„…hier trifft Amors Bogen nicht“: Unterschied zwischen den Versionen

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Aktuelle Version vom 25. April 2015, 18:40 Uhr

„…hier trifft Amors Bogen nicht“

Das Lied von Diogenes (1743) in vielen Versionen, 1745 bis 1823

Ausgearbeitet von Roland Müller


Die einzigen Noten finden sich in:
Vollständiges Liederbuch der Freymäurer mit Melodieen, in Zwey Büchern. Kopenhagen und Leipzig 1776, 102-103 und 180

siehe auch:
La lanterne à la main
http://mvmm.org/c/docs/naudot74.html


Version I

Du mußtest, Diogen, Am Tage Licht verbrennen


Übersetzung von Johann Elias Schlegel

Aus:
L’Ordre des Francs-Maçons Trahi, et Le Secret des Mopses Revelé. Amsterdam 1745
dt.: Die offenbarte Freymäurerey und das entdeckte Geheimniß Der Mopse. Leipzig: Mumme 1745, 211-215.


Mit leichten Veränderungen auch in:
Vollständiges Liederbuch der Freymäurer mit Melodieen, in Zwey Büchern. Kopenhagen und Leipzig 1776, 180-181,
mit dem Untertitel: Nach dem Französischen Liede: La lanterne à la main etc.
und der Bezeichnung Schlegel
Allgemeines Gesangbuch für Freymäurer. 1784, 49-50 (andere Version, 14-14, siehe unten: Version V)
unter dem Titel: Lehrlied
Vollständiges Gesangbuch für Freimaurer. 1801, 84-85 (ohne die 4. Strophe; andere Version, 22-23, siehe unten Version IV)


Für die Freymäurer
im December 1743.
Nach der Weise des Französischen Liedes
von der
Krücke des Vaters Barnabas.
im französischen Text: Sur l’Air de la Bequille

Du mußtest, Diogen,
Am Tage Licht verbrennen,
Und hast doch in Athen
Nicht Menschen finden können.
Itzt, willst du suchen gehen,
So laß unangezündt,
[1776, 1784, 1801: laß es unangezündt;]
Hier kannst du Menschen sehen,
So viel hier Maurer sind.

Die Freyheit herrschet hier
Bey edlen Lustbarkeiten,
Die Wollust sitzet ihr
Mit allem Reitz zur Seiten.
Wir Maurer, wir verbinden,
Durch Güte der Natur,
Mit Platons hohen Gründen
Den Scherz des Epicur.

O Liebes-Gott! verzeih,
Du mußt uns drum nicht hassen,
Daß wir in unsre Reyh
Nicht deine Nymphen [1801: Schönen] lassen.
Du weist schon, deine Tugend
Ist nicht Verschwiegenheit.
Nein! Kind, für deine Jugend
Nützt keine Heimlichkeit.

Du Störer aller Ruh,
Sollst unsre Ruh nicht stören.
Die Brüder würdest du
In Nebenbuhler kehren.
Wir sind des Zankes Feinde
Und meiden allen Streit,
Der oft die besten Freunde
Bey Carvels Ring entzweyt.

Doch glaube darum nicht,
Daß sich so schöne Seelen
Zu Spöttern ihrer Pflicht
Und deines Zepters zählen.
Es mischt in unsre Lieder
Sich oft dein Loblied ein,
Und alle brave Brüder
Sind nach der Loge dein.

Durch meinen Mund begehrt
Ein Schüler von den Alten,
Zum Pfand von seinem Werth,
Hier Zutritt zu erhalten.
Ihr, Maurer, reitzt den Dichter
Mit ungleich stärkrer Kraft,
Als mancher Sylbenrichter [1776, 1784, 1801: Splitterrichter]
Verdroßne [1776, 1784, 1801: verdorbner] Brüderschaft.


Version II

Strenger Diogenes, du suchtest am hellen Tage


Auch in:
Lieder der ehrwürdigen Brüderschaft der Freymäurer nebst einigen vorhergehenden poetischen Stücken, 35-37 (ohne Noten)

mit leichten Abwandlungen nachgedruckt in:
Der neu-aufgesteckte Brennende Leuchter des Freymäurer-Ordens, 1746, 110-113 (ohne Noten),
unter dem Titel: Ein anderes Lied vor die Freymaurer, welches 1743 im Dec. übergeben


Für die Freymäurer.
Im Christmonate 1743.


Strenger Diogenes, du suchtest am hellen Tage, mit der Laterne in der Hand zu Athen, einen Menschen. Besuche die Häuser aller, so viel unsrer [1746: ihrer] sind, so wirst du an allen unsern Freimäurern Menschen finden.

Die glückliche Freyheit stehet unsern Gastgebothen vor: die liebenswürdige Wollust ist ihr zur Seite; die gütige Natur vereiniget in einem Freymäurer den angenehmen Epicur, und den göttlichen Plato.

Verzeihe zärtliche Liebe, wenn die Nymphen deines Hofes nicht in unsre Versammlungen gerufen werden. Liebe, [1746: O Liebe!] dein Character ist nicht, verschwiegen zu seyn; könntest du als [1746: könntest du wohl als] ein Kind unser berühmtes Geheimniß verschweigen?

Du thust, ohne unsre Geheimnisse zu beunruhigen, Böses genung [1746: gnug]; du würdest uns Nebenbuhler machen, wir [1746: wir aber] wollen Brüder seyn. Unsre welche Familie fürchtet [1746: fürchtet sich vor] die Zänkereyen, welche des P. Barnabas Krucke gebieret [1746: welche des Pater Barnabas seine Krücke gebühret].

Allein glaube nicht, daß so schöne Seelen, deinen Schritten zu folgen sich beständig empören [1746: empören werden]: unsre Seufzer machen den Annehmlichkeiten deines Gesetzes den Lobspruch. Ein ieder ehrlicher Bruder, wenn er aus seiner Loge gehet, ist dir ergeben.

Meine Brüder, es bittet ein Lehrling Horazens [1746: des Horazens], der über eure Wahl eifersüchtig ist, durch meinen Mund, um eine Stelle unter euch. Er ist weit verliebter in die Mäurerey, als in die Brüderschaft gewisser aufgeweckter Köpfe.

Version III

Saursichtiger Diogenes, Du suchst beim hellen Tages Lichte


Aus:
L’Ordre des Francs-Maçons Trahi, et Le Secret des Mopses Revelé. Amsterdam 1745
dt.: Der verrathene Orden der Freymäurer, Und das offenbarte Geheimniß der Mopsgesellschaft. Frankfurth und Leipzig, 1745,
im Anhang: Lieder der ehrwürdigen Brüderschaft der Freymäurer nebst einigen vorhergehenden poetischen Stücken, 34-36



Für die Freymäurer.
Im Christmonate 1743.

[die französische Ausgabe hat hier den Zusatz:
Sur l’Air de la Bequille.
Das entdeckte Geheimniß der Frey-Mäurer übersetzt:
Nach der Krücken-Melodey.]
Die offenbarte Freymäurerey übersetzt:
Nach der Weise des Französischen Liedes von der Krücke des Vaters Barnabas.]


Saursichtiger Diogenes,
Du suchst beym hellen Tages Lichte
Mit der Latern, ob nur ein Mensch
In ganz Athen zu finden sey?
Durchsuch die Häuser der Frevmäurer;
Da wirst du lauter Menschen finden.

Die Freyheit sitzet oben an
Bey unsern frohen Gastereyen.
Ihr sitzt die Freud und Lust zur Seiten.
Und die freygebige Natur
Vereiniget in einem Mäurer
Den hochschätzbaren Epicur,
Und den vergötterten Platon.

Cupido, zörne nicht auf uns
Daß wir in unsre Zunft-Gebotte
Nicht eine deiner Nymphen laden;
Cupido, du bist nicht verschwiegen,
Du bist ein plauderhaftes Kind!

Du stellst ja sonst gnug Uebel an;
Laß unsre Heimlichkeit im Frieden.
Du würdest aus den Freund- und Brüdern
Erhitzte Gegenbuhler machen.
Allein es fürchtet unsre Zunft
Die Eifersvollen Liebeskriege.

Doch glaube nicht, daß wir uns immer
Entziehen deinem Regiment;
Nein; unsrer Seufzer Menge redet
Das Lob von deinem sanften Joch.
So bald ein Mäurer sich nach Hause
Von der Versammlung wegbegiebt,
Wird er dein tapferer Soldat.

Durch mich, ihr Brüder, meldet sich
Ein Günstling von Horaz, bey euch,
Um einen Platz in eurer Zunft;
Und, lüstern nach der Mäurerey,
Beeckelt er die Brüderschaft
Gewisser tiefgelehrter Herren.

Version IV

Du ernsthafter Diogenes nähmest die Laterne


Das entdeckte Geheimniß der Frey-Mäurer und Mops-Gesellschafft. Berlin: Bey Johann Neaulme, und Stephani De Bourdeaux 1745, 183-184

Vor die Freymaurer.

December 1743.
Nach der Krücken-Melodey.

Du ernsthafter Diogenes nähmest die Laterne in die Hand, gingest am hellen lichten Tage durch Athen, und suchtest einen Menschen, besuche doch unser aller Häuser, und du wirst gewiß unter uns Freymäurern allen Menschen finden.

Die glückselige Freyheit bey unsern Mahlzeiten, der Vorsitz, und das liebenswürdige Vergnügen sitzt denselben zur Seite: Es vereiniget die gütige Natur bey einem Freymaurer den artigen Epicurus, und den unvergleichlichen Plato.

Verzeihe, du zarte Liebe, wenn zu unsern Versamlungen die Nympfen deines Hofes nicht gerufen werden. O Liebe! deine Eigenschaft ist nicht, bescheiden zu seyn; Kind, köntest du wohl unsre berühmte Geheimnisse verschweigen?

Du machst böses gnug ohne unsere Geheimnisse zu stören: du würdest uns zu Nebenbuhlern machen, wir wollen Brüder seyn. Unsere liebe Familie fürchtet sich vor Zanck, so, als ein Kind vor der Krücke des Vaters Barnabas,

gleichwohl glaube es nicht, daß so schöne Seelen beständig rebellisch seyn sollen deine Schritte zu fliehen. Unsere Seufzer machen einen Lobspruch der Artigkeiten von deinem Gesetze; im Herausgehen aus der Loge ist ein jeder ehrlicher Bruder bey dir.

Meine Brüder, durch mich bittet ein Schüler des Horaz, der über eure Wahl neidisch ist, sich bey euch einen Platz aus. Von der Mäurerey ist er mehr eingenommen, als von gewisser grossen Geister ihrer Brüderschaft.

Version V

Bey der hellsten Mittags-Sonne, Nahm Diogenes ein Licht


Eine viel spätere deutsche Übersetzung in:
Oden und Lieder. Hamburg 1772, 18-19


Ebenfalls in:
Vollständiges Liederbuch der Freymäurer mit Melodieen, in Zwey Büchern. Kopenhagen und Leipzig 1776, 102-105
(mit den Kennzeichnungen: E und H = Eutin und Hamburg)
Lieder zum Gebrauch in den Logen. Breßlau 1777, 4-5
unter dem Titel: Weisheit und Natur
Gesammlete Freimaürer-Lieder,
zum Gebrauch der Loge zum Schwerdt in Riga. 1779, 72-74,
unter dem Titel: Diogenes
Allgemeines Gesangbuch für Freymäurer. Danzig: Brückner 1784, 13-14 (andere Version, 49-50, siehe oben: Version I)
unter dem Titel: Lehr-Lied
Versuch einer vollstændigen Samlung Freimaurer-Lieder zum Gebrauch der Loge Ferdinand zum Felsen in Hamburg. 1790. 53-55.
Versuch einer vollständigen Sammlung Freimaurerlieder zum Gebrauch deutscher Logen. 2. Aufl. 1800, 53-55
Auswahl der brauchbarsten maurerischen Gesänge herausgegeben von der Loge zum Morgenstern in Hof. 5801 [= 1801], 271-272
Vollständiges Gesangbuch für Freimaurer. Berlin: Maurer 1801a, 22-23 (andere Version, 84-85, siehe oben: Version I).
Maurerische Gesänge für die Loge Archimedes zu den drei Reißbretern in Altenburg. 1804, 22-23.

Um die zwei letzten Strophen gekürzt in:
Freymaurer-Lieder zum Gebrauch für die Mitglieder der gerechten und gesetzmäßigen Loge Charlotte zu den drey Sternen. 1786, 9-11,
unter dem Titel: Aufs Wohl der Schwestern
(mit Chor und der Angabe „Eckhof“)
Sammlung auserlesener Freymaurer Lieder. 1790a, 127-129
(mit Chor und der Angabe „Eckhof“).
Gesangbuch für die gerechte und vollkommene Freymaurer-Loge zu aufgehenden Sonne zu Kempten. 1790, 127-129
unter dem Titel: Aufs Wohl der Schwestern
(mit Chor und der Angabe „Eckhof“)
Sammlung Maurerischer Lieder zum Gebrauch der zum Sprengel der Provinzial-Loge von Niedersachsen gehörigen Logen. Hamburg: Hamann, 1823, 86-87.

Noch vollständig zitiert unter „Proben freimaurerischer Poesie“ in:
Dietrich von Oertzen: Was treiben die Freimauer?
Zweite Aufl. Gütersloh: Bertelsmann 1882, 97-98.

[1776:
Nach dem französischen Liede:
La lanterne à la main etc.
(von Abbé Fréron, ca. 1743)]


Bey der hellsten Mittags-Sonne,
Nahm Diogenes [1790a: Diogones] ein Licht,
Schlich damit aus seiner Tonne,
Suchte Menschen, fand sie nicht.
Denn er sah bey seinem Licht,
Fast [1790a: Selbst] den Wald für Bäume [ab 1776: vor Bäumen] nicht.


Bringt den grämlich steifen Alten,
Bringt ihm [ab 1776: ihn (1790: ihm)] in die Loge her.
Wisch aus dem Gesicht die Falten,
Alter! sey doch freundlicher.
Was du suchst, und in Athen,
Nicht gefunden, sollst du sehn.


Seht [ab 1776: Sehn,] wie bey bescheidnen Bechern [ab 1776: beym bescheidnen Becher]
Plato sich und Epicur
Hier verträgt, und munter zechen
[ab 1776: Hier vereint, und muntre Zecher,]
Weisheit lehret [1776, 1779, 1801a, 1801, 1804: lehren] und Natur.
Schöner reizet [1790a: reitzt uns] die Natur,
Zeigt die Weisheit uns [1790a: selbst] die Spuhr.


Mädgens [1776: Mädgchen; ab 1777: Mädchen (1779: Mädchens)] zwar, damit Cythere,
Und der kleine Bösewicht,
Amor, unsre Ruh nicht stöhre,
[1790, 1800: Und der schlaue Amor nicht
Die gewohnte (1800: gewöhnte) Ruhe störe,]
Siehst [ab 1776: Findst] du in der Loge nicht.
Unsre Logen sind zu dicht,
Hier trifft Amors Bogen nicht.


Doch die Schönen [1790, 1800: Schwestern) zu verehren,
Bleibet unsre süßste [ab 1786: eine süsse] Pflicht,
[1777, 1790, 1790a, 1800, 1801, 1804: Bleibt uns eine süße Pflicht;]
Ohne Sie die Schwestern wären
Wir und unsre Väter nicht.
Süßer Liebe, froher Scherz
Adelt auch der [1777, 1779, 1790, 1790a, 1800, 1804: des] Weisen Herz.


Glücklich wem [ab 1776: wen (1777: wenn; 1801: wer)] nach frohem Schmause
Wenn sich unsre Loge schließt
Seine Maurerinn zu Hause,
Mit verliebter Sehnsucht küß’t,
Glücklich, dem [ab 1776: wem (1779: wenn)] die schönste Nacht,
Hymen, so entgegen lacht.

[Seit 1790 für die letzten drei Zeilen:
Mit der reinsten Freude grüßt,
Heil dem, dessen Loos es ist,
daß ein treues Weib ihn küßt.]


Hymen muß [1790, 1800: mög; 1801: müss‘] ihm seinen Segen,
Seinen besten Segen weihn
Bald lach‘ ihm ein Sohn entgegen.
Wehrt ein Maurer einst zu seyn.
Und mit freudigem [1790, 1800: fröhlichem] Gesicht,
Seh‘ der Jüngling hier [1790, 1800, 1801a: einst] das Licht.

Version VI

Bey der hell‘sten Mittagssonne Nahm Diogenes ein Licht


Eine leicht veränderte deutsche Version in:
Lieder zum Gebrauch der unter der Constitution der Großen Loge zu Hamburg vereinigten Logen. 1823, 257-258.
Lieder zum Gebrauch der unter Constitution der Großen Loge zu Hamburg vereinigten Logen. 1855, 86-87


Bey der hell‘sten Mittagssonne
Nahm Diogenes ein Licht,
Schlich damit aus seiner Tonne,
Suchte Menschen fand sie nicht;
Denn er sah bei seinem Licht
Fast den Wald vor Bäumen nicht.


Bringt den grämlich düstern Alten,
Bringt den Finstern zu uns her!
Fort mit dem Gesicht voll Falten,
Alter sey doch freundlicher!
Was du suchst, und in Athen
Nicht gefunden, sollst du sehn:


Sehn, wie bei‘m bescheid‘nen Becher
Plato sich und Epikur
Hier vereint; und muntre Zecher
Weisheit lehren und Natur.
Schöner reizet die Natur,
Zeigt die Weisheit uns die Spur.


Mädchen zwar, damit Cythere
Und der schlaue Bösewicht,
Amor, uns‘re Ruh‘ nicht störe,
Siehst du bei dem Mahle nicht.
Strengerm Ruf gehorchen wir,
Nichts gilt Amors Herrschaft hier.


Doch die Schönen zu verehren,
Bleibet uns eine süße Pflicht!
Ohne sie, die Schwestern, wären
Wir und uns‘re Väter nicht.
Süßer Liebe froher Scherz
Adelt auch der Weisen Herz.


Glücklich, wen nach frohem Schmause,
Von verjüngter Lust begrüßt,
Seine Maurerinn zu Hause
Liebend in die Arme schließt.
Heil ihm, dem ein treues Herz
Nahe bleibt in Freud‘ und Schmerz!


Hymen mög‘ ihm seinen Segen,
Seinen besten Segen weih’n!
Bald lach‘ ihm ein Sohn entgegen,
Werth, ein Maurer einst zu seyn!
Und mit fröhlichem Gesicht
Seh‘ der Jüngling einst das Licht!

Version VII

Als mit der Leuchte Diogen


Eine Parodie in:
Göttinger Musen-Almanach,1778, 70-71

Diogen

Als mit der Leuchte Diogen,
Um einen Menschen aufzuspüren,
Durch alle Gassen von Athen
Umherzog, stieß ihn an den Thüren
Des Tempels der Barmherzigkeit
Ein Priester auf: Herr! eine Gabe,
Rief Diogen, nur einen Deut,
Daß ich mein schwaches Alter labe.
Mein Segen gnüge dir mein Sohn!
Versetzt der Pfaff‘ und schleicht davon.

Der Pilger trat vor einen Laden
Mit Kränzen, Fächern und Pommaden,
Und sprach zu einem schönen Weib:
Ihr kauft so viel zum Zeitvertreib,
Madam, o laßt euch eines Armen,
Der bald vor Hunger stirbt, erbarmen.
Mich jammert Alter deine Noth;
Da kaufe dir ein Gerstenbrod,
Sie sprachs, und gab im Augenblicke
Ein ganzes Dutzend Silberstücke
Für einen Taschen-Spiegel hin;

Der Weise kratzt sich in den Haaren
Und ging. Der Prinz von Salamin
Kam eben in die Stadt gefahren;
Diogenes lief zu ihm hin;
Er hieng sich an den goldnen Wagen:
Halt, Sohn der Götter! Höre mich!
Fort Schlingel, hieß es, packe dich,
Sonst laß ich dich zu Tode schlagen!

Ein Sklave, der von ferne stand,
Sprang auf und riß mit wilder Hitze
Den Alten weg, und seine Hand
Warf ihm zween Heller in die Mütze.
Ihr Götter, rief der weise Mann,
Mehr als ein König geben kann,
Gab dieser mir. Nun sterb ich gerne,
Er weint‘ und löschte die Laterne.

[Gottlieb Konrad] Pfeffel.