Schrödersche Lehrart

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Friedrich Ludwig Schröder


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Logen, die nach dem Schröder-Ritual arbeiten

Nach Matrikel sortiert. Rote Logennamen sind im Freimaurer-Wiki noch nicht präsentiert. Quelle: Die Liste stammt aus dem Schröder-Ritual der AFuAM.

Schrödersche Lehrart

Quelle: Wikipedia http://de.wikipedia.org/wiki/Friedrich_Ludwig_Schr%C3%B6derFriedrich

Auf dem Wilhelmsbader Konvent 1782 begann das Ende der "Strikten Observanz". Es zeichnete sich der Beginn eines Neuanfanges ab. An dem Versuch, sich wieder auf die eigendlichen Wurzeln zu besinnen, hatte Schröder maßgeblichen Einfluss genommen.

Da die alten englischen Originaltexte verlorengegangen waren, machte man sich daran die Rituale zu rekonstruieren. Hierbei kommt Schröder ein besonderes Verdienst zu. Als historischer Autodidakt sammelte er Materialien zur Geschichte der Freimaurerei seit ihrer Entstehung bis 1723, die er im Jahr 1815 veröffentlichte.

Auch Herder, ein Freund Schröders, beteiligte sich rege durch viele hastige Einwürfe, Skizzen und Gedanken. Im Folgenden werden verschiedene Auszüge von Briefen aus den Jahren 1800 bis 1803 zitiert, die einige Ideen Herders beleuchten sollen und von Schröder übernommen wurden.

Er plädierte beispielsweise für die Erhaltung der Symbole, welche laut Herder zum Aufruf zu "reeller Arbeit" außerhalb der spekulativen Loge dienen würden: "Solche und andere Abänderungen im Ritual der figurata sind meinem Zweck gleichgültig; das Ritual selbst aber gehört der alten Kirche, den Freimaurern mit Kelle, Spitzhammer, Schlägel; das Handwerkszeug lasse ich mir nicht nehmen."

Weiterhin forderte er eine einfache, klare und leicht-verständliche Sprache: "Zu Vorlesereien ist die Freimaurerei nicht bestimmt, sondern zur tätigen Übung des Verstandes und des Herzens, tätiger Beihilfe und Veredlung, ja Erweckung und Rettung des Menschengeschlechts."

Das Gebet zu Beginn der Logenarbeit sollte ebenfalls in natürlicher Weise abgefasst sein und gesprochen werden. Herder machte dafür den Vorschlag:

"Demütig sucht der Weise zu ergründen
Mit scharfem Blicke die Natur;
Er späht den Urstoff aus und freuet sich zu finden
Im kleinsten Kreis des Meisters Spur.
Dann blickt er in sein eignes Wesen
und staunet.....
.....In seinem Inneren kann er deutlich lesen,
Was ihn die Schöpfung dunkel lehrt.
Laß, großer Meister, Dir den Forschungsdrang gefallen,
Der Deinen Prachtbau zu ermessen wagt.
Die Wahrheit glänz’ in unsern heil’gen Hallen,
Durch die den Menschen Glück und Freiheit tagt."

Bereits Schröder äußerte Zweifel wider die Verwendung von Degen im Ritual; Herder drückte diese Zweifel noch etwas deutlicher aus: "Das Kehren der Degen auf ihn, solls bleiben? Sein Ursprung liegt in Umständen, die gar nicht mehr sind. [...] Es bezieht sich auf Geheimnisse, die nicht sind, und dann, welch ein erster Anblick! Brüder, Brüder gegen sich mit gezogenen Degen. Auch symbolisch hasse ich den Anblick."

Ebenfalls fand Herder den Begriff der freimaurerischen Arbeit störend, da dieser zu jener Zeit noch nicht auch oder eher weniger im geistigen Sinne verstanden wurde. Ihm war nicht ganz klar, an was für einem Werkstück ein (spekulativer) Freimaurer überhaupt arbeiten sollte.

In den drei Graden sah Johann Herder dagegen einen sehr sinnvollen Aufbau: "Sonach entsteht eine natürliche Ordnung der Grade zu einander. Erstens, der Lehrling behauet den rohen Stein; der Gehülfe bauet mit den gehauenen, so das kein Hammer ertönt; der Meister ordnet mit seinen Werkzeugen, den feinsten. Praktisch lernte der Lehrling Unterwerfung, Fleiß, Gehorsam; - Den Gehülfen empfing man freudiger und munterte ihn zur Mitarbeit auf. Den Meister ernst, und zeigte ihm nicht etwa nur [...], sondern ließ ihn selbst machen und erproben. Standhaftigkeit und Ernst in seinem Beruf, bis zum Tode. – Daher kann auch, wie mit Recht bemerkt ist, die Realisierung dieser Meisterprobe nicht wegbleiben, oder der ganze Geist des Grades und Ordens würde – ermordet."

Bei der Ritualreform forderte er vor allem strikte Anonymität, was seine Mitarbeit betraf: "Dann will ich mir Stunden erhaschen, wenn es auch in der Nacht sein sollte, um das reine Gebäude nach meiner Idee hinzustellen und es Ihrem Urteil zu übergeben. [...] Daß Sie mit meiner Arbeit am Ende zufrieden sein werden, des bin ich gewiß. Wenn ich der Gesellschaft den Namen einer alten, ehrwürdigen, vielverdienten als echte Wahrheit erweise und sie für Zukunft von tummen Vermengungen mit Rosenkreuzern, Jesuiten, Tempelherren und so fort auf ewig sondre – mich dünkt, so hätte ich Dank verdienet. [...] Mein Name bleibt dabei ewig verschwiegen."

Friedrich Ludwig Schröder stimmte dieser Bitte zu, seine Worte lassen auch die Tragweite vermuten, die Herders Mitarbeit bei der Ritualreform ausmachte: "Kein Mensch soll erfahren, daß es Ihr Werk ist, wenn Sie nicht wollen." (Brief vom 28. November 1800)

Aufgrund dieser Studien schuf er deutsche Rituale für die drei Grade, die noch heute als Schrödersche Lehrart in Gebrauch sind und sich durch ihre schlichte Klarheit und rituelle Dynamik, sowie einem Bekenntnis zur „Idee des Republikanismus“ und des Freiheitsstrebens auszeichnen.

Der maurerische Forscher Ignaz Aurelius Feßler in Berlin (eine Illuminatenmitgliedschaft von ihm ist umstritten) arbeitete an einer ähnlichen Reformierung, schlug aber schließlich einen eigenen Weg ein.


Herders Vorschläge zur Ritualreform Schröders

Nach dem ersten Gespräch Schröders mit Herder am 1. Juli 1800 sandte Schröder seine Ritualentwürfe wenige Wochen später an Herder, der sie kritisch überprüfte und seinem lebhaften Temperament entsprechend sofort und spontan Änderungen und Verbesserungsvorschläge formulierte, die er Schröder am 6. November 1800 und am 24. November 1800 übersandte. Es handelt sich bei diesen Entwürfen Herders um hastig hingeworfene Notizen, spontane Gedanken, Andeutungen, keinesfalls um logisch durchdachte und formulierte Ausarbeitungen, sondern oft flüchtige Skizzen. Leider wurde Schröder in seiner Hoffnung auf ausgearbeitete Rituale enttäuscht, weil Herder durch seine Krankheit gehindert war. Trotzdem sind seine Vorschläge bedeutsam, sie kennzeichnen nicht nur Herders oft einseitige, sehr subjektive Auffassungen über Freimaurerei, sondern fanden auch teilweise Eingang in Schröders Rituale und wurden von ihm verarbeitet. Die Ergebnisse sind jedoch nicht nachzuweisen.

Herder stimmt mit Schröder überein, wenn er die rituelle Handlung nie als Selbstzweck auffaßt, dementsprechend soll die Sprache der Rituale einfach, klar und verständlich sein und den rituellen Handlungen entsprechen. Entgegen den Radikalreformern, die die Abschaffung aller Symbole und rituellen Handlungen als "Possen" und Scharlatanerie forderten, ist Herder für die Erhaltung der Symbole, aber nicht als Selbstzweck, sondern als Aufruf zu "reeller Arbeit":

"Zu Vorlesereien ist die Freimaurerei nicht bestimmt, sondern zur tätigen Übung des Verstandes und des Herzens, tätiger Beihilfe und Veredlung, ja Erweckung und Rettung des Menschengeschlechts".

" Mehr als vorgelesen wird natürlicher Weise gesprochen, verabredet, Geist und Herz erweckt, die tote Masse belebt werden".

" Durch eine Anstalt dieser Art ... wird mehr ausgerichtet, als durch Metaphysizieren, Mystifizieren und so fort, der Zweck der Gesellschaft [der Freimaurer] wird tätig gezeigt und in Gang gesetzt".

" Mehr für den Charakter als für den Scharfsinn".

"Nun aber die praktische Anwendung der Arbeit! Soll dies alles bloß Bildwerk, Bildwesen bleiben, oder lebendiges Exercitium ..., Bau, Arbeit werden? ... Sonst fürchte ich, bleibt alles ein alt-levitisches Testament eine Form ohne Inhalt, ein Ceremoniel mit Gebräuchen, Worten, Zeichen, Oeffenen, Schließen der Loge ohne Prüfung, ohne Arbeit also, auch ohne inneren Zweck, mithin Larve, Typus".

In dieser kritischen Sicht sieht Herder in den drei Graden einen sinnvollen Aufbau:

"Sonach entsteht eine natürliche Ordnung der Grade zueinander. Erstens, der Lehrling behauet den rohen Stein; der Gehülfe bauet mit den gehauenen, so das kein Hammer ertönt; der Meister ordnet mit seinen Werkzeugen, den feinsten. Praktisch lernte der Lehrling Unterwerfung, Fleiß, Gehorsam; - Den Gehülfen empfing man freudiger und munterte ihn zur Mitarbeit auf. Den Meister ernst, und zeigte ihm nicht etwa nur ..., sondern ließ ihn selbst machen und erproben. Standhaftigkeit und Ernst in seinem Beruf, bis zum Tode. - Daher kann auch, wie mit Recht bemerkt ist, die Realisierung dieser Meisterprobe nicht wegbleiben, oder der ganze Geist des Grades und Ordens würde - ermordet".

" Der Lehrlingsgrad ist die Dienstreife der früheren Jugend, der Gesellengrad die gebildetere Jugend, der Meistergrad das männliche, ernste Leben".


Sprachliche Verbesserungen

Herder war ein Meister der deutschen Sprache, in dem Bemühen um exakt treffende Formulierungen wurde er zum Sprachschöpfer neuer Wortbildungen. Nichts war ihm so zuwider wie Sprachverhunzung und Nachlässigkeit. Aus dieser Haltung sind seine kritischen Vorschläge zu Friedrich Ludwig Schröders Entwürfen zu erklären.


Freimaurerische Anreden

Schröder verwendet in seinen Entwürfen die Anrede "Sie", Herder dagegen plädiert für "Ihr" als "altdeutsche und männliche Form" im Gegensatz zu dem "trivialen Sie". Als Schröder in einem Schreiben vom 15. November 1800 darauf hinweist, dass in der "Strikten Observanz" die Anrede "Ihr" herablassend von den oberen Graden für die unteren Grade ausgeübt und deshalb abgelehnt wurde, da das gebräuchlichere "Sie" die allgemeine Gleichheit betone, widerspricht Herder energisch und weist daraufhin, dass die Anrede "Ihr" in der gebräuchlichen Kirchen- und Gerichtssprache üblich sei, und keinesfalls die "Oberherrschaft der Oberen" darstelle:

" Doch was macht Ihr oder Sie? Alles kommt darauf an, wie man es ausspricht, welcher Ton und Geist im ganzen herrscht". (Brief vom 28. November 1801)

Unnötige Adjektive

Die Ritualsprache soll "kurz und bündig" sein, denn die unnötigen Beiworte schaden nur und sagen nichts aus, sie haben sich in die kunstvoll-gezierte Zeremonialsprache der "Strikten Observanz" eingeschlichen und sind in nichtssagendes Wortgeklingel ausgeartet.

Die Ritualsprache soll "prägnant und wesentlich" sein:

"Alle Fragen und Antworten wünschte ich äußerst simpel".

Gebet

Die gleiche Forderung gilt für das "Gebet" zum Beginn der Logenarbeit:

"Da ich alles Prunkhafte und Anmaßende von der Sprache der Loge zumal aus dem Gebet entfernt wünschte, Wie, wenn dies so hieße:

Demütig sucht der Weise zu ergründen
Mit scharfem Blicke die Natur;
Er späht den Urstoff aus und freuet sich zu finden
im kleinsten Kreis des Meisters Spur.
Dann blickt er in sein eignes Wesen
und staunet etc.
In seinem Inneren kann er deutlich lesen,
Was ihn die Schöpfung dunkel lehrt.
Laß, großer Meister, Dir den Forschungsdrang gefallen,
Der Deinen Prachtbau zu ermessen wagt.
Die Wahrheit glänz' in unsern heil'gen Hallen,
Durch die den Menschen Glück und Freiheit tagt".

Die Bezeichnung der Loge

Herder empfiehlt hier die Bezeichnung der "ehrwürdigen Gesellschaft" und lehnt den Begriff "Orden" ab, der ihn an das verhängnisvolle Erbe der "Strikten Observanz" erinnert:

" Orden ist nicht mehr für unsere Zeit; überdem ist das Wort doch nur verstümmelt von ordo, Ordnung. Es hat viel Schaden getan, viel falsche Anmaßung geboren".

Logenarbeit

Dieser bis heute gebräuchliche freimaurerische Begriff wird von Herder abgelehnt:

" Das Wort Arbeit" ist bei einem stets müßigen, so gar keinen Wunsch zum Fleiß äußernden Körper fast anstößig".

"Die Brüder, heißt es, "arbeiten"; woran arbeiten sie denn? Ich gestehe ein, dass mir das Wort immer auffiel, und ich frug ernstlich, wann man denn zur Arbeit schreite?

Das Ritual weiset dahin: Der ungehauene Stein soll behauen werden u.s.w. Die Symbole stehen da, werden symbolisch stets wiederholt; wann werden sie Wirklichkeit, Wesen und reelle Wahrheit? Und doch dünkt mich nichts leichter, als diese Wahrheit ritualgemäß einzuleiten".

Die Deutung mag heute unverständlich erscheinen und ist nur aus dem Wandel des Wortsinns zu erklären. Herder versteht unter "Arbeit" allein die körperliche Arbeit, während dieser Begriff heute erweitert ist "geistige Arbeit" und für Freimaurer "Arbeit am rauhen Stein", "Arbeitsplan der Loge".

Der freimaurerische Eidschwur

Bereits Schröder hatte in seinen Entwürfen zur Reform den alten Eid mit der Aufzählung von schrecklichen Strafen durch eine einfache Verpflichtung ersetzt. Er stellte lediglich anheim, den Wortlaut dieses Schwurs aus Traditionsgründen vorzulesen, aber nur als eine historische Erinnerung. Herders Ablehnung ist hier klar und unmißverständlich, denn der Wortlaut des alten Eides widersprach seiner Vorstellung von Humanität:

"Die Formeln des alten Eides fallen alle weg; sie sind unchristlich, unmenschlich, roh, malhonett und der bürgerlichen Gesellschaft selbst entgegen: denn niemand als die Obrigkeit, ja auch diese nicht, kann solchen Eid auflegen".

Erklärung des Teppichs

Die bei der Aufnahme durchgeführte Erklärung des Teppichs [Tapis] mit seinen Symbolen wird von Herder befürwortet, allerdings soll die Erklärung nicht in Form eines katechetischen Unterrichts erfolgen..Wie alle rituellen Handlungen soll auch diese Unterweisung zur Tätigkeit anregen, soll "Ubung für das Leben" sein:

"Die Erklärungen des Teppichs sind schön; - sollten sie in Einigem nicht dem alten Katechismus näher gebracht, oder dergestalt in ihn eingeschaltet werden können, daß der Lehrling sie nur als Katechismus hörte? Das war Sitte der alten Zeit, und der Aufgenommene hat nur zu merken. Die Gebräuche, die mit ihm geschahen, werden ihm erklärt. Es gäbe diese Erklärung einen trefflichen esoterischen Katechismus, wie jener bei der Vorbereitung ein exoterischer war".


Vorschläge zur Ritualreforn

Neben der sprachlichen Neuformulierung der Rituale wird deutlich, dass Herder den Ritualen einen neuen Sinn geben will. Über die bloße Form hinaus soll die Freimaurerei zur tätigen Gesinnung führen, soll eine Schule der Humanität werden:

".Dagegen gehe, was das Ritual Wesentliches enthält, wesentlich hervor und werde Tat, Übung".

" Mehr für den Charakter, als für den Scharfsinn" ...

" Dadurch werden die Charaktere der Brüder auf praktische Honnetetät gerichtet".

Handwerkerbrauchtum

Herder kennt noch das zu seiner Zeit gebräuchliche Handwerker-Zeremoniell mit seinen oft rüden Sitten und Entartungen. Bei der Pflege dieses Brauchtums lehnt er für eine Freimaurerloge die Handwerker-Tradition einer trinkfesten und fröhlichen Männergesellschaft ab:

" Unläugbar ist's, daß die ganze Handwerks-Ceremonie für uns altväterisch, fremd und stumpf sei. ... In Absicht all dessen gebietet es die Zeit, daß man alles Rohe vermeidet".

Prüfungen

Die Prüfungen dürfen sich nicht - wie in den alten Handwerkerordnungen - in Abfragen erschöpfen:

" Die Prüfungen sind ja alle nur symbolisch und leicht zu ertragen".

Diese deutliche Ablehnung Herders ist verständlich, weil in manchen Logen durch eine übertriebene "Prüfungs-Theatralik" der Aufzunehmende erschreckt und verängstigt wurde. Diese Methode erscheint Herder zu primitiv und der Idee eines "humanitären Menschheitsbundes" widersprechend.

Der Degen (Schwert) als Symbol

Bereits Friedrich Ludwig Schröder äußerte starke Zweifel an dem Degen (Schwert) als einem freimaurerischen Symbol der Ordnung und des Rechts. Er schrieb am 24. November 1800:

" Die Degen, welche zu dieser friedlichen Gesellschaft gar nicht passen, habe ich in dem neuen Ritual weggelassen".

Herder spricht es noch deutlicher aus:

"Das Kehren der Degen auf ihn [den aufzunehmenden Bruder] , solls bleiben? Sein Ursprung liegt in Umständen, die gar nicht mehr sind ... . er bezieht sich auf Geheimnisse, die nicht sind, und dann, welch ein erster Anblick ! Brüder, Brüder gegen sich mit gezogenem Degen. Auch symbolisch hasse ich den Anblick".

Da das Schwert als Sinnbild der Ordnung und des Rechts bis in die Gegenwart in freimaurerischen Ritualen vorgeschrieben ist, aber von vielen Logen als Symbol abgelehnt wird, spricht die grundsätzliche Ablehnung Herders für die Aktualität seiner Überlegungen.

Anmerkungen zum Gesellen-Ritual

" Beim Ritual dieses Grades muss die Idee festgehalten werden, in der alle Handwerke reisen. Vermehrung der Kenntnisse, Umgang mit Fremden, in weiterm Kreise schwerere Übung. Dazu ist das Symbol da".

" Da also in der Handwerksceremonie . .. für uns nicht alles liegt, so muß von ihnen auch nicht als vom Wesen, nicht zu langweilig, wiederholt und viel gesprochen werden. Sie sind unentbehrlich; sie müssen in Kunde und Übung bleiben: sodann aber basta ... nicht drücken und ennuyiren".

Anmerkungen zum Meistergrad

Es entspricht der Auffassung Herders einer "tätigen Arbeit", dass die Handlung der Hiram-Legende erhalten bleibt, aber auch nicht zu einer theatralischen Darstellung, einer "faulen Auslegung" ausarten darf. Wichtig ist ihm hier eine angemessene Erklärung. Der zu erhebende Bruder soll die Handlung an sich selbst erleben und aus diesem Erlebnis seine Pflichten ableiten:

"Was ich von Prüfung und Vorbereitung der beiden vorigen Grade gewünscht, findet bei diesem Grade am ernstesten statt".

"Und so werde sie denn auch gefaßt in der Deutung. "Du willst Meister werden; wohlan, wir wollen Dir die Geschichte unseres ersten und obersten Meisters nicht etwa nur langweilig erzählen, sondern zeigen. Weil er seiner höchsten Meisterpflicht treu blieb, ward er erschlagen ... So treu sei Deiner Meisterpflicht auch Du. Bei Pflicht und Ordnung gebührt Standhaftigkeit bis zum Tod dem Meister - Sollte nicht einem Jeden der einzig-treffende fortgehende Sinn dieses Symbols einleuchten? ... Die Geschichte erläutert das Symbol. Das Symbol realisiert in einer mit und an sich zu leistenden Meisterprobe selbst, den Geist und die Forderung der Geschichte".

Zusammenfassung

Kennzeichnend für Herders Vorschläge sind

1) seine Bemühungen um prägnante und klare Formulierungen und die Ablehnung von wortreichen und nichtssagenden Abfrage-Katechismen,

2) sein Bemühen um die Erhaltung der Symbole, die klar, einfach und allgemein verständlich sein sollen.

3) die Ablehnung aller Mystifikationen und theatralischer Deklamatorik,

4) Beschränkung auf die drei Johannisgrade als Wege der Erziehung zur Humanität,

5) die Ablehnung der Hochgrade, die für ihn ein Erbe der mystifizierenden Sektiererei der vergangenen Jahrzehnte sind,

6) Ablehnung eines Rituals als Vorlesung von Leerformeln und als Selbstzweck, sondern Anregung zu tätiger Arbeit, zur Humanität,

7) die Ablehnung einer "geheimen Gesellschaft" als Hüterin von geheimen Weisheiten. Für ihn ist die Freimaurerei in Bezug auf die Tradition eine "Ehrwürdige Gesellschaft", für ihre lebendige Wirksamkeit aber ein "unsichtbares Institut" oder eine "unsichtbar-sichtbare Gesellschaft".

Mit freundlicher Genehmigung von Dr. Wolfgang Kelsch


Aktuelle Verbreitung

Deutsche Schröderlogen sind in der Großloge der Alten Freien und Angenommenen Maurer von Deutschland (A.F.u.A.M.) vereinigt. Derzeit arbeiten in Deutschland 33 Freimaurerlogen und damit über ein Zehntel aller deutschen Freimaurer nach dieser Lehrart. Auch in anderen europäischen Ländern, besonders in der Schweiz, gibt es vereinzelt Schröderlogen.

In Österreich arbeiten die deutschsprachigen Logen der Großloge von Österreich nach einem modifizierten Schröder-Ritual.

In Brasilien sind es inzwischen über 100 Logen, darunter 20 nur in Porto Alegre, Hauptstadt des Staates Rio Grande do Sul im Süden von Brasilien. Die schrödersche Loge Zur Eintracht wurde 1874 am 24. Dezember vom Journalisten Carlos von Koseritz gegründet, und arbeitet bis heute noch in deutscher Sprache. Viele Wesenszüge des Rituals gingen in die Lehrart A.F.u.A.M. ein.

In Chile arbeiten ebenfalls Logen auf deutsch nach dem Schröderritual. Während des NS-Regimes wanderten Brüder der Landesloge von Hamburg in die chilenische Hafenstadt Valparaíso aus und gründeten auch dort Logen der Schröderschen Lehrart.

Nach dem Krieg hatten sich die Ritualtexte der einzelnen Schröderlogen auseinanderentwickelt und von den historischen Vorbildern entfernt. Die Großloge der Alten Freien und Angenommenen Maurer von Deutschland (A.F.u.A.M.v.D.) gebot dieser Entwicklung des Schröderrituals im Jahre 2005 Einhalt. In Zusammenarbeit mit allen Schröderlogen erarbeitet sie aktuell auf der Grundlage des - in Kopenhagen wieder aufgefundenen und daher im Original vorliegenden - Rituales von 1816 eine für alle verbindliche Fassung.

Aus der Chronik der Loge "Friederike zur Unsterblichkeit"

In diesem chaotischen Durcheinander von Systemen und Spielarten führte Friedrich Ludwig Schröder nach 1787 die Freimaurerei zu ihrer ursprünglichen Reinheit zurück.

F.L. Schröder war Theaterdirektor in Hamburg, zugleich Bühnendichter und Schauspieler. Er wurde 1774 in die Loge „Emanuel zur Maienblüte“ im Orient Hamburg aufgenommen, arbeitete eine Zeitlang in Wien und wurde nach seiner Rückkehr 1787 Meister vom Stuhl der Loge „Emanuel zur Maienblume“.

Als begeisterter Bekenner der freimaurerischen Grundlehren erkannte Schröder, dass die Freimaurerei in dem damals herrschenden chaotischen Durcheinander von Systemen und Spielarten zugrunde gehen musste, wenn nicht mit kräftiger Hand Abhilfe geschaffen und die Lehre in ihrer ursprünglichen Reinheit wieder erstarken würde. Das Heil erblickte er vor allem in der Beseitigung der miteinander um den Alleinanspruch der Wahrheit streitenden Hochgradsysteme.

Für Schröder stand fest, dass sich in den Johannisgraden alle freimaurerischen Grundwahrheiten vereinigen, das heißt in ihnen alles enthalten ist, was „symbolisch als Leitfaden zur sittlichen Freiheit und Bruderliebe von der Geburt bis zum Tode dem denkenden Menschen helfend und warnend zur Seite stehen könne“.

Der Freimaurerei müsse der Meistergrad als Krönung des Gebäudes und seine Würde zurückgegeben werden. Dabei sah er sich zwei Fronten gegenüber – den gnostischen Schwärmern auf der einen Seite und den radikalen „Erneuerern“ auf der anderen Seite, die die Freimaurerei in ihren Grundfesten erschüttern und Symbolik und Ritual überhaupt aus dem Tempel verbannen wollten.

Mit gleicher Kraft kämpfte er gegen die Bilderstürmer, die das Bleibende in der Maurerei, die Symbolsprache, zu beseitigen trachteten. Er wurde zum Forscher, stellte umfangreiche, vielbändige „Materialien zur Geschichte der Freimaurerei“ zusammen, weil es ihm besonders wichtig erschien, ihre Vorgeschichte und Uferlosigkeit auf festen Grund zu stellen.

In unermüdlicher Arbeit und in regem Gedankenaustausch mit Ignaz Aurelius Feßler, der in Berlin das gleiche anstrebte, aber dann doch andere Wege ging, brachte er zunächst in Hamburg die Brüder auf den Weg zur ursprünglichen Auffassung zurück. Er merzte alles aus, was im Laufe der Zeit auf der in aller Schönheit und Tiefe so einfachen Symbolik an überflüssigem Beiwerk aufgepfropft war.

Er setzte das englische Konstitutionsbuch mit seiner Verneinung jeder religiösen kirchlichen Beschränkung wieder in seine Rechte ein; dies hatte er vorher diskutiert und abgesprochen mit Goethe, seinem Freund Hufeland (zu jener Zeit ein bedeutender Professor der Medizin), dem ihn eifrig beratenden Herder und anderen, die er mit den wesentlichen Zügen des Reinigungswerkes vertraut gemacht hatte. „Die Wahrheit ist einfach, so muss auch das Symbol einfach sein“, das war der Leitsatz des Reformators.

Siehe auch