Großloge von Österreich: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 15. Juni 2020, 14:49 Uhr

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Großloge von Österreich: Geschichte und Gegenwart

„Äußerst wechselhaft!“

Das ist ein schwacher Hilfsausdruck für das dramatische Auf und Ab in der Geschichte der (regulären) österreichischen Großloge. Einer kurzen Glanzzeit im späten 18. Jahrhundert folgte ein langes Verbot durch die Habsburger, und einer darauf folgenden zweiten kurzen Blütezeit die brutale Auslöschung durch die Nazis. Erst der dritte Anlauf scheint geglückt: Seit 1945 erlebt die wiedergegründete Großloge von Österreich ein ständiges Aufwärts und eine personelle Breite, die sie früher nie erreichen konnte. Ein geschichtlicher Rückblick bis in die Gegenwart von Rudi Rabe.

Status 2020

Mehr als 3.700 Mitglieder in 77 Logen, davon 51 in Wien und 26 in den anderen acht Bundesländern (Kärnten und Steiermark je 5; Niederösterreich und Oberösterreich je 4, Salzburg und Tirol je 3; Vorarlberg und Burgenland je 1). Die "Freimaurerdichte" in der Hauptstadt liegt also weit über dem österreichischen Durchschnitt: In Wien und Umgebung wohnt gut ein Viertel der österreichischen Bevölkerung, aber zwei Drittel der Logen arbeiten in der Hauptstadt. Diese Konzentration war immer typisch für die österreichische Freimaurerei. - Zu den 77 Logen kommen dann noch 3 sogenannte Deputationslogen (= Logen, die für einen besonderen Zweck gegründet wurden; zum Beispiel die österreichische Forschungsloge 'Quatuor Coronati').

Die erste österreichische Großloge ab 1784: nur zehn Jahre

Viele bedeutende Männer waren damals bei den Wiener Logen. Einige sind bis heute unvergessen: Ganz besonders gilt dies natürlich für Wolfgang Amadeus Mozart.

Maria Theresia war skeptisch

Die erste Wiener Loge ‚Aux Trois Canons’ wurde 1742 gegründet. Eine Großloge wurde daraus aber noch lange nicht: Die junge habsburgische Landesfürstin Maria Theresia war zwar nicht feindlich gesinnt aber skeptisch. Das mutet seltsam an, nicht nur weil sich Maria Theresia in anderen Bereichen durchaus fortschrittlich zeigte, sondern auch weil ihr geliebter Gemahl Franz Stephan von Lothringen (später Franz I., Kaiser des Heiligen Römischen Reiches) schon 1731 als erster Fürst in den damals noch habsburgischen Niederlanden rezipiert worden war; dies noch vor die englischen Royals sich der Freimaurerei zuwandten. Doch sein Einfluss auf seine Maria Theresia blieb in diesem Punkt offenbar begrenzt; er blieb in Wien auch masonisch inaktiv. Und so entwickelte sich die österreichische Freimaurerei nur mühsam weiter: Verbote wechselten mit Phasen der Duldung.

Erst nachdem der aufgeklärte Joseph II. 1765 zum Mitregenten seiner Mutter ernannt worden war, änderten sich die Verhältnisse langsam, und so konnte 1776 eine Provinzialloge als Tochter der Berliner Großen Landesloge eingesetzt werden. Im Gegensatz zu den meisten Habsburgern waren ja die Hohenzollern ausgesprochen freimaurerfreundlich, so dass sich die Freimaurerei in Preußen in jenen Jahrzehnten weit besser entwickeln konnte.

Joseph II. war freundlich

Wien 1860: Der große Stadtumbau hat begonnen. Tausende Arbeiter reißen die nutzlos gewordenen Fortifikationen rund um das Stadtzentrum ab und graben die Erde um. Wo heute die Oper steht, stößt eine Schaufel auf eine verrostete Eisenkiste. Ein Schatz? Die Enttäuschung folgt: In der Kiste ist nur alter Kram, darunter eine mit seltsamen Zeichen verunzierte rechteckige Rindshaut; nichts von Wert. Doch die Rindshaut ist ein alter freimaurerischer Tapis, schwarz-weiß, etwas vergilbt, mit aufgenähten und aufgeklebten Symbolen. Er wird später auf 1780 datiert werden, also auf die Goldenen Wiener Freimaurerjahre des späten 18. Jahrhunderts.

1780 starb Maria Theresia; Joseph wurde Alleinherrscher. Jetzt besserte sich die Lage für die Freimaurer deutlich, ja man kann nun von einer masonischen Blütezeit in Wien und den habsburgischen Erblanden sprechen. Es entstanden viele Logen, berühmte Männer wurden Freimaurer: jetzt nicht mehr nur Adelige wie am Anfang, sondern hohe Staatsbeamte, berühmte Künstler und Gelehrte sowie erfolgreiche Kaufleute. Joseph II. ließ sich zur Enttäuschung vieler Brüder nicht aufnehmen. Am bekanntesten ist aber bis heute die Mitgliedschaft Wolfgang Amadeus Mozarts in der 1783 gegründeten Wiener Loge „Zur Wohltätigkeit“. Durch das Wirken ihrer Mitglieder war die österreichische Freimaurerei in jenen Jahren eines der wichtigsten Zentren des gesellschaftlichen Fortschritts im rückständigen Habsburgerreich.

1784 entstand nach jahrelangen Verhandlungen innerhalb der Freimaurerei die Große Landesloge von Österreich. Großmeister: Johann Baptist Graf Karl von Dietrichstein-Proskau. Das Habsburgerreich war nach dem Zarenreich das zweitgrößte in Europa, und so gliederte sich die neue Großloge in sechs Provinziallogen: Österreich, Böhmen, Galizien, Lombardei, Siebenbürgen und Ungarn. In diesen Provinzen arbeiteten 62 Logen nach unterschiedlichen Ritualen und durchdrungen von verschiedenen geistigen Tendenzen. 61 unterstellten sich der neuen Großloge, eine blieb bei den Berlinern.

Jene Jahre waren für die Freimaurerei aber nicht nur eine gute sondern zugleich auch eine schlechte Zeit, weil die verschiedensten Wucherungen und Übertreibungen weg vom aufgeklärten Ursprungsgedanken führten: in ganz Europa und so auch in Österreich. 1786 versuchte Joseph II., diese Entwicklung durch eine strenge Reglementierung („Freimaurerpatent“) der Logen- und der Mitgliederzahlen unter Kontrolle zu bringen.

Franz II./I. war feindlich

Der Kaiser starb 1790, und von nun an ging es für die österreichischen Logen bergab: zuerst langsam, dann schneller und steil. Unter dem Eindruck der französischen Revolution, deren Gräuel die jetzt wieder reaktionäre österreichische Führungsschicht den Freimaurern in die Schuhe schob, wurde die Freimaurerei von Josephs Neffen und Nachnachfolger Franz II./I. ab 1793 zuerst stufenweise und dann ganz abgedreht. Franz glaubte allen Ernstes, ein Freimaurerkomplott habe zur Französischen Revolution geführt: wohl auch weil die Leitworte der Revolution „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit“ im freimaurerischen Gedankengut verankert sind. Und so mussten die österreichische Großloge und ihre Logen 1794 ihre Arbeit einstellen.

Ein Jahrhundert Verbot

Das Verbot dauerte praktisch bis 1918, also unglaubliche 125 Jahre, auch wenn es 1867 auf eine seltsame Weise gemildert wurde: Die ungarische Reichshälfte verselbständigte sich innenpolitisch, sie beschloss ein liberales Vereinsrecht, und so waren in Ungarn ab dieser Zeit Logengründungen möglich; in Wien weiterhin nicht. Aber Ungarn war nicht weit, und so konnten Wiener Freimaurer knapp jenseits der innerstaatlichen Grenze im 70 Kilometer entfernten Preßburg (heute Bratislava/Slowakei) und in Neudörfl (damals ungarisch, heute im österreichischen Burgenland) ‚Grenzlogen’ gründen; bis 1918 wurden es 14. Diese unterstellten sich der neuen Großloge von Ungarn, in Österreich selbst gab es ein weiteres halbes Jahrhundert keine Logen und somit auch keine Großloge. Die Grenzlogen waren in Wien als zivile Wohltätigkeitsvereine registriert.

Die zweite österreichische Großloge ab 1918: kaum zwanzig Jahre

Erst die Republik öffnete die Fenster

1918: Die Gründungsurkunde der zweiten österreichischen Großloge. Alle 14 Grenzlogenmeister unterschrieben: "Endlich Vereinsfreiheit!" mochten sie wohl gedacht haben. Die gute Zeit dauerte aber nur eineinhalb Jahrzehnte. Dann verfügte das Regime Dollfuß-Schuschnigg erste Einschränkungen. Diese waren aber noch harmlos gegen die Brutalität, mit der die Nazis die österreichische Freimaurerei nach dem Anschluss 1938 in wenigen Tagen auslöschten.
Wien, Rauhensteingasse 3, seit 1985 Sitz der 'Großloge von Österreich', nur wenige Gehminuten entfernt vom Stephansdom, dem Stadtzentrum. Bis zur Klösteraufhebung durch Kaiser Joseph II. in den 1780iger Jahren gehörte dieses Areal zum damals renommierten Himmelpfortkloster (Nonnen). Danach ging der Platz in bürgerliche Hände über, und das heutige Haus wurde gebaut. Details zur Geschichte der Adresse: https://www.wien.gv.at/wiki/index.php?title=Rauhensteingasse_3 In den Nullerjahren kaufte die Großloge auch das Haus Nummer 1 links von der Nummer 3 und verband die beiden Gebäude durch eine Brücke im zweiten Stock. Zur Geschichte dieses Hauses: https://www.wien.gv.at/wiki/index.php?title=Rauhensteingasse_1#tab=Bild
... schmücken die Adresse der Großloge von Österreich: Zum ersten die masonisch klingende Adresse Rauhensteingasse 3. Aber leider: Trotz dieses Namens hat die Straßenbezeichnung mit der Freimaurerei nichts zu tun. Woher sie kommt, ist nicht so recht klar. Eine Erzählung verbindet den Namen mit dem Gefängnis und Folterhaus auf der Nummer 10. Dieses war bis 1785 in Betrieb, und da zeigt sich dann doch eine kleine Koinzidenz: Die Folter wurde damals im Habsburgerreich nicht zuletzt auf Betreiben des Freimaurers Joseph von Sonnenfels abgeschafft.
Und zweitens steht das Logenhaus vis à vis der letzten Wohnung des berühmtesten österreichischen Freimaurers: Wolfgang Amadeus Mozart. Dieser ist hier am 5. Dezember 1791 nach kurzer schwerer Krankheit gestorben.
Foto: Hedwig Abraham von [http://www.viennatouristguide.at Viennatouristguide
Die österreichischen Freimaurer sind kein Geheimbund, aber sie sind traditionell diskret: Kein Schild weist auf die 'Großloge von Österreich' hin, nur ein rau(h)er Stein über dem Eingangstor weist den Weg.
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Der Erste Weltkrieg und in dessen Folge der Untergang des Habsburgerreiches änderte alles: Schon einen Monat nach der Kapitulation wurde am 8. Dezember 1918 die Großloge von Wien gegründet. Dieses Tempo war möglich, weil die 14 Grenzlogen mit gut tausend Mitgliedern sofort nach Wien transferiert werden konnten: mit Zustimmung der ungarischen Großloge, die ihrerseits wenige Monate später zuerst von der linken Rätediktatur und dann vom rechten Horthy-Regime verboten wurde. Mit kurzen Unterbrechungen blieb das in Ungarn so bis zur Wende 1989.

Zum Großmeister der neuen ‚Großloge von Wien’ wurde Anfang 1919 der Rechtsanwalt Richard Schlesinger gewählt. Er erlebte und gestaltete den Aufstieg der österreichischen Freimaurerei nach dem Ersten Weltkrieg von gut tausend auf fast 2.000 Mitglieder in 24 Logen. Die neue Großloge, ihre Logen und viele ihrer Mitglieder waren auch nach außen sozialreformerisch und karitativ tätig. Und im Gegensatz zur damaligen deutschen Freimaurerei verfolgte die ‚Großloge von Wien’ gegenüber den Siegermächten trotz der unfairen Friedensverträge einen betont pazifistischen Kurs, was bald zu Zerwürfnissen und schließlich zum Abbruch der Beziehungen durch die meisten deutschen Großlogen führte. Die Österreicher blieben sonst aber international bestens verankert: 63 Großlogen der ganzen Welt erkannten sie im Laufe der Jahre an; 1930 auch die Muttergroßloge der Freimaurerei: die Vereinigte Großloge von England.

Ein Kuriosum ist 1933 die Gründung einer Loge im chinesischen Shanghai durch mehrere Auslandsösterreicher. Sie unterstellte sich der Großloge in Wien.

1933: Die Diktatur machte die Fenster wieder zu

Anfang der dreißiger Jahre erreichte die österreichische Freimaurerei der Zwischenkriegszeit ihren Höhepunkt. Doch von da an sorgte die Politik, dass es wieder bergab ging. Die 1933 von Engelbert Dollfuß herbeigeputschte kleriko-faschistische Diktatur verbot zwar im Gegensatz zu fast allen anderen diktatorischen Regimen die Freimaurerei nicht, aber sie wurde drangsaliert; Beamte und andere vom Staat Abhängige mussten austreten. Doch die Großloge konnte weiter existieren, auch wenn Logen wegen des Mitgliederschwundes geschlossen werden mussten: vor allem außerhalb der Hauptstadt Wien.

März 1938: Brutales Ende durch die Nazis

Nachdem der erstarkte Hitler die kleine Republik immer mehr unter Druck gesetzt hatte, marschierte er in Österreich ein. Die österreichische Freimaurerei wurde in wenigen Tagen liquidiert, die Großloge und die Logen wurden geschlossen, ihre Archive und ihr Vermögen geplündert oder beschlagnahmt. Der schwerkranke Großmeister Richard Schlesinger starb am 5. Juni in Gestapohaft. 692 Freimaurer wurden Opfer des Naziterrors: Hier sind ihre Namen. Die meisten mussten emigrieren, über hundert wurden bis 1945 ermordet. Zum zweiten Mal war die österreichische Großloge am Ende.

Die dritte österreichische Großloge ab 1945: Aufstieg bis heute

Langsamer Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg

Obwohl die Lage für die Freimaurerei nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs und der Wiedererstehung Österreichs viel schwieriger war als 1918, dauerte es trotz dieser widrigen Verhältnisse nur drei Monate, bis der vormalige deputierte Großmeister Karl Doppler, ein bekannter Chirurg, für den 28. Juli zu einem ersten Treffen der wenigen noch verbliebenen Brüder einlud: 48 konnten kommen; viele waren ermordet worden, gefallen, vertrieben oder irgendwo.

Schon am 4. August wurde dann mit Bewilligung der sowjetischen Besatzungsmacht die ‚Großloge von Wien für Österreich’ gegründet. Das Auffangbecken darunter wurde die Sammelloge ‚Humanitas Renata’. Diese wurde erst ein Jahr später in weitere Logen ausdifferenziert. Ähnliches tat sich in Klagenfurt, wo unabhängig davon die Loge ‚Paracelsus’ wiedergegründet wurde, ohne dass die beiden Gruppen voneinander wussten: Reisen und Telefonieren war ja in den ersten Monaten nach Kriegsende über die Grenzen der Besatzungszonen hinweg kaum möglich.

Ein besonderes Anliegen war der Großlogenführung zu verhindern, dass sich abtrünnige Brüder, die sich zu den Nazis geschlagen hatten, wieder einschlichen. Also wurde beschlossen, dass Mitglieder der NSDAP und ihrer Vorfeldorganisationen nicht mehr aufgenommen werden.

Internationale Anerkennung ab 1952

Nach dem plötzlichen Tod Karl Dopplers 1947 wurde 1948 Bernhard Scheichelbauer sein Nachfolger: Er war durch drei Funktionsperioden der bestimmende Großmeister der Nachkriegszeit. Unter seiner Führung startete die Großloge ihren Aufstieg. 1952 erreichte er die Wiederanerkennung durch die Großloge von England: formal definiert als Wiederaufnahme der 1938 abgebrochenen Beziehungen. Durch diese Betonung der Kontinuität wurde die österreichische Freimaurerei sofort wieder ein voll berechtigtes Mitglied der Weltenkette. Und als dann 1955 die Besatzungsmächte abzogen und Österreich wieder eine souveräne Republik wurde, änderte die ‚Großloge von Wien für Österreich’ ihren Namen auf ‚Großloge von Österreich’.

Fast jedes Jahr eine neue Loge

In den folgenden Jahrzehnten entwickelte sich das freimaurerische Leben in Österreich wie nie zuvor seit dem 18. Jahrhundert: zuerst eher konzentriert in Wien, später aber auch in den anderen Bundesländern. Die Großloge hatte und hat keine Nachwuchssorgen: Seit Kriegsende wurde fast jedes Jahr eine neue Loge gegründet, und die Mitgliederzahlen stiegen parallel dazu.

In den siebziger Jahren engagierte sich die Großloge von Österreich in einem langen Dialog mit dem Wiener Kardinal König für eine Entspannung zwischen der Katholischen Kirche und der Freimaurerei. Auch wenn der große und schnelle Erfolg ausblieb: Kleine Schritte konnten gesetzt werden, die über Österreich hinaus Bedeutung hatten („Lichtenauer Erklärung“, 1970). Und im Land selbst wurde eine Art herzliche Nichtbeachtung erreicht.

1975 konnte die Großloge von Österreich im Schloss Rosenau im nördlichen Niederösterreich ein Freimaurermuseum eröffnen. Dabei hatte ein Zufall Pate gestanden: Bei der Renovierung des Schlosses in der Nähe von Zwettl wurde ein zweihundert Jahre alter Logentempel entdeckt. Er dürfte nach dem Verbot der Freimaurerei am Ende des achtzehnten Jahrhunderts umgebaut und als Logentempel in Vergessenheit geraten sein. Heute ist er der Älteste im deutschen Sprachraum und einer der Ältesten überhaupt.

Wiederaufbauhilfe in Osteuropa

Intern wichtig waren: Der Umzug in ein neues Haus in der Wiener Rauhensteingasse, die Wiedergewinnung der von den Nazis geraubten Bibliothek und später auch noch von kleineren Teilen des Archivs. Weitere Archivbestände lagern aber immer noch in Moskau und in Polen, wo sie der Rückgabe harren.

International besonders beachtete Leistungen erbrachte die ‚Großloge von Österreich’ nach dem Zusammenbruch des osteuropäischen Kommunismus ab 1989/90 indem sie sich erfolgreich für den Wiederaufbau der Freimaurerei in diesen Ländern engagierte: 1989 formale Wiedererrichtung der Großloge in Ungarn; 1990 in der damaligen Tschechoslowakei; 2009 in der Slowakei. Außerdem Aufbauhilfe in weiteren Ländern. Aufbauhilfe heißt: Gründung einer Deputationsloge in der Sprache des Ziellandes in Österreich; nach einiger Zeit Verlegung ins Zielland; dort Gründung einer Großloge und weiterer Logen. Zeitliche Abfolge dieser Großlogengründungen: Kroatien 1997; Slowenien 1999; Bosnien-Herzegowina 2005; Westukraine 2005 (hier gemeinsam mit der französischen Nationalgroßloge).

Seit 1784 zehn Großmeister

Die Großmeister der österreichischen Großlogen: Johann Baptist Graf Karl von Dietrichstein-Proskau (1784 bis 1794); Richard Schlesinger (1919 bis 1938); Karl Doppler (1945 bis 1947); Bernhard Scheichelbauer (1948 bis 1960); Carl Helmke (1960 bis 1969); Heinz Scheiderbauer (1969 bis 1975); Alexander Giese (1975 bis 1987); Franz Hausner (1987 bis 1991); Heinz Scheiderbauer (zweite Periode: 1991 bis 2002); Michael Kraus (2002 bis 2008); Nikolaus Schwärzler (2008 bis 2014); Georg Semler (2014 bis ....).



1918 - 2018: 100 Jahre Großloge von Österreich

Die 'Großloge von Österreich' geht zwar auf 1784 zurück und ist damit unter den von der ‚Grandlodge of England‘ anerkannten ’regulären’ Großlogen weltweit die Nummer 11 und auf dem europäischen Kontinent nach Dänemark, Niederlande und Schweden sogar die Nummer 4 - aber seit damals gab es wie oben beschrieben keine Kontinuität. Und so ortet die Großloge ihre Wurzeln zwar im 18. Jahrhundert, genau so wie bei der ganzen Republik Österreich bezieht sich ihre Identität jedoch auf 1918 und die hundert Jahre danach.

Ihren hundertsten Geburtstag feierte die Großloge 2018 dreifach:

Adressen

Großloge von Österreich, Rauhensteingasse 3, 1010 Wien
http://www.freimaurerei.at



Blumen aus England

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März 2016: Der renommierte englische Freimaurer John Acaster berichtet im englischen Freimaurer-Magazin The Square von einem Besuch im Wiener Logenhaus. John Acaster ist Freimaurer seit 1970 und Freimaurerforscher; er gründete in England mehrere Logen und bekleidete in der englischen Freimaurerei hohe Ämter. Die folgenden Zeilen sind eine leicht gekürzte Übertragung seines Artikels ins Deutsche.


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„Das Logenhaus in der Rauhensteingasse ist ein sehr privater Ort, wie es sich ziemt für die im Vergleich zu den englischen Gebräuchen sehr zurückhaltende ‚Großloge von Österreich’. Es ist auch ein Kontrast zu den manchmal etwas heruntergekommenen englischen Logenhäusern. Die Räume wirken gepflegt, an den Wänden hängen Kunstwerke, die Technik funktioniert. Die Wiener Freimaurerei scheint in guten Händen zu sein, und man sagte mir, sie expandiert.

Ihre goldene Periode erlebte die österreichische Freimaurerei in den 1780igern. Unter der Führung von Ignaz von Born stießen Künstler, Wissenschaftler und andere interessante Männer aus allen Schichten zu den Freimaurern. Das gab es auch in Paris und in London. Aber während die englischen Logen ebenso überlebten wie die britische Monarchie, wurden die kontinentaleuropäischen bald politisch unterdrückt und verboten. Der Kampf für die masonischen Werte war auf dem Kontinent oft sehr bitter. Die Nazis ermordeten mehr als hundert österreichische Freimaurer, und über sechshundert mussten flüchten. Am ersten Freimaurertreffen nach dem Zweiten Weltkrieg konnten nur 48 Brüder teilnehmen.

Aber wie ist die österreichische Freimaurerei seit damals gewachsen! Mit fast achtzig Logen und dreieinhalbtausend Mitgliedern steht sie auf einem festen Fundament. Qualität geht vor Quantität. Ihr munterer Geist ist gut spürbar in den 275 Seiten des 2015er-Jahrbuchs der Forschungsloge ‚Quatuor Coronati’. Darin habe ich erfahren, dass die Texte vieler der besonders berührenden Schubert-Lieder vom Leipziger Freimaurer Wilhelm Müller stammen.“


Der Große Tempel im Wiener Logenhaus in der Rauhensteingasse im Stadtzentrum. Das Foto ist aus dem Buch 'Die Freimaurer' (Verlag Ecowin, 2007), das nicht nur interessante Texte sondern auch viele Bilder enthält.


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Siehe auch

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