Ludwig Friedrich Lenz: 13 freimaurerische Gesänge

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Ludwig Friedrich Lenz: 13 freimaurerische Gesänge

9 Gesänge aus: Freymäurer-Lieder. [Altenburg] Im Jahr 1746. In der Reihenfolge des Jahres 1746.

Am Schluss ergänzt durch 4 Gesänge aus dem Jahre 1772 aus: Ludwig Friedrich Lenz: Gedichte verschiedenen Inhalts. Postum herausgegeben von Christian Gottlieb Geyser. Altenburg: Richter 1781, 183-216

Im Jahre 1781 wurden die Reihenfolge umgestellt, Titel geändert und Änderungen der Texte vorgenommen.



I. Lob-Gesang

auf die feyerliche Johannis-Loge, 1746 [1781: Auf das Fest des heil. Johannes.]


O heil'ges Band der Freundschaft treuer Brüder!
Dem höchsten Glück der Erd' an Vorzug gleich!
Dem Glauben fremd, doch nimmermehr zuwider!
Der Welt bekannt und doch Geheimniß-reich!
O heiliger, o dreymal großer Orden!
Der Weise reizt, und Fürsten lüstern macht;;
Mit dir ist uns die güldne Zeit geworden,
So schön, als sie die Fabel kaum erdacht.
Äuf Mäurer! singt, laßt jetzt den Erdkreiß hören:
Es sey der Tag, dem dieses Lied geweyht,
Ein herrlicher, ein großer Tag der Ehren,
Ein hohes Fest der Treu und Einigkeit.
So weit die Welt nach guten Sitten wandelt,
Ist diß ein Tag voll Freuden, Wohl und Heil;
Und wo Vernunft in Freyheit denkt und handelt,
Da nimmt man heut an unserm Glücke Theil.
Die Tugend ists, wodurch wir glücklich werden,
Es ist ihr Trieb, der unser Thun [1781: Herz] beseelt;
Die Tugend ists, die sich ein Volk auf Erden
In unsrer Zunft, aus allen Völkern wehlt.
Ihr sanfter Geist verbannt aus den Gemüthern
Den Eyfer-Geist, der Gott mit Blut bedient:
Ihr Band verknüpft, und machet die zu Brüdern,
Die sich in Sprach' und Sitten fremde sind.
Durch sie sind uns der Freundschaft Pfänder eigen,
Geheimnisse, für die uns Ehrfurcht rührt,
Und unser Ruhm ein ungebrochnes Schweigen,
Das weder Furcht, noch Lieb‘ und Wein verführt.
Sie macht uns groß, sie bringt uns hoch zu Ehren,
Daß unser Preiß vom Nord- zum Süd-Pol blüht,
Und Phöbus Aug‘ auf beyden Hemisphären
Nichts herrlichers, als unsre Logen sieht.
Sie hat nunmehr, seit so viel tausend Jahren,
Ein Volk, das nie durch Waffen furchtbar ward,
Vor List und Macht, in mancherley Gefahren,
Stets unbeschimpft, stets ungekränkt bewahrt.
Denn nicht erst heut ist unser edler Orden,
Den Weisheit groß, Geheimniß heilig macht,
Dem Neid zur Pein, der Welt zum Wunder worden:
Sein Adel ist so alt, als Licht und Nacht.
Die Vorwelt sah auf Salems heilgen Hügeln
Dem Ewigen ein wohnbar Haus entstehn:
Und in dem Phrat sich manchen Bau bespiegeln,
Der würdig war, niemahlen zu vergehn.
Die Wissenschaft gieng zu den Griechen über,
Sobald im Ost die Tugend Abschied nahm;
Von denen sie zum stolzen Strom der Tyber,
In größrem Schmuck und ernstrer Schönheit kam.
Fast reizender, und allzeit [1781: immer] gleich erhaben,
Sahn wir sie jüngst aus Staub und Moder ziehn;
[1781: Sahn wir sie auf, aus Staub und Moder, blühn:]
Nachdem sie lang in Barbarey begraben
Und vor der Welt mehr als vergessen schien.
O selge Zeit! die sie den Thron besitzen,
Und mit dem Glück in holder Eintracht sieht!
O sichres Volk! das Könige beschützen,
Und dessen Ruh der Helden Faust bemüht!
Der tiefe Geist der gründlich weisen Britten,
Das deutsche Hertz, voll Redlichkeit und Treu,
Der Franzen Witz und schmeichelhafte Sitten
Sind doppelt schön im Schmuck der Maurerey.
Betrachtet es, es ist vor euch ein Wunder,
Verblendete! Verächter unsres Lichts!
Und sagt: warum geht diß Geschlecht nicht unter?
Wodurch besteht ein euch verächtlich nichts [1781: Nichts]?
Ists Eitelkeit? sagt, oder ist es gründlich
Das stille Glück, dem sich die Mäurer weyhn [1781: der Maurer weiht]?
Kann ein Gesetz, das thöricht oder sündlich,
So fest bestehn, von solcher Dauer seyn?
Nein! denn ists wahr? daß Gott selbst in uns allen
Den edlen Trieb, sich zu gesellen, nährt;
So muß gewiß ihm ein Gesetz gefallen,
Das Freundschafft heißt, und Menschen lieben lehrt.
Gefällt es ihm, so wird mit gleichem Glücke
Es fort bestehn, des Ruhms und Preißes voll;
Bis ihm gefällt, daß selbst sein Meisterstücke,
Der Bau der Welt nicht länger dauren soll.


Lobgesang auf die feierliche Johannisloge

Unter dem Titel Lobgesang auf die feierliche Johannisloge stark gekürzt und 1772 vertont von Wolfgang Amadeus Mozart (KV 148)

O heiliges Band der Freundschaft treuer Brüder,
dem höchsten Glück und Edens Wonne gleich,
dem Glauben freund, doch nimmermehr zuwider,
der Welt bekannt und doch geheimnisreich.
Auf, Maurer! singt; laßt heut den Erdkreis hören,
es sei der Tag, dem dieses Lied geweiht,
ein herrlicher, ein großer Tag der Ehren,
ein hohes Fest der Treu' und Einigkeit.
Sie macht uns groß; sie bringt uns hoch zu Ehren,
daß unser Preis vom Nord- zum Südpol blüht,
und Phöbus' Aug' auf beiden Hemisphären
nichts Herrlicher's als unsre Logen sieht.
Ist's Eitelkeit? sagt, oder ist es gründlich,
das stille Glück, dem sich die Maurer weih'n?
Kann ein Gesetz, das töricht oder sündlich,
so fest besteh'n, von solcher Dauer sein?
Nein! Denn ist's wahr, daß Gott selbst in uns allen
den edlen Trieb, sich zu gesellen, nährt,
so muß gewiß ihm ein Gesetz gefallen,
das Freundschaft heißt und Menschen lieben lehrt.


Auch unter dem Titel:

„An die Freundschaft“

O heiliger Bund, dir weih' ich meine Lieder,
Du höchstes Glück und Edens Wonne gleich!
In deine Kreise zieht mich's immer wieder,
Du machst das Leben schön und wonnereich.
Wie glücklich ist, wer hier auf diesen Welten,
Wo stets das Böse war des Guten Feind,
Und wo man treue Freundschaft findet selten,
Am Herzen ruhn kann einem treuen Freund.
So lang auf diesem Sterne wir hienieden,
Woll'n wir der Freundschaft immerdar uns weih'n.
Und wenn wir eingeh'n in Elysiums Frieden,
Dann woll'n wir dorten unsern Bund erneu'n.



II. Zur Eröffnung der Loge, 1746

Hinweg! wer von Gewalt und Raube
Nicht seine Hände rein behält!
Hinweg! wem Wahrheit, Treu und Glaube
Verächtlich scheint, wer Unschuld fällt!
Wer Arme drückt und Wäysen plagt,
Dem sey der Eintritt hier versagt.
Durch diese fest [1781:fast] verschloßne Thüren
Soll niemand, als ein Weiser, gehn.
Die Tugend selbsten soll ihn führen,
Und Unschuld ihm zur Seiten stehn;
Und wenn sein Fuß zurücke tritt,
So nehm er Treu und Schweigen mit.
Laßt Rang und Stoltz und Ehren-Stellen,
Gold, eiteln Dünkel, Pracht und Glück,
Bevor ihr diese heilgen Schwellen [1767: Stellen]
Betretet, an der Thür zurück!
Und hoffet hier keinen Vorzug nicht,
Als den die Tugend euch verspricht.



III. Meisterlied, 1746

Purpur reizt erhabne Seelen:
Mancher, der ihn würdig trägt,
Hat ihn willig abgelegt,
Um ein Schurzfell zu erwehlen.
Unsrer Unschuld weißes Kleid
Uebertrifft den Purpur weit.
Gold kann Witz und Klugheit blenden,
Gold hat Unschuld oft verführt:
Maurer sehn es ungerührt
Schändlich [1781: Sündlich] häufen, toll verschwenden:
Unsrer Logen Kalk und Stein
Uebertrifft des Goldes Schein.
Ruhm, Unsterblichkeit und Ehre,
Suchen Helden durch das Schwerdt;
Länder, so ihr Grimm verheert,
Ströhme Bluts verkaufter Heere,
Armer Völcker Noth und Qvaal,
Diß verewigt ihren Stahl.
Nicht geschliffen zum Verderben,
Nicht gespitzt auf Menschen Blut [1781: aus Menschenblut],
Nein, den Menschen hold und gut,
Muß der Stahl uns Ruhm erwerben,
Der, von weiser Hand geregt,
Sich um seinen Punkt bewegt.
Wissenschaft nährt und vergnüget
Bloß den ewig regen Geist,
Dem sonst alles eckel heist,
Was die Sinnen reitzend trüget;
Aber unsrer Weisheit Kraft
Uebertrifft die Wissenschaft.
Schönheit trägt in ihren Blicken
Allemahl des Himmels Bild,
Und ihr bloßer Anblick füllt
Aug, und Hertze mit Entzücken;
Aber sie vergeht und bricht
Allzu bald; die Unsre nicht.
Stärke macht zu gern Tyrannen,
Und gebiehrt gar oft Gewalt;
Aus des Friedens Aufenthalt
Ist sie billig zu verbannen.
Wir bemühen Uns allein
In der Tugend stark zu seyn.
Kind der Weisheit! schöne Tugend!
Du, der Gottheit Augenmerk!
Ihrer Ruhe ewges Werk!
Wie du in der ersten Jugend,
Der nur neu erschaffnen Welt,
Dich der Erden dargestellt;
So laß jetzt in unsern Zellen,
Deine holde Gegenwart,
Mit vergönnter Lust gepaart,
Sich Uns unter Augen stellen!
Gieb Uns, im Vergnügen rein,
Und in Freuden klug zu seyn!



IIII. Gesellen-Lied, 1746

Inspiriert von einem französischen Gedicht, das Ramsay in seiner Rede als Ausschnitt aus der Verteidigung von Procope zitiert:

Hier, in der Freiheit sicherm Schooße,
In brüderlicher Einigkeit:
Hier, wo Mächtige und Große [1781: hat der Mächtige, der Große],
Dem Kleinern [1871: Kleinen] Hand und Hertze beut [1781: geweiht]:
Hier, wo die Unschuld und die Freude [1781: Tugend]
In ungetrennter Freundschafft [1781: ungetrenntem Bunde] stehn:
Hier, Brüder! kommt, und laßt uns heute
Nach unsrer Pflicht zu Wercke gehn!
[1781: Vereinigt Alter sich und Jugend,
Und wo ist wohl ein Bund so schön?]
Wir baun der Wahrheit eine Veste [1781: Feste],
Der Weisheit einen Aufenthalt;
Nicht Ehrensäulen noch [1781: nicht] Palläste,
Vor Unterdrückung [1781: Für Tyranney] und [1781: für] Gewalt.
Wir tragen Lehren und Exempel,
Nicht Marmor, Kalk und Stein zu Hauf,
Und richten vor die Tugend Tempel,
Und vor das Laster Kerker auf.
[1781: Sucht, edle Seelen, die Exempel
In ächter Maurer Lebenslauf.
Wir richten für die Tugend Tempel,
Und Kerker für das Laster auf.]
Ein Bau, den keine Wuth der Flammen,
Der Wasserwogen Macht nicht fällt,
Weil ihn der Weisheit Kitt zusammen
Der Wahrheit Pfeiler aufrecht hält.
Was sind ietzt Babels Wunderwerke,
Als wüste Hauffen, Schutt und Staub?
Nur unsrer Weisheit ewge Stärke
Wird keiner Zeit ein morscher Raub.
[1781:
O Bau! Den Wolken noch bedecken,
Worinn sich der Profan verlor;
Wenn steigt, der Tyranney zum Schrecken,
Die Sonne über dir empor?
Sind nicht die alten Wunderwerke
Ein wüster Haufe, Schutt und Staub?
Nur unsrer Baukunst ewge Stärke
Wird keiner Künftigkeiten Raub.]



V. Lied derer Lehrlinge, 1746

siehe: Lied der Lehrlinge, 1722 Zwölf verschiedene Übersetzungen ins Deutsche, 1741-1983 6. deutsche Übersetzung



VI. Der Adel der Freymäurer, 1746

[1781: Die Redlichkeit]

Wo seyd ihr hin; beglückte Zeiten,
Als Einfalt groß und edel war?
Euch wünschen viele und beneiden
Den Vorzug eurer Tugend zwar:
Doch keiner ist dabey so kühn,
Euch. wiederum ans Licht zu ziehn.
Treu, Freundschaft, Redlichkeit und Glaube
Sind aus der großen Welt verbannt:
Die Unschuld wird der List zum Raube,
Und Gunst der Falschheit zugewandt;
Und wer ein Wort verspricht und hält,
Wird zum Gelächter aller Welt.
Verbannt sie nur, in diesem Zimmer
Soll ihre sichre Zuflucht seyn:
Hier dringt des Glücks erborgter Schimmer,
Des Stolzes eitle Macht nicht ein:
Denn hier wird kein Tyrann verehrt,
Und keines Schmeichlers Lob gehört.



VII. Auf das Frauenzimmer, 1746

[1781: Schwesterlied] siehe: "Laßt euch, ihr erzörnten Schönen, Mit der Maurerey versöhnen."



VIII. Trinklied, 1746

In unsern Bechern wohnt die Freude,
Die Freundin weiser Nüchternheit:
Nicht jene rohe, die uns heute
Mit Lust berauscht, und morgen reut.
In unsern Bechern wohnt das Lachen,
Gesunder Witz, bescheidner Scherz,
Der Vortheil sich beliebt zu machen,
Ein freyer Geist, ein ofnes Herz.
Doch wißt, sie wohnen auf dem Grunde
Wer heuchelt, der erblickt sie nie:
Drum, Brüder, führt das Glaß zum Munde,
Und trink rein aus, so schmeckt ihr sie.



VIIII. Trinklied, 1746

Allein.

Vergnügt zu seyn, ist wohl erlaubt,
Denn Unschuld paart sich mit der Freude:
Ein Weiser, der die Gottheit glaubt,
Geht drum nicht stets im Trauerkleide:
Wer alle Lust aus Furcht verdammt,
Ficht wider sich mit eignen Waffen:
Die Welt, so von dem Himmel stammt,
Ist nicht umsonst so schön erschaffen.

Chor.

So laßt denn, weil ihr fähig seyd,
Des Lebens Freude zu genießen,
Den Wein, den kein Gesetz verbeut,
In Becher treuer Freundschaft fließen:
Und trinkt, nach unsrer Alten [1781: alten] Art,
Vernünftig, mäßig, weißlich, nüchtern:
Die Lust, die sich mit Unschuld paart,
Macht keines Heuchlers Tadel schüchtern.

Allein

Es ist ein bloßer Eigensinn,
Sich Zeit und Leben schwer zu machen:
Weil ich ein Mensch und sterblich bin,
Soll ich deßhalber niemahls lachen?
Soll ich mich, als ein Sklav der Noth
Mit Ketten banger Furcht beschweren,
Und weil mir die Zerstörung droht,
Durch Gram mich vor der Zeit zerstören?

Chor.

So laßt denn, weil ihr fähig seyd,
Des Lebens Freude zu genießen,
Den Wein, der allen Gram zerstreut,
In Becher treuer Freundschaft fließen!
Und trinkt nach unsrer Alten [1781: alten] Art,
Vernünftig, mäßig, weißlich, nüchtern:
Die Lust, die sich mit Unschuld paart,
Macht keines Heuchlers Tadel schüchtern.
Allein.
Das Laster soll, und kann und mag
Vor dem, was es verdient, erzittern;
Der Unschuld ewig heller Tag
Weiß nichts von Sturm und Ungewittern:
Der Dummheit finstre Nächt' entstehn
Aus ihrem dürftigen Gehirne:
Die Tugend wird noch einst [1781: eins] so schön,
Durch frohen Muth und heitre Stirne.

Chor.

So laßt denn, weil ihr fähig seyd,
Des Lebens Freude zu genießen,
Den Wein, der Tugend selbst erfreut,
In Becher treuer Freundschaft fließen:
Und trinkt nach unsrer Alten [1781: alten] Art,
Vernünftig, mäßig, weißlich, nüchtern:
Die Lust, die sich mit Unschuld paart,
Macht keines Heuchlers Tadel schüchtern.


Nun folgen als Ergänzung die in der Ausgabe 1781 vier hinzugefügten Gesänge aus dem Jahre 1772:



Lobgesang, 1772

Eine Stimme allein.

Preis Dir, erhabner edler Orden
Der alten freyen Maurerey!
Alt bist Du nur durch Weisheit worden,
Durch unerzwungne Tugend frey,
Und, wo der Mensch Dich nicht entweiht,
Ein Segen für die Menschlichkeit.

Chor.

Stimmt, Brüder, stimmt mir alle bey!
Singt, Maurer, laut, mit vollem Munde:
Nichts Größers, als die Maurerey,
Ist auf dem ganzen Erdenrunde.

Allein.

Es steigen Könige hernieder
Von Thronen, die ihr Geist erhöht,
Und werden dieses Ordens Glieder,
Entäußern sich der Majestät,
Und achten es sich nicht zu klein,
Hier Bruder, Freund und Mensch zu seyn.

Chor.

Glorreiches Glück und Seelenruh,
Selbst beym Gefühl der Last der Kronen,
Nebst wahrer Freude, ström' Euch zu,
Gekrönte Brüder auf den Thronen!

Allein.

Die besten Fürsten, deren Händen
Sich Völker fröhlich anvertraun,
Umgürten rüstig Ihre Lenden
Mit unserm Maurerschurz und baun,
Der Welt zum Glück, sich selbst zum Ruhm,
Mit uns der Freundschaft Heiligthum.

Chor.

Heil Ihnen! Heil auf immerdar!
Sie sind der Schmuck von unserm Orden:
Heil Dem! Der uns schon theuer war,
Bevor Er unser Bruder worden.

Allein.

Der, dessen sieggewohnte Rechte
Vorhin den Blitz der Kriege trug,
Der oft, im donnernden Gefechte,
Wie Cäsar, kam und sah und schlug,
Beut uns jetzt brüderlich die Hand,
Womit Er sich den Lorbeer wand.

Chor.

Groß und unsterblich sind Sie nun,
Die Helden der gerechten Kriege:
Doch, was Sie heut, als Maurer, thun,
Ist kleiner nicht, denn Ihre Siege.

Allein.

Der, dessen Geist geschärft zum Denken,
Vertraut mit tiefer Weisheit ist,
Der Bahnen, wo sich Sonnen lenken,
Wie seines Ackers Ruthen mißt,
Wird Maurer; nun bekennt er frey:
Daß hier die wahre Weisheit sey.

Chor.

Hier ist die Weisheit, wie sie soll,
Hold, menschenfreundlich, nicht verstiegen;
Still, ernsthaft, und doch wonnevoll:
Lernt, Brüder, aber seyd verschwiegen!

Allein.

Der Hub der Menschlichkeit, das Beste
Von Männern, die der Erdkreis nährt,
Schließt hier den Bund, den, ewig feste,
Kein Wahn, kein Glück, kein Zufall stört.
Kein Gottesdienst, kein Volk, kein Stand
Versagt dem Bruder Herz und Hand.

Chor.

In diesem Heiligthum sind wir
Bloß schätzbar nach dem Werth der Güter
Der Seelen: und drum sind auch hier
Fürst, Bürger, Fremdling, Priester, Brüder.

Allein.

Erhabner, mächtiger Gedanke:
Daß ich ein freyer Maurer bin!
Wenn ich im Pfad der Tugend wanke:
So steig da leuchtend mir zu Sinn,
Und präge mir den Vorsatz ein:
Ich will der Ehre würdig seyn.

Chor.

Heil allen! die der Kitt verbindt
Der Logen auf dem Rund der Erden!
Die würdig freye Maurer sind!
Heil allen, würdig es zu werden!




1781: erschienen die drei Strophen des Gesangs „Der Adel der Freymäurer“ unter dem Titel:

Die Redlichkeit.

Die drei Strophen wurden umgeschrieben und ohne Titel fünf Strophen angehängt.



Wo seyd ihr hin, beglückte Zeiten,
Als Einfalt groß und edel hieß,
Und, ohne sich um Tand zu streiten,
Der Tugend man den Vorzug ließ?
Entfernt vom Wege der Natur,
Lehr, was ihr war’t, die Fabel nur.
Treu, Wahrheit, Redlichkeit und Glaube
Sind aus der großen Welt verbannt;
Die Unschuld wird der List zum Raube,
Die ächte Freundschaft wird verkannt;
Und Weisheit, die kein Titel schmückt,
Wird von der Thorheit Stolz gedrückt.
Hell uns! in diese heilgen Zimmer
Drängt sich der eitle Wahn nicht ein;
Hier kann die Tugend, ohne Schimmer,
Der Menschheit ihren Rang verleihn.
Ein Bruderherz voll Redlichkeit
Bringt dich zurück, o goldne Zeit.


Ohne Titel schliessen sich in der Ausgabe 1781 an:

fünf Strophen von 1772
Aus dämmernder, westlicher Ferne
Blickt schimmernd der Führer der Sterne,
Der Herold der kommenden Nacht:
Jetzt geht er als Hesperus nieder,
Einst kehrt er als Lucifer wieder,
Ein Herold des Tags, der erwacht.
Sey freundlich, o Nacht! uns willkommen!
Du gütige Freundinn der Frommen,
Die liebreich dein Schleyer verbirgt;
Damit sie nicht Arglist bespähe,
Damit sie Verläumdung nicht schmähe,
Nicht Bosheit ergreife, die würgt.
Zwar öfters, doch ungern, bedeckest
Du Laster, indem du sie schreckest;
Wir aber bedürfen es nicht,
Daß deine gefälligen Schatten
Hier Lastern die Zuflucht verstatten;
Wir wandeln, auch finster, im Licht.
Verschwiegene Freundinn, umhülle
Uns jetzo mit Dunkel und Stille!
Deck‘ unsre Geheimnisse zu!
Die Sorgen, die Sterbliche quälen,
Laß schlummern, und geuß in die Seelen
Der Gnügsamkeit selige Ruh.
Das aber verbirg nicht dem Neide,
Daß uns hier, in Unschuld und Freude,
Die nächtlichen Stunden verfliehn:
Und daß, in verschloßnen Gemächern,
Bey nüchternen, fröhlichen Bechern,
Wir Menschen zur Weisheit erziehn.



Gebet, 1772

Der Du mit Weisheit, Stärk und Pracht
Im Unermeßlichen gebauet,
Auch mich hat Deine Hand gemacht!
Du hast mein Schicksal überschauet:
Und mich an dieses Werk gestellt,
Um hier in zugezählten Tagen,
Zum Bau der großen Geisterwelt
Das Meine wirksam beyzutragen.
Laß, meiner Pflichten eingedenk,
Mich treulich an der Arbeit bleiben,
Die Du mir zugetheilt, und schenk
Mir Kraft, Dein edles Werk zu treiben.
Gieb, daß ich Brüder brüderlich
Mit reiner, heißer Lieb umfasse;
Jedoch, dabey bewahre mich,
Damit ich keinen Menschen hasse.
Gieb mir ein lasterfreyes Herz,
Vernunft und Mäßigung in Freude,
Im Unglück Trost, Geduld im Schmerz,
Und Muth, wenn ich vom Leben scheide.



Feyerabend, 1772

Die Sonn in Westen zeigt uns schon
Von unserm Tagewerk das Ende.
Kommt, Brüder, und empfangt den Lohn
Des edlen Fleißes treuer Hände;
Empfindet jetzt, bey gutem Muth,
Wie schön sichs nach der Arbeit ruht.
Setzt Euch zum brüderlichen Mahl
Mit heitern Stirnen, offnen Herzen,
Trinkt weislich, nach geweihter Zahl,
Würzt Speis und Wein mit muntern Scherzen:
Doch daß der Scherz nicht allzufrey,
Unbrüderlich und beißend sey.
Der Maurerey geliebte Pflicht
Verkennt, auch selbst bey Fröhlichkeiten,
Ein guter ächter Maurer nicht;
Laßt, Brüder, stets die Pflicht Euch leiten:
Seyd jetzt gesellig, und bezeigt
Zugleich Euch sittlich, morgen schweigt!



Trinklied, 1772

III.

Dieses Lied gehört nicht hierher, denn es ist leicht verändert übernommen aus: Johann Adolf Scheibe: Neue Freymäurer-Lieder mit bequemen Melodieen. Kopenhagen: Mumme 1749, 33-34 (unter dem Titel: „Der Wein“); und: Vollständiges Liederbuch der Freymäurer mit Melodieen, in Zwey Büchern. Kopenhagen und Leipzig 1776, 100-101.