Johann Adolf Scheibe: 15 neue Lieder, 1776

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Johann Adolf Scheibe: 15 neue Lieder, 1776

Ausarbeitung von Roland Müller


Johann Adolf Scheibe: Vollständiges Liederbuch der Freymäurer mit Melodieen, in Zwey Büchern. Kopenhagen und Leipzig 1776
(Vorwort des Verlegers: Kopenhagen, im Februar 1775; Vorrede des Herausgebers: Kopenhagen, im Februar 1775).

Die beiden Bücher enthalten insgesamt 86 Lieder. darunter
12 Übersetzungen französischer Lieder von Johann Elias Schlegel für „Die offenbarte Freymäurerey“, 1745,
alle 9 von Ludwig Friedrich Lenz aus dem Jahre 1746,
alle 15 von Johann Adolf Scheibe aus dem Jahre 1749,
alle 14 von Johann Wilhelm Bernhard von Hymmen aus dem Jahre 1771.
1 von Johann Wilhelm Bernhard von Hymmen aus dem Jahre 1775.

16 Lieder erschienen bereits in:
Theodor Gottlieb von Hippel, Hrsg. Lieder für Frey-Mäurer. Marienwerder: Kanter 1772.
Dazu 4 von Ludwig Friedrich Lenz (1746) und 1 von Johann Adolf Scheibe (1749) und 1 Gebet von Theodor Gottlieb von Hippel (1772)
Entgegen der Behauptung in Scheibes „Vorrede“ (XIII) stammen die „mit den Buchstaben Pr.“ bezeichneten Lieder LIII (aus Naumann, 1775), LVIII (neu), LIX (neu), LXX (neu) und LXXIV (neu) nicht aus Hippels Sammlung.

Lied LXXI (ohne Titel) ist als einziges mit dem Buchstaben E gekennzeichnet. Es stammt angeblich aus einer „kleinen Sammlung“ von Liedern, die 1771 oder 1772 in Eutin herauskam.


Eine exzellente Website:
http://www.mvmm.org/c/docs/ge18.html


Neu sind die folgenden 15 Lieder


XL. Die Ordenspflichten

Brüder, bleibt der Baukunst treu
siehe:
Neun frühe Schwesternlieder
B.

XLI. ohne Titel


Auch in:
Allgemeines Gesangbuch für Freymäurer, 1784, 47-48
u. d. T.: „Ueber die Bestimmung der Freymäurer“
Werner Hans Friedrich Abrahamson: Declamationen und Reden über Maurer-Pflichten und bey Feyerlichkeiten, 1785, 441-442, u. d. T.: „Maurerlust“
Vollständiges Gesangbuch für Freimaurer, 1801, 86

Einer.
Edle Maurer, auf! und singt erfreut;
Denn ihr nur schmecket ohne Gram die ächte Fröhlichkeit.
Auch die Thoren haben Wein,
Und sie glauben froh zu seyn;
Aber mitten im Genuß
Stört sie ekler Ueberdruß,
Und von ihren Freuden ist die Reu der Schluß.

Chor.
Von der Thoren Freuden ist die Reu der Schluß.

Einer.
Aber sie legt selbst den ewgen Grund
Zu unsrer steten Heiterkeit, zu unserm Freundschaftsbund.
Eifer, Treu und Folgsamkeit,
Und was sonst ihr Mund gebeut,
Brüder! hat uns hier vereint:
Hier ist Alles, Alles Freund.
Zitternd flieh der Frevler, ders nicht redlich meynt!

Chor.
Zitternd flieh der Frevler, ders nicht redlich meynt!

Einer.
Also nahet euch dem Heiligthum,
Und ringt mit Eifer, ringt mit Lust nach ächter Maurer Ruhm!
Euer Muth sey unerschreckt,
Wenn euch heilge Nacht bedeckt.
Harrt und schweigt, und forscht und ringt
Nach der Weisheit Licht, und schwingt
Euch dem Tag entgegen, der die Nacht verdringt [1801: verschlingt].

Chor.
Harrt und schweigt, und forscht und ringt
Nach der Weisheit Licht, und schwingt
Euch dem Tag entgegen, der die Nacht verdringt [1801: verschlingt].
Abr.


LVIII. Bey der Aufnahme eines neuen Bruders.


Auch in:
Heinrich August Ottokar Reichard: Freymäurer-Lieder. 1776, 57-58
Allgemeines Gesangbuch für Freymäurer, 1784, 121,
u. d. T.: „An einen neuen Bruder.“
Versuch einer vollstændigen Samlung Freimaurer-Lieder, 1790, 154-156.
Vollständiges Gesangbuch für Freimaurer, 1801, 246-247; auch 1810, 246-247

Unsrer Baukunst erste Lehren,
Neuer Bruder! weißt du nun.
Einst wirst du noch größre hören,
Doch erst mußt du diese thun.

[1790, 1801 und 1810: Chor.
Willst du größre Weisheit hören, so such deine Pflicht zu thun.]

Tugend hat die festen Säulen
Unsers Tempels aufgestellt;
Noch mehr [1810: höhern] Reiz ihm mitzutheilen,
[Reichard und 1784: ihm mehr Reitz noch mitzutheilen]
Hat sie Lust sich zu gesellt [1784: da zugesellt; 1790: darzu gesellt; Reichard, 1801 und 1810: dazu gesellt],

[1790, 1801 und 1810: Chor.
Reiz dem Tempel mitzutheilen, hat sie Lust dazu [1790: darzu] gesellt.]

Lust [Reichard: Die], die Nahrung ihren Strahlen,
Gleich der Sonne, selbst besorgt,
Und nie übergoldte Schalen
Von profaner Freude borgt.

[1790, 1801 und 1810: Chor.
Die nie übergold'te Schalen von profaner Freude borgt.]

Königinn, bey unsern Mählern [1810: in unsrer Mitte]
Ist [1810: herrscht] vertraute Fröhlichkeit:
Frey von Stolz und Modefehlern [1810: Modesitte]
Lebt man hier nach alter Zeit.

[1790, 1801 und 1810: Chor.
Frei von Stolz und Modefehlern [1810: Modesitte], leben wir nach alter Zeit.]

Ernst und Freude gehn beysammen,
Wie die Wahrheit und der Wein;
Neuer Bruder! wir verdammen
Nur den Rausch, nicht Lust und Wein.

[1790, 1801 und 1810: Chor.
Neuer Bruder, wir verdammen nur den Rausch, nicht Lust und Wein.]

Hand in Hand trinkt, edle Brüder,
Froh dem Jüngstgebohrnen zu!
Lehrt ihn Weisheit. -- Unsre Lieder,
Höhre Tugend! heilge du.

[1790, 1801 und 1810: Chor.
Bruder, lerne nicht bloß Lieder, Tugend, Weisheit suche du.]
Pr.


LIX. An das schöne Geschlecht.

Ihr, die wir Schwestern nennen,
siehe:
Neun frühe Schwesternlieder
Pr.

LXVIII. An den Vater Noah.


Auch in:
Allgemeines Gesangbuch für Freymäurer, 1784, 60-61,
Vollständiges Gesangbuch für Freimaurer, 1801, 119

Guter Noah! dir zu Ehren
Lassen wir die Gläser hören;
Deinen Ruhm erheben wir.
Denn der edle Saft der Reben
Giebt dem Maurer Blut und Leben;
Seine Kraft empfinden wir.

Reizend wohl, doch ohne Feuer,
Tönte jede Dichterleyer;
Doch der Wein erhebt den Flug.
Er schafft aus den Blöden Weise,
Einen Jüngling aus dem Greise,
Macht die stolzen Thoren klug.

Spotteten wir deiner Lehren,
Guter Noah! ach! wir wären
Oefter ohne Kitt und Stein.
Doch zur Fördrung unsrer Werke,
Und zur Weisheit, Schönheit, Stärke
Kraft zu Haben, giebst du Wein.
Br.


LXX. Ueber den Ursprung des Ordens.


Auch in:
Heinrich August Ottokar Reichard: Freymäurer-Lieder. 1776, 27-28
Allgemeines Gesangbuch für Freymäurer, 1784, 81
Vollständiges Gesangbuch für Freimaurer, 1801, 162.

Kommt, der Tugend wahre Freunde!
Folget mir.
Was kann unsre Freude stören?
Dich [1801: Das], was andre nur begehren,
Ruhe! dich empfinden wir.

Unsre und der Wahrheit Feinde
Sind nicht mehr.
Schenkt euch itzt dem sanften Triebe
Stiller Freuden, edler Liebe,
Werft die Sorgen hin ins Meer.

Als der Erd' die edle Freiheit
Abschied gab,
Kam sie, segnend unsre Brüder,
Vom Olymp zu uns hernieder;
Unser Flehn zog sie herab.

Da entstand der Maurerorden:
Nur durch dich,
Tugend! kamen unsre Brüder
Aus dem Staub zum Leben wieder;
Nur durch dich erhält er sich.

Unsre Freude winkt der Jugend
Lächelnd zu.
Unser Forschen reizt den Weisen,
Unser Ernst gefällt den Greisen,
Und den Müden unsre Ruh.

Und wenn einst das Glück der Väter
Wiederkehrt,
Dann fließt, unsern Dank zu zahlen,
Opferwein aus goldnen Schalen,
Dem, der unsern Wunsch erhört.
Pr.


LXXI. ohne Titel


Auch in:
Heinrich August Ottokar Reichard: Freymäurer-Lieder. 1776, 40-41
Allgemeines Gesangbuch für Freymäurer, 1784, 26,
u. d. T.: „Lob der Maurerey“

Einer.
Den Weg des Lichts getrost zu wandeln,
Den oft der Philosoph verfehlt,
Wenn er, um frey und schön zu handeln,
Statt Wahrheit sich ein Blendwerk wählt,
Lehrt [Reichard: Lehr] uns die freye Maurerey,
Die hohe Kunst, durch dreymal drey!

Chor.
Daß Weisheit, Schönheit, Stärke sey,
Blüh hier die Kunst durch dreymal drey!

Einer.
Der Weisheit folgsam zuzuhören,
Der Weisheit, die vom Himmel stammt,
Und durch das Licht in ihren Lehren
Zur Tugend unser Herz entflammt,
Lehrt uns die freye Maurerey,
Die hohe Kunst, durch dreymal drey!

Chor.
Daß Weisheit, Schönheit, Stärke sey,
Blüh hier die Kunst durch dreymal drey!

Einer.
Den Reiz der Harmonie zu fühlen,
Der sich durch die Natur ergoß,
Als sie zu abgemeßnen Zielen
Schön aus dem Schooß der Gottheit floß,
Lehrt uns die freye Maurerey,
Die hohe Kunst, durch dreymal drey!

Chor.
Daß Weisheit, Schönheit, Stärke sey,
Blüh hier die Kunst durch dreymal drey!

Einer.
Das Glück der Welt mit Lust zu mehren,
Aus allen Kräften wohl zu thun,
Und wenn sie gleich nicht dankbar wären,
Den Menschen dennoch wohl zu thun,
Lehrt uns die freye Maurerey,
Die hohe Kunst, durch dreymal drey!

Chor.
Daß Weisheit, Schönheit, Stärke sey,
Blüh hier die Kunst durch dreymal drey!

Einer.
Des Lebens Freuden zu genießen,
Den Weg mit Rosen zu besä’n,
Und wenn wir hier die Arbeit schließen,
Durchs Grab ins Leben einzugehn,
Lehrt uns die freye Maurerey,
Die hohe Kunst, durch dreymal drey!

Chor.
Daß Weisheit, Schönheit, Stärke sey,
Blüh hier die Kunst durch dreymal drey!
E.


Eine veränderte Form in:
Gesänge für Maurer mit neuen Melodieen. Dreßden 1782, 106-107,
unter dem Titel: XXVIII. Bemühungen des Maurers.
Vollständiges Gesangbuch für Freimaurer, 1801, 50-51.

Den Pfad des Lichts getrost zu wandeln,
Den oft der kühne Denker fehlt,
Wenn er, um groß und schön zu handeln,
Für Wahrheit sich ein Blendwerk wählt —
Dis Brüder, sey des Maurers Ruhm!
Die Weisheit euer Heiligthum!

Chor.
Dis Lernen sey des Maurers Ruhm!
Die Weisheit unser Heiligthum!

Der Gottheit folgsam zuzuhören.
Die uns zum bessern Seyn erhebt,
Und durch das Licht der hohen Lehren
Zur Tugend unser Herz belebt —
Dis Brüder etc.

Chor.
Dis Lernen etc.

Den Reiz der Harmonie zu fühlen,
Der sich durch die Natur ergoß,
Als sie zu abgemeßnen Zielen
Schön aus dem Schoos der Gottheit floß —
Dis Brüder etc.

Chor.
Dis Lernen etc.

Das Glück der Welt mit Lust zu mehren,
Aus allen Kräften wohlzuthun,
Und wenn sie gleich nicht dankbar wären
Den Menschen dennoch wohlzuthun. –
Dis Brüder etc.

Chor.
Dis Lernen etc.

Des Lebens Freuden zu genießen.
Den Weg mit Rosen zu bestreun,
Und wenn wir hier die Arbeit schließen
Uns beßrer Welten zu erfreun —
Dis Brüder etc.

Chor.
Dis Lernen etc.

LXXIV. ohne Titel


signiert Pr.
siehe separat:
„Nur im Herzen …“ Lied in Variationen
Auch in:
Freymäurer-Lieder mit Melodien. Herausgegeben von Böheim. 1795, 60-61;
gekennzeichnet mit Naumann


LXXVI. ohne Titel.


Auch in:
Allgemeines Gesangbuch für Freymäurer, 1784, 31
u. d. T.:. Ueber die Bestimmung der Freymaurer“,
Versuch einer vollstændigen Samlung Freimaurer-Lieder, 1790, 40-41.
Vollständiges Gesangbuch für Freimaurer, 1801, 58-59.

Der Tugend sanften Reiz empfinden,
Ist, Maurer, euch, nur euch bewußt.
Der Wahrheit dunkle Spur ergründen,
Ist Lohn für eines Maurers Brust.
Uns locken keine Tändeleyen,
Stolz, Wahn und Thorheit täuscht uns nicht;
Sich klug und weise zu erfreuen,
Ist nach der Arbeit unsre Pflicht.

Wir schätzen nicht der Titel Bürde,
Wir kennen keinen andern Werth;
Denn nur, o Tugend! deine Würde
Ist, was des Maurers Wunsch begehrt.
Wir bauen, Weisheit, dir Altäre,
Die weise, schön und stark bestehn;
Wir weinen eine sanfte Zähre,
Wenn Menschen uns um Mitleid flehn.

Ihr Brüder! die wir indem Bunde
Der Weisheit und der Tugend stehn,
Wir segnen jene heilge Stunde,
Da wir das helle Licht gesehn.
Ja. großer Meister der Naturen!
Dieß Glück verdanken wir nur dir:
Wir folgen deinen heilgen Spuren,
Als ächte Maurer folgen wir.
H.

Die stark veränderte Version 1790 vertauscht „Wahrheit“ mit „ Weisheit“ und hat in der dritten Strophe vier andere Schlusszeilen.


Nochmals veränderte Version von 1801:

Der Tugend sanften Reiz empfinden, lehrt uns die edle Maurerei; der Wahrheit Tiefe zu ergründen steht ihr ein eigner Schutzgott bei. Fern von des Wahnes Tändeleien blend't sie der Thorheit Schimmer nicht: im Stillen sich des Guten freuen, ist, ihre Lust, ist ihre Pflicht.

Kein Maurer schätzt der Titel Bürde, und Gold hat für ihn keinen Werth; allein der Tugend hohe Würde, ist was sein edles Herz begehrt. Der Wahrheit bauet er Altäre, durch Weisheit, Schönheit, Stärke, schön; nie läßt er eines Armen Zähre, umsonst nm Hülf und Mitleid flehn.

Wir, Brüder, die wir in dem Bunde der Weisheit und der Tugend stehn, wir segnen jene heil'ge Stunde, in welcher wir das Licht gesehn. O Dank dem Geber aller Gaben? denn Maurerei ist sein Geschenk. Wer stets ihn will zum Vater haben, sey seines Bundes eingedenk.


LXXVII. ohne Titel


Auch in:
Heinrich August Ottokar Reichard: Freymäurer-Lieder. 1776, 81-82
Allgemeines Gesangbuch für Freymäurer, 1784, 86,
u. d. T.: „Lehren“,
Vollständiges Gesangbuch für Freimaurer, 1801, zwei Versionen: 168 (mit der ersten Strophe), 176 (ohne die erste Strophe).

Laßt uns, ihr Brüder!
Weisheit erhöhn!
Singet ihr Lieder,
Feurig und schön!

Maurer, euch bindet
Heilige Pflicht!
Suchet, ihr findet
Wahrheit und Licht!

Lachet der Thoren,
Die Weisheit schmähn,
Wir sind [1801, 176: ihr seyd] erkohren,
Wahrheit zu sehn.

Götter der Erden
Fliehen den Thron [1801: steigen vom Thron],
Maurer zu werden,
Ist [1801, 176: war] ihnen Lohn.

Euch [1801, 168: Ihr], die zu Söhnen
Weisheit [1801, 176: das Glück] erkohr,
Weinenden [1801, 168: klagenden Tönen; 1801, 176: jammernden] Scenen
Leihet das Ohr [1801, 176: leiht Aug' und Ohr]!

Menschen beglücken,
Lehrt uns [1801, 176: euch] Natur:
Folgt mit Entzücken,
Maurer, der Spur. [1801: 168: Brüder der Spur; 1801, 176: treu ihrer Spur!]

Thränen verwandeln
In heitern Blick;
Göttlich zu handeln,
Dieß sey eur Glück [1801, 168: sey unser Glück; 1801, 176: sey euer Glück].

Strahlen zu borgen
Brauchen wir nicht,
Uns leucht‘t [1801, 168: scheint; 1801, 176:glänzt] vom [Reichard: leucht von] Morgen
Göttliches Licht.

Es leucht‘t uns nieder [1801, 168: Es leuchtet, Brüder; 1801, 176: Es leuchtet nieder]
Bis in die Gruft,
Wo uns Gott wieder
Schöpferisch ruft.
H.

]1801, 168 eine zusätzliche Strophe:
Laßt uns, ihr Brüder!
Weisheit erhöhn!
Singet ihr Lieder,
feurig und schön!]


LXXVIII. ohne Titel


Auch in:
Heinrich August Ottokar Reichard: Freymäurer-Lieder. 1776, 29-31
Allgemeines Gesangbuch für Freymäurer, 1784, 90,
u. d. T.: „Tischlied“,
Versuch einer vollstændigen Samlung Freimaurer-Lieder, 1790, 42-43 (mit einigen Änderungen).
Vollständiges Gesangbuch für Freimaurer, 1801, 175 (ohne die dritte Strophe).

Maurerl ächter Weisheit Kinder,
Auf! erfüllt die erste Pflicht!
Preißt des Weltenbaus Erfinder!
Seht der Ordnung Gleichgewicht.
Singt dem Architekt zu Ehren,
Der euch Kunst und Kraft verleyht;
Und in jeder Ruhezeit
Jauchzet ihm in vollen Chören!

Sucht des Zwecks nicht zu verfehlen,
Eurer Arbeit schönsten Preis
Laßt euch einen Muth beseelen;
Schreitet fort in einem Gleiß.
Bauet, treuverbundne Brüder!
Baut mit Unverdrossenheit.
Die ihr ächte Maurer seyd,
Seyd an einem Körper Glieder.

Laßt die Neugier sich bekümmern
Unsre Arbeit auszuspähn,
Ob wir bauen, hämmern, zimmern,
Wo des Baues Pfeiler stehn?
Alles Forschen ist verloren;
Euch krönt die Verschwiegenheit;
Die der Maurerey geweyht,
Lachen mitleidsvoll der Thoren.

Alles, was die Welt ergründet,
Was sie je ergründen kann,
Ist: wer sich mit euch verbindet,
Sey ein tugendhafter Mann,
Welcher Recht und Wahrheit ehret,
Mehr als allen Glanz der Welt,
Dann erst sich für glücklich hält,
[Reichard: Nur sich dann erst glücklich hält,]
Wenn er andrer Glück vermehret.

Maurer! voll vom edlen Triebe,
Das zu seyn, was ihr euch nennt,
Deren Herz von Menschenliebe
Und von wahrem Wohlthun brennt!
Wenn der Arbeit Schluß erscheinet,
Und vergönnt euch auszuruhn,
Dann vergeßt nicht, wohlzuthun!
Denket, daß der Arme weinet!

Auf! ihr Brüder! Händ' in Hände,
Schwört den feyerlichen [Reichard: feyerlichsten] Bund!
Bis der Arbeit Werk zu Ende,
Sey es nur den Maurern kund.
Trinkt, den Orden zu erheben,
Nach nur euch bekanntem Maaß!
Leert das angefüllte Glas:
Alle Brüder sollen leben!

Das „Vollständige Liederbuch der Freymäurer“ schliesst mit den Initialen: E. H.
Gotthold Deile schreibt in: Freimaurerlieder als Quellen zu Schillers Lied „An die Freude", 1907, 89, das Gedicht stamme von dem berühmte Schauspieler Konrad Ekhof.


LXXIX. ohne Titel


Auch in:
Heinrich August Ottokar Reichard: Freymäurer-Lieder. 1776, 74-75
Allgemeines Gesangbuch für Freymäurer, 1784, zwei Versionen: 48-49 und 127-128,
u. d. T.: „Ueber die Bestimmung der Freymaurer“,
Versuch einer vollstændigen Samlung Freimaurer-Lieder, 1790, 24-26 (stark verändert und am Schluss erweitert).
Vollständiges Gesangbuch für Freimaurer, 1801, zwei Versionen:
30 (mit der Eingangszeile: „Brüder, glaubt nur, das ist Glück“ und leichten Veränderungen in der 2. Strophe)
86-87 (die 2. und 3. Strophe sind vertauscht);

Einer.
Weise [Reichard, 1784, 48 und 1801: Edle] Maurer! schmeckt das Glück,
Das die Weisheit [1801: Wahrheit] schenket,
Wenn sie durch gestärkten Blick
Unsre Freuden lenket.

Chor.
Wenn in heilger Dunkelheit
Wir der Göttinn fröhnen,
Strömt der Freundschaft Seligkeit
Ihren sanften [Reichard und 1784, 48: ächten] Söhnen.

[1801:
Wenn in heil’ger Dunkelheit
wir den Altar kränzen,
macht der Freundschaft Seligkeit
unsre Sonne glänzen.]

Einer.
Thränen, heiliges Gefühl!
Opfern wir dem Leide;
Harmonie und Saitenspiel
Ist [1801:mehrt] der Brüder Freude.

[Reichard und 1784, 48:
Beystand, Thränen, Mitgefühl,
ist Tribut dem Leide;
Lieder Jubel, Saitenspiel,
mehrt der Brüder Freude.]

Chor.
Maurer! ihr, der Menschheit Ruhm,
Lehrt durch edle Werke!
[Reichard und 1784, 48:
Maurer, zeigt der Menschheit Ruhm
wie er glänzt durch Werke!]
[1801, 30: Maurer breitet euren Ruhm
aus durch edle Werke]
Zeigt in eurem Heiligthum
Weisheit, Schönheit, Stärke!

Einer.
Lächelnde Zufriedenheit
Weiser Freude [Reichard und 1784, 48: Freuden] Stempel,
Schmückt der Maurer Fröhlichkeit,
Wohnt in ihrem Tempel.

Chor.
Heilig, Brüder, sey der Bund,
Den wir uns geschworen!
Maurer, euch nur sey er kund,
Fern [Reichard und 1784, 49: fremd] unheilgen Ohren!

Einer.
Feyert mit bekannter Hand,
Feyert allen Brüdern,
jede Erde, jedes Land
Prangt mit unsern Gliedern.

[Reichard, 1784, 49 und 1801:
Reicht dem [1801, 30: den] Sinkenden die Hand,
Rath und That den Brüdern;
alle Menschen knüpft ein Band,
in verschied'nen Gliedern.]

Chor.
Seht des [1801:der] Armen Dürftigkeit,
Seht die Thränen [Reichard und 1784, 49: Thräne] fließen;
Wohlthun, sanfte Menschlichkeit,
[Reichard und 1784, 49: Wohlthun Lieb und Menschlichkeit]
Soll die Arbeit schließen.
H.


LXXX. An das Frauenzimmer.

Euch, die die sanfte Schönheit schmückt,
siehe: Neun frühe Schwesternlieder
H.

LXXXI. ohne Titel


Auch in:
Allgemeines Gesangbuch für Freymäurer, 1784, 98-99,
u. d. T.: „Ueber die Bestimmung der Freymaurer“,
Werner Hans Friedrich Abrahamson: Declamationen und Reden über Maurer-Pflichten und bey Feyerlichkeiten, 1785, 439-441, u. d. T.: „Der Lehrling“
Vollständiges Gesangbuch für Freimaurer, 1801, 191 (ohne die 4. 9, und 10. Strophe).

1.
Chor.
O! blühe stets durch dreymal drey,
Mit Ehr und Ruhm geschmückt,
Und wachs, erhabne Maurerey,
Die unsre Welt beglückt!

2.
Einer.
Auf, Brüder! denen noch das Licht
Durch dichte Hüllen blinkt,
Seyd standhaft, wenn auch Klarheit nicht
Gleich jede Nacht verdringt [1801: verschlingt],

3.
Chor.
O! blühe stets durch dreymal drey,
Mit Ehr und Ruhm geschmückt,
Und wachs, erhabne Maurerey,
Die unsre Welt beglückt!

4.
Einer.
Ein Pilger, der verirrt im Hayn,
Die tiefe Mitternacht
Bey hülfeleerem Sterneschein
Voll Hoffnungen durchwacht,
5.
Harrt ruhig auf die Wiederkunft [1801: Ein Wandrer harrt der Wiederkunft]
Des hohen [1801: neuen] Morgenlichts;
In jedem Graun [1801: im Grau'n der Nacht] zeigt die Vernunft
Ihm nur ein leeres [1801: schreckend] Nichts.

6.
Chor.
O! blühe stets durch dreymal drey,
Mit Ehr und Ruhm geschmückt,
Und wachs, erhabne Maurerey,
Die unsre Welt beglückt!

7.
Einer.
Genossen meiner dunklen Bahn!
Harrt standhaft, bis das Licht,
Aufsteigend aus [1801:entsteigend einst] dem Ocean,
Auch unsre Nacht durchbricht.

8.
Chor.
O! blühe stets durch dreymal drey,
Mit Ehr und Ruhm geschmückt,
Und wachs, erhabne Maurerey,
Die unsre Welt beglückt!

9.
Einer.
Ein Selger steigt in jener Welt
Von Heil zu Heil hinan [1785: empvr]:
So wird auch uns stets mehr erhellt
Die dämmrungsvolle Bahn.
[1785: So stralet wem die Binde fällt.
Auch Licht aus Licht hervor.]

10.
Chor.
O! blühe stets durch dreymal drey,
Mit Ehr und Ruhm geschmückt,
Und wachs, erhabne Maurerey,
Die unsre Welt beglückt!
Abr.


LXXXV: ohne Titel


Auch in:
Allgemeines Gesangbuch für Freymäurer, 1784, 14-15,
u. d. T.: „Aufmunterung zur Freude“,
Werner Hans Friedrich Abrahamson: Declamationen und Reden über Maurer-Pflichten und bey Feyerlichkeiten, 1785, 433-435, u. d. T.: „Für die Johannisfeyer“ (mit anderer Rollenverteilung), 1. Aufl. 1772
Vollständiges Gesangbuch für Freimaurer, 1801, 25.

Einer.
Brüder, auf! in lauten Chören
Laßt des Ordens Loblied hören!
Singet seinen ewgen Ruhm.

Chor.
Weisheit, Schönheit, Stärke,
Adeln unsre Werke,
Sind des Ordens Eigenthum.
Weisheit, Schönheit, Stärke,
Sind des Ordens Eigenthum.

Einer.
Weisheit stieg vom Himmel nieder
Ordnete des Baues Glieder
Zu des Ordens ewigem Ruhm.

Chor.
Weisheit, Schönheit, Stärke,
Adeln unsre Werke,
Sind des Ordens Eigenthum.
Weisheit, Schönheit, Stärke,
Sind des Ordens Eigenthum.

Einer.
Schönheit schmückt mit ihrem Glanze
Dieses wunderbare Ganze;
Schmückt des Ordens ewgen Ruhm.

Chor.
Weisheit, Schönheit, Stärke,
Adeln unsre Werke,
Sind des Ordens Eigenthum.
Weisheit, Schönheit, Stärke,
Sind des Ordens Eigenthum.

 Einer.
Stärke, die der Zeiten lachet,
Stützt die Maurerey, und wachet
Für des Ordens ewgen Ruhm.

Chor.
Weisheit, Schönheit, Stärke,
Adeln unsre Werke,
Sind des Ordens Eigenthum.
Weisheit, Schönheit, Stärke,
Sind des Ordens Eigenthum.
Abr.