freimaurerei nicht nur zulässt, sondern auch unterstützt. Die Uniformiertheit würde uns um diesen Reichtum bringen.

Die Gründe der Schwestern, die die weiblichen Orden bewahren wollen, unterscheiden sich nicht viel von den Gründen der meisten Brüder, die einen Männerorden gewählt haben, statt in einer gemischten Loge um die Einweihung zu ersuchen.

Männer und Frauen sind gleichgestellt, sie sind jedoch nicht gleich. Es liegt in ihrer Natur, gemeinsam zu leben. Damit sie darin aber vollen Erfolg haben, muss jeder zuerst seine Persönlichkeit in ihrer Einzigartigkeit entwickeln. Zusammen leben heißt nicht, sich selbst aufzugeben. Man muss sich nur umsehen, um sich zu überzeugen, dass Frauen manchmal nur unter Frauen sein müssen und Männer unter Männern.

Zukunft

Es ist möglich, dass die Entwicklung von Frauen und Männern zusammenläuft und dass eines Tages, vielleicht schon morgen, eine gemeinsame Einweihung notwendig ist. Handelt es sich dann um die gemeinsame Einweihung in ihrer Ganzheit oder nur um eine partielle Einweihung (wie es bei einigen Völkern der Fall war, bei denen der Initiationsprozess mit der Vorbereitung auf das sexuelle Leben von Jungen und Mädchen endete)? Da die gegenwärtigen Freimaurer sich an die Erwachsenen wenden, die ihre sexuelle Einweihung bereits erlebt haben, wird die Frage nicht so präsentiert (Schade! ...), was aber nicht ausschließt, dass es nützlich sein kann, einen Teil der gemeinsamen Einweihungsriten von Männern und Frauen für ihr besseres Verständnis und für ein friedlicheres Zusammenleben zu entwickeln.

Zum Schluss: Die ewig dauernde Diskussion der GODF über die „Gemischtheit“ der Logen basiert auf Ausgangspunkten, die logisch scheinen, aber auch auf ideologischen Vorurteilen oder auf nicht bekennbaren unterbewussten Motiven basieren können. Mehr als auf die gesellschaftliche Seite sollte die Erforschung dieser Frage auf ihre Initiationsdimension gerichtet werden.

Deine Verschiedenheit verletzt mich nicht, im Gegenteil, sie bereichert mich, mein Bruder, schrieb Saint-Exupéry. Es wäre Schade, sich um die Vielfalt der „offenen“ freimaurerischen Gemeinden zu bringen.


Siehe auch

Traktat: Lilo Almog – Frauen als Freimaurer