Karl Gotthelf von Hund und Altengrotkau: Unterschied zwischen den Versionen

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== Der Ritter von der roten Feder ==
 
== Der Ritter von der roten Feder ==
  
Hund erklärte 1754 am Hofe de Prätendantten Karl Eduard Stuard (s.d.) von einem mysteriösen Ritter "a penna rubra" ("Von der roten Feder") in Gegenwart von Lord William Kilmarnock und Lord Clifford, zweier Anhänger des Prätendenten, die Weihen als Ritter des alten, in Schottland angeblich fortlebenden [[Templerorden]]s empfangen zu haben und zum [[Heermeister]] (Provinzial-Großmeister) der VII Ordensprovinz" (Deutschland) ernannt worden zu sein. Er sei diesem auch vorgestellt worden, der in der Folge den Eingeweihten als der höchste geheime Obere des Ordens, als der Oberste Großmeister und Träger der auf ihn überkommenen Templertradition, galt.
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Hund erklärte 1754 am Hofe de Prätendenten Karl Eduard Stuard (s.d.) von einem mysteriösen Ritter "a penna rubra" ("Von der roten Feder") in Gegenwart von Lord William Kilmarnock und Lord Clifford, zweier Anhänger des Prätendenten, die Weihen als Ritter des alten, in Schottland angeblich fortlebenden [[Templerorden]]s empfangen zu haben und zum [[Heermeister]] (Provinzial-Großmeister) der VII Ordensprovinz" (Deutschland) ernannt worden zu sein. Er sei diesem auch vorgestellt worden, der in der Folge den Eingeweihten als der höchste geheime Obere des Ordens, als der Oberste Großmeister und Träger der auf ihn überkommenen Templertradition, galt.
  
 
== Das Heermeisterpatent ==
 
== Das Heermeisterpatent ==

Version vom 3. August 2010, 09:54 Uhr

Hund, Karl Gotthelf

Quelle: Lennhoff, Posner, Binder

Reichsfreiherr von Hund und Altengrotkau, * 1722, t 8. November 1776 in Meiningen, stammte- aus einem schlesischen Geschlecht, das sich bis zum Jahre 1300 verfolgen läßt. Sein Vater war Kursächsischer Kammerherr und Großgrundbesitzer. Karl Gotthelf Hund studierte von 1737-1739 in Leipzig, ging dann auf Reisen. Der Tod der von ihm verehrten Tochter seines Vormundes, Caspar Heinrich von Rodewitz, ging ihm derart zu Herzen, daß er völlig Zusammenbrach und den Beschluß faßte, nie zu heiraten. In Paris soll er unter dem Einfluß einer vornehmen Dame zum Katholizismus übergetreten sein.

Anläßlich der Kaiserkrönung Karls VII. in Frankfurt a. M. (1741) dort anwesend, soll er in den Freimaurerbund aufgenommen worden sein. 1743 leitete er in Paris eine Loge und fungierte am 25. August 1743 bei Einsetzung einer solchen als Erster Aufseher. Sein ganzes Leben ist von Freimaurerei und der von ihm begründeten Strikten Observanz erfüllt. Diesem Zwecke opferte er alles, Zeit, Geld und Grundbesitz, 1776 reiste er, obzwar schon krank, nach Meiningen, um den regierenden Herzog Friedrich August der Strikten Observanz zuzufuhren. Gleich nachher wurde er bettlägerig und starb an einer "hitzigen Krankheit". Er wurde im vollen Heermeisterornate in der Stadtkirche von Mellrichstadt (Unterfranken) beigesetzt. Am Finger trug er den goldenen Heermeisterring mit den Initialen N. V. I. O., d. i. ,nulla vi invertitur ordo' ("Durch keine Gewait kann der Orden gestürzt werden").

Der Ritter von der roten Feder

Hund erklärte 1754 am Hofe de Prätendenten Karl Eduard Stuard (s.d.) von einem mysteriösen Ritter "a penna rubra" ("Von der roten Feder") in Gegenwart von Lord William Kilmarnock und Lord Clifford, zweier Anhänger des Prätendenten, die Weihen als Ritter des alten, in Schottland angeblich fortlebenden Templerordens empfangen zu haben und zum Heermeister (Provinzial-Großmeister) der VII Ordensprovinz" (Deutschland) ernannt worden zu sein. Er sei diesem auch vorgestellt worden, der in der Folge den Eingeweihten als der höchste geheime Obere des Ordens, als der Oberste Großmeister und Träger der auf ihn überkommenen Templertradition, galt.

Das Heermeisterpatent

Als Beweis für diese, vielfach als unwahr bezeichneten Angaben legte Hund später ein genanntes Heermeisterpatent vor, durch das er auf einem bis heute nicht entzifferten chiffrierten Dokument als Heermeister von Deutschland bezeichnet und eingesetzt worden sein wollte. Nach Deutschland zurückgekehrt, begann Hund mit dem ihm befreundeten C. G. Marschall von Bieberstein auf seinen Besitzungen nach Pariser Muster zu arbeiten. Marschall von Bieberstein errichtete in Naumburg die Schottenloge "Zu den drei Hammern", Hund in seinem Schlosse zu Eittlitz die später auf das Gut Unwtürde in der Lausitz verlegte Loge "Zu den drei Säulen".

Man nährte die in Frankreich erdachte Fabel, daß die Freimaurerei in Wirklichkeit von dem Tempelherrenorden abstamme, als dessen geheime Fortsetzung aus dessen Trümmern errichtet worden sei, gab sich dem irrigen Bewußtsein hin Träger der hohen Sendung zu sein, den "Tempel" wieder in hellem Glanz erstrahlen zu lassen. Die Mitglieder der Logen gaben sich klingende Ordensnamen. Hund selbst führte in den Annalen seines Templerordens den Namen Carolus eques ab Ense oder Chevalier de l'epée. 1755 gab Hund dieser Gemeinschaft von Tempelrittern einen Operationsplan. Es sollten möglichst viele Personen hohen Standes herangezogen werden, außerdem wurde auch ein Finanzplan (ökonomischer Plan) entworfen, da der Orden bis dahin nur von den persönlichen Einkünften Hunds lebte. Strenger Gehorsam war Gründbedingung des Systems daher auch der Name:

Strikte Observanz

An Umfang und Genauigkeit bisher unübertroffen enthält das bis zur Gegenwart aktualisierte große lexikalische Standardwerk über die Freimaurerei neben einem lexikografischen Teil, Grundgesetzen, Chronik und Vokabularium der Freimaurerei auch Darstellungen der Leistungen ihrer Mitglieder. Die Vielzahl der Stichworte, Bibliografie und Index ermöglichen einen leichten Zugang zur immer noch geheimnisumwitterten Welt der Feimaurer. Prof. Dieter A. Binder; geboren 1953, lehrt an der Karl-Franzens-Universität Graz und der Andrassy-Universität Budapest Geschichte. Autor zahlreicher Publikationen zur Österreichischen Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts und zur Kulturgeschichte. Bestellung: SCHOPF

Es wurde eine eigene Ordenstracht festgelegt, die auf einem über weißwollenem Unterkleid getragenen weißen Mantel das rote Templerkreuz zeigte; als Uniform galt ein purpurroter Waffenrock mit neun kleinen, goldgestickten Schleifen und blauer Weste. Das von den angeblichen S. I. (Superiores Incogniti, Unbekannte Obere) geleitete System umfaßte die drei Johannisgrade, den Schottengrad und den Inneren Orient (I. O.). Letzterer hatte zwei Stufen: Novize und Rittergrad (Eques) (s. d.). Dazu kam etwa 1770, nicht allgemein anerkannt, der (rein katholische) Eques professus (s. d.). Deutschland an der Elbe und Oder, einschließlich Dänemarks, Schwedens und Kurlands (Germania inferior) bildete die VII., Deutschland an der Donau, am Po und Tiber (Germania superior) die VIII. Provinz. Ganz Europa gliederte sich auf dem Papier in neun derartigen Provinzen, fünf waren tätig, davon drei in Frankreich (V. Burgund [umfaßte auch die Schweiz], VI. Albernia, VII. Occitania).

Der Aufzunehmende, zu "Rektifizierende", hatte eine "Obödienzakte" zu unterzeichnen und unterzog sich Einweihungszeremonien, die denen der alten Ritterorden nachgeahmt waren. Der Siebenjährige Krieg brachte Strikte Observanz. Es wurde eine eigene Ordenstracht festgelegt, die auf einem über weißwollenem Unterkleid getragenen weißen Mantel das rote Templerkreuz zeigte; als Uniform galt ein purpurroter Waffenrock mit neun kleinen, goldgestickten Schleifen und blauer Weste. Das von den angeblichen S. I. (Superiores Incogniti, Unbekannte Obere) geleitete System umfaßte die drei Johannisgrade, den Schottengrad und den Inneren Orient (I. O.). Letzterer hatte zwei Stufen: Novize (s. d.) und Rittergrad (Eques) (s. d.). Dazu kam etwa 1770, nicht allgemein anerkannt, der (rein katholische) Eques professus (s. d.). Deutschland an der Elbe und Oder, einschließlich Dänemarks, Schwedens und Kurlands (Germania inferior) bildete die VII., Deutschland an der Donau, am Po und Tiber (Germania superior) die VIII. Provinz. Ganz Europa gliederte sich auf dem Papier in neun derartigen Provinzen, fünf waren tätig, davon drei in Frankreich (V. Burgund [umfaßte auch die Schweiz], VI. Albernia, VII. Occitania).

Der Aufzunehmende, zu "Rektifizierende", hatte eine "Obödienzakte" (s d.) zu unterzeichnen und unterzog sich Einweihungszeremonien, die denen der alten Ritterorden nachgeahmt waren. Der Siebenjährige Krieg brachte Hund und seine Freunde auf andere Gedanken, zumal Hund wiederholt von seinen Besitzungen fliehen mußte. Daß die Strikte Observanz nach dem Kriege wieder auflebte, verdankte sie mehreren merkwürdigen Persönlichkeiten. In Berlin hatten französische Kriegsgefangene Offiziere eine eigene Freimaurerei, das sogenannte Clermontsche System, man darf wohl sagen, erfunden. Zum Vorkämpfer dieses Systems machte sich ein entgleister protestantischer Pastor, der ehemalige Konsistorialrat Philipp Samuel Rosa, der in Deutschland an mehreren Orten Kapitel gründete, und seine Freunde auf andere Gedanken, zumal Hund wiederholt von seinen Besitzungen fliehen mußte.

Siehe auch