Egoismus

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Egoismus

Quelle: Internationales Freimaurer-Lexikon von Eugen Lennhoff und Oskar Posner (1932)

Im praktischen Sinne ist Egoismus ein Verhalten, das von Selbstsucht und Eigennutz geleitet wird und im Grunde im Selbsterhaltangstrieb wurzelt. Egoismus tritt in verschiedenen Formen auf.

Der primitive Egoist ist nur auf sich selbst bedacht, er ist der, "welcher alle Zwecke auf sich selbst einschränkt, der keinen Nutzen worin sieht, als in dem, was ihm nutzt" (Kant).

Der "geläuterte" Egoist läßt in seinem "wohlverstandenen" Interesse auch die Interessen seiner Mitmenschen gelten, fühlt sich als Teil der Gemeinschaft, sein Trieb zur Erhaltung und Steigerung, zur höchsten Ausbildung und Machtfülle seiner Persönlichkeit vollendet sich in der "schenkenden Tugend" (H. Schmidt).

Es gibt auch einen Egoismus im weiteren Sinne, der sich nicht auf das Individuum, sondern auf die verschiedenen Formen der Gemeinschaft (Nation, Klasse usw.) bezieht.

Max Stirner vertrat den schrankenlosen Egoismus: Der Mensch "ist sich selbst höchster Zweck".

Die Freimaurerei lehnt den Egoismus im allgemeinen ab. Ihre Moral ist nicht lebensentsagend, nicht asketisch; das Leben bejahen heißt aber, den Egoismus bis zu einem bestimmten Grad gelten lassen. Selbstlosigkeit kann aus der Welt nicht weggeleugnet werden. Selbsthingabe ist zweifelsohne ein Kulturfaktor wichtiger vielleicht, als der auf dem Selbsterhaltungstrieb beruhende nackte Egoismus.

Die Freimaurerei ist wohl in der Methode individualistisch, doch findet sie das Ziel ihres Wirkens im Humanitätsideal, das sozialer Natur ist. Entfaltung der Persönlichkeit ist nach ihrer Auffassung kein Egoismus, da sie einen überindividuellen Wert bildet. Sie sucht im Sinne Shaftesburys, der einen großen Einfluß auf das freimaurerische Denken ausübte, "die harmonische Verbindung egoistischer und sozialer Neigungen". Ihr Ideal ist "möglichst große Personalität mit möglichst starker Sozialität verbunden" (Rudolf Eisler).