Gustav Meyrink

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Meyrink, Gustav

Quelle: Internationales Freimaurer-Lexikon von Eugen Lennhoff und Oskar Posner (1932)

Veröffentlicht am 25.09.2014 Gustav MEYRINK (1868 - 1932) .. Der Roman dreht sich um ein etwas unfreiwilliges Liebespaar, das in Kontakt mit immer abstruser werdenden Gestalten, Diebstählen, Morden ... mehr und mehr in ein Reich der Mystik und Fantasie abgedrängt und schliesslich getrennt zu werden droht. Dabei tauchen immer wieder Visionen des Ewigen Juden auf, den Meyrink unter dem Namen Cidher Grün auch in anderen Werken thematisiert.

Schriftsteller, * 1868, der bekannte Verfasser des "Golem" und anderer phantastischer, okkultistischer Romane. Seine Vorliebe für das mystische Prag hat ihm wiederholt Anlaß gegeben, wenn nicht die Freimaurer, so doch die Asiatischen Brüder u. a. dichterisch zu verwenden. In welch eigenartiger Weise er während des [Ersten] Weltkrieges mit der Freimaurerei in Beziehung kam, erzählt Pfarrer Carl Vogl in seinem Buch: "Aufzeichnungen und Bekenntnisse eines Pfarrers" (Aegis-Verlag, Wien, Berlin). Die Stelle sei ausführlich zitiert weil sie einen guten Beweis dafür erbringt, wie gegnerische Propaganda selbst von amtlichen Stellen betrieben wird. Meyrink ist nicht Freimaurer, Pfarrer Vogl hat sich von ihm die ausdrückliche Ermächtigung zur Veröffentlichung der geschilderten Umstände erwirkt.

Er schreibt: "Als ich Meyrink im dritten Kriegsjahre (Juli 1917) besuchte, sah ich bei ihm einen Tisch voll aufgehäuft mit alten und neuen Büchern freimaurerischen Inhalts. Bezüglich ihrer gab mir Meyrink die Auskunft er habe sie aus dem Auswärtigen Amt in Berlin und erzählte wie folgt: "Ich wurde telegraphisch nach Berlin ans Auswärtige Amt gebeten. Dort traf ich einen Legationsrat nebst zwei Vertrauensmännern, darunter den ehemaligen Beichtvater der Königin von Bayern.


Man stellte mir sofort folgenden Antrag: Schreiben Sie uns einen Roman, in dem Sie den Nachweis führen, dass die Freimaurer am Weltkrieg schuld sind.


Die einschlägige Literatur, die auf einem Tische bereit lag, wurde mir zur Verfügung gestellt. Der Roman sollte ins Englische und Schwedische übersetzt, in einer halben Million Exemplaren gedruckt und in alle Welt verschickt werden.

Ich war nicht wenig erstaunt und erwiderte, man solle doch lieber Frenssen oder Ganghofer mit dieser Aufgabe betrauen. Doch die Herren meinten, die seien viel zu national und militärfreundlich, man brauche einen prominenten Schriftsteller, von dem das Publikum weiß, dass er kritisch, ja mehr als kritisch diesen Dingen gegenüber stände. Ich hatte mich von meinem Erstaunen noch nicht erholt und fragte wo man das Papier hernehmen wolle für eine so ungeheure Auflage. Lächelnd erwiderte man mir, Papier stände in unbegrenzter Menge zur Verfügung."

Meyrink übernahm die Mission und hatte, wie ich aus dem weiteren Gespräch ersah, seine Sache so fein gemacht, dass er seine Überzeugung nicht verleugnet hätte. Ob allerdings seine Auftraggeber an dem Werk ungetrübte Freude erlebt hätten, ist eine andere Frage. Dies ist, wie ich vermute, wohl auch der einzige Grund, weshalb nach einem halben Jahre der erwähnte Legationsrat nach Starnberg kam, um Meyrink zu ersuchen, er möchte den begonnenen Roman abbrechen; er sei von seiten gewichtiger Freimaurer gebeten worden, Meyrink auszuschalten.

Eine Stunde vor diesem Besuch bereits ist Meyrink telegraphisch aufgefordert worden, die schriftlichen Beilagen, die ihm in Berlin mitgegeben worden, unverzüglich zurückzuschicken. Er tat es, nicht ohne vorher eine Kopie sich angefertigt zu haben. Die ausführlichen Richtlinien, die ich in Händen hatte, gehen darauf hinaus, die Freimaurerei — vor allem die französische und italienische, aber auch die übrige — habe den Krieg ,vorbereitet', ,angefacht' und ,ausgebreitet', ,Italien dem Dreibund abspenstig gemacht', den ,Friedensschluß verhindert', ,jeden Sonderfrieden gewaltsam unterdrückt', sie sei überhaupt ,die Trägerin des Krieges'. Obzwar jene Unterredung im Auswärtigen Amt geheim gehalten werden sollte und die vier Teilnehmer zu strengstem Stillschweigen sich verpflichtet hatten, war doch acht Tage später in einem völkischen Hurrablatt Hamburgs zu lesen, man hätte sich in Berlin nicht entblödet, dem ,Vaterlandsverräter' Meyrink freimaurerische Geheimnisse zu Romanzwecken auszuliefern."

Die Meyrink entzogene Arbeit ist dann Dr. Wichtl in Wien übertragen worden, der sich seiner Aufgabe in einer maßlosen Gehässigkeit, Willkür und Rückständigkeit entledigte ( "Weltfreimaurerei, Weltrevolution, Weltrepublik. Eine Untersuchung über Ursprung und Endziele des Weltkrieges", 1920).

Ergänzungen

Quelle: Meyers Neues Lexikon

  • 19. Januar 1868 in Wien; † 4. Dezember 1932 in Starnberg

Er war von 1889 bis 1902 Bankier in Prag und ist der Onkel von Christian Morgenstern. Meyrink konvertierte 1927 zum Mahajana-Buddhismus.(Quelle: Projekt Gutenberg)

Bücher

  • Gustav Meyrinks Wachsfigurenkabinett (1907)
  • Der Golem. okkulter Roman, Leipzig, Kurt Wolff Verlag (1914,1915)
  • Walpurgisnacht. Phantastischer Roman, Leipzig, Kurt Wolff Verlag (1917)
  • Das Grüne Gesicht Roman (1917)
  • Fledermäuse ein Geschichtenbuch (1917)
  • Der weiße Dominikaner‹ (1921)
  • Der Engel vom Westlichen Fenster Roman (1927)
  • Die Abenteuer Des Polen Sendivogius
  • Des Deutschen Spießers Wunderhorn (Novellensammlung)
  • Der heisse Soldat: und andere Geschichten
  • Der Kardinal Napellus
  • Das Haus zur letzten Latern

Quelle: Wikipedia https://de.wikipedia.org/wiki/Gustav_Meyrink - Der Text ist unter der Lizenz „Creative Commons Attribution/Share Alike“ verfügbar Stand 10.10.2016

Gustav Meyrink (eigentlich Gustav Meyer, manchmal fälschlich auch als G. Meyrinck aufgeführt, * 19. Januar 1868 in Wien; † 4. Dezember 1932 in Starnberg), war ein österreichischer Schriftsteller und Übersetzer.

Leben

1868 in Wien als unehelicher Sohn des württembergischen Staatsministers Karl von Varnbüler und der Hofschauspielerin Marie Meyer geboren, verbrachte Gustav Meyrink seine Schulzeit in München, Hamburg und Prag. Nach dem Besuch der Handelsakademie in Prag (1885-88) wurde Meyrink 1889–1902 Mitinhaber, dann Alleininhaber des Prager Bank- und Wechslergeschäfts Meyer & Morgenstern. 1893 war die Heirat mit Hedwig Aloysia Certl. 1897 hatte er eine Begegnung mit Philomena Bernt, seiner späteren zweiten Frau. Im selben Jahr erste literarische Versuche, 1901 dann unter dem Künstlernamen "Meyrink" die erste Publikation ("Der heiße Soldat") im Münchner Simplicissimus. 1902 Bankrott des Bankgeschäftes, Untersuchungshaft wegen angeblichen Betrugs mit Freispruch und anschließenden vergeblichen Versuchen der Rehabilitierung. 1904 erfolgte sein Umzug nach Wien, wo er als Redakteur der Wiener Satirezeitschrift Lieber Augustin tätig war.

1905 erfolgte die Scheidung und zweite Ehe mit Philomena Bernt. 1906 war die Geburt einer Tochter. 1907 folgte ein Umzug nach München, Meyrink wurde bayerischer Staatsangehöriger. 1908 erfolgte die Geburt eines Sohnes, der sich im Juli 1932 das Leben nahm. Meyrink unternahm Reisen an den Gardasee, nach Prag, Berlin und in die Schweiz. 1909–1914 erfolgten Übersetzungen aus dem Englischen. 1910–1913 bestand eine Zusammenarbeit mit dem Schriftsteller Roda Roda, vor allem bei Bühnenstücken. 1911 erfolgte die Übersiedlung nach Starnberg, wo er bis zum Tode wohnte. 1927 konvertierte Gustav Meyrink vom Protestantismus zum Mahayana-Buddhismus. 1928 kam es zum Verkauf des Hauses in Starnberg, wo Meyrink seit 1920 gewohnt hatte.

Am 4. Dezember 1932 starb Meyrink in Starnberg und wurde drei Tage später auf dem Friedhof des Ortes beerdigt.

Werk

Die Zentren seines literarischen Schaffens waren Prag und München. Zu beiden pflegte er zeitlebens eine innige Hassliebe.

Als einer der Ersten im deutschen Sprachraum (nach Paul Scheerbart und E. T. A. Hoffmann) verfasste Meyrink phantastische Romane. Während sein Frühwerk mit dem Spießbürgertum seiner Zeit abrechnet (Des deutschen Spießers Wunderhorn), befassen sich seine späteren, häufig im alten Prag spielenden Werke hauptsächlich mit übersinnlichen Phänomenen und dem metaphysischen Sinn der Existenz (Der Golem, Das grüne Gesicht, Der weiße Dominikaner, Der Engel vom westlichen Fenster). In diesen Romanen sowie in verschiedenen Artikeln äußerte Meyrink, selbst schon früh Mitglied der Theosophischen Societät Germania, esoterisch-mystische Ansichten, die unter anderem religiös-messianische Ideen und Elemente des Buddhismus, aus jüdischer und christlicher Mystik sowie aus Theosophie und Alchemie enthielten. Im Rosenkreuzertum und der Theosophie des 20. Jahrhunderts sowie allgemein unter esoterisch interessierten Menschen stoßen seine Werke auf besonderes Interesse. Meyrink nahm – wie auch Thomas Mann – an Sitzungen mit dem österreichischen Medium Willi Schneider teil, die vom Freiherrn Albert von Schrenck-Notzing in München durchgeführt wurden, und publizierte auch über Parapsychologie (An der Grenze des Jenseits).

Meyrink übersetzte unter anderem die Werke von Charles Dickens und Rudyard Kipling. Für den Leipziger List-Verlag besorgte er außerdem die 1928 veröffentlichte Übertragung von George Sylvester Vierecks und Paul Eldridges Meine ersten 2000 Jahre: Autobiographie des Ewigen Juden.

Rezeption

Gershom Scholem, einer der bedeutendsten Erforscher der jüdischen Mystik, besuchte Meyrink 1921 in Starnberg, vor allem, um mit ihm über Details seines Romans Der Golem zu diskutieren. Sechzig Jahre später charakterisierte er Meyrink als einen „damals berühmten Schriftsteller, der eine außerordentliche Begabung für antibürgerliche Satire mit einer nicht weniger ausgeprägten für mystische Marktschreierei verband, die sich vor allem in haarsträubenden, teilweise sehr eindrucksvollen, aber nicht ganz ernsten Kurzgeschichten niederschlug, deren literarische Qualität erst in unserer Zeit von Jorge Luis Borges übertroffen worden ist.“

Beziehungen zu (esoterischen) Gruppen

Meyrink war Mitglied mehrerer Geheimbünde und behauptete, in telepathischem Kontakt mit Ramana Maharshi, dem Guru Paul Bruntons zu stehen.

  • In Prag war Meyrink 1891 Mitbegründer der theosophischen Okkultistenloge „Zum blauen Stern“, in der er den Schriftsteller Karl Weinfurter kennenlernte. Die Loge tagte entweder in seiner Wohnung oder in einem Prager Cafe.
  • Meyrink war eines der ersten Mitglieder der deutschen Theosophischen Gesellschaft, deren innerer Abteilung, der „Esoterischen Schule“ er sich später anschloss.
  • Unter dem Ordensnamen „Bruder Dagobert“ war er Mitglied im Weltbund der Illuminaten.
  • Unter dem Logennamen „Kama, Censor of the R.O.O.o.S.B.“ war er Mitglied im Kerning-Orden.
  • Angehöriger in der „Bruderschaft der alten Riten vom heiligen Gral im großen Orient von Patmos“.
  • Mitglied der mystischen Gesellschaft christlich-rosenkreuzerischer Ausrichtung von Alois Mailänder.
  • Mitglied des Schachclubs Starnberg 1920 e.V., wo er dreimal Clubmeister wurde.

Henri Clemens Birven erwähnt in seinem Buch „Lebenskunst in Yoga und Magie“ (Origo Verlag, Zürich 1953), dass er zusammen mit Meyrink und Ernst Peithman, einem prominenten Vertreter der Gnostisch-Katholischen Kirche, Forschungen über die mysteriöse Identität der Begründerin des Golden Dawn betrieben haben soll.

Freimaurerei

Während des Ersten Weltkriegs kam Meyrink mit der Freimaurerei in Berührung, und dies auf einem äußerst pikanten und kuriosen Weg. Er wurde 1917 vom Auswärtigen Amt in Berlin aufgefordert einen propagandistischen okkulten Roman zu schreiben, in dem der Öffentlichkeit suggeriert werden sollte, dass die Freimaurerei insgesamt, insbesondere jedoch die französische und italienische Freimaurerei die Schuld am Krieg trage. Hierzu wurde Meyrink eine Vielzahl freimaurerischer Literatur des Auswärtigen Amtes überlassen. Der Roman sollte auch ins Englische und Schwedische übersetzt werden und in einer Auflage von einer halben Million Exemplaren weltweit verteilt werden. Der Theologe Carl Vogl schreibt hierzu: „Als ich Meyrink im dritten Kriegsjahre (Juli 1917) besuchte, sah ich bei ihm einen Tisch voll aufgehäuft mit alten und neuen Büchern freimaurerischen Inhalts. Bezüglich ihrer gab mir M. die Auskunft, er habe sie aus dem Auswärtigen Amt in Berlin,(...)“ Meyrink sagte diesbezüglich zu Vogl: „Ich wurde telegraphisch nach Berlin ins Auswärtige Amt gebeten. Dort traf ich einen Legationsrat nebst zwei Vertrauensmännern, darunter den Beichtvater der Königin von Bayern. Man stellte mir sofort folgenden Antrag: schreiben Sie uns einen Roman, in dem Sie den Nachweis führen, daß die Freimaurer am Weltkrieg schuld sind. (...) Ich war nicht wenig erstaunt und erwiderte, man solle doch lieber Frenssen oder Ganghofer mit dieser Aufgabe betrauen. Doch die Herren meinten, die seien viel zu national und militärfreundlich, man brauche einen prominenten Schriftsteller, von dem das Publikum weiß, daß er kritisch ist, ja mehr als kritisch diesen Dingen gegenüberstände (...).“ Meyrink nahm den Auftrag zwar an, wohl in der Absicht das Projekt scheitern zu lassen oder zumindest insoweit Einfluss darauf nehmen zu können, um dessen Resultat abzumildern. Er wurde aber vor Abschluss der Arbeiten wohl gerade deswegen von dem Auftrag entbunden und aufgefordert, die erhaltenen Unterlagen wieder nach Berlin an das auswärtige Amt zurückzuschicken. Der Auftrag wurde dann dem deutsch-nationalen österreichischen Politiker Friedrich Wichtl übertragen, der in Folge mehrere Pamphlete über die freimaurerisch-jüdische Weltverschwörung verfasste und damit zu einem der Wegbereiter der anti-freimaurerischen Hetzschriften des Generals Erich Ludendorff und des Antisemitismus der Nationalsozialisten sowie der Legende der freimaurerisch-jüdischen Weltverschwörung wurde.

Ehrungen

1958 wurde die Meyrinkgasse in Wien-Liesing nach ihm benannt. In München ist die Gustav-Meyrink-Straße nach ihm benannt.

Videos

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