Rezension: Klaus Jürgen Grün - Wörter machen Götter: Unterschied zwischen den Versionen

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[[Klaus-Jürgen Grün]] spart dabei nicht mit Kritik an denjenigen, die in der Freimaurerei eine wie auch immer geartete religiöse Organisation sehen und etwa christliche Glaubenslehren zum Dogma erheben wollen. Das 400-seitige Werk knüpft an seine Bücher „[[Rezension: Klaus-Jürgen Grün: Menschenähnlichkeit|Menschenähnlichkeit]]“ und „[[Rezension: Klaus-Jürgen Grün: Das verlorene Wort|Das verlorene Wort]]“ an und ist auch eine Verteidigungsschrift der humanitären Freimaurerei.  Verlagstext
 
[[Klaus-Jürgen Grün]] spart dabei nicht mit Kritik an denjenigen, die in der Freimaurerei eine wie auch immer geartete religiöse Organisation sehen und etwa christliche Glaubenslehren zum Dogma erheben wollen. Das 400-seitige Werk knüpft an seine Bücher „[[Rezension: Klaus-Jürgen Grün: Menschenähnlichkeit|Menschenähnlichkeit]]“ und „[[Rezension: Klaus-Jürgen Grün: Das verlorene Wort|Das verlorene Wort]]“ an und ist auch eine Verteidigungsschrift der humanitären Freimaurerei.  Verlagstext
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== Rezension von Kai Stührenberg ==
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Rudi Rabe hat die Inhalte des Buches sehr gut zusammengefasst. Beim Lesen habe ich mich immer gefragt, warum so ein intelligenter und fähiger Mann wie Klaus-Jürgen Grün so einen Hass auf eine Freimaurerische Lehrart hat, die sich stärker auf den christlichen Glauben bezieht als andere.
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Er vergisst dabei, dass auch in der Großloge zu den drei Weltkugelnen 3WK das Wort Gott vorkommt und sämtliche Hochgrade irgendwelche Analogien zur Bibel aufweisen.
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Die Freimaurerei ist in einer christlich geprägten Zeit entstanden und hat auf eklektische Weise Symbolik und Inhalte der damaligen Zeit integriert. Das alles gehört zur DNA der Freimaurerei und wenn man das alles vernichten will, dann muss man sich fragen, was noch übrig bleibt. Auch könnte man fragen, warum, wenn dann alles so schlecht ist, man nicht einfach eine neue rein humanitäre und antireligiöse Großloge gründet, anstatt das was vielen Freimaurern viel bedeutet zerstören zu wollen.
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Die Vehemenz mit der Grün sich gegen den Freimaurerorden wendet, spricht für einen persönlichen Kampf, den er mit sich und der Religion auszufechten hat. Intellektuell kann man sie nicht erklären, denn alleine in Bezug auf den geringen zahlenmäßigen Anteil an der Deutschen Freimaurerei ihr Wirken nach außen ist der Freimaurerorden weder laute Stimme noch Gefahr für irgendwas. Dazu geht der Orden sehr offen mit anderen Lehrarten um und stellt Toleranz, Respekt und Brüderlichkeit in den Vordergrund.
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Der Vorwurf, eine Sekte zu sein, wird schon dadurch entkräftet, dass in keinster Weise missioniert wird. Und wenn man einmal ein Ritual des Freimaurerordens besucht, wird man feststellen, dass die Unterschiede zu den anderen Lehrarten marginal sind. Es gibt daher nichts was die Vehemenz dieses Feldzuges rational erklären könnte.
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Klaus-Jürgen Grün muss sich die Frage gefallen lassen, ob er mit seinem Buch nach freimaurerischen Prinzipien handelt. Ob sein Buch im Sinne der "Siebe des Sokarates" einen positiven Effekt auf die Deutsche Freimaurerei hat oder ob er nicht eher einen Beitrag zu Trennung und Streit geleistet hat.
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Unstrittig ist, dass seine Ausführungen eines auf alle Fälle vermissen lassen:
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Toleranz, Brüderlichkeit, Respekt und die Freiheit des Andersdenkenden.
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Damit stellt sein Buch so etwas wie eine Antithese zur Aufklärung und den freimaurerischen Werten dar.
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Ich finde es schade, dass er sich nicht mehr damit auseinandersetzt, wie intensiv, denn die Brüder mit den Inhalten auch einer humanitär ausgerichteten Freimaurerei umgehen. Er beschäftigt sich leider viel zu viel mit dem Rahmen und viel zu wenig mit den Inhalten. Mit seinem Wissen und seinem Talent könnte er so wertvolle Beiträge zu mehr Toleranz, Brüderlichkeit und zu mehr aktiver freimaurerischer Arbeit des einzelnen leisten.
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Selbst wenn man seiner Argumentation folgt, dann wäre es doch schön, wenn man auch einen Mehrwert für die eigene freimaurerische Arbeit aus seinem Buch ziehen könnte. Aber statt verstärkt am eigenen Stein zu arbeiten, betrachtet man geführt von ihm und seinen Herleitungen den rauen Stein der anderen.
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Es bedarf aus meiner Sicht keiner intellektuellen Rechtfertigung für eine Freimaurerei ohne Bezug zu Religion und Spiritualität, denn die Kraft der Freimaurerei liegt in ihrer Vielfalt und den Möglichkeiten die sie bietet, frei von Zwang und Dogmen. Auch ein streng deterministischer Atheismus kann zum Dogma werden.
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Als Freimaurer zeichnen wir uns durch den gegenseitigen Respekt und das Lernen voneinander aus. Das ist das, was wir in die profane Welt hinaustragen wollen und was ich in diesem Buch leider überhaupt nicht finden kann.
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== Siehe auch ==
 
== Siehe auch ==

Version vom 10. Februar 2018, 09:47 Uhr

Rezensionen.jpg

Rezension: Klaus-Jürgen Grün - Wörter machen Götter
Der symbolische Bund der Freimaurer und seine Freinde

Ich verstehe dieses Buch so, dass Klaus-Jürgen Grün die Argumente des philosophisch immer noch nachglimmenden mittelalterlichen Universalienstreits auf die Freimaurerei anwendet und diese dabei eindeutig im Lager der Nominalisten verortet. Was dazu führt, dass nach Ansicht von Grün freimaurerische Richtungen wie die Große Landesloge der Freimaurer von Deutschland keine Freimaurer sind, sondern eine „christliche Sekte“.
Von Rudi Rabe.

Der Buchcover mit einem Bild von René Margritte veranschaulicht die These: „Ceci n’est pas une pomme“ (das ist kein Apfel) - klar: das ist nur das Bild eines Apfels, letztlich ein Symbol. Man kann es nicht essen.
Klaus-Jürgen Grün: „Margrittes Kunst ist der malerische Ausdruck dessen, was uns Freimaurerei seit 300 Jahren präsentiert."

Im Universalienstreit ging und geht es um die Frage, ob Allgemeinbegriffe wie etwa Menschheit oder Gerechtigkeit oder Gott ein eigenständiges, objektiv fassbares Etwas sind, also Universalien, oder nur Wortetiketten für Denkfiguren, also Nominalien, hinter denen keine verortbare Realität steht. Während Religionen oder andere Machtsysteme zwischen Kommunikation und der Wirklichkeit, auf die sich die Kommunikation bezieht, ganz bewusst nicht unterscheiden, sind das für die Nominalisten zwei völlig verschiedene Welten.

Klaus-Jürgen Grün zieht diesen Konflikt mit vielen Beispielen durch das ganze Buch, und es wird bald klar, dass seine These nicht nur den Sinn hat, das Wesen der Freimaurerei schärfer zu fassen, sondern auch masonische Richtungen auszugrenzen, die in seinen Augen quasi häretisch sind, wie eben die 'Große Landesloge von Deutschland', die oft auch Freimaurerorden genannt wird.


Einige Zitate aus dem 400-Seiten-Buch:

„Vom Denken führt kein Weg zum Sein! Sei dies auch noch so wünschenswert. Existenz hat nichts zu tun mit Denken. Ich kann mir alles mögliche denken, aber ob es auch existiert, ist eine ganz andere Frage. Sie wird von der Logik niemals beantwortet. Gegen diese Erkenntnis setzt sich allerdings unkritisches und ungeschultes Denken stets hinweg.“ (Seite 67)

„Freimaurerische Symbolik unterscheidet sich von Religion und deren ‘Heiligem Ernst’ auch durch den Abbau der Zwanghaftigkeit, hinter jedem Symbol ein existierendes Übernatürliches sehen zu müssen. Dieser Abbau wiederum kann nicht das Interesse des religiösen Denkens sein.“ (75)

„In der Freimaurerei existiert keine Auffassung, die dem Symbol eine andere Wirklichkeit zuschreibt als die bloß symbolische. Symbole sind und bleiben Symbole, so wie das Brot Brot bleibt und der Wein Wein. Mit der Ablehnung der Neigung des Symbols zur Seite eines als existierend angenommenen Unsichtbaren und all den dazugehörigen Ungehörigkeiten, bleibt Freimaurerei von Religion unterschieden.“(76)

„Freimaurerei provoziert aufgrund seiner umfassenden Verwandlung liturgischer Elemente in rein symbolische Kategorien jedes streng religiöse Bewusstsein. Sie beruht auf der Einsicht, dass vielleicht alle religiösen Handlungen, Zeichen und Gegenstände rein symbolisch und metaphorisch zu verstehen sind, und in keinem von ihnen eine reale Gegenwart oder eine reale Verbindung zum Göttlichen aufgebaut wird. Es könnte nämlich sein, dass jeder Dialog mit Gott nur ein Selbstgespräch des Menschen bedeutet.“ (40)

„Eine paradoxe Konstruktion, die genau diese Ansprüche wieder auflösen will, bildet allerdings der so genannte Freimaurerorden der Großen Landesloge von Deutschland. Er ist keine Freimaurerei und wendet sich von Anfang an gegen die Anerkennung der Grundprinzipien der Freimaurerei.“ (359)

„Gegen die Zumutung von Seiten der Vereinigten Großlogen von Deutschland, unter seiner Satzung Freimaurer zur Anerkennung des Freimaurerordens zu zwingen, sollten sich Freimaurer möglichst bald zur Wehr setzen.“ (387)


Klaus-Jürgen Grüns Buch ist letztlich eine hochintellektuell verfasste Kampfschrift gegen den Freimaurerorden. Er hält diese Richtung für Pseudofreimaurerei. Und methodisch wirft er ihr vor, mit falschen Karten zu spielen, weil das in den ersten drei Graden des hochgradigen Freimaurerordens noch nicht zu durchschauen sei. Erst ganz oben, wenn's mehr oder weniger zu spät ist, werde dann klar, dass der Freimaurerorden keine Freimaurerei sei, die nach den Grundsätzen der Aufklärung ticke, sondern eine „christliche Sekte.“

Das Buch wird sehr stark polarisieren. Und es ist ja nicht das erste Buch Klaus-Jürgen Grüns, das sich diesem Thema mit Leidenschaft widmet. Aber ich denke, zum Glück leben wir in einer Weltgegend, wo Bücher wie diese gedruckt werden können. Es wäre schön, wenn es bald eine Antithese geben würde.


Buchrückseite: Klaus Jürgen Grün - Wörter machen Götter

Es ist reichlich geschrieben worden über den symbolischen Bund der Freimaurer, erstmals jedoch unternimmt Klaus-Jürgen Grün, Philosophieprofessor in Frankfurt und langjähriger Vorsitzender der Forschungsgesellschaft Quatuor Coronati, in seinem eben erschienenen Buch „Wörter machen Götter“ den Versuch, den Symbolcharakter der Freimaurerei anhand einiger ihrer wesentlichen Symbole nach dem Vorbild der konzeptuellen Metapher zu beschreiben. Er weist nach, dass die Umwandlung religiöser und liturgischer Elemente in reine Symbole die wichtigste Arbeit der Freimaurer darstellt. Was der einzelne Bruder dabei denkt, ist nebensächlich, sobald er sich im Ritual durch sein Tun auszeichnet. Nicht im Denken oder Glauben liegt die Kraft, sondern in der Tat.

Klaus-Jürgen Grün spart dabei nicht mit Kritik an denjenigen, die in der Freimaurerei eine wie auch immer geartete religiöse Organisation sehen und etwa christliche Glaubenslehren zum Dogma erheben wollen. Das 400-seitige Werk knüpft an seine Bücher „Menschenähnlichkeit“ und „Das verlorene Wort“ an und ist auch eine Verteidigungsschrift der humanitären Freimaurerei. Verlagstext


Rezension von Kai Stührenberg

Rudi Rabe hat die Inhalte des Buches sehr gut zusammengefasst. Beim Lesen habe ich mich immer gefragt, warum so ein intelligenter und fähiger Mann wie Klaus-Jürgen Grün so einen Hass auf eine Freimaurerische Lehrart hat, die sich stärker auf den christlichen Glauben bezieht als andere.

Er vergisst dabei, dass auch in der Großloge zu den drei Weltkugelnen 3WK das Wort Gott vorkommt und sämtliche Hochgrade irgendwelche Analogien zur Bibel aufweisen.

Die Freimaurerei ist in einer christlich geprägten Zeit entstanden und hat auf eklektische Weise Symbolik und Inhalte der damaligen Zeit integriert. Das alles gehört zur DNA der Freimaurerei und wenn man das alles vernichten will, dann muss man sich fragen, was noch übrig bleibt. Auch könnte man fragen, warum, wenn dann alles so schlecht ist, man nicht einfach eine neue rein humanitäre und antireligiöse Großloge gründet, anstatt das was vielen Freimaurern viel bedeutet zerstören zu wollen.

Die Vehemenz mit der Grün sich gegen den Freimaurerorden wendet, spricht für einen persönlichen Kampf, den er mit sich und der Religion auszufechten hat. Intellektuell kann man sie nicht erklären, denn alleine in Bezug auf den geringen zahlenmäßigen Anteil an der Deutschen Freimaurerei ihr Wirken nach außen ist der Freimaurerorden weder laute Stimme noch Gefahr für irgendwas. Dazu geht der Orden sehr offen mit anderen Lehrarten um und stellt Toleranz, Respekt und Brüderlichkeit in den Vordergrund.

Der Vorwurf, eine Sekte zu sein, wird schon dadurch entkräftet, dass in keinster Weise missioniert wird. Und wenn man einmal ein Ritual des Freimaurerordens besucht, wird man feststellen, dass die Unterschiede zu den anderen Lehrarten marginal sind. Es gibt daher nichts was die Vehemenz dieses Feldzuges rational erklären könnte.

Klaus-Jürgen Grün muss sich die Frage gefallen lassen, ob er mit seinem Buch nach freimaurerischen Prinzipien handelt. Ob sein Buch im Sinne der "Siebe des Sokarates" einen positiven Effekt auf die Deutsche Freimaurerei hat oder ob er nicht eher einen Beitrag zu Trennung und Streit geleistet hat.

Unstrittig ist, dass seine Ausführungen eines auf alle Fälle vermissen lassen: Toleranz, Brüderlichkeit, Respekt und die Freiheit des Andersdenkenden. Damit stellt sein Buch so etwas wie eine Antithese zur Aufklärung und den freimaurerischen Werten dar.

Ich finde es schade, dass er sich nicht mehr damit auseinandersetzt, wie intensiv, denn die Brüder mit den Inhalten auch einer humanitär ausgerichteten Freimaurerei umgehen. Er beschäftigt sich leider viel zu viel mit dem Rahmen und viel zu wenig mit den Inhalten. Mit seinem Wissen und seinem Talent könnte er so wertvolle Beiträge zu mehr Toleranz, Brüderlichkeit und zu mehr aktiver freimaurerischer Arbeit des einzelnen leisten.

Selbst wenn man seiner Argumentation folgt, dann wäre es doch schön, wenn man auch einen Mehrwert für die eigene freimaurerische Arbeit aus seinem Buch ziehen könnte. Aber statt verstärkt am eigenen Stein zu arbeiten, betrachtet man geführt von ihm und seinen Herleitungen den rauen Stein der anderen.

Es bedarf aus meiner Sicht keiner intellektuellen Rechtfertigung für eine Freimaurerei ohne Bezug zu Religion und Spiritualität, denn die Kraft der Freimaurerei liegt in ihrer Vielfalt und den Möglichkeiten die sie bietet, frei von Zwang und Dogmen. Auch ein streng deterministischer Atheismus kann zum Dogma werden.

Als Freimaurer zeichnen wir uns durch den gegenseitigen Respekt und das Lernen voneinander aus. Das ist das, was wir in die profane Welt hinaustragen wollen und was ich in diesem Buch leider überhaupt nicht finden kann.


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