Systeme und Rituale im Vergleich: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Freimaurer-Wiki
K (Kategorienzuordnung)
Zeile 1: Zeile 1:
 
 
[[Datei:Ritualvergleich.jpg]]
 
[[Datei:Ritualvergleich.jpg]]
  
  
 
Kurzvortrag für die Forschungsloge [[Quatuor Coronati]]:  
 
Kurzvortrag für die Forschungsloge [[Quatuor Coronati]]:  
 +
 
== Die Initiation – Ritualvergleiche ==
 
== Die Initiation – Ritualvergleiche ==
 
26. Arbeitstagung Okt. 2004
 
26. Arbeitstagung Okt. 2004
Zeile 9: Zeile 9:
 
[[Erwin Bohnacker]] SOKRATES ZUR STANDHAFTIGKEIT  
 
[[Erwin Bohnacker]] SOKRATES ZUR STANDHAFTIGKEIT  
  
Für einen Vergleich der Rituale, die innerhalb der Vereinigte Großlogen von  
+
Für einen Vergleich der Rituale, die innerhalb der [[Großlogen#Vereinigte Großlogen von Deutschland (VGLvD)|Vereinigte Großlogen von Deutschland]] im  Gebrauch  sind, wären  zuvorderst die  Rituale  ihrer  fünf Großlogen:  [[Großloge  der  Alten  Freien  und  Angenommenen  Maurer  von  
Deutschland im  Gebrauch  sind, wären  zuvorderst die  Rituale  ihrer  fünf  
+
Deutschland]], [[Große  Landesloge  der  Freimaurer  von  Deutschland]][[Große  
Großlogen:  Großloge  der  Alten  Freien  und  Angenommenen  Maurer  von  
+
National-Mutterloge  "Zu  den  drei  Weltkugeln]]",  [[American  Canadien  Grand
Deutschland, Große  Landesloge  der  Freimaurer  von  Deutschland,  Große  
+
Lodge|American  Canadien  Grand Lodge A.F.&A.M.]] und  [[Grand  Lodge  of  Britisch  Freemasons  in  Germany]] heranzuziehen. Zusätzlich sind aber aus historischen Gründen in der Großloge  der  Alten  Freien  und  Angenommenen  Maurer  von  Deutschland noch eine  ganze  Reihe  weiterer  Rituale  in Verwendung,  die  gebräuchlichsten davon sind das "Schröder"-, das "Sonne"- und das Eklektische Ritual. Insgesamt sind also in Deutschland mindestens acht "Haupt"-Rituale in Gebrauch.
National-Mutterloge  "[[Zu  den  drei  Weltkugeln]]",  American  Canadien  Grand
 
Lodge A.F.&A.M. und  [[Grand  Lodge  of  Britisch  Freemasons  in  Germany]]
 
heranzuziehen. Zusätzlich sind aber aus historischen Gründen in der Großloge  der  Alten  Freien  und  Angenommenen  Maurer  von  Deutschland noch  
 
eine  ganze  Reihe  weiterer  Rituale  in Verwendung,  die  gebräuchlichsten  
 
davon sind das "Schröder"-, das "Sonne"- und das Eklektische Ritual. Insgesamt sind also in Deutschland mindestens acht "Haupt"-Rituale in Gebrauch.
 
 
Das  zeigt  uns recht deutlich,  dass  im Gegensatz  zu Ländern  mit  nur  einer Großloge  - und  nur  einem  Ritual  - wir  in  Deutschland  eine  ebenso  bereichernde wie verwirrende Ritualvielfalt haben. In Frankfurt am Main wird z.B. in sieben verschiedenen Ritualen gearbeitet, und da ist das in Deutschland mit Abstand meistgebrauchte A.F.u.A.M.-Ritual nicht einmal dabei.
 
Das  zeigt  uns recht deutlich,  dass  im Gegensatz  zu Ländern  mit  nur  einer Großloge  - und  nur  einem  Ritual  - wir  in  Deutschland  eine  ebenso  bereichernde wie verwirrende Ritualvielfalt haben. In Frankfurt am Main wird z.B. in sieben verschiedenen Ritualen gearbeitet, und da ist das in Deutschland mit Abstand meistgebrauchte A.F.u.A.M.-Ritual nicht einmal dabei.
  
Deshalb ist m.E. ein inhaltlicher Vergleich wegen der Vielfalt und der Unter-
+
Deshalb ist m.E. ein inhaltlicher Vergleich wegen der Vielfalt und der Unterschiede der zu vergleichenden Rituale im zeitlichen Rahmen nicht vernünftig. Auch eine tabellarische Aufstellung der einzelnen Initiations-Handlungen, wie z.B. von der Berliner Loge "[[Zur Werkstatt]]" als Resultat von Ritualvergleichen publiziert, finde ich für unseren Zweck nicht genügend aussagekräftig.
schiede der zu vergleichenden Rituale im zeitlichen Rahmen nicht vernünf-
 
tig. Auch eine tabellarische Aufstellung der einzelnen Initiations-Handlungen,  
 
wie z.B. von der Berliner Loge "[[Zur Werkstatt]]" als Resultat von Ritualvergleichen publiziert, finde ich für unseren Zweck nicht genügend aussagekräftig.
 
  
Da ich sowieso der Überzeugung bin, dass das richtige Verstehen des eigenen  wie  auch  der  anderen freimaurerischen Rituale das  Wissen  um  den  
+
Da ich sowieso der Überzeugung bin, dass das richtige Verstehen des eigenen  wie  auch  der  anderen freimaurerischen Rituale das  Wissen  um  den jeweiligen  Ursprung  und  die  nachfolgende historische  Entwicklung bedingt, habe  ich  dies als  Ansatz  eines  Vergleichs  der  in  Deutschland  meistgebräuchlichen Rituale genommen.
jeweiligen  Ursprung  und  die  nachfolgende historische  Entwicklung bedingt,  
 
habe  ich  dies als  Ansatz  eines  Vergleichs  der  in  Deutschland  meistgebräuchlichen Rituale genommen.
 
  
Vergleich der Historie der meistgebrauchten deutschen Rituale
+
==Vergleich der Historie der meistgebrauchten deutschen Rituale==
Die  wichtigste  und  oft für  die  deutschen Freimaurer  auch  überraschende  
+
Die  wichtigste  und  oft für  die  deutschen Freimaurer  auch  überraschende Erkenntnis über die geschichtliche Entwicklung der Freimaurerei ist, dass sie zwei Wurzeln hat.
Erkenntnis über die geschichtliche Entwicklung der Freimaurerei ist, dass sie  
 
zwei Wurzeln hat.
 
 
   
 
   
Viel zu oft wird bei uns in der freimaurerischen Historie vom offiziellen An-
+
Viel zu oft wird bei uns in der freimaurerischen Historie vom offiziellen Anfang der Freimaurerei 1717 in London gesprochen und dies für die weiteren geschichtlichen  Ausführungen  als  Ursprung  der Freimaurerei dargestellt.<br>
fang der Freimaurerei 1717 in London gesprochen und dies für die weiteren  
+
Das  ist  aber  grundlegend falsch. Die  Freimaurerei  wurzelt  in  zwei  sich grundsƒätzlich unterscheidenden Systemen, dem SCHOTTISCHEN und dem ENGLISCHEN, und dies ist insbesondere für unsere deutsche Freimaurerei wichtig, wie wir noch sehen werden.
geschichtlichen  Ausführungen  als  Ursprung  der Freimaurerei dargestellt.
+
Dass die Freimaurerei aus Bauhütten sakraler Bauwerke durch den allmäƒhlichen …Übergang von  tatsäƒchlichen Bauleuten  zu  'spekulativen'  Maurern hervorging,  ist  bekannt  und  historisch  belegt.  Aber  gerade in diesen  Ursprüngen liegt bereits ein gravierender Unterschied in den beiden Systemen.
Das  ist  aber  grundlegend falsch. Die  Freimaurerei  wurzelt  in  zwei  sich  
+
 
grundsƒtzlich unterscheidenden Systemen, dem SCHOTTISCHEN und dem
+
=== Englisches System (Werksmaurerei) ===
ENGLISCHEN, und dies ist insbesondere für unsere deutsche Freimaurerei  
+
 
wichtig, wie wir noch sehen werden.
+
Beim Englischen System ist ganz eindeutig und wichtig, dass die spekulativen  Maurer  aus  aufklƒärerischen  Geistesgruppen  kamen.  Au‚erdem gab  es auch für  einen langen  und  insbesondere  für die weltweite Entwicklung der Freimaurerei wichtigen Zeitraum in England zwei Systeme.
Dass die Freimaurerei aus Bauhütten sakraler Bauwerke durch den allmƒh-
 
lichen  …bergang von  tatsƒchlichen Bauleuten  zu  'spekulativen'  Maurern  
 
hervorging,  ist  bekannt  und  historisch  belegt.  Aber  gerade in diesen  Ursprüngen liegt bereits ein gravierender Unterschied in den beiden Systemen.
 
  
== ENGLISCHES SYSTEM (Werksmaurerei) ==
+
==== Neuenglisch ('Moderns') ====
  
Beim Englischen System ist ganz eindeutig und wichtig, dass die speku-
+
Als offizieller Anfang der Freimaurerei (weil ab hier historisch einwandfrei belegt) gilt gemeinhin 1717, als sich die vier Londoner Logen zu einer Großloge zusammenschlossen. 1723 wird ihre bekannte Constitution von Reverend Anderson mit den berühmten 'Alten Pflichten' ver„öffentlicht und 1730 erscheint - glücklicherweise - die  Verrƒäterschrift der Rituale von Pritchard, 'Masonry dissected' - sonst hƒätten wir heute keine Informationen über die damaligen Rituale.  
lativen Maurer aus aufklƒrerischen Geistesgruppen kamen. Au‚erdem
 
gab es auch für einen langen  und  insbesondere  fr die  weltweite Ent-
 
wicklung der Freimaurerei wichtigen Zeitraum in England zwei Systeme.
 
  
== Neuenglisch ('Moderns') ==
+
Diese Richtung der Freimaurerei hat einen ganz ausgeprägten Einfluss aufklärerischer (deistischer) Gedanken.
  
Als offizieller Anfang der Freimaurerei  (weil ab hier historisch einwand-
+
==== Altenglisch ('Ancients') ====
frei belegt) gilt gemeinhin 1717, als sich die vier Londoner Logen zu ei-
 
ner Großloge zusammenschlossen. 1723 wird ihre bekannte Constituti-
 
on von Reverend Anderson  mit  den  berhmten  'Alten  Pflichten' ver„f-
 
fentlicht  und  1730  erscheint  - glcklicherweise - die  Verrƒterschrift  der Rituale von Pritchard, 'Masonry dissected' - sonst hƒtten wir heute keine
 
Informationen ber die damaligen Rituale.
 
  
Diese Richtung der Freimaurerei hat einen ganz ausgeprägten Einfluss
+
Entschieden anderer Einstellung sind Logen mit wahrscheinlich irischem Einfluss, die  es wohl  zur  gleichen Zeit - zumindest  behaupteten  sie  es von sich - in London gab.<br>
aufklärerischer (deistischer) Gedanken.
+
Diese zweite Gruppierung von Logen warf nƒämlich der ersten Gro‚loge vor, sie sei vom Althergebrachten abgewichen, und sie selbst seien die traditionelleren und auch die ƒälteren. Sie nannten sich deshalb auch so:<br>
 +
'Ancients', die Alten. 1751 schließen auch sie sich zu einer Gro‚ßloge zusammen, d.h.,  mindestens  von  da  an  haben  wir  bis  zum  Zusammenschluss der beiden Großlogen offiziell zwei recht unterschiedliche englische Systeme.
  
== Altenglisch ('Ancients') ==
+
==== Vereinigte Großloge von England (United Grand Lodge of England) ====
  
Entschieden anderer Einstellung sind Logen mit wahrscheinlich irischem
+
Die Hauptunterschiede der Neu- und  Altenglischen Systeme sind: der Sitz des 1. Aufsehers (Westen - Süden), die Worte des 1. und 2. Grades, und  damit  auch die Bezeichnung  der  Tempelsƒäulen, sind  vertauscht und die Altarposition für den damaligen alten Eid (Osten - Westen)Vor allem ist das neuenglische Ritual deistisch und das altenglische christlich geprƒägt.<br>
Einfluss, die es wohl zur gleichen Zeit - zumindest behaupteten sie es
+
Erst 1813 fanden die beiden Großlogen zur United Grand Lodge of England zusammen, indem sich inhaltlich die ‘Moderns` stark an die Traditionalisten angenƒähert hatten. Die christlichen Bezüge wurden aber großteils aus dem Ritual genommen.
von sich - in London gab.
 
Diese zweite Gruppierung von Logen warf nƒmlich der ersten Gro‚loge
 
vor, sie sei vom Althergebrachten abgewichen, und sie selbst seien die
 
traditionelleren und auch die ƒlteren. Sie nannten sich deshalb auch so:
 
'Ancients', die Alten. 1751 schließen auch sie sich zu einer Gro‚loge zu-
 
sammen, d.h.,  mindestens von da an haben wir bis zum  Zusammen-
 
schluss der beiden Großlogen offiziell zwei recht unterschiedliche englische
 
Systeme.
 
  
== Vereinigte Großloge von England (United Grand Lodge of England) ==
+
=== Schottisches System (Hochgradmaurerei) ===
  
Die Hauptunterschiede der  Neu- und Altenglischen Systeme sind: der  
+
Eine ganz andere Freimaurerei als die Englische hatte sich wahrscheinlich lange vorher in Schottland entwickelt. Zwar ist der Ursprung beider Systeme im historischen Dunkel, aber die Geschichte einzelner schottischer Logen geht sehr weit zurück (z.B. [[Kilwinning]]), und Anfang des 18. Jh.  arbeiten  nachweislich  bereits mehrere Hochgradsysteme in Schottland in Logen bzw. Kapiteln. Auch ist der Einfluss der spekulativen Maurer  ein  gänzlich  anderer,  denn in Schottland wird er hauptsäƒchlich auf Geistliche wie auch weltliche Orden zurückgeführt, aber vor allem berief man sich darauf, das Erbe der Templer - Geschichte und Legenden sind ja hinreichend bekannt - gleichzeitig mit bernommen zu haben.<br>
Sitz des 1. Aufsehers (Westen - Sden), die Worte des 1.  und 2. Gra-
+
Historische Wahrscheinlichkeit unbenommen, es ist eine geschichtliche Tatsache, dass aus Schottland eine Freimaurerei gƒänzlich anderer Prƒägung hervorgegangen ist – sehr christlich, mit durchgƒängig weiterführenden Graden eines Lehrgebƒäudes über die ersten drei Grade hinaus.
des, und damit auch die Bezeichnung der Tempelsƒulen, sind ver-
+
Wichtig für unser Verstäƒndnis der Freimaurerei und ihrer Rituale ist, dass die Freimaurerei nicht  nur in England ihren Ursprung hatte, denn die damalige schottische Hochgrad-Freimaurerei hat  sich  genauso  schnell über die Welt verbreitet wie die englische.<br>
tauscht und die Altarposition fr den damaligen alten Eid (Osten - Wes-
+
Die Großlogen der romanischen und  der süd- und mittelamerikanischen Läƒnder, sowie die Großloge von Frankreich sind schottischen Ursprungs in reiner Form, und in abgewandelter Form die Gro‚logen der BeNeLux- sowie der nordischen Lƒänder und der Grand Orient Frankreichs.
ten). Vor allem ist das neuenglische Ritual deistisch und  das altengli-
 
sche christlich geprƒgt.
 
Erst 1813 fanden die beiden Großlogen zur United Grand Lodge of Eng-
 
land zusammen, indem sich inhaltlich die ‘Moderns` stark an die Traditi-
 
onalisten angenƒhert hatten. Die christlichen Bezge wurden aber groß-
 
teils aus dem Ritual genommen.
 
  
== SCHOTTISCHES SYSTEM (Hochgradmaurerei) ==
+
=== Deutsche freimaurerische Systeme ===
  
Eine ganz andere Freimaurerei als die Englische hatte sich wahrschein-
+
1737  beginnt  in Hamburg die sich schnell verbreitende  Freimaurerei in Deutschland. Mitte  des 18. Jh.  gab es Provincial-Gro‚logen der  Neuenglischen Freimaurerei in Hamburg und Frankfurt, sowie selbst ernannte Großlogen in Berlin (des jungen 'Alten Fritz'), Dresden und Bayreuth
lich lange vorher in Schottland entwickelt. Zwar ist der Ursprung beider
+
die meisten bereits mit Tochterlogen.<br>
Systeme im historischen Dunkel, aber die Geschichte einzelner schotti-
+
Zur gleichen Zeit hatte sich aber über Paris (1737 dort von einem Ramsay propagiert) auch die [[Schottische Hochgradmaurerei]] nach Deutschland und Europa ausgebreitet.  
scher Logen geht sehr weit zurck (z.B. Kilwinning), und Anfang des 18.
 
Jh.  arbeiten nachweislich bereits mehrere Hochgradsysteme  in  Schott-
 
land in Logen bzw. Kapiteln. Auch ist der Einfluss der spekulativen Mau-
 
rer ein  gänzlich  anderer, denn  in Schottland  wird  er hauptsƒchlich  auf
 
Geistliche wie auch weltliche Orden zurückgeführt, aber vor allem berief
 
man sich darauf, das Erbe der Templer - Geschichte und Legenden sind
 
ja hinreichend bekannt - gleichzeitig mit bernommen zu haben.
 
Historische Wahrscheinlichkeit unbenommen, es ist eine geschichtliche
 
Tatsache, dass aus Schottland eine Freimaurerei gƒnzlich anderer Prƒ-
 
gung  hervorgegangen  ist  – sehr  christlich,  mit  durchgƒngig  weiterfh-
 
renden Graden eines Lehrgebƒudes ber die ersten drei Grade hinaus.
 
Wichtig fr unser Verstƒndnis der Freimaurerei und ihrer Rituale ist, dass die Freimaurerei nicht  nur in England ihren Ursprung hatte, denn die damalige
 
schottische Hochgrad-Freimaurerei hat  sich genauso  schnell  ber  die Welt
 
verbreitet wie die englische.
 
Die  Großlogen  der  romanischen und  der  sd- und mittelamerikanischen
 
Lƒnder, sowie die Großloge von Frankreich sind schottischen Ursprungs in
 
reiner Form, und in abgewandelter Form die Gro‚logen der BeNeLux- sowie
 
der nordischen Lƒnder und der Grand Orient Frankreichs.
 
  
== DEUTSCHE FREIMAURERISCHE SYSTEME ==
+
Zur Wahl und in Konkurrenz standen nun zwei freimaurerische Systeme a)  Symbolische  Werksmaurerei  in  3  Graden  - humanitäƒr/egalisierend und b) Hochgradmaurerei in X Graden, esoterisch, wahre Geheimnisse, Exklusivitƒät und in Auswüchsen auch finanzielle Gewinne versprechend.
 +
Wo sie in der deutschen Kleinstaaterei erlaubt war, blühte die Freimaurerei, und  dem  Zeitgeist  entsprechend  entschied  man  sich  mehr  und mehr für die Hochgradmaurerei.<br>
 +
So hatte von Mitte des 18. Jh. an ein Hochgrad-System - die Strikte Observanz  - viele  existierende  Großlogen und Logen  für  sich  gewonnen und insbesondere  nach  der  Vereinigung  mit  dem  Klerikalen  System (1772) begonnen, die  deutsche  Freimaurerei zu  dominieren.  Der Tempelherrenorden  sollte  wieder  aufleben, mit  strengem Gehorsam  gegen unbekannte Obere.
  
1737 beginnt in Hamburg die sich schnell verbreitende Freimaurerei in  
+
Ein etwas geäƒndertes  franz„sisches Hochgrad-System  - basierend  auf der Templerlegende, absolut christlich, streng hierarchisch und sehr exklusiv - existierte seit 1736 in Schweden (und späƒter in ganz Skandinavien). Dessen (Eckleffsche-)Rituale hatte  sich [[Johann Wilhelm Kellner Graf Zinnendorf|J.W.K. v. Zinnendorf]] besorgt, von 1768 an einige Logen gestiftet und in Folge die Gro‚ße Landesloge der Freimaurer von Deutschland in Berlin gegründet.<br>
Deutschland. Mitte des 18. Jhgab es Provincial-Gro‚logen der Neu-
+
Die deutsche Freimaurerei wurde chaotisch. Scharlatane, Idealisten, Machtsüchtige und Betrüger betƒätigten sich (pseudo-)freimaurerisch, und bald machte  sich  Enttäƒuschung  aus unerfüllten Erwartungen, Machtkƒämpfen und Intrigen  breit.  1782  sollte  der Wilhelmsbader  Konvent die vielfƒältigen  Probleme  lö„sen. Das  gelang  nicht, man  kam  aber zum Schluss, dass die Legende der freimaurerischen Abstammung von den Tempelrittern  historisch  nicht  haltbar  sei. Das System  der  Strikten Observanz  wurde  zum  sogenannten  Rektivizierten  System reformiert.
englischen Freimaurerei in Hamburg und Frankfurt, sowie selbst ernann-
+
Damit war  das  Schicksal  der  Strikten Observanz  zwar  besiegelt, aber große  Teile  der deutschen  Freimaurerei  waren  auch orientierungslos und geläƒhmt.
te Großlogen in Berlin (des jungen 'Alten Fritz'), Dresden und Bayreuth
 
die meisten bereits mit Tochterlogen.
 
Zur gleichen Zeit hatte sich aber ber Paris (1737 dort von einem Ram-
 
say propagiert) auch die [[Schottische Hochgradmaurerei]] nach Deutsch-
 
land und Europa ausgebreitet.  
 
  
Zur Wahl und in Konkurrenz standen nun zwei freimaurerische Systeme
+
Die GNML 3WK hatte  das Rektivizierte System in  etwas verƒänderter Form übernommen, l„öste sich kurz nach dem Konvent von der Strikten Observanz und erklƒärte sich  für selbstäƒndig. 1797 gab sie sich  eine neue Grundverfassung, die Logen bekamen mehr Selbstäƒndigkeit (das Direktionsrecht wurde den h„öheren Graden, welche Erkenntnisstufen wurden, entzogen) und sie nahm den heutigen Namen Große National-Forschungsloge Mutterloge "[[Zu den drei Weltkugeln]]" an.  
a) Symbolische Werksmaurerei in  3 Graden  - humanitƒr/egalisierend
 
und b) Hochgradmaurerei in X Graden, esoterisch, wahre Geheimnisse,
 
Exklusivitƒt und in Auswchsen auch finanzielle Gewinne versprechend.
 
Wo sie in der deutschen Kleinstaaterei erlaubt war, blhte die Freimau-
 
rerei, und dem  Zeitgeist  entsprechend  entschied  man sich  mehr und
 
mehr fr die Hochgradmaurerei.
 
So hatte von Mitte des 18. Jh. an ein Hochgrad-System - die Strikte Ob-
 
servanz - viele existierende  Großlogen und Logen  fr sich  gewonnen
 
und insbesondere  nach  der  Vereinigung mit  dem  Klerikalen  System
 
(1772) begonnen, die  deutsche Freimaurerei zu dominieren. Der Tem-
 
pelherrenorden sollte  wieder  aufleben, mit  strengem Gehorsam  gegen
 
unbekannte Obere.  
 
  
Ein  etwas  geƒndertes  franz„sisches Hochgrad-System  - basierend  auf
+
Eine stetige Entwicklung und die Protektion der Preußischen Kö„nige und Kaiser (Edikt von 1798)  machte  sie zur gr„ößten Großloge vor der  Zeit der Dunkelheit.
der Templerlegende, absolut christlich, streng hierarchisch und sehr ex-
 
klusiv - existierte seit 1736 in Schweden (und spƒter in ganz Skandina-
 
vien). Dessen (Eckleffsche-)Rituale hatte  sich J.W.K. v.  Zinnendorf  be-
 
sorgt, von 1768 an einige Logen gestiftet und in Folge die Gro‚e Lan-
 
desloge der Freimaurer von Deutschland in Berlin gegrndet.
 
Die  deutsche  Freimaurerei wurde  chaotisch. Scharlatane,  Idealisten,
 
Machtschtige  und Betrger betƒtigten sich (pseudo-)freimaurerisch,
 
und bald machte  sich  Enttƒuschung  aus unerfllten Erwartungen,
 
Machtkƒmpfen und Intrigen  breit.  1782  sollte  der Wilhelmsbader Kon-
 
vent die vielfƒltigen Probleme l„sen. Das  gelang  nicht, man  kam  aber
 
zum Schluss, dass die Legende der freimaurerischen Abstammung von
 
den Tempelrittern  historisch  nicht  haltbar  sei. Das System der Strikten
 
Observanz  wurde  zum  sogenannten  Rektivizierten  System reformiert.
 
Damit war  das  Schicksal  der  Strikten Observanz  zwar  besiegelt, aber
 
große  Teile  der deutschen  Freimaurerei  waren  auch  orientierungslos
 
und gelƒhmt.
 
  
Die GNML 3WK hatte  das  Rektivizierte  System  in  etwas  verƒnderter
+
Die [[Große Landesloge der Freimaurer von Deutschland|GLL FvD]] war vom Untergang der Strikten Observanz kaum berührt, außer dass v. Nettelblatt die Templerlegende in den Ritualen zurückgenommen hatte und diese spƒäter (1888) gƒänzlich aufgegeben wurde. Das Ordens-System an sich: absolut christlich mit strenger hierarchischer Ausrichtung und die Betrachtung der Johannisgrade als Vorstufe zu den Hochgraden hat bis heute unveräƒndert Bestand.  
Form bernommen, l„ste sich kurz nach dem Konvent von der Strikten  
+
Eine stetige Entwicklung wie auch die Protektion des Preußischen Herrscherhauses machte sie  zur zweitgr„ößten Großloge vor der Zeit der Dunkelheit.  
Observanz und erklƒrte sich  fr  selbstƒndig. 1797  gab sie  sich eine
 
neue Grundverfassung, die Logen bekamen mehr Selbstƒndigkeit (das
 
Direktionsrecht wurde  den h„heren Graden, welche Erkenntnisstufen
 
wurden, entzogen) und sie nahm den heutigen Namen Große National-Forschungsloge
 
Mutterloge "[[Zu den drei Weltkugeln]]" an.  
 
  
Eine stetige Entwicklung und die Protektion der Preußischen K„nige und  
+
[[Der Eklektische Bund|Der  Eklektische Freimaurerbund]] in  Frankfurt  am  Main leitete  nach
Kaiser (Edikt von 1798) machte sie zur gr„ßten Großloge vor der  Zeit
+
dem  [[Wilhelmsbader  Konvent]]  die  freimaurerische  Reformation  ein,  die der Hochgrad-müden  Freimaurerei neue  Orientierung  gab.  Auf  Betreiben  v. Ditfurths (Wetzlar)  und Brünners (Frankfurt)  konnte 1783  durch Rückbesinnung  auf  die Basiswerte  der Freimaurerei der  Eklektische Bund  gegründet  werden.  Rituale und Gesetze basierten  auf  dem  neuenglischen Ritus der Loge zur Einigkeit, Frankfurt.
der Dunkelheit.
+
In der 1. Hälfte des 19. Jh. war der  Eklektische Bund durch die Auseinandersetzungen um das 'Christliche Prinzip' maßgeblich an der  Prƒägung der 'humanitären' Freimaurerei beteiligt.
  
Die GLL FvD war vom Untergang der Strikten Observanz kaum berhrt,
 
außer dass v.Nettelblatt die Templerlegende in den Ritualen zurckge-
 
nommen hatte und diese spƒter (1888) gƒnzlich aufgegeben wurde. Das
 
Ordens-System an  sich: absolut  christlich mit strenger hierarchischer
 
Ausrichtung und die Betrachtung der Johannisgrade als Vorstufe zu den
 
Hochgraden hat bis heute unverƒndert Bestand.
 
Eine stetige Entwicklung wie auch die Protektion des Preußischen Herr-
 
scherhauses machte  sie  zur  zweitgr„ßten  Großloge  vor  der  Zeit  der
 
Dunkelheit.
 
  
[[Der Eklektische Freimaurerbund]] in  Frankfurt  am  Main leitete  nach
+
==== Große Loge von Preußen ([[Royal  York zur Freundschaft]]). ====
dem  [[Wilhelmsbader  Konvent]] die  freimaurerische Reformation ein, die
+
Durch den Beitritt [[Ignaz Feßler]]s 1796 in die Hochgrad-Loge Royal York war dieser nicht nur ihr Gründer als neuer Großloge und somit des dritten Berliner christlichen Hochgradsystems erstanden, sondern die deutsche Freimaurerei hatte auch einen ihrer großen Reformatoren bekommenEr
der Hochgrad-müden Freimaurerei neue Orientierung gabAuf Betrei-
+
schuf zuerst in Anlehnung an das altenglische System die  Rituale der Johannisgrade neu, wandelte dann widerstrebend die franz„ösischen Hochgrade in mehrere Erkenntnisstufen um, teilte danach die Loge mehrfach, um Großlogen-Status zu erreichen und erwirkte zudem noch das Protektorat des Königs.
ben v.Ditfurths (Wetzlar) und Brünners (Frankfurt) konnte 1783 durch
 
Rückbesinnung auf die  Basiswerte der  Freimaurerei der Eklektische
 
Bund gegründet werden. Rituale und Gesetze basierten auf dem neu-
 
englischen Ritus der Loge zur Einigkeit, Frankfurt.
 
In der 1. Hälfte des 19. Jh.  war der  Eklektische Bund durch die Ausei-
 
nandersetzungen  um  das 'Christliche  Prinzip'  maßgeblich  an  der  Prƒ-
 
gung der 'humanitären' Freimaurerei beteiligt.
 
  
 +
Die Feßlerschen Johannisgrade  wurden zur Basis anderer Rituale, insbesondere derer der Großloge "[[Zur Sonne]]" in Bayreuth.
  
== Große Loge von Preußen (Royal  York zur  Freundschaft). ==
+
====Großloge von Hamburg====  
Durch den Beitritt [[Ignaz Feßler]]s 1796 in die Hochgrad-Loge Royal York war diesernicht nur ihr Gründer als neuer Großloge und somit des dritten Berliner
 
christlichen Hochgradsystems erstanden,  sondern  die  deutsche  Frei-
 
maurerei hatte auch  einen ihrer  großen  Reformatoren bekommen.  Er
 
schuf  zuerst  in  Anlehnung  an  das  altenglische  System die  Rituale  der
 
Johannisgrade neu,  wandelte  dann  widerstrebend die  franz„sischen
 
Hochgrade in  mehrere  Erkenntnisstufen  um, teilte  danach die  Loge
 
mehrfach, um Großlogen-Status zu erreichen und erwirkte zudem noch
 
das Protektorat des Königs.
 
  
Die Feßlerschen Johannisgrade  wurden zur Basis anderer Rituale, ins-
+
Der  große  Reformator  [[Friedrich  Ludwig Schröder]] trat erfolgreich für die Vereinfachung und Entmystifizierung der Freimaurerei ein, und  reformierte, indem er  alle Hochgrade eliminierte,
besondere derer der Großloge "[[Zur Sonne]]" in Bayreuth.
+
System und Rituale nach dem altenglischen Ritus. 1801 war die '[[Schrödersche Lehrart]]' von seiner  Großloge und 1816  bereits  von  33  Logen unter drei weiteren Großlogen angenommen worden. Schröder war aber nicht nur Reformator (System und Engbund) sondern  auch ein Vereiniger der Freimaurerei (Großlogenverein).
Großloge von Hamburg.  Der  große  Reformator  [[Friedrich  Ludwig  
 
Schröder]] trat erfolgreich für die Vereinfachung und Entmystifizierung der  
 
Freimaurerei ein, und  reformierte, indem er  alle Hochgrade eliminierte,
 
System und Rituale nach dem altenglischen Ritus. 1801 war die '[[Schrödersche Lehrart]]' von seiner  Großloge und 1816  bereits  von  33  Logen  
 
unter drei weiteren Großlogen angenommen worden. Schröder war aber  
 
nicht nur Reformator (System und Engbund) sondern  auch ein Vereini-
 
ger der Freimaurerei (Großlogenverein).
 
 
Durch seine große Akzeptanz prägte das Schrödersche System die humanitäre Freimaurerei maßgeblich.
 
Durch seine große Akzeptanz prägte das Schrödersche System die humanitäre Freimaurerei maßgeblich.
  
  
== Großloge "[[Zur Sonne]]" in Bayreuth ==
+
==== Großloge "[[Zur Sonne]]" in Bayreuth ====
Der wechselhaften Geschichte der 1741  gegrndeten Bayreuther  Loge  durch Systemänderungen ([[Strikte Observanz]],  [[Royal  York]]) und  Staatszugehörigkeiten (Markgrafschaft,  
+
Der wechselhaften Geschichte der 1741  gegründeten Bayreuther  Loge  durch Systemänderungen ([[Strikte Observanz]],  [[Royal  York]]) und  Staatszugehörigkeiten (Markgrafschaft, Preußen, Bayern) folgte eine Glanzzeit unter der Großmeisterschaft J.K. Bluntschlis (1872-78).  Er  gab  seiner  Großloge eine  neue  Verfassung und überarbeitete für sie die Feßlerschen Johannis-Rituale.
Preußen, Bayern) folgte eine Glanzzeit unter der Großmeisterschaft J.K.  
 
Bluntschlis (1872-78).  Er  gab  seiner  Großloge eine  neue  Verfassung  
 
und überarbeitete für sie die Feßlerschen Johannis-Rituale.
 
  
== Vergleich der Historie der Rituale der VGLvD ==
+
==== Vergleich der Historie der Rituale der VGLvD ====
  
 
(siehe obenstehende grafische Darstellung)
 
(siehe obenstehende grafische Darstellung)
Von  den  fünf  unter  dem  Dach  der  VGLvD  vereinigten  Gro‚logen arbeiten  
+
 
vier nach historischen Ritualen. Zwei davon sind Hochgradsysteme schottischen
+
Von  den  fünf  unter  dem  Dach  der  [[Großlogen#Vereinigte Großlogen von Deutschland (VGLvD)|VGLvD]] vereinigten  Gro‚ßlogen arbeiten vier nach historischen Ritualen.  
Ursprungs: 1) die GNML 3WK arbeitet nach dem Rektivizierten System und  
+
 
2) die GLL FvD nach schwedischer Lehrart.
+
Zwei davon sind Hochgradsysteme schottischen Ursprungs: 1) die [[Große National-Mutterloge „Zu den drei Weltkugeln“|GNML 3WK]] arbeitet nach dem Rektivizierten System und 2) die [[Große Landesloge der Freimaurer von Deutschland|GLL FvD]] nach schwedischer Lehrart.
Die anderen beiden Rituale sind englischen Ursprungs: 1) in den Logen der
+
 
GL BFG wird gearbeitet  wie  es  in  der  Union  Emulation  Lodge  of  Improve-
+
Die anderen beiden Rituale sind englischen Ursprungs: 1) in den Logen der GL BFG wird gearbeitet  wie  es  in  der  Union  Emulation  Lodge  of  Improvement seit  1814 unterrichtet  wird  und  2)  in  den  Logen  der  [[American Canadian Grand Lodge|ACGL]] kommen Rituale  altenglischen  Ursprungs verschiedener Gro‚logen der  USA  und Kanada zur Anwendung.
ment seit  1814 unterrichtet  wird  und  2)  in  den  Logen  der  ACGL kommen  
+
 
Rituale  altenglischen  Ursprungs verschiedener Gro‚logen der  USA  und  
+
Die  in  der  [[Großloge der Alten Freien und Angenommenen Maurer von Deutschland|A.F.u.A.M.v.D]] verwendeten  Rituale  - auch  englischen Ursprungs - tragen der Situation Rechnung, dass erst die Zusage an die beitretenden Logen, ihre Rituale weiterhin verwenden zu k„önnen, die Bildung der  
Kanada zur Anwendung.
+
einen Gro‚loge nach  dem  Kriege  überhaupt erm„öglichte. Nach  Anfangsschwierigkeiten konnte  1966  ein  Gro‚ßlogen-Ritual  vorgestellt  werden,  das eklektisch  versuchte, m„öglichst vielen  Brüdern Vertrautes  zu  bieten.  Auf Grund einer Flut von 'Verbesserungs'-Wünschen und einer Schwerpunktverlagerung von  der  Belehrungsmethode  zum  kultischen  Erlebnis  wurde 1981/82 eine überarbeitete Version in Kraft gesetzt.
Die  in  der  GL A.F.u.A.M.v.D verwendeten  Rituale  - auch  englischen Ur-
+
 
sprungs - tragen der Situation Rechnung, dass erst die Zusage an die beitre-
+
Heute  arbeiten  fast  80%  der  A.F.u.A.M.-Logen  nach  diesem  Gro߂loge-Ritual, die anderen hauptsƒchlich nach den alten "Schr„öder"-, "Sonne"- und Eklektischen Ritualen.
tenden Logen, ihre Rituale weiterhin verwenden zu k„nnen, die Bildung der  
+
 
einen Gro‚loge nach  dem  Kriege  berhaupt erm„glichte. Nach  Anfangs-
+
 
schwierigkeiten konnte  1966  ein  Gro‚logen-Ritual  vorgestellt  werden,  das  
+
[[Kategorie:Lexikon]]
eklektisch  versuchte, m„glichst vielen  Brdern Vertrautes  zu  bieten.  Auf  
 
Grund einer Flut von 'Verbesserungs'-Wnschen und einer Schwerpunktver-
 
lagerung von  der  Belehrungsmethode  zum  kultischen  Erlebnis  wurde  
 
1981/82 eine berarbeitete Version in Kraft gesetzt.  
 
Heute  arbeiten  fast  80%  der  A.F.u.A.M.-Logen  nach  diesem  Gro‚loge-
 
Ritual, die anderen hauptsƒchlich nach den alten "Schr„der"-, "Sonne"- und  
 
Eklektischen Ritualen.
 

Version vom 7. August 2010, 16:36 Uhr

Ritualvergleich.jpg


Kurzvortrag für die Forschungsloge Quatuor Coronati:

Die Initiation – Ritualvergleiche

26. Arbeitstagung Okt. 2004

Erwin Bohnacker SOKRATES ZUR STANDHAFTIGKEIT

Für einen Vergleich der Rituale, die innerhalb der Vereinigte Großlogen von Deutschland im Gebrauch sind, wären zuvorderst die Rituale ihrer fünf Großlogen: [[Großloge der Alten Freien und Angenommenen Maurer von Deutschland]], Große Landesloge der Freimaurer von Deutschland, [[Große National-Mutterloge "Zu den drei Weltkugeln]]", [[American Canadien Grand Lodge|American Canadien Grand Lodge A.F.&A.M.]] und Grand Lodge of Britisch Freemasons in Germany heranzuziehen. Zusätzlich sind aber aus historischen Gründen in der Großloge der Alten Freien und Angenommenen Maurer von Deutschland noch eine ganze Reihe weiterer Rituale in Verwendung, die gebräuchlichsten davon sind das "Schröder"-, das "Sonne"- und das Eklektische Ritual. Insgesamt sind also in Deutschland mindestens acht "Haupt"-Rituale in Gebrauch. Das zeigt uns recht deutlich, dass im Gegensatz zu Ländern mit nur einer Großloge - und nur einem Ritual - wir in Deutschland eine ebenso bereichernde wie verwirrende Ritualvielfalt haben. In Frankfurt am Main wird z.B. in sieben verschiedenen Ritualen gearbeitet, und da ist das in Deutschland mit Abstand meistgebrauchte A.F.u.A.M.-Ritual nicht einmal dabei.

Deshalb ist m.E. ein inhaltlicher Vergleich wegen der Vielfalt und der Unterschiede der zu vergleichenden Rituale im zeitlichen Rahmen nicht vernünftig. Auch eine tabellarische Aufstellung der einzelnen Initiations-Handlungen, wie z.B. von der Berliner Loge "Zur Werkstatt" als Resultat von Ritualvergleichen publiziert, finde ich für unseren Zweck nicht genügend aussagekräftig.

Da ich sowieso der Überzeugung bin, dass das richtige Verstehen des eigenen wie auch der anderen freimaurerischen Rituale das Wissen um den jeweiligen Ursprung und die nachfolgende historische Entwicklung bedingt, habe ich dies als Ansatz eines Vergleichs der in Deutschland meistgebräuchlichen Rituale genommen.

Vergleich der Historie der meistgebrauchten deutschen Rituale

Die wichtigste und oft für die deutschen Freimaurer auch überraschende Erkenntnis über die geschichtliche Entwicklung der Freimaurerei ist, dass sie zwei Wurzeln hat.

Viel zu oft wird bei uns in der freimaurerischen Historie vom offiziellen Anfang der Freimaurerei 1717 in London gesprochen und dies für die weiteren geschichtlichen Ausführungen als Ursprung der Freimaurerei dargestellt.
Das ist aber grundlegend falsch. Die Freimaurerei wurzelt in zwei sich grundsƒätzlich unterscheidenden Systemen, dem SCHOTTISCHEN und dem ENGLISCHEN, und dies ist insbesondere für unsere deutsche Freimaurerei wichtig, wie wir noch sehen werden. Dass die Freimaurerei aus Bauhütten sakraler Bauwerke durch den allmäƒhlichen …Übergang von tatsäƒchlichen Bauleuten zu 'spekulativen' Maurern hervorging, ist bekannt und historisch belegt. Aber gerade in diesen Ursprüngen liegt bereits ein gravierender Unterschied in den beiden Systemen.

Englisches System (Werksmaurerei)

Beim Englischen System ist ganz eindeutig und wichtig, dass die spekulativen Maurer aus aufklƒärerischen Geistesgruppen kamen. Au‚erdem gab es auch für einen langen und insbesondere für die weltweite Entwicklung der Freimaurerei wichtigen Zeitraum in England zwei Systeme.

Neuenglisch ('Moderns')

Als offizieller Anfang der Freimaurerei (weil ab hier historisch einwandfrei belegt) gilt gemeinhin 1717, als sich die vier Londoner Logen zu einer Großloge zusammenschlossen. 1723 wird ihre bekannte Constitution von Reverend Anderson mit den berühmten 'Alten Pflichten' ver„öffentlicht und 1730 erscheint - glücklicherweise - die Verrƒäterschrift der Rituale von Pritchard, 'Masonry dissected' - sonst hƒätten wir heute keine Informationen über die damaligen Rituale.

Diese Richtung der Freimaurerei hat einen ganz ausgeprägten Einfluss aufklärerischer (deistischer) Gedanken.

Altenglisch ('Ancients')

Entschieden anderer Einstellung sind Logen mit wahrscheinlich irischem Einfluss, die es wohl zur gleichen Zeit - zumindest behaupteten sie es von sich - in London gab.
Diese zweite Gruppierung von Logen warf nƒämlich der ersten Gro‚loge vor, sie sei vom Althergebrachten abgewichen, und sie selbst seien die traditionelleren und auch die ƒälteren. Sie nannten sich deshalb auch so:
'Ancients', die Alten. 1751 schließen auch sie sich zu einer Gro‚ßloge zusammen, d.h., mindestens von da an haben wir bis zum Zusammenschluss der beiden Großlogen offiziell zwei recht unterschiedliche englische Systeme.

Vereinigte Großloge von England (United Grand Lodge of England)

Die Hauptunterschiede der Neu- und Altenglischen Systeme sind: der Sitz des 1. Aufsehers (Westen - Süden), die Worte des 1. und 2. Grades, und damit auch die Bezeichnung der Tempelsƒäulen, sind vertauscht und die Altarposition für den damaligen alten Eid (Osten - Westen). Vor allem ist das neuenglische Ritual deistisch und das altenglische christlich geprƒägt.
Erst 1813 fanden die beiden Großlogen zur United Grand Lodge of England zusammen, indem sich inhaltlich die ‘Moderns` stark an die Traditionalisten angenƒähert hatten. Die christlichen Bezüge wurden aber großteils aus dem Ritual genommen.

Schottisches System (Hochgradmaurerei)

Eine ganz andere Freimaurerei als die Englische hatte sich wahrscheinlich lange vorher in Schottland entwickelt. Zwar ist der Ursprung beider Systeme im historischen Dunkel, aber die Geschichte einzelner schottischer Logen geht sehr weit zurück (z.B. Kilwinning), und Anfang des 18. Jh. arbeiten nachweislich bereits mehrere Hochgradsysteme in Schottland in Logen bzw. Kapiteln. Auch ist der Einfluss der spekulativen Maurer ein gänzlich anderer, denn in Schottland wird er hauptsäƒchlich auf Geistliche wie auch weltliche Orden zurückgeführt, aber vor allem berief man sich darauf, das Erbe der Templer - Geschichte und Legenden sind ja hinreichend bekannt - gleichzeitig mit bernommen zu haben.
Historische Wahrscheinlichkeit unbenommen, es ist eine geschichtliche Tatsache, dass aus Schottland eine Freimaurerei gƒänzlich anderer Prƒägung hervorgegangen ist – sehr christlich, mit durchgƒängig weiterführenden Graden eines Lehrgebƒäudes über die ersten drei Grade hinaus. Wichtig für unser Verstäƒndnis der Freimaurerei und ihrer Rituale ist, dass die Freimaurerei nicht nur in England ihren Ursprung hatte, denn die damalige schottische Hochgrad-Freimaurerei hat sich genauso schnell über die Welt verbreitet wie die englische.
Die Großlogen der romanischen und der süd- und mittelamerikanischen Läƒnder, sowie die Großloge von Frankreich sind schottischen Ursprungs in reiner Form, und in abgewandelter Form die Gro‚logen der BeNeLux- sowie der nordischen Lƒänder und der Grand Orient Frankreichs.

Deutsche freimaurerische Systeme

1737 beginnt in Hamburg die sich schnell verbreitende Freimaurerei in Deutschland. Mitte des 18. Jh. gab es Provincial-Gro‚logen der Neuenglischen Freimaurerei in Hamburg und Frankfurt, sowie selbst ernannte Großlogen in Berlin (des jungen 'Alten Fritz'), Dresden und Bayreuth die meisten bereits mit Tochterlogen.
Zur gleichen Zeit hatte sich aber über Paris (1737 dort von einem Ramsay propagiert) auch die Schottische Hochgradmaurerei nach Deutschland und Europa ausgebreitet.

Zur Wahl und in Konkurrenz standen nun zwei freimaurerische Systeme a) Symbolische Werksmaurerei in 3 Graden - humanitäƒr/egalisierend und b) Hochgradmaurerei in X Graden, esoterisch, wahre Geheimnisse, Exklusivitƒät und in Auswüchsen auch finanzielle Gewinne versprechend. Wo sie in der deutschen Kleinstaaterei erlaubt war, blühte die Freimaurerei, und dem Zeitgeist entsprechend entschied man sich mehr und mehr für die Hochgradmaurerei.
So hatte von Mitte des 18. Jh. an ein Hochgrad-System - die Strikte Observanz - viele existierende Großlogen und Logen für sich gewonnen und insbesondere nach der Vereinigung mit dem Klerikalen System (1772) begonnen, die deutsche Freimaurerei zu dominieren. Der Tempelherrenorden sollte wieder aufleben, mit strengem Gehorsam gegen unbekannte Obere.

Ein etwas geäƒndertes franz„sisches Hochgrad-System - basierend auf der Templerlegende, absolut christlich, streng hierarchisch und sehr exklusiv - existierte seit 1736 in Schweden (und späƒter in ganz Skandinavien). Dessen (Eckleffsche-)Rituale hatte sich J.W.K. v. Zinnendorf besorgt, von 1768 an einige Logen gestiftet und in Folge die Gro‚ße Landesloge der Freimaurer von Deutschland in Berlin gegründet.
Die deutsche Freimaurerei wurde chaotisch. Scharlatane, Idealisten, Machtsüchtige und Betrüger betƒätigten sich (pseudo-)freimaurerisch, und bald machte sich Enttäƒuschung aus unerfüllten Erwartungen, Machtkƒämpfen und Intrigen breit. 1782 sollte der Wilhelmsbader Konvent die vielfƒältigen Probleme lö„sen. Das gelang nicht, man kam aber zum Schluss, dass die Legende der freimaurerischen Abstammung von den Tempelrittern historisch nicht haltbar sei. Das System der Strikten Observanz wurde zum sogenannten Rektivizierten System reformiert. Damit war das Schicksal der Strikten Observanz zwar besiegelt, aber große Teile der deutschen Freimaurerei waren auch orientierungslos und geläƒhmt.

Die GNML 3WK hatte das Rektivizierte System in etwas verƒänderter Form übernommen, l„öste sich kurz nach dem Konvent von der Strikten Observanz und erklƒärte sich für selbstäƒndig. 1797 gab sie sich eine neue Grundverfassung, die Logen bekamen mehr Selbstäƒndigkeit (das Direktionsrecht wurde den h„öheren Graden, welche Erkenntnisstufen wurden, entzogen) und sie nahm den heutigen Namen Große National-Forschungsloge Mutterloge "Zu den drei Weltkugeln" an.

Eine stetige Entwicklung und die Protektion der Preußischen Kö„nige und Kaiser (Edikt von 1798) machte sie zur gr„ößten Großloge vor der Zeit der Dunkelheit.

Die GLL FvD war vom Untergang der Strikten Observanz kaum berührt, außer dass v. Nettelblatt die Templerlegende in den Ritualen zurückgenommen hatte und diese spƒäter (1888) gƒänzlich aufgegeben wurde. Das Ordens-System an sich: absolut christlich mit strenger hierarchischer Ausrichtung und die Betrachtung der Johannisgrade als Vorstufe zu den Hochgraden hat bis heute unveräƒndert Bestand. Eine stetige Entwicklung wie auch die Protektion des Preußischen Herrscherhauses machte sie zur zweitgr„ößten Großloge vor der Zeit der Dunkelheit.

Der Eklektische Freimaurerbund in Frankfurt am Main leitete nach dem Wilhelmsbader Konvent die freimaurerische Reformation ein, die der Hochgrad-müden Freimaurerei neue Orientierung gab. Auf Betreiben v. Ditfurths (Wetzlar) und Brünners (Frankfurt) konnte 1783 durch Rückbesinnung auf die Basiswerte der Freimaurerei der Eklektische Bund gegründet werden. Rituale und Gesetze basierten auf dem neuenglischen Ritus der Loge zur Einigkeit, Frankfurt. In der 1. Hälfte des 19. Jh. war der Eklektische Bund durch die Auseinandersetzungen um das 'Christliche Prinzip' maßgeblich an der Prƒägung der 'humanitären' Freimaurerei beteiligt.


Große Loge von Preußen (Royal York zur Freundschaft).

Durch den Beitritt Ignaz Feßlers 1796 in die Hochgrad-Loge Royal York war dieser nicht nur ihr Gründer als neuer Großloge und somit des dritten Berliner christlichen Hochgradsystems erstanden, sondern die deutsche Freimaurerei hatte auch einen ihrer großen Reformatoren bekommen. Er schuf zuerst in Anlehnung an das altenglische System die Rituale der Johannisgrade neu, wandelte dann widerstrebend die franz„ösischen Hochgrade in mehrere Erkenntnisstufen um, teilte danach die Loge mehrfach, um Großlogen-Status zu erreichen und erwirkte zudem noch das Protektorat des Königs.

Die Feßlerschen Johannisgrade wurden zur Basis anderer Rituale, insbesondere derer der Großloge "Zur Sonne" in Bayreuth.

Großloge von Hamburg

Der große Reformator Friedrich Ludwig Schröder trat erfolgreich für die Vereinfachung und Entmystifizierung der Freimaurerei ein, und reformierte, indem er alle Hochgrade eliminierte, System und Rituale nach dem altenglischen Ritus. 1801 war die 'Schrödersche Lehrart' von seiner Großloge und 1816 bereits von 33 Logen unter drei weiteren Großlogen angenommen worden. Schröder war aber nicht nur Reformator (System und Engbund) sondern auch ein Vereiniger der Freimaurerei (Großlogenverein). Durch seine große Akzeptanz prägte das Schrödersche System die humanitäre Freimaurerei maßgeblich.


Großloge "Zur Sonne" in Bayreuth

Der wechselhaften Geschichte der 1741 gegründeten Bayreuther Loge durch Systemänderungen (Strikte Observanz, Royal York) und Staatszugehörigkeiten (Markgrafschaft, Preußen, Bayern) folgte eine Glanzzeit unter der Großmeisterschaft J.K. Bluntschlis (1872-78). Er gab seiner Großloge eine neue Verfassung und überarbeitete für sie die Feßlerschen Johannis-Rituale.

Vergleich der Historie der Rituale der VGLvD

(siehe obenstehende grafische Darstellung)

Von den fünf unter dem Dach der VGLvD vereinigten Gro‚ßlogen arbeiten vier nach historischen Ritualen.

Zwei davon sind Hochgradsysteme schottischen Ursprungs: 1) die GNML 3WK arbeitet nach dem Rektivizierten System und 2) die GLL FvD nach schwedischer Lehrart.

Die anderen beiden Rituale sind englischen Ursprungs: 1) in den Logen der GL BFG wird gearbeitet wie es in der Union Emulation Lodge of Improvement seit 1814 unterrichtet wird und 2) in den Logen der ACGL kommen Rituale altenglischen Ursprungs verschiedener Gro‚logen der USA und Kanada zur Anwendung.

Die in der A.F.u.A.M.v.D verwendeten Rituale - auch englischen Ursprungs - tragen der Situation Rechnung, dass erst die Zusage an die beitretenden Logen, ihre Rituale weiterhin verwenden zu k„önnen, die Bildung der einen Gro‚loge nach dem Kriege überhaupt erm„öglichte. Nach Anfangsschwierigkeiten konnte 1966 ein Gro‚ßlogen-Ritual vorgestellt werden, das eklektisch versuchte, m„öglichst vielen Brüdern Vertrautes zu bieten. Auf Grund einer Flut von 'Verbesserungs'-Wünschen und einer Schwerpunktverlagerung von der Belehrungsmethode zum kultischen Erlebnis wurde 1981/82 eine überarbeitete Version in Kraft gesetzt.

Heute arbeiten fast 80% der A.F.u.A.M.-Logen nach diesem Gro߂loge-Ritual, die anderen hauptsƒchlich nach den alten "Schr„öder"-, "Sonne"- und Eklektischen Ritualen.