Traktat: Der Granatapfel

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Der Granatapfel

Von Matthias Kurth
Loge Hellweg in Bochum
2. Grad Granatapfel.jpg
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Romeo und Julia, 3 Akt, fünfte Szene, - Hendel, Leipzig 1927:

„Willst du schon geh´n? Der Tag ist ja noch fern.
Es war die Nachtigall und nicht die Lerche,
die eben jetzt dein banges Ohr durchdrang;
Sie singt des Nachts auf dem Granatbaum dort.
Glaub, Lieber, mir, es war die Nachtigall."

Auf meiner Suche nach einem Inhalt für meine Arbeit, suchte ich etwas für mich stimmiges den 2ten Grad betreffend. Im ersten Grad ging es mehr um persönliche Dinge. Im 2ten Grad sollte es um die Gemeinschaft, deren Konstruktion und Wichtigkeit gehen. Die Erwartungshaltung, welche „Der Hieber“ hier vorgibt, ist ja nicht so gering.

Der Granatapfel begegnete mir auf meiner Suche nach einem passenden Inhalt. Durch einen hochwürdigen Bruder wurde ich auf einen Künstler „Bruder“ aufmerksam gemacht welcher sich just mit den 3 Graden Künstlerisch auseinander gesetzt hatte und für jeden Grad eine Plastik erschaffen hat. Jens Rusch aus Norddeutschland hat für mich traumhaft schöne Plastiken aus Bronze geschaffen.

Beim 2ten Grad entschied er sich für den Granatapfel.

Das Thema stand mit dem Erwerb der Kunstwerke fest: Der Granatapfel!

Also griff ich zum Telefon.

„Hallo Jens"
„Was kann ich für dich tun?“
„Granatapfel- 2ter Grad- warum?“
„Na, das find ich eine gute Frage.
Also zunächst ist der Granatapfel ja seit je her die Symbolik des Vaters.

Du weißt schon in einer geschützten Schale der vielfältige Samen der Frucht.

Dann in der Bibel, die Verwendung der Symbolik Granatapfel beim Bau des Tempels König Salomon.
Auch auf den uns bekannten Säulen der Arbeitstafel sind oben die Kugeln mit so einem Band versehen.
Dieses Band verweist symbolisch auf die verwendetet Granatäpfel.

D:a scheint einiges in der Vergangenheit verloren gegangen zu sein, da gebe ich dir recht, dies möchte ich, nicht zuletzt, mit künstlerischer Freiheit wiederbeleben.“


Dieses Telefonat stachelte mich zunächst ja noch mehr an. Der griff zu Meyers „Großes Lexikon“.:


Granatapfel = Punischer Apfel = Punica Granatum eine apfelähnliche Scheinbeere.

Na, dass war ja nicht aufregend.

Also der Griff zum nächsten Buch, auf der anderen Seite des Regals, zur Bibel, wie Jens ja schon erwähnt hatte.

Buch der Könige Kapitel 7 Absatz 18 geht’s los:

„Und machte an jeglichen Knauf zwei Reihen Granatäpfel unten an dem Gitterwerk, womit der Knauf bedeckt war.“ Zitat Ende.

So ähnlich auch in Absatz 42 usw..

Da hatten wir also schon mal die Knäufe an den Säulen, von denen Jens gesprochen hatte. 400 Granatäpfel sollen an den Säulen dargestellt worden sein.

Das muss doch noch mehr bedeuten, den nicht nur am Tempel Salomons, nein auch in den Stickmustern der hohen priesterlichen Textilien waren die Symbole zu finden.

Und neben Oliven, Datteln, Feigen, Trauben, Mandeln und Johannisbrot zählte der Granatapfel zu den sieben symbolischen Früchten, der Bibel, welche besonderen Segen verhießen.

Verzweifelt rufe ich einen Freund an, welcher mir sein Antiquariat in Mönchen Gladbach empfiehlt.: “Herr A…….. findet alles“

Ich rufe also an:

„Sagen sie Herr And… haben sie nicht etwas über Granatäpfel für mich?“
„Das ist wahrlich nicht einfach.
Da ist nicht so viel verfasst worden, habe ich mich auch gewundert.

Was ich find sind immer so einzelne Fragmente in unterschiedlichen Werken.

Aber Friedrich Mutmann hat 1982 einen interessanten Bildband in Bern verfasst, den könnte ich dir besorgen.
Auch Klaus Dieter Dormann hat sich mal mit dem Thema auseinander gesetzt und ein sicherlich interessantes Paperback geschaffen in welchem er 1997 vieles zusammengetragen hat.“
„OK super bitte alles bestellen.“

Gesagt getan ich bekam meine Werke. Den Bildband und das Buch.

Ursprünglich stammt der Granatapfel wohl aus Babylonien. Bis ins 3te Jahrtausend vor Chr. Lässt sich die Spur nach Elam, Sumer und Akkad zurückverfolgen.

Um 1500 v. Chr. Muss die Frucht bei den Feldzügen König Tutmosis III nach Ägypten gekommen sein.

Die Phönizier brachten sie auf dem Seeweg nach Westafrika.

900 v. Chr. pflanzten, nachweislich, die Griechen Granatapfelbäume. Mit arabischen Siedlern wanderten sie nach Unteritalien und die Punier brachten sie uns aus Nordafrika, Mitte des 1 Jahrtausends v. Chr. mit nach Spanien.

Der Botanische Namen punica granatum deutet noch heute auf die Punische Herkunft.

Granatum steht für Körnerreich und gab unter vielen anderen positiven auch, den Namen, für die nicht rühmlichen Granaten im Krieg.

Ausgiebig hat sich die bildende Kunst mit dem Granatapfel beschäftigt.

Häufig finden wir den Granatapfel auf altägyptischen Wandmalereien. Aber auch in Europa stand die Symbolik für reichen göttlichen Segen.

Auf Gemälden von Botticelli, Grünwald, Dali oder Dürer ist er ebenso zu finden wie auf Hals- und Armschmuck, Küchengeräten, Stoffen und Teppichmustern.

Auch die dichtende Kunst wie Goethe, Schiller, Rilke, Heine, Oskar Wilde und viele andere haben dem Granatapfel in Gedichten, Briefen und Erzählungen liebevoll ihre Aufmerksamkeit gewidmet. Es gibt Quellen welche sogar behaupten, dass der Baum im Paradies ein Granatapfelbaum gewesen sei. Hier glaube ich allerdings eher an die Theorie der Übersetzungsproblematik. –Wie so oft bei der Deutung der Bibel.-

Der auffallende Gleichklang der lateinischen Worte malus, was so viel wie schlecht bedeutet und malum hingegen welches nichts anderes als der Apfel heißt.

So wurde sehr schnell, in der Übersetzung, aus dem schlechten am Baum der Erkenntnis, der Apfel.

Um kaum eine andere Frucht ranken sich so viele Mythen und Geschichten wie um den Granatapfel.

Seine Schale verbirgt in einer kugeligen Form eine geheimnisvolle Vielfalt an Kernen in einer besonderen Anordnung.

Es sollen 613 Kerne sein.

So viele wie das alte Testament Gesetze enthält. Ein Sinnbild für die unendliche Zahl der Eigenschaften und der Güte Gottes.

Seine Blüten gelten als Symbol der Liebe, sowohl der geistigen als auch der Körperlichen, welches die unzähligen Kerne als Beweis der Fruchtbarkeit zeigen.

Bei einer griechischen Hochzeit, zu der ich eingeladen war, wurden das Brautpaar mit Granatäpfeln, auch heute noch, beworfen.

Platzt die Frucht auf und die Samen fallen heraus, verspricht dies eine kinderreiche Ehe zu werden.

Ja bereits im 5 Buch Moses ist der Granatapfel bereits erwähnt.

Zitat: „dein Gott führt dich in ein gutes Land… ( und weiter) ein Land darin Weitzen, Gerste, Weinstöcke, Feigenbäume und Granatapfel sind. In der Antike ist der Granatapfel eng mit Fragen der Leben erhaltenden und reproduzierenden Funktion von Fruchtbarkeit verknüpft. In der Bildersprache des Hohenliedes Salomons, zum Beispiel, wird die Form mit der Schönheit der Frau verglichen.

Kapitel 4, Vers 3,:

„Einem Karmesinband gleich sind deine Lippen
und dein Plaudermund ist lieblich.
Gleich dem Riss in einem Granatapfel schimmert deine Schläfe hinter einem :Schleier hervor“

Zitat Ende.

Viele Juden sprechen heute noch zum Fest Rosch Haschana den Spruch:

„ Möge es dein Wille sein, unser ewiger Gott,
und der Gott unserer Väter,
dass unsere guten Taten sich vermehren,
wie die Kerne des Granatapfels“

Im alten Testament wurde der Granatapfel als Symbol der Reinheit und Jungfräulichkeit der Mutter Jesu entliehen. Ab dem christlichen Mittelalter wurde er als Reichsapfel zum Symbol der Herschertugenden.

Der Granatapfel wird zusammen mit dem Kreutz auch als Symbol auf Kirchtürme gesetzt für Liebe, Erlösung und Unsterblichkeit.

Im antiken Griechenland wurde die Frucht den Gottheiten Hades und Persephon, aus der Unterwelt zugeschrieben. Persephon muss durch die List des Hades, welcher ihr 6 Kerne in den Mund drückt, ein drittel des Jahres mit Hades in der Unterwelt regieren.

Es war auch ein Granatapfel, den der Trojaner Paris der schönen Aphrodite überreichte und damit einen jahrzehntelangen Krieg auslöste.

Auch die arabischen Gottheiten Dionysos und Kybele kamen nicht um den Granatapfel herum. Als Dionysos Agdistis kastrierte, als dieser weintrunken schlief, wuchs aus dessen Blut der Granatapfelbaum.

Aber bevor ich mich jetzt, verführt durch den Granatapfel, in der Antike verlaufe, zurück zu meinem Anliegen.

Der Granatapfel.

Mit dessen Farbstoffen früher Orientteppiche gefärbt wurden oder Tinte hergestellt wurde.

Heute hat er auch wieder ansteigend neue Fans, nicht nur da man weiß, das berühmte Zwiebelmuster aus Meisen zeigt nicht Zwiebeln sondern Granatäpfel und Pfirsiche.

Nein auch da mittlerweile bekannt ist, dass der Saft von Granatäpfeln Entzündungshemmend wirkt und zum Beispiel Prostatakrebs aufhalten kann. Test sollen sogar belegt haben, dass er die Widerstandsfähigkeit gegen HIV Infektionen stärkt.

Ich hatte nicht geglaubt, dass das der Gehalt an Pflanzenhormonen für Mann und Frau so hoch ist, dass er die 16 fache antioxidative Wirkung aufweißt wie grüner Tee.

Der Granatapfel, eine ca; 8 cm große Frucht, durchzogen von vielen Wänden. Dadurch entstehen Kammern, in denen zahllose 3mm große Samen in einem geleeartigen, saftigen tiefroten Fruchtfleisch gelagert sind

Mehr konnte ich nicht finden.




Aber vielleicht ist es ja die Einfachkeit, welche es schon immer ausmachte.

Von einer harten Schale nicht begrenzt, sondern wie der Rahmen die Arbeitstafel mit schwarzen und weißen Dreiecken beschützt und den Freimaurer auffordert die Geheimnisse des Frmr.-Ordens in sein rechtschaffenes Herz einzuschließen:

„Eine Frucht aus süßem Fruchtfleisch, welche in ihrer Gesamtheit einmalig ist,

jeder einzelne, ihrer unzähligen Kern, als einzelner wertvoll bleibt."

Vor allem für die Vermehrung eines gemeinsam gesäten Humanistischen Anspruches.

Die LOGE eben.


Matthias Kurth
Loge Helweg in Bochum

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