Rezension: Michael Harscheidt - Der Templercode, Gottes geheime Elite: Unterschied zwischen den Versionen

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Aktuelle Version vom 4. Oktober 2017, 07:36 Uhr

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Rezension: Michael Harscheidt - Der Templercode, Gottes geheime Elite

von Triangle


"Schon wieder ein Buch über die Tempelritter und ihre angeblichen Machenschaften!" möchte man ausrufen. "Noch ein Buch über den heiligen Gral, die Bundeslade, das Turiner Grabtuch, den Templerschatz und die diversen Verschwörungstheorien!"

Stimmt! Und doch ist dieses Buch vollkommen anders, fundierter (tatsächlich eine Fleißarbeit besonderer Art) und vor allem ist es unterhaltsamer als viele andere Bücher zum Thema und verzichtet weitgehend auf Effekthascherei.

Autor Michael Harscheidt, Oberstudienrat im Ruhestand, Literaturwissenschaftler, Soziologe, Theologe und Historiker, bedient sich eines einfachen aber wirkungsvollen Tricks, um seine Recherche-Ergebnisse rund um die Geschichte der Tempelritter zu präsentieren:

Er erfindet Fabian Jaspers, einen jungen Praktikanten einer Pariser Zeitung, der zusammen mit einem Journalistentrio und einem Mönch aus dem Kloster Citeaux die Rehabilitation der Tempelritter betreibt. Fabian, das Alter Ego des Autors, wird während des gesamten Buchs die Argumente für und gegen die Tempelritter und die ihnen zur Last gelegten Taten und Verfehlungen zusammentragen und präsentieren. In der Hauptsache wird er sich mit den Vertretern der einzelnen Theorien zu den Templern auseinandersetzen, sie widerlegen, in Teilaspekten aber immer wieder auch bestätigen.

Das ist überhaupt die Stärke dieses Buches: Es erschöpft sich eben nicht in einer Wiedergabe bekannter (Verschwörung-)Theorien, sondern fügt den Forschungen Neues hinzu, geht den Verschwörungstheorien auf den Grund, erläutert die Ursprünge, legt Fehlinterpretationen der Geschichte und Geschichten offen und bekennt, wo die Protagonisten der Theorien Recht haben und wo es keine Beweise für oder gegen die Theorien gibt. Die Pro und Contras werden mit einer riesig anmutenden Zahl von Quellen belegt. Die hat der Autor dankenswerterweise nicht in einem Quellengrab am Ende des Buches platziert, sondern auf der Seite, auf der die Quelle im Text genutzt oder angesprochen wird.

Fiktives Gerichtsverfahren

Alles beginnt mit dem "Einfangen" des jungen Fabian Jaspers, der Aktion also, mit der er für die Geschichte der Tempelritter begeistert und zum Mitstreiter in ihrem Rehabilitationsverfahren vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte wird.

Dort klagen die fünf auf Wiedergutmachung und Aufhebung der Urteile gegen die Templer. Angeklagt ist der französischen Staat. Es geht dabei um fünf Anklagpunkte:

- das obligatorische Spucken der Templer auf das Kruzifix bei gleichzeitiger Bezeichnung Jesu als falschen Propheten; - die drei rituellen Küsse durch den Präzeptor auf Hinterteil, Nabel und Mund des Neulings; - die mystische Verehrung eines bärtigen Kopfidols (Baphomet) als Götzen;: - die magische Weihung einer oft weißen Gürtelschnur an diesem meist metallischen Kopfidol; - die Verweltlichung sakraler Handlungen (Ketzerei))

Problem: Die Richter des EuGH können nicht tatsächlich zu Gericht sitzen, sie sind nicht zuständig. Denn der Staat, der angeklagt wird, ist nicht der tatsächliche Nachfolger desjenigen Gebildes, dass der Fehlurteile gegen die Templer beschuldigt wird. Also greifen die Richter zu einem Trick: Sie beraten lediglich über die die Anklagepunkte. Dabei nehmen sie die Identitäten berühmter Persönlichkeiten an: Dante Alighieri, Thomas von Aquin, Albertus Magnus, Dschalal ad-Din ar-Rumi, Nachmanides, Marco Polo und Erwin von Eschenbach. Diese repräsentieren die Länder, in denen die Ritter lebten und verfolgt wurden.

Europareise auf den Spuren der Tempelritter

Nach Ende der Anhörung, in der das Fünfer-Komitee zu den einzelnen Punkten der Anklage für die Templer Stellung nimmt, beginnt für die drei Journalisten und den Jungen Fabian Jaspers eine Reise durch Europa:

Aufgrund eines fiktiven Auftrags für eine TV-Sendereihe über die Templer und die mit ihnen verbundenen Verschwörungstheorien recherchiert Fabian für jede Aufzeichnung der einzelnen Sendungen zu jeder Verschwörungstheorie die Faktenlage.

Fabian alias Michael Harscheidt wird während jeder Sendung der Advokatus diaboli, der auch zu den obskursten Theorien Stellung nimmt. Widerpart ist immer ein Repräsentant derjenigen Gruppe, die diese Theorie vertritt oder in deren Umfeld die Ursprünge vermutet werden. Dabei scheut sich der Autor auch nicht, heikle Themen wie etwa den ausgeprägten Rassismus eines Rudolf Steiner anzusprechen, die Gralslegende aufzudröseln und ad absurdum zu führen oder die angeblichen Hinweise auf Goldfunde und Molaysche Ritzereien in den Kerkern von Gisors als Fake zu entlarvben.

Am Ende hat Michael Harscheidt eine Unmenge an Quellen zusammengetragen. Die Fußnoten unter den Seiten zeugen von der enormen Quellenarbeit des Autors und bieten genügend Stoff für eigene, weiterführende Lektüre über die sagenumwobenen Ritter.

Klug gewählter Plot

Das große Verdienst des Autors ist, dass er keine gefällige und schönfärberische Lösung oder Interpretation seiner enormen Fleißarbeit anbietet. Sein Buch endet offen; eine Sammlung von klug ausgewählten Hinweisen, eine Demontage von Verschwörungstheorien und ein Auslöser fürs eigene Denken.

Hinzu kommt die didaktisch sehr gut gewählte Rahmenhandlung: Das Buch könnte ein Plot für ein Hörspiel oder einen Fiktion-Film über die Tempelritter abgeben. Trotz einiger, zugegeben weniger Längen ermüdet es nicht, fordert heraus und überrascht nicht nur durch seine frische und die teilweise respektlose Herangehensweise. Auch die teilweise überraschenden Fakten zum Templerorden, die Korrekturen eingeübter Sichtweisen und das offene Ende machen dieses Buch kurzweilig und lesenswert. Es regt über die Lektüre hinweg und auch nach deren Abschluss zum selbstständigen Denken an.

Auch wer schon einiges über die Tempelritter weiß, sollte dieses Buch unbedingt lesen. Es ist kurzweilig und interessant. Ich hatte sehr unterhaltsame und lehrreiche Tage.

Kurzinfo

Der Templercode - Gottes geheime Elite
Michael Harscheidt, (Titelbild: Jens Rusch, Brunsbüttel)
ISBN 978-3-95529-177-8

Siehe auch

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