Traktat: Gedanken zum Atheismus

Aus Freimaurer-Wiki

Header800.jpg

Gedanken zum Atheismus

Von René Schon


Keine Schöne Entwicklung – Gedanken zum Atheismus oder

Kampf gegen die Intoleranz

Ich hatte vor kurzem einen Artikel über meine Gedanken zum Atheismus und Freimaurerei niedergeschrieben und hier veröffentlicht. Nach wie vor bin ich der Meinung (und ich verteidige diese auch vehement), dass ein Atheist oder Agnostiker ein guter Freimaurer und Bruder sein kann. Die Freimaurerei hat Jahrhunderte lang, trotz ihrer Ideale und Ideen, einen großen Teil der Bevölkerung ausgeschlossen, nämlich die Frauen. Diese Einstellung hat sich inzwischen geändert und das ist mehr als gut so. Ich selbst schätze den Umgang mit den Schwestern sehr. Ihre flexiblen Strukturen der Logen untereinander machen sie schneller handlungsfähig als uns Brüder in historisch festgewachsenen Strukturen. Dafür beneiden viele Brüder die Schwestern.

Engstirnigkeit und mangelnde Toleranz

Leider wird in letzter Zeit häufiger, wie jüngst auf der Tagung der Freimaurerforschungsloge Quatuor Coronati geschehen, öffentlich von Brüdern anderer Großlogen geäußert, dass Atheisten in der Freimaurerei nichts zu suchen hätten und sie sich doch in anderen Gruppierungen wiederfinden sollten, aber nicht in der Freimaurerei. Schließlich müsse man sich überlegen, wem zu Ehren die Sakralbauten erbaut wurden. Mal ehrlich, ist das nicht eine mehr als engstirnige Haltung? Klar mag es sein, dass die Kirchen und Klöster, welche die Bauhütten erstellt hatten, zu Ehren Gottes gewesen waren. Aber man kann es auch so sehen, dass die Baumeister die neuesten Möglichkeiten der Technik und Wissenschaft angewendet hatten, um diese Bauwerke zu schaffen als Symbol des Sieges des Verstandes und der Technik über die Natur. Aber leider hat der betreffende Bruder, der diese Äußerung tätigte, keine sinnvolle Begründung für seine Aussage liefern können.

Ist Freimaurerei eine Religion?

Brüder des Freimaurer Ordens werfen den Brüdern der Großloge AFuAM immer wieder in öffentlichen Foren vor, dass sie intolerant gegenüber den Brüdern des Ordens seien, deren Ausrichtung eine christliche Freimaurerei ist. Eben gerade WEIL es eine christliche Ausrichtung sei. Natürlich passt dies nicht zur humanitären Freimaurerei der Großloge AFuAM. Aber nun werden auch die Brüder der AFuAM angegriffen, weil sie keine „wahren oder echten Freimaurer seien“? Wer beurteilt dies denn? Man muss nun noch erwähnen, dass es deutlich mehr Brüder in der Großloge AFuAM gibt und auch auf eine weltweit breitere Basis und Akzeptanz zurückgreifen. Der Freimaurer Orden wird hingegen oft von den weltlicheren Brüdern als „Ersatzreligion“ bezeichnet. Leider tat der Ordern auch nichts gegen diesen Eindruck und versuchte erst vor kurzem auch noch eine Körperschaft des öffentlichen Rechts zu werden, was sie auf eine Stufe setzt mit einer Religions- und Weltanschauungsgemeinschaft.

Aber: Freimaurerei war aber und ist keine Religion! Sie ist ein Gefühl der Menschen untereinander, sie ist eine Art der Selbstverwirklichung und der Arbeit an einem selbst. Sie verbindet unterschiedliche Menschen zu einer weltweiten Bruderkette. Sie verbindet aber auch den Atheisten, den Agnostiker, Christen, Muslim, Juden und jeden anderen Menschen. Denn die Menschen, die an den Idealen der Freimaurerei festhalten, verbindet dieser Gedanke. Ich reiche meinen Brüdern vom Freimaurer Orden ebenso sie Hand, wie jedem anderen Bruder auch und hoffe, mit meiner Arbeit ein bisschen an der Idee einer gemeinsamen Bruderkette zu arbeiten. Denn leider gibt es aktuell „DIE Freimaurerei“ nicht. Es sind immer Ideen von einigen, die den anderen nicht passen. Ja, es „menschelt“ auch hier. Und das in einer Gruppierung, die sich geschworen hat über die Unterschiede hinwegzusehen und gemeinsam am Tempel der Humanität zu bauen. Nur müssen Ideale auch gelebt werden und nicht nur darüber geredet.

Soll und darf diese Kette nun Menschen ausschließen?

Viele unserer Brüder im Osten Deutschlands sind nicht getauft und evtl. noch auf der Suche nach ihrem Glauben oder Religion. Sind sie denn keine wahren Maurer, keine guten Brüder? Nein, sie sind ebenso Freimaurer wie wir alle und haben sich bewusst für diesen Bund entschieden. Warum sollten wir also Brüder ausgrenzen, die Atheisten sind, aber wahre Freimaurer von Herzen sind? Sind das nicht genau die Bausteine, derer wir bedürfen für den Bau des Tempels der Humanität? Ich denke schon. Daher kann es auch nicht sein, dass wir uns Gedanken über die geringe Anzahl an Freimaurern in Deutschland machen, aber Menschen ausschließen, die die Überzeugung und den Willen haben, wahre Freimaurer zu sein und nach den Idealen zu leben. Weder Frauen, noch Atheisten, noch Angehörige einer Religion, alle arbeiten zusammen an dem gemeinsamen Ziel.

Fazit

Eine moderne Freimaurerei bietet in Deutschland einen Platz für jeden, der an ihr Interesse hat. Religiöse Ausrichtungen, monistische Ausrichtungen aber eben auch Logen für Atheisten und Agnostiker. Freiheit, Gleichheit, Toleranz, Humanität und Brüderlichkeit (Schwesterlichkeit) lassen uns allen den Spielraum, um uns hier einzufinden und wiederzufinden. Ich habe es schon mehrfach betont und möchte es auch noch einmal tun: Einheit durch Vielfalt! Genau DAS muss unser Gedanke sein und das vereint uns alle. Öffentliche Angriffe in Foren, auf Tagungen oder aber auch direkt von Bruder zu Bruder sollten der Vergangenheit angehören.

Siehe auch


Links

  • School of Night, Vereinigung von Männern des 16. Jahrhunderts, die wissenschaftliche und philosophische Fragen diskutierten. Sie wurden des Atheismus und Freidenkertums verdächtigt https://de.wikipedia.org/wiki/School_of_Night