Traktat: Die Arbeit am rauen Stein - Vortrag Akademie Forum Masonicum: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 9. November 2019, 22:50 Uhr

Die Arbeit am rauen Stein - Freimaurerei in Theorie und Praxis

Vortrag anlässlich der Tagung der „Akademie Forum Masonicum“ am 9.11.2019 in Berlin, Logenhaus der 3WK in der Heerstrasse.

Dieser Text ist eine Kurzfassung meines Vortrages und durch die Reduktion auf den Text und ein paar Bilder etwas reduziert und kann daher nicht alle Botschaften in der von mir gewünschten Intensität wiederspiegeln. Auch kann ich in dieser Form inhaltlich viele Themen nur grob anreißen. Wer sich wirklich für die Thematik interessiert, dem empfehle ich die Lektüre meines Buches „Die Arbeit am rauen Stein – Ein Arbeitsbuch für Freimaurer im Lehrlingsgrad“, erschienen im Leipziger Freimaurer Verlag. Erhältlich beim Verlag oder auch bei Amazon.

Guten Tag, ich freue mich sehr, dass ich heute hier vor Ihnen sprechen darf. Vor allem deshalb, weil es mir ein echtes Anliegen ist, mit Ihnen über die Arbeit am rauen Stein ins Gespräch zu kommen.

Ich bin ein begeisterter Freimaurer, der aber wie viele Brüder ebenfalls auch seine schwierigen Momente hatte und auch gezweifelt hat an der Wirkmächtigkeit des Bundes. Ich habe für mein Buch viel positives Feedback bekommen aber natürlich auch Kritik. Einiges tief im Detail und hier und da auch grundsätzlich.

Vielleicht trete ich auch dem einen oder anderen Bruder zu nahe. Wenn das passieren sollte, bitte ich um Nachsicht. Es war und ist nicht meine Absicht. Es geht mir nicht darum Brüder zu kritisieren, sondern nur darum, ein paar Gedankenanstöße zu geben. Deshalb würde ich mich freuen, wenn Sie sich offenen Herzens auch den ungewohnten Aspekten in meinem Vortrag öffnen, damit wir hinterher darüber diskutieren können.


Einheit in der Vielfalt

Die Brüder haben unterschiedliche Motivationen FM zu werden und es gibt verschiedene Arten, die FM zu leben. Aus meiner Sicht ist jede Art und Sichtweise von Wert. Gerade in der Vielfalt liegt die Qualität der FM. Die Heterogenität ermöglicht Inspiration und neue Sichtweisen.

In der Freimaurerei gab es immer schon Auseinandersetzung. Das scheint ein Erbe der Aufklärung zu sein. Insbesondere die Fragen von Religiosität und Spiritualität sorgen schon für über 200 Jahre für Debatten. Schon Albert Pike beschwerte sich in seinen Briefen über die Profanität vieler Brüder und genauso gab es bittere Klage über Brüder, die dem Mystizismus anhängen oder noch schlimmer sich mit esoterischen Spinnereien befassen. Wenn man das Lexikon von Lennhoff/Posener bemüht erkennt man dort eine streng humanitäre Auslegung. Die esoterischen Wurzeln werden eher in den Bereich der Historie verwiesen.

Man kann glaube ich heute sagen, dass der humanitäre Ansatz bei weitem der stärkste in der Deutschen Freimaurerei ist. Das Buch von Klaus-Jürgen Grün hat das Schisma zwischen dem christlich geprägten Orden und dem Rest der FM nochmal neu entfacht.

Wie immer in den sozialen Medien gab es eine starke Polarisierung, bei der andere Ansätze wie der Pantheismus ziemlich unter den Tisch gefallen sind. Ich glaube fest daran, dass es diese Debatten und vor allem den Streit dazu nicht braucht. Die Kraft der FM liegt darin, dass sie individuell ist und Brüdern mit unterschiedlichen Interessen verschiedene Möglichkeiten bietet. Wir tun gut daran, das wertzuschätzen. Denn nicht nur, weil der andere vielleicht von etwas profitiert, dass uns selbst nicht viel bedeutet, sondern vor allem auch weil wir uns inspirieren lassen können.

Ich habe mal versucht, die unterschiedlichen Motivationen und Interessen in einer Grafik zu clustern.

Mein persönliches Verständnis der Freimaurerei

Ich gehöre zu den wohl weniger als 10% der deutschen Freimaurer, die stark spirituell und auch esoterisch geprägt sind. Das liegt daran, dass ich mich viele Jahre autodidaktisch mit vergleichenden Religionswissenschaften beschäftigt habe und mir die unterschiedlichen okkulten Strömungen angesehen habe.

Das soll aber hier aber nicht weiter interessieren, denn alles worüber ich heute spreche ist für jeden Maurer von Wert, wenn es ihn denn interessiert.

Die Freimaurerei hat einen entscheidenden Vorteil zu allen anderen Gruppierungen Sie wirkt diesseitig und hat, wenn sie richtig angewendet wird durchaus gesellschaftliche Relevanz. Aus meiner Sicht ist die FM primär ein System zur persönlichen Entwicklung durch Ritual und Symbolik, dass dem Suchenden ein Gerüst an die Hand gibt und Brüder, die ihn stärken und schützen. Dabei geht es um das Erkennen des eigenen Wesens, der Motivationen und Ängste, die Beherrschung der Emotionen und Triebe, sowie um die Einübung ethisch moralisch einwandfreien Verhaltens.

Die FM bietet mit ihrer Symbolik darüber hinaus noch die Möglichkeit des spirituellen Wachstums. Man kommt nicht umhin festzustellen, dass sich neben der Bauhüttentradition in der FM auch Einflüsse der in der Renaissance modernen Bewegungen wie der Hermetik, dem Rosenkreuzertum, der jüdischen Kabbala und der christlichen Mystik finden.

Die Freimaurerei ist ein Weg des Individuums und daher ist der Weg und die zu bestehenden Prüfungen für jeden anders. Was uns eint ist, dass wir alle auf dem Weg sind.

Die Frage ist im Grunde nur: Will ich wirklich an mir arbeiten?

Im Ritual der 3WK finden wir folgende Erkenntnis, mit der wir den Suchenden konfrontieren.

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  Für mich eine eindeutige Aufforderung, mich auf den Weg zu machen. Von der ersten Idee bei der Lichtgebung, über die langjährige Arbeit zur wahren Erkenntnis. Ob diesen nun mit Weisheit gleichgesetzt wird oder mit der Unio Mystica, der Vereinigung mit Gott, das sei jedem selbst überlassen.

In unserem 3WK Ritual wird von der Verbindung von Firmament zur Erde gesprochen. Die Parallele zum hermetischen Wie Oben zu untern ist offensichtlich. Das Hexagramm steht für die Einheit. Für die Verbindung von Feuer und Wasser, von Mikrokosmos und Makrokosmos.

Man beachte in diesem Zusammenhang die geometrischen Parallelen zwischen Hexagramm sowie Winkelmaß und Zirkel. Hexagramm.jpg

Die Freimaurerei ist ein Initiationssystem

Die FM hat viele Parallelen zu den uralten Systemen der Antike. Wir werden klassisch initiiert werden also in Verunsicherung gebracht, in eine Krise, alleine gelassen, um uns dann in der Bruderkette wiederzufinden. Wir sterben und werden wiedergeboren. Wir bekommen eine Ahnung vom Licht und werden im emotional aufgewühlten Zustand das erste Mal mit en Symbolen in Kontakt gebracht.

Wir haben ein Gradsystem. Schrittweise werden wir mit Erkenntnissen konfrontiert. Gerade soviel wie wir verarbeiten können. Je weiter wir uns entwickeln, desto mehr können wir wissen.

Wir haben sogar Hochgrade. Wem die blaue FM nicht reicht, in der im Grunde alles enthalten ist aber in der man nicht alles so leicht erkennen kann, dem stehen die Hochgrade offen. Eine schöne Möglichkeit, sich weiter anregen zu lassen. Im Grunde sind das aber weniger „hohe“ Grade als eher Vertiefungsgrade.

Die Idee der gradweisen Konfrontation mit Erkenntnissen und Erlebnissen in Abhängigkeit von der eigenen Entwicklung ist nur heute nicht mehr wirklich relevant, denn wer als Bruder regelmäßig kommt und nicht negativ auffällt wird automatisch nach einer gewissen Zeit befördert - Der Bezug von Grad zu Entwicklung ist schlicht nicht mehr gegeben.

Ob die ursprüngliche Idee funktionieren würde, da bin ich mir nicht so sicher aber denn wahrscheinlich würde, wenn man es der individuellen Entscheidung des MVSt. überlassen würde, wahrscheinlich manch einer niemals erhoben werden, vielleicht nur, weil jemand die Nase nicht passt. Ggf. der Preis der Demokratie in der FM, den wir bezahlen müssen.

Die FM hat, was den initiatorischen Prozess angeht, viele Parallelen zu den uralten Systemen der Antike.

Die Aufforderung im Ritual

Zitat 2.jpg 

Unser Ritual in der 3WK gibt uns sehr genaue Hinweise zur Arbeit. Es geht darum, seine Eigenschaften zu erkennen, die guten wie schlechten und nach Möglichkeit an den schlechten zu arbeiten. Aber wie geht das in der Praxis? Darüber sagt uns das Ritual leider nichts.

Mir konnte das als Lehrling auch keiner so richtig erklären. Ja, das Ritual hat seine Wirkung, da sind wir uns einig. Aber reicht das? Brauchen wir nicht etwas mehr Anregung für die Zwischenzeit?


Erkenne Dich selbst als zentrale Forderung an den Freimaurer

„Erkenne Dich selbst – sieh Dich selbst an und ändere Dich, denn damit veränderst Du die Welt.“ Mahatma Ghandi

Die Freimaurerei ist ein Angebot - Was der Einzelne davon nutzt, ist ihm überlassen Die FM hat kein Curriculum und keine Prüfung – Ergo auch keine direkte Motivation oder Sanktion In der Praxis wird die Arbeit am rauen Stein oft vernachlässigt und ist auch bei älteren Brüdern oft ausbaufähig. Man kann sehr viel aus dem Angebot machen, es ist aber systemimmanent auch möglich, einfach gar nichts zu tun.

Weil wir eben Menschen sind und wir alle genau diese Tendenz haben, obwohl das Ritual etwas anderes fordert, brauchen wir mehr als das. Viel zu schnell verkommt das Ritual zur Formsache wie ein „Vater Unser“ oder der Gottesdienst zu Weihnachten. Und weil wir alle grundsätzlich etwas träge sind, brauchen wir Anregung.

Wir sind stolz darauf, dass jeder Bruder seinen eigenen Weg gehen kann. Das soll sich auch niemals ändern. Aber wir sollten überlegen, ob wir nicht zumindest Angebote machen sollten, für die, die auf der Suche danach sind.  


Die Methoden der Freimaurerei

Wir haben natürlich einige Instrumente, mit denen wir Erkenntnisse vermitteln und teilweise auch Wissen erzeugen. • Das Ritual • Die Symbolik • Der Katechismus • Masonicum • Unterricht • Werkstücke oder Vorträge • Die Brüder

Insbesondere die Symbolik in Verbindung mit dem Ritual enthält im Grunde alles was man wissen kann. Aber wie erschließen wir uns diese Inhalte?

Hier gibt es großartige Angebote, die von Brüdern mit viel Engagement bereitgestellt werden. Ich selbst war auf einem Masonicum der AFuAm und ich war begeistert. Ich weiß aber auch von vielen Logen, wo das Angebot nicht so gut ist und wenn wir ehrlich sind dann müssen wir eingestehen, dass es sehr stark von den Brüdern in Funktion abhängt, wieviel vermittelt werden kann.

Sehr oft beschränkt es sich auf Struktur, ritualgerechtes Verhalten und Historie. Die Arbeit an uns selbst und die Tiefen des Rituals und der Symbolik sind oft nicht so stark im Mittelpunkt.

Wenn wir aber Brüder aktiv begleiten wollen, dann ist das natürlich eine anspruchsvolle Aufgabe, denn wir tragen eine große Verantwortung. Daher geht es auch nicht darum, jemanden irgendwo hinzuzwingen oder ihn zu überfordern. Wir müssen sensibel sein, Fragen stellen, zuhören und Anregungen geben. Dabei ist weniger oft mehr.

Wir dürfen dabei aber nie vergessen: Wir sind keine Therapeuten und können Menschen mit ernsthaften Problemen nicht helfen. Und das sollten wir uns auch nicht anmaßen. Es kann uns nur um Anregung und Reflektion gehen, nicht um Beurteilung. Allerdings haben wir vor hunderten von Jahren postuliert, dass wir Menschen dabei helfen, sich charakterlich und persönlich zu entwickeln - trotzdem können wir helfen. Das sollten wir auch ernst nehmen. Und ja, da kann auch mal was bei schief gehen. Aber der Weg zur Selbsterkenntnis ist nun mal mit Risiken behaftet und das weiß man, wenn man sich auf diesen Weg begibt. Er birgt aber primär Chancen, die aus meiner Sicht das Risiko rechtfertigen.

Ein Problem ist, dass wir in den Logen an Wissen verlieren. Erfahrene Brüder sterben weg und wir haben keine Methodik, wie wir das Wissen in den Logen erhalten können. Die Lehrhefte sind ein Ansatz aber nicht alle Brüder sind in der Lage, die Inhalte zu vermitteln. Wir müssen etwas tun, damit das Wissen der älteren Brüder nicht verloren geht. Teams im Unterricht aus Jung und Alt wären eine Lösung.

Wir haben auch keinen Benchmark, also klar definierten Ziele für neue Brüder. Wann hat man sein Pensum erfüllt? Bei der Individualität unseres Systems, wo jeder an einem anderen Punkt anfängt und mit ganz anderen Voraussetzungen auf den Weg geht, ist das auch maximal schwierig. Deshalb sollten wir mit dem Suchenden individuell Ziele vereinbaren. Wir haben die Paten/Bürgen und diese Rolle sollten wir wieder etwas an Bedeutung geben.

Was wir brauchen sind Methoden und Reflektion

• Vorträge zu gesetzten Themen und tiefe Reflektion der Inhalte • Berichte über persönliche Erkenntnisse und Erfahrungen • Austausch in Fragen des Alltags • Methoden und Übungen für jeden Tag


Die Intention meines Buches

Bei meiner Beförderung habe ich festgestellt, dass ich gar nicht so an mir gearbeitet hatte, wie es im Katechismus gefordert war. Lag das an meinen Bürgen? An meinem Meister? Nein, es lag an mir. Und trotzdem hätte es mir geholfen, wenn man mich in der Lehrlingszeit an die eine oder andere Sache erinnert hätte. Interessanterweise wurde ich trotzdem befördert, denn mein Pensum und meine Erfolge schienen niemanden zu interessieren.

Ich dachte mir, dass es vielleicht anderen ebenso ging und überlegte mir, ob man da nicht eine Hilfestellung geben könnte. Ich wünschte mir Angebote für die Arbeit an mir selbst Inspiriert durch die Freimaurer Emil Stejnar, Alfried Lehner, Albert Pike und Oswald Wirth bei denen ich viel über Symbolik gelernt und insbesondere bei Stejnar das Thema der Exerzitien gefunden hatte, machte ich mich ans Werk zu meinem Buch. Dabei wollte ich auch noch etwas von meinem Vorwissen vermitteln, dass ich anderen Kontexten erworben hatte. Ich wollte Verständnis wecken für den Menschen und die Welten, die ihn umgeben.


Die Wirkung des Rituals

Das Ritual ist und bleibt der Kern. Das funktioniert aber nur, wenn es sorgfältig umgesetzt wird, um die richtige Wirkung zu entfalten. Es ist wichtig, dass alle Beamten wissen was sie tun und was die Worte und Handlungen bedeuten Nur dann entsteht die richtige Energie im Raum. Das Ritual hat mehrere Ebenen: Materiell – intellektuell – spirituell. Auf all diesen Ebenen kann man es erleben und verstehen. Die Freimaurerei ist eine Einübungsethik, das heißt, der Bruder wird immer wieder im Ritual mit Symbolen und Inhalten konfrontiert und verinnerlicht die Aufforderungen und Botschaften, die vor hunderten von Jahren formuliert wurden. Die Symbole prägen sich ein und werden zum Bestandteil der eigenen Person, indem sie immer präsenter werden und zur Reflektion des eigenen Handelns anregen. Wenn diese Inhalte reflektiert und in Bezug auf die eigene Person verarbeitet sowie in der Loge und im profanen Leben umgesetzt werden, dann wächst der Freimaurer als Persönlichkeit.

Wir wollen hier nicht über Ritualreformen reden. Alleine der Hinweis sei erlaubt, dass bei diesem Thema eine hohe Sensibilität angebracht ist. So schnell führt eine Modernisierung zu einer Lücke im theoretischen Gebilde, die das Gesamtverständnis erschweren kann. Daher lieber weniger als mehr, denn nur wenige können von sich behaupten, die Komplexität und verschiedenen Deutungsebenen verstanden zu haben, um alle Folgen abschätzen zu können.



Die Arbeit am eigenen Stein als Basis

Das Erkenne Dich selbst ist die Basis der FM nur welche Bedeutung kommt diesem im täglichen Leben wirklich zu? Sprechen wir im Gespräch mit dem Bruder wirklich über uns oder nicht vielleicht doch mehr über die anderen? Man liest auf Sub Rosa oder anderen Foren häufiger darüber, was richtig und falsch bei anderen ist, als über eigene Erfahrungen und Selbstreflektion. Wir machen uns viel Gedanken um unsere Wirkung im Außenfeld. Wir kritisieren die Brüder für ihr Verhalten. Toleranz wird eher proklamiert als gelebt.

Tendieren wir nicht doch eher dazu uns gegenseitig zu bestätigen, uns abzugrenzen und ggf. an anderen Kritik zu üben? Welcher Stein steht im Mittelpunkt? Unser oder der der anderen? Wir sollten uns immer wieder fragen, was wir gerade tun und uns erinnern, dass es um unseren Stein geht und nicht um den der anderen.


Konkrete Übungen zur Arbeit am rauen Stein (Exerzitien)

In meinem Buch geht es weniger um die Theorie als um die Praxis. Im Folgenden möchte ich einige Ansätze kurz anreißen.


Das Ego als Herausforderung

Das Ego zu beherrschen scheint mir eine der wesentlichen Aufgaben des Freimaurerischen Weges. Nur was ist das eigentlich?

Das Ego ist das, was wir durch Erziehung und Erfahrung aufgebaut haben. Das, was uns als vernünftig erscheint, um erfolgreich in dieser Welt zu bestehen

In uns gibt es aber noch etwas anderes als das Ego. Das „wahre Selbst“ ist mit uns auf die Welt gekommen – unsere Anlagen und Persönlichkeit und das Sein losgelöst vom Zweck.

Wenn beides im Einklang steht, sind wir glücklich und gesund. Je größer die Spannung zwischen beiden ist, desto unwohler fühlen wir uns. Dauerhafte Spannungen erzeugen Krankheit und Probleme. Es geht also darum, diese Spannung aufzulösen und die Illusionen des Egos zu erkennen, um wieder zum „wahren Selbst“ durchdringen zu können.


Geselligkeit und Brüderlichkeit

Die Gemeinschaft als Übungsfeld. Ma lernt Verantwortung zu übernehmen Die Loge ist ein hermetischer Raum, in dem man Vertrauen haben kann. Man hat Gleichgesinnte als Kraftfeld. Dieser Bereich ist von großem Wert aber nur dann, wenn er auch genutzt wird für die Arbeit am raune Stein. Er darf Spaß machen, aber er sollte nicht zum reinen Männerstammtisch mit Regeln verkommen.

Achtsamkeit

Ein zentrales Thema nicht nur für Freimaurer. Es geht darum immer wieder Inne zu halten. Abstand zu sich selbst zu gewinnen., Gefühle bewusst wahrzunehmen, anzuschauen und zu bewerten. Sich Fragen zu stellen: Bin ich mit den Dingen in meinem Leben zufrieden? (Ort, Job, Freunde, Partnerin, Kinder, Hobbys, Zeit, Körper) Und nicht zuletzt darum, Dankbarkeit zu fühlen.

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Die Macht der Gedanken

So wie in der Quantenphysik die bewusste Beobachtung das Ergebnis beeinflusst, so erzeugen Gedanken Gefühle in uns und werden oft irgendwann zu Taten. Gedanken wirken auf uns und auf andere. Jeder kennt diesen Ansatz aus der Management Literatur oder auch aus dem eigenen Erleben. Wenn man sich etwas ganz stark vornimmt steigt die Chance auf Erfolg. Wenn man sich in etwas gedanklich verrennt, blockiert man sich.

Wenn man einen Raum betritt, kann man die Atmosphäre im Raum spüren und auch beeinflussen.

Wenn wir diese Phänomene bewusst einsetzen wollen, muss man lernen, die Gedanken und Gefühle kontrollieren. Gedanken prägen unseren Blick auf die Welt. Sind wir ein Optimist sehen wir die Welt anders als ein Pessimist. Denken wir positiv wird uns unser Gegenüber bestätigen. Denken wir negativ, wahrscheinlich auch.

Wir können also mit den Gedanken unser Wohlbefinden beeinflussen und auch das von anderen. Deswegen sind auch wenn die Gedanken frei sind, Sie sind nicht ohne Konsequenzen. Und letztendlich kommt mehr von unseren Gedanken an als wir glauben. Nur 10% der Kommunikation sind die Worte, vergessen wir das nie.

Gerade heute mit Smartphone und Internet wird es immer schwieriger, sich länger auf eine Sache zu konzentrieren. Umso wichtiger, dass wir das üben. Neben den vielen Effekten, die das hat, erzeugen wir auf alle Fälle eine größere Klarheit über unser Wollen und unsere Möglichkeiten. In meinem Buch finden sich dazu eine Reihe von Übungen.

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Das männliche und das weibliche Prinzip

Auch wenn wir größtenteils Männer sind, so haben wir eben doch auch eine weibliche Seite in uns. Jung hat das männliche bei der Frau Animus (Geist )und das weibliche im Mann Anima (Seele) genannt.

Hier geht es nicht nur um Geschlecht, sondern auch um Prinzipien. Manche unserer Handlungen sind eher männlich andere weiblich, finden wir ehrlich heraus, welche Anteile wir haben.

Gleichzeitig ist das Prinzip auch frei vom Geschlecht. Es gibt bestimmte Verhaltensweisen, die traditionell eher dem männlichen (erschaffen, kämpfen, kreieren) und andere eher dem weiblichen Prinzip zuzuordnen sind (empfangend, bewahrend, gebärend).

Jedem ist klar, dass wir als Mann weibliche Anteile in uns haben und als Frau eben auch männliche.

Das Yin und Yang Symbol verdeutlicht diese Verbindung sehr klar.

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Auch hier sei angemerkt, dass wir keine unserer Prägungen verdrängen sollten, denn alles was im Schatten liegt ist immer noch da. Nur können wir es nicht kontrollieren.

Es geht darum, uns der Anteile bewusst zu werden Ein Verhältnis von 70/30 hat sich als ausgewogen herausgestellt, was aber natürlich nur eine grobe Richtschnur sein kann.

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Die Arbeit mit den Elementen

Eine weitere Möglichkeit, sich seiner Person zu nähern sind die Elemente. Schon vor tausenden von Jahren haben die Gelehrten die vier Elemente aus der unsere Welt gebaut ist genutzt, um menschliche Eigenschaften damit zu beschreiben.

Der griechische Naturphilosoph Empedokles im 5. Jahrhundert v. Chr. Durch die Zuordnung der Elemente zu Gottheiten bekamen die vier Elemente weitere Eigenschaften. Platon und Aristoteles im 4. Jhd. v. Chr. später dann Jung. In seiner Typenlehre

Pentagramm.jpg   Nehmen wir es einfach als Modell, das uns hilft, uns besser zu verstehen. Sind wir wütend, rechnen wir das dem Feuer zu. Aus Mut kann aber Übermut werden, aus Zuwendung Vereinnahmung aus Ruhe Trägheit aus Klugheit Besserwisserei. Die Liebe, dem Wasser und die wilden Gedanken der Luft. Das Geld und das Heim der Erde.

Zu den vier Elementen sind noch die sogenannten Urqualitäten dazu gekommen. Es gibt es noch warm, feucht, trocken und kalt. Damit wird das System noch komplexer. Diese Attribute helfen uns dabei mit den Elementen zu arbeiten. Darüber kann ich die Elemente verstärken oder abschwächen.

Das Ziel muss es immer sein, sich der Verhältnisse der Elemente ins uns selbst bewusst zu werden. Und dann sollte man daran arbeiten, sie in ausgewogenes Verhältnis zu bringen. Natürlich darf das eine oder andere Mal überwiegen aber keines der Elemente darf uns als Person dominieren, denn dann rutschen wir zu leicht in eine Unwucht, die uns aus der Bahn werfen kann.

Jedem der sich damit auseinandersetzt, werden die Zusammenhänge zu seinem eigenen Wesen sehr schnell deutlich.

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Gewohntes ändern

Wenn man an sich arbeiten will, dann geht es auch darum, seine eigenen Verhaltensmuster zu erkennen. In meinem Buch habe ich dazu einige Übungen beschrieben. Letztendlich geht es aber immer darum, einfach mal Dinge anders zu machen als sonst. Schon der Wechsel der linken zur rechten Hand oder eine Veränderung der Reihenfolge der morgendliche Rituale kann schon viel bewirken.

Wichtig ist auch dass man sich herausfordert. Das tägliche Opfer, indem man auf etwas verzichtet, was einem lieb ist und vor allem, dass man jeden Tag etwas Gutes tut. Einfach mal dem Kollegen etwas Nettes sagen oder dem Obdachlosen etwas mehr als gewöhnlich in den Hut schmeißen.

Ganz wichtig ist es sich in andere hineinzuversetzen. Fragen wir uns, warum der andere wohl so oder so handelt. Was belastet ihn, was bewegt ihn. Wir können dabei auch viel über uns lernen.


Gehet raus in die Welt und bewährt Euch als Freimaurer

Als Freimaurer haben wir uns verpflichtet an uns zu arbeiten und darüber hinaus, bestimmte Werte einzuhalten. Das sollte nicht nur ein Lippenbekenntnis bleiben, sondern Teil unserer Persönlichkeit werden. Es hilft, dass wir uns abends fragen, ob wir stolz auf uns sein können und ob wenn jemand weiß, dass wir Freimaurer sind, eher einen guten Eindruck von unserem Bund bekommen würde. Seien wir immer ein Beispiel für einen guten Freimaurer, in dem wir ernst nehmen was wir tun.

Weil wir Freimaurer gute Menschen sein wollen, sollen wir ganz profan, jeden Tag etwas Gutes tun. Gelegenheit dazu findet sich immer und nach und nach wird es uns zur lieben Gewohnheit. Abgesehen von all dem Guten, was man der Welt gibt wird man auch feststellen, dass man davon eine Menge zurückbekommt.



Brüderliche Sprache

Arbeit an sich selbst heißt “schaue in Dich“ Und bevor wir beim „schaue über Dich ankommen muss man sich lange mit dem „schaue um Dich“ beschäftigen. Dabei geht es aber nicht darum, anderen zu sagen was sie tun sollen, sondern darum, vom anderen zu lernen.

Nehmen wir den Gegenüber als Bereicherung oder Herausforderung. Gerade schwierige Menschen bieten uns die Gelegenheit, unsere „Triggerpunkte“ zu erkennen, Selbstbeherrschung zu üben und einen gepflegten Umgang zu führen. Sprache und Worte sind dabei zentral. Ich könnte einen ganzen Vortrag über gewaltfreie Kommunikation halten. Lernen wir die Dinge aus der Ich Perspektive zu beschreiben und den anderen zu versehen.

Wir können unsere Bedürfnisse artikulieren, aber wir sollten diese nicht mit einer Forderung verbinden. Wir sollten mehr fragen als antworten. Zeigen wir dem anderen das wir ihn verstehen und dass wir von ihm lernen wollen. Nehmen wir als gegeben hin, dass in jedem Konflikt auch wir etwas zur Lösung beitragen können. Meistens sogar mehr als der andere.


Das Lehrlingstagebuch

Arbeit an sich selbst heißt eben genau das „Arbeit“. Und damit man irgendwann prüfen kann was man erreicht hat, hilft es, sich Notizen zu machen. Was war leicht, was nicht. Wo war ich nachlässig, wo erfolgreich? Ob man es sich später nochmal vornimmt oder nicht. Alleine das Aufschreiben ist schon ein Gewinn. Ich selber mach das über einen Blog, bei dem ich nur eine Mail schreiben muss. Das geht von überall.


Mit offenen Augen die Vielfalt der FM entdecken

Die FM ist ein eklektischer Bund. Einflüsse aus allen möglichen Richtungen und Traditionen sind im 17. Und 18. Jhd. in die FM eingeflossen. Vielleicht ein Grund, warum die FM so mehrdimensional ist.

Es lohnt sich, ab und zu auf diese Quellen, Traditionen, Systeme und/oder Legenden zu werfen. Man wird die FM hier und da nochmal anders begreifen und auch wenn kaum ein Einfluss gesichert nachgewiesen werden kann, so stellt man ggf. heraus, dass alle diese Wege vielleicht gemeinsame Ursprünge haben.

Es geht immer um Erkenntnis, Persönlichkeitsentwicklung, Gleichgewicht, Beherrschung, Zugang zu höheren Welten und letztendlich die Rückführung zum Ursprung.

Wenn wir uns damit beschäftigen finden wir ggf. den einen oder andern Baustein, der uns noch gefehlt hat, zum Verständnis der freimaurerischen Rituale. Oder ggf. auch zu einem neuen Verständnis von Mensch Welt und Kosmos. Als Anregung seien folgende Themen genannt. • Kabbala (Der Weg) • Hermetik (as above so below) • Theosophie (Gedankenformen) • Yogi Philosophie (Leben und Sterben) • Meister Ekkehart (Individualität) • Pythagoras (Geometrie als Sprache) • Ägyptische Mythologie • Griechische Mythologie Selbst wenn man selber den Bezug zur FM für sich nicht entdecken kann, so ist die Beschäftigung mit diesen Themen immer von Wert.

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