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Mit völligem Unverständnis muss ich auch den Brüdern und Kollegen begegnen, die versuchen diese rechtsextremen Abwege in irgendeiner Form zu relativieren. Wer so für Grenzen und Nationalismus eintritt, der sollte sich einmal damit befassen, wo die Grenze zwischen gesundem Patriotismus und krankhaftem Nationalismus verläuft. Denn manchmal müssen es wirklich Grenzen sein.
 
Mit völligem Unverständnis muss ich auch den Brüdern und Kollegen begegnen, die versuchen diese rechtsextremen Abwege in irgendeiner Form zu relativieren. Wer so für Grenzen und Nationalismus eintritt, der sollte sich einmal damit befassen, wo die Grenze zwischen gesundem Patriotismus und krankhaftem Nationalismus verläuft. Denn manchmal müssen es wirklich Grenzen sein.
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Version vom 16. Dezember 2019, 11:09 Uhr

Statement

von Alexander Walter

Manchmal müssen es Grenzen sein

Schon Gotthold Ephraim Lessing hat in "Ernst und Falk. Gespräche für Freimaurer" 1778 geschrieben: "Recht sehr zu wünschen, dass es in jedem Staate Menschen geben möchte, die über die Vorurteile der Völkerschaften hinweg wären und genau wüssten, wo Patriotismus Tugend zu sein aufhört."

Daraus geht einerseits hervor, dass Patriotismus als Tugend aufgefasst werden kann, andererseits, dass er es nur bis zu einer gewissen Grenze bleibt.

Als Freimaurer ist man einem tugendhaften Leben verpflichtet, insofern in gewisser Weise auch einem gesunden Patriotismus, der die Demokratie und andere Völker, Nationen und Länder achtet, respektiert und wertschätzt.

Als Physiotherapeut bin ich einem Berufsethos verpflichtet, der mir gebietet meinen Mitmenschen nach besten Möglichkeiten hilfreich bei der Verhinderung und Bekämpfung von Krankheiten und Symptomen, sowie bei der Gesunderhaltung zur Seite zu stehen. Dabei gibt es keine Einschränkungen oder Bevorzugungen aufgrund von Religion, Nationalität oder sozialem Status.

In beiden Kontexten taucht nun der Verein Uniter auf. Robert Möritz ist Physiotherapeut in Köthen, dem Geburtsort meiner Mutter in Sachsen-Anhalt, wo er sich für die CDU engagiert. Er ist gestern aus dem Verein Uniter ausgetreten, um sich von Rechtsextremismusvorwürfen zu distanzieren. Jene werden außer durch die Mitgliedschaft bei Uniter auch durch eine 3 Hakenkreuze umfassende Tätowierung (schwarze Sonne), sowie seine Tätigkeit als Ordner bei einer Neonazi-Demonstration und Nähe zu bekannten Neonazis gespeist.

Leider ist der Verein Uniter aus der Freimaurerei heraus gegründet worden. Dazu müssen wir stehen, diese Verantwortung müssen wir übernehmen. Kurz gesagt wurde die ursprünglich humane Idee der organisierten Fürsorge für Soldaten, Polizisten und Sicherheitskräfte pervertiert und ein fragwürdiger Zusammenschluss offenkundig verwirrter Menschen ging aus ihm hervor.

Uniter wurde zum Prüffall für den Generalbundesanwalt und für verschiedenste Sicherheitsbehörden der Länder. Gründe waren unter anderem Verbindungen der Mitglieder zu den Terroristen vom NSU, zu der Chatgruppe Nordkreuz, Preppern und zu anderen menschen- und demokratiefeindlichen Organisationen, Gruppen und Individuen im rechtsextremen Milieu, wie auch die Durchführung paramilitärischer Übungen bei Uniter.

Ich störe mich massiv an der durch Uniter praktizierten Pervertierung freimaurerischer Werte in Kombination mit der Verklärung der fundamentalen Einstellungen, die jeglichem medizinischem Handeln zu Grunde liegen sollten.

Manchmal müssen es Grenzen sein. Und manchmal muss man diese Grenzen selber setzen. Für mich ist es heute so weit. Durch meine berufliche Tätigkeit als Physiotherapeut und durch meine Mitgliedschaft in einer Freimaurerloge, die aus einer Feld- und Militärloge hervorgegangen ist, habe ich gelernt, ein gewisses Verständnis für Menschen zu entwickeln, für die Patriotismus sehr wesentlich ist und die, aus dieser zentralen Bedeutung heraus, die sie ihm einräumen, ihn missinterpretieren. Bis zu einem gewissen Grad wird das noch nicht zum Problem.

Patriotismus aber hört spätestens da auf Tugend zu sein, wo er nicht mehr Vaterlandsliebe, sondern Vaterlandshass ist, wo man in Ausübung seines Berufs und durch seine Tätigkeiten nicht einem Land und den dort lebenden Menschen dient, sondern diese und das dort bewährte Rechtssystem zu unrecht bekämpft.

Lessing fordert uns auf, "genau" zu wissen, wo Patriotismus Tugend zu sein aufhört. Und damit demarkiert er das dem Patriotismus inhärente Problem. Wo ist das?

Zugegeben nicht einfach zu beantworten und es sind durchaus individuelle herangehensweisen erlaubt. Was nicht erlaubt ist, sind Hinwendungen zum Extremismus und Terrorismus. Viel früher schon müssen Differenzierungsfähigkeit und Trennschärfe des Einzelnen dazu führen, dass er nicht Gruppierungen angehört, die sich gegen unsere Verfassung richten. Und das darf ich von jedem Bruder und jedem Kollegen erwarten.

Und von jenen Brüdern und Kollegen, die zu dieser Differenzierungsfähigkeit und Trennschärfe nicht fähig sind, will ich mich sehr deutlich abgrenzen. Die einen verstehen ihr Hobby nicht, die anderen verfehlen ihr Beruf. Die tragische Armseligkeit, die darin liegt, mag mehr oder weniger gefährlich sein, das sollen andere prüfen. Aber sie ist in jedem Fall rufschädigend für mich.

Mit völligem Unverständnis muss ich auch den Brüdern und Kollegen begegnen, die versuchen diese rechtsextremen Abwege in irgendeiner Form zu relativieren. Wer so für Grenzen und Nationalismus eintritt, der sollte sich einmal damit befassen, wo die Grenze zwischen gesundem Patriotismus und krankhaftem Nationalismus verläuft. Denn manchmal müssen es wirklich Grenzen sein.

Siehe auch

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