Memphis und Misraim

Aus Freimaurer-Wiki
Version vom 16. Januar 2010, 22:54 Uhr von Jens Rusch (Diskussion | Beiträge) (Die Seite wurde neu angelegt: „ == Memphis-Ritus == Quelle: Lennhoff, Posner, Binder (frz. Rite de Memphis) auch Ägyptischer Ritus genannt, Hochgradsystem, entstand als Konkurrenzsyst…“)
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)

Memphis-Ritus

Quelle: Lennhoff, Posner, Binder

(frz. Rite de Memphis) auch Ägyptischer Ritus genannt, Hochgradsystem, entstand als Konkurrenzsystem gegen den Misraim-Ritus und gehört wie dieser zum Kapitel der maurerischen Verirrungen.

Er nannte sich "Orientalischer Freimaurerorden von Memphis" und wurde von einem Abenteurer namens Samuel Honis aus Kairo 1814 in Frankreich propagiert. Nach einer Darstellung, die freie Erfindung war, ging der Orden auf den "Alten und Primitiven Ritus von Memphis" ("Dionysische Mysterien") zurück, der um 1060 v. Chr. von griechischen Eingeweihten nach Kleinasien gebracht worden sei. Zu Beginn der christlichen Zeitrechnung hatte der vom heiligen Markus zum Christentum bekehrte ägyptische Weise Ormus die Mysterien der ägyptischen Priester mit denen des Neuen Gesetzes vereinigt und den Rosenkreuzergrad begründet. Diese Vereinigung sei bis zu den Kreuzzügen die Bewahrerin der altägyptischen Maurerweisheit geblieben. Englische Kreuzfahrer, die "Ritter von Palästina" hätten dann den Orden nach Schottland gebracht und eine Großloge von Edinburgh gegründet, die Wiege der neuen Maurerei.

1815 stiftete Honis mit Baron Dumas Marquis de Laroque, Gabriel-Mathieu Marconis de Negre u. a. in Mont Auban (Departement Tarn) eine Loge "Les disciples de Memphis", deren Großmeister (Groß-Hierophant) Marconis wurde. Diese Bauhütte lebte aber kaum ein Jahr und wurde erst 1838 wieder erweckt, worauf es zur Gründung einer Großloge "Osiris" in Paris kam, an deren Spitze als Groß-Hierophant ("Großmeister des Lichts, heiliger Depositar der Überlieferungen, "höchster Auserwählter des heiligen Vorhangs") Jacques-Etienne Marconis (Sohn) trat, ein Mann, der sich mit den alten griechischen und ägyptischen Mysterien eingehend beschäftigt hatte und mancherlei zu schreiben wußte (z. B. "Rameau d'Or d'Eleusis", 1861).

95 Grade

Das neue, von ihm ausgebaute Monster-System hatte 95 Grade, die teilweise stark von orientalischer Mystik durchsetzt waren. Von dem höchsten Sanktuarium, einem neunköpfigen Obersten Rat, der "Mystischer Tempel" hieß, sollte alles Licht, alle Lehre ausgehen- in seinem "Heiligtum", so wurde gesagt, "befände sich auch die ehrwürdige Lade der Überlieferung, der Altar der höchsten Gelöbnisse und die "Geheimnisse aller Grade". Der Ritus gewann bald Anhänger in mehreren Ländern, stellte aber infolge polizeilicher Verfügung 1841 seine Arbeit ein.

Groß-Hierophant

Der Groß-Hierophant Marconis, der für sich selbst, bezw. seine Würde einen eigenen Grad geschaffen hatte, arbeitete aber unermüdlich an der Wiederherstellung des Ordens. Im Jahre 1848 begann dann die Tätigkeit aufs neue (Kapitelloge "Les Sectateurs de Menes" in Paris), die Zahl der Grade wurde auf 92 erhöht. Den Statuten nach sollten diese Grade streng nach Verdienst und Eifer unentgeltlich verliehen werden. Marconis hielt sich aber nicht an diese Bestimmungen und zog Großen Gewinn aus der Graderteilung.

1851 wurde der Orden abermals verboten, in Frankreich eingeschläfert, dafür in England etabliert und 1853 auch in Paris wieder eingesetzt.

Bald gab es mehr als ein Dutzend Unterabteilungen in mehreren Ländern. 1856 und 1860 erfolgte eine neuerliche Reorganisation. Die Grade wurden auf 97 erhöht, dann wiederholt reduziert und abermals erhöht. In den folgenden Jahren erfolgte eine Angliederung an den Grand Orient de France, der die Mitglieder des M.-R. regularisierte, ohne dessen Grade anzuerkennen. Marconus entsagte formell allen seinen Rechten und übertrug diese auf den Grand Orient.

Eine Zeitlang fand dann der Ritus in Amerika durch Harry J. Seymour, in England durch John Yarker Verbreitung. Mancherorts erfolgte Verschmelzung mit dem Misraim-Ritus.

Gliederung des Misraim-Ritus:

  • 33.Grad identisch mit dem Schottischen Ritus
  • 34.—90. Grad; darüber administrative Stufen
  • 91—95 (Souv. Sanktuarium)
  • 96.Grad: General-Großmeister des Sanktuariums
  • 97.Grad: Großhierophant des Ritus. Dieser wird heute sehr wenig bearbeitet.


Memphis- und Misraim-Ritus

Durch Erlaß vom 28. April 1876 wurde von John Yarker der Misraim-Ritus in England dem 1872 gegründeten Souveränen Sanktuarium für Großbritannien und Irland des Memphis-Ritus angegliedert. Der Misraim-Ritus bildete zwar eine selbständige Organisation innerhalb des Sanktuariums; seine Grade wurden aber (historisch) nur den Träagern der Memphis-Grade erteilt und zwar nach folgendem Schema:

  • Memphis-Ritus Misraim-Ritus

::::Yarkers vereinfachter Memphis-Ritus. ::::(Antient and Primitive Rite)

4.—18. Grad. 4.—11. Grad 4.—46. Grad
19.—33. ,, 12.—20. ,, 47.—66. ,,
  • 34.—90.,, 21.—30., 67.—86,,.
  • 91.-95.,, 31.—33. ,, 87.—90.,

Als die Organisation Yarkers 1902 ein Patent für ein Sanktuarium erteilte, das sich ,,Orden der Alten Freimaurer vom Memphis- und Misraim-Ritus von Deutschland" nannte, wurden von dessen ,,Generalgroßmeister" Reufi (s. d.) die zwei Riten nach einiger Zeit wieder formlich getrennt. Sie waren auch schön vorher nicht zusammen bearbeitet worden, es ist daher nicht korrekt, von einem Memphis- und Misraim-Ritus zu sprechen, wie dies oft geschieht.