Ludwig Rosenmeyer: Unterschied zwischen den Versionen

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Aus der Rede von Leibl Rosenberg anlässlich der Restitution von 172 Masonica-Büchern aus der sog. „Stürmer-Bibliothek“ (NS-Hetzblatt des Frankenführers Julius Streicher) am 13. November 2016 im Logenhaus Fürth.
 
Aus der Rede von Leibl Rosenberg anlässlich der Restitution von 172 Masonica-Büchern aus der sog. „Stürmer-Bibliothek“ (NS-Hetzblatt des Frankenführers Julius Streicher) am 13. November 2016 im Logenhaus Fürth.
  
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Unter den heute übergebenen Freimaurerschriften findet sich eine 36-seitige  Broschüre „Erinnerungsbilder aus meinem Leben“ von Ludwig Rosenmeyer, erschienen im Selbstverlag 1931 in Frankfurt am Main, mit einem Fotoporträt des Verfassers (IKG 40_201). Wer war dieser Mann?
 
Unter den heute übergebenen Freimaurerschriften findet sich eine 36-seitige  Broschüre „Erinnerungsbilder aus meinem Leben“ von Ludwig Rosenmeyer, erschienen im Selbstverlag 1931 in Frankfurt am Main, mit einem Fotoporträt des Verfassers (IKG 40_201). Wer war dieser Mann?

Version vom 15. November 2016, 20:21 Uhr

Ludwig Rosenmeyer

Ludwig Rosenmeyer

Ein kleines Beispiel für die im Fürther Logenhaus an die VGLvD restitutierten Bücher der NS-Raubbücher der sog. Stürmer-Bibliothek, dem Nazi-Hetzblatt des "Frankenführers" Julius Streicher.

Unter den heute übergebenen Freimaurerschriften findet sich eine 36-seitige Broschüre „Erinnerungsbilder aus meinem Leben“ von Ludwig Rosenmeyer, erschienen im Selbstverlag 1931 in Frankfurt am Main, mit einem Fotoporträt des Verfassers.

Ludwig Rosenmeyer war Großmeister und Ehrengroßmeister der Großen Mutterloge des Eklektischen Freimaurerbundes.

Der Geheime Sanitätsrat und Augenarzt Dr. med. Ludwig Rosenmeyer, geboren am 25. März 1858 im ungarischen Homonna, lebte und arbeitete in Frankfurt am Main, Bockenheimer Landstr. 7. Er wurde am 21.1.1888 in die Frankfurter Johannis-Loge Zur aufgehenden Morgenröthe, Mitgliedsnummer 15, aufgenommen.

Seit 1912 war er Ehrenmitglied in der Erlanger Johannis-Loge Libanon zu den 3 Cedern, seit 1928 Ehrenmitglied in den Frankfurter Johannis-Logen Zur Einigkeit, Carl zum aufgehenden Licht, Carl zum Lindenberg, Zum Frankfurter Adler, seit 1928 Ehrenmitglied in der Breslauer Johannis-Loge Mozart zur Liebe und zur Pflicht, seit 1931 Ehrenmitglied in den Berliner Johannis-Logen Friedrich zur Gerechtigkeit und Stern der Liebe, in der Hamburger Johannis-Loge Zur Bruderkette und in der Breslauer Johannis-Loge Hermann zur Beständigkeit.

Ludwig Rosenmeyer starb, vermutlich von eigener Hand, am 26. Juli 1942 in Frankfurt am Main, seine Ehefrau Mathilde Rosenmeyer geborene Bach, wurde am 18. August 1942 nach Theresienstadt deportiert, dort kam sie am 13. Dezember 1942 ums Leben. Ihre Tochter Helene Rosenmeyer wurde am 20. Oktober 1941 von Frankfurt in das Ghetto Lodz – Litzmannstadt deportiert, dort kam sie am 4. Februar 1942 ums Leben. Wenigstens acht weitere nahe Verwandte von Ludwig Rosenmeyer starben in der Schoa.


Rede von Leibl Rosenberg

Aus der Rede von Leibl Rosenberg anlässlich der Restitution von 172 Masonica-Büchern aus der sog. „Stürmer-Bibliothek“ (NS-Hetzblatt des Frankenführers Julius Streicher) am 13. November 2016 im Logenhaus Fürth.

=Ein Stück Erinnerung =

Unter den heute übergebenen Freimaurerschriften findet sich eine 36-seitige Broschüre „Erinnerungsbilder aus meinem Leben“ von Ludwig Rosenmeyer, erschienen im Selbstverlag 1931 in Frankfurt am Main, mit einem Fotoporträt des Verfassers (IKG 40_201). Wer war dieser Mann?

Der Geheime Sanitätsrat und Augenarzt Dr. med. Ludwig Rosenmeyer, geboren am 25. März 1858 im ungarischen Homonna, lebte und arbeitete in Frankfurt am Main, Bockenheimer Landstr. 7. Er wurde am 21.1.1888 in die Frankfurter Johannis-Loge Zur aufgehenden Morgenröthe, Mitgliedsnummer 15, aufgenommen. Seit 1912 war er Ehrenmitglied in der Erlanger Johannis-Loge Libanon zu den 3 Cedern, seit 1928 Ehrenmitglied in den Frankfurter Johannis-Logen Zur Einheit, Carl zum aufgehenden Licht, Carl zum Lindenberg, Zum Frankfurter Adler, seit 1928 Ehrenmitglied in der Breslauer Johannis-Loge Mozart zur Liebe und zur Pflicht, seit 1931 Ehrenmitglied in den Berliner Johannis-Logen Friedrich zur Gerechtigkeit und Stern der Liebe, in der Hamburger Johannis-Loge Zur Bruderkette und in der Breslauer Johannis-Loge Hermann zur Beständigkeit. Er war, ganz nebenbei, auch Vorsitzender des Frankfurter Ärztlichen Vereins, Mitglied im Verband Nationaldeutscher Juden und ehrenamtlicher Arzt des Jüdischen Krankenhauses in Frankfurt..

Sein Sohn, Rechtsanwalt Dr. jur. Arthur Rosenmeyer, *1878, wurde am 5.10.1907 in die Frankfurter Johannis-Loge Zur aufgehenden Morgenröthe aufgenommen, sein anderer Sohn,. Der Augenarzt Dr. med. Walter Rosenmeyer, *1891, wurde am 7.10.1920 ebenfalls in die Frankfurter Johannis-Loge Zur aufgehenden Morgenröthe aufgenommen. Beide waren in die Loge ihres Vaters eingetreten.

Der Großmeister und Ehrengroßmeister Ludwig Rosenmeyer starb, vermutlich von eigener Hand, am 26. Juli 1942 in Frankfurt am Main, seine Ehefrau Mathilde Rosenmeyer geborene Bach, wurde am 18. August 1942 nach Theresienstadt deportiert, dort kam sie am 13. Dezember 1942 ums Leben. Ihre Tochter Helene Rosenmeyer wurde am 20. Oktober 1941 von Frankfurt in das Ghetto Lodz – Litzmannstadt deportiert, dort kam sie am 4. Februar 1942 ums Leben. Wenigstens acht weitere nahe Verwandte von Ludwig Rosenmeyer starben in der Schoa. Arthur und Walter Rosenmeyer konnten der Vernichtung entkommen. Es gibt noch Rosenmeyers auf dieser Welt, sie leben in Israel und den USA.

Ludwig Rosenmeyer widmete seine Erinnerungsbilder „Den Bundeslogen der Großen Mutterloge des Eklektischen Freimaurerbundes“. Vorangestellt hatte er als Motto: „Alles was ich tat, tat ich aus Begeisterung und mit Liebe.“ Nur wenige können das von sich sagen.

Man kann Ludwig Rosenmeyer meiner Überzeugung nach durchaus zu den großen Gestalten der deutschen Freimaurerei in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts zählen. Er war groß in seiner Bescheidenheit, er war groß in seiner Hingabe an den Bund, dem er mit ganzem Herzen anhing. Er war zwar auch ein Jude, aber vor allem war er ein Glied in der Bruderkette des Freimaurertums. Wie traurig, wie einsam, seine letzten Jahre wohl gewesen sein müssen, können wir kaum ahnen. Ist er heute so gut wie vergessen? Das darf nicht sein. Wir schulden ihm und den vielen, allzu vielen Freimaurern, die der hasserfüllten Nazibarbarei zum Opfer fielen, wenigstens etwas Erinnerung, etwas Trauer, etwas Bruderliebe.

Es wäre, nach all dem, was war, an der Zeit, dass jeder von uns es aussprechen würde: „Ja, ich bin meines Bruders Hüter!“. Meine Bitte an Sie an diesem Tag wäre: Lasst nicht den Hass gewinnen, lasst nicht zu, dass die Bruderkette zerrissen bleibt, lasst uns ein Andenken an die Opfer schaffen.

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