Traktat: Was Homöopathie und Freimaurerei gemeinsam haben, von Walter Plassmann: Unterschied zwischen den Versionen

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Was Homöopathie und Freimaurerei gemeinsam haben

Seien wir stolz auf unser „Anders-Sein

“Was Homöopathie und Freimaurerei gemeinsam haben"

Von Br. Walter Plassmann, Hamburg

Auf die Homöopathie ist die Hetzjagd eröffnet. Das Halali geblasen hat der Vorsitzende derKassenärztlichen Bundesvereinigung, Dr. Andreas Gassen. Er forderte im Herbstvergangenen Jahres, die Erstattung der homöopathischen Behandlungen durch diegesetzlichen Krankenkassen zu beenden. Seither folgt ihm ein bunter Zug von Unterstützernbis hin zu den Ärztekammern, die die homöopathische Weiterbildung aus denWeiterbildungskatalogen streichen und ihr damit einen wirksamen Schutz vor Scharlatanennehmen. Einzig Bundesgesundheitsminister Jens Spahn sieht keinen Grund, zu agieren.Der Streit um Sinn und Nutzen der Homöopathie begleitet deren Erarbeitung durch SamuelHahnemann (1755-1843) von Anfang an. Hahnemann war Arzt und Schriftsteller. Ihm wirdeine Nähe zur Freimaurerei und Rosenkreuzerei nachgesagt. Extrem verkürzt, geht die von ihm geschaffene Homöopathie davon aus, daß die Gesundungeines Menschen nur durch ihn selbst erfolgen kann. Unterstützen könne ihn die Medizindabei, indem sie dazu beitrage, daß „Ähnliches durch Ähnliches geheilt werden möge“(similia similibus curentur). Um die der Krankheit ähnliche Arznei zu finden, habenHomöopathen beeindruckende Tabellen („Repertorien“) erstellt, die bei der Anamneseherangezogen werden.Ist der Arzneistoff gefunden, kann der Patient ihn einsetzen. Allerdings ist der Stoff auf einederart große Weise verdünnt, daß er nicht mehr (chemisch) nachgewiesen werden kann.Hahnemann wollte damit die „im innern Wesen der Arzneien verborgene, geistartige Kraft“nutzen, die zusammen mit den geistigen und körperlichen Kräften des Menschen dieKrankheit heilen könne. Im Wasser ist also nicht mehr der chemische Wirkstoff enthalten (jedenfalls nichtnachweisbar), aber die Information, die dieser Wirkstoff abgibt, die ist vom Wasseraufgenommen. Und diese Information arbeitet mit der Information zusammen, die der Körperauf geistiger Ebene zur Verfügung stellt.Dies paßt übrigens gut zu einem etwas grausamen Experiment, dem einige Katzen zumOpfer fielen. Diesen Katzen wurden die für ihr Überleben notwendigen Stoffe (Fett, Zucker,Kohlehydrate, Vitamine etc.) in ausreichender Zahl, aber nur in chemisch reiner Form gegeben. Sie starben ausnahmslos an Unterernährung. Lebensmittel scheinen also deutlichmehr zu unserem Leben beizutragen als die bloße Zuführung chemischer Substanzen.Die homöopathische Auffassung von Krankheit und Heilung ähnelt den ersten medizinischenGehversuchen. So entstand das erste uns bekannte „Krankenhaus“ auf der griechischenInsel Kos in der Nachfolge der Medizin des Halbgottes Asklepios und wurde nach ihmAsklepion genannt. Der Grundgedanke war, daß eine Krankheit deshalb entstehe, weil derMensch sich aus der göttlichen Anbindung gelöst oder wenigstens teilweise gelöst habe.Gelinge es ihm, diese Anbindung wieder herzustellen oder zu vervollständigen, dannverschwinde auch die Krankheit.Deshalb wurde der Patient im Asklepion in einen mehrtägigen tranceartigen Schlaf versetzt,den der Arzt begleitete. In dieser Zeit soll die Seele des Patienten diese Anbindung wiederherstellen. Der Arzt führte den Patienten durch den Schlaf und wachte über ihn.Unser Wort „heilen“ enthält diesen Gedanken noch immer. Wir sind „heil“, wenn unserKörper, unsere Seele und unser Geist, „heil“, also vollständig und unverletzt sind. Für dieÄrzte im Asklepion, das vom Arzt-Urvater Hippokrates zur Blüte geführt wurde, gehörtenKörper, Seele und Geist untrennbar zusammen.Wie auch für die Homöopathen. Deshalb ist es durchaus üblich, in der Anamnese, dieRepertorisation genannt wird, auch Aspekte der Psychologie oder Symbolsysteme wie demTierkreis oder ähnliches einzusetzen. Nur so kann der Homöopath die „Ähnlichkeit“ auf allenEbenen ermitteln.Mit dieser Herangehensweise entzieht sich die Homöopathie jeglichem schuldmedizinischenAnsatz. Obwohl deren Wissenschaftlichkeit auch begrenzt ist (Medizin ist eine Erfahrungs-,keine Naturwissenschaft), hat sie sich in den vergangenen Jahrhunderten ein Werte- undUrteilssystem geschaffen, das sie als Beweis ihrer eigenen Wissenschaftlichkeit nimmt. Undjeder, der im Heilwesen tätig sein will, muß sich diesem System stellen.Das ist aber aussichtslos, wenn – wie bei der Homöopathie oder auch deranthroposophischen Medizin – die Basis völlig inkompatibel ist mit der schulmedizinischen.Mit systemfremden Werkzeugen kann ich ein anderes System nicht ausmessen, da paßtnichts zueinander.Trotzdem haben Homöopathie und Anthroposophie in den vergangenen Jahren sich bemüht,dem schulmedizinischen Wissenschaftsanspruch zu genügen. Es wurdenFachgesellschaften gegründet, Kongresse durchgeführt, Studien aufgelegt, die die Wirksamkeit der Methoden belegen sollten. Die Schulmedizin hat alles zurückgewiesen –was Wunder!Dieser ungleiche Kampf hat durchaus Ähnlichkeit zur Freimaurerei – und deshalb dient er alsAusgangsbasis dieser Betrachtung. Denn auch die Freimaurerei spricht Körper, Seele undGeist an und dies auf eine Weise, die für die herkömmlichen Gesetze unserer Gesellschaftinkommensurabel sind. Man verzeihe den bildungsbürgerlich abgehobenen Ausdruck. Erbedeutet „nicht vergleichbar“, „nicht messbar“.Die Arbeit eines Freimaurers, nämlich durch beständiges Bearbeiten seines rauhen Steineszur Vollkommenheit zu gelangen, muß auf allen Ebenen stattfinden: der körperlichen, derseelischen und der geistigen. Die Mittel, die dabei eingesetzt werden, entziehen sich derObjektivierung. Symbole haben zwar einen verobjektivierbaren Teil in sich, wirken aber vorallem individuell. Br. Klaus Feddersen, der die berühmten Bücher zum Arbeitsteppich verfaßt hat, sagtehierzu: „Der Geist lebt im Symbol. Aber er stirbt, wenn der Intellekt das Symbol zerbricht.“Geist läßt sich aber nicht vergesellschaften oder in Definitionen packen. Er spricht immer nurzum Einzelnen – und dies in einer nicht mitteilbaren Form.Noch stärker ist die Wirkung des Rituals. Sie ist für jeden Bruder hochindividuell und selbstfür ihn nicht immer gleich. „Man kommt immer anders aus dem Tempel heraus, als manhineingegangen ist“, hat Br. Rolf Appel postuliert. Beschreibbar ist diese Wirkung aber nicht,es ist das „Geheimnis der Freimaurerei“.Trotzdem werden immer wieder Versuche gemacht, die Freimaurerei zuverwissenschaftlichen. Es soll ihr eine Anerkennung von anderer Seite gewährt werden: vonder Wissenschaft, von den Philosophen, von der Gesellschaft. Aber die Freimaurerei stößthierbei auf dieselbe Problematik wie die Homöopathie: sie funktioniert nach anderenGesetzen. Deshalb ist sie mit den „falschen“ Gesetzen schlicht nicht greif- oder garbeweisbar.Aus der Freimaurerei eine philosophisch-ethische Wissenschaft machen zu wollen, die alsFerment der Gesellschaft dienen könne, würde dazu führen, die Freimaurerei auszuhöhlen.Denn die Freimaurerei ist eben gerade kein festes philosophisches System, wie es Br.Klaus-Jürgen Grün bemüht ist, zu „beweisen“. Sie ist auch kein ethisches Leitsystem, wie esBr. Hans-Hermann Höhmann mit seiner „humanistischen Freimaurerei“ propagiert.Freimaurerei ist ein weiter Rahmen, in den unterschiedliche Philosophien, Ethiken undGlaubensrichtungen hineingestellt werden können. „Rahmen“ heißt, daß es Begrenzungen gibt – nicht jede Anschauung, nicht jeder Glauben ist mit Freimaurerei kompatibel. Aber derRahmen ist weit, er darf nicht enger gezogen werden, nur um es irgendeineraußenstehenden Institution zu ermöglichen, sie mit ihrem Wertesystem zu prüfen und fürWert zu befinden.Die Homöopathen sollten stolz sein auf ihr „anders sein“, anstatt einem Systemnachzulaufen, mit dem sie nichts zu tun haben. Die Debatte über die Erstattungsfähigkeithomöopathischer Arzneimittel (für die rund 550 Millionen Euro im Jahr aufgewendet werden– bei 22 Milliarden Euro für Arzneimittel insgesamt) ist so lange falsch, so lange versuchtwird, der Schulmedizin die Deutung zu überlassen. Es kann nur um die Frage gehen, ob dieGesellschaft es sich leisten will, eine Medizin zu finanzieren, deren Basis und Wirkungsweisenur von einer Minderheit der Ärzte und der Patienten getragen wird.Ebenso ist es mit der Freimaurerei. Wir brauchen keine Anerkennung von Parteien,Talkshow-Dompteuren oder Philosophie-Koryphäen. Wir sind anders und dies können wirmit Stolz auch vertreten. Der freimaurerische Weg ist ein ganz besonderer. Er hebt sich ebenab vom kleinkarierten Schubladendenken. Daß er dann auch nicht die Anerkennung desSchubladen-Besitzers bekommt, sollte ihn nicht betrüben, sondern erfreue