Gebete

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Inhaltsverzeichnis

50 frühe freimaurerische Gebete

Bearbeitung Roland Müller

Theodor Gottlieb von Hippel der Ältere

ca. 1390-1823

siehe auch:
Jean Van Win: Rite Français: Des Prières de la Franc-Maçonnerie d’Esprit Français au XVIIIe Siècle:
http://montaleau.over-blog.com/article-rite-francais-des-prieres-dans-la-franc-maconnerie-d-esprit-francais-au-xviii-siecle-45575065.html

Eine umfangreiche Zusammenstellung zahlreicher französischer Gebete des Rite Ecossais Rectifié
Rite Standard d’Ecosse
Rite York
Rite Ecossais Ancien et Accepté
Rites Emulation et anglo-saxons
Rite Ecossais Primitif
Stricte Obeservance
Rite de Misraim
Rite Ancien et Primitif de Memphis Misraim
http://logedermott.over-blog.com/article-34643036.html

Gut 40 undatierte englische/ amerikanische Gebete:
http://www.masonicsites.org/blue/Masonicprayers.htm

99 masonic graces
http://freemasonry.bcy.ca/texts/99_graces.pdf
ähnlich:
http://www.exsequi.org.za/masons-newsandarticles.asp?id=76


Die ältesten Gebete gemäss Knoop/ Jones: Genesis der Freimaurerei (1968)

Aus
Douglas Knoop, Gwilym Peredur Jones: The Genesis of Freemasonry. 1948; Nachdruck London 1978, 242-248;
dt.: Die Genesis der Freimaurerei. Bayreuth: Quatuor Coronati 1968, 252-256


[Das 1. Gebet (Aberdeen Ms. Von 1670) und das 4. Gebete (in John Pennell, 1730) sind auch von Laurence Dermott nachgedruckt worden, in seiner Schrift „Ahiman Rezon“ (1756),

das 1. unter dem Titel: „A Prayer used amongst the primitve Christian Masons“,

das 2. unter dem Titel: „Another Prayer, and that which is most general at Making or Opening“.

Zwei weiter Gebete, welche Dermott vorstellt tragen die Titel:

„A Prayer said at the Opening of the Lodge, etc. used by Jewish Free-Masons“

„Ahabath Olam. A Prayer repeated in the Royal Arch Lodge at Jerusalem“.]


Das Eröffnungsgebet

Ein frühes Beispiel der Änderung des maurerischen Rituals bietet uns das Eröffnungsgebet oder Aufnahmegebet, das uns in vier verschiedenen Formen überliefert ist, in zwei von definitiv operativem Ursprung und in zwei von wahrscheinlich angenommenem oder spekulativem Ursprung.


(I)

In Aberdeen ist ein Gebet vor der Versammlung in der "Maurer-Charta" (engl. Mason Charter) der Loge, dem sogenannten Aberdeen-Ms., enthalten. Diese Urkunde ist eine Fassung der Grand-Lodge-Familie der maurerischen Konstitutionsmanuskripte, und das Gebet stellt das dar, was wir auf S. 81 oben als "eine Anrufung der Dreieinigkeit" bezeichnet haben.
Ein solches Gebet oder eine solche Anrufung der Dreieinigkeit findet sich in allen schottischen Fassungen der Konstitutionsmanuskripte, wenn auch meist ohne besondere Überschrift.
Im Dumfries-Ms. Nr. 4 [1710] ist es als "ein Aufnahmegebet" bezeichnet.

Wir drucken das im Aberdeen-Ms. von 1670 erscheinende Gebet ab.


Ein Gebet vor der Versammlung

Die Macht des Himmelsvaters mit der Weisheit des glorreichen Sohnes und die Gnade und Güte des heiligen Geistes, diese drei Personen in einer Gottheit seien bei uns in unserem Beginnen und mögen uns die Gnade geben, uns so zu führen, daß wir in jener Seligkeit leben, die nie ein Ende haben soll.
Amen.

Dieses Gebet wird dt. zitiert von Michel Dierickx: Freimaurerei, 1968, 23-24.

Anrufungen der Dreieinigkeit sehr ähnlichen Wortlauts finden sich in den Fassungen der Konstitutionsmanuskripte, die den Logen von Aitchison’s Haven, Dumfries, Kilwinning, Melrose und Stirling gehören. Wir können deshalb mit Berechtigung annehmen, daß eine solche Anrufung der Dreieinigkeit in den schottischen Logen allgemein gebräuchlich und das Urbild der späteren Fassungen des Eröffnungsgebetes war.


[siehe bereits die Einleitung des Watson Ms. von 1535 oder 1520. Die Einleitung des Dowland-Manuskript von ca. 1550 lautet ähnlich:

Die Macht des Vater der Könige, nebst der Weisheit seiner glorreichen Gnade, durch die Gnade der Güte des heiligen Geistes, welche da sind drei Personen in Einer Gottheit, sei mit uns bei unserm Anfang und verleihe uns die Gnade, so uns zu leiten in diesem sterblichen Leben, dass wir eingehen mögen in sein Königreich, welches niemals endigen wird.
Amen.

Die Eröffnung des Cooke-Manuskript (1410 oder 1450) lautet anders:

Gott sei gedankt, unserm glorreichen Vater und Gründer und Bildner von Himmel und Erde und aller Dinge darin, dass er aus seiner glorreichen Gottheit die Gnade haben wollte, so vielerlei Nützliches für den Menschen zu schaffen, ihm unterworfen zu sein und als gesunde Nahrung zu dienen.
Er gab dem Menschen auch Verstand und allerlei Kenntnisse und Fertigkeiten, womit wir in dieser Welt arbeiten können, unsern Unterhalt zu erlangen und allerlei hervorzubringen zu Gottes Wohlgefallen wie zu unserm Besten.


Noch anders ist es im Regius-Poem I von 1390 formuliert:

Bitten wir nun zu Gott dem Allmächtigen
Und zur Mutter Maria, der süssen und prächtigen,
Dass wir diese Artikel halten
Und diese Punkte in allen Gestalten,
Wie vordem die heiligen Märtyrer vier,
Die der Kunst gedient zu grosser Zier,
Gute Maurer, wie sie nur jemals erlesen,
Steinschneider, Bildhauer sind sie auch gewesen.

Ein beim Zusammentritt zu sprechendes Gebet

(II)

Ein Protokolleintrag der Loge in Edinburgh vom 27. Dezember 1708 zeigt, daß die Loge mit einem Gebete eröffnet wurde, wobei unbekannt ist, ob in extemporierter oder feststehender Form. Angesichts der engen Verbindung der Loge mit der Maurerkorporation in Edinburgh ist es ganz wahrscheinlich, daß die Loge die Eröffnungs- und Schlußgebete der Korporation verwendete, von denen Fassungen, welche die Jahreszahl 1669 tragen, auf uns gekommen sind und hier abgedruckt werden.

[Laut Albert Gallatin Mackey (The History of Freemasonry, 1898) stammen die beiden folgenden Gebete aus den „minute-books of Mary’s Chapel Incorporation for the year 1699:]


O Herr, wir flehen Dich demütigst an, bei uns zugegen zu sein in Gnade und unsere Versammlung und alle Geschäfte zu segnen, die wir jetzt behandeln.
O Herr, erleuchte unser Verständnis und leite unsere Herzen und Geister so mit Deinem guten Geiste, daß wir all unsere Absichten und Beschlüsse zum Ruhme Deines Namens und zum Wohle unserer Brüder ersinnen.
Und deshalb, o Herr, laß keine parteiischen Rücksichten auf Nahrung oder Gunst uns vom rechten Wege ablenken. Sondern gewähre uns, daß wir stets alle unsere Absichten und Beschlüsse so ersinnen mögen, daß sie Deinem Namen zum Ruhme und unseren Brüdern zum Wohle gereichen mögen.
Gewähre uns dies, o Herr, und was Du sonst noch für uns notwendig erachtest, und das nur um der Liebe Deines teueren Sohnes Jesu Christi, unseres einzigen Herrn und Erlösers willen, zu dem zusammen mit Dir, o Vater, und dem gesegneten Geiste der Gnade, wir allen Preis, allen Ruhm und alle Ehre für immer und ewig geben.
Amen.


Ein vor dem Schluß zu sprechendes Gebet

O Herr, wir erkennen demütigst Deine Güte an, Dich mit uns zu dieser Stunde zu treffen, um über den gegenwärtigen Zustand dieser Welt zu beraten.
O Herr, lasse uns auch auf den Himmel und den himmlischen Sinn bedacht sein, daß wir um unserer Seelen willen beten.
Und sei bei uns, Herr, und begleite uns am Rest dieses Tages, jetzt und für immer,
Amen.

Ein Gebet, zu sprechen bei der Eröffnung der Loge oder der Aufnahme eines Bruders

(III)

In Pennells in Dublin 1730 veröffentlichten Konstitutionen erscheint ein "Gebet, bei der Eröffnung der Loge oder der Aufnahme eines Bruders zu sprechen", das nicht in Andersons Konstitutionen von 1723 enthalten ist, obgleich Pennell in anderer Hinsicht Andersons Buch genau folgte.

Heiligster und glorreichster Herr Gott, Du großer Baumeister des Himmels und der Erde, der Du der Geber aller guter Gaben und Gnaden bist und versprochen hast, daß Du, wenn zwei oder drei in Deinem Namen versammelt sind, in ihrer Mitte sein willst, in Deinem Namen versammeln und treffen wir uns. Wir flehen Dich demütigst an, uns in allen unseren Unternehmungen zu segnen, uns Deinen heiligen Geist zu geben, unsere Sinne mit Weisheit und Verständnis zu erleuchten, auf daß wir Dich richtig erkennen und Dir richtig dienen können, damit alle unsere Taten zu Deinem Ruhme und zur Erlösung unserer Seelen beitragen mögen.

Hinzuzufügen, wenn jemand aufgenommen wird:

Und wir flehen Dich an, o Herr Gott, segne unser jetziges Unternehmen und gewähre, daß dieser unser neuer Bruder sein Leben Deinem Dienste widmen und uns ein wahrer und getreuer Bruder sein möge; statte ihn mit göttlicher Weisheit aus, damit er mit den Geheimnissen der Maurerei die Mysterien der Frömmigkeit und des Christentumes erfahren. kann.
Darum bitten wir demütig namens und wegen Jesu Christi, unseres Herrn und Erlösers.
Amen.

Leicht anders übersetzt bei
Michel Diericks, S. J.: Freimaurerei, die grosse Unbekannte. Frankfurt, Hamburg: Bauhütten-Verlag 1968, 35-36, (holl. 1967); 3. Aufl. 1975; Neuausgabe Innsbruck: Edition zum rauhen Stein 1999.
Eine stark abgewandelte Übersetzung bereits in
Johann Christian Gädicke: Freimaurer-Lexicon, 1818, 204, siehe unten


Da Pennells Konstitutionen das Konstitutionsbuch der Großloge der Freien und Angenommenen Maurer von Irland waren, kann man vernünftigerweise annehmen, daß diese Fassung des Eröffnungsgebetes von den angenommenen Maurern in jenem Lande verwendet wurde und wahrscheinlich seinen Ursprung entweder englischen oder irischen angenommenen Maurern … verdankt. Es ist zu bemerken, daß das Pennell'sche Gebet wie die Aberdeener und Edinburgher Fassungen definitiv trinitarischen Charakter hat.


[Im „Internationalen Freimaurer-Lexikon“ von Eugen Lennhoff und Oskar Posner (1932, Sp. 557) wird behauptet, es sei der Arzt Thomas Manninghan gewesen, der dieses Gebet um 1755 als Standard in die englischen Logen eingeführt habe. Die – unrichtige - Behauptung steht bereits in Albert Gallatins Enzyklopädie der Freimaurerei (1874) und geht auf George Oliver (1855) zurück.

Jean Van Win bietete eine französische Übersetzung dieses Gebets. Er datiert die erste Hälfte weit früher und behauptet:
Un premier texte du XVIIe siècle peut sans aucun doute être qualifié de „prière maçonnique“. Il s’agit de la célèbre prière datée de 1663 qui fut approuvée et adoptée par l’assemblée générale de Wakefield en cette année-là.

Très Saint et Glorieux El Shaddaï [= God Almighty],
Grand Architecte du Ciel et de la Terre,
Donateur de tous les dons et de toutes les grâces,
Qui as promis que lorsque deux ou trois seraient assemblés en Ton nom
Tu serais au milieu d’eux;
En Ton nom nous nous assemblons et réunissons
Te suppliant de nous bénir dans nos entreprises;
De nous donner Ton esprit saint afin d’illuminer nos esprits de Sagesse
Et d’Intelligence de notre vénérable et digne métier
Afin que nous puissions Te connaître et Te servir comme il convient
Et que toutes nos actions puissent servir Ta Gloire et le salut de nos âmes.


Erin Go Bragh behauptet, dieses Gebet sei von den „Antients“ 1751 verwendet worden.

Friedrich Ludwig Schröder hat in seinem Ritual des Lehrlingsgrades (1801) eine Abwandlung dieses Gebets zweimal formuliert:

Allgütiger Baumeister der Welt! der Du das Weltall als Deinen Tempel gebaut, und den Menschen in demselben, als Dein besonderes Heiligthum gebildet hast.
Segne, was wir hier, in deinem Namen [2: in diesen Mauern] vereinigt, vornehmen.
Gieb, daß dieser Mann ein treuer Bruder werde.
Verleih ihm und uns allen richtige Erkenntniß und herzliche Liebe des wahren Guten; zu dieser Erkenntniß und Liebe, den Eifer, dieselbe auszuüben; und zu diesem Eifer Standhaftigkeit, damit der Zweck der Maurerey immer mehr erfüllt, und die Welt der Folgen derselben [2: ohne „derselben“] immer mehr theilhaftig werde!“]


Varianten eines Eröffnungsgebets

(IV)

Aus etwa der gleichen Zeit sind drei undatierte Varianten eines Eröffnungsgebetes, zwei handschriftliche und eine gedruckte, auf uns gekommen, von denen keine eine besondere Erwähnung der Dreieinigkeit enthält oder ein Datum trägt. Die Sachverständigen der Bodleian Library sagen, daß es unmöglich ist, die Gebete genau zu datieren: "Das Datum ca. 1730 würde für Schrift und Typus passen, aber sie könnten ebensogut ein gut Teil jünger sein."

Der Wortlaut der Gebete zeigt, daß sie nicht bei der Eröffnung der Loge, sondern bei der Aufnahme eines neuen Bruders zu sprechen waren. Dies ist klar in der Überschrift der ersten Variante ausgedrückt, die wir hier abdrucken:


Ein Gebet, welches bei der Aufnahme eines neuen Mitgliedes in die Gesellschaft der Freien Maurer gesprochen worden sein soll,
unter den Papieren eines verstorbenen Bruders aufgefunden:

O glorreichster Gott, der Du der Hauptbaumeister der Welt bist, gewähre uns, Deinen Dienern, die wir schon in diese höchst edle und uralte Bruderschaft aufgenommen wurden, daß wir standhaft und aufmerksam sein mögen und uns immer, an jene heiligen Dinge erinnern, die wir auf uns genommen haben, und uns bemühen, einander in Verschwiegenheit zu belehren und zu unterrichten, so daß nichts widerrechtlich oder gesetzwidrig erlangt werden möge, und daß dieser, Dein Diener, der jetzt dabei ist, ein Maurer zu werden, ein würdiges Mitglied sein möge.
Gib, o Gott, daß er und wir alle als Menschen leben mögen, die den großen Zweck im Auge haben, für den Du uns geschaffen hast. Und gib uns Weisheit zu erfinden und führe uns in all unserem Tun, gib uns Stärke, um uns in allen Schwierigkeiten zu stützen, und Schönheit, um jene himmlischen Wohnungen zu zieren, wo Dein Ruhm wohnt.
Gibt, o Herr, daß wir in brüderlicher Liebe und Wohltätigkeit untereinander übereinstimmen und in all unseren Taten allen Menschen Gerechtigkeit erweisen. Liebt die Barmherzigkeit und geht demütig mit Dir, unserem Gott, so daß wir schließlich zu Angehörigen eines himmlischen Jerusalem gemacht werden mögen.
Nun sei dem ewigen, unsterblichen, unsichtbaren Könige, dem einzigen weisen Gott alle Ehre, aller Ruhm, alle Macht, alle Majestät und Herrschaft, alle Danksagung und aller Preis ohne Ende erwiesen und zugeschrieben.
Amen.

[Dieses Gebet wird dt. zitiert von Michel Dierickx: Freimaurerei, 1968, 24-25.
Eine französische Übersetzung findet sich in Paul Jean Girard: Recueil de prières dans la franc-maconnerie traditionnelle, 2007, 16-17.]


Die zweite auf die Rückseite der ersten geschriebene Variante trägt als Überschrift lediglich die Worte "noch eins".

Die dritte, gedruckte Variante ist überschrieben "Ein Gebet, bei der Aufnahme jedes neuen Bruders zu sprechen". Zu dieser gedruckten Überschrift ist handschriftlich angefügt "von William Dudley".

Der letzte Teil der Überschrift der ersten handschriftlichen Variante, "unter den Papieren eines verstorbenen Bruders aufgefunden", erinnert uns sehr an die ziemlich ähnlichen Wendungen im Begleitbriefe zu A Mason's Examination von 1723, in dem Vorworte zu The Grand Mystery of Free-Masons Discover'd von 1724 und in dem Einleitungsschreiben zu The Mystery of Free-Masonry von 1730.

Angesichts der unanfechtbaren maurerischen Vorgänger der anderen drei Formen des oben zitierten Gebets und der unbezweifelten Zugehörigkeit Rawlinsons und Towles zur Maurerei sind wir jedoch nicht geneigt, die Rawlinson'sche Form des Gebetes mit dem Argwohn zu betrachten, den wir den gedruckten Katechismen zukommen lassen, die behaupten, eine Zusammenstellung aus dem Nachlasse eines verstorbenen Bruders zu sein. Folglich sind wir geneigt, es als ein echtes maurerisches Gebet anzusehen, das möglicherweise aus dem zweiten Viertel des 18. Jahrhunderts stammt.

soweit Knoop/ Jones

Weitere Gebete in rituellen Arbeiten

In „Die zerschmetterten Freymäurer“ (1746; ursprünglich frz.: Les Francs-Maçons Ecrasés, 1747) heisst es pauschal bei der Aufnahme (im Teil IV: Von denen Baumeistern oder Schotten – also der ersten Schilderung eines sogenannten „Schottengrades“):

Der Examinator spricht mit grosser Andacht ein Gebet, darinnen er Gott um den Beystand des Heil. Geistes, und die Erleuchtung des Neuangehenden, und um die nöthige Gnade, nicht nur den Verstand der Lehre zu fassen, sondern auch Gefallen daran zu haben, und sie mit allem möglichen Eiffer ins Werck zu richten, anruft.
Der Meister … fängt zum dritten male ein Gebet an, worinnen er sowohl Gott um Beystand, bey ihren reinen und billigen Absichten, als um die Glückseligkeit des Ordens, anrufft. Wir wollen kein Exempel von diesen Gebeten anführen, weil solches denen Lesern verdrießlich seyn möchte, sondern nur anmercken, daß die Freymäurer vormahls göttliche Eingebung, Entzückungen und Uiberschattungen, vorgaben, welche sie vor wahrhaffte Enthusiasten, wenn sie es im Ernst gethan, würden gehalten haben.

Anrufung Gottes

Im Teil II (Von denen Dienern oder Aufwärtern) findet sich allerdings am Anfang des Eides eine Anrufung Gottes, und zwar wird dieser Text abgelegt vom Lehrling
„zum Exempel zu Londen in der grossen Gesellschafft, vor dem Großmeister des Ordens; zu Berlin vor dem obersten National-Protecetor; zu Franckfurt am Mayn vor dem National-Großmeister, und in der berühmten Loge zu Hamburg.“

O Gott, grosser Baumeister der Welt [O Dieu, Grand Architecte de l’Univers], der du alle Dinge durch deine unumschränckte Macht erschaffen hast, und dessen unendliche Weisheit sie in der schönsten Ordnung, die sie zusammen hält, gesetzt: Der du den Menschen ein lehrbegierig Hertz gegeben, und in solchen den Saamen von allerlei Tugenden ausgestreuet, daß sie in ihrem Wandel Früchte des Verstandes und der Frömmigkeit hervorbringen möchten: Der du endlich ihnen die Nothwendigkeit, gesellig zu leben, eingepflantzet hast, sey du ietzo durch deine Gnade mitten unter uns, und verleihe mir N. N. die besondern Gaben und Geschencke, die diese Neigung zum geselligen Leben unterhalten können, damit ich auf solche Art die Verrichtungen, Handlungen, und die Schuldigkeit, wozu ich mich anietzt verbinde, indem ich deine Güte und Hülffe anruffe, erfüllen möge …

Die dritte Eides-Formel schliesslich lautet hier:

O Gott, grosser Erbauer der Welt [O Dieu, Grand Architecte de l’Univers], ich ruffe dich an, schwöre dir, und gelobe der vortrefflichen Gesellschafft der Freymäurer, in deren Nahmen sie hier versammlet ist, den armen Brüdern, sie mögen Fremde, oder von meiner Nation seyn, in ihrem Elend nach allem meinem Vermögen beyzustehen, sie mir brüderlicher Liebe aufzunehmen, sie zum Meister der Loge, den Beamten der Gesellschafft, zu den Brüdern und zur Versammlung selbst zu führen, damit sie bey ihnen die gewünschte Hülffe finden mögen.
Gott helfe mir und sein heiliges Evangelium.

Diese Gebete sind nachgedruckt in: Geheime Unternehmungen der Freymaurer, 1788, 96-97 und 99-100.

A Prayer said at the Opening of the Lodge, etc., used by Jewish Free-Masons.

Vom nächsten Gebet gibt es keine deutsche Übersetzung, nur eine französische: Es stammt aus Laurence Dermott: Ahiman Rezon, 1756, 43-44:

O Lord, excellent art thou in thy Truth, and there is nothing great in Comparison to thee; for thine is the Praise, from all the Works of thy Hands, for evermore.
Enlighten us, we beseech thee, in the true knowledge of Masonry: By the Sorrows of Adam, thy first made Man; by the Blood of Abel, thy holy one; by the Righteousness of Seth, in whom thou art well pleased: and by thy Covenant with Noah, in whose Architecture thou was't pleased to save the Seed of thy beloved; number us not among those that know not thy Statutes, nor the divine Mysteries of the secret Cabala.
But grant, we beseech thee, that the Ruler of this Lodge may be endued with Knowledge and Wisdom, to instruct us and explain his secret Mysteries, as our holy Brother Moses did (in his Lodge) to Aaron, to Eleazar and Ithamar, (the Sons of Aaron, and the seventy Elders of Israel.
And grant that we may understand, learn, and keep all the Statutes and Commandments of the Lord, and this holy Mystery, pure and undefiled unto our Lives End.
Amen, Lord.

[frz. bei Jean Van Win:

Tu es parfait dans Ta vérité
O Seigneur
Tu es parfait dans Ta vérité.
Rien n’est grand à côté de Toi.
Gloire à Toi.
De toutes les œuvres de tes mains, à jamais illumine-nous,
Nous t’en supplions, dans la véritable Connaissance de maçonnerie,
Par les souffrances d’Adam, le premier homme que tu as créé,
Par le sang d’Abel le bienheureux,
Par la justice de Seth qui T’a tant réjoui,
Par Ton alliance avec Noé,
Dont l’architecture, destinée à sauver la semence de tes bien-aimés, T’a agréé.
Ne nous compte pas au nombre de ceux qui ignorent Tes lois
Ni les mystères divins de la kabbale secrète.
Mais fais, nous T’en supplions, que le chef de cette loge
Reçoive Connaissance et Sagesse,
Pour nous instruire dans Tes mystères et nous les expliquer,
Comme le fit notre saint frère Moïse dans sa loge,
Avec Aaron, Eléazar et Ithamar, les fils d’Aaron,
Et les soixante-dix Anciens d’Israël.
Et fais que nous puissions comprendre, apprendre et conserver en nous
Toutes les lois et tous les commandements du Seigneur,
Et son saint Mystère
Purs et sans tâches
Jusqu’à la fin de nos Vies
Amen, Seigneur.]


Zahlreiche weitere französische Gebete

Jean Van Win erwähnt ein offenbar original französisches Gebet, das 1758 erstmals auftaucht und dann ab 1786/87 im Grand Orient de France verwendet wurde:

Souverain Architecte de ce vaste Univers, toy qui de ton œil divin, pénêtre les replis les plus cachés du cœur des mortels, purifie les nôtres du feu sacré de ton amour. Imprime à nos âmes le caractère de ta divine sagesse, guide et dirige nos pas dans les sentiers de la vertu.
Eloigne de ton sanctuaire adorable les impies et les pervers; fais qu’uniquement occupé du grand ouvrage de notre perfection, Elle soit le prix de nos travaux; que la Paix et la charité resserrent les nœuds de notre union et que cette Loge soit une foible image du bonheur que gouteront les Elus; donne à nostre Esprit un discernement sain pour pouvoir retirer l’yvraie du grain et ne pas nous tromper dans le choix de ceux que nous allons marquer du sceau redoutable de la perfection;
qu’Enfin nous n’ayons d’autre but que ta Gloire, nostre avancement dans le bien et le Regne de la vraie maçonnerie.
Amen…amen…amen…

Auch in Paul Jean Girard: Recueil de prières dans la franc-maconnerie traditionnelle, 2007, 32.

Das Gebet bei Schliessung der Loge lautet:

Ecoute, Grand Dieu, ma prière, qui attend avec empressement l’efficacité.
Ne dédaigne pas du haut de ton Trosne mes faibles accens pour des Enfans que tu as formé pour toy seul, fais les courir à pas de géant dans les sentiers de la vertu, que celle de nos Pères se retrace en nous, que la paix et la concorde nous fassent goûter par avance la félicité dont ils jouissent ; que le soleil de la Divine Justice nous éclaire et nous échauffe et porte dans nos âmes la consolation, la Joye et la Vie, qu’enfin zèle ferveur et constance dirigent toutes nos actions et nous fassent au bout de nostre carrière arriver au but fortuné de l’Immortalité…
Vivant…Vivant…Vivant…

Ein weiteres französisches Schlussgebet aus dieser Zeit:

Dirige, ô Suprême Moteur de l’Univers, nos démarches. Fais que nos pieds soient préservés des Lacs que pourront nous Tendre nos Ennemis, qu’éclairés du flambeau de ton esprit, il ne soit jamais de nuit pour les vertueux maçons.
Donne-nous les moyens d’exercer et de répandre sur les pauvres les dons précieux de ta libérale providence, ne rends point nos travaux vains et inutiles, bénis-les et sanctifie-les; qu’agissant par ton Esprit, nous ne vivions que pour ta Gloire en pratiquant les vertus qu’enseigne la Maçonnerie.


Ebenfalls von 1758 stammt das Gebet zum Beginn der rituellen Arbeit.

O grand architecte de l'univers protecteur de la vertu qui permite autrefois que Salomon eleva un temple exterieur pour y adorer Vos Grandeurs Suprêmes souffrés que nous marchions sur ces traces en vous en elevant d'interieur ne nous confondez pas avec ces maçons d'iniquités qui insulte a ce que nous avons de plus respectable dans la maçonnerie secourés nous et ne permettez pas que nous tombions dans de tels egarements appuiez
fortifiez les desirs sincere que nous avons de suivre ce que les vertueux maçons nous onts prescrits affin qu'ayant enseignez et suivis regulierrement vos preceptes dans nos loges nous puissions pour fruit de nos penibles travaux participer au bonheur de vous voir dans la loge Eternelle.
vivat +

Dazu gehört das Schlussgebet:

O Grand architecte de l'univers qui avez daigné faire connoitre a Salomon que vous receviez avec plaisir l'offrande quil vous faisoit dun temple perissable et qui pour preuve de votre Grandeur avez rempli d'une nuée celeste le sanctuaire qui vous etoit consacré
permettez que nous vous demandions la meme sagesse dont vous aviez rempli Salomon afin que nous ne nous ecartions jamais des préceptes de votre Sainte loix acceptez la dedicace que nous vous faisons des temples intérieurs que nous venons de vous elever en foulant au pieds les vices et en nous efforcant d'acquerir de nouvelles vertus
que nos coeurs toujours purs servent d'holocoste envous sacrifiant touttes nos passions sur l'hautel de l'humilité acceptés en le sacrifice et daignez remplir nos âmes du feu de l'amour des vertus ne souffrez pas qu'aucun frere de cette loge perde jamais la memoire des graces dont vous nous Comblez tous les jours que nous soyons toujours unis en vous affin de participer tous ensemble au Bonheur de vous posseder dans la loge des Loges
ainsisoit-il


Und noch ein Gebet aus dieser Zeit:

Grand Architecte de ce vaste Univers
Quitte ta céleste demeure, préside en ce jour parmi nous et daigne éclairer nos travaux
Afin que nous puissions imiter tes desseins que tu scus tracer jadis à nos premiers maçons qui travaillèrent à construire des édifices pour exalter ta Gloire.
A jamais Dirige les ouvriers que tu exerces;
Que nos ouvrages soient aussi solides que ta durée, aussy fermes que tes desseins et aussi grands que ta puissance puisse nous le permettre.
Guide-nous par ta Sagesse, contiens-nous par ta Justice.
Remplis-nous de zèle pour nos devoirs, de ferveur pour nos sacrés mistères et d’une ferme constance dans nos peines.
Répands sur nous tes précieuses lumières
Et que nos œuvres ne s’écartent jamais des bornes que tu nous as prescrites
Que nos cœurs toujours purs te soient toujours une offrande agréable
Et que nos peines nous fassent mériter de travailler tous un jour
Dans la loge des loges qui est la récompense de tout bon Maçon.

Bekannt wurde dieses Gebet durch Abbé François LeFranc: Le Voile Levé pour les Curieux, 1792, 140-141.


Gebet aus "Three Distinct Knocks"

In: Jachin and Boaz, 1762, 15-16, steht folgendes bekanntes Gebet (auch bereits in „Three Distinct Knocks, 1760, 8; 7. Ausgabe 1775, 13-14).
Die nachfolgende deutsche Übersetzung stammt von:
Karl Christian Friedrich Krause: Die drei ältesten Kunsturkunden der Freimaurerbrüderschaft. Zweite Auflage, Erster Band, erste Abtheilung, 1820, 143-151, im Rahmen der sogenannten „zweiten Kunsturkunde“.

F. K. Schwalbach (Geschichte des älteren maurerischen Gebrauchtums. Berlin: Stankiewicz 1889, 89-90) weist in seiner anderslautenden dt. Übersetzung von „Jachin und Boas“ auf folgendes hin:
Das Gebet schliesst sich an mehreren Stellen so eng an den (übrigens apokryphen) 2. Petribrief an, ja ein Vers ist sogar so unmotiviert und unverstanden in dasselbe hineingeflochten, dass man annehmen kann, derjenige, welcher es zuerst gesprochen hat, müsse die Bibel beim 2. Petribriefe aufgeschlagen vor sich gehabt und aus derselben abgelesen haben.

O Herr Gott, du grosser und allgemeiner Mason (Baumeister) der Welt, du erster Bildner des Menschen, dass er wie ein Tempel sei; sei mit uns, O Herr, wie du versprochen hast, wenn Zwei oder Drei in deinem Namen versammelt sind, so wollest du mitten unter ihnen sein. Sei mit uns, о Herr; und segne alle unsere Unternehmungen, und verleihe, dass dieser unser Freund ein treuer Bruder werden möge!
Lass Gnade und Friede an ihm vervielfältiget sein, durch die Erkenntniss unseres Herrn Jesus Christus: und verleihe, о Herr, dass, sowie er die Hand ausstreckt nach deinem heiligen Worte, er sie auch ausstrecken möge, um einem Bruder zu dienen, (wenn es nicht ihm selbst oder seiner Familie verderblich ist;) damit wir, vermöge der grossen und werthvollen (theuren) Verheissungen, die du uns gemacht hast, Theilhaber deiner göttlichen Wesenheit werden, wann wir der Verderbniss entgangen sind, die durch die Lust in die Welt gekommen ist.
O Herr Gott, gieb zu unserem Glauben Tugend, zur Tugend Erkenntnis, zur Erkenntnis Mässigung, zur Mässigung Klugheit, zur Klugheit Geduld, zur Geduld Frömmigkeit, zur Frömmigkeit Bruderliebe, und zur Bruderliebe allgemeine Liebe; und verleihe, o Herr, dass Maurerei gesegnet sei durch alle Welt, und dein Friede über uns sei, о Herr; und verleihe, dass wir Alle vereint sein (vereinleben) mögen wie Einer, durch unsern Herrn Jesus Christus, der da lebet und regieret von Ewigkeit zu Ewigkeit!
Amen.


Zwei fast gleichlautende französische Übersetzungen findet sich in
Paul Jean Girard: Recueil de prières dans la franc-maconnerie traditionnelle, 2007, 17-18 und 18-19.


Dieses Gebet wurde - wie viele Inhalte aus „Jachin and Boaz“ - in etwas anderer Übersetzung in das handschriftliche Statutenbuch der Loge zu Esslingen von 1784 aufgenommen.
Es ist nachgedruckt bei
Johann Christian Gädicke: Freimaurer-Lexicon, 1818, unter „Gebet“, 204-205.
Karl Christian Friedrich Krause: Die drei ältesten Kunsturkunden der Freimaurerbrüderschaft. Zweite Auflage, Erster Band, erste Abtheilung, 1820, 314-315.

Insbesondere der zweite Abschnitt wurde dabei verändert und ausgeweitet:

Lass Gnade und Friede sich bei uns immerfort vermehren, und die Erkenntniss unsers Herrn Jesus Christus sich in unsre Herzen einprägen! Gieb auch, о Herr! dass wir dein heiliges, unverfälschtes Wort in der That erfüllen; und unsere Hände immer stärker werden, um einem Bruder-Maurer vorzüglich, hernach, aber jedem Nebenmenschen, in der Nofh zu dienen, ohne dass wir uns oder den Unsrigen dabei Schaden thun!
Stärke uns ferner, о Herr! in allen guten Werken; mache uns zur Ausübung der Tugenden geschickt, fertig und bereit, nach deinen grossen und theuren Verheissungen; damit dadurch dein hoher Name: Jehova, verehret, verherrlicht und gepriesen werde ewiglich; und damit dein Segen unter uns und in der ganzen Welt ausgebreitet werde!

Drei Gebete bei William Preston (1772)

Drei ganz andere Gebete finden sich in William Preston: Illustrations of Masonry, 1772, 209-210;
dt. Erläuterung der Freymäurerey, 1776, 2. Aufl. 1780, 131-132.


Gebet bey Eröfnung der Loge

Die Gnade des Himmels verbreite sich über uns, bey dieser unserer glücklichen Zusammenkunft. Möge doch das Werk mit Ordnung, Eintracht und Bruderliebe anfangen, fortgeführet und geendiget werden.
Amen.

Gebet bei Schliessung der Loge

Die Segnung des Himmels komme über uns, und alle wahren Maurer, und verschönere, und vereinige uns, durch eine jede moralische und gesellige Tugend.
Amen.

Gebet vor der Aufnahme eines Candidaten

Allmächtiger Vater und oberster Regierer der Welt, verleihe uns bey dieser unserer Zusammenkunft deine Hülfe, und gewähre uns, daß dieser Candidat zur Maurerey sein Leben deinem Dienste weihen und widmen möge, und ein wahrer und getreuer Bruder unter uns werde.
Begabe du ihn mit dem Strahl deiner göttlichen Weisheit, damit er durch die Geheimnisse dieser Kunst geschickt gemacht werde, die Geheimnisse deiner Einrichtungen zu entfalten, zur Ehre deines heiligen Namens.
Amen.

Eine andere deutsche Übersetzung lautet:

Gewähre Deine Hilfe, allmächtiger Vater des Universums, dieser unserer Zusammenkunft.
Gib, dass dieser Kandidat sein Leben deinem Dienst weiht und zu einem wahren und treuen Bruder unter uns werde.
Verleihe ihm Deine göttliche Weisheit, damit er durch die Geheimnisse unserer Kunst befähigt werde, die Schönheiten der brüderlichen Liebe, der tätigen Nächstenliebe und der Wahrheit zur Ehre Deines heiligen Namens offenbar zu machen.
Amen.

In Thomas Smith Webbs „Freemason’s Monitor“ (1797, 30 und 37) finden sich die drei Gebete etwas abgewandelt.

In John Brownes „Master Key“ (1798) finden sie sich ebenfalls – und etwas anders übersetzt von Karl Christian Friedrich Krause: Die drei ältesten Kunsturkunden der Freimaurerbrüderschaft. (Zweite Ausgabe, Erster Band. Zweite Abtheilung, 1820, 109 und 139-137 sowie 149);
zusätzlich gibt es zum 3. Gebet (Ein Gebet, bei der Einweihung gebräuchlich.) eine geringfügig abgewandelte weitere Fassung:
Gebet der Weihe eines Ansuchenden (Candidaten).


Theodor Gottlieb von Hippel: Das erste deutsche freimaurerische Logengebet


1772 erschien das erste deutsche freimaurerische Logengebet in Theodor Gottlieb von Hippels Liedersammlung aus Königsberg.

Richter frey geschafner Geister,
Großer Welten größrer Meister,
Blick auf unsre Maurerey!

Es wurde bis 1952 immer wieder abgewandelt.

siehe: Das erste deutsche freimaurerische Logengebet, 1772

Ebenfalls 1772 eröffnete die Sammlung „Oden und Lieder“ für zwei Hamburger Logen mit einer völlig anderen Version unter dem Titel: „An dem [!} großen Welt-Baumeister“.

Richter frey erschaffner Geister!
Großer Welten, großer Meister!
Blick auf unsre Maurerey.

Dieses Lied erschien nur noch einmal im selben Jahr in einer Sammlung aus Regensburg.

Comte de la Barre: Gebete für Hochgrade

Jan Van Win berichtet: In den Jahren 1774-1778 entwarf der Comte de la Barre einige Rituale für Hochgrade.

O Dieu qui nous avez rendu ce jour solennel par la naissance de Saint Jean Baptiste, faites la grâce à vos peuples d’en recevoir une joie spirituelle, conduisez les ames de vos fidels (sic) dans la voie du salut, par le grand Architecte de l’Univers qui vit et règne sur nous et sur le reste des humains.
Ainsi soit-il.


O Grand Architecte de l’Univers, faites la grâce à vos serviteurs de mourir en paix selon votre parole et votre promesse, puisque nos yeux ont vu la Lumlière qui éclaire les nations pour les mener où vous règnez. Gloire soit au Père, au Fils et au Saint Esprit. Ainsi soit-il.
Anthienne.
Sauvez-nous, Seigneur, lorsque nous partirons de ce monde, éclairez-nous lorsque nous sommes occupés à nos travaux. Gardez-nous lorsque nous dormons à fin que notre esprit ne soit occupé que pour veiller avec IHS Christ et que nous reposions en paix.


Ludwig Friedrich Lenz: Gebet


Im Jahr 1775 erschien von Ludwig Friedrich Lenz einen Gesang mit dem Titel „Gebet“. Es ist allerdings ein individuelles, kein Logengebet:

Der du mit Weisheit, Stärk‘ und Pracht,
Im Unermesslichen gebauet.
Auch mich hat deine Hand gemacht,
Dein Blick mein Schicksal überschauet

siehe: Sieben Lieder aus Kursachsen, 1775

Gebet oder Kettenlied


Ebenfalls im Jahre 1775 erschien ein Gebet, das auch als Kettenlied bekannt geworden ist. Als Autor werden verschiedene Namen genannt. Vertont wurde es mehrmals.

Grosser Meister, dessen Allmacht Myriaden Welten baut

siehe: Ein bekanntes Gebet oder Kettenlied von 1775

An Gott

In August Horneffer: „Freimaurerisches Lesebuch“, 4. Aufl. 1951, 160, findet sich unter dem Titel „Gebet“ ein Gedicht von Konrad Ekhof (1720-1778).

Im „Allgemeinen Gesangbuch für Freymäurer“, 1784, 60, trägt es den Titel: „Gebet“
In Böheims „Freymaurer Lieder mit Melodien“, Dritter Theil, 1795, 2-3 trägt es den Titel „An Gott“; als Komponist ist angegeben: Hurka
In „Vollständiges Gesangbuch für Freimaurer“. 1801, 118, trägt es keinen Titel
In „Maurerische Gesänge für die Loge Archimedes zu den drei Reißbretern in Altenburg", 1804, 113, trägt es keinen Titel; als Komponist ist angegeben: Bierei
In: Auswahl von Freimaurer Liedern für die Loge Sokrates zur Standhaftigkeit in Frankfurt am Main. 1808, 5-6, hat es keinen Titel
In „Gesänge für die Loge Ernst zum Compaß in Gotha“, Fortsetzung 1817, 262, trägt es den Titel: „Kettenlied“.
in der Ausgabe 1860, 57, gehört es ins Kapitel: „Am Anfang und am Schluss der Arbeit“ und ist gekennzeichnet: Hurka. -- v. Schiller
In „Maurerische und gesellschaftliche Lieder zur Gebrauch der Großen Landes-Loge von Deutschland in Berlin und ihrer Töchter-Logen“. Berlin: W. Dieterici 1817, 3, gehört es zum Teil: I. An Gott
Im „Liederbuch für die Große Landes-Loge von Deutschland zu Berlin und ihre Töchter-Logen“, 1832, 7, gehört es zur I. Abtheilung „Zum Lobe Gottes“ und hat keine weitere Angaben,
1857 und 1869, 2, ist es gekennzeichnet mit: Ged. v. Schiller. --- Comp. von B. A: Weber.
In „Neues Gesangbuch für die große National-Mutterloge zu den drei Weltkugeln in Berlin“, 1841, 9, gehört es zur I. Abtheilung „Gott“, und wird „v. Schiller“ zugeschrieben.
In August Wolfstiegs „Bibliographie der freimaurerischen Literatur“, Band II, 1912, 786, ist verzeichnet.
39597. Putsche, [Karl Edu.]: Ein Freimaurerlied von Schiller. [Verf. vermutet, dass nicht Friedr. v. Schiller der Verf. des Liedes: „Grosser Meister, dessen Allmacht Myriaden Welten baut ...“ ist, sondern dessen Sohn, Karl v. Schiller.] HL. 10 1877 S. 738—739.

Karlheinz Gerlach, Hrsg.: Berliner Freimaurerreden 1743-1804. Frankfurt am Main: Peter Lang 1996 (157 und 159) bringt dieses Gebet am Ende einer Rede von Johann Friedrich Euler, die dieser 1774 in Berlin gehalten hatte und 1775 gedruckt wurde. In der Anmerkung dazu heisst es: „Autor des Gedichts ist Ferdinand Pr. von Braunschweig, der es am 28. 9. 1778 am Schluss der Errichtung der Magdeburger L. Ferdinand zur Glückseligkeit erstmals vortrug.“


Der Text wurde offenbar viermal vertont von Friederich Franz Hurka, Gottlob Benedict Bierey, Bernhard Anselm Weber und Gustav Albert Lortzing. http://www.mvmm.org/c/docs/div19/lowv19_1.html


In: Gesangbuch für Freimaurer. Zusammengestellt und arrangirt von Br. Friedrich Erk,
kommt es zweimal vor, beidemale unter dem Titel: Schlußgebet (in der Kette) 2. Aufl. 1953, 5-7 und 105-106;
12. Aufl. 1909,
zuerst (6-8) mit einer Melodie von Br. Friedr. Erk. 1851;
das zweitemal (153-154) mit den Angaben:
Auch nach Mel. Nr. 17 (= Lobgesang. Mel. von H. G. Nägeli. † 1836)
Nach mündlicher Überlieferung


Großer Meister, dessen Allmacht
Myriaden Welten baut,
Dessen sonnenhelles Auge
Segen [1853: segnend; 1909, 6: Segen] durch die Schöpfung schaut:
Laß der Maurer [1808 und 1853: des Maurers] Fleiß gelingen,
Segne ihrer [1808 und 1853: seiner] Hände Werke,
Unsern Bau erfinde Weisheit,
Schmücke Schönheit, gründe Stärke!
Freiheit wohn' in unsern Hallen,
Tugenden erleuchten sie,
Und der Freundschaft feste Kette,
Würd'ge Brüder, reiße nie!

Theodor von Hippel: "Das gute Wort"

Theodor Gottlieb von Hippel hat für die Loge „Zu den drei Kronen“ in Königsberg ein Gebet mit dem Titel „Das gute Wort“ verfasst, das seit 1780 am Beginn der Logenarbeit durch den ersten Aufseher gelesen wird:

Wir sind dein, Urquell alles Guten, wenn wir nach deinem Vorbilde im Stillen wirken und Gutes in deiner Welt verbreiten, die Du aufrichtig gemacht hast, und die jetzt so viele Künste sucht.
Seegne unsere Kunst, die Natur und Menschheit in die heim bringen will, lehre uns alle daran arbeiten, daß Dein Reich komme, daß eine Heerde werde, die Dich als ihren alleinigen Oberhirten erkenne.
Dies Bestreben ist der gerade Gang zur Meisterschaft, die höchste Stufe der Menschenliebe.
Unser Wandel sey eine Bestätigung dieses Berufs, ein beständiger Unterricht für die, so uns umgeben …
Laßt uns nicht vergessen, daß der beste Mensch diesseits dem Grabe nur ein Lehrling sey, und daß wir dort zum vollen Lichte gelangen.
Amen!

Nach der Loge wird gelesen:

Woher? und wohin? Welche große Fragen!
Die größten Geheimnisse sind wie gar nichts gegen die Auflösung dieser Räthsel. Das Ende krönt das Werk.
Nur das Grab macht weise, stehet auf dem Wege zum-Heiligthum angeschrieben. Wer es lieset der merke darauf. Der Tod ist die höchste Stufe, die wir in dieser Welt betreten, ein Hieroglyph, den kein Mensch lösen kann. Nur der Herr der Natur kann es, der gemacht hat Himmel und Erde!
Wir leben des Todes halber, wir sterben, um zu leben Tag und Nacht, schwarze Kammer und Licht sind verwandt wie Leib und Seele. Alles was dahin fällt, aufersteht. Der Tod ist Verwandlung, nicht Ende!
Wir schließen eine Lehrlings-Loge wenn wir sterben, um eine höhere zu öffnen. Wir reisen um nach Hause zu kommen.
Wohl dem! der frey von Gewissensbeklemmungen sein Ende erwartet, der von seiner Arbeit ruhet und von dem es heißt: seine Werke folgen ihm nach.
Wohl dem! der beim Ende seiner Lebenstage vom Meister seinen Lohn empfängt, und aus einem Leben in Gott zu einer andern noch näheren Vereinigung mit dem Urquell aller Dinge eintritt!
Der Tod frägt nicht,. ob es Hochmitternacht mit uns ist! wir wollen stündlich bereit seyn, Gutes thun .und nicht müde werden, Bruderliebe und gemeine Liebe zu üben, und nach oben hinauf beten: Lehre uns bedenken, daß wir sterben müssen, auf.daß wir weise werden
Amen!

Aloys Blumauer: "Gebet eines Freymaurers"

Im Jahre 1781 hat Aloys Blumauer ein sehr langes „Gebet eines Freymaurers“ gedichtet. Ob es in rituellen Tempelarbeiten verwendet wurde, ist nicht bekannt.
z. B. in: Freymaurergedichte von Blumauer. Wien bey Rudolph Gräffer 1786, 5-13.
und: Freymaurer-Lieder, der Bruderfreundschaft und dem Frohsinne geweihet von A. Blumauer. Köln bei Heinr. Rommerskirchen, 1802, 3-12.


Der Anfang lautet:

O du, dessen Weisheit diesen weiten
Weltenkreis aus Nichts hervorgebracht,
Dessen Stärke ihn für Ewigkeiten,
Dessen Liebe ihn so schön gemacht!

http://www.zeno.org/Literatur/M/Blumauer,+Aloys/Gedichte/S%C3%A4mmtliche+Gedichte/Freimaurer-Gedichte/Gebet+eines+Freimaurers

http://www.payer.de/religionskritik/blumauer02.htm

auch in:
Journal für Freymaurer. Ersten Jahrgangs Erstes Vierteljahr, 1784, 227-236,
mit dem Titel: Gebet eines Freymaurers, und der Angabe: „von Br. B***r.“
Allgemeine Literatur-Zeitung, Jena und Leipzig, Numero 150, Sonnabends, den 24ten Junius 1786, 578-579.
Christian Friedrich Kessler von Sprengseisen: Anti-Saint-Nicaise. Leipzig 1786, 193-202,
mit dem Titel: Gesinnungen eines ächten Freymaurers.
Erich Servati (=Heinrich Sautier): Bruchstücke zur Geschichte der deutschen Freymäurerey. Basel: Flick 1787, 413-419,
stark verändert, mit dem Titel Gesinnungen eines ächten Freymäurers.
Gesangbuch für die gerechte und vollkommene Freymaurer-Loge zur aufgehenden Sonne zu Kempten, 1790, 1-9,
mit dem Titel: Gebet eines Freymaurers.
Sammlung auserlesener Freymaurer-Lieder zum Gebrauch der Logen und andrer Freunde des Gesangs, 1790, 1-9,
mit dem Titel: Gebet eines Freymaurers.

In Freyherr von Hardenbergs „Mythe“:
„Das scheidende Jahr Asträens geliebter Söhne auf Deutschlands Heredon gesehen am 23./ 24. Juny 5810 [1810]“, 8, sind die ersten drei Strophen übernommen worden, hernach folgen Dutzende anderer Gebetszeilen.

Alle 34 Strophen mit zwei zusätzlichen (10. und 11.) sind abgedruckt in: Die Gesänge für die Loge Ernst zum Compass in Gotha. 1806, 214-223.

Prières rectifiées

Jan Van Win berichtet: Für den Rektifizierten Schottischen Ritus, der nach den Konventen von Lyon (1778) und Wilhelmsbad (1782) gebildet wurde, hat Jean-Baptiste Willermoz folgende Gebete verfasst (in der redigierten Form von 1788):

Prière rectifiée d’ouverture rituelle des travaux.

Grand Architecte de l’Univers, Etre éternel et infini, qui es la bonté, la justice et la vérité même, ô toi qui par ta parole toute puissante et invincible as donné l’être à tout ce qui existe, reçois l’hommage que les Frères réunis ici en ta présence t’offrent pour eux-mêmes et tous les autres hommes.
Bénis et dirige toi-même les travaux de l’Ordre et les nôtres en particulier.
Daigne accorder à notre zèle un succès heureux, afin que le temple que nous avons entrepris d’élever pour ta gloire, étant fondé sur la sagesse, décoré par la beauté et soutenu par la force qui viennent de toi, soit un séjour de paix et d’union fraternelle, un asile pour la vertu, un rempart impénétrable au vice, et le sanctuaire de la vérité; enfin, pour que nous puissions tous y trouver le vrai bonheur, dont tu es l’unique source, comme tu en es le terme à jamais.
Ainsi soit-il.

Auch in
Paul Jean Girard: Recueil de prières dans la franc-maconnerie traditionnelle, 2007, 35.

Prière rectifiée de fermeture rituelle des travaux.

Architecte Suprême de l’Univers, source unique de tout bien et de toute perfection, ô toi qui as toujours voulu et opéré pour le bonheur de l’homme et de toutes tes créatures, nous te rendons grâce de tes bienfaits paternels, et nous te conjurons tous ensemble de nous les accorder suivant tes desseins et selon nos propres besoins.
Répands sur nous et sur tous nos Frères ta céleste lumière; fortifie dans nos cœurs l’amour de nos devoirs, afin que nous les observions fidèlement.
Puissent nos assemblées être toujours affermies dans leur union par le désir de te plaire et de nous rendre utiles à nos semblables. Qu’elles soient à jamais le séjour de la paix et de la vertu, et que la chaîne d’une amitié parfaite et fraternelle soit désormais si forte entre nous que rien ne puisse jamais l’altérer.
Ainsi soit-il.

Auch in
Paul Jean Girard: Recueil de prières dans la franc-maconnerie traditionnelle, 2007, 34.

Gebete aus dem "Rite de perfection"

Aus dem „Rite de perfection“ (1783) oder des „Ordre du Royal Secret“ schliesslich sind vier Gebete beachtenswert.

Das erste betrifft den XIII. Grad (Royal Arch):

Grand Architecte de l’Univers
Dieu adorable en tout,
Veuille exalter nos volontés à cet instant où nous implorons la Divine Bonté.
En Toi est la vraie Sagesse à laquelle nous aspirons
Et que nous espérons acquérir par la Force de ta Grâce.
Ta Sagesse fera la Beauté du Temple que nous voulons Te consacrer
Car elle purifiera nos cœurs dans lesquels nous désirons sans cesse
Que Tu veuilles résider.
Amen, amen, amen.

Auch in
Paul Jean Girard: Recueil de prières dans la franc-maconnerie traditionnelle, 2007, 56.


Das zweite Gebet betrifft den XIV.Grad (Grand Elu Parfait et Sublime Maitre):

Souverain Architecte de ce vaste Univers,
Toi dont la grande Divinité pénètre les plus secrètes pensées des mortels,
Purifie nos cœurs par le feu sacré de Ton amour,
Guide-nous et dirige-nous sur le chemin de la vertu,
Protège Ton adorable sanctuaire de toute impiété comme de toute profanation
Nous Te prions pour que nous nous consacrions entièrement
au grand labeur de notre perfection, qui sera le prix suffisant de nos voyages,
et pour que la paix et la charité nous unissent étroitement
dans le chœur de l’union,
et aussi pour que cette Loge puisse être une image affaiblie du bonheur
que goûteront les Elus au Royaume des Cieux.
Donne-nous un esprit de saint discernement
pour que nous reconnaissions le bien et refusions le mal,
afin que nous ne soyons pas déçus par ceux
qui vont être marqués du formidable zèle de Perfection.
Enfin, fais que nous n’ayons d’autre dessein
que Ta Gloire et notre progression dans les bonnes œuvres,
dans le règne de la Vraie Maçonnerie.
Amen, amen, amen!
Dieu bénisse le Roi et notre Travail!

ähnlich in
Paul Jean Girard: Recueil de prières dans la franc-maconnerie traditionnelle, 2007, 32.


Dazu das Schlussgebet:

Dirige nos pas, ô Souverain Auteur de l’Univers,
Fais-nous échapper aux pièges que nos ennemis nous tendent.
Que la Lumière de Ton esprit divin nous illumine,
pour que nous ne nous perdions jamais dans les ténèbres.
Donne-nous les moyens d’exercer notre charité
et d’assister le pauvre des précieux dons de Ta libérale Providence.
Ne rends pas nos travaux stériles et vains.
Bénis-nous et sanctifie-nous pour que nous puissions,
par la grâce de Ton divin Esprit,
ne vivre que pour Ta Gloire
en pratiquant sans cesse les vertus que la Maçonnerie nous a enseignées.
Amen, amen, amen.


Und schliesslich das Gebet des XXIV. Grads (Grand Elu Chevalier de l’Aigle Blanc et Noir, c’est-à-dire de Chevalier Kadosch):

O Toi l’Eternel, bénéfique et plein de grâces Grand Architecte de l’Univers, du plus profond secret de notre cœur nous T’offrons un vivant sacrifice, nous T’implorons humblement d’inspirer à nos ennemis une juste compréhension du mal qu’ils nous ont fait car, s’ils avaient conscience de leur tort, ils pourraient expier les nombreuses injures qu’il ne nous appartient pas à nous, Tes serviteurs de venger.
Mais que leurs yeux s’ouvrent et nous serons réconciliés, dans une union fraternelle nous reprendrons possession de la Terre Sainte, là où Ton Premier Temple a été édifié, là où, rassemblés en une seule troupe, nous célèbrerons ensemble tes saintes prières sur la Montagne Sacrée, dans les entrailles de laquelle est enseveli Ton Nom à jamais glorieux, béni et effroyable.
Amen!

Auch in Paul Jean Girard: Recueil de prières dans la franc-maconnerie traditionnelle, 2007, 35.

Duc de Chartres: Erhebung zum Meister

Schliesslich findet sich einem Ritual des Duc de Chartres von 1784 bei einer Erhebung zum Meister:

O Dieu de toute puissance et de toute bonté, Architecte sublime et immuable de l'Univers que tu remplis de ta gloire, écoute du Saint des Saints la prière sincère et fervente que t'adresse un des enfants de la Veuve, au nom des Frères d'un Ordre dont tu diriges les travaux et que tu [daignes] de ta main bienfaisante protéger et soutenir dans tous les temps;
écoute ma faible voix et daigne accepter pour être à jamais béni de toi, le Frère que nous venons d'initier dans nos Respectables mystères; daigne lui accorder toutes les vertus nécessaires à un vrai Maître, et fais qu'il ne soit jamais pour ses Frères qu'un modèle de sagesse, d'amitié et de prudence.


Allgemeines Gesangbuch für Freymäurer, 1784

"Allgemeines Gebet" von Alexander Pope (engl. 1738; dt. 1761),
"Danklied" von Friedrich Gottlieb Klopstock, 1757,
"An Gott", 1784

Im „Allgemeinen Gesangbuch für Freymäurer“, 1784, 59-60, findet sich ein „Gebet“ mit 13 Strophen. Es handelt sich um die deutsche Übersetzung des „Universal Prayer“ (1738) des Freimaurers Alexander Pope aus dem Jahre 1761. Es ist allerdings ein individuelles, kein Logengebet:

Gott, Vater, Angebeteter:
den alle Zeit, den alle Völker preisen,
Zevs, Akar, Jehova und Herr,
der Heiligen, der Wilden und der Weisen!


Auch das „Danklied“ von 1757 von Friedrich Gottlieb Klopstock wurde aufgenommen, und zwar unter dem Titel:
„Dank und Gebeth für den Landesvater“ (31-32), mit den Eingangszeilen:

Der Welten Herrscher! Dir,
dir Vater, danken wir!
Es schuf der Herr, der Herr erhält,
der Herr beherrscht auch unsre Welt.


ferner (27-28) ein Gedicht „An Gott“ mit 8 Strophen.

Der Herr ist Gott und keiner mehr;
Auf, singt ihm Jubellieder,

(siehe: Allgemeines Gesangbuch für Freymäurer: 37 neue Lieder, 1784)


Johann Baptist von Alxinger, 1784

Ebenfalls 1784 dichtete der 29jährige Wiener Lyriker und Schriftsteller Johann Baptist von Alxinger (er starb mit 47 Jahren) ein „Freymaurer Gebet“: Es wurde vier Jahre später von Johann Böber in dessen „Auswahl von Freymäurerliedern“ stark verändert.


Zwar noch ferne scheint mein Weg zum Grabe,
Voller Saft noch meines Lebens Baum;
Dennoch bin ich fast ein Greis – und habe
[1788: Dennoch blick‘ auch ich mein Ziel – und habe]
Ausgeträumet meiner Jugend Traum.

Selten daß empor in meiner Seele
Noch ein Wunsch nach Jünglingsfreuden [1788: Jugendfreuden] strebt,
So wie hier [1788: hie] und da noch eine Welle
Nach dem schon verbraußten Sturm sich hebt [1788: regt].

Du der uns durch dunkle Wege keitet,
Die sich erst aufklären an dem Ziel;
Oft mich warnend hielt, wenn ich gegleitet,
Oft mir gütig aufhalf, wenn ich fiel.

Gabst vielleicht mir [1788: gewiß nur] darum mir dieses [1788: dies] Leben
Süßer, ungestörter Muße voll,
[1788: Deiner Vaterhuld und Güte voll,]
Daß ich ganz vom Tande loß mich streben,
Ganz der Kunst der Künste weihen soll;
[1788: Ganz nur deiner Leitung folgen soll.]

Forschend suchen redliche Begleiter;
Und, soweit ein Sterblicher es kann,
Mich auf Jakobs hoher Himmelsleiter
Dir, du Grund, du Zweck der Wesen! nahn.

[1788:
O, so sey dann ferner mein Begleiter!
Laß, so weit ein Sterblicher es kann,
Mich auf deiner Weisheit Himmelsleiter
Dir, du Quell, du Zweck des Wesen, nah’n!]

Schwach zwar sind wir, du bist unermessen,
Doch du sleber füllest uns die Kluft,
Wenn der Suchende die Stimme dessen
Folgsam hört, der in der Wüste ruft.

[1788:
Schwach zwar bin ich – Du bist unermessen!
Doch, du selbst, Allmächt’ger, füllst die Kluft,
Wann ich, meiner Pflichten nie vergessen,
Stets bereit bin, wenn dein Wink mich ruft.]

[Die nächsten zwei Strophen fehlen 1788:]
Sieh, wir hören sie; doch gieb dem Werke
Unsrer Hände Segen und Gedeyhn;
Laß den Bau mit Weisheit, Schönheit, Starke
Angelegt, geschmückt, gegründet seyn.

Daß ihn einst entzükt die frommen Weisen
Künftiger Jahruhunderte beschaun,
Deine Güte tiefanbetend preisen,
Und auch so für ihre Enkel baun.


Herodom von Kliwinning (1786)

Laut C. Lennings „Encyclopädie der Freimaurerei“ (Bd. 2. 1824, 49) findet sich bei den „hohen Graden der königlichen Grossen Loge in Edinburg“, Herodom von Kilwinning (1786), folgendes Gebet des Grossecretairs bei der Einsetzung eines Ordenscapitels:

Que la puissance du Père qui est au Ciel, la bonté de son glorieux Fils et la sagesse du Saint Esprit, constituant la sainte et indivisible Trinité, trois personnes en un seul Dieu, soient avec nous à notre commencement: qu‘elle nous guide et nous gouverne dans toutes nos actions pendant cette vie et jusqu‘à la destruction totale, par laquelle ce monde et toutes les choses qui y sont seront: anéanties, jusqu'au tems où nous pourrons avoir le bonheur d‘être reçus en joye et allégresse dans le Royaume des Cieux qui n’aura jamais finl
Amen

Christian Daniel Erhard: Gebet

Die zweite Auflage von C- Lennings „Encyclopädie der Freimaurerei“, unter dem Titel „Allgemeines Handbuch der Freimaurerei“ (1. Band, 1863, 303) bringt folgendes Gebet von Christian Daniel Erhard, das am Ende des 18. Jahrhunderts in der Loge „Minerva zu den drei Palmen“ in Leipzig gesprochen wurden:

Vor dir, dem Weltgeist, Vater der Natur,
Erscheinen vir im heiligsten der Kreise,
Umschlungen durch der Menschheit festes Band,
Vereint, um dich zu ahnen, dich zu fühlen,
Vereint für Menschennoth und Menschenglück,
Vereint vor dir für Wahrheit, Recht und Licht.
Du, der Geschlechter und der Zeiten Geist,
Der in der Weltbegebenheiten Sturm
Und im Gewühl der Völker mächtig weht,
Doch weit erhaben über Reih' und Zeit,
Gleich nah, gleich fern, das Künftig und das Nun
Und Ehedem mit einem Blicke sieht, —
Nicht dir, nur uns, naht bald sich ein Moment,
Den sich der blöde, der begrenzte Mensch,
Gefesselt an des Körpers schwaches Uhrwerk,
Gewöhnt, nach Reihen von Gedank' und Wort,
Nach Tag und Jahr, nach Morgen und nach Abend
Die Dauer seiner eignen Existenz,
Und ganzer Völker Leben, abzumessen,
Sich denkt als Ruhepunkt im Lauf der Zeit,
Von dem, nach seinem Wahn, das ewig gleiche,
Sich ewig stetig drehnde, Rad des Schicksals
Verstärkte Kraft und neuen Schwung erhält.
Du kennst die Schwachheit endlicher Natur,
Die das durch Zahl und Raum und Worte trennt,
Was in der That ein grosses Ganzes ist.
Drum lass an diesem grossen Scheidepunkte —
(Uns ist er es) — mit ernstem Sinne nun
Uns auf das Säculum, das bald entschwindet,
Belehrt und voll Vertraun zurücke sehn!
In ihm erhob in unsrem Vaterlande
Der grosse Menschenbund sein mächtig Haupt,
Erwärmte kalte Herzen, und verband,
Was Vorurtheil und Aberglaube schieden,
Verbreitete Humanität und Lust
An Geistesbildung und an edlern Freuden,
Ward — ach! — zum Werkzeug in der Bosheit Hand,
Entehrt, geschmäht, verfolgt, mit Recht und Unrecht,
Bald angeklagt des Hochverrathes, bald
Die düstre Zuflucht feiler Schwärmerei; —
Und doch hast du, o! grosser Meister, ihn
In seiner Reinheit unter uns erhalten.
Stolz, Ewigkeiten trotzend, steht er da,
Der hehre Tempel wahrer Menschenwürde;
Und Brüder drücken an das Menschenherz
Sich traulich noch in ihm, und lernen, Menschen,
Ja, Menschen sein und Menschen wahrhaft lieben!
O! halte, grosser Meister, diesen Bund
Jahrtausende noch fest, und lass ihn still,
Doch mächtig, wirken in des Weisen Hand
Lass ihn des Edlen, des Verkannten, Zuflucht —
Lass ihn die Schule der Natur und Wahrheit —
Lass ihn der Menschenliebe Tempel sein!
Ihn müsse nie entweihn ein kaltes Herz,
Das selbstisch sich der Schöpfung Centrum wähnt
Und, wenn man hier der Eitelkeit nicht räuchert,
Mit Spott und schnödem Aberwitz sich rächt.
Der reine Strahl des Lichts ans Osten sei
Allgegenwärtig in der Obern Geist!
Gib Einheit allen, die geweihet sind,
Durch dich geweiht, und durch ein reines Herz!
Gib ihnen guten Willen, und gib Kraft
Für jede gute That, und stärke jeden
Im mächtigen Entschluss, für Menschenheil
Zu leben, und für Wahrheit, Recht und Licht!
Lass neu ihn glänzen bald, den alten Bau!
Alt ist sein Zweck: doch neu sei unser Muth!


Thomas Smith Webb: Prayer (1797)

In der ersten Auflage von Thomas Smith Webbs „Freemason’s Monitor“ (1797, 142-143) finden wir ein

Prayer rehearsed during the Ceremony of Exaltation to the Degree of Royal Arch Mason:

Supreme Architect of Universal Nature, who, by thine Almighty Word, didst speak into being the stupendous Arch of Heaven, and for the instruction and pleasure of thy rational creatures, didst adorn us with greater and lesser lights; thereby magnifying thy power, and endearing thy goodness unto the sons of men.
We humbly adore and worship thine unspeakable perfection.
We bless thee that when man had fallen from his innocence and his happiness, thou didst still leave unto him, the powers of reasoning, and capacity of improvement and of pleasure.
We thank thee that amidst the pains and calamities of our present state, so many means of refreshment and satisfaction are reserved unto us while travelling the rugged path of life.
Especially would we at this time render thee our thanksgiving and praise for the institution, as members of which we are at this time assembled, and for all the pleasures we have derived from it. We thank thee [in der zweiten Auflage, 1802, weggelassen: thou didst first incline us to seek this source of improvement; and particularly] that the few here assembled before thee, have been favoured with new inducements, and laid under new and stronger obligations to virtue and holiness. May these obligations, Oh blessed Father, have their full effect upon us. Teach us, we pray thee, the true reverence of thy great, mighty and terrible name. Inspire us with [1802: a] firm and unshaken resolution in our holy [1802: virtuous] pursuits. Give us grace diligently to search thy word in the Book of Nature, wherein the duties of our high vocation are inculcated with divine authority.
May the solemnity of the ceremonies of our institution be duly impressed on our minds, and have a lasting and happy effect upon our lives.
Oh thou who didst aforetime appear unto thy servant Moses in a flame of fire out of the midst of a bush, enkindle we beseech thee, in each of our hearts a flame of devotion to thee, of love to each other, and of charity to all mankind. May all thy miracles and mighty works fill us with the dread, and thy goodness impress us with the love of thy holy name. May holiness to the Lord be engraved [1802: engraven] on all our thoughts, words and actions.
May the incense of piety ascend continually unto thee from the altar of our hearts, and burn day and night before thee [1802 ohne: before thee] as a sacrifice of a sweet smelling savour, well pleasing unto thee. And since sin has destroyed within us the first temple of purity and innocence, may thy heavenly grace guide and assist us in rebuilding a second temple of reformation, and may the glory of this latter house be greater than the glory of the former.
Amen.

Friedrich Ludwig Schröder: Eröffnungsgebet

In Friedrich Ludwig Schröders Ritual des Lehrlingsgrades von 1801 lautet das Eröffnungsgebet:

Du! dessen Hand der Welten Bau gegründet,
Ihn lenkt und hält in seinem Wundergang,
Den hier der Halm, die Ceder dort verkündet,
Des Donners Hall, und Nachtigalls Gesang!
Sieh hoher Geist der Weisheit und der Stärke,
Auf unser Werk, dein schwaches Nachbild hin!
Es ist der Mensch das schönste deiner Werke,
O gib uns dann für unsere Würde, Sinn!
Das Würdigste sey stets das Ziel uns allen,
Ein Geist beleb' und treib' uns alle! Rein
laß unser Thun in diesen stillen Hallen,
Und segenvoll laß es der Menschheit seyn!

Das eindrückliche Schlussgebet von Schröder („Weisheit strahlt aus jedem Werke“) wird noch heute verwendet.


Thomas Smith Webb: Prayers (1802)

In der zweiten Auflage von Thomas Smith Webbs „Freemason’s Monitor“ (1802, 76; erneut 1808, 76) finden wir ein

Prayer at rising a Brother to the Sublime Degree of a Master Mason

Thou, O God! knowest our down-sitting and our up-rising, and understandest our thoughts afar off. Shield and defend us from the evil intentions of our enemies, and support us under the trials and afflictions we are destined to endure, while traveling through this vale of tears.
Man that is born of a woman, is of few days and full of trouble. He cometh forth as a flower, and is cut down; he fleeth also as a shadow, and continueth not. Seeing his days are determined, the number of his months are with thee, thou hast appointed his bounds that he cannot pass; turn from him that he may rest, till he shall accomplish his day.
For there is hope of a tree, if it be cut down, that it will sprout again, and that the tender branch thereof will not cease.
But man dieth and wasteth away; yea, man giveth up the ghost, and where is he? As the waters fail from the sea, and the flood decayeth and drieth up, so man lieth down, and riseth not up till the heavens shall be no more.
Yet, O Lord! have compassion on the children of thy creation; administer them comfort in time of trouble, and save them with an everlasting salvation!
Amen.
So mote it be.


Ceremony of Consecration: Prayer

Ebenfalls in der zweiten Auflage von Thomas Smith Webbs „Freemason’s Monitor“ (1802, 105-107; erneut 1808, 105-107) finden wir ein weiteres Gebet, und zwar bei der „Ceremony of Consecration“:

Great Architect of the Universe! Maker and Ruler of all Worlds! deign, from thy celestial temple, from realms of light and glory, to bless us in all the purposes of our present assembly!
We humbly invoke thee to give us, at this and at all times, wisdom in all our doings, strength of mind in all our difficulties, and the beauty of harmony in all our communications!
Permit us, O thou Author of Light and Life, great Source of Love and Happiness, to erect this lodge, and now solemnly to consecrate it to the honour of thy glory!
Glory be to God on high.

(Response by the Brethren.)

As it was in the beginning, is now, and ever shall be!
Amen.

During the response, the deputy grand master,and the grand wardens, take the vessels of corn, wine, and oil, and sprinkle the elements of consecration upon the lodge.
(The grand chaplain then continues:)

Grant, O Lord our God, that those who are now about to be invested with the government of this lodge, may be endued with wisdom to instruct their brethren in all their duties. May brotherly love, relief, and truth, always prevail amongst the members of this lodge; and may this bond of union continue to strengthen the lodges throughout the world!
Bless all our brethren, wherever dispersed: and grant speedy relief to all who are either oppressed or distressed.
We affectionately commend to thee all the members of thy whole family. May they increase in the knowledge of thee, and in the love of each other.
Finally: May we finish all our work here below, with thine approbation; and then have our transition from this earthly abode to thy heavenly temple above, there to enjoy light, glory and bliss, ineffable and eternal!
Glory be to God on high!

(Response by the brethren.)

As it was in the beginning, is now, and ever shall be!
Amen! so mote it be!
Amen!

Aus dem Lehrlingsritual des "Rite Ancien"

Jan Van Win berichtet: In einem Lehrlingsritual des „Rite Ancien“ (1804) und im „Guide des Maçons Ecossais“ (1810) findet sich folgendes Gebet, das in der Folge leicht abgewandelt wurde:

Mes frères humilions nous devant le souverain arbitre des mondes; reconnaissons sa puissance et notre faiblesse; contenons nos Esprits et nos cœurs dans les bornes de l'Equité; et, en marchant dans des voies sûres, élevons nous jusqu'au Maître de l'univers; il est un, il subsite par lui même, c'est à lui que tous les êtres doivent leur existence, il opère en tout et partout. Invisible aux yeux des mortels, il voit lui même toutes choses, c'est lui que j'invoque, c'est à lui que j'adresse mes vœux et mes prieres.
Daigne, ô Grand Architecte de l'univers, je t'en conjure, protéger les ouvriers de paix que tu vois réunis ici; échaffe leur zèle, fortifie leur ame de la lutte fatiguante des passions, enflamme leurs cœurs de l'amour des vertus et décide de leurs succès, ainsi que celui de ce nouvel aspirant qui désire participer à nos augustes mystères.

Prête à ce Candidat ton assistance et souties le de ton bras puissant au milieu des épreuves qu'il va subir.

Amen

Auch in
Paul Jean Girard: Recueil de prières dans la franc-maconnerie traditionnelle, 2007.

Ein Teil dieses Gebets findet sich bereits in: Louis Guillemain de Saint-Victor: Origine de la Maçonnerie Adonhiramite, 1787, 62-63:

O Musée! toi qui es descendu de la brillante Sélène, sois attentif à mes accens: je t'annoncerai des vérités importantes; ne souffre pas que des préjugés et des affections antérieures t'enlèvent le bonheur que tu souhaites de puiser dans les connoissances des vérités mystérieuses.
Considère la nature divine; contemple-la sans cesse: règle ton esprit et ton cœur, et, marchant dans une voie sure, admire le maître de l'univers. Il est un, il existe par lui-même; c'est à lui que tous les êtres doivent leur existence. Il opère en tout et partout; invisible aux yeux des mortels, il voit lui-mème toutes choses.


Josua Bradley: Prayers (1816)

Josua Bradley hat in seinem Buch „Some of the Beauties of Free-Masonry“ (1816, 174-175) 13 Gebete abgedruckt, darunter:

Great, Adorable, and Supreme Being!
We praise thee for all thy mercies, and especially for giving us desires to enjoy, and powers of enjoying, the delights of society.
The affections, which thou hast implanted in us, and which we cannot destroy without violence to our nature, are among the chief blessings which thy benign wisdom hath bestowed upon us: Help us duly to improve all our powers to the promotion of thy glory in the world, and the good of our fellow creatures.
May we be active under thy divine light, and dwell in thy truth.
Extend thy favor to us who are now entering into a fraternal compact under peculiar obligations. Enable us to be faithful to thee, faithful in our callings in life, faithful Masons in all the duties of the Craft, and faithful to each other as members of this society.
Take us under the shadow of thy protection; and to thy service and glory may we consecrate our hearts. May we always put faith in thee, have hope in salvation, and be in charity with all mankind.
Amen.


Ein weiteres Gebet, das Josua Bradley in seinem Buch „Some of the Beauties of Free-Masonry“ (1816, 169-170) abgedruckt hat:

Great Architect in heaven! Maker and Ruler of Worlds unnumbered! deign, from thy celestial temple, to look down on us, the work of thine hands.
As we are now about to enlighten a fellow mortal in Masonry, wilt thou enlighten us in the knowledge of divine truths.
Enable us to live within the compass of thy commands, and to square our actions to thy divine will;
and bless us, even us, Father Almighty! Thou hast planted reason in the human heart; may it expand, until it reaches the footstool of thy throne; and when our spirits shall be called to part from this Lodge of clay, may they be permitted to join the all-perfect lodge in heaven, there to receive never-ending refreshment, in the regions of bliss and immortality.
Amen!

Kurz darauf haben es Samuel Cole in: The Freemasons' Library and General Ahiman Rezon (1817,134) und James Hardie in: The New Free-Mason‘s Monitor (1818, 220) aufgenommen.
Samuel Cole hat in seinem Buch nicht weniger als zwei Dutzend verschiedene Gebete zusammengestellt.


Eine Abwandlung des Gebets von Bradley findet sich in:
Henry Parmele: Key to the First Chart of the Masonic Mirror, 1823, 12

Great Architect of Heaven — Thou best of beings!
While thou lookest abroad, from thy celestial temple, upon worlds unnumbered;
look down also upon us, the humble workmanship of thine hand.
As we are about to enlighten one of our fellow creatures in the knowledge of masonry,
wilt thou shine into our hearts with the light of heavenly truth.
Do thou, Father Almighty! guide this benighted pilgrim on his journey to the mystic twiple. Enlighten thou his darkness; and open his eyes that he may see thy glory in the gospel of thy Son.
Clothe his nakedness with the garments of true holiness, and enrich his poverty with the pearl „all price beyond.“
We now commend him to thy divine protection, ascribing glory, honour and power to :God, for ever.
Amen.

Einige Gebete für Tafellogen

Einige Lieder für die Tafelloge hat bereits 1731 Benjamin Cole der zweiten Auflage seiner Schrift
A Book of the Antient Constitutions of the Free & Accepted Masons
angehängt, unter dem Titel:
A Curious Collection Of the most Celebrated Songs In Honour of Masonry.


Von einem Tischgebet ist erstmals in der Zweiten Fassung der „Verordnungen“ von Georg Payne, 1738, die Rede:

N. V. XXX.
Der Großmeister kan selbst das Tisch-Gebet verrichten [The G. Master may say Grace himself], oder einen Bruder, der ein Geistlicher ist, oder auch den Secretarium darzu brauchen, daß er vor und nach der Mahlzeit bete.


Matthias Claudius: "Schlusslied"

Mathias Claudius.jpg

1776 dichtete Matthias Claudius ein „Schlusslied“ für die Tafelloge.

Brüder! streckt nun die Gewehre,
unser Tagwerk ist gethan.

Es wurde vielfach nachgedruckt und mitunter bis zur Unkenntlichkeit verändert. Andere Eingangszeilen lauten:

Brüder, die zur Menschheit Ehre (1787)

Unter Gottes reichem Seegen (1788)

Brüder! bringt dem Schöpfer Ehre! (1809)

Dank dem Meister! Preis und Ehre! (1841)

Brüder gebet Gott die Ehre (1857)


siehe: Matthias Claudius: Schlusslied, 1776

August Hermann Niemeyer: Tafelgesang

Mit folgenden Eingangszeilen erschien in einem Gedichtband von August Hermann Niemeyer im Jahre 1778 ein Tafelgesang:


siehe: Komponisten_aus_Dresden:_20_neue_Gesänge,_1782
XXX.Tafelgesang

Dank dem Geber! Dank!
Daß der Gaben Fülle
Uns erquickt.
Daß der Freundschaft Wonne
Uns entzückt.

Er wurde sofort als „Tischlied“ von den Freimaurern aufgenommen:
Allgemeines Gesangbuch für Freymäurer. 1784, 23.
Im nächsten maurerischen Liederbuch:
Vollständiges Gesangbuch für Freimauer, 1801, 41, wurden die Zeilen 4 und 5 verändert:

Daß uns Bruderliebe
Still entzückt.

Zahlreiche weitere Abwandlungen, auch für Kinder, folgten.

Johann Gottlieb Naumann: Tafelgesang

Ein weiterer Tafelgesang wurde von Kapellmeister Johann Gottlieb Naumann getextet und komponiert, in:
Gesänge für Maurer mit neuen Melodien, 1782, 108-110:


Auch in: Allgemeines Gesangbuch für Freimaurer, 1784, 32
Vollständiges Gesangbuch für Freimaurer, 1801, 61-62,
Lieder-Buch für die Große Landes-Loge von Deutschland zu Berlin und ihre Töchter-Logen. Berlin 1832, 104-105,
1857 und 1869, 156-157,
mit der Angabe: Ged. v. J. Blume. 179?. – Comp v. Naumann.


Tafelgesang

Des Guten Quelle! Gott des Lebens!
Der zu Geweihten uns erhob,
Zu dir, vom freudenvollen Mahle
Steig unser Weyhrauch, unser Lob!

Einer.

Doch nie vergeßt der bangen Zähre,
Die von des Armen Auge fleußt!

Alle.

Laßt sie uns trocknen, dem zur Ehre,
Der Raben und der Menschen speist!


Aloys Blumauer: "Zum Schlusse der Tafelloge"

1783 erschien von Aloys Blumauer ein Gedicht in:
Gedichte und Lieder verfaßt von den Brüdern der Loge zur Wahren Eintracht im O. v. W**. 1783, 97-98,
unter dem Titel: Zum Schlusse der Tafelloge, und mit der Angabe: Br. A. B***r

Auch in:
Freimaurerlieder in Musik gesetzt zum Gebrauch einiger Logen in Riga und Livland. 1785, 130-133;
ohne Angabe des Autors, mit dem Titel: Zum Schluß der Tafellogen
Freymaurergedichte von Blumauer. Wien bey Rudolph Gräffer 1786.
Friedrich Wilhelm von Schütz: Versuch einer vollstændigen Samlung Freimaurer-Lieder zum Gebrauch der Loge Ferdinand zum Felsen in Hamburg.1790, 204-205
Versuch einer vollständigen Sammlung Freimaurerlieder zum Gebrauch deutscher Logen. 2. Aufl. Altona 1800, 85
Lieder zum Gebrauch der unter der Constitution der Großen Loge zu Hamburg vereinigten Logen. 1823, 120


Zum Schlusse der Tafelloge

Einer.

Die Freude, Brüder, die wir heut
In unsern Kreis geschlossen,
Hat über uns im Rosenkleid,
Ihr Füllhorn ausgegossen.

Alle.

Aus ihrem Becher tranken wir,
Deß freu'n wir uns, und danken ihr
Für das, was wir genossen.

Einer.

Doch pflegt sie mit noch besserem Wein
Ihr Freudenmahl zu schließen,
Und schenkt davon nur jenen ein,
Die ihrer Huld genießen.

Alle.

Sag an, wo dieser Trank gedeiht,
Der Herz und Sinn noch mehr erfreut;
Wir wollen ihn nicht missen.

Einer.

Der Wein gedeiht nicht überall,
Die Liebe muß ihn pflegen;
Er quillet nur in ihrem Stral
Dem Menschenfreund entgegen.

Alle.

Des Wohlthuns Wonne heißt der Wein:
Wir schenken ihn den Armen ein
Zum Sanct Johannissegen.

"Gesang der Meister"

In: „Allgemeines Gesangbuch für Freymäurer“, 1784, 45-46, findet sich ein „Gesang der Meister“

auch in:
Vollständiges Gesangbuch für Freimaurer. 1801, 80-81; auch 1810, 80-81
Maurerische Gesänge für die Loge Archimedes zu den drei Reißbretern in Altenburg. 1804, 62-64.


Dir, dessen Blick, — indem er schaute, —aus einem Chaos Welten baute, — Allmächt'ger! bis in Ewigkeit sey dir der Maurer Lied geweiht.

2. Wer wagt es, ohne ein Verbrechen, den grossen Nahmen auszusprechen, den nur der wahre [1804: ein wahrer] Maurer kennt, wenn er im Licht dich, Höchster, nennt? —

3. Du bautest uns, — und unsre Pflichten sind: ew'gen Dank dir zu entrichten. — Schau! — hier am heiligen Altar bringt jeder Dank und Opfer dar!

4. Du gabst uns Freiheit mit dem Leben, um doppelt Leben uns zu geben, und beides danken ewig wir, allmächtiger Architecte [ab 1801. Regierer], dir!

5. Du zeigtest Menschen deine Klarheit, entsiegeltest die heil'ge Wahrheit, und gabst der Weisheit höchsten Lohn dem dir getreuen Salomon.

6. Voll Weisheit baute er mit Stärke das größte aller Wunderwerke, das dir geweihte Heiligthum, der Baukunst Schönheit ew'gen Ruhm.

7. Dank sey dir, Gott! wenn unter Brüdern die Freude sich in frohen Liedern verbreitet [1810: die Freude herrscht in frohen Liedern; Allgüt'ger,] -- Ewig Dank sey dir! — wenn wir dich denken — jauchzen wir.

8. Gelübde, die zu jenen Stunden uns unauflöslich fest verbunden, verbinden [1810:bestimmen] uns zu stärk'rer Pflicht, und diese bricht ein Maurer nicht.

9. Sie binden uns ---den wir nicht sehen, doch — der uns baute, — zu erhöhen, und diese erste, stärkste Pflicht versäumt kein Maurer-Meister [1801: kein Meister Maurer; 1804: kein wahrer Maurer; 1810: ein Meister Maurer] nicht.

Zwei kurze Tafelgebete (1801)

In: Vollständiges Gesangbuch für Freimaurer. Berlin: Maurer (1801, VIII) finden sich zwei kurze Tafelgebete (hier eingebettet in Erläuterungen von Gädicke, 1818):

Wenn der Bruder Freimaurer sich an die gemeinschaftliche Tafel setzt, so ist es ebenfalls seine Pflicht zu beten, und gern hört er hier die Worte:

O Quell des reinsten Lichts, o Herr der Herrlichkeit!
Groß, unbegreiflich groß sind Deiner Hände Werke!
Zum würdigen Gebrauch der Zeit
Gabst Du im Tempelbau uns Weisheit, Schönheit, Stärke;
Du giebst uns Lebenskraft, Vergnügen, Speis' und Trank:
Dir sey dafür Lob, Ehre, Preis und Dank!

Nach der Tafel erhebt er wieder seine Stimme und betet:

Gott! sey gelobt, Du hast auch heut an uns gedacht;
Gelobt für dieses Tages Segen!
O schütz uns väterlich, nach Deiner Huld und Macht,
Im Glück, im Leid, auf allen unsern Wegen,
Und segne diese Nacht!

Diese beiden Tafelgebete sind nachgedruckt in:
Johann Christian Gädickes Freimaurer-Lexicon, 1818, 205-206.
Gesänge für die Loge Ernst zum Compaß in Gotha. 1804, 100.
Neues Gesangbuch für die große National-Mutterlogen zu den drei Weltkugeln in Berlin. 1841, 1-2.

Friedrich Ludwig Schröder: Gebete für die Tafelloge

Friedrich Ludwig Schröder schlug in seinem Ritual des Lehrlingsgrades (1801) vor:

für den Auftakt der Tafelloge folgendes Gebet:

Als, Allmächtiger! Dein Werde!
Dieser Welt: das Daseyn gab,
Senktest in den Schooß der Erde
Nahrung, Stärkung Du herab.
Nahrung wuchs in goldnen Aehren
Aus der Erde düsterm Grab!
Und der Traube Purpurzähren
Träufeln Stärkung uns herab.
Laß bey unserm Brudermaale,
Deiner Gaben uns erfreun,
Und in des Genusses Schale
Dann des Wohlthuns Blume streun.


für den Schluss der Tafelloge folgendes Gebet:

Nahrung haben wir empfangen
Lab' und Stärkung nahmen wir;
Und mit Rosen auf den Wangen.
Schwebte Frohsinn freundlich hier.
Mässigkeit saß bey dem Male
In den Bruderkreis gereiht,
Und mit ihrem sanften Strahle
Wärmte uns die Menschlichkeit.
Laß uns immer so genießen,
Großer Geber! laß uns so,
Unsers Lebens-Mal beschließen,
Dankbar, mäßig, menschlich, froh!


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