Vereinigte Staaten von Amerika (USA)

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Präsident George Washington 1793 bei der Grundsteinlegung zum Kapitol - nach freimaurerischem Ritus.

Vereinigte Staaten von Amerika (USA)

Die Freimaurerei in den Vereinigten Staaten hat eine lange Tradition, die schon im frühen 18. Jahrhundert einsetzte. Von da an ging es langsam aufwärts mit einem ersten Höhepunkt bei der Staatswerdung ab den 1770er Jahren. Es folgten eine Krise in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts und dann die „goldenen Jahrzehnte“ ab etwa 1870. Gegenwärtig erscheint die Lage der amerikanischen Freimaurerei „durchwachsen“. Was die Mitgliederzahl betrifft erreichte diese Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts mit gut vier Millionen ihren Höhepunkt. Danach ging es wieder deutlich bergab: Gegenwärtig (2018) ist es nur mehr etwa eine Million. Von Rudi Rabe.

Diese Wiki-Seite besteht aus vier Teilen: Zuerst eine kompakte Übersicht auf die amerikanische Freimaurerei und ihre Geschichte; dann die Liste der amerikanischen Präsidenten, die Freimaurer waren, mit einem Link zu der Wiki-Seite, welche dieses Thema ausführlicher behandelt; es folgt der ganz persönliche Bericht eines Österreichers, der vor Jahrzehnten in die Vereinigten Staaten auswanderte und dort zum Freimaurer wurde; und schließlich das Stichwort USA bei Lennhoff-Posner aus dem Jahr 1938.

▶︎ USA KOMPAKT (2018)

Die ersten Logen entstanden noch in der englischen Kolonialzeit in Pennsylvania: Frühe Berichte datieren aus 1715. Die Bewegung wuchs schnell, und so setzte die 1717 gegründete ‚Premier Grand Lodge of England‘ in der damaligen englischen Kolonie Pennsylvania 1731einen Provinzial-Großmeister ein; weitere für die anderen Kolonien in Nordamerika folgten.

Andere Logen orientierten sich dann aber auch an der mit der ‚Premier‘ rivalisierenden ‚Antient Grand Lodge of England‘, und wieder andere an der ‚Grand Lodge of Scotland‘ und an der ‚Grand Lodge of Ireland‘; letztere war auch gut vertreten in den englischen Kolonialtruppen.

Darüberhinaus entstanden auch viele Logen ohne den Schutz einer UK-Großloge.

Freimaurer spielten bei der Staatsbildung 1776 und danach eine tragende Rolle

Eine besondere Bedeutung erlangten Freimaurer in der Amerikanischen Revolution, als die kleinen 13 „Ur-Kolonien“ für die Unabhängigkeit vom englischen Mutterland kämpften, diese 1776 proklamierten und nach mehreren Kriegsjahren auch durchsetzten.

An der Spitze stand George Washington, der dann auch zum ersten Präsidenten der USA gewählt wurde. Er war Mitglied der Loge ‚Alexandria’ in Virginia, wurde 1788 deren Stuhlmeister und leitete diese auch weiter, nachdem er 1789 zum Präsidenten gewählt worden war. Seinen Amtseid legte er auf die Bibel der New Yorker ‚St. John’s Lodge Nr. I‘ ab. Nach ihm waren noch 13 der bis 45 Präsidenten (2018) Freimaurer.

Auch viele andere hohe amerikanischen Politiker und Militärs jener Zeit waren Freimaurer. Letztlich war es aber doch eine Minderheit. Die Vorstellung, dass die Staatswerdung 1776 ein Werk der Freimaurerei schlechthin war, gilt heute als masonische Selbstüberhöhung: siehe auch hier.

Zwei US-Spezialitäten: Viele Großlogen und die Prince-Hall-Freimaurerei

Eine amerikanische Spezialität ist, dass sich keine Großloge für den Gesamtstaat bildete: Jeder Gliedstaat hat eine eigene („reguläre“) Großloge. Diese Entwicklung setzte sofort nach der Unabhängigkeit ein. Alle diese Großlogen werden von der englischen UGLE alle anerkannt. Ihre Beziehungen zur UGLE sind jedoch von großem Selbstbewusstsein geprägt.

Eine weitere amerikanische Spezialität waren und sind die Prince-Hall-Logen für die afro-amerikanischen Männer. Sie entstanden, weil die "weißen" Mainstream-Logen früher keine schwarzen Männer aufnahm. Und obwohl die Rassentrennung seit der zweiten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts obsolet ist und die "weissen" Logen auch Afroamerikaner aufnehmen, existieren Prince-Hall-Logen bis heute. In den meisten Teilstaaten erkennen die "weißen" und "schwarzen" Großlogen einander an. In einer Minderheit gibt es aber weiterhin keine Anerkennungsverhältnisse, im wesentlichen sind das die Staaten im Südwesten der USA, die ehemaligen Konföderierten.

Eine "Durststrecke" im frühen 19. Jahrhundert und dann die lange „Goldene Zeit“ ab 1870

Die Entwicklung der amerikanischen Freimaurerei im 19. Jahrhundert war keineswegs stetig. Vor allem in der ersten Hälfte musste sie Rückschläge hinnehmen. In dieser Zeit entstand nämlich (vorübergehend) eine dritte politische Partei: die Anti-Masonic-Party, die vehement antifreimaurerisch auftrat. Die Politiker dieser Partei denunzierten die Freimaurer als sinistre und antidemokratische Geheimorganisation. Dabei kam ihr die sogenannte und bis heute ungelöste Morgan-Affäre zu Hilfe. Die Partei war nur gut zwei Jahrzehnte aktiv, ihre "Saat" ist aber gelegentlich bis heute zu spüren, wenn ihre Argumente an die Jetztzeit angepasst wiedergekaut werden.

Erst ab der Mitte des Jahrhunderts änderte sich das alles wieder, und die Zeit ab dem amerikanischen Bürgerkrieg in den 1860er Jahren bis weit ins zwanzigste Jahrhundert hinein wird oft als das „Goldene Zeitalter“ der US-Logen bezeichnet.

Im zwanzigsten Jahrhundert nahmen die Mitgliederzahlen nach beiden Weltkriegen jedesmal zu - bis zum Höhepunkt 1959, als 4,1 Millionen amerikanische Männer Logenmitglieder waren.

Deutlicher Rückgang der Mitgliederzahlen ab den 1960iger Jahren

Ab 1959 sanken die Zahlen erheblich. Der letzte mir zur Verfügung stehende Wert bezieht sich auf 2016: 1,1 Millionen. Man kann also davon ausgehen, dass gegenwärtig (2018) die Million erreicht wurde: von oben! Und das, obwohl sich die Bevölkerung seit 1959 fast verdoppelt hat: von 178 auf 328 Millionen.

Da in den vergangenen Jahrzehnten die Mitgliederzahlen auch in England, dem Mutterland der Freimaurerei, sowie in anderen englischsprachigen Ländern wie Australien und Kanada deutlich zurückgegangen sind, kann der Grund in den USA nicht einfach nur hausgemacht sein. Er muss etwas zu tun haben mit der allgemeinen Entwicklung der westlichen Gesellschaften seit den 1960iger Jahren im allgemeinen und in der englischsprachigen Welt im besonderen.

Wie immer bei weitreichenden gesellschaftlichen oder auch politischen Veränderungen gibt es dafür alle möglichen Theorien. Als Ursachen werden etwa genannt: Reduktion des klassischen Mittelstands; Verschiebungen der ethnisch-kulturellen Herkunft bei der Einwanderung; Änderungen bei den kulturellen und religiösen Identitäten ganz allgemein; Abbau der Bereitschaft, sich formal in Vereinen zu binden; Beibehaltung der Single-Sex-Politik in der Mainstream-Freimaurerei; etc. etc.

Übrigens: Auch Serviceclubs wie Rotary registrieren in der englischsprachigen Welt abnehmende Mitgliederzahlen, wenn auch weniger stark als die Freimaurer. Ein Vergleich: Von 2003 bis 2013 hat Rotary in den USA 15 Prozent seiner Mitglieder verloren, die Freimaurerlogen jedoch 25 Prozent - und das von einem viel höheren Niveau aus. Bei Rotary betrug der Verlust ungefähr 58.000 Mitglieder, bei den Freimaurern 425.000.

Aus der Geschichte kann man lernen, dass so fundamentale Verschiebungen für die Zeitgenossen kaum befriedigend zu interpretieren sind, weshalb ich mich weiterer Spekulationen enthalten will. Im Sinne der Freimaurerei und auch an ihrem Beispiel kann man aus der Historie aber auch lernen, dass der Pfeil der Entwicklung unberechenbar ist und seine Richtung jederzeit ändern kann.

Gedanken zur Entwicklung der Mitgliederzahlen in der englisch sprechenden Welt gibt es im Wiki hier.

Mitgliederstatistik von 1924 bis 2016

Quelle: Masonic Service Association of North America (siehe unten bei den Links).

    • = höchster Wert * = niedrigster Wert. (ohne Prince Hall)
USA-FM-Zahlen 1924-2016.png


Die Mitglieder der Prince-Hall-Logen sind in diesen Zahlen nicht enthalten. Diese sind nach Auskunft amerikanisch-freimaurerischer Quellen nur sehr schwer zu eruieren, weil sie nicht publiziert werden.

Auf der Website von Paul M. Bessel werden für das Jahr 1997 ewa 200.000 angegeben. Und im renommierten Blog von Christopher Hodapp ist in einem Posting für das Jahr 2011 ein Schätzwert von 100.000 zu lesen - "mit fallender Tendenz wie bei den anderen Logen".

▶︎Die 14 US-Präsidenten, welche Freimaurer waren (2018)

Von der Staatsgründung bis 2018 wurden die Vereinigten Staaten von 45 Präsidenten regiert. Fast ein Drittel war Mitglied einer Freimaurerloge:

  • George Washington, * 1732, † 1799, 1. Präsident von 1789 bis 1797, aufgenommen 1752
  • James Monroe, * 1758, † 1831, 5. Präsident von 1817 bis 1825, aufgenommen 1775
  • Andrew Jackson, * 1767, † 1845, 7. Präsident von 1829 bis 1837, aufgenommen ?, 1822 Großmeister von Tennessee
  • James K. Polk, * 1795, † 1849, 11. Präsident von 1845 bis 1849, aufgenommen 1820
  • James Buchanan, * 1791, † 1868, 15. Präsident von 1857 bis 1861, aufgenommen 1816
  • Andrew Johnson, * 1808, † 1875, 17. Präsident von 1865 bis 1869, aufgenommen 1851
  • James A. Garfield, * 1831, † 1881, 20. Präsident 1981 bis 1881, aufgenommen 1861
  • William McKinley, * 1844, † 1901, 25. Präsident 1897 bis 1901, aufgenommen 1865
  • Theodore Roosevelt, *1858, † 1918, 26. Präsident von 1901 bis 1909, aufgenommen 1901
  • William Howard Taft, * 1857, † 1930, 27. Präsident von 1909 bis 1913, aufgenommen 1909
  • Warren G. Harding, * 1865, † 1923, 29. Präsident von 1921 bis 1923, aufgenommen 1920
  • Franklin Delano Roosevelt, * 1882, † 1945, 32. Präsident, 1933 bis 1945, aufgenommen 1911
  • Harry S. Truman, * 1884, † 1972, 33. Präsident von 1945 bis 1953, aufgenommen 1909
  • Gerald Ford, * 1913, † 2006, 38. Präsident 1974 bis 1977, aufgenommen 1949

Details zu den Präsidenten: Bis 2018 waren 14 Präsidenten Freimaurer


▶︎ Paul Liberty: Mein masonisches Amerika

Der ganz persönliche Bericht eines in die USA ausgewanderten Österreichers - für das Freimaurer-Wiki verfasst im Jahr 2018. Bruder Paul ist Jahrgang 1939. Er lebt in Seattle im Staat Washington im Nordwesten der Vereinigten Staaten.


Der junge Einwanderer

Ich hatte den Wind beim Klettern auf der Rax bei Wien gekostet, auf dem Similaun in Tirol gefühlt und trank ihn in den USA in einer magischen, enthusiastischen, Vieles versprechendenZeit, als ich vor zigJahren zum ersten Mal nach Amerika kam und auf sicheren Straßen mit spottbilligem Benzin, gutem Essen, sauberen Motels und ohne Militärkontrollen kreuz und quer durch das Land, Canada und Mexico zog. Hier wehte der Wind, den ich atmen wollte.

In New York City wurde ich in eine Loge eingeladen. Alles gestandene Männer, sie hatten etwas erreicht im Leben und sprachen Deutsch. Es gab damals 36 deutsch-sprachige Logen in Manhattan, die „Deutsche Staats-Zeitung und Herald", ein deutsches Radioprogramm. Alles eingegangen, Interesse und Nachwuchs fehlen. Zwar arbeiten viele Deutsche, Schweizer und Österreicher in und um NYC, sie bleiben aber meist nur ein, zwei Jahre, denn Karriere macht man in der Zentrale. Wenige bleiben und steigen hier in den Existenzkampf ein, weniger finden in die Freimaurerei.

Ein wenig Geschichte

Sie ist von England in die "Thirteen Colonies" Jahrzehnte vor der Amerikanischen Revolution gekommen. Die ältesten Großlogen sind die von Pennsylvania (1731) und Massachusetts (1733).

Die Mitgliederschwemme setzte im Zweiten Weltkrieg ein mit einer oft kolportierten Geschichte: Ein junger Mann fragte Harry S. Truman, damals US-Vizepräsident und Alt- Großmeister der Freimaurer von Missouri, was er tun solle, vor der Einberufung in die Armee zu den Freimaurern gehen oder erst später nach seiner Entlassung. Truman riet zum sofortigen Aufnahmegesuch, weil der junge Mann als Freimaurer viele Freunde in der Armee treffen und nicht so allein sein werde, und weil ihm nach der Abrüstung die Freimaurer zur Seite stehen würden, wo immer er landen würde. So kamen Tausende junger, guter, arbeitsamer Männer zu den Freimaurern. Das gleiche im Korea-Krieg. Infolge dessen sind viele Logen jetzt überaltert und schließen.

Heute ändern sich Mitgliederzahlen schnell. Nicht nur bei den Freimaurern, auch die Rotarier mit ihren ansprechenden Darbietungen, gutem Essen und Geschäften sind weniger geworden. Niemand weiß so richtig warum. Un eine mir bekannte Loge halbierte sich in ganz kurzer Zeit, als innerhalb zweier Monate eine Reihe jüngerer Brüder job-bedingt umzog. Amerikaner sind beweglich, Logen nicht: Sie werden dann einfach kleiner. Hat auch sein Gutes, wenn man es richtig anpackt.

Es gibt übrigens auch neue Schichten, die zu den Freimaurern stoßen: vor allem Filipinos und Ostasiaten. Sie integrieren sich bewußt und halten zusammen.

Die weißen und die schwarzen Logen

Eine Besonderheit der US-Freimaurerei: Sie ist zweigeteilt - weiß und die (schwarze) Prince Hall Freemasonry (PH), die sich 1823 abgespaltet hat und heutzutage vor allem im US-Militär zu finden ist, somit auch in Deutschland, Japan, Südkorea, Djibuti und so weiter. Die Unterschiede zwischen den zwei Organisationen sind minimal.

Im Staat Washington, wo ich lebe, hatten die Freimaurer die Spaltung bereits am Ende des 19. Jahrhunderts weitgehend überwunden. Beide Teile arbeiten harmonisch mit benachbarten Großlogen wie mit der von British Columbia and Yukon in Canada. Alle drei Gruppen treffen sich jedes Jahr im "Masonic Park“ zu Granite Falls im Staat Washington zu masonischer Arbeit, zu Besprechungen und Picknick im Freien und hoffen auf gutes Wetter. (Der lokale Wettergott ist immer noch nicht Freimaurer.) Ein neuer Wind bläst auch hier: sechs Prince Hall Großlogen traten zur weißen Freimaurerei über. Man ist ein Stück weiter auf dem Weg zur Einheit.

Ritual: Veraltete Texte neben unbekümmerter Selbstdarstellung

Jede US Großloge hat ihr verbindliches Ritual, meist das englische Webb-Ritual, so dass Versammlungen im ganzen Land recht einheitlich verlaufen, jedoch mit kleineren regionalen Besonderheiten. Diese kommen zum Vorschein, wenn, wie in Seattle, eine Loge jedes Jahr zig Großmeister zur "International Night" einladet und während der Abschlussarbeit die traditionellen Posten unter den Großmeistern verlost werden. So mancher selbstbewußte Großmeister zittert, stottert und stolpert dahin und löst stille masonische Schadenfreude aus. Die Texte werden auswendig gesprochen, sind hoffnungslos veraltet, und wir bräuchten einen Friedrich Ludwig Schröder als Ritualreformer.

In Kanada sind es vier Rituale, zwei auf Englisch, je eines auf Französisch und Quebecquois, der französischen Sonderform, die in Quebec und anderen kanadischen Regionen gesprochen wird. Mexico hat hingegen ein abgewandeltes New Yorker Ritual in gutem Spanisch.

Nur in Amerika habe ich Wettbewerbe der Brüder erlebt, das Ritual auswendig und fehlerfrei vorzutragen. Es klingt anders als gelesen. Etwas Besonderes sind die "Degree Teams" von Brüdern, die ein bestimmtes Ritual studiert und so gut gelemt haben, daß sie es in Logen auf Einladung vorführen, zum Beispiel zu Gradarbeiten. Wie das masonische überhaupt oft viel bunter ist als in Europa: Ich sah die New Yorker Polizei in ihren Uniformen; in komplizierten Mustern marschierende Schotten im Kilt mit Dudelsack und Trommeln; die "Mounties" (Royal Canadian Mounted Police) in scharlachroten Waffenröcken; Prince Hall Logen in Paradepräzision; unvergeßlich die Indianer aus Oklahoma in Federschmuck und Buckskin, die trommelten, sangen und tanzten.

Karitas und Sozialhilfe

Die praktische Hilfsbereitschaft der Maurer ist etwas, das anderen Vereinigungen abgeht. Es gäbe viele Beispiele. US-Freimaurer leisten erstaunlich viel Karitatives, zum Beispiel erhalten sie 23 Kinderspitäler in USA, Canada und Mexico, sechs Dekompressionsspitäler für Tauchunfälle, sieben Spitaler für Verbrennungen: alles ohne Rechnungen für Patienten und deren Familien.

In traditioneller Weise gibt meine Loge, die an die 500 Mitglieder zählt, jedes Jahr 10.000 Dollar aus, damit vier Volksschulen neue Bücher kaufen und den Kindern geben können; außerdem 15.000 Dollar zu Weihnachten/Chanuka für Familien, 25.000 bis 40.000 Dollar für Stipendien, 20.000 Dollar zur Autismus-Schulung für Lehrer und andere Ausgaben.

Die Großloge von Alaska avisierte die Ankunft eines schwer verletzten Bruders im besten Unfallspital der Westküste in Seattle. Wir besuchten ihn, kauften ihm ein Handy und Wertkarten, damit er mit seiner Familie reden konnte und neue Kleidung. Ein Bruder stellte Frau und Tochter, die nachgekommen waren, eine leere Wohnung der zur Verfügung, mietete Möbel, Hausrat und so weiter. Es ging alles gut aus.

In einer Methodistenkirche kochte eine Loge aus Sachspenden das Abendessen für 180 bis 250 Obdachlose. Der junge Koch konnte Klavier spielen, also stellten wir eines in den Speisesaal: Obdachlosenmahl mit Mozart, Schubert, Brahms, Elgard, Copeland. Ein Bruder, der jahrelang in der "Preservation Hall Jazz Band" in New Orleans aufgespielt hatte, besuchte das Mahl und legte einen Boogie-Woogie hin, der Obdachlosen, Koch, Helfem und unserem Ältesten (92) in die Beine fuhr. Hätte man filmen sollen, besser als Rock'n Roll. Freimaurerei made in USA.

Dies gilt wie vieles auch für Kanada. Ein schönes Beispiel: In Vancouver (British Columbia) wuchs das Vorhaben zweier Taxler, ihre Gattinen abwechselnd zu und von ihrer Spitalsbehandlung zu fahren, zum "Masonic Cancer Car Service" mit 40 Autos, die jeden Tag von früh bis spät rollen müssen - alles gratis, ehrenamtlich mit drei Logen, ohne Bürokratie und finanziert nur durch Spenden für Miete, Versicherung, Wartung der Autos und Computer. Brüder reißen sich darum, eine Wochen lang eine Schicht zu fahren. Das Taxigesetz mußte geändert werden für diese sehr populäre Dienstleistung der Freimaurer, die genau das Richtige traf. Endlich etwas Neues, Zeitgemäßes und Gutes in einer ausufernden Großstadt.

Kuriosa in Washington DC, eine Kanalschachtabdeckung. Foto: Arturo de Hoyos
Kuriosa in Washington DC, eine Kanalschachtabdeckung. Foto: Arturo de Hoyos

Forschung und Lehre

Das in Fachkkreisen bekannte „Masonic Medical Research Institute" in Utica (New York) arbeitet an Molekulargenetik und Elektrophysiologie des Herzens und veröffentlicht die Resultate. Tagtäglich bringen US- Freimaurer dafür mehr als 2 Millionen Dollar auf. Diese Projekte laufen weiter und wollen bezahlt werden.

Amerikaner legen Wert auf Religiosität. Auch da weht Neues. Das Interesse scheint groß, religiöse Bücher, Feierlichkeiten und der Wunsch, Symbole sachlich-objektiv erklärt zu bekommen. Einige Brüder baten um entsprechende Vorträge. Daraus erwuchs eine einjährige Einführung in Philosophie, Logik, Informatik und lebendige Diskussionsrunden auf College-Niveau, deren Einfluß auch noch nach drei Jahren zu spüren ist. Wobei wir uns dem alten Gebot entsprechend aus religiösen und politischen Streitigkeiten heraus halten. Manchmal bewirbt ein Freimaurer sich um ein politisches Amt, er darf aber seine Anliegen nicht in die Loge bringen. In Kalifornien beschäftigen die Freimaurer jetzt sogar Lobbyisten.

Auf Reisen besuche ich gern Logen

Diese mögen groß sein oder klein, reich oder arm, schön oder utilitaristisch, sauber oder nicht so sehr, gebildet oder nicht. Mit einer Ausnahme bin ich immer freundlich empfangen worden, habe mitgemacht, so gut ich konnte, wurde nicht ausgelacht. In einer kleinen Loge freuten sich einige Brüder so sehr über den Besucher von auswärts, daß sie ihm ein Ständchen sangen. Wie revanchiert man sich, wenn man krächzt?

Wir leisten die Gastfreundschaft, derer wir fähig sind. Ich bin mit Leuten zusammengekommen, mit denen ich sonst nie Kontakt gehabt hätte. Ich habe Freimaurer überall auf der Welt getroffen. Weder sie noch die Logen sind immer der gleiche Leierkasten. Alles verschieden, und doch geht es ihnen allen um das Gleiche, um ihr Ideal und seine Verwirklichung.

Wie wird es es weitergehen?

Das heutige Amerika ist nicht mehr das Amerika, in das ich eingewandert bin. Der Wind von heute weht anders. So manches ist jetzt in den Händen primitiver Menschen, welche die Massen begeistern und am öffentlichen Trog stehen. Dies findet man leider auch bei den Freimaurern. Sie spiegeln die größere Gesellschaft wider, in der sie leben.

Trotz Widerstand, lauter Kritik und kindischer Kommentare macht Amerika aber doch so manches richtig, auch bei den Freimaurern. Mein masonisches Amerika ist sehr schön und wert, weiterhin aufgebaut zu werden. Die Freimaurerei verspricht nichts, hat aber viel erreicht. Sie ist menschlich und etwas vom besten, das es gibt. Sehr zu empfehlen.


Noch ein paar Tipps

Masonische Sehenswürdigkeiten in USA, die Reiseführer selten erwähnen und auch Nicht-Freimaurern zugänglich sind:

  • Grand Lodge of Pennsylvania, 1 Broad Street, Philadelphia, PA: Sonderführung für Brüder mit Voranmeldung. American Philosophical Society, von Benjamin Franklin als „Junto“ ("Versammlung"), sein "brain trust" der zwölf besten Männer und Politiker, die Amerika gründeten.
  • 
Grand Lodge of New York, 71 West 23d Street, New York; Sonderführung für Brüder.
  • 
Grand Lodge of Indiana, Indianapolis.
  • 
National Heritage Museum, Lexington, Massachusetts: mason. Antiquitätensammlungen und Bibliothek.



Beste Wünsche den Lesern des Freimaurer-Wiki.



▶︎ USA bei Lennhoff-Posner: Die Entwicklung der Freimaurerei bis 1932

Quelle: Internationales Freimaurer-Lexikon von Eugen Lennhoff und Oskar Posner 1932

Anmerkung der Redaktion: Im folgenden Artikel werden einige Ausdrücke gebraucht, die heute nicht mehr adäquat sind. Wie bei der Wiedergabe historischer Texte üblich haben wir sie nicht ausgetauscht.

Allgemeines

Die USA haben, absolut und relativ betrachtet, die weitaus stärkste Freimaurerei der Welt; sie zählt über 3.300.000 Freimaurer. Das maurerische Leben begann bald nach der Gründung der ersten Londoner Großloge. Die erste Loge entstand wohl in Philadelphia. 1730 erhielt bereits der Colonel Daniel Cox vom englischen Großmeister, dem Herzog von Norfolk, ein Patent als Provinzial-Großmeister für New York, New Jersey und Pennsylvanien. 1733 entstand unter Henry Price eine weitere Provinzial-Großloge von Neu-England in Boston (Massachusetts). Im folgenden Jahr brachte Benjamin Franklin in Philadelphia als erstes freimaurerisches Buch jenseits des Ozeans die erste amerikanische Ausgabe der Anderson´schen Konstitution heraus. Im gleichen Jahr wurde er Provinzial Großmeister. Sehr rasch breiteten sich in den Kolonien und Neu-England-Staaten Logen aus. Als es im Mutterlande der Freimaurerei zur Gründung der zweiten Großloge kam wirkte sich die Teilung in "Antients" und "Moderns" auch in Amerika aus. Auch die Großloge von Schottland erteilte bald Patente.

Die erste Großloge

1769 vereinigte sich die von ihr ins Leben gerufene St. Andrews Lodge in Boston mit mehreren englischen Militärlogen der Antients zur Großloge von Massachusetts. Großmeister für Boston, Neu-England und einen Umkreis von hundert Meilen wurde Joseph Warren, der später als Führer im Unabhängigkeitskrieg in der Schlacht von Bunker Hill sein Leben für die Sache der Freiheit ließ. 1773 erhielt Warren vom schottischen Großmeister den Titel eines Großmeisters für den amerikanischen Kontinent. Die Scheidung nach den beiden englischen Systemen wurde — wenn auch nicht ausgesprochen und nicht überall durchgeführt — zu einer Scheidung nach der Gesinnung. In den Logen der "Moderns", deren Stuhlmeister die königlichen Gouverneure, die hohen Offiziere und Beamten waren, saßen hauptsächlich die Tories, unter den "Antients" dagegen waren die meisten der für Unabhängigkeit von England Eintretenden. Als die Gegensätze sich immer mehr zuspitzten, war aber die Freimaurerei die einzige Institution, in der die Führer der verschiedenen Kolonien sich auf gemeinsamem Boden treffen konnten. Die Logen wurden so, ohne dass ihre Arbeiten selbst zu politischen Beratungen dienten, zu Keimzellen der Vereinigten Staaten. Die geistigen Häupter der Freimaurerei standen zu einem Großteil im Lager der Unabhängigkeit.

Der Unabhängigkeitskampf

In der "Green Dragon"-Taverne in Boston, die vielfach als Hauptquartier des Befreiungskampfes bezeichnet worden ist, hatte die St. Andrew Lodge ihre Wirkungsstätte. Von den vielen Freimaurern, deren Name im amerikanischen Befreiungskrieg hellen Klang erhielt, seien genannt:

George Washington: Erster Präsident der neu gegründeten Vereinigten Staaten von 1789 bis 1797 und Freimaurer.

George Washington, James Otis (der als erster vor Gericht die Menschenrechte verkündete), Samuel Nord Adams, Alexander Hamilton (der den Grundriss der Vereinigten Staaten entwarf), Patrick Henry (der "Redner der Revolution"), Richter John Marshall, James Monroe (der spätere Präsident der USA), die Generale Nathaniel Greene Lee, Marion Sullivan, Lord Stirling, Putnam Baron Steuben, de Kalb, Lafayette, Montgomery, Jackson, Gist, Knox, Wooster, Ethan Allan... Freimaurer war auch Paul Revere, später Großmeister von Massachusetts, der auf dem so berühmt gewordenen (von Longfellow besungenen) Nachtritt von Charlestown nach Lexington die Patrioten alarmierte. Während des ganzen Befreiungskrieges waren auf beiden Seiten Feldlogen tätig. Deren berühmteste wurde die "American Union Nr. 1". In ihr wurde der dann allerdings nicht verwirklichte Plan geboren, alle amerikanischen Freimaurer unter Washington als General-Großmeister zu vereinigen.

Als nach dem Siege Washington als erster Präsident der Vereinigten Staaten eingesetzt wurde, nahm ihm der Großkanzler der Großloge von New York, der Staatskanzler Robert R. Livingston, den Eid auf die Bibel der New Yorker St. John's Lodge Nr. 1 ab. Als Marschall fungierte General Jacob Morton, Meister dieser Loge. Als am 18. September 1793 der Grundstein zum Kapitol in Washington gelegt wurde erschien der Präsident in maurerischer Bekleidung und nahm den feierlichen Akt nach maurerischem Ritus vor. 1777, nach der Räumung Bostons durch die Engländer, hatten sich die dortigen Antients zur ersten unabhängigen Großloge von Massachusetts erklärt. Dem Beispiel waren die übrigen Staaten gefolgt (so New York 1781). Zu Beginn des 19. Jahrhunderts entstanden zahlreiche weitere neue Großlogen, die sich bald großer Blüte erfreuten. Das machte sich auch im öffentlichen Leben geltend, zum Beispiel in New York, wo die Großloge sehr viel zur Hebung des Schulwesens beitrug.

Die Morgan-Affäre

Das Morgan-Buch 1827: Das geheimnisvolle Verschwinden des Autors löste eine Welle der Freimaurerfeindschaft aus, die bis gegen Mitte des Jahrhunderts anhielt.

Ein Rückschlag trat durch die Morgan-Affäre ein, wobei es sich um die angebliche Ermordung eines Freimaurergegners namens William Morgan durch Freimaurer handelte. Die maßlos heftige Kampagne gegen die Freimaurerei hatte starke Mitgliederverluste und Einschläferungen zahlreicher Logen zur Folge. Die Großloge von New York, die 1827 zweihundertsiebenundzwanzig Logen zählte, hatte 1835 deren nur noch 41. Ende der dreißiger Jahre setzte aber die Aufwärtsbewegung wieder ein und nahm bisweilen stürmische Formen an. Ein dichtes Netz von Logen überzog die Staaten; die Pioniere, die das Land erschlossen, errichteten überall Bauhütten. Wo ein Territorium zum Staat wurde, war bald auch eine Großloge da. Diese Entwicklung wurde auch durch den Bürgerkrieg nicht unterbrochen. Besonders stark wurde dann der Aufschwung nach dem Weltkrieg.

Der heutige Stand (1932)

1930 gab es nach der Statistik von Ossian Lang in den Vereinigten Staaten 49 Großlogen (mit den Besitzungen 51) mit 16.515 Logen und 3,300.708 Mitgliedern, d. h. rund 80% der Weltfreimaurerei. Die stärkste Großloge ist die von New York (1931: 1023 Logen und rund 346.000 Mitglieder). Elf Großlogen haben jeweils mehr als 100.000 Mitglieder. Der Durchschnitt aller Großlogen beträgt 67.260. Im Verlaufe von 40 Jahren sind 5600 Logen und zweieinhalb Millionen Mitglieder zugewachsen.

Auf eine Million Bevölkerung kommen 25.815 Maurer des Meistergrades, in den Staaten Maine und Vermont sogar fast 55.000. Diesen Großen Zahlen gemäß sind in der Freimaurerei alle Schichten der Bevölkerung vertreten. Die Bedeutung des Bundes in den Vereinigten Staaten spiegelt sich in der Teilnahme der bedeutendsten Männer des öffentlichen Lebens an der freimaurerischen Arbeit. Von den Präsidenten der USA. waren Freimaurer: George Washington, James K. Polk, Andrew Johnson, James Monroe, Andrew Jackson James Buchanan, James A. Garfield, William Mac Kinley, Roosevelt, Taft Harding. Seit Dezennien gehört jeweils auch die überwiegende Mehrheit der Staatsgouverneure und der Mitglieder des Kongresses dem Bunde an.

Neben den genannten Obedienzen gibt es auch eine bedeutende Zahl von Neger-Großlogen, die aber nicht anerkannt sind, wie auch — mit einer einzigen Ausnahme in New Jersey — Negerblütige nicht Mitglieder ,,weißer Großlogen werden können, wohl aber Philippinos.

Hochgradwesen

Überaus stark ist in Amerika das Hochgradwesen verbreitet, dessen verschiedene Riten dort von sehr großen Körperschaften bearbeitet werden.

Den stärksten Anklang haben die Royal-Arch-Maurerei, der A. u. A. Schottische Ritus und die Knights Templar (Tempelritter) gefunden. Die beiden Jurisdiktionen des Schottischen Ritus (Südliche in Washington; Nördliche in Boston) umfassen im XIV. Grad 18%, im XXXII. Grad 16%, die Tempelritter 13 — 14% der amerikanischen Freimaurer. 23% sind Royal-Arch-Maurer. Die in 49 Großkapitel gegliederte Kapitel- oder Royal-Arch-Maurerei zählt etwa 935.000 Mitglieder in 3914 Kapiteln, die kryptische Maurerei 335.000 Mitglieder in l500 Räten, der Templerritus 450.000 Ritter in 1692 Komtureien, der A. u. A. Schottische Ritus in zwei Obersten Räten mit zahllosen Perfektionslogen, Kapiteln und 182 Konsistorien über 532.000 Mitglieder.

Eine sehr große Rolle spielen die den Bruderschaftsgedanken vertiefenden Clubs und verschiedenartigsten Seitenzweige der amerikanischen Freimaurerei. Der großen Masse der amerikanischen Freimaurer entsprechen auch die gewaltigen, mit größter Pracht ausgestatteten Gebäude der Großlogen und verschiedenen Riten in allen Städten, deren Errichtung oft Millionen Dollars kostet. Bei der in der Hauptsache ritualistischen Arbeit der Logen sticht der stark religiöse Zug hervor. Viele amerikanische Bauhütten geben ihren Neophyten bei der Aufnahme eine Bibel.

Als Vorbild für wahre Maurertugend gilt in den Vereinigten Staaten George Washington. In Alexandria, unweit der Bundeshauptstadt, erhebt sich das "George Washington Masonic National Memorial", ein Gedächtnisbau zu Ehren des großen amerikanischen Freimaurers, zugleich aber auch ein Denkmal des Bruderschaftsgedankens überhaupt. Beispielgebend ist die karitative Tätigkeit der amerikanischen Großlogen, die in zahllosen Altenheimen und Erziehungsanstalten, Spitälern, Tuberkulose- und Krüppelfürsorge hervorragendes leistet. Ebenso seien die Liebeswerke der amerikanischen Freimaurer bei den so häufigen Elementarkatastrophen besonders erwähnt.

Siehe auch

Links