Bratislavaer Appell

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→ Die Redaktion des Freimaurer-Wikis hält es für notwendig, dem nachstehenden Appell einen Kommentar voran zu stellen. Es hat in der Vergangenheit bereits ähnliche Initiativen gegeben. Hinweise darauf finden sie unten auf dieser Seite. Aktuelle Geschehnisse zu dokumentieren ist zwar nicht die primäre Aufgabe eines Lexikons, andererseits ändert das nichts daran, daß solche Ereignisse bereits morgen als Bestandteil freimaurerischer Geschichte gewertet werden müssen. Gleich wie Museen verpflichtet sind, nicht nur die Vergangenheit zu konservieren, sondern ebenfalls die Gegenwart für unsere Nachfahren zu archivieren, gewähren wir dieser Initiative gebührenden Raum in unserem Lexikon. Der Standpunkt der Redaktion ist konsequent neutral. 28. Mai 2011

Diskussionen zum Apell bitte ausschließlich unter: Diskussion:Bratislavaer_Appell

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Bratislavaer Appell

Quelle: Bratislavaer Appell zur Vereinigung aller Freimaurer


Die "Neue Freimaurerei" bewahrt die alten Einweihungstraditionen. Ihr Ziel ist ebenfalls die Meinungsfreiheit und allgemeine Brüderlichkeit im Sinne der Achtung der menschlichen Vielfalt.

In den Andersonschen Alten Pflichten von 1723, die für alle Freimaurerbewegungen gemeinsam sind, wird dies so zum Ausdruck gebracht:

"Der Maurer ist durch seinen Beruf verbunden dem Sittengesetz zu gehorchen, und wenn er seine Kunst recht versteht, wird er weder ein Atheist aus Einfalt noch ein religionsfeindlicher Wüstling sein. Aber obgleich in alten Zeiten die Maurer verpflichtet waren, in jedem Lande von der jeweiligen Religion des Landes oder der Nation zu sein, so hält man doch jetzt für ratsam, sie bloß zu der Religion zu verpflichten, in welcher alle Menschen übereinstimmen und jedem seine besondere Meinung zu lassen, das heißt, sie sollen gute und wahrhafte Männer sein, Männer von Ehre und Rechtschaffenheit, durch was für Sekten und Glaubensmeinungen sie sich auch sonst unterscheiden mögen. Hierdurch wird die Maurerei ein Mittelpunkt der Vereinigung und ein Mittel, treue Freundschaft unter Personen zu stiften, welche sonst in ständiger Entfernung voneinander hätten bleiben müssen."

Wir, die Freimaurer, wollen dieses Ideal verwirklichen.

In dessen Namen fordern wir unsere gewählten Vertreter auf, die Meinungsverschiedenheiten zu überwinden und eine Brücke über die Kluft zu bauen, die die Freimaurerorden (Obedienzen) schon fast ein Jahrhundert trennt.

Deshalb stimmen wir für die Gründung einer Weltkonföderation der freien, unabhängigen, gleichberechtigten und brüderlichen Freimaurerorden.

Erklärungen

A: Ziel des Projekts Konföderation

Ursprüngliches Vorhaben der neuen Freimaurerei und ihr Sinn

Die neue Freimaurerei wurde Anfang des 18. Jh., in der Zeitalter der Aufklärung (Siècle des Lumières), mit dem Beschluss der vier Londoner Logen geboren. Zu denen gehörten die Spitzenvertreter ihrer Zeit. Mehrere davon waren Mitglieder der Royal Society of London for the Improvement of Natural Knowledge (Londoner königliche Gesellschaft), die 1660 gegründet wurde, also zur Akademie der Wissenschaften und der Philosophie gehörten.

Mitglieder dieser vier Logen waren Gläubiger und Wissenschaftler zugleich. Sie wollten weder eine neue Religion erfinden, noch mit der Religion kämpfen, der sie angehörten, sie wollten ein Gebiet schaffen, in dem sie Erkenntnis in voller Freiheit suchen konnten, ohne dass die Kirchen, der König oder jemand anderer involviert war.

Sie haben dieses Bedürfnis der Freiheit gespürt, da die Welt eine neue Entwicklungsetappe angetreten ist, die völlig anders ist als die vorherigen. In der Renaissance hat Europa die starke antike griechisch-römische Zivilisation wiederentdeckt, wodurch ihre Sicht in die Vergangenheit erweitert wurde. Zahlreiche neue wissenschaftliche Bereiche und Forschungstechniken sowie wirksamere Verkehrsmittel ermöglichten das Studium und den Vergleich vergangener und zeitgenössischer Kenntnisse aller Nationen. Es war also notwendig:

  • diese Kenntnisse zusammenzufassen (diesen Versuch haben, neben anderen, Enzyklopädisten unternommen, von denen viele zu den Freimaurern gehören),
  • Grenzen zu öffnen, die die Menschen und Zivilisationen zeitlich und räumlich trennten,
  • "Zerstreutes" in allgemeine Brüderlichkeit "zusammenzufügen".

Die Andersonsche Konstitution und Rituale gewähren einen Rahmen für diese Forschung und Entdeckungen. Dank den Symbolen werden alle vergangenen und zeitgenössischen Zivilisationen, die die Gründer der neuen Freimaurerei kannten, in eine verdichtete Form zusammengefügt. Die Andersonsche Konstitution und Rituale sind eine Enzyklopädie der menschlichen Erkenntnis, was ihnen eine sehr große Einweihungskraft verleiht. Sie geben den Kenntnissen und Ansichten in kodierter Form Ausdruck, durch biblische Geschichten, damit ihre Autoren und Benutzer Konflikte mit königlicher und kirchlicher Macht vermeiden können1.

Da unsere Vorgänger wussten, dass die Menschheit in eine Zeit tiefer Umbrüche getreten ist – eine Zeit, die noch nicht zu Ende ist – haben sie die vorherigen Zivilisationen gefeiert, aber zugleich wollten sie die Freimaurer von jeglicher dogmatischer Fesselung zu Kenntnissen und Ansichten der Vorfahren befreien. Bis zum 18. Jh. wurden ihnen in allen Einweihungsverfahren der Welt, deren Zweck es war, neuen Mitgliedern zu helfen, sich in die Gesellschaft einzugliedern und die Überlebensfähigkeit zu erlangen, Kenntnisse der vorherigen Generationen, einschließlich ihrer metaphysischen Überzeugungen, als unwandelbare Wahrheit vermittelt. Die Urheber der Konstitution dachten, dass zu der Zeit, wenn die Zivilisation weltweit wird, keine Erkenntnis mehr als definitiv angesehen sein konnte und sollte. Kritische Prüfung, über die Grenzen jeglicher Dogmen hinaus, alle Kenntnisse, gesammelt durch vorherige Zivilisationen, galten als notwendige Voraussetzung, die menschliche Kreativität und Vereinigung der Menschheit im gemeinsamen Bestreben zu befreien. Die Welt ist so komplex geworden, dass nur die Vereinigung aller Kräfte es ihnen gegeben hat – und uns bietet sie die Hoffnung, dass wir fähig sein werden, sich den Herausforderungen der Zeit zu stellen.

Die Gründer der neuen Freimaurerei haben ihre Überzeugung zum Ausdruck gebracht, dass Freiheit notwendig ist. Die Verbindung der vier unabhängigen Londoner Logen in die Große Loge hat das Verlangen nach Gleichheit und allgemeiner Brüderlichkeit ihrer Mitglieder in die Praxis übertragen. Sie bauten eine Brücke zueinander, die sich rasch zu anderen Logen in Großbritannien, in Frankreich und in anderen Ländern verlängerte. Die Freimaurerei wurde als eine Einheit gebildet. Diese Baustelle musste viele Hindernisse überwinden, das Pendel des menschlichen Denkens schlägt immer von einem Rand zum anderen aus, bis es in der Mitte stehen bleibt, aber die neuartige Freimaurerei existiert schon drei Jahrhunderte, was bestätigt, dass der Weg, den die vier Londoner Logen angetreten haben, der richtige war und weiterhin verfolgt werden sollte.

Alle Logen und Freimaurerorden sollten also die Einheit ansteuern und zugleich ihre Vielfalt achten. "Der freie Maurer in einer freien Loge...!" Die Kluft muss zugeschüttet werden, die fast schon ein Jahrhundert, vielleicht auch länger, die Freimaurerei in zwei große Richtungen spaltet: die "vorbehaltene" (die ihre Anhänger als "rechtsgültig", "regulär", bezeichnen) und die "offene" (selbst gerne als "undogmatisch" bezeichnet)2.

Hat der Heilige Johannes nicht geschrieben: Im Hause des Vaters gibt es mehrere Behausungen ?


Die Freimaurerei wurde als Einheit geboren

Ursachen der Spaltung

Nach der Veröffentlichung der Konstitution hat sich die Freimaurerbewegung rasch in Großbritannien, in Frankreich, später in Amerika und dem Rest der Welt verbreitet. Ihre älteren Formen haben neue Lebensenergie gefunden. Mit ihrer Verbreitung wurde sie unweigerlich an die örtlichen Gegebenheiten angepasst und wurde deshalb vielfältig. Die Grundlagen sind jedoch dieselben geblieben und alle Freimaurer respektieren die Andersonsche Konstitution aus dem Jahre 1723 bis heute als Grundlage ihrer Bewegung. Diese Entwicklung begann jedoch trotzdem nach etlichen Jahrzehnten eine Kluft zwischen den zwei Hauptrichtungen der Bewegung zu bilden.

Charakter der Spaltung

Die heutige Freimaurerei wird in zwei große Richtungen geteilt, die als "offen" und "vorbehalten" beschrieben werden können. Sie verkehren nur wenig miteinander, obwohl beide die Einweihung (im Sinne der Initiation) zum Ziel haben; für beide ist symbolisches Denken sehr wichtig, beide benutzen Rituale, die sehr nahe sind, und beide sind ähnlich organisiert.

Mehr über diese Kluft: Meinung des bedeutenden Mitglieds der Vereinigten Großloge von England (UGLE) Julien Rees: finden Sie sie hier

Zankäpfel

Die Verhältnisse zwischen den "vorbehaltenen" und den "offenen" Orden stoßen vor allem auf zwei Hindernisse:

  • die Einweihung von Frauen, oder genauer gesagt das Zulassen der Schwestern zu den Säulen der Männerlogen, weil heute sogar die Vereinigte Großloge von England (UGLE) die Gültigkeit der Fraueninitiation anerkennt,
  • der Glaube an Gott oder jegliche andere Vorstellung, die das religiöse Prinzip eines einzigen Schöpfers ausdrückt (übrigens, einige heutige Wissenschaftler können diese Idee der Einzigartigkeit der Quelle des Universums teilen, andere bezweifeln sie jedoch). Für die Gründer der neuen Freimaurerei war der Große Architekt des Universums ein Symbol (in der Freimaurerei "ist alles ein Symbol"), später jedoch wurde er zur Bezeichnung des Glaubens, zu ihrem Synonym. Symbole sind offen, während Zeichen beschreiben, präzisieren, bedingen, abgrenzen, aber auch trennen ...

Auch wenn sie sehr wichtig sein mögen, haben diese zwei Fragen mit dem Projekt der Konföderation in der Form, in der es auf diesen Webseiten vorgestellt wird, nicht viel gemeinsam.

Das Ziel dieses Projekts ist nicht die Überzeugung der Orden, Frauen einzuweihen oder sie weiterhin nicht einzuweihen, sie in ihren Tempeln aufzunehmen oder nicht aufzunehmen, oder über die Frage zu entscheiden, ob die Freimaurer Gläubige sein müssen oder ungläubig sein dürfen.

Hinsichtlich des Projekts Konföderation können diese Fragen, sowie andere, weniger wichtige Streitpunkte, offen bleiben. Sie sollten ihrer Gründung nicht im Wege stehen.

Vereinigen und zugleich Vielfalt anerkennen

Ziele dieses Vorschlags zur Zusammenarbeit zwischen den Orden:

  • Verwirklichung des freimaurerischen Schlagworts Zerstreutes zu vereinigen im Namen der allgemeinen Brüderlichkeit,
  • Stärkung der Glaubwürdigkeit der Freimaurerei bei ihren Mitgliedern und bei der Öffentlichkeit durch konsequente Durchsetzung dieser zwei Grundsätze,
  • Bestätigung des Initiationscharakters der Freimaurerei, die weder eine Kirche noch eine politische Partei, noch ein Fachverband, eine wirtschaftliche Druckgruppe, eine Wohltätigkeitsorganisation oder eine andere säkulare Institution ist
  • Bereicherung aller Mitglieder der Konföderation durch Nutzung der Entdeckungen, die mit dem Initiationscharakter der Freimaurerei zusammenhängen und von 1723 bis heute von den Logen und Orden in Europa, in den USA und in anderen Ländern gemacht wurden,
  • Freimaurerei dank ihrer Vielfalt im ganzen Umfang die Fähigkeit behält, zur Verbesserung des Menschen und der Gesellschaft beizutragen, und das sogar auch in der Zeit der "Globalisierung", also des gegenseitigen Durchdringens der Zivilisationen weltweit.
a) Ziel: die Kluft zuschütten

Das Ziel der Konföderation ist bestimmt nicht, ihre Mitglieder zu gleich zu machen, und noch weniger, einen neuen "Super-Orden" zu schaffen.

Für die Realisierung dieses Projekts muss das Schachbrett der Verhältnisse zwischen uns nicht durcheinander gebracht werden.

Es geht nur darum, die führenden Vertreter beider Richtungen zu überzeugen, gemeinsam als Freimaurer miteinander zu verkehren und es den Forschern zu ermöglichen, alle Orden frei zu erforschen. Dazu müssen sie die Möglichkeit haben, an den rituellen Arbeiten aller Orden teilzunehmen, unabhängig von ihrer persönlichen Angehörigkeit. Das unterstützt das gegenseitige Verständnis und könnte helfen, die Freimaurerpraxis und ihre theoretische Kenntnis zu vertiefen.

Nach dem Akzeptieren dieser zwei Grundsätze wird die Tätigkeit der Orden nach ihren eigenen Traditionen und Grundsätzen fortgesetzt.

Jede Loge entscheidet selbst über die Besucher und Besucherinnen nach der Regel, die nachstehend vorgeschlagen wird.

b) Voraussetzung zum Erfolg: Würde

Das Projekt der Konföderation ist die Aufforderung, die Kluft zwischen den freimaurerischen Bewegungen zuzuschütten, nichts anderes.

Die Andersonsche Konstitution geht hervor aus dem Bedürfnis der Freiheit der wissenschaftlichen, philosophischen und esoterischen Forschung ihrer Gründer und enthält einen hervorragenden Aufruf zur Verträglichkeit. Dass Folgendes im Jahre 1723, nach mehreren Jahrzehnten religiöser Kriege, geschrieben wurde, ist sehr erstaunlich:

Der Maurer ist durch seinen Beruf verbunden, das Sittengesetz zu achten wie ein echter Noachide, und wenn er seine Kunst recht versteht, wird er weder ein dummer Atheist noch ein Freigeist ohne Religion sein, noch gegen sein Gewissen handeln. In alten Zeiten waren die Maurer verpflichtet, in jedem Lande von der jeweiligen Religion des Landes oder der Nation zu sein. Die Maurerei existiert aber in allen Ländern, auch in den Ländern mit unterschiedlichen Religionen, und so ist der Maurer jetzt nur mehr zu der Religion verpflichtet, in welcher alle Menschen übereinstimmen und die jedem Bruder seine eigenen Anschauungen lässt, das heißt, sie müssen gute und redliche Menschen von Ehre und Rechtschaffenheit sein, durch welche Namen, Religionen und Bekenntnisse sie sich auch unterscheiden: denn alle stimmen sie in den drei großen Artikeln Noahs überein, genug, um den Kitt der Loge zu erhalten. Hierdurch wird die Maurerei ein Mittelpunkt der Vereinigung und ein Mittel, treue Freundschaft unter Personen zu stiften, welche sonst in ständiger Entfernung voneinander hätten bleiben müssen.

Seien wir unserer Vorfahren würdig! Äußern wir Achtung vor unseren Ahnen und vor künftigen Generationen dadurch, dass wir das Leben in das Ritual der Einheitskette:

Diese Kette, die uns in Zeit und Raum verbindet, kommt zu uns aus der Vergangenheit und führt in die Zukunft.
Damit sind wir mit dem Orden unserer Vorfahren verbunden,
damit müssen sich die Freimaurer aller Riten und Länder verbinden.

Diese Wahrheit, die wir im Tempel erworben haben, wollen wir auch außerhalb des Tempels verbreiten.

Paradoxon des 21. Jahrhunderts

Trotz aller blutigen Kriege, die in den vergangenen Jahrhunderten im Namen des Glaubens geführt wurden, und trotz der Attentate, die manche Terroristen auch heute noch versuchen ähnlich zu begründen, verflucht keine Kirche eine andere Kirche oder schließt ihre Tür vor den Gläubigern anderer Religionen. Die Freimaurer könnten diesen Versöhnungsversuchen umso einfacher folgen, weil sie keine Bruderkriege geführt haben.

Ende des 18. Jh. begannen die Unstimmigkeiten zwischen den Orden aus politischen und religiösen Gründen, im 19. Jh. wurden sie vertieft und 1929 sind sie zu der heutigen Form erstarrt. Sie stehen im Widerspruch zu dem Ideal der Gründer der neuen Freimaurerei Zerstreutes zu vereinigen und eine allgemeine Brüderlichkeit von ehrenhaften Menschen zu errichten.

Beide Richtungen definierten ihre Gesetze und beachten diese, was richtig ist, jedoch entsteht hier die Frage, ob sie nicht vergessen, dass jedes Gesetz im Zusammenhang mit konkreten Bedingungen gelesen, kommentiert und verstanden werden muss, unter denen es durchgesetzt werden soll. Andernfalls wären Gerichte, Richter, Staatsanwälte und Rechtsanwälte überflüssig, es würden nur die Gefängniswärter und Henker genügen ...! Die Kirchen behaupten, dass sie Gottes Gesetz repräsentieren, aber trotzdem berücksichtigen sie die Umstände, unter denen es ihre Gläubiger verletzen könnten.

Jeder aufrichtige Freimaurer sollte die Kluft zwischen den "rechtsgültigen" (regulären) und den sonstigen Orden als eine Demütigung empfinden. Diese Aufteilung entspricht nicht unserer Zeit. Im Gegenteil, die Welt muss sich vereinen und die Freimaurer sollten als Beispiel dienen.

Mehr über diese Kluft: Meinung des bedeutenden Mitglieds der Vereinigten Großloge von England (UGLE) Julien Rees: Traktate 40: Sagten Sie: "Universal ?"

c) Mittel: den Apell unterzeichnen und verbreiten

B: Projekt der Konföderation

Das Projekt der Konföderation ist ein Versuch, eine praktische Organisation von Verhältnissen zwischen allen Freimaurerorden vorzuschlagen, sodass Folgendes ausgeschlossen wird:

  • Machtkampf,
  • Vorherrschaft einer Bewegung über die andere,
  • Einmischung in die internen Angelegenheiten der Orden.

Die Gründung und Tätigkeit der Konföderation würde an dem heutigen Stand der Orden oder den gegenseitigen Verhältnissen nichts ändern, vorausgesetzt, sie basieren auf einer Vereinbarung.

Im Gegenteil, die Konföderation würde die Entwicklung der Freimaurerei hin zu brüderlichen Kontakten aller Orden und später zu deren Zusammenarbeit aufgrund der Anerkennung ihrer Vielfalt ermöglichen.

Der Entwurf des Projektes erfordert keine übermäßige Bürokratie.

Dieser Entwurf der Konföderation ist nur ein theoretisches Modell. Wird diese „Maschine“ auch tatsächlich konstruiert? Wird sie fliegen oder zumindest kriechen können? Das hängt von der freimaurerischen Aufrichtigkeit der Brüder und der Fähigkeit der Orden ab.

Reaktion auf die Bedürfnisse unserer Zeit

Die heutige Freimaurerei wurde in der Zeit der Aufklärung, in der Zeit von grundsätzlichen Veränderungen der westlichen Zivilisation und der Welt geboren. Ihre Gründer, zu denen mehrere bedeutende Wissenschaftler gehörten, verstanden, dass die Kenntnisse der vorherigen Jahrhunderte gesammelt werden sollten, um sich dadurch inspirieren zu lassen und der Entstehung einer neuen Zivilisation zu helfen.

Um diesen Beitrag leisten zu können, entschieden sie sich, eine Konföderation ihrer Logen zu gründen und ihre Einweihungsverfahren zu überarbeiten.

Sie wurden inspiriert von dem Erbe der englischen und schottischen Freimaurerei, von dem Vermächtnis der französischen und deutschen Baumeister, von den Beiträgen anderer Kulturen und von den vorherigen Zivilisationen … und wahrscheinlich auch von dem Werk des tschechischen Denkers Komenius. Sie haben sie durch das Prisma ihrer religiösen, moralischen, sozialen und politischen Überzeugungen sowie durch ihre Ansichten, die aus ihrer Forschung in der Königlichen Akademie der Wissenschaften hervorgehen, geprüft. Das Ergebnis ihrer Arbeit ist eine gewisse Enzyklopädie der Erkenntnisse der Menschheit, konzentriert und kodiert in einer Form von Ritualen und Symbolen. Die vier Londoner Logen sind also nicht treue Kopien ihrer mittelalterlichen Vorfahren, sondern sie haben sich transformiert, um mit der Zeit gehen zu können.

Die Menschheit befindet sich zurzeit in einer anderen radikalen Entwicklungsphase, die die ganze Welt betrifft und die noch komplizierter als zu Zeiten der Aufklärung ist. Weder Wissenschaftler noch Philosophen, noch andere Denker können sich mehr auf eine einheitliche Anschauung der Welt und des Universums stützen. Das heißt, wenn wir die Hoffnung in die Fähigkeit der Menschheit bewahren wollen, den Herausforderungen hinsichtlich des ökologischen und demographischen Drucks und der „Globalisierung“ trotzen wollen, ist auf allen Gebieten die Meinungsfreiheit und Vielseitigkeit der Ansätze vorzuziehen. Die zweite Voraussetzung zum Erfolg ist die Zusammenarbeit der Träger dieser Hoffnung.

Die Freimaurerei ist eine Lehre über die Suche der Einheit. Einheit des Menschen mit dem, was über ihn hinausgeht, und umgekehrt. Hermes Trismegistos schrieb auf dem Smaragdbrett: Das was oben ist, ist dasselbe wie das was unten ist, damit die Wunder der Einzigen Sache erreicht werden ...

Die Notwendigkeit der Einheit in der heutigen Welt steht nicht im Widerspruch zu diesem uralten Sinn der Initiation, sondern erläutert ihn aus einer anderen Sicht.

Die Geschichte der neuen Freimaurerei befürwortet die Vielfalt der Orden und ihre Vereinigung.

Vorgeschlagenes Verfahren

Das im weiteren Text präsentierte Projekt der Konföderation ist ein Versuch, eine Organisation zu schaffen, die es allen Orden ermöglicht, einander besser kennenzulernen, gleich zu behandeln und an der Errichtung der Brücke teilzunehmen, die sie verbindet.

Die erste Voraussetzung zum Erfolg dieses Versuchs ist es, nicht mit der Erklärung zu beginnen, ob der eine oder der andere Orden „den einzigen geltenden Regeln“ entspricht, sondern es als eine Selbstverständlichkeit zu akzeptieren, dass sich die Freimaurerei im Laufe der Zeit entwickelt hat und sich auch weiterhin entwickeln wird.4Im Gegenteil, die oft kritisierte Vielfalt der freimaurerischen Bewegungen kann als positiv betrachtet werden. Sie unterstützt die Vielfalt der Ansätze, die ebenso wie die Biodiversität für die Erhaltung vom Leben auf der Erde notwendig ist.

Erst dann, wenn sich die Orden besser kennenlernen und sich gegenseitig anerkennen, kommen die meisten Mitglieder aller Orden zu dem Schluss, dass es unter den Umständen besser wäre, eine neue Form der Freimaurerei zu schaffen, die für alle gelten wird … oder vielleicht doch nicht … aber das ist nicht das Vorhaben dieses Projekts. Zu diesem Zeitpunkt der Geschichte ist die „Einheit in der Vielfalt“ sehr wertvoll und muss entwickelt und geschützt werden.

Das Projekt der Konföderation ist nicht der erste Versuch, die Kluft zwischen den Freimaurerorden zuzuschütten. Die meisten vorherigen Versuche sind auf die Versuchung gestoßen, das Zünglein an der Waage zugunsten des einen oder des anderen Ordens zu schwenken. Das funktioniert nicht. Und keiner der Ordensgruppen ist es gelungen, sich weltweit durchzusetzen.

In den Demokratien haben die politischen Gegner ein Mittel gefunden, in einem Wettkampf zu stehen und zugleich einander zu ehren. Die Kirchen haben sich mit der Notwendigkeit des „friedlichen Zusammenlebens“ abgefunden, und dabei ihr Wesen nicht verloren. So oder so, auch die Freimaurer müssen lernen, zusammen zu arbeiten, ohne die Vielfalt ihrer Bewegungen aufzugeben.

Beschreibung der Konföderation

Die Welt ist ein Buch und diejenigen, die nicht reisen, lesen nur eine Seite davon.

Heiliger Augustin

Fürchte den Leser eines einzigen Buches!

Jean-Paul Sartre

C: Einheit zu schaffen ist notwendig, nobel und wunderbar

Angesichts der Prüfungen, die die Menschheit erwarten in der heutigen Zeit der „Globalisierung“, in Hinsicht auf:

  • schnell wachsende Demographie,
  • Verschwendung von Rohstoffen, Energien und anderen natürlichen Stoffen,
  • Umweltverschmutzung,
  • Reduktion der Biodiversität,
  • die ungleiche Verteilung von Reichtum unter den Menschen und Ländern,
  • Geldspekulationen, die unkontrollierbar geworden sind,
  • zahlreiche Versuche der Vorherrschaft über andere Länder,
  • Massenvernichtungswaffen,
  • alle sonstigen Mittel zum Terrorisieren der Gegner,
  • Drohung eines weiteren Weltkrieges,

muss die Menschheit ihre Kräfte im Sinne der Brüderlichkeit vereinigen.

Wir, die Freimaurer, wollen ein Volbild sein.

Wir wollen die Grundlage des neuen Humanismus werden.

Bieten wir der Welt unser Ideal der allgemeinen Brüderlichkeit, die uns in Zeit und Raum verbindet, zu uns aus der Vergangenheit kommt und in die Zukunft führt. Wir sind durch dieses Ideal mit dem Orden unserer Vorfahren verbunden, dadurch müssen sich die Freimaurer aller Riten und aller Ländern vereinigen.

Wir ersuchen unsere führenden Vertreter, sich über ihre Differenzen hinwegzusetzen und eine Brücke über die Kluft, die die Freimaurerorden trennt, zu erbauen.

Vereinigen wir unsere Kräfte, um effektiver zu wirken, jeder einzeln in dem Ort, in dem er lebt, in jedem Bereich seiner Tätigkeit, und zusammen als Freimaurer.

....

Ein menschliches Wesen ist ein Teil des Ganzen, das wir Universum nennen, ein in Zeit und Raum begrenzter Teil. Es erfährt sich selbst, seine Gedanken und Gefühle, als etwas vom Übrigen Getrenntes, eine Art optische Täuschung seines Bewusstseins. Diese Täuschung ist für uns eine Art Gefängnis, das uns auf unsere persönlichen Bedürfnisse und die Zuneigung zu einigen uns nahe stehenden Personen einschränkt. Es muss unsere Aufgabe sein, uns aus diesem Gefängnis zu befreien, indem wir den Kreis unseres Seins, unseres Mitgefühls, ausweiten, so dass es alle lebenden Geschöpfe und die gesamte Natur in ihrer Schönheit umfasst.

Albert Einstein

Denn jedes Atom das mir gehört, gehört ja auch dir.

Walt Whitman


E: Ursprung des Bratislavaer Appells zur Vereinigung aller Freimaurer

Geschichte: drei Etappen

2007 und 2008 führten die tschechischen und slowakischen Großlogen und Großoriente lange Diskussionen über die Natur ihrer Organisationen. Sie gründeten eine Forschungsgruppe, die ihre Rituale verglichen und dabei erstaunlicherweise festgestellten, dass es zwischen ihnen keine gravierenden Unterschiede gibt. Sie studierten ihre Praktiken und einigen ihren Mitgliedern schien es, dass sie ihre Orden einander als rechtsgültige Freimaurerorganisationen anerkennen könnten. Diese jungen Orden, die dank dem Fall der Berliner Mauer (1989) nach einem halben Jahrhundert der „Betäubung“, erzwungen durch die Feinde der Freimaurerei, entstanden sind, waren jedoch zu schwach und konnten diese Idee nicht verwirklichen. Die Mehrheit entschied, sich in eine gemeinsame Freimaurerorganisation unter der Schirmherrschaft der Vereinigten Großloge von England zu vereinen.

Ich nahm an diesen Gesprächen teil und erstellte dann schrittweise den ersten Entwurf der Konföderation. Am Anfang wurde nur Mitteleuropa einbezogen. Die slowakischen und tschechischen Brüder diskutierten viel darüber, anschließend schrieb ich das Konzept um, ergänzte es, übersetzte es ins Französische, dann erweiterte ich es wiederum dank ca. dreißig französischer, englischer und Schweizer Brüder und Schwestern. Diese Folge von Überlegungen war die Geburt des zweiten Konzepts des Projekts, das erneut diskutiert wurde, dann die Geburt der dritten und der vierten Version, die ich jetzt zur Diskussion vorlege.

Woher kommt der Name Bratislavaer Appell ?

Diese Frage wird in einem sehr unerwarteten Ausschnitt aus dem folgenden Roman beantwortet :

Ich wäre lieber allein geblieben. Leider hat Peter den "feuchten Raum" (salle humide) betreten und hat sich zwischen mich und Gilbert gesetzt."
Er ist ein Pariser aus dem Großorient, ursprünglich aus der Slowakei. Er ist einer der Maurer, die in Utopie leben. Théo nennt sie „unsere Teilchenbeschleuniger“. Je wahnsinniger ihre Träume, desto mehr Energie und Flügel verleiht ihnen ihre Leidenschaft. Peter möchte uns einen festlichen Appell unterzeichnen lassen, damit sich der Freimaurer-Universalismus in einer europäischen Freimaurer-Organisation verkörpert, die alle europäischen Orden einschließt, sogar die Orden der Kojoten. Gilbert lehnt es ab. Grundsätzlich. Er sagt, dass die Initiative dieses Projekts, die zu uns von einem Mitglied des Französischen Großorients kommt, zum Misserfolg verurteilt ist.
Ich habe ihm versprochen, es zu unterzeichnen, obwohl die Petition der Methode der Logen nicht entspricht, und habe vorgeschlagen, es „Bratislavaer Appell“ zu nennen. So würde das Konzept von anderswo herkommen, hauptsächlich aber nicht aus dem Französischen Großorient, weil alles, was wir in den letzten dreißig Jahren vorgeschlagen haben, gescheitert ist. In diesem Punkt stimme ich Gilbert zu.
Er lachte mich dafür deshalb gleich ordentlich aus. Soll ich der ehrwürdige Meister vom Stuhl einer kleinen Loge in der Provence werden, ja, bravo, das bejaht er, aber mich in große Angelegenheiten zwischen den Orden zu mischen, nicht doch. Jeder soll an seinem Platz bleiben! Ich sei dem nicht gewachsen. Er hat nicht gesagt, warum. Es war beleidigend und sogar sehr demütigend für Peter und auch für mich. Keine unserer Initiativen kann erfolgreich sein. Man müsste nach London zu Verhandlungen gehen und London würde antworten, dass wir gar nicht existierten.
Peter hat es überhaupt nicht beunruhigt. Er will und wird zwanzigtausend Unterschriften sammeln, versichert er uns. Mit den Unterschriften unserer Schwestern, natürlich. In jedem Fall mit meiner Unterschrift. Und wenn man ohne die Engländer auskommen muss, werden wir ohne sie auskommen. In diesem Moment hat Louis Jamet den feuchten Raum betreten und Gilbert hat es sehr überrascht. Aus seiner Sicht bin ich nicht auf dem Niveau von Louis Jamet, dem Universitätsprofessor. Was können wir also gemeinsam haben?
Peter hat sich sofort rücksichtsvoll zurückgezogen. Gilbert, er, hat rumgezappelt.

Ausschnitt aus dem „Freimaurer-Kriminalroman“ von Jean Verdun, dem ehemaligen Großmeister der Großen Französischen Loge: Der Fall Luberon, herausgegeben vom Luc Pire Verlag, Belgien, oder http://www.jeanverdun.com/luberon.htm Kapitel 12, Seite 209.


Ein Schock, dieser Absatz war für mich wirklich ein Schock. Die Idee für die Petition kommt von Jean Verdun, in dem Gespräch mit ihm ist mir überhaupt nicht eingefallen zu behaupten, dass ich 20.000 Unterschriften sammeln kann, und Jean hat mir seine Unterschrift nicht versprochen. Es hat mich aber begeistert, dass er dieses Projekt nicht vergaß und es in seinem Roman erwähnte. Natürlich bin ich sehr glücklich über die gute Meinung, die ich bei ihm bei unserem ersten und bisher einzigen Treffen erwecken konnte.

Wenn Jean Verdun, dieser große Freimaurer, meinen Vorschlag der Weltkonföderation von Freimaurerorden unterstützt, wenn sich einige andere Persönlichkeiten

  • aus der Vereinigten Großloge von England (UGLE),
  • aus dem „rechtsgültigen“ Schweizer Orden ALPINA,
  • aus der Französischen Großloge (GLF),
  • aus dem Französischen Großorient (GODF),
  • aus der Französischen Frauen-Großloge (GLFF),
  • aus der Tschechischen Großloge (VLCR)
und einige weitere Brüder und Schwestern positiv über diese Idee äußern, wird dieses Projekt von einem Glimmer der Hoffnung beleuchtet.


Lebenslauf des Autors des Bratislavaer Appells

Siehe unter: Peter Bu

Links

  • Bratislavaer Appell Die Ursprungs-Homepage zum Bratislavaer Appell. Hier kann der Aufruf unterzeichnet werden.

Siehe auch