Droit Humain

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Droit Humain (Menschenrecht)

Quelle: Internationales Freimaurer-Lexikon von Eugen Lennhoff und Oskar Posner (1932)

Internationaler Orden (frz. Ordre maçonnique mixte international Le Droit Humain), ursprünglich französisch, dann in gegen 600 Logen in 18 Ländern verbreitete Organisation, die sich "Gemischte Freimaurerei" nennt, neben Männern auch Frauen aufnimmt, mit der regulären Freimaurerei aber in keinen Beziehungen steht. Eine Loge der 1880 von einigen aus dem Suprême Conseil de France ausgeschiedenen Bauhütten gegründeten schismatischen "Grande Loge Symbolique Ecossaise de France", die "Libres Penseurs" in Le Pecq, erklärte mit anderen die Mitarbeit der Frauen am freimaurerischen Werk für notwendig.

Maria Deraismes

Droit Humain

Eine Gruppe verlangte von der Großloge die Genehmigung zur Aufnahme von solchen. Trotz abschlägigen Bescheides, der in der dem traditionellen Charakter der Freimaurerei entsprechenden Verfassung der Obödienz begründet war, beharrte die Loge auf ihrem Standpunkt. Erklärte sich für unabhängig und erteilte am 4. Jänner 1882 der bekannten Feministin Maria Deraismes das Licht. Kurz darauf stellte die Loge aber ihre Arbeiten ein.

1891 teilte Senator Dr. Georges Martin (s. d.) der Großloge mit, die von ihm geleitete Loge "La Jérusalem Ecossaise" habe zwecks Heranziehung von Frauen die Absicht, eine gemischte Loge unter dem Namen "Droit Humain" ins Leben zu rufen: Wieder erfolgte Ablehnung. Trotzdem konstituierte sich die gemischte Loge. Am 14. März 1893 "weihte"- Maria Deraismes in Gegenwart von Dr. Martin 13 Frauen aus eigener Machtvollkommenheit zu "Freimaurerinnen", obgleich sie selbst niemals über den Lehrlingsgrad hinausgekommen war.

Aufnahmen und Erhebungen

Es folgten weitere Aufnahmen und Erhebungen, Dr. Martin ließ sich affiliieren, und am 4. April wurde mit Maria Deraismes als "Vénérable" die Loge gleich als Grande Loge Symbolique Ecossaise de France "Le Droit Bumain" eingesetzt. Im folgenden Jahr starb die bedeutende Frau; ihre Stelle nahm Marie Martin, die Gattin des Dr. Martin (irrtüml. J.C.L.B) ein. 1896 gab sich die Großloge eine Konstitution als symbolische Körperschaft, 1901 erklärte sie sich aber als "Suprême Conseil universel mixte" des Schottischen Ritus des XXXIII. Grades.

Keines der Mitglieder war jemals von einem Obersten Rat des A. u. A. Schottischen Ritus aufgenommen worden. Doktor Martin, vorher heftigster Hochgradgegner, teilte lediglich mit, ein regulärer Br. des XXXIII. Grades habe einen Angehörigen des "Rite mixte" auf die höchste Stufe erhoben, und dieser habe weitere Beförderungen vorgenommen. Eine Reihe von Austritten war die Folge.

Bis 1910 entstanden in Frankreich, die Mutterloge eingeschlossen, insgesamt sechs Logen des "Droit Humain", davon vier in der Provinz. Der Aufschwung kam vom Ausland her. Anläßlich des Pariser Theosophenkongresses zu Beginn des Jahrhunderts wurde die Führerin der Theosophen, Annie Besant, mit anderen Jüngern dieser Lehre in die "gemischte Freimaurerei" aufgenommen und nahm seither aktivsten Anteil an der Propagierung des "Droit Humain".

Universal Co-Masonry

Sie führte die "Universal Co-Masonry ( ursprünglich "Joint Masonry" genannt) in England und in Indien ein und gründete eine ganze Anzahl von Logen, als erste in London die Mutterloge "Human Duty". Auch am Zentralpunkt der theosophischen Bewegung, in Indien, entstand eine solche. Annie Besant stiftete Logen in Benares, Bombay, Adyar und Rangoon und unterließ es auch nicht, Krishnamurti dem Bunde zuzuführen.

Die Entwicklung ging nun auch in manchen nicht theosophischen Kreisen rasch vorwärts zu einer Sezession; am 15. Jänner 1914 teilte eine "Grande Loge Mixte" ihre Existenz mit; sie kehrte aber später zum S. C. zurück. Lediglich die Loge "La Sagesse Science et Vérité" blieb außerhalb. Während des Krieges starb das Ehepaar Martin; nach dem Waffenstillstand wurde Eugene Piron, 1929 Lueien Iévi Großkommandeur. Ein internationaler Kongreß, 1920, nahm eine neue internationale Konstitution an, die 1921 in Druck gelegt wurde. Dieser Verfassung zufolge zerfällt der "Rite mixte" in nationale Föderationen, die im Gebiete ihrer Jurisdiktion eine gewisse Souveränität ausuben. Jede Föderation ist im Obersten Rat vertreten. Sekretariat: 5, rue Jules-Breton, Paris

Grand Orient de France

Das "Droit Humain" hat der internationalen Freimaurerei wiederholt Anlaß zu Erörterungen gegeben. Die Großloge von England erklärte 1929, mit keiner Obödienz in Beziehungen stehen zu können, die die "gemischte Freimaurerei" anerkennen wurde, auch die A. M. I. hat 1921 festgestellt, daß Großlogen, bezw. Großoriente, die Frauen aufnehmen, in ihren Reihen keinen Platz finden können. Lediglich der Grand Orient de France hat nach anfänglichem heftigen Widerstand gegen die Gründung des "Droit Humain" 1920 dessen männlichen Mitgliedern den Zutritt zu seinen Logen gestattet. 1930 hat er aber den diesbezüglichen Vertrag gekündigt. Auch die Grande Loge de France hat ihren Mitgliedern die Beteiligung an freimaurerischen Zusammenkünften mit dem D. H untersagt.


Das zentrale Logenhaus des ‚Droit Humain’ in Paris, Rue Jules Breton. Aufschrift in der Mitte: „In der Menschheit hat die Frau dieselben Pflichten wie der Mann. Sie muss in der Familie und in der Gesellschaft dieselben Rechte haben.“
Das Haus wurde ab 1912 gebaut und 1916 Mitten im Ersten Weltkrieg fertiggestellt.
Foto: Wikimedia Commons (Marc Baronnet, bearbeitet von Christophe Dioux)


MARIA DERAISMES und GEORGES MARTIN

Zeittafel der Entwicklung des ‚LE DROIT HUMAIN’:
zusammengestellt von Silvia Kuhn-Gehmacher vom österreichischen DH

  • 1828: Maria Deraismes wird geboren.
  • 1848: Wieder Revolution in Frankreich. Danach entwickelt sich eine Bewegung feministischer Gleichberechtigung.
  • 1866: Maria Deraismes ist Mitgründerin einer Gesellschaft für Frauenrechte.
  • 1868: Maria Deraismes hält einen Vortrag im "Le Grand Orient de France", der für großes Aufsehen sorgt und ihr weitere Anerkennung bringt.
  • 1844: Georges Martin wird geboren.
  • 1879: Georges Martin, inzwischen Senator in Paris, wird in die Freimaurerei aufgenommen: in eine Loge von "Le Grand Orient de France". Georges Martin wird Mitbegründer der "La Grande Lodge Symbolic Ecossaise" (einer Abspaltung von "Le Grand Orient de France"). Er war ein großer Befürworter für Männer und Frauen in der Freimaurerei!!
  • 14.1.1882: Maria Deraismes wird mit Unterstützung von Georges Martin in der Loge "Les libres Penseurs" in Pecq aufgenommen. Diese Aufnahme wird sofort als irregulär erklärt. In der Folge spaltete sich die Loge und viele Brüder gehen in den Grand Orient zurück!
  • 14.3.1893: Maria Deraismes initiiert 16 Frauen in den 1°. (Im Freimaurer-Lexikon steht Georges Martin, das scheint falsch zu sein!)
  • 21.3.1893: 2° und Affiliation von Georges Martin. Damit war die Co-Freimaurerei begründet!
  • 4.4.1893: Die Gründungscharta von "La Grande Loge Symbolique Ecossaise Mixte de France LE DROIT HUMAIN" wird unterzeichnet. Diese Charta wird vor dem französischen Gesetz anerkannt, eine Kopie ist noch heute im Innenministerium einzusehen. Der Sitz war 33, Rue Jacob, PARIS. Maria Deraismes war Stuhlmeisterin, Georges Martin Großredner.
  • 6.2.1894: Maria Deraismes stirbt. Ihre leibliche Schwester folgt ihr als Stuhlmeisterin ins Amt.
  • 12.1.1895: Die bestehende Deklaration der Männerrechte und Bürgerrechte von 1789 wird von der Loge auf beide Geschlechter ausgeweitet und außerhalb des Tempels getragen!! Einige Punkte wurden auch in der Folge umgesetzt (z.B. das Wahlrecht für Frauen 1897 oder Frauen im Zeugenstand bei Zivilprozessen).
  • 1895: Die Loge LE DROIT HUMAIN zählt jetzt 50 Mitglieder. Neue Logen und Teilungen wurden notwendig, da viele Männer und Frauen zu LE DROIT HUMAIN kamen. Der Wunsch der Gründer wurde wahr: Die Freimaurerei ist ALLEN MENSCHEN offen. Viele wurden initiiert oder affilierten! Die Loge wurde Mutterloge des Ordens der internationalen Co-Freimaurerei. Georges Martin veröffentlichte ein Informationsblatt mit den Prinzipien und Regeln. Weitere Ausgaben folgten regelmäßig bis 1914 (Erster Weltkrieg). Während des Krieges wurden aber einige Ausgaben auf Französisch in den USA aufgelegt.
  • 1896: Georges Martin verlangt die Gründung von Logen in der gesamten Welt.
  • 16.8.1896: 13 Brüder und 3 Schwestern gründen die erste Loge außerhalb Frankreichs: in Zürich. Stuhlmeisterin ist Marie Georges Martin, Redner Georges Martin.
  • 1897: hat die Züricher Loge 33 Mitglieder.
  • 18.11.1897: Tempelweihe des ersten von zwei Tempeln in Paris, 51, Rue Cardinal Lemoine.
  • 1905: Stillegung der Züricher Loge.
  • Mit der Internationalität entschied sich Georges Martin dazu, auch das Hochgradsystem und den Obersten Rat von General-Großinspektoren des 33° zu installieren. Damit garantierte er regulierende Machtverhältnisse und vermied Rivalität von Gruppierungen. Damals hatte Georges Martin den 33° inne. Im Januar 1899 bekam Georges Martin den 33° im "Le Grand Orient de France" verliehen (zusammen mit einigen anderen Schwestern und Brüdrn des LE DROIT HUMAIN). Am 11. Mai 1899 konnte somit die Konstitution autorisiert werden. 2 Jahre später, am 12. Juni 1901 wurde festgelegt, dass allein der Oberste Rat in Zukunft Gründungschartas für Logen vom 1°-33° vergeben darf! Mit diesem Datum bekamen auch alle existierenden Logen neue Patente und wurden mit neuen Nummern im goldenen Register eingetragen! Die Namensgebung liegt aber bei den Logen!
  • 14. und 15.9.1907: Eine Französische Obödienz wird gegründet. Aber eine nationale Organisation innerhalb einer internationalen Organisation brachte Probleme und es kam zur Abspaltung und Gründung der GRAND LOGE MIXTE DE FRANCE im September 1913. Georges Martin erkannte die Notwendigkeit eine internationale Konstitution zu erstellen!
  • Seit 1912 gibt es die internationale Konstitution.
  • Im März 1912 kündete Georges Martin an, einen Tempel für LE DROIT HUMAIN in der Rue Jules Breton zu bauen, ebendort das administrative Büro zu etablieren und den Sitz des Ordens dort festzulegen! Grundstück, Baupläne waren vorhanden und die Finanzierung war gesichert! (Siehe Foto oben).
  • 1912: Baubeginn. Fertigstellung war 1914 geplant, aber es war Krieg.
  • 1916: Weihe des Tempels im September. Zu diesem Anlass sollte - so war es geplant - der internationale Konvent zusammenkommen und die internationale Konstitution gewählt werden, aber es war Krieg.
  • 1916: Zwei Wochen nach der Tempelweihe starb Georges Martin.
  • Vom 8.-15-August 1920 kam dann zum ersten Mal der internationale Konvent zusammen und die internationale Konstitution wurde gewählt.

George Martins Traum wurde wahr: LE DROIT HUMAIN entwickelte sich und viele neue Logen entstanden!!!


Logen des Droit Humain in Deutschland

Der Droit Humain in Österreich

Logen des Droit Humain in der Schweiz

Links

Siehe auch