Johann Georg Adam Forster

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Johann Georg Adam Forster

Quelle: Wikipedia

(* 27. November 1754 in Nassenhuben; † 10. Januar 1794 in Paris) war ein deutscher Naturforscher, Ethnologe, Reiseschriftsteller, Freimaurer und Revolutionär in der Zeit der Aufklärung. Er gilt als einer der ersten Vertreter der wissenschaftlichen Reiseliteratur und trat auch als Übersetzer, Journalist und Essayist hervor.

Forster nahm an der zweiten Weltumsegelung James Cooks teil und lieferte wichtige Beiträge zur vergleichenden Länder- und Völkerkunde der Südsee. An Hochschulen in Kassel und Wilna lehrte er Naturgeschichte. Als deutscher Jakobiner und Mitglied des Mainzer Jakobinerklubs gehörte er zu den Protagonisten der kurzlebigen Mainzer Republik.


Leben

Das Leben Georg Forsters war kurz, aber reich an Erfahrungen und Erlebnissen, wie sie im 18. Jahrhundert nur wenigen Menschen vergönnt waren. Von allen deutschen Aufklärern dürfte Georg Forster am meisten von der Welt gesehen haben.


Reisender und Übersetzer

Georg Forster war der Sohn des Naturforschers und evangelisch-reformierten Pastors Johann Reinhold Forster und seiner Frau Justina Elisabeth, geb. Nicolai. Der Vater, stärker an Philosophie und Naturwissenschaften interessiert als an Theologie, nahm seinen erst zehnjährigen Erstgeborenen im Jahr 1765 mit auf eine Studienreise an den Unterlauf der Wolga, wo seit kurzem deutsche Auswanderer siedelten, die dem Ruf Katharinas der Großen gefolgt waren. Im Auftrag der russischen Regierung sollte Johann Reinhold Forster die Verwaltung und Lebensverhältnisse der Wolgadeutschen untersuchen. Die Reise führte ihn von Mai bis August 1765 bis zum Eltonsee in der Kaspischen Senke am linken Unterlauf des Flusses. Bereits damals war der junge Forster an kartografischen Studien und an Bodenuntersuchungen beteiligt. Vater und Sohn verlebten das folgende Jahr in Sankt Petersburg, wo Johann seine Berichte redigierte. Georg besuchte in dieser Zeit die Petrischule und lernte fließend Russisch.

Im August 1766 übersiedelte Johann Reinhold Forster von St. Petersburg nach London, um im Land seiner Vorfahren eine seinen Neigungen entsprechende Existenz als Lehrer und Übersetzer aufzubauen. Georg begleitete ihn auch dorthin und lernte auf der langen Schiffsreise Englisch. Schon als 13-Jähriger gab er in England sein erstes Buch heraus: eine Übersetzung von Lomonossows Werk Kurze Russische Geschichte, vom Russischen ins Englische, die in wissenschaftlichen Kreisen lobende Anerkennung fand.

Georg Forster hat im Lauf seines Lebens überwiegend Texte aus dem Englischen und dem Französischen ins Deutsche übersetzt, vereinzelt auch aus anderen europäischen Sprachen wie Russisch, Niederländisch und Schwedisch, sowie umgekehrt aus dem Deutschen, Russischen oder Französischen ins Englische. Vorrangig übertrug er Reiseberichte, aber auch Fachtexte aus verschiedenen Gebieten. Das Übersetzen war für ihn vor allem ein Broterwerb.

Mit Captain Cook um die Welt

Da der Vater sich im Laufe der Zeit einen Ruf als Wissenschaftler erworben hatte, erhielt er 1772 das Angebot der britischen Admiralität, Captain James Cook auf seiner zweiten Weltumsegelung zu begleiten. Seine Aufgabe als Naturforscher sollte es sein, einen wissenschaftlichen Bericht über die Reise zu erstellen und nach der Rückkehr zu publizieren. Johann Reinhold Forster setzte durch, dass sein erst 17-jähriger Sohn Georg als Zeichner mitkommen durfte.

Am 13. Juli 1772 stachen Vater und Sohn Forster an Bord der Resolution in Plymouth in See. Die Reise führte zunächst in den Südatlantik, dann durch den Indischen Ozean und antarktische Gewässer in den Südpazifik und zu den Inseln Polynesiens und schließlich um Kap Hoorn herum wieder zurück nach England, wo die Expedition am 30. Juli 1775 eintraf. Auf ihrer dreijährigen Reise hatten die Forsters mit Cook unter anderem Neuseeland, die Tonga-Inseln, Neukaledonien, Tahiti, die Marquesas-Inseln und die Osterinsel erkundet und waren weiter nach Süden vorgedrungen als jemals Menschen vor ihnen. Cooks zweite Reise widerlegte endgültig die Theorie von einem großen, bewohnbaren Südkontinent.

Georg Forster beteiligte sich – zumeist als Zeichner und zunächst noch unter Anleitung seines Vaters – an Studien zur Tier- und Pflanzenwelt der Südsee. Beide haben auf dem Gebiet der Botanik viele neue Erkenntnisse gewonnen und eine Vielzahl bis dahin in Europa unbekannter Pflanzenarten beschrieben. So wurde unter anderem eine Pflanzengattung nach ihnen benannt: die Forstera aus der Familie der Stylidiaceae. Georg Forsters offizielles botanisches Autorenkürzel lautet „G.Forst.“.

Seine eigentlichen Interessengebiete aber, auf denen er bald selbständige Forschungen anstellte, waren die vergleichende Länder- und Völkerkunde. Er lernte schnell die Sprachen der polynesischen Inseln. Seine Berichte über die Polynesier sind bis heute anerkannt, da sie Forsters Bestreben widerspiegeln, den Bewohnern der Südsee-Inseln mit Einfühlung, Sympathie und weitgehend ohne christlich-abendländische Vorurteile zu begegnen. Mit dieser Art der einfühlenden Beobachtung war Forster anderen Völkerkundlern seiner Zeit weit voraus. Zugleich hütete er sich vor einer Idealisierung der „edlen Wilden“. Anders als etwa Louis Antoine de Bougainville, der mit seinem Reisebericht über Tahiti wenige Jahre zuvor die eher unkritische, idealisierende Südseeromantik begründete, nahm Forster die Gesellschaften der südpazifischen Inseln sehr differenziert wahr.

Er beschrieb die unterschiedlichen Sozialordnungen und Religionen, die er beispielsweise auf den Gesellschaftsinseln, den Freundschaftsinseln, in Neuseeland und auf der Osterinsel vorfand, und führte sie auf die jeweils unterschiedlichen Lebensbedingungen zurück. Zugleich registrierte er aber auch, dass die Sprachen auf diesen weit verstreut liegenden Inseln relativ eng miteinander verwandt waren. So schrieb er etwa über die Bewohner der Tonga benachbarten Nomuka-Inselgruppe:

„Ihre Sprache, die Fahrzeuge, Waffen, Hausrath, Kleidung, Puncturen [Tätowierungen], die Art den Bart zu stutzen; kurz, ihr ganzes Wesen stimmten mit dem, was wir hiervon auch auf Tongatabu gesehen hatten, genau überein. Nur konnten wir […] keine Art von Subordination unter ihnen gewahr werden, welche hingegen auf Tongatabu sehr auffallend war, und, in den Ehrenbezeugungen für den König, fast bis zur äußersten Sclaverey ging.“

Die Ethnographica, die Forster in der Südsee gemeinsam mit seinem Vater gesammelt hat, sind heute als Cook-Forster-Sammlung im Völkerkundlichen Museum Göttingen ausgestellt. Einen Teil der Sammlung hatten Vater und Sohn Fürst Leopold III. Friedrich Franz von Anhalt-Dessau geschenkt, der sie im Südseepavillon des Wörlitzer Parks ausstellte.