Ludwig Rosenmeyer

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Ludwig Rosenmeyer

Ein kleines Beispiel für die im Fürther Logenhaus an die VGLvD restitutierten Bücher der NS-Raubbücher der sog. Stürmer-Bibliothek, dem Nazi-Hetzblatt des "Frankenführers" Julius Streicher.

Unter den heute übergebenen Freimaurerschriften findet sich eine 36-seitige Broschüre „Erinnerungsbilder aus meinem Leben“ von Ludwig Rosenmeyer, erschienen im Selbstverlag 1931 in Frankfurt am Main, mit einem Fotoporträt des Verfassers.

Ludwig Rosenmeyer war Großmeister und Ehrengroßmeister der Großen Mutterloge des Eklektischen Freimaurerbundes.

Der Geheime Sanitätsrat und Augenarzt Dr. med. Ludwig Rosenmeyer, geboren am 25. März 1858 im ungarischen Homonna, lebte und arbeitete in Frankfurt am Main, Bockenheimer Landstr. 7. Er wurde am 21.1.1888 in die Frankfurter Johannis-Loge Zur aufgehenden Morgenröthe, Mitgliedsnummer 15, aufgenommen. Seit 1912 war er Ehrenmitglied in der Erlanger Johannis-Loge Libanon zu den 3 Cedern, seit 1928 Ehrenmitglied in den Frankfurter Johannis-Logen Zur Einheit, Carl zum aufgehenden Licht, Carl zum Lindenberg, Zum Frankfurter Adler, seit 1928 Ehrenmitglied in der Breslauer Johannis-Loge Mozart zur Liebe und zur Pflicht, seit 1931 Ehrenmitglied in den Berliner Johannis-Logen Friedrich zur Gerechtigkeit und Stern der Liebe, in der Hamburger Johannis-Loge Zur Bruderkette und in der Breslauer Johannis-Loge Hermann zur Beständigkeit.

Ludwig Rosenmeyer starb, vermutlich von eigener Hand, am 26. Juli 1942 in Frankfurt am Main, seine Ehefrau Mathilde Rosenmeyer geborene Bach, wurde am 18. August 1942 nach Theresienstadt deportiert, dort kam sie am 13. Dezember 1942 ums Leben. Ihre Tochter Helene Rosenmeyer wurde am 20. Oktober 1941 von Frankfurt in das Ghetto Lodz – Litzmannstadt deportiert, dort kam sie am 4. Februar 1942 ums Leben. Wenigstens acht weitere nahe Verwandte von Ludwig Rosenmeyer starben in der Schoa.

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Die "Stürmer-Bibliothek"

Quelle: Die "Stürmer-Bibliothek"

Die „Stürmer-Bibliothek“ – ein historischer Exkurs

Jim Tobias

Nürnberger Institut für NS-Forschung und jüdische Geschichte des 20. Jahrhunderts


In ganz Europa ließ Julius Streicher, der NSDAP-Gauleiter von Franken und Herausgeber der antisemitischen Zeitung „Der Stürmer“, Schriften aus jüdischem Eigentum für seine Bibliothek zusammenrauben. Im August 1938 schlug dieser etwa dem Reichsführer SS Heinrich Himmler vor, den Österreichischen Generaldirektor des Staatsarchivs mit der Sammlung „jüdischer Privatarchive“ zu beauftragen. Ein deutscher Bürgermeister aus einem kleinen Ort bei Warschau fragte im Mai 1940 in der Stürmer-Redaktion nach, ob er alle sichergestellten jüdischen Bücher, „es würde immerhin ein Güterwagen voll sein“, nach Nürnberg schicken solle. Einige Monate später bat Streicher die NSDAP-Kreisleitung im besetzten Straßburg, ihm hebräische und andere Bücher von „geflüchteten bzw. ausgewiesenen Juden“ auszuhändigen. Bereits seit Jahren hatte Streicher zudem in seiner Zeitung „An alle Stürmerfreunde“ appelliert, jüdische Schriften aller Art zum Aufbau einer „antisemitischen Sammlung“ nach Nürnberg zu senden.

Mit Erfolg: „Dem Stürmer überlassen von seiner getreuen Leserin“, so die Widmung, schickte Charlotte Steiner aus Berlin das Buch „Das Judentum“ nach Nürnberg. Bestände aus den Bibliotheken jüdischer Wiener Organisationen wie etwa der „Lese- und Redehalle jüdischer Hochschüler“ oder des „Akademischen Vereins jüdischer Mediziner“ fanden gleichfalls den Weg in die Stadt der Reichsparteitage. Auch der NSDAP-Kreisleiter aus Straßburg sandte Schriften. So finden sich etwa Bände aus der Bibliothek der jüdischen Gemeinde Temple Consistorial de Strasbourg, der Librairie Israélite und des Groupement des Jeunesse Agoudiste in der Sammlung „Stürmer-Bibliothek“.


Nachdem die Amerikaner im April 1945 in Nürnberg einmarschiert waren, konnte die Raubsammlung, die zwischen 12. und 15.000 Schriften umfasste, in den Räumen der „Stürmer“-Redaktion sowie auf Streichers Bauernhof sichergestellt werden. Die USMilitärverwaltung übereignete die Bände der Stadtbibliothek Nürnberg, dessen Direktor die Sammlung der örtlichen Israelitischen Kultusgemeinde anbot. Diese lehnte jedoch ab und übertrug die Verfügungsgewalt an den Büchern dem Direktor des American Jewish Joint Distribution Committee, Koppel S. Pinson.


In der folgenden Zeit wurde in verschiedenen jüdischen Kommissionen kontrovers über die Eigentumsverhältnisse an dem aufgefundenen Raubgut diskutiert. Allerdings sprach man sich mehrheitlich gegen einen Verbleib von jüdischen Schriften in Deutschland aus, strittig war es jedoch, ob die Bände nach Palästina oder in die USA gebracht werden sollten.

Da sich keine Partei durchsetzen konnte, blieb der Großteil der „Stürmer-Bibliothek“, die heute noch etwa 9.000 - 10.000 Schriften umfasst, in Nürnberg. Seit 1997 wird der Bestand gesichtet und katalogisiert.

Dabei stellte sich heraus, dass etwa ein Drittel der Bücher mit Exlibris oder anderen Hinweisen auf ihre rechtmäßigen Eigentümer versehen sind. Erste Restitutionen konnten 2002 und 2003 auf den Weg gebracht werden

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