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Aktuelle Version vom 15. Januar 2022, 11:16 Uhr
Inhaltsverzeichnis
Literarisches Projekt auf Basis der durch die Arbeit am Freimaurer-Wiki entstandenen internationalen Kontakte zwischen Autoren und bildenden Künstlern.
Bisher haben folgende Co-Autoren ihre Mitarbeit zugesagt: David Harrison, Gerd Scherm, Jan Gaspard, Werner J. Kraftsik, Robert Matthees, Giovanni Grippo.
Weitere Informationen
- "Reissbrett" bzw. "Sandkiste" für den Austausch unter den Autoren.
- "Sator arepo"
- "Das freimaurerische Kanonenboot"
- "Skylla und Charybdis"
- "Der Duft von Freiheit"
- "Lintot´s mystical lodge"
- "Der Neurotransmitter"
Interview
Von Br Jethro Meek
Jethro: Lieber Bruder Jens – wir kennen Dich als Schöpfer des Freimaurer-Wiki´s und skurillen Bilderfinder, als Buchautor und Aktivist an der Krebsfront. Die Vereinigten Großlogen von Deutschland ehrten Dein Lebenswerk mit dem großen Verdienstabzeichen und der Deutsche Bundespräsident verlieh Dir das Bundesverdienstkreuz. Du bist nun über 70 Jahre alt und beginnst ein weiteres Mammut-Unterfangen. Davon wollen wir hier reden. Aber lass´ uns mit einer grundlegenden Frage beginnen: Was ist die Quelle Deiner kreativen Energie?
Jens: Eine „Quelle“ gibt es im herkömmlichen Sinne nicht. Meine Arbeitsweise ist langatmig und detailbesessen. Monatelanges Malen an ein und derselben Leinwand provoziert einen steten Fluss neuer Einfälle. Ein Maler hört ja nicht auf zu denken, wenn er malt.
Jethro: Du inspirierst Dich also auf dem Umweg über Deine eigene Malerei selbst?
Jens: Das machen fast alle Surrealisten auf eine ähnliche Weise. Hinzu kommt bei mir eine Art Panik, weil ich ja nicht weiß, ob mir genügend Zeit bleibt, um solche Projekte zum Ende zu führen.
Jethro: Du empfindest Deinen Krebs als Damokles-Schwert? Jens: Viel positiver: ich empfinde ihn als Coach, als Schrittmacher.
Jethro: Du hast in tausenden von Arbeitsstunden in über 11 Jahren enzyklopädische Beiträge für das größte europäische Online-lexikon für Freimaurerei, das sogenannte Freimaurer-Wiki erarbeitet. Wäre es da nicht logischer gewesen, wenn Du Dein so erworbenes Wissen zu einem Fachbuch zusammengefasst hättest?
Jens: Um Gotteswillen, das können andere Brüder viel besser als ich. Dafür haben wir zudem unsere großartigen Forschungslogen, wie Quatuor Coronati.
Jethro: Du nennst das Buch, an dem Du nun mit einigen Co-Autoren arbeitest „Magic Carpet Lodge“. Wird das jetzt eine Art Obduktion von über dreihundert Jahren Freimaurergeschichte aus der Sicht von Künstlern?
Jens: Was die skurrilen Aspekte unserer schillernden freimaurerischen Perlenkette betrifft, betrachten wir uns gewissermaßen als Trüffelschweine. Aber „Obduktion“ gefällt mir auch, denn natürlich sind wir selektiv.
Jethro: Du hast auf Deiner Website eine Art virtuelles Reissbrett eingerichtet, um Co-Autoren einen Rahmen für das Konstrukt zu bieten. Welche Voraussetzungen musstest Du für diese ungewöhnliche Art der Zusammenarbeit entwickeln?
Jens: Das ist unsere gemeinsame „Sandkiste“. Eine Form gegenseitiger, organischer Inspiration, die günstigstenfalls am Ende auch einen roten Faden in die individuellen Episoden einflechten könnte.
Jethro: Teaser uns mal mit einigen Stichworten an. Welche Themen habt Ihr auf diesem Reißbrett?
Jens: Wenn Du zurück gehst, in die Anfangszeit der damals gerade salonfähig werdenden Freimaurerei, begibst Du Dich in eine Sphäre der Alchemie, der gesellschaftlich durchaus akzeptierten intellektuellen Scharlatanerie in der unser rauher Stein noch mit dem „Stein der Weisen“ zu konkurrieren hatte. Am Hofe des norddeutschen Bruders Carl von Hessen wurden beispielsweise pittoreske Figuren wie der Graf von Saint Germain bewundert und erregten geadelte Aufmerksamkeit. Die Seitenausläufer der Illuminaten wurden zunächst noch ernst genommen und Bruder Isaac Newton wurde als „Der letzte Magier“ bezeichnet. Es war eine Zeit einer intellektuellen Melange, die sich gegen Figuren behaupten musste, die Kaninchen aus dem Hut zogen und Freimaurerei für ein Vehikel magischer Entwicklungen hielt.
Jethro: Werden solche Ausnahmesituationen lediglich beschrieben oder wie stellst Du Dir das vor?
Jens: Keineswegs und genau hierfür musste ich mit meiner fiktiven Hamburger „Magic Carpet Lodge“ völlig neue Vehikel erfinden, denn diese und viele weitere kuriose Freimaurer sollten besuchbar sein.
Jethro: Ich habe auf Deinem Reißbrett gesehen, dass diese ganz besondere „Magic Carpet Lodge“ über Möglichkeiten einer Zeitreise verfügt, um solche fiktiven Besuche zu ermöglichen.
Jens: Unsere kleinen Zeitmaschinen werden von den Brüdern dieser Loge gemeinsam mit Bruder Isaac Newton entwickelt. Man kann sich die Geräte vielleicht wie foldable Devices, also faltbare Smartphones in der endlosen Schleife in Form eines Möbius-Bandes vorstellen.
Jethro: Dein Logenmeister heißt Timothy Leary und der abgeordnete Meister Manley P. Hall. Es werden also Ansprüche auch an die Vorstellungsbereitschaft Eurer Leser gestellt?
Jens: Ach, so hoch sind die Ansprüche gar nicht. Wer Terry Pratchets „Scheibenwelt“ oder Douglas Adams „Per Anhalter durch die Galaxis“ genießen konnte, wird auch unsere neue Form von „Masonic Fiction“ würdig ertragen.
Jethro: Halluzinogene spielen eine Rolle, und eine besondere Form des Sehens?
Jens: Durchaus. Hier gehen wir noch weiter zurück, in eine Zeit der rituellen Vorbereitung von Orakeln und Ritualen, in denen psychogene Substanzen tatsächlich eine Rolle gespielt haben. Nicht ohne Grund spielt auch die Akazie in der Freimaurerei in mehrfacher Hinsicht eine so große Rolle. Einige Akazienarten enthalten nämlich durchaus psychoaktive Substanzen wie das hochwirksame Dimethyltriptamin.
Jethro: Bei Dir übernehmen die Freigärtner die Rolle der Mönche im Logengarten, um psychotrope Pilze zu züchten. In vielen Klöstern war das einmal ihre wichtigste Aufgabe, neben der Braukunst. Da passt es ja ganz gut, dass Dich die erste deutsche Freigärtner-Loge „Theodor zum goldenen Garten“ in der realen Welt gerade zum Ehrenmitglied gemacht hat.
Jens: Ja, so fügt sich Eines zum Anderen. Was diese besondere Sichtweise betrifft: Erinnerst Du Dich an die Buchreihe „Magic Eye“ ? Man konnte mit Hilfe dieser Bücher in kurzer Zeit erlernen, Bilder dreidimensional zu sehen.
Jethro: So einfach war das gar nicht, man musste wohl bewusst „Schielen“, oder?
Jens: So ungefähr. Unsere Loge „Magic Carpet Lodge“ hat daher auch Seminare eingerichtet, um den Kolonnen der Brüder und Schwestern dieses besondere Sehen zu vermitteln. Erst wenn diese in der Lage sind, die Arbeitstafel dreidimensional zu erkennen, sind sie für eine Zeitreise bereit.
Jethro: Magst Du uns einige Reiseziele nennen?
Jens: Da wäre beispielsweise eine Fahrt auf einem Mississippi-Raddampfer, der zu einem gepanzerten Kanonenboot umgebaut wurde und dessen Laderaum vom Kapitän zu einem Freimaurertempel umgebaut wurde.
Jethro: Hat es den wirklich gegeben?
Jens: Durchaus. Auf dem umgebauten Mississippi-Steamer "De Kalb" bestand die gesamte Mannschaft ausschließlich aus Freimaurern. Vor jedem Einsatz wurde eine Tempelarbeit zelebriert. An den beiden Schornsteinen, die in den Laderaum an den Heizungskessel reichten, waren die Buchstaben J und B angebracht. Der Schiffskommandant hatte den Rang eines Stuhlmeisters, der Bootsmaat war der erste Aufseher, der jeweils Wachhabende wechselte schichtweise.
Jethro: Weitere Ziele? Jens: Ach, da sind noch so viele kuriose Begegnungsstätten. Und vergiss bitte nicht: Wir stehen erst am Anfang unserer Magical Mystery Tour. Die Zeitreise in den Wigwam der ersten Indianer-Loge wäre vielleicht noch erwähnenswert oder die Rolle des kabbalistischen Sefiroth bei einer Zeitreise der Freigärtner. Harry Houdini, Jacob Böhme, Albert Pike, Feldlogen und die Buffalo Soldiers – alles illustre Reiseziele für die Brüder dieser Loge.
Jethro: Das bringt mich zu Deinen Co-Autoren, denn ich habe auf deiner Website gesehen, dass der renommierte englische Autor Dr. David Harrison an dieser ersten „Masonic Fiction“ mitarbeitet?
Jens: Das stimmt und weitere Autoren, deren Zusage ich bereits erhalten habe, sind Br Gerd Scherm, Jan Gaspard, Br Werner J. Kraftsik und Br Robert Matthees. Bruder David spielt sogar eine zentrale Rolle auf dem Cover-Gemälde, an dem ich aber noch einige Monate arbeiten muss. Er ist ja, ganz ähnlich wie ich, eher als Fach-Autor bekannt, hat aber einen Riesenspaß daran, diesen riesengroßen literarischen Freiraum mit zu gestalten. (Anlage)
Jethro: Dann ist diese Abbildung noch nicht das eigentliche Gemälde?
Jens: Keineswegs. Für ein Gemälde benötige ich zwei bis drei Monate. Aber um meinen Co-Autoren eine Idee davon vermitteln zu können, fertige ich bisweilen schnelle virtuelle Grafiken am Computer an.
Jethro: Benutzt Du dafür ein besonderes Tool? Jens: Ja. „Dreamtime“ wurde eigentlich für die Traumdeutung und Psychoanalyse von Google entwickelt, bietet aber auch einem virtuellen Grafiker viele Darstellungsmöglichkeiten. Ich kann meine eigene künstlerische Handschrift und Stilmittel einprogrammieren und dann schnelle Doodles und Skizzen halbwegs zielführend transformieren. So sehen meine Co-Autoren zu jeder Zeit, wohin die Karawane zieht.
Jethro: Umfangreich, komplex und ambitioniert. Hier kommt sehr viel Fachwissen und extrem viel maurerische Phantasie zueinander. Wie ist denn Dein Zeitplan?
Jens: Nach hinten offen, aber wie gesagt, unter meinem ganz persönlichen Krebs-Damoklesschwert. Ich würde sagen, dass meine gezeichneten und gemalten Illustrationen zu diesem Buch unsere Timeline bestimmen werden, denn dafür benötige ich die längsten Arbeitsphasen. Ansonsten betrachten wir den Zeitplan zunächst noch als offen. Ich gehe auch davon aus, dass sich noch weitere Co-Autoren zu uns gesellen werden.
Jethro: Ich habe schon lange bemerkt, dass Du Deinen rauen Stein als einen formbaren Klumpen Lehm betrachtest. Gut, dass es kreative Anarchisten wie Dich in unserer Bruderkette gibt, die nicht jede Wasserpfütze unter Denkmalsschutz stellen möchten, weil sie vielleicht von der Sintflut herrühren könnte. Dir und Deinen Co-Autoren wünsche ich auch weiterhin eine vergnügliche Zeitreise.
Jens: Danke Dir, mein Bruder.