Fred Sinowatz

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Fred Sinowatz

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In der Ausstellung wurde 2011 auch Sinowatz' Freimaurer-Ausweis gezeigt.
'Kleine Zeitung' Graz und Klagenfurt: Interview mit dem neuen Bundeskanzler

Eine kurze Würdigung von Rudi Rabe.

Fred Sinowatz war zuerst Mitglied der Wiener Loge ‚Libertas Gemina’ und dann 1971 einer der Gründer der ‚Libertas Oriens’, der einzigen Freimaurerloge im Burgenland (2015). Kurze Zeit war er dort auch Sekretär. Diese Funktion lege er aber zurück als er in Wien Bundesminister für Unterricht und Kunst wurde.

Sinowatz wurde 78 Jahre alt; er starb am 11. August 2008. Er stammte aus kleinen burgenländisch-kroatischen Verhältnissen (im Burgenland gibt es seit Jahrhunderten eine kroatische Enklave).

Schon als junger Mann wurde er Sozialdemokrat und dann auch aktiver Politiker: zuerst in seiner Heimatgemeinde, dann im Bundesland, und schließlich holte ihn Bundeskanzler Bruno Kreisky 1971 als Unterrichts- und Kunstminister in die österreichische Bundesregierung. In dieser Position wurde Sinowatz zum Reformer, wobei er sehr an die kleinen Leute dachte: Er ließ in den ländlichen und kleinstädtischen Regionen ganz Österreichs höhere Schulen bauen; er führte das Gratisschulbuch, die Schülerfreifahrt und verschiedene Schülerbeihilfen ein.

Vom Minister zum Bundeskanzler

1983 wurde Sinowatz in der Nachfolge Bruno Kreiskys Bundeskanzler der Republik Österreich. Sein Gefühl hatte ihn nicht getrogen: Von Kreisky gedrängt übernahm er diese exponierte Position nur widerstrebend. Und tatsächlich verließ ihn jetzt seine politische Fortune. 1986 resignierte er nach einer verlorenen Wahl: Gegen seinen Willen und den seiner Partei hatte eine Mehrheit der Wähler den umstrittenen Konservativen Kurt Waldheim zum Bundespräsidenten gewählt (der Bundespräsident wird in Österreich vom Volk direkt gewählt).

Der Freimaurerei blieb Fred Sinowatz auch während seines politischen Höhenflugs treu. Und obwohl die Mitgliedschaft in Österreich besonders diskret gehandhabt wird, stand er dazu, wenn er darauf angesprochen wurde.

Auch dem Burgenland blieb er treu; sein Hauptwohnsitz blieb immer in seiner Heimat.

'Von Liszt bis Sinowatz'

2011 veranstaltete das Museum für Baukultur (MUBA) im burgenländischen Neutal gemeinsam mit der österreichischen Forschungsloge ‚Quatuor Coronati’ die Ausstellung ‚Frei-Maurer-Arbeit: Von Liszt bis Sinowatz’. Beide sind im Burgenland auf die Welt gekommen und aufgewachsen. Beide waren Freimaurer.

5. Juli 1983: „Geheimbündelei – da muss ich wirklich lachen“

So überschrieb die Grazer ‚Kleine Zeitung’ ein Interview mit Fred Sinowatz sechs Wochen nachdem dieser Bundeskanzler geworden war. In dem Gespräch wurden auch mehrere Fragen zur Logenmitgliedschaft des neuen Regierungschefs gestellt. Diese und Sinowatz’ Antworten geben wir im Folgenden mit Genehmigung des Blattes wieder. Die angesehene Tageszeitung ist die Nummer Zwei in Österreich und Marktführer in der Steiermark und in Kärnten.

‚Kleine Zeitung’: Gibt es in ihrem Weltbild ein höheres Wesen – ob man es Gott oder anders nennen will –, von dem alles geschaffen wurde und alles abhängt?

Sinowatz: Sie fragen mich da etwas, mit dem ich selber ringe. Ich kann das für mich nicht so klar mit ja oder nein beantworten. Wenn ich mir als Historiker die Geschichte vor Augen führe, die Gesetzlichkeiten der Physik oder das, was wir heute über den Kosmos wissen, betrachte, dann bin ich immer wieder vor die Frage gestellt, ob nicht mehr dahinter steht als das, was man Zufall nennen oder mit der Vernunft aussagen kann.

Sie sind ja auch Freimaurer. Steht diese Mitgliedschaft bei einer doch sehr exklusiven Vereinigung nicht im Widerspruch zur SPÖ? Auch viele Sozialisten lehnen die Geheimbündelei ab.

Das ist wirklich etwas, worüber ich lachen muss, was sie da als Geheimbündelei bezeichnen. Das spricht auch nicht gegen meine Zugehörigkeit zur Sozialistischen Partei. Es ist ein bisserl mit dem, was ich vorher gesagt habe, verwandt: Dieses selbe Suchen ist eine sehr private, sehr, sehr persönliche Sache. Es hat überhaupt keinen Bezug auf meine Tätigkeit als Bundeskanzler.

Herr Bundeskanzler, etwas rein Persönliches würden wir nie fragen, wenn es keine Bedeutung für die Amtsführung hätte. Aber so wie bei ÖVP-Politikern die stets offen bekannte CV-Mitgliedschaft (CV = Cartellverband der katholischen farbentragenden Studierenden) kritisch durchleuchtet wird, so gibt es jetzt ein gewisses Interesse daran, etwas mehr über die Freimaurerei zu erfahren.

Wenn da etwas hineingeheimnisst wird, dann ist das maßlos.

Nicht hineingeheimnissen, sondern transparenter machen, Herr Bundeskanzler. Im Vergleich zum CV ist wie Freimaurerei fast zur Gänze im Dunkeln, auch wenn die Statuten im Innenministerium aufliegen. Alle diese exklusiven Vereinigungen sind nie so gefährlich, wie man von außen her annimmt, aber nie so harmlos, wie sie von sich selber sagen. Allein die Häufung von persönlichen Kontakten wichtiger Leute hat ihre Wirkung.

Ich war elfeinhalb Jahre Unterrichtsminister. Keine einzige Entscheidung, die ich getroffen habe, war von meiner Zugehörigkeit zur Freimaurerei beeinflusst. Im ganzen großen Unterrichtsministerium gibt’s keinen einzigen (Freimaurer)!

Mit Ausnahme ihres Nachfolgers, Helmut Zilk. Nichts gegen Sie oder Zilk persönlich, aber sogar manchem ihrer Parteifreunde stößt da einiges auf. Der ehemalige Wiener Bürgermeister Felix Slavik hat wenige Wochen vor seinem Tod in einem Interview mit unserem Blatt die Freimaurerlogen und den sozialistischen Nobelzirkel ‚Club45’ mit den Vorgängen ums AKH in Verbindung gebracht. (AKH = Wiener Allgemeines Krankenhaus; damals gab es um den Neubau einen politischen Skandal, in den auch ein Freimaurer verwickelt war).

Ich verstehe Slavik so, dass er etwas ganz Konkretes kritisiert hat und nicht die Freimaurerei im Allgemeinen. Wenn es ein schlechtes Verhalten von Menschen gibt, dann muss das kritisiert werden, ganz gleich, welcher Partei, Religion oder Vereinigung der Entsprechende angehört.

Beispiele für das Zusammenspiel von Freimaurern gibt es etliche, so im ORF, im Theaterleben oder bei der Gemeinde Wien, wenn wir nur an das besondere Verhältnis zwischen Helmut Zilk (SPÖ-Politiker und Freimaurer) und dem bekennenden Freimaurer und ÖVP-Stadtrat Jörg Mauthe denken.

Ja, aber das war ja auch ein gutes Zusammenspiel. Das sollte halt woanders auch so sein, dass Menschen mit gegnerischen politischen Auffassungen einen menschlichen Draht finden.

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