Rezension: Roland Hoede - Heinrich Hoffmann

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Heinrich Hoffmann mit und ohne Schurz

Dem Humanisten und Mediziner zum Gedenken (1809 - 1894)
Von Roland Hoede


Rezension von Triangle


Wer war Heinrich Hoffmann, der als Irrenarzt in Frankfurt arbeitet?

Wo liegen seine Wurzeln, beruflich und maurerisch?

Warum trat er, der 1836 in die Freimaurerloge "Zur Einigkeit" aufgenommen wurde, nach nur sieben Jahren wieder aus?

Warum stiftete er ein Krankenhaus für Arme?

Warum setzte er sich sich später, bis zur körperlichen Erschöpfung, für den Neubau der Frankfurter Irrenanstalt ein?

Entlang dieser Fragen versucht Autor Roland Hoede, das Leben von Heinrich Hoffmann auf 61 Seiten detailliert, aber nicht detailversessen nachzuzeichnen.

Hoffmann, der vor allem als Autor des Buches "Struwwelpeter" bekannt ist, erscheint in diesem Buch als eine Art „Vorzeigemaurer“, nein besser, als Idealist und Humanist mit politischem Spürsinn. Zwar hielt er sich von der Revolution der 1840er Jahre fern, war aber nicht unpolitisch.

Er lebte seine freimaurerischen, ihm schon früh vom Vater vermittelten Ideale auch ohne Bindung an seine Loge „Zur Einigkeit“. Der in der Freimaurerei zu Recht so ungeliebte Begriff "Maurer ohne Schurz", der in unseren Tagen jedem x-beliebigen Wohltäter angeheftet wird, bekommt mit der Lebensgeschichte Heinrich Hoffmanns eine neue Bedeutung.

Gelebte Toleranz

Hoffmann wandte sich aus tiefer Überzeugung von seiner Loge ab, nicht aber von den Idealen der Freimaurerei. Als die Loge Mitte der 1840er Jahre beschloss, keine Juden mehr aufzunehmen, deckt er und legte den Schurz unwideruflich ab. Das hinderte ihn jedoch nicht, Kontakt zu vielen Brüdern der Loge zu halten, die seine Ansichten teilten, aber nicht so konsequent handeln konnten oder wollten. Diese Kontakte und die frühe Prägung durch den Vater beeinflussten weiterhin sein Handeln.

Dies wird besonders an seinem Einsatz für das Armenspital und die Frankfurter Irrenanstalt deutlich. Letztere wurde unter Heinrich Hoffmanns Leitung und nachdem er viele ähnliche Einrichtungen im gesamten Gebiet des deutschen Reiches besucht hatte, großzügig neu gebaut.

Geschickter Taktiker

Am Beispiel dieses Projektes, Hoffmanns Lebenswerk, zeigt der Autor, wie geschickt der Mediziner Hoffmann es verstand, sein Projekt zu realisieren. In einem Bericht verglich er die schlechten Zustände in der bestehenden Frankfurter Irrenanstalt mit der anderer Einrichtungen im Deutschen Reich und brachte so das Pflegeamt auf seine Seite. Um den Senat für den Neubau zu gewinnen, ließ er seine Bericht von ortsfremden Experten bestätigen und leitete diese Expertisen an die Presse weiter. Die heftige Diskussion der Frankfurter Bürger über die Irrenastalt nutze er dann, um auf einer Veranstaltung Spenden für dien Neubau zu sammeln. Innerhalb kurzer Zeit kamen umgerechnet etwa 2,6 Millionen Euro zusammen.

Testmentarisches Druckmittel

Dann machte er sich geschickt eine Klausel eines Testaments zu Nutze, indem der Stadt Frankfurt 100 000 Gulden für den Neubau einer Irrenanstalt vermacht worden waren. Bedingung: Der Bau müsse innerhalb eines Jahres beginnen, sonst verfiele das Geld.

Hoffmann bestand auch auf der Erfüllung der zweiten Testaments-Klausel. Der Erblasser hatte gefordert, dass Menschen ohne ansehen von Stand, Rasse oder Religion behandelt würden, also auch Juden. Diese spendeten zudem eine größere Summe für den Bau, so dass die Stadt nicht mehr anders konnte als zuzustimmen. Damit folgte Hoffmann nicht nur dem Tenor des Testamentes sondern auch seiner eigenen Lebensphilosophie: Alle Menschen sind gleich. Stände, Religionen oder politische Anschauung spielen keine Rolle, ein wahrhaftig freimaurerischer Ansatz. Die Anstalt wurde gebaut, und dabei nach neuesten Erkenntnissen eingerichtet: es gab nicht nur helle Wohnbereiche, sondern auch Räume für Sport und Arbeitstherapie. Reiche Bürger stiftete Gemälde und Möbel.

Der politische Mensch

Autor Hoede arbeite in seinem Buch so quasi en passant die politische Dimension im Leben Heinrich Hoffmanns heraus. Hoffmann mischte sich ein, ohne dabei parteipolitisch oder gar revolutionär im Sinne der 1848er Revolution aufzutreten. So entsteht das Bild eines Mannes, der seine maurerischen Ideale in allen Lebensbereichen lebte, bestens nachzuweisen am Bau der Frankfurter Irrenanstalt. Sie war immer an den Bedüfnissen der Patienten ausgerichtet, nicht an den Forderungen der Ärzte oder Kassen. Die Mittel, dies zu erreichen waren stets daran orientiert, welche legalen Mittel zur Verfügung standen, Hinderdnisse auf dem Weg zum Ziel zu beseitigen.

Die Dokumentation der Forschungsloge Quatuor Coronati aus dem Jahr 1996, gut 102 Jahre nach dem Tod Hoffmanns und 150 Jahre nach erscheinen des "Struwwelpeter" zeichnet treffend und feinfühlig ein kritisches und detailliertes Bild nicht nur des Arztes und Freimaurers Heinrich Hoffmann. Es zeichnet auch ein Sittengemälde des 19.Jahrhunderts, des sogenannten Vormärzes, sowie der Medizin und des Gesundheitswesens im 19. Jahrhundert. Die quellenkundliche Arbeit von Roland Hoede liest sich leicht und ist den Brüdern, aber auch Menschen mit Interesse an deutscher Geschichte zur Lektüre sehr zu empfehlen.


Heinrich Hoffmann mit und ohne Schurz
Quellenkundliche Arbeit Nr. 32 von 1996
Von Roland Hoede

Informationen zur quellenkundlichen Arbeit Nummer 32 (Preis: 8,00 Euro) von Quatuor Coronati über die

Forschungsloge Quatuor Coronati QC-Geschäftsstelle
Eckart G. Fiss
Grazer Str. 30
30519 Hannover

oder unter:

sekretaer@quatuor-coronati.com

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