Systeme und Rituale im Vergleich: Unterschied zwischen den Versionen

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Kurzvortrag für die Forschungsloge [[Quatuor Coronati]]:  
 
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== Die Initiation – Ritualvergleiche ==
 
== Die Initiation – Ritualvergleiche ==
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Viel zu oft wird bei uns in der freimaurerischen Historie vom offiziellen An-
 
Viel zu oft wird bei uns in der freimaurerischen Historie vom offiziellen An-
fang der Freimaurerei 1717 in London gesprochen und dies fr die weiteren  
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fang der Freimaurerei 1717 in London gesprochen und dies für die weiteren  
geschichtlichen  Ausfhrungen als  Ursprung  der Freimaurerei dargestellt.
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geschichtlichen  Ausführungen als  Ursprung  der Freimaurerei dargestellt.
 
Das  ist  aber  grundlegend falsch. Die  Freimaurerei  wurzelt  in  zwei  sich  
 
Das  ist  aber  grundlegend falsch. Die  Freimaurerei  wurzelt  in  zwei  sich  
 
grundsƒtzlich unterscheidenden Systemen, dem SCHOTTISCHEN und dem
 
grundsƒtzlich unterscheidenden Systemen, dem SCHOTTISCHEN und dem
ENGLISCHEN, und dies ist insbesondere fr unsere deutsche Freimaurerei  
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ENGLISCHEN, und dies ist insbesondere für unsere deutsche Freimaurerei  
 
wichtig, wie wir noch sehen werden.
 
wichtig, wie wir noch sehen werden.
Dass die Freimaurerei aus Bauhtten sakraler Bauwerke durch den allmƒh-
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Dass die Freimaurerei aus Bauhütten sakraler Bauwerke durch den allmƒh-
 
lichen  …bergang  von  tatsƒchlichen  Bauleuten  zu  'spekulativen'  Maurern  
 
lichen  …bergang  von  tatsƒchlichen  Bauleuten  zu  'spekulativen'  Maurern  
hervorging,  ist  bekannt  und  historisch  belegt.  Aber  gerade in  diesen  Ur-
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hervorging,  ist  bekannt  und  historisch  belegt.  Aber  gerade in  diesen  Ursprüngen liegt bereits ein gravierender Unterschied in den beiden Systemen.
sprngen liegt bereits ein gravierender Unterschied in den beiden Systemen.
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ENGLISCHES SYSTEM (Werksmaurerei).
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Beim Englischen System ist ganz eindeutig und wichtig, dass die speku-
 
Beim Englischen System ist ganz eindeutig und wichtig, dass die speku-
 
lativen  Maurer  aus  aufklƒrerischen  Geistesgruppen  kamen.  Au‚erdem
 
lativen  Maurer  aus  aufklƒrerischen  Geistesgruppen  kamen.  Au‚erdem
gab  es auch fr einen  langen  und  insbesondere  fr die  weltweite Ent-
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gab  es auch für einen  langen  und  insbesondere  fr die  weltweite Ent-
 
wicklung der Freimaurerei wichtigen Zeitraum in England zwei Systeme.
 
wicklung der Freimaurerei wichtigen Zeitraum in England zwei Systeme.
Neuenglisch ('Moderns').
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Als offizieller Anfang der Freimaurerei  (weil ab hier historisch einwand-
 
Als offizieller Anfang der Freimaurerei  (weil ab hier historisch einwand-
 
frei belegt) gilt gemeinhin 1717, als sich die vier Londoner Logen zu ei-
 
frei belegt) gilt gemeinhin 1717, als sich die vier Londoner Logen zu ei-
ner Gro‚loge zusammenschlossen. 1723 wird ihre bekannte Constituti-
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ner Großloge zusammenschlossen. 1723 wird ihre bekannte Constituti-
 
on von Reverend Anderson  mit  den  berhmten  'Alten  Pflichten' ver„f-
 
on von Reverend Anderson  mit  den  berhmten  'Alten  Pflichten' ver„f-
fentlicht  und  1730  erscheint  - glcklicherweise - die  Verrƒterschrift  der  
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fentlicht  und  1730  erscheint  - glcklicherweise - die  Verrƒterschrift  der Rituale von Pritchard, 'Masonry dissected' - sonst hƒtten wir heute keine  
Rituale von Pritchard, 'Masonry dissected' - sonst hƒtten wir heute keine  
 
 
Informationen ber die damaligen Rituale.  
 
Informationen ber die damaligen Rituale.  
Diese Richtung der Freimaurerei hat einen ganz ausgeprƒgten Einfluss  
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aufkl€rerischer (deistischer) Gedanken.
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Diese Richtung der Freimaurerei hat einen ganz ausgeprägten Einfluss  
Altenglisch ('Ancients').
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Entschieden anderer Einstellung sind Logen mit wahrscheinlich irischem  
 
Entschieden anderer Einstellung sind Logen mit wahrscheinlich irischem  
 
Einfluss, die  es wohl  zur  gleichen Zeit - zumindest  behaupteten  sie  es  
 
Einfluss, die  es wohl  zur  gleichen Zeit - zumindest  behaupteten  sie  es  
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vor, sie sei vom Althergebrachten abgewichen, und sie selbst  seien die  
 
vor, sie sei vom Althergebrachten abgewichen, und sie selbst  seien die  
 
traditionelleren und auch die ƒlteren. Sie nannten sich deshalb auch so:
 
traditionelleren und auch die ƒlteren. Sie nannten sich deshalb auch so:
'Ancients', die Alten. 1751 schlie‚en auch sie sich zu einer Gro‚loge zu-
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'Ancients', die Alten. 1751 schließen auch sie sich zu einer Gro‚loge zu-
 
sammen, d.h.,  mindestens  von  da  an  haben  wir  bis  zum  Zusammen-
 
sammen, d.h.,  mindestens  von  da  an  haben  wir  bis  zum  Zusammen-
schluss der beiden Gro‚logen offiziell zwei recht unterschiedliche englische
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schluss der beiden Großlogen offiziell zwei recht unterschiedliche englische
 
Systeme.
 
Systeme.
Vereinigte Gro‚loge von England (United Grand Lodge of England).
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Die  Hauptunterschiede  der  Neu- und  Altenglischen  Systeme  sind:  der  
 
Die  Hauptunterschiede  der  Neu- und  Altenglischen  Systeme  sind:  der  
 
Sitz des 1. Aufsehers (Westen - Sden), die Worte des 1.  und 2. Gra-
 
Sitz des 1. Aufsehers (Westen - Sden), die Worte des 1.  und 2. Gra-
 
des, und  damit  auch  die  Bezeichnung  der  Tempelsƒulen, sind  ver-
 
des, und  damit  auch  die  Bezeichnung  der  Tempelsƒulen, sind  ver-
Forschungsloge QUATUOR CORONATI Kurzvortrag: Die Initiation – Ritualvergleiche 26. Arbeitstagung Okt. 2004
 
Erwin Bohnacker SOKRATES ZUR STANDHAFTIGKEIT Seite 2 von  4
 
 
tauscht und die Altarposition fr den damaligen alten Eid (Osten - Wes-
 
tauscht und die Altarposition fr den damaligen alten Eid (Osten - Wes-
 
ten).  Vor  allem  ist  das neuenglische Ritual deistisch  und  das  altengli-
 
ten).  Vor  allem  ist  das neuenglische Ritual deistisch  und  das  altengli-
 
sche christlich geprƒgt.
 
sche christlich geprƒgt.
Erst 1813 fanden die beiden Gro‚logen zur United Grand Lodge of Eng-
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Erst 1813 fanden die beiden Großlogen zur United Grand Lodge of Eng-
 
land zusammen, indem sich inhaltlich die ‘Moderns` stark an die Traditi-
 
land zusammen, indem sich inhaltlich die ‘Moderns` stark an die Traditi-
onalisten angenƒhert hatten. Die christlichen Bezge wurden aber gro‚-
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onalisten angenƒhert hatten. Die christlichen Bezge wurden aber groß-
 
teils aus dem Ritual genommen.
 
teils aus dem Ritual genommen.
SCHOTTISCHES SYSTEM (Hochgradmaurerei).
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Eine ganz andere Freimaurerei als die Englische hatte sich wahrschein-
 
Eine ganz andere Freimaurerei als die Englische hatte sich wahrschein-
 
lich lange vorher in Schottland entwickelt. Zwar ist der Ursprung beider  
 
lich lange vorher in Schottland entwickelt. Zwar ist der Ursprung beider  
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Jh.  arbeiten  nachweislich  bereits mehrere Hochgradsysteme  in  Schott-
 
Jh.  arbeiten  nachweislich  bereits mehrere Hochgradsysteme  in  Schott-
 
land in Logen bzw. Kapiteln. Auch ist der Einfluss der spekulativen Mau-
 
land in Logen bzw. Kapiteln. Auch ist der Einfluss der spekulativen Mau-
rer  ein  gƒnzlich anderer,  denn  in  Schottland  wird  er hauptsƒchlich  auf  
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rer  ein  gänzlich anderer,  denn  in  Schottland  wird  er hauptsƒchlich  auf  
Geistliche wie auch weltliche Orden zurckgefhrt, aber vor allem berief  
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Geistliche wie auch weltliche Orden zurückgeführt, aber vor allem berief  
 
man sich darauf, das Erbe der Templer - Geschichte und Legenden sind  
 
man sich darauf, das Erbe der Templer - Geschichte und Legenden sind  
 
ja hinreichend bekannt - gleichzeitig mit bernommen zu haben.
 
ja hinreichend bekannt - gleichzeitig mit bernommen zu haben.
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gung  hervorgegangen  ist  – sehr  christlich,  mit  durchgƒngig  weiterfh-
 
gung  hervorgegangen  ist  – sehr  christlich,  mit  durchgƒngig  weiterfh-
 
renden Graden eines Lehrgebƒudes ber die ersten drei Grade hinaus.  
 
renden Graden eines Lehrgebƒudes ber die ersten drei Grade hinaus.  
Wichtig fr unser Verstƒndnis der Freimaurerei und ihrer Rituale ist, dass die  
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Wichtig fr unser Verstƒndnis der Freimaurerei und ihrer Rituale ist, dass die Freimaurerei nicht  nur in England ihren Ursprung hatte, denn die damalige  
Freimaurerei nicht  nur in England ihren Ursprung hatte, denn die damalige  
 
 
schottische Hochgrad-Freimaurerei hat  sich  genauso  schnell  ber  die Welt  
 
schottische Hochgrad-Freimaurerei hat  sich  genauso  schnell  ber  die Welt  
 
verbreitet wie die englische.  
 
verbreitet wie die englische.  
Die  Gro‚logen der  romanischen und  der  sd- und mittelamerikanischen  
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Die  Großlogen der  romanischen und  der  sd- und mittelamerikanischen  
Lƒnder, sowie die Gro‚loge von Frankreich sind schottischen Ursprungs in  
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Lƒnder, sowie die Großloge von Frankreich sind schottischen Ursprungs in  
 
reiner Form, und in abgewandelter Form die Gro‚logen der BeNeLux- sowie
 
reiner Form, und in abgewandelter Form die Gro‚logen der BeNeLux- sowie
 
der nordischen Lƒnder und der Grand Orient Frankreichs.
 
der nordischen Lƒnder und der Grand Orient Frankreichs.
DEUTSCHE FREIMAURERISCHE SYSTEME
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1737  beginnt  in Hamburg die sich schnell verbreitende  Freimaurerei in  
 
1737  beginnt  in Hamburg die sich schnell verbreitende  Freimaurerei in  
 
Deutschland. Mitte  des  18.  Jh.  gab  es  Provincial-Gro‚logen der  Neu-
 
Deutschland. Mitte  des  18.  Jh.  gab  es  Provincial-Gro‚logen der  Neu-
 
englischen Freimaurerei in Hamburg und Frankfurt, sowie selbst ernann-
 
englischen Freimaurerei in Hamburg und Frankfurt, sowie selbst ernann-
te Gro‚logen in Berlin (des jungen 'Alten Fritz'), Dresden und Bayreuth  
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te Großlogen in Berlin (des jungen 'Alten Fritz'), Dresden und Bayreuth  
 
die meisten bereits mit Tochterlogen.
 
die meisten bereits mit Tochterlogen.
 
Zur gleichen Zeit hatte sich aber ber Paris (1737 dort von einem Ram-
 
Zur gleichen Zeit hatte sich aber ber Paris (1737 dort von einem Ram-
say propagiert) auch die Schottische Hochgradmaurerei nach Deutsch-
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say propagiert) auch die [[Schottische Hochgradmaurerei]] nach Deutsch-
 
land und Europa ausgebreitet.  
 
land und Europa ausgebreitet.  
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Zur Wahl und in Konkurrenz standen nun zwei freimaurerische Systeme  
 
Zur Wahl und in Konkurrenz standen nun zwei freimaurerische Systeme  
 
a)  Symbolische  Werksmaurerei  in  3  Graden  - humanitƒr/egalisierend  
 
a)  Symbolische  Werksmaurerei  in  3  Graden  - humanitƒr/egalisierend  
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mehr fr die Hochgradmaurerei.
 
mehr fr die Hochgradmaurerei.
 
So hatte von Mitte des 18. Jh. an ein Hochgrad-System - die Strikte Ob-
 
So hatte von Mitte des 18. Jh. an ein Hochgrad-System - die Strikte Ob-
servanz  - viele  existierende  Gro‚logen und Logen  fr  sich  gewonnen  
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servanz  - viele  existierende  Großlogen und Logen  fr  sich  gewonnen  
 
und insbesondere  nach  der  Vereinigung  mit  dem  Klerikalen  System  
 
und insbesondere  nach  der  Vereinigung  mit  dem  Klerikalen  System  
 
(1772) begonnen, die  deutsche  Freimaurerei zu  dominieren.  Der Tem-
 
(1772) begonnen, die  deutsche  Freimaurerei zu  dominieren.  Der Tem-
 
pelherrenorden  sollte  wieder  aufleben, mit  strengem Gehorsam  gegen  
 
pelherrenorden  sollte  wieder  aufleben, mit  strengem Gehorsam  gegen  
 
unbekannte Obere.  
 
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Ein  etwas  geƒndertes  franz„sisches Hochgrad-System  - basierend  auf  
 
Ein  etwas  geƒndertes  franz„sisches Hochgrad-System  - basierend  auf  
 
der Templerlegende, absolut christlich, streng hierarchisch und sehr ex-
 
der Templerlegende, absolut christlich, streng hierarchisch und sehr ex-
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Observanz  wurde  zum  sogenannten  Rektivizierten  System reformiert.  
 
Observanz  wurde  zum  sogenannten  Rektivizierten  System reformiert.  
 
Damit war  das  Schicksal  der  Strikten Observanz  zwar  besiegelt, aber  
 
Damit war  das  Schicksal  der  Strikten Observanz  zwar  besiegelt, aber  
gro‚e Teile  der deutschen  Freimaurerei  waren  auch  orientierungslos  
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große Teile  der deutschen  Freimaurerei  waren  auch  orientierungslos  
 
und gelƒhmt.
 
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Die GNML 3WK hatte  das  Rektivizierte  System  in  etwas  verƒnderter  
 
Die GNML 3WK hatte  das  Rektivizierte  System  in  etwas  verƒnderter  
 
Form bernommen, l„ste sich kurz nach dem Konvent von der Strikten  
 
Form bernommen, l„ste sich kurz nach dem Konvent von der Strikten  
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neue  Grundverfassung, die Logen bekamen mehr Selbstƒndigkeit  (das  
 
neue  Grundverfassung, die Logen bekamen mehr Selbstƒndigkeit  (das  
 
Direktionsrecht  wurde  den  h„heren  Graden, welche Erkenntnisstufen  
 
Direktionsrecht  wurde  den  h„heren  Graden, welche Erkenntnisstufen  
wurden, entzogen) und sie nahm den heutigen Namen Gro‚e National-Forschungsloge QUATUOR CORONATI Kurzvortrag: Die Initiation – Ritualvergleiche 26. Arbeitstagung Okt. 2004
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wurden, entzogen) und sie nahm den heutigen Namen Große National-Forschungsloge  
Erwin Bohnacker SOKRATES ZUR STANDHAFTIGKEIT Seite 3 von  4
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Mutterloge "[[Zu den drei Weltkugeln]]" an.  
Mutterloge "Zu den drei Weltkugeln" an.  
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Eine stetige Entwicklung und die Protektion der Preu‚ischen K„nige und  
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Eine stetige Entwicklung und die Protektion der Preußischen K„nige und  
Kaiser  (Edikt von  1798)  machte  sie  zur  gr„‚ten Gro‚loge vor  der  Zeit  
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Kaiser  (Edikt von  1798)  machte  sie  zur  gr„ßten Großloge vor  der  Zeit  
 
der Dunkelheit.
 
der Dunkelheit.
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Die GLL FvD war vom Untergang der Strikten Observanz kaum berhrt,
 
Die GLL FvD war vom Untergang der Strikten Observanz kaum berhrt,
au‚er dass v.Nettelblatt die Templerlegende in den Ritualen zurckge-
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außer dass v.Nettelblatt die Templerlegende in den Ritualen zurckge-
 
nommen hatte und diese spƒter (1888) gƒnzlich aufgegeben wurde. Das  
 
nommen hatte und diese spƒter (1888) gƒnzlich aufgegeben wurde. Das  
 
Ordens-System an  sich: absolut  christlich mit strenger hierarchischer
 
Ordens-System an  sich: absolut  christlich mit strenger hierarchischer
 
Ausrichtung und die Betrachtung der Johannisgrade als Vorstufe zu den  
 
Ausrichtung und die Betrachtung der Johannisgrade als Vorstufe zu den  
 
Hochgraden hat bis heute unverƒndert Bestand.  
 
Hochgraden hat bis heute unverƒndert Bestand.  
Eine stetige Entwicklung wie auch die Protektion des Preu‚ischen Herr-
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Eine stetige Entwicklung wie auch die Protektion des Preußischen Herr-
scherhauses machte  sie  zur  zweitgr„‚ten Gro‚loge vor  der  Zeit  der  
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scherhauses machte  sie  zur  zweitgr„ßten Großloge vor  der  Zeit  der  
 
Dunkelheit.  
 
Dunkelheit.  
Der  Eklektische Freimaurerbund in  Frankfurt  am  Main leitete  nach  
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dem  Wilhelmsbader  Konvent  die  freimaurerische  Reformation  ein,  die
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[[Der  Eklektische Freimaurerbund]] in  Frankfurt  am  Main leitete  nach  
der Hochgrad-mden Freimaurerei neue  Orientierung  gab.  Auf  Betrei-
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dem  [[Wilhelmsbader  Konvent]] die  freimaurerische  Reformation  ein,  die
ben  v.Ditfurths (Wetzlar)  und Br„nners (Frankfurt)  konnte 1783  durch  
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der Hochgrad-müden Freimaurerei neue  Orientierung  gab.  Auf  Betrei-
Rckbesinnung auf  die  Basiswerte  der  Freimaurerei der  Eklektische  
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ben  v.Ditfurths (Wetzlar)  und Brünners (Frankfurt)  konnte 1783  durch  
Bund  gegrndet werden.  Rituale und  Gesetze basierten  auf  dem  neu-
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Rückbesinnung auf  die  Basiswerte  der  Freimaurerei der  Eklektische  
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Bund  gegründet werden.  Rituale und  Gesetze basierten  auf  dem  neu-
 
englischen Ritus der Loge zur Einigkeit, Frankfurt.
 
englischen Ritus der Loge zur Einigkeit, Frankfurt.
In der 1. Hƒlfte des 19. Jh.  war der  Eklektische Bund durch die Ausei-
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In der 1. Hälfte des 19. Jh.  war der  Eklektische Bund durch die Ausei-
nandersetzungen  um  das  'Christliche  Prinzip'  ma‚geblich an  der  Prƒ-
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nandersetzungen  um  das  'Christliche  Prinzip'  maßgeblich an  der  Prƒ-
gung der 'humanitƒren' Freimaurerei beteiligt.
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gung der 'humanitären' Freimaurerei beteiligt.
Gro€e Loge von Preu€en (Royal  York zur  Freundschaft). Durch den  
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Beitritt Ignaz Fe‚lers 1796 in die Hochgrad-Loge Royal York war dieser
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nicht nur ihr Grnder als neuer Gro‚loge und somit des dritten Berliner  
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== Große Loge von Preußen (Royal  York zur  Freundschaft). ==
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Durch den Beitritt [[Ignaz Feßler]]s 1796 in die Hochgrad-Loge Royal York war diesernicht nur ihr Gründer als neuer Großloge und somit des dritten Berliner  
 
christlichen Hochgradsystems erstanden,  sondern  die  deutsche  Frei-
 
christlichen Hochgradsystems erstanden,  sondern  die  deutsche  Frei-
maurerei hatte auch  einen ihrer  gro‚en Reformatoren bekommen.  Er  
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maurerei hatte auch  einen ihrer  großen Reformatoren bekommen.  Er  
 
schuf  zuerst  in  Anlehnung  an  das  altenglische  System die  Rituale  der  
 
schuf  zuerst  in  Anlehnung  an  das  altenglische  System die  Rituale  der  
 
Johannisgrade neu,  wandelte  dann  widerstrebend die  franz„sischen
 
Johannisgrade neu,  wandelte  dann  widerstrebend die  franz„sischen
 
Hochgrade in  mehrere  Erkenntnisstufen  um, teilte  danach die  Loge
 
Hochgrade in  mehrere  Erkenntnisstufen  um, teilte  danach die  Loge
mehrfach, um Gro‚logen-Status zu erreichen und erwirkte zudem noch
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mehrfach, um Großlogen-Status zu erreichen und erwirkte zudem noch
das Protektorat des K„nigs.
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das Protektorat des Königs.
Die Fe‚lerschen Johannisgrade  wurden zur Basis anderer Rituale, ins-
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besondere derer der Gro‚loge "Zur Sonne" in Bayreuth.
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Die Feßlerschen Johannisgrade  wurden zur Basis anderer Rituale, ins-
Gro€loge von Hamburg.  Der  gro‚e Reformator  Friedrich  Ludwig  
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besondere derer der Großloge "[[Zur Sonne]]" in Bayreuth.
Schr„der trat erfolgreich fr die Vereinfachung und Entmystifizierung der  
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Großloge von Hamburg.  Der  große Reformator  [[Friedrich  Ludwig  
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Schröder]] trat erfolgreich für die Vereinfachung und Entmystifizierung der  
 
Freimaurerei ein, und  reformierte, indem er  alle Hochgrade eliminierte,
 
Freimaurerei ein, und  reformierte, indem er  alle Hochgrade eliminierte,
System und Rituale nach dem altenglischen Ritus. 1801 war die 'Schr„-
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System und Rituale nach dem altenglischen Ritus. 1801 war die '[[Schrödersche Lehrart]]' von seiner  Großloge und 1816  bereits  von  33  Logen  
dersche Lehrart' von seiner  Gro‚loge und 1816  bereits  von  33  Logen  
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unter drei weiteren Großlogen angenommen worden. Schröder war aber  
unter drei weiteren Gro‚logen angenommen worden. Schr„der war aber  
 
 
nicht nur Reformator (System und Engbund) sondern  auch ein Vereini-
 
nicht nur Reformator (System und Engbund) sondern  auch ein Vereini-
ger der Freimaurerei (Gro‚logenverein).
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ger der Freimaurerei (Großlogenverein).
Durch seine gro‚e Akzeptanz prƒgte das Schr„dersche System die hu-
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Durch seine große Akzeptanz prägte das Schrödersche System die humanitäre Freimaurerei maßgeblich.
manitƒre Freimaurerei ma‚geblich.
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Gro€loge "Zur Sonne" in Bayreuth. Der wechselhaften Geschichte der
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1741  gegrndeten Bayreuther  Loge  durch Systemƒnderungen (Strikte  
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== Großloge "[[Zur Sonne]]" in Bayreuth ==
Observanz,  Royal  York) und  Staatszugeh„rigkeiten (Markgrafschaft,  
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Der wechselhaften Geschichte der 1741  gegrndeten Bayreuther  Loge  durch Systemänderungen ([[Strikte Observanz]][[Royal  York]]) und  Staatszugehörigkeiten (Markgrafschaft,  
Preu‚en, Bayern) folgte eine Glanzzeit unter der Gro‚meisterschaft J.K.  
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Preußen, Bayern) folgte eine Glanzzeit unter der Großmeisterschaft J.K.  
Bluntschlis (1872-78).  Er  gab  seiner  Gro‚loge eine  neue  Verfassung  
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Bluntschlis (1872-78).  Er  gab  seiner  Großloge eine  neue  Verfassung  
und berarbeitete fr sie die Fe‚lerschen Johannis-Rituale.
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und überarbeitete für sie die Feßlerschen Johannis-Rituale.
Vergleich der Historie der Rituale der VGLvD.
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(siehe nachfolgende grafische Darstellung)
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== Vergleich der Historie der Rituale der VGLvD ==
Von  den  fnf unter  dem  Dach  der  VGLvD  vereinigten  Gro‚logen arbeiten  
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(siehe obenstehende grafische Darstellung)
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Von  den  fünf unter  dem  Dach  der  VGLvD  vereinigten  Gro‚logen arbeiten  
 
vier nach historischen Ritualen. Zwei davon sind Hochgradsysteme schottischen
 
vier nach historischen Ritualen. Zwei davon sind Hochgradsysteme schottischen
 
Ursprungs: 1) die GNML 3WK arbeitet nach dem Rektivizierten System und  
 
Ursprungs: 1) die GNML 3WK arbeitet nach dem Rektivizierten System und  

Version vom 6. August 2010, 23:34 Uhr

Ritualvergleich.jpg


Kurzvortrag für die Forschungsloge Quatuor Coronati:

Die Initiation – Ritualvergleiche

26. Arbeitstagung Okt. 2004

Erwin Bohnacker SOKRATES ZUR STANDHAFTIGKEIT

Für einen Vergleich der Rituale, die innerhalb der Vereinigte Großlogen von Deutschland im Gebrauch sind, wären zuvorderst die Rituale ihrer fünf Großlogen: Großloge der Alten Freien und Angenommenen Maurer von Deutschland, Große Landesloge der Freimaurer von Deutschland, Große National-Mutterloge "Zu den drei Weltkugeln", American Canadien Grand Lodge A.F.&A.M. und Grand Lodge of Britisch Freemasons in Germany heranzuziehen. Zusätzlich sind aber aus historischen Gründen in der Großloge der Alten Freien und Angenommenen Maurer von Deutschland noch eine ganze Reihe weiterer Rituale in Verwendung, die gebräuchlichsten davon sind das "Schröder"-, das "Sonne"- und das Eklektische Ritual. Insgesamt sind also in Deutschland mindestens acht "Haupt"-Rituale in Gebrauch. Das zeigt uns recht deutlich, dass im Gegensatz zu Ländern mit nur einer Großloge - und nur einem Ritual - wir in Deutschland eine ebenso bereichernde wie verwirrende Ritualvielfalt haben. In Frankfurt am Main wird z.B. in sieben verschiedenen Ritualen gearbeitet, und da ist das in Deutschland mit Abstand meistgebrauchte A.F.u.A.M.-Ritual nicht einmal dabei.

Deshalb ist m.E. ein inhaltlicher Vergleich wegen der Vielfalt und der Unter- schiede der zu vergleichenden Rituale im zeitlichen Rahmen nicht vernünf- tig. Auch eine tabellarische Aufstellung der einzelnen Initiations-Handlungen, wie z.B. von der Berliner Loge "Zur Werkstatt" als Resultat von Ritualvergleichen publiziert, finde ich für unseren Zweck nicht genügend aussagekräftig.

Da ich sowieso der Überzeugung bin, dass das richtige Verstehen des eigenen wie auch der anderen freimaurerischen Rituale das Wissen um den jeweiligen Ursprung und die nachfolgende historische Entwicklung bedingt, habe ich dies als Ansatz eines Vergleichs der in Deutschland meistgebräuchlichen Rituale genommen.

Vergleich der Historie der meistgebrauchten deutschen Rituale Die wichtigste und oft für die deutschen Freimaurer auch überraschende Erkenntnis über die geschichtliche Entwicklung der Freimaurerei ist, dass sie zwei Wurzeln hat.

Viel zu oft wird bei uns in der freimaurerischen Historie vom offiziellen An- fang der Freimaurerei 1717 in London gesprochen und dies für die weiteren geschichtlichen Ausführungen als Ursprung der Freimaurerei dargestellt. Das ist aber grundlegend falsch. Die Freimaurerei wurzelt in zwei sich grundsƒtzlich unterscheidenden Systemen, dem SCHOTTISCHEN und dem ENGLISCHEN, und dies ist insbesondere für unsere deutsche Freimaurerei wichtig, wie wir noch sehen werden. Dass die Freimaurerei aus Bauhütten sakraler Bauwerke durch den allmƒh- lichen …bergang von tatsƒchlichen Bauleuten zu 'spekulativen' Maurern hervorging, ist bekannt und historisch belegt. Aber gerade in diesen Ursprüngen liegt bereits ein gravierender Unterschied in den beiden Systemen.

ENGLISCHES SYSTEM (Werksmaurerei)

Beim Englischen System ist ganz eindeutig und wichtig, dass die speku- lativen Maurer aus aufklƒrerischen Geistesgruppen kamen. Au‚erdem gab es auch für einen langen und insbesondere fr die weltweite Ent- wicklung der Freimaurerei wichtigen Zeitraum in England zwei Systeme.

Neuenglisch ('Moderns')

Als offizieller Anfang der Freimaurerei (weil ab hier historisch einwand- frei belegt) gilt gemeinhin 1717, als sich die vier Londoner Logen zu ei- ner Großloge zusammenschlossen. 1723 wird ihre bekannte Constituti- on von Reverend Anderson mit den berhmten 'Alten Pflichten' ver„f- fentlicht und 1730 erscheint - glcklicherweise - die Verrƒterschrift der Rituale von Pritchard, 'Masonry dissected' - sonst hƒtten wir heute keine Informationen ber die damaligen Rituale.

Diese Richtung der Freimaurerei hat einen ganz ausgeprägten Einfluss aufklärerischer (deistischer) Gedanken.

Altenglisch ('Ancients')

Entschieden anderer Einstellung sind Logen mit wahrscheinlich irischem Einfluss, die es wohl zur gleichen Zeit - zumindest behaupteten sie es von sich - in London gab. Diese zweite Gruppierung von Logen warf nƒmlich der ersten Gro‚loge vor, sie sei vom Althergebrachten abgewichen, und sie selbst seien die traditionelleren und auch die ƒlteren. Sie nannten sich deshalb auch so: 'Ancients', die Alten. 1751 schließen auch sie sich zu einer Gro‚loge zu- sammen, d.h., mindestens von da an haben wir bis zum Zusammen- schluss der beiden Großlogen offiziell zwei recht unterschiedliche englische Systeme.

Vereinigte Großloge von England (United Grand Lodge of England)

Die Hauptunterschiede der Neu- und Altenglischen Systeme sind: der Sitz des 1. Aufsehers (Westen - Sden), die Worte des 1. und 2. Gra- des, und damit auch die Bezeichnung der Tempelsƒulen, sind ver- tauscht und die Altarposition fr den damaligen alten Eid (Osten - Wes- ten). Vor allem ist das neuenglische Ritual deistisch und das altengli- sche christlich geprƒgt. Erst 1813 fanden die beiden Großlogen zur United Grand Lodge of Eng- land zusammen, indem sich inhaltlich die ‘Moderns` stark an die Traditi- onalisten angenƒhert hatten. Die christlichen Bezge wurden aber groß- teils aus dem Ritual genommen.

SCHOTTISCHES SYSTEM (Hochgradmaurerei)

Eine ganz andere Freimaurerei als die Englische hatte sich wahrschein- lich lange vorher in Schottland entwickelt. Zwar ist der Ursprung beider Systeme im historischen Dunkel, aber die Geschichte einzelner schotti- scher Logen geht sehr weit zurck (z.B. Kilwinning), und Anfang des 18. Jh. arbeiten nachweislich bereits mehrere Hochgradsysteme in Schott- land in Logen bzw. Kapiteln. Auch ist der Einfluss der spekulativen Mau- rer ein gänzlich anderer, denn in Schottland wird er hauptsƒchlich auf Geistliche wie auch weltliche Orden zurückgeführt, aber vor allem berief man sich darauf, das Erbe der Templer - Geschichte und Legenden sind ja hinreichend bekannt - gleichzeitig mit bernommen zu haben. Historische Wahrscheinlichkeit unbenommen, es ist eine geschichtliche Tatsache, dass aus Schottland eine Freimaurerei gƒnzlich anderer Prƒ- gung hervorgegangen ist – sehr christlich, mit durchgƒngig weiterfh- renden Graden eines Lehrgebƒudes ber die ersten drei Grade hinaus. Wichtig fr unser Verstƒndnis der Freimaurerei und ihrer Rituale ist, dass die Freimaurerei nicht nur in England ihren Ursprung hatte, denn die damalige schottische Hochgrad-Freimaurerei hat sich genauso schnell ber die Welt verbreitet wie die englische. Die Großlogen der romanischen und der sd- und mittelamerikanischen Lƒnder, sowie die Großloge von Frankreich sind schottischen Ursprungs in reiner Form, und in abgewandelter Form die Gro‚logen der BeNeLux- sowie der nordischen Lƒnder und der Grand Orient Frankreichs.

DEUTSCHE FREIMAURERISCHE SYSTEME

1737 beginnt in Hamburg die sich schnell verbreitende Freimaurerei in Deutschland. Mitte des 18. Jh. gab es Provincial-Gro‚logen der Neu- englischen Freimaurerei in Hamburg und Frankfurt, sowie selbst ernann- te Großlogen in Berlin (des jungen 'Alten Fritz'), Dresden und Bayreuth die meisten bereits mit Tochterlogen. Zur gleichen Zeit hatte sich aber ber Paris (1737 dort von einem Ram- say propagiert) auch die Schottische Hochgradmaurerei nach Deutsch- land und Europa ausgebreitet.

Zur Wahl und in Konkurrenz standen nun zwei freimaurerische Systeme a) Symbolische Werksmaurerei in 3 Graden - humanitƒr/egalisierend und b) Hochgradmaurerei in X Graden, esoterisch, wahre Geheimnisse, Exklusivitƒt und in Auswchsen auch finanzielle Gewinne versprechend. Wo sie in der deutschen Kleinstaaterei erlaubt war, blhte die Freimau- rerei, und dem Zeitgeist entsprechend entschied man sich mehr und mehr fr die Hochgradmaurerei. So hatte von Mitte des 18. Jh. an ein Hochgrad-System - die Strikte Ob- servanz - viele existierende Großlogen und Logen fr sich gewonnen und insbesondere nach der Vereinigung mit dem Klerikalen System (1772) begonnen, die deutsche Freimaurerei zu dominieren. Der Tem- pelherrenorden sollte wieder aufleben, mit strengem Gehorsam gegen unbekannte Obere.

Ein etwas geƒndertes franz„sisches Hochgrad-System - basierend auf der Templerlegende, absolut christlich, streng hierarchisch und sehr ex- klusiv - existierte seit 1736 in Schweden (und spƒter in ganz Skandina- vien). Dessen (Eckleffsche-)Rituale hatte sich J.W.K. v. Zinnendorf be- sorgt, von 1768 an einige Logen gestiftet und in Folge die Gro‚e Lan- desloge der Freimaurer von Deutschland in Berlin gegrndet. Die deutsche Freimaurerei wurde chaotisch. Scharlatane, Idealisten, Machtschtige und Betrger betƒtigten sich (pseudo-)freimaurerisch, und bald machte sich Enttƒuschung aus unerfllten Erwartungen, Machtkƒmpfen und Intrigen breit. 1782 sollte der Wilhelmsbader Kon- vent die vielfƒltigen Probleme l„sen. Das gelang nicht, man kam aber zum Schluss, dass die Legende der freimaurerischen Abstammung von den Tempelrittern historisch nicht haltbar sei. Das System der Strikten Observanz wurde zum sogenannten Rektivizierten System reformiert. Damit war das Schicksal der Strikten Observanz zwar besiegelt, aber große Teile der deutschen Freimaurerei waren auch orientierungslos und gelƒhmt.

Die GNML 3WK hatte das Rektivizierte System in etwas verƒnderter Form bernommen, l„ste sich kurz nach dem Konvent von der Strikten Observanz und erklƒrte sich fr selbstƒndig. 1797 gab sie sich eine neue Grundverfassung, die Logen bekamen mehr Selbstƒndigkeit (das Direktionsrecht wurde den h„heren Graden, welche Erkenntnisstufen wurden, entzogen) und sie nahm den heutigen Namen Große National-Forschungsloge Mutterloge "Zu den drei Weltkugeln" an.

Eine stetige Entwicklung und die Protektion der Preußischen K„nige und Kaiser (Edikt von 1798) machte sie zur gr„ßten Großloge vor der Zeit der Dunkelheit.

Die GLL FvD war vom Untergang der Strikten Observanz kaum berhrt, außer dass v.Nettelblatt die Templerlegende in den Ritualen zurckge- nommen hatte und diese spƒter (1888) gƒnzlich aufgegeben wurde. Das Ordens-System an sich: absolut christlich mit strenger hierarchischer Ausrichtung und die Betrachtung der Johannisgrade als Vorstufe zu den Hochgraden hat bis heute unverƒndert Bestand. Eine stetige Entwicklung wie auch die Protektion des Preußischen Herr- scherhauses machte sie zur zweitgr„ßten Großloge vor der Zeit der Dunkelheit.

Der Eklektische Freimaurerbund in Frankfurt am Main leitete nach dem Wilhelmsbader Konvent die freimaurerische Reformation ein, die der Hochgrad-müden Freimaurerei neue Orientierung gab. Auf Betrei- ben v.Ditfurths (Wetzlar) und Brünners (Frankfurt) konnte 1783 durch Rückbesinnung auf die Basiswerte der Freimaurerei der Eklektische Bund gegründet werden. Rituale und Gesetze basierten auf dem neu- englischen Ritus der Loge zur Einigkeit, Frankfurt. In der 1. Hälfte des 19. Jh. war der Eklektische Bund durch die Ausei- nandersetzungen um das 'Christliche Prinzip' maßgeblich an der Prƒ- gung der 'humanitären' Freimaurerei beteiligt.


Große Loge von Preußen (Royal York zur Freundschaft).

Durch den Beitritt Ignaz Feßlers 1796 in die Hochgrad-Loge Royal York war diesernicht nur ihr Gründer als neuer Großloge und somit des dritten Berliner christlichen Hochgradsystems erstanden, sondern die deutsche Frei- maurerei hatte auch einen ihrer großen Reformatoren bekommen. Er schuf zuerst in Anlehnung an das altenglische System die Rituale der Johannisgrade neu, wandelte dann widerstrebend die franz„sischen Hochgrade in mehrere Erkenntnisstufen um, teilte danach die Loge mehrfach, um Großlogen-Status zu erreichen und erwirkte zudem noch das Protektorat des Königs.

Die Feßlerschen Johannisgrade wurden zur Basis anderer Rituale, ins- besondere derer der Großloge "Zur Sonne" in Bayreuth. Großloge von Hamburg. Der große Reformator [[Friedrich Ludwig Schröder]] trat erfolgreich für die Vereinfachung und Entmystifizierung der Freimaurerei ein, und reformierte, indem er alle Hochgrade eliminierte, System und Rituale nach dem altenglischen Ritus. 1801 war die 'Schrödersche Lehrart' von seiner Großloge und 1816 bereits von 33 Logen unter drei weiteren Großlogen angenommen worden. Schröder war aber nicht nur Reformator (System und Engbund) sondern auch ein Vereini- ger der Freimaurerei (Großlogenverein). Durch seine große Akzeptanz prägte das Schrödersche System die humanitäre Freimaurerei maßgeblich.


Großloge "Zur Sonne" in Bayreuth

Der wechselhaften Geschichte der 1741 gegrndeten Bayreuther Loge durch Systemänderungen (Strikte Observanz, Royal York) und Staatszugehörigkeiten (Markgrafschaft, Preußen, Bayern) folgte eine Glanzzeit unter der Großmeisterschaft J.K. Bluntschlis (1872-78). Er gab seiner Großloge eine neue Verfassung und überarbeitete für sie die Feßlerschen Johannis-Rituale.

Vergleich der Historie der Rituale der VGLvD

(siehe obenstehende grafische Darstellung) Von den fünf unter dem Dach der VGLvD vereinigten Gro‚logen arbeiten vier nach historischen Ritualen. Zwei davon sind Hochgradsysteme schottischen Ursprungs: 1) die GNML 3WK arbeitet nach dem Rektivizierten System und 2) die GLL FvD nach schwedischer Lehrart. Die anderen beiden Rituale sind englischen Ursprungs: 1) in den Logen der GL BFG wird gearbeitet wie es in der Union Emulation Lodge of Improve- ment seit 1814 unterrichtet wird und 2) in den Logen der ACGL kommen Rituale altenglischen Ursprungs verschiedener Gro‚logen der USA und Kanada zur Anwendung. Die in der GL A.F.u.A.M.v.D verwendeten Rituale - auch englischen Ur- sprungs - tragen der Situation Rechnung, dass erst die Zusage an die beitre- tenden Logen, ihre Rituale weiterhin verwenden zu k„nnen, die Bildung der einen Gro‚loge nach dem Kriege berhaupt erm„glichte. Nach Anfangs- schwierigkeiten konnte 1966 ein Gro‚logen-Ritual vorgestellt werden, das eklektisch versuchte, m„glichst vielen Brdern Vertrautes zu bieten. Auf Grund einer Flut von 'Verbesserungs'-Wnschen und einer Schwerpunktver- lagerung von der Belehrungsmethode zum kultischen Erlebnis wurde 1981/82 eine berarbeitete Version in Kraft gesetzt. Heute arbeiten fast 80% der A.F.u.A.M.-Logen nach diesem Gro‚loge- Ritual, die anderen hauptsƒchlich nach den alten "Schr„der"-, "Sonne"- und Eklektischen Ritualen.