Hochgrade in Österreich

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Hochgrade in Österreich

In Abstimmung mit der englisch orientierten und dominierenden 'Großloge von Österreich' gibt es mehrere selbständige Hochgradsysteme. Bei der zweitgrößten Obödienz, dem französisch beeinflussten 'Droit Humain', sind Hochgrade integriert. Weitere Hochgrade sind mit kleineren gemischten Großlogen verbunden.
Details von Rudi Rabe.

Schärpe eines AASR-Kommandeurs im 33. Grad: ein Stück aus dem 19. Jahrhundert in der Sammlung der Großloge von Österreich.
Die Schärpe wurde gezeigt in der Freimaurer-Ausstellung Wien 2017.
Foto: GLvÖ.

Grundsätzliches

Wozu Hochgrade?

Grundsätzlich soll die Freimaurerei dem Freimaurer helfen, durch das Erlebnis ritueller Formen sowie durch die Begegnung mit anderen Brüdern, die er sonst nie kennen lernte, ein besserer Mensch zu werden und ein erfülltes Leben zu führen. Das geschieht durch rituelle Gemeinschaftserlebnisse sowie die Erteilung von Graden, die dem Freimaurer jedes Mal die Welt eines neuen Rituals mit seinen Symbolen und Erkenntnissen zugänglich macht. Die Grade werden deshalb in manchen freimaurerischen Systemen (= Obödienzen) auch Erkenntnisstufen genannt. In der (blauen) Johannisfreimaurerei sind es die Grade Lehrling, dann Geselle und schließlich Meister.

Die weiterführenden Systeme, also die sogenannten (roten) Hochgrade, sollen dem Freimaurer auf dem Weg der Selbstfindung zusätzliche Anregungen bieten: durch Rituale über den blauen Meistergrad hinaus, was allerdings auch bedeutet, öfters anwesend zu sein. Und zweitens durch den Umstand, dass er Brüder anderer blauen Logen trifft ("Bogenfunktion"). Dies wirkt der Tendenz entgegen, sich auf die eigene (blaue) Loge zu konzentrieren und kaum Verbindungen zu anderen Logen und erst recht nicht zu Brüdern aus anderen Orten (= Orienten) zu pflegen. So kann verhindert werden, dass Brüder, obwohl sie oft viele Jahre Freimaurer sind, einander fremd bleiben.

Eigentlich: 'Nebengrade' oder ‚Vertiefende Grade’

Viele Freimaurer sind sich bewusst, dass das traditionelle Wort ‚Hochgrade’ unglücklich gewählt ist. Es suggeriert, dass diese Systeme über der klassischen Johannisfreimaurerei stehen. In Wahrheit ergänzen sie diese nur. Die blauen Logen sind die Basis der Freimaurerei, auf der alles andere aufbaut. Im Englischen nennt man die Hochgrade daher auch ‚Appendant’ (dazugehörig) oder ‚Concordant Bodies’; oder ‚Additional Degrees’ und ‚Side Degrees’.

Der österreichische Schottische Ritus bevorzugt die Ausdrücke 'weiterführende', 'vertiefende' oder 'verinnerlichende' Grade. Und der österreichische 'Royal Arch' hält sogar in seinem Aufnahmeritual mit Bezug auf das Unionsprotokoll der beiden englischen Großlogen zur United Grand Lodge of England (1813) ausdrücklich fest: „Wir Maurer vom Königlichen Bogen sind der Ansicht, dass sich die Freimaurerei in den drei Graden (der blauen Freimaurerei) voll ausdrückt: dem Grad des Lehrlings, des Gesellen und dem höchsten maurerischen Grad, dem des Meisters. Alle anderen Grade (also die der roten Freimaurerei) sind Nebengrade, Vervollkommnungsgrade der Königlichen Kunst.“

Normalisierung im 20. Jahrhundert

In alten Zeiten gab es bei den Hochgraden oft absonderliche Auswüchse. Es ging dabei vor allem um Distinktionen und ähnliches, also das Allzumenschliche: Bruder Goethes „ellenhohe Socken“. Auch wenn die Kritik daran bei Lennhoff-Posner im Internationalen Freimaurer-Lexikon von 1932 beim Stichwort Hochgrade noch sehr präsent ist, wurde das im 20. Jahrhundert erheblich zurückgedrängt. Daher setzen die historischen Bezüge auf dieser Seite weiter unten bei den einzelnen Obödienzen auch erst mit den 1920iger-Jahren ein; ganz abgesehen davon, dass die Freimaurerei in Österreich unter der Herrschaft der Habsburger ohnehin ein Jahrhundert unterbrochen war, so dass weder bei der (blauen) Johannismaurerei noch bei der (roten) Hochgradmaurerei Kontinuität vom 18. ins 20. Jahrhundert gegeben ist.

21. Jahrhundert: Klassiker und Neugründungen

Die zwei Klassiker mit einem festen Vertragsverhältnis zur 'Großloge von Österreich' sind vereinfacht gesagt die 'Schotten' und der 'York-Ritus'. Darüber hinaus gibt es seit den Nullerjahren den 'Rektifizierten Ritus', der von der 'Großloge von Österreich' ebenfalls anerkannt wird. Zwei weitere sehr spezielle Richtungen runden im Bereich der sogenannten 'regulären' Freimaurerei das Bild ab.

Völlig unabhängig davon gibt es seit je her die integrierten Hochgrade des französisch beeinflussten 'Droit Humain' sowie in jüngerer Zeit Hochgrad-Obödienzen in einem Naheverhältnis zu den kleineren gemischten Großlogen für Männer und Frauen.

Alles andere was Lennhoff-Posner mit Stand 1932 unter 'Hochgrade' und 'Hochgradsysteme' beschreiben, gab es hierzulande nie oder gibt es nicht mehr, oder es führt eine Randexistenz jenseits der allgemein akzeptierten Freimaurerei.

Die Mitarbeit bei den Hochgraden ist optional: Ein Freimaurer kann sich daran beteiligen, er muss aber nicht. Er kann sich auch wie die meisten auf die drei Basisgrade ‚Lehrling-Geselle-Meister’ konzentrieren. Wenn er einem Hochgradsystem beitreten will, braucht er allerdings eine Einladung. In Österreich ist etwas weniger als ein Drittel der 3.400 Brüder (2015) der Großloge von Österreich auch Mitglied in einem der auf sie bezogenen Hochgrad-Systeme. Ähnlich ist es bei den kleineren Großlogen.

Das Logo des AASR Österreich.
Die Embleme der 'Schotten' zeigen immer einen doppelköpfigen Adler; im Detail sind sie jedoch verschieden gestaltet. Interpretationen: Ost- und Weströmisches Reich; Herrschaft des dualistischen Prinzips in unserer Welt; Gleichzeitigkeit der diesseitigen und jenseitigen Welt.
Oben: ORDO AB CHAO = Ordnung aus Chaos. Das steht letztlich für den Schöpfungsakt, der vom Men­schen immer wieder nachvollzogen wird.
Unten: DEUS MEUMQUE JUS = Gott und mein Recht.
Gründungspatent für den AASR Österreich: ausgestellt am 15. September 1925 vom 'Obersten Rat' in Frankreich. Das Original ging verloren. Wahrscheinlich hat es Großsekretär Otto Klein 1938 auf der Flucht in die Tschechoslowakei mitgenommen. Er wurde später im KZ ermordet. Ob er das Dokument vorher vernichtet hat, oder ob es in die Hände der Nazis fiel, ist ungeklärt. 1946 tauchte dann aus den Beständen der aufgelösten Gestapo eine Kopie auf.

Hochgrade mit einem Vertrag oder einem Naheverhältnis zur 'Großloge von Österreich'

* Der Alte und Angenommene Schottische Ritus (AASR) in Österreich

Vereinfacht auch: Die ‚Schotten’ in Österreich

Das ist der ältere der beiden Klassiker: entstanden in den 1920iger Jahren.

Voraussetzung für eine Mitgliedschaft bei „den Schotten“ ist der Meistergrad in einer ‚Johannisloge’, also der dritte Grad. Und der AASR organisiert sich dann in Perfektionslogen (4. bis 14. Grad), in Kapitel (15. bis 18.), in Areopage (19. bis 30.) und in Konsistorien (31. und 32. Grad). Die meisten dieser Grade sind aber heutzutage nur symbolisch; sie werden nicht mehr direkt bearbeitet. Der 33. Grad ist dann nur ein Verwaltungsgrad für die Mitglieder des Obersten Rates: Dieser leitet den Orden und repräsentiert ihn nach außen.

In seiner heutigen Form wurde der ‚Schottische Ritus’ in Amerika entwickelt.

In Österreich nach dem Ersten Weltkrieg

Wenige Jahre nach der Wiedergründung der Johannisfreimaurerei 1918 (= Ende des Habsburgerreiches) wurde in der jungen Republik Österreich ab 1923 auch der ASSR-Ritus eingeführt. Die Initiative ging von einem zurückgekehrten Österreicher aus, der in Frankreich gelebt hatte und dort Mitglied des AASR gewesen war. Einer der führenden Proponenten war der Freimaurerpublizist Eugen Lennhoff (AASR-Großkommandeur von 1925 bis 1930).

Die Gründung war am Anfang durchaus umstritten: Mehrere blaue Logen sprachen sich gegen die Einführung eines Hochgradsystems aus. Doch die Befürworter setzten sich schließlich durch, auch wenn die Beziehungen zwischen der blauen ‚Großloge von Wien’ und dem roten AASR bis zum bitteren Ende 1938 (= Hitlers Einmarsch in Österreich) nicht friktionsfrei waren.

1925 wurde dann mit Unterstützung der AASR Frankreich und der Niederlande ein ‚Oberster Rat’ eingesetzt. Erster Großkommandeur wurde der international bekannte österreichische Freimaurer Eugen Lennhoff: zusammen mit Oskar Posner aus Karlsbad in Böhmen der Schöpfer des noch heute (auch in diesem Wiki) verwendeten Freimaurerlexikon (Internationales Freimaurer-Lexikon; inzwischen überarbeitet von Dieter A. Binder). Wie die österreichische Freimaurerei überhaupt war der AASR der Zwischenkriegszeit pazifistisch. Er setzte sich für Völkerversöhnung und später dann für den Kampf gegen den wachsenden politischen Antimasonismus ein. Der österreichische AASR unterstützte und ermöglichte 1930 auch die komplizierte Gründung des AASR in Deutschland.

1938: Nazi-Deutschland annektierte Österreich. Wie schon einige Jahre zuvor im Deutschen Reich wurde die Freimaurerei verboten (1938: Wie Hitler die österreichische Freimaurerei auslöschte). Fast alle Dokumente gingen verloren, so dass über die geistige Arbeit des AASR in der Zwischenkriegszeit wenig bekannt ist.

Wiedergründung nach 1945

Erste Kontakte zum Ausland entstanden schon wenige Monate nach Kriegsende durch Kurierdienste französischer Besatzungssoldaten; die Post funktionierte ja am Anfang nicht. Auch General Mark Clark, Hochkommissar der US-Besatzung und selbst Mitglied des amerikanischen AASR, unterstützte den Wiederaufbau der österreichischen Freimaurerei. Und so konnte schließlich 1947 wieder ein österreichischer ‚Oberster Rat’ installiert werden.

Derzeitiger AASR in Österreich (2015): 14 aktive Ateliers. Konkret: sieben Perfektionslogen, fünf Kapitel, ein Areopag und ein Konsistorium. Darüber steht der autonome ‚Oberste Rat’ mit dem ‚Souveränen Großkommandeur’ an der Spitze; über 400 Mitglieder.

Enge Kooperation mit der Großloge von Österreich

Der AASR ist über einen Vertrag (in der Freimaurersprache: ‚Konkordat’) eng mit der Großloge von Österreich verbunden. Wie diese half der österreichische AASR nach der Wende auch beim Aufbau der 'Schottischen Maurerei' in mehreren osteuropäischen Ländern, so in Ungarn, Tschechien, Slowenien und Kroatien.

* Der York Ritus in Österreich (YRiÖ)

Vereinfacht auch: Der ‚Royal Arch’ in Österreich

Das ist der jüngere der beiden Klassiker: entstanden in den 1970iger Jahren.

Der österreichische York Ritus: in der Mitte die drei Abstufungen 'Royal Arch' (oben), Konzil (rechts) und Komturei (links).
Das internationale üblich Royal-Arch-Zeichen ist ein "Triple Tau", also dreimal der Buchstabe T (Tau im griechischen Alphabet = T). Es gibt viele Interpretationen, was das bedeuten soll. Beispiele: Allmacht-Allwissenheit-Allgegenwart; oder die göttliche Trinität.
Die Konzilsgrade und die Komtureigrade verwenden andere Embleme.

Der österreichische York Ritus orientiert sich am weltweit tonangebenden amerikanischen Vorbild. Im Freimaurerlexikon von Lennhoff, Posner, Binder firmiert er auch als ‚Amerikanischer Ritus’. Voraussetzung für eine Mitgliedschaft ist der Meistergrad in einer ‚Johannisloge’ (drei Grade). Der York Ritus selbst ist dann organisiert in Royal-Arch-Kapitel (4. bis 7. Grad), in Konzile (Kryptische Grade: 8. und 9.) und in Komtureien (Rittergrade: 10. bis 12.).

Nach dem Zweiten Weltkrieg von Amerika über Deutschland nach Österreich

Bis zum Zweiten Weltkrieg war der 'York Ritus' in Kontinentaleuropa und so auch in Österreich kaum bekannt. Erst in den fünfziger Jahren des vorigen Jahrhunderts wurde er von amerikanischen und englischen Militärangehörigen in Deutschland etabliert. 1953 wurde in Frankfurt das erste deutsche Royal-Arch-Kapitel gegründet. Von Deutschland kam die Kapitelmaurerei dann ab 1967 nach Österreich: Bayerische Brüder hatten zehn Wiener Freimaurermeister dafür begeistert. Die Österreicher fuhren nach München, wo sie aufgenommen wurden.

1970 gründeten die Österreicher in Wien ihr erstes eigenes Royal-Arch-Kapitel; es unterstand vorerst noch dem deutschen Großkapitel. Zwei weitere Kapitelgründungen folgten 1972 und 1973, und so konnte 1974 mit Zustimmung des deutschen Großkapitels und des maßgebenden amerikanischen ‚General Grand Chapter of Royal Arch Masons International’ (GGCI) ein eigenes österreichisches Großkapitel konstituiert werden. Die österreichischen Kapitel arbeiten nach einem eigenen Ritual: Dieses wurde vom GGCI anerkannt; die Anerkennung wurde 2012 erneuert.

Nach den ersten Gründungen wurden bald weitere Kapitel eingerichtet, später auch Konzile und Komtureien. Und so wurde das Großkapitel 2014 zum 'Konvent der Maurer des York-Ritus in Österreich'. International eher ungewöhnlich ist, dass alle erwähnten Grade unter diesem einen organisatorischen Dach vereint sind.

Auch englische und amerikanische Kapitel in Österreich

Mehrere Kapitel arbeiten auch in englischer Sprache: drei Kapitel seit 2012 und 2013 nach dem amerikanischen Ritus mit ausdrücklicher Zustimmung des amerikanischen GGCI; und eines seit 2009 nach dem davon abweichenden englischen Ritus des Holy Royal Arch mit Genehmigung des ‚Supreme Grand Chapter of Royal Arch Masons of England’. Letzteres ist besonders bemerkenswert weil es die einzige Ausnahme ist, orientiert sich doch der österreichische York Ritus sonst durchwegs an den Amerikanern, nach deren Vorbild er entwickelt wurde.

Diese vier englischsprachigen Kapitel arbeiten wahlweise auch in deutscher Sprache. Und sie nehmen auch Männer auf, die ihren Hauptwohnsitz nicht in Österreich haben. Dahinter steht die Idee, den Austausch über den Grenzen hinweg zu intensivieren.

Derzeitiger 'York Ritus' in Österreich (2017): sieben deutschsprachige Kapitel, vier englischsprachige Kapitel, vier Konzile, vier Komtureien.

Enge Zusammenarbeit mit der Großloge von Österreich

Der 'Konvent der Maurer des York-Ritus in Österreich' ist mit der Großloge von Österreich verbunden. Das ist in einem Vertrag ("Konkordat") festgehalten. Abgesehen von den englischsprachigen Kapiteln werden nur Mitglieder von Logen der Großloge von Österreich aufgenommen. Zur Großloge von Österreich gehören ungefähr 3.600 Mitglieder (2018). Davon arbeiten über 500 zusätzlich in einem der neun Royal-Arch-Kapitel, und von diesen wiederum mehr als hundert in einem Konzil.

Wie die Großloge unterstützt auch der York-Ritus-Konvent den Aufbau der Freimaurerei in Osteuropa: Gegenwärtig gibt es dafür ein Deputationskapitel, das für mehrere Länder zuständig ist.

* Der Rektifizierte Schottische Ritus (RSR) in Österreich

Vereinfacht auch: Der ‚Rektifizierte Ritus’ in Österreich

Der österreichische 'Rektifizierte Schottische Ritus'. Zentrales Element ist der Phoenix aus der Asche (1779) und darunter die Devise: Solve et coagula = Löse und verbinde neu.

Voraussetzung für die Aufnahme ist der Meistergrad (3. Grad; mindestens drei Jahre) in einer Loge der ‚Großloge von Österreich’ oder einer von dieser anerkannten ausländischen Obödienz (= Großloge). Darauf aufbauend organisiert sich der RSR dann in drei Graden: als ‚Andreasloge’ (4. Grad) und als ‚Innerer Orden’ (5. und 6. Grad).

Besonderen Wert legt der RSR auf ‚gelebte Humanität’, also aktive Wohltätigkeit; damit sind nicht nur Spenden gemeint sondern auch persönliches Tun.

In den Nullerjahren aus der Schweiz nach Österreich

Der heutige RSR ist in Österreich ein junges Hochgradsystem: Als selbständige Obödienz gibt es das 'Rektifizierte Großpriorat von Österreich' seit Ende 2014. Obwohl der RSR das älteste kontinentaleuropäische weiterführende System ist – er wurde 1778 in Frankreich aus dem "Lyoneser System“ heraus entwickelt und hat dann ab 1782 (’Konvent von Wilhelmsbad’) auch Teile aus der Erbmasse der damals aufgelösten ’Strikten Observanz’ übernommen – wurde er in Österreich und Deutschland fast vergessen. Anders in der benachbarten Schweiz: Das ‚Unabhängige Großopriorat von Helvetien’ sorgte für Kontinuität. Der Schweizer RSR hat seinen Sitz in Genf und in der ganzen Schweiz 240 Mitglieder, mehrheitlich französisch- und italienischsprachig, wie sich überhaupt der RSR in Kontinentaleuropa bisher auf die romanischsprachigen Länder konzentrierte. Nicht zuletzt durch die Gründung des unabhängigen österreichischen RSR greift er jedoch langsam wieder darüber hinaus.

Der Impuls für diese Gründung kam aus der Schweiz in das österreichische Bundesland Kärnten. 2006 wurden drei Österreicher in Basel aufgenommen. Weitere folgten, und 2010 gab es in Kärnten erste RSR-Arbeiten. 2011 wurde schließlich die ‚Präfektur Carinthia’ gegründet: noch als Teil des Schweizer Großpriorats. Und 2014 folgte mit dem ‚Rektifizierten Großpriorat von Österreich’ die Selbständigkeit: jedes Großpriorat ist unabhängig, es gibt keine oberste Instanz. Man kann also sagen: Nach über 230 Jahren hat der RSR nach Österreich zurückgefunden.

Beziehungen zur Großloge von Österreich

Seit 2022 ist der ‚Rektifizierte Schottische Ritus’ mit der ‚Großloge von Österreich’ durch einen Vertrag verbunden: ein sogenanntes Konkordat; bis 2022 gab es nur einen wechselseitig unterschriebenen Freundschaftsbrief. Wie auch der AASR und der YRiÖ sichert der RSR in diesem Vertrag der Großloge die Einhaltung verschiedener Grundsätze zu, zum Beispiel dogmenfrei zu sein; ebenso die Grade 1 bis 3 nicht zu bearbeiten.

Zum österreichischen RSR gehören 110 Brüder (Stand 2022); er unterhält Präfekturen in Wien, Graz und Villach mit den drei jeweils dazugehörenden Andreaslogen.

Das Wappen der englischen Markmeister-Großloge mit „Lapis reprobatus caput anguli“ (≈ "der zurückgewiesene Stein ist der Schlussstein des Gewölbes") = Hinweis auf ein wichtiges Lehrgleichnis der Markmeister-Maurerei (auch im 'Royal Arch'): Vorgesetzte prüfen die Werkstücke ihrer Arbeiter, ein Stein ist ungewöhnlich geformt und so werfen sie ihn einfach weg. Er war aber der Wichtigste, nämlich der Schlussstein, ohne den das Gewölbe nicht vollendet werden kann. Auf dem Wappen ist der Schlussstein dreimal zu sehen: zweimal mit dem gleichseitigen Dreieck, dem Zeichen der Markmeistermaurer. - Was lernen wir aus diesem Gleichnis? ...
Es stammt übrigens aus dem Matthäus-Evangelium.- Link siehe unten.

* Logen der ‘Grand Lodge of Mark Master Masons of England and Wales and its Districts and Lodges Overseas‘ in Österreich

Seit 2009: zwei Markmeisterlogen (Stand 2015). Und zum ersten Mal in Österreich auch ein hierzulande bisher unbekannter Seitengrad der englischen Markmeister-Maurerei: die ‚Royal Ark Mariners’ (Ark = Arche, gemeint ist Noahs Arche). Alles mit dem Patent und unter der Schirmherrschaft der englischen ‚Großloge der Markmeister-Maurer’. Voraussetzung für die Aufnahme ist wie auch bei den anderen Hochgraden, die es in Österreich gibt, der (blaue) Meistergrad.

Die Obödienz wurde zwar von Österreichern gegründet, Zielgruppe sind aber vor allem Freimaurer aus dem Ausland, die in Österreich meistens befristet in großen Unternehmen, an den Universitäten und so weiter tätig sind. 2015 sind das deutlich über hundert Brüder mit mehr als fünfzehn Nationalitäten: vor allem aus Europa und Nordamerika. Voraussetzung ist eine gewisse Beherrschung der englischen Sprache, auch weil nach dem englischen Originalritual gearbeitet wird.

Die Gründung wurde von der ‚Großloge von Österreich’ vorab zur Kenntnis genommen. Es gibt keinen Vertrag (Konkordat).

Die Markmaurerei entstand in England schon 1756, und so ist der Markmeistergrad einer der ältesten Freimaurergrade. Es gibt ihn auch als Teil der Kapitelmaurerei im York-Ritus (erster 'Royal Arch'-Grad).

Detaillierte Infos über die komplizierte Geschichte und Gegenwart dieses Grades gibt es im Wiki hier: Markmaurerei

* Souveränes Großpriorat von Österreich

Wappen des Souveränen Großpriorats von Österreich: Es zeigt oben den Eisenhut, wie ihn die Kreuzritter getragen haben. Auf dem Schild links oben sieht man das typische Tempelritter-Kreuz, dieses war auch das Wappen von Hugues de Payens (Gründer des TR-Ordens 1120). Rechts unten sieht man das Malteser-Ritterkreuz, wie es in den Prioreien üblich war, rechts oben das Fünfadlerwappen der Babenbergischen "Marcha orientalis" zur Zeit des Markgrafen Leopold III (1095-1137), also in der Zeit der Tempelritter, und links unten die Farben des heutigen Österreichs.

Dieses Hochgradsystem hat sich aus der Vereinigung der „religiösen, militärischen und masonischen Präzeptoreien und Prioreien“, aus den Orden des Tempels und des Hospitals des Heiligen Johannes von Jerusalem, von Palästina, Rhodos und Malta entwickelt. Der Orden der Tempelritter (Mönchsritter) wurde 1118 in Jerusalem gegründet.

Ausgangspunkt der aktuellen freimaurerischen Tempelritterorden ist Schottland. Eine erstmalige Erwähnung findet sich in dem Hausgesetz der „Old Stirling Lodge“ 1745, wo der Grad des Maltaritters erstmals dokumentiert ist. Große Verbreitung fand der Orden beginnend in den Jahren 1811 und ab 1909 mit der Gründung des Großpriorats von Schottland, in der heutigen Form.

In Österreich seit 2005

In Österreich gab es 2005 die erste Präzeptorei, eingesetzt durch das Großpriorat von Deutschland, nachdem es 2004 eine Vereinbarung der Großloge von Österreich (GLvÖ) und eine Zustimmung des österreichischen Royal Arch gegeben hat. Seit 2013 gibt es drei Präzeptoreien und das Souveräne Großpriorat von Österreich (SGPvÖ).

Seit 22. Oktober 2021 ist das SGPvÖ auch international anerkannt und in der Linie Schottland und Deutschland eine selbständige Oberbehörde wie alle anderen Großpriorate weltweit.

In den 3 Präzeptoreien werden zwei Grade bearbeitet: der Tempelritter und der Ritter von Malta. Voraussetzung für die Zulassung ist der Grad des Maurers vom Königlichen Bogen. Die Rituale ähneln den Ritualen des Konklaves und den Rittergraden der amerikanischen Komturei. Sie sind wie bei allen Ritterorden christlich.

Mit der GLvÖ gibt es seit 2004 eine Zustimmungserklärung. Und mit den drei Körperschaften des York Ritus in Österreich (YRiÖ) gibt es seit 2016 eine Anerkennung und eine Besuchsregelung.

Droit Humain.jpg

Hochgrade mit anderer Anbindung

* Die Hochgrade beim Droit Humain (DH) in Österreich

Diese Hochgrade unterscheiden sich zweifach von den drei oben genannten:

Erstens weil der 'Droit Humain' eine französisch orientierte Co-Freimaurerei ist, also eine gemischtes System für Männer und Frauen, wobei er in Österreich überwiegend weiblich ist.

Zweitens weil es hier kein selbständiges Hochgradsystem gibt, vielmehr schließen die Hochgrade in ein und derselben Konföderation an die drei blauen Basisgrade Lehrling-Geselle-Meister an (ähnlich wie bei der Großen Landesloge der Freimaurer von Deutschland/GLL oder der skandinavischen Freimaurerei).

In diesem Sinn bearbeitet der österreichischen ‚Droit Humain’ folgende weiterführende Hochgradlogen (2010): drei Perfektionslogen (4., 12. und 14. Grad), ein Kapitel (18. Grad), ein Areopag (30. Grad), ein Konsistorium (31. und 32. Grad) und schließlich ein Oberster Rat (33. Grad; dieser wird auch für Österreich nur von der Zentrale des ‚Droit Humain’ in Paris verliehen).

Wie bei den drei Hochgradsystemen der englisch orientierten 'Großloge von Österreich' steht es auch hier den Mitgliedern frei, ob sie sich über die drei blauen Grade hinaus engagieren wollen. Allerdings: Wie beim AASR, York-Ritus und RSR muss man eingeladen werden, man kann also nicht einfach beitreten. Und beim Droit Humain braucht man auch noch eine Empfehlung der Loge.

Der doppelköpfige Adler des GKSRA

* Großkollegium des Alten und Angenommenen Schottischen Ritus von Österreich (GKSRA)

Dieses Hochgrad-System entstand in Wien ab 2005: am Anfang mit brasilianischer Unterstützung; seit 2012 in dieser unabhängigen Struktur. Wie die meisten anderen Hochgrad-Obödienzen bearbeitet auch das GKSRA die ersten drei Grade nicht. Voraussetzung für einen Beitritt ist daher die Mitgliedschaft in einer blauen Loge.

Das GKSRA hat ein Naheverhältnis zum ‚Großorient von Österreich’ (GOÖ); dies ist eine gemischten Großloge (= Co-Freimaurerei für Frauen und Männer). Mehr als die Hälfte der Mitglieder stammen aus den GOÖ-Reihen. Manche gehören aber auch zu anderen (blauen) Obödienzen.

Derzeit (2015): unter dem Obersten Rat je ein Areopag und ein Kapitel sowie drei Perfektionslogen, davon eine in Wien, eine in Slowenien und eine in Bulgarien. Mitglieder: ungefähr 50 Frauen und Männer.

* Oberster Rat des 33. und letzten Grades des AASR für Männer und Frauen in Deutschland, den Niederlanden, Großbritannien und Österreich

Diese der Mitgliederzahl nach kleine Hochgrad-Obödienz ist in Österreich mit der 'Großloge Humanitas Austria' verbunden. In Wien gibt es eine Perfektionsloge und ein Kapitel (2015).

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Siehe auch

Links

AASR:

YR:

RSR:

Englische Markmeister: