Vollständiges Gesangbuch. 1801 V

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Inhaltsverzeichnis

Vollständiges Gesangbuch für Freimaurer 1801 V

Ausarbeitung von Roland Müller

mit besonderer Berücksichtigung der Liedersammlung von Joseph Michael Böheim, 1799

Teil V: 10 + 18 neue Lieder (davon 4 aus der zweiten Sammlung von Joseph Michael Böheim, 1799)

Einige wichtige Angaben

Vollständiges Gesangbuch für Freimaurer.
Zum Gebrauch der großen National-Mutter-Loge zu den drei Weltkugeln in Berlin,
und aller mit ihr vereinigten Logen in Deutschland.
Berlin, bei Friedrich Maurer, 1801, 349 Seiten
460 Deutsche Gesänge (-298)
18 Französische Gesänge (299-311)
22 Lieder im Anhang (313-332)

Alle 500 Lieder sind nach den Anfangsbuchstaben alphabetisch geordnet.

In der 3. Aufl. 1804 wurde in „Zweiter Anhang“ angefügt mit
37 deutschen Liedern (333-362)
Diese Ausgabe wurde 2010 von Nabu Press und 2014 vom Dogma-Verlag nachgedruckt.

Für die andern Teile dieses umfangreichen Werks:
Vollständiges Gesangbuch. 1801 I
Vollständiges Gesangbuch. 1801 II
Vollständiges Gesangbuch. 1801 III
Vollständiges Gesangbuch. 1801 IV
Vollständiges Gesangbuch. 1804

In der 4. Aufl.1810 wurde ein „Dritter Anhang“ angefügt mit
44 deutschen Liedern (363-399)

In der 6. Aufl. 1819 wurde der 3. Anhang ergänzt (mit Nr. 45-52, 399-407) und ein „Vierter Anhang“ angefügt mit
42 deutschen Liedern (408-432).


Die 1. Aufl. enthält sämtliche Lieder aus:
Freymaurer Lieder mit Melodien. Herausgegeben von Böheim. Berlin, gedruckt bei G .F .Starke 1795, 80 + 56 Seiten (78 Lieder); identische Neuausgabe unter dem Titel:
Auswahl von Maurer-Gesängen. Mit Melodien der vorzüglichsten Componisten. In zwey Abtheilungen getheilt. Erste Abtheilung 1798: 148 Seiten

Für die Nachweise zu allen darin befindlichen Liedern:
siehe: 11 neue Lieder in der Sammlung von Joseph Michael Böheim, 1795


Die 1. Aufl. enthält überdies sämtliche Lieder aus:
Auswahl von Maurer-Gesängen mit Melodien der vorzüglichsten Componisten. zweite Abtheilung, gesammlet und herausgegeben von J. M. Böheim. Berlin: Eigenverlag 1799, 316 Seiten, 124 Lieder


Mel. S. Berliner Freim. Lied.
= Johann Wilhelm Bernhard von Hymmen: Freymäurerlieder mit Melodien. Berlin 1771.

S. Mel. Kopenh. Liederb.
Bd. 1. = Johann Adolf Scheibe: Vollständiges Liederbuch der Freymäurer mit Melodieen, in Zwey Büchern. Kopenhagen und Leipzig 1776 (zwei Bücher)
Bd. 2. = Werner Hans Friedrich Abrahamson: Vollständiges Liederbuch der Freymäurer mit Melodien, in Zwey Büchern. Kopenhagen 1785 (zwei Bücher)

Mel. S. Dresdner Gesänge für Maurer
= Gesänge für Maurer mit neuen Melodieen. Dreßden 1782

Mel. S. Naumanns Freim. Lied.
= Vierzig Freymäurerlieder in Musik gesetzt von Herrn Kapellmeister Naumann zu Dresden. Berlin 1782.

Die neuen Lieder

405. Mel. S. Sammlung von Melodien, No. 121.


Auch in:
Auswahl von Freimaurer Liedern für die Loge Sokrates zur Standhaftigkeit in Frankfurt am Main. 1808, 18-19
Lieder-Buch für die Große Landes-Loge von Deutschland zu Berlin. 1832, 200-201,


Wem ein Herz voll edler Triebe
in dem warmen Busen schlägt,
das aus reiner Wahrheitsliebe
nur nach ihr Verlangen trägt:
der ist werth, die Bahn zu finden,
die zu ihrer Wohnung führt,
wo des Zweifels Schatten schwinden,
und Gewißheit trinmphirt.

2. Schon ein Fünkchen ihrer Sonne
strahlet Himmel in die Brust;
gern verschmäht man bei der Wonne
ihrer Klarheit niedre Lust;
hohen Eifer zu entflammen,
senkt es sich zu uns herab,
aus dem Quell, daraus wir stammen,
aus dem Licht, das uns umgab.

3. O, wie wandelt dann hienieden
sich die Welt und all' ihr Ruhm
in ein Frohseyn ohne Frieden,
in den Sitz der Thorheit um:
wo man die vorhandnen Dinge
nur mit seinen Sinnen miss't,
niedrig findet und geringe,
was doch hoch und würdig ist. —

4. Nahrung, die dem Geist genüge,
bleibt den Sinnen unbekannt;
ihr Gebiet ist Wahn und Lüge,
nicht der Wahrheit Vaterland.
Drum entflamme dein Verlangen
nach der Wahrheit Heiligthum:
liebend wird sie dich empfangen,
und ihr dienen — sey dein Ruhm!


408. Mel. S. Sammlung von Melodien, No. 123.


Das Gedicht stammt von August von Kotzebue (1789)

Wenn euch süße Freude winket,
denkt an eure erste Pflicht!
wenn der Wein im Glase blinket,
so vergeßt der Armen nicht!
Nur von Stroh sind ihre Dächer,
Speisen kitzeln euren Gaum;
edler Wein füllt eure Becher
 jene haben Wasser kaum.

2. Euch deckt öfters Sammt und Seide,
jene decken Lumpen nur;
doch schuf, so wie euch, zur Freude
sie der Vater der Natur.
Drum, ihr Brüder! habt Erbarmen,
mildert des Verlassnen Pein!
Laßt den Segen frommer Armen
eurer Speisen Würze seyn.


Eine stark veränderte Fassung in:
Maurerische und gesellschaftliche Lieder zur Gebrauch der Großen Landes-Loge von Deutschland in Berlin und ihrer Töchter-Logen. Berlin: W. Dieterici 1817, 113-114
Sammlung Maurerischer Lieder zum Gebrauch der zum Sprengel der Provinzial-Loge von Niedersachsen gehörigen Logen. Hamburg 1823, 110-111
Lieder-Buch für die Große Landes-Loge von Deutschland zu Berlin und ihre Töchter-Logen. Berlin 1832, 126-127,
1857 und 1869, 167,
mit der Angabe: Comp. v. Gürlich.

Wenn euch, Brüder, Freude winket,
So gedenkt der Maurerpflicht;
Wenn euch Wein im Glase blinket,
Dann vergeßt der Armen nicht!
Denn sie fliehn, getrübt von Sorgen,
Selbst des süßen Schlafes Ruh',
Und es führt der neue Morgen
Ihnen keine Freude zu.

Unter Schmerzgefühlen fließen
Nur des Armen Tage hin;
Unser frohes Mahl versüßen
Wohlsein, und ein heitrer Sinn.
Drum, o Brüder! fühlt Erbarmen,
Laßt uns Wohlthun im Verein,
Laßt den frohen Dank der Armen
Unsres Mahles Würze sein!

Laßt uns nicht vergebens, Brüder!
Glieder unsers Bundes sein;
Sinkt der Vorhang einst hernieder,
Gehen wir zur Ruhe ein.
Dann strahlt uns der beßren Sonne
Ewig ungetrübter Schein,
Und die reinste Himmelswonne
Wird uns Rückerinnrung seyn.
[1832: Wird uns dann Belohnung sein.]

410. Mel. S. Samml. von Melodien, No. 124.


Die Strophen 3 und 4 lehnen sich an zwei Strophen des Gedichts
„Einsamkeit“ von Johann Caspar Lavater (1776) an


Wenn nach wohlbenutzter Stille
unsre Leidenschaften ruhn,
wenn befestigt ist der Wille,
nur nach Licht und Recht zu thun:
o, dann kehrt in unsre Brust
Seelenruh und Götterlust.

2. Fern vom weltlichen Getümmel,
das nur Thoren kann erfreun,
sucht der Weise seinen Himmel
nirgends, als in sich allein;
schaffet, wie er kann und soll,
sein und andrer Menschen Wohl.

3. Im Gewirre der Geschäfte,
in dem lärmenden Gewühl,
wie geschwächt sind da die Kräfte,
wie gestumpft ist das Gefühl!
Brüder, wer dies nie empfand,
ist mit sich noch unbekannt!

4. Nur die Einsamkeit umschattet,
sanft, wie Kühlung, unsern Geist,
wenn er, dürstend und ermattet,
sich Geliebten selbst entreißt.
Stille giebt ihm Sättigung,
Selbstgefühl und neuen Schwung.

5. Thätig eilt er dann zu Freuden
nützlicher Geselligkeit;
fühlt bei Mindrung fremder Leiden
göttliche Zufriedenheit.
O wie glücklich, Brüder, ist,
wer sein Leben so genießt!


412. Mel. S. Sammlung von Melodien, No. 125.



Wer bin ich? welcher lichten Quelle
entquoll der Geist, der denkt und fühlt?
Floß meines Lebens Strom einst helle,
den jetzt so mancher Sturm durchwühlt?
Ward mit des Daseyns erster Stunde
auch dieser Körper mir ertheilt,
durch dessen Schuld so manche Wunde
der Geist sich schlägt, die langsam heilt?

2. Wie wirk' ich? welches sind die Kräfte,
durch die mein Geist denkt und erkennt?
Ich theile zwar des Thier's Geschäfte,
bin aber doch vom Thier getrennt?
Ich fühle mich zu bessern Freuden,
als die des Körpers sind, geschickt;
und dulde gleichwohl härtres Leiden,
als das die Hülle niederdrückt?

3. Ist das, was mich umgiebt, verschieden
von dem, wodurch es sichtbar ward?
Verweilen unterm Staub hienieden
vielleicht noch Kräfte höh'rer Art? —
Sind diese Dinge mir gegeben
zu mehr als sinnlichem Genuß?
und find' ich so im Erdenleben
auch höh'res Licht im Ueberfiuß?

4. Was ist der Tag, der die Geschäfte
der Erde fördert und erhellt?
durch welche unbekannte Kräfte
umschattet dunkle Nacht die Welt? —
Wer schließt vor meines Geistes Blicken
das Buch der Elemente auf? —
soll ich den Drang in mir ersticken,
der höher dringt- zum Quell hinauf?

5. Ist Gott das unbekannte Wesen,
dem Menschenhände Tempel bau'n?
ist unser Geist dazu erlesen,
in seinem Lichte ihn zu schaun?
Kann ich durch Worte ihn verehren,
wenn ihnen keine That entspricht?
wird er Gelübd' und Seufzer hören,
die Frevelthat und Sünde bricht?

6. Bin ich aus seiner Hand gefallen?
ist seine Gegenwart mir nah?
er allenthalben und in Allen,
wohin des Geistes Blick auch sah? —
Wo find' ich ihn, den ich verloren?
wie nah' ich ihm?—er ist nicht fern! —
für Wahrheit und für Licht geboren,
such' ich ihn, meinen Gott und Herrn.

7. Hierher, ihr Brüder! — eure Kräfte,
o! weiht sie treu der Wissenschaft,
treu dem erhabenen Geschäfte,
das Licht und Ruh' und Frieden schafft! —
Lernt euch, die Welt und Gott erkennen,
daß gründlich euer Wissen sey! —
für Wahrheit und für Tugend brennen,
dies, Brüder, lehrt die Maurerei! —

413. Mel. S. Böheims Auswahl etc. Th. 2. S. 123.


Das Gedicht „Allgemeine Moral“ stammt von Eulogius Schneider (1790)

Auch:
Maurerische und gesellschaftliche Lieder zur Gebrauch der Großen Landes-Loge von Deutschland in Berlin und ihrer Töchter-Logen. Berlin: W. Dieterici 1817, 169
Lieder-Buch für die Große Landes-Loge von Deutschland zu Berlin und ihre Töchter-Logen. Berlin 1832, 202-203,

Wer Gott bei jedem Schritte fraget,
ihm Dank für Glück und Prüfung saget,
nichts wider sein Gewissen thut:
der meint's mit seinem Schöpfer gut.

2. Wem Menschenlieb' im Herzen brennet,
wer jeden herzlich Bruder nennet,
dem Fremdling gerne Dienste thut:
der meints mit seinem Freunde gut.

3. Wer sich nicht nährt von Schmeicheleien,
Beleidigungen kann verzeihen,
und nichts aus schnödem Vortheil thut:
der meints mit seinem Freunde gut.

4. Wer fest ihn hält den Schwur der Treue,
aus Furcht vor allzuspäter Reue
nicht alles, was er könnte, thut:
der meint's mit seinem Weibe gut.

Chor.
5. Wer nicht auf Glück und Menschen bauet,
nicht jedem, der ihm lächelt, trauet,
nichts ohne Ueberlegung thut:
der meint es mit sich selber gut.


416. Mel. S. Böheims Auswahl etc. Th. 2. S. 231.


Auch in:
Maurerische Gesänge für die Loge Archimedes zu den Drei Reißbretern in Altenburg. Erster Band, 1804, 244-245
Gesänge für Freymaurer im Auftrage der Loge Apollo besorgt von H. A. Kerndörffer. Leipzig 1814, 121-122,
unter dem Titel: Der brave Mann
Maurerische und gesellschaftliche Lieder zum Gebrauch der Großen Landes-Loge von Deutschland in Berlin.1817, 197-198
Auswahl von Freimaurer-Liedern: mit Melodien. Stralsund 1818, 47-48
Lieder-Buch für die Große Landes-Loge von Deutschland zu Berlin und ihre Töchter-Logen. Berlin 1832, 204-205,
1857 und 1869, 313-314,
mit der Angabe: Comp. v. Wollank.
Liederbuch des Logenbundes im Königreiche Hannover. 1835, 139-140,
unter dem Titel: Der rechte Mann
Lieder zum Gebrauch der unter Constitution der Großen Loge zu Hamburg vereinigten Logen. 1855, 201-202


Wer seinen Bruder herzlich liebt,
ihm seine Fehler gern vergiebt;
wenn Mangel seinen Bruder drückt,
nach seinen Kräften ihn erquickt:

Chor.
Der ist, der ist ein braver Mann;
ihn rühme, wer nur rühmen kann:
der ist ein Mann nach unserm Sinn,
wir geben für ihn alles hin!

2. Wer Gott und seinen König ehrt,
nicht seines Landes Ruhe stört,
mit Mannessinn und Manneskraft
dem Unterdrückten Recht verschafft:

Chor.
Der ist, u. s. w.

3. Wer immer Treu und Glauben hält,
nicht anders, als er ist, sich stellt,
und ohne Falschheit, Trug und List,
in Wort und Thaten redlich ist:

Chor.
Der ist, u. s. w.
4. Wer grades Wegs zum Ziele geht,
sich nicht nach jedem Winde dreht,
nicht säumet, wenn er handeln soll
für sein und seines Nächsten Wohl:

Chor.
Der ist, u. s. w.

5. Wer seines Lebens froh genießt,
nie Recht und Pflicht dabei vergißt,
und sich mit gleicher Innigkeit
auch an des Bruders Wohl erfreut:

Chor.
Der ist, u. s. w.


436. Mel. S. Böheims Auswahl etc. Th. 2. S. 103.


Auch in:
Maurerische Gesänge für die Loge Archimedes zu den drei Reißbretern in Altenburg. 1804, 258-259
Auswahl maurerischer Gesänge. Zum Gebrauch der gerechten und vollkommenen Loge Libanon zu den drei Zedern im Orient von Erlangen. 1812, 172-173
Gesänge für Freymaurer im Auftrage der Loge Apollo besorgt von H. A. Kerndörffer. Leipzig 1814, 144-146,
unter dem Titel: Zum weisen Frohgenusse des Lebens
Maurerische und gesellschaftliche Lieder zur Gebrauch der Großen Landes-Loge von Deutschland in Berlin und ihrer Töchter-Logen. Berlin: W. Dieterici 1817, 164-165
Lieder-Buch für die Große Landes-Loge von Deutschland zu Berlin und ihre Töchter-Logen. Berlin 1832, 208-209,
1857 und 1869, 315-316,
mit der Angabe: Comp. v. Sterkel.

Dieses „Bundeslied“ stammt von Aloys Wilhelm Schreiber;
Es erschien zuerst in: Dramaturgische Blätter. Drittes Stük des drittes Quartals, Frankfurt am Main, 1789, 47-48,
unter dem Titel: Gesellschaftliches Lied


Willkommen uns, wer frohen Muth
mit Biedersinn vereint,
und immer recht und redlich thut,
und das ist, was er scheint.
Wir grüßen ihn mit Bruderkuß,
denn er ist unser Mann,
und wandeln sonder Ueberdruß
mit ihm des Lebens Bahn.

2. Der weisen Freude weihen wir
den kurzen Pilgergang,
und bringen manches Opfer ihr
bei Lachen, Scherz und Sang.
Ihr leeren wir oft den Pokal,
den Rheingaus Traube füllt;
ihr weihen wir das kleine Mahl,
wo sie sich uns enthüllt.

3. Klein ist der Kreis der Brüder nur,
doch ewig ist sein Band;
in Wüsten und auf grüner Flur
schließt fest sich ihre Hand,
sie zieht nur leise sich zurück,
wenn wo ein Armer klagt,
und trocknet seinen trüben Blick,
und zeigt ihm, wo es tagt.

4. So wandeln wir mit gleichem Schritt
dem dunkeln Ziele zu,
und ruft Freund Hain aus unsrer Mitt'
auch einen früh zur Ruh;
wir blicken seinen Hügel an
und schwören: froh und weis'
zu wandeln stets; und schließen dann
noch enger unsern Kreis.



444. Mel. S. Samml. von Melodien, No. 136.


Zuerst in:
Archiv für Freimäurer und Rosenkreuzer. Zweiter Theil, Berlin 1885, 319-320,
unter dem Titel: Zweites Tafellied


Wir, wir sind Brüder! hör's die Welt!
und sind so glücklich, sind so selig!
Ein edles Band ists, das uns hält,
uns dünkt das Leben ein Lenz, uns schwinden die Tage so fröhlich:
denn wir sind Maurer.

2. Die Welt da draußen möchte
gern der Maurer Heimlichkeit erfahren.
Es ist so nah — es ist so fern —
wir aber, die sie beglückt, wir wollen sie treulich bewahren:
denn wir sind Maurer!

3. Verzicht auf Thron und hohen Stand
thut hier der Fürst mit seinen Großen,
die unser Orden uns verband.
Noch haben Rangsucht und Stolz sich nicht in den Tempel ergossen:
wir sind nur Maurer.

4. Der bessre Mann im Alterthum
war sicher einer unsrer Brüder.
Wir Wissens wohl, doch unser Ruhm
ist, selber tugendhaft seyn, verschwiegen, einfach und bieder:
denn wir sind Maurer.

5. Auch dir, liebreizendes Geschlecht,
bleibt unser Herz wahrhaft ergeben.
Du hast Verdienst, wir sind gerecht,
wir lieben dich über uns selbst — du giebst die Würze dem Leben — :
doch wir sind Maurer.

6. Nun, Brüder, füget Hand in Hand,
ein jedes Antlitz sty erheitert:
aufs Wohl der Kunst, die uns verband!
Welch ein Gedanke, wie er das Herz, die Sinne erweitert:
wir, wir sind Maurer!


449. Mel. S. Sammlung von Melodien, No. 139.


Zuerst in:
Leipziger Taschenbuch zum geselligen Vergnügen. 1792, 119,
unter dem Titel: Tafelgesang
Allgemeines Liederbuch des deutschen Nationalgesanges. Zweyter Theil, Altona 1798, 28-30,
unter dem Titel: Tafelgesang,
mit der Eingangszeile: Auf, auf, zum fröhlichen Genusse
und mit der Angabe: M. O. Z.

Auch in:
Maurerische Gesänge für die Loge Archimedes zu den Drei Reißbretern in Altenburg. Erster Band, 1804, 276-278
Lieder zum Gebrauch der unter der Constitution der Großen Loge zu Hamburg vereinigten Logen. 1823, 103-104 (leicht verändert und ohne die 2. Strophe)


Wohlan, zum fröhlichen Genusse,
zu Jubelsang, zu Mahl und Wein,
weiht mit dem treuen Bundeskusse,
der Eintracht schönsten Abend ein!
Geschmückt mit herrlichem Gewinn,
fließ er ins Meer der Zeiten hin!

2. Dies Glas dem Fürsten, der im Lande
stets minder Fürst, als Vater, ist,
der, auch im purpurnen Gewande,
die Menschen nach der Menschheit mißt!
Und jedes Patrioten Lohn
sey dieser Fürst auf unserm Thron!

3. Dies Glas dem Freunde sonder Wanken,
der seine Pflichten nie vergißt,
in Wort, in That und in Gedanken
ein achter Bruder Maurer ist!
Nur wer mit uns den Becher leert,
nur dem sey solch ein Freund gewährt!

4. Dies Glas den Schwestern, die wir ehren,
die Rosen auf den Pfad uns streun,
mit Liebe unser Glück vermehren
und durch ihr Lächeln uns erfreun!
Nur wer mit uns den Becher leert,
dem sey ein solches Weib bescheert!

5. Dies Glas dem Armen, den die Schwere
des unverdienten Kummers beugt:
ihm werd' zu unsrer Herzen Ehre,
durch Wohlthun seine Bürde leicht!
Nie werd' an Wein und Sang gedacht,
bis wir ihn glücklicher gemacht!

6. Zuletzt laßt uns aufs Neu geloben,
so fortzuwallen Hand in Hand;
hell sey der Pfad durch Licht von oben
hinein ins bessre Vaterland!
Einst grüßet, wer zuerst es sieht,
die Folgenden mit höh'rem Lied!


450. Mel. S. Böheims Auswahl etc. Th. 2. S. 240.


Auch in:
Maurerische Gesänge für die Loge Archimedes zu den Drei Reißbretern in Altenburg. Erster Band, 1804, 269-271
Auswahl maurerischer Gesänge. Zum Gebrauch der gerechten und vollkommenen Loge Libanon zu den drei Zedern im Orient von Erlangen. 1812, 182-183
Gesänge für Freymaurer im Auftrage der Loge Apollo besorgt von H. A. Kerndörffer. Leipzig 1814, 2220-221,
mit der Angabe: Liebrecht
Maurerische und gesellschaftliche Lieder zum Gebrauch der Großen Landes-Loge von Deutschland in B erlin.1817, 199-100
Auswahl von Freimaurer-Liedern: mit Melodien. Stralsund 1818, 33-35,
mit der Angabe: Liebrecht
Auswahl von Liedern für die Freimaurer-Loge Balduin zur Linde in Leipzig, 1824, 161
Lieder-Buch für die Große Landes-Loge von Deutschland zu Berlin. 1832, 128-129,
mit der Angabe: Liebrecht

Das Gedicht wurde vertont von Franz Anton Hoffmeister und Albert Lortzing


Wohllhätigkeit, wer deinen Lohn empfand,
der öffnet gern der Armuth Herz und Hand;
beim frohen Mahl, in fröhlichem Genuß,
ist das ihm Qual, daß mancher darben muß.

2. Nimm, Bruder, dann, was Herz und Hand
dir weiht, wir alle sind zu helfen gern bereit;
denn Thränen stehn, die still ein Auge trug,
wenn sie vergehn, in Gottes großem Buch.

z. Der Arme weint, o hemmt der Thränen Flut,
und stillt den Harm, erfüllt sein Herz mit Muth;
denn Thränen stehn, als Perlen am Gewand,
wenn wir vergehn, jenseits des Grabes Rand.

4. In Wonne schwebt des wahren Maurers Herz,
sich hoch bewußt: du tilgst des Kummers Schmerz!
Drum, Brüder, seyd, der Armuth Trost zu seyn,
stündlich bereit, durch That sie zu erfreun.

5. Wohllhatigkeit sey stets des Maurers Ruhm,
entfliehe nie aus unserm Heiligthum.
O wohl uns dann! Der fernsten Nachwelt Blick
schaut segnend dann auf unsern Bau zurück.



Zweite Abtheilung.

Französische Gesänge

* = Bereits abgedruckt in:
Sammlung neuer Freymaurer-Reden, Oden und Lieder, in teutsch und französischer Sprache bey verschiedenen feyerlichen Gelegenheiten in der Loge zu den drey Weltkugeln zu Berlin. Berlin und Leipzig, bey George Jacob Decker, 1777.

daran stark angelehnt:
Chansons pour la Loge aus vrais amis à Dresde. 1783
Darin ist einzig neu:
Lien du Maçon („Par trois fois trois, mes Freres“. 1737)

siehe auch die ausgezeichnete Website:
http://mvmm.org/c/docs/3globes.html#b

** Bereits abgedruckt auch in:
Vierzig Freymäurerlieder in Musik gesetzt vom Herrn Kapellmeister Naumann zu Dresden, 1784,

 *** Bereits abgedruckt in:
Johann Wilhelm Bernhard von Hymmen: Freymäurerlieder mit Melodien. Berlin 1771


 ** Ah quelle chaîne
 * unter dem Titel: A l’Honneur du Roi (1777)
http://mvmm.org/c/docs/3g01.html

Art divin, l’Etre suprême (1737)
http://mvmm.org/c/docs/naudot22.html

 ** Autrefois Thèbes et memphis
 * unter dem Titel: La Sagesse ancienne (1777)
http://mvmm.org/c/docs/3g03.html

 ** Cachés dans leur sanctuaire
 * unter dem Titel: Les Symboles (1777)
http://mvmm.org/c/docs/3g04.html

 ** C’est dans l’hiver que toute la nature
 * unter dem Titel: Les Quatre saisons (1777)
http://mvmm.org/c/docs/3g05.html

 ** Chantons du Sage
 * unter dem Titel: Le Bonheur du Sage (1777)
http://mvmm.org/c/docs/div18/fredann.html
http://mvmm.org/c/docs/3g06.html

 ** Dans ce charmant Azyle
 * unter dem Titel: Les Plaisirs de la Maçonnerie (1777)
http://mvmm.org/c/docs/3g07.html

Dans nos loges bâtissons (1744)
http://mvmm.org/c/docs/naudot45.html

 ** L’Eclat oriental
 * unter dem Titel: La Science (1777)
http://mvmm.org/c/docs/3g09.html

Frères et compagnons
De la Maçonnerie
Sans chagrins jouissons (1737)
http://mvmm.org/c/docs/lire001.html#hy

Frères et compagnons
De cet ordre sublime,
Par nos chants témoignons (1737)
http://mvmm.org/c/docs/lire006.html

Jamais, jamais ne passera la gloire
 * unter dem Titel: Allusion aux noms des six Loges réunies de Berlin (1777)
http://mvmm.org/c/docs/3g12.html

15. [=13.]
 ***Les vrais biens sont peu durables (1742)
http://mvmm.org/c/docs/americ2.html#h

 ** Nous vénérons de l‘Arabie
 * unter dem Titel: Exhortations (1777)
http://mvmm.org/c/docs/3g14.html

 *** Parmi cette Société (1752)
http://mvmm.org/c/docs/lire/lire222.html#a

 ** Qu’un plaisir tout innocent
 * unter dem Titel: Les Plaisirs de la vie (1777)
http://mvmm.org/c/docs/3g16.html

 ***Tous de concert chantons (1737)
http://mvmm.org/c/docs/naudot14.html#h


 ** Vivre, quel bonheur, mes Frères!
 * unter dem Titel: L’Emploi de la vie
http://www.mvmm.org/c/docs/3g18.html (1777)

Erster Anhang.

313-332

Er enthält unter anderem die Nr. 144-154 der „Sammlung von Melodien“

15+ 3 der 22 Lieder erschienen auch bald darauf in: Maurerische Gesänge für die Loge Archimedes zu den drei Reißbretern in Altenburg. 1804


1. Mel. Im Bache des Lebens etc.

Mel. S. Sammlung von Melodien, Nr. 15.

Zuerst in:
Taschenbuch zum geselligen Vergnügen. 1800, 226

„Des Bundes Trennungslied“ (1799) stammt von Johann Diederich Gries

Auch in:
Maurerische Gesänge für die Loge Archimedes zu den drei Reißbretern in Altenburg. 1804, 1-3
Auswahl maurerischer Gesänge. Zum Gebrauch der gerechten und vollkommenen Loge Libanon zu den drei Zedern im Orient von Erlangen. 1812, 25-26 (ohne die 3. Strophe)
Sammlung Maurerischer Lieder zum Gebrauch der zum Sprengel der Provinzial-Loge von Niedersachsen gehörigen Logen. Hamburg 1823, 222-224
Liederbuch des Logenbundes im Königreiche Hannover. 1835, 178-179
Lieder zum Gebrauch der unter Constitution der Großen Loge zu Hamburg vereinigten Logen. 1855, 139-140 (ohne die 2. und 3. Strophe)
Lieder-Buch für die Große Landes-Loge der Freimaurer von Deutschland und deren Tochter-Logen. Berlin 1857 und 1869, 182-183 (ohne die Strophen 2-4)


Vertont von Johann Gottlieb Naumann
siehe auch:
http://freimaurer-wiki.de/index.php/Tafellieder


Auf! bis die letzte Stunde
[1835, 1855: Bis uns die letzte Stunde]
mit ernstem Klange schlägt,
sey in dem frohen Bunde
die freie Lust gepflegt.
Noch blinkt in unsrer Mitte
der edle Labetrank;
noch tönt nach alter Sitte
der freundliche Gesang.

2. Dem guten Geist des Ortes
sey dieses Glas geweiht;
gedenkt des Bundeswortes,
in froh' und trüber Zeit.
In treuer Herzen Leitung,
die hier uns froh vereint ,
liegt höhere Bedeutung,
als noch dem Aug' erscheint.

3. Was immer wir getrieben,
ist manches mißgeglückt;
oft sind wir stehn geblieben,
und schienen fortgerückt.
Oft wähnten wir's zu halten,
und hielten eitel Dunst,
umarmten Luftgestalten,
und priesen Göttergunst.

4. Doch, das soll nichts uns rauben,
was uns die Liebe gab.
Bewahrt den treuen Glauben,
und nehmt ihn mit hinab.
Der Zweifel sey vertrieben!
Hier hat nur Liebe Raum:
wir leben, glauben, lieben;
die Freundschaft ist kein Traum.

5. Wir halten fest zusammen
in Freude und in Leid;
durch diese heil'ge Flammen
dringt nie der Strom der Zeit.
Des Lebens enge Schranke
hemmt nicht den raschen Lauf;
Frei schwingt sich der Gedanke
hoch über sie hinauf.

6. Schlingt, Brüder, treu die Hände
in treuer Brüder Hand!
O daß uns ewig bände
dies festgeschlungne Band!
So schwört aufs neu dem Bunde,
und jeder Bruder sey
noch, wie in dieser Stunde,
in seiner letzten treu.


2. Mel. S. Sammlung von Melodien, Nr. 144.


Zuerst in:
Taschenbuch für Freimaurer auf das Jahr. 1800, Cöthen 1800, 181-183,
unter dem Titel: Zum Stiftungsfest der Loge ***

Auch in:
Maurerische Gesänge für die Loge Archimedes zu den drei Reißbretern in Altenburg. 1804, 3-5


Auf, Brüder, auf im Heiligthum
aus Osten und aus West!
Erhebt des Welterbauers Ruhm
am hehren Ordensfest.

2. Er ist es, der die Ceder stützt,
wenn Stürme brausend wehn;
er ist es, der auch uns geschützt —
eht unsre Loge stehn.

3. Er war's, der Segen und Gedeihn
zu guter Arbeit gab.
Laßt uns ihm ewig dankbar seyn;
laßt nie vom Fleiße ab.

4. Faßt ferner auf den Strahl des Lichts,
das euch vom Morgen glänzt;
gebraucht des guten Unterrichts,
der oftmals viel ergänzt.

5. Nützt alle Kräfte, braucht die Zeit,
wie wahre Kunst es lehrt
 mit ächter Maurer Emsigkeit,
wie es die Pflicht begehrt.

6. Sucht nicht der Schöpfung Gleichgewicht
durch Scheinkunst umzudrehn,
und wo das Auge euch gebricht,
noch etwas auszuspähn.

7. Auch suchet nicht, wie Helden, Ruhm
mit Lanzen, Helm und Schwert.
Des Maurers Lohn, sein Heiligthum,
ist mehr als Lorbeern werth.

8. Zeigt stets, daß bei der Brüder Wahl
nichts, als das Wahre, reizt,
und daß nicht bloß nach großer Zahl
der Maurer-Orden geizt.

9. Verkennt den armen Bruder nie,
deß Herz an Güte reich;
wir alle haben gleiche Müh',
und alle sind wir gleich.

10. Seht Wohlthun stets als große Pflicht
des wahren Maurers an;
nur harrt damit so lange nicht,
bis niemand helfen kann.

11. O bleibt gefühlvoll, bleibet treu
einander zugethan;
und jeder Ordensbruder sey
ein wahrer Biedermann.


3. Mel. S. Sammlung von Melodien, No. 145.


Auch in:
Maurerische Gesänge für die Loge Archimedes zu den drei Reißbretern in Altenburg. 1804, 5-9
Auswahl maurerischer Gesänge. Zum Gebrauch der gerechten und vollkommenen Loge Libanon zu den drei Zedern im Orient von Erlangen. 1812, 27-31
Gesänge für die Loge Ernst zum Compaß in Gotha. Fortsetzung 1817, 113-117,
mit der Angabe: B. Moerlin,
 im „Nachtrag dazu eine Strophe „Dem vorsitzenden Meister“, 243
in der Ausgabe 1860 kommt das Lied dreimal vor: 23-36,
mit der Angabe: Ambrosch. -- Br.Mörlin.
mit einer einzigen Strophe „Dem „Meister vom Stuhl“, 95,
mit fünf Strophen „Den lieben Schwestern“, 115-117

Lieder zum Gebrauch der unter der Constitution der Großen Loge zu Hamburg vereinigten Logen. 1823, 72-75,
1855, 114-117
Auswahl von Liedern für die Freimaurer-Loge Balduin zur Linde in Leipzig, 1824, 112-117; für den Meister eine Strophe, 35
Liederbuch des Logenbundes im Königreiche Hannover. 1835, 184-187
Gesänge für Brüder Freimaurer. Gedruckt unter Leitung eines Mitgliedes der St. Johannis-Loge Julia Carolina zu den drei Helmen in Helmstedt 1845, 46-50,
Gesänge für die Loge Amalia. Weimar. 1851, 107-109,
unter dem Titel: Eröffnung der Festloge,
und mit der Angabe: Müchler
dazu eine Strophe „Dem vorsitzenden Meister“, 128.

Eine stark abgewandelte Version findet sich in:
Maurerisches Liederbuch der Loge Wilhelm zu den drei Säulen im Oriente von Wolfenbüttel. 1870, 31-32; sie wird Bergius zugeschrieben.

Friedrich Voigts (Leipziger Freimaurer-Zeitung, No. 24, Juni 1851, 187) schreibt das Gedicht Bergius zu.

RISM schreibt den Text Johann Arnold Kanne (Pseudonym: Walther Bergius) zu.
Es wurde vertont von Joseph Karl Ambrosch

In der Freimaurer-Zeitung. Zweiundzwanzigster Jahrgang, Leipzig 1868, 116-117, antwortet Br. G. H. L. Heubner ausführlich auf die Frage nach dem Verfasser des Liedes. Im neuen Liederbuch der Loge zur Pyramide in Plauen wird es Heinrich Zschokke zugeschrieben. Heubner entdeckte in dessen „sämmtlichen Werken“ [besser: Gesammelte Werke], Band 15, [1827], 311, ein ähnliches Gedicht.
(siehe untenstehend:)



Chor.
Auf, Brüder des Bundes,
die Gläser geschwungen,
und Hymnen den Freuden
der Menschheit gesungen!

Emer.
Es leb' unser Bündniß!

Chor.
Wir stoßen an.

Einer.
Der heilige Orden!

Chor.
In Ewigkeit!

Einer.
Der Menschheit zerrissenen
Bund zu ergänzen,
die weinende Tugend
mit Rosen zu kränzen,
hinab in die Tiefe
der Wahrheit zu schaun —
dies ist unsre Arbeit,
dies ist unser Bau'n.

Chor.
Dies ist unsre Arbeit,
dies ist unser Baun.

Chor.
2. Auf, Brüder etc.

Einer.
Es lebe die Freundschaft!

Chor.
Wir stoßen an.

Einer.
Sie herrsche auf Erden!

Chor.
In Ewigkeit!

Einer.
Wenn Kummer und Sorgen
das Leben umdunkeln,
und nirgends die Sterne
der Hoffnung mehr [1817: der Hoffnungen] funkeln;
dann reichen sich Freunde
die Hände und stehn:
denn treu bis zum Tode
zu lieben ist schön.

Chor.
Denn treu etc.

Chor.
3. Auf, Brüder etc.

Einer.
Es lebe die Liebe!

Chor.
Wir stoßen! an.

Einer.
Sie herrsche auf Erden!

Cbor.
In Ewigkeit!

Einer.
Das Leben ist Liebe,
die Liebe das Leben.
Heil, welchem der Himmel
sein Liebchen gegeben!
Es weihet ihn küssend
zur Seligkeit ein.
Nur Lieb' ist die Seele
des Lebens allein.

Chor.
Nur Lieb' etc.

Chor.
4. Auf, Brüder etc.

Einer.
Es lebe die Wahrheit!

Chor.
Wir stoßen an.

Einer.
Sie herrsche auf Erden!

Chor.
In Ewigkeit!

Einer.
Am flammenden Spiegel
der Wahrheit verfliegen
die Nebel des Wahnes
und heiliger Lügen.
Zerreißet des Vorurteils
trüglichen Flor,
und führet die Menschheit
zum Lichte empor!

Chor.
Und führet etc.

Chor.
5. Auf, Brüder etc.

Einer.
Es lebe das Mitleid!

Chor.
Wir stoßen an.

Einer.
Es herrsche auf Erden!

Chor.
In Ewigkeit!

Einer.
Dies laßt uns beim fröhlichen
Mahle gedenken;
nie möge ein Bruder
ein Bruderherz kränken.
Weh' dem, den die Thräne
des Harms nicht erweicht!
Wohl dem, der sein Scherfiein
dem Dürftigen reicht!

Chor.
Wohl dem, etc.

Chor.
6. Auf, Brüder etc.

Einer.
Es lebe der Friede!

Chor.
Wir stoßen an.

Einer.
Er herrsche auf Erden!

Chor.
In Ewigkeit!

Einer.
Wir sind nicht erschaffen
zum Morden und Kriegen:
[1817: zu morden und kriegen;]
es weinet die Menschheit
bei herrlichen Siegen,
sie siehet nicht Lorbeern,
sie siehet nur Blut:
nur Friede auf Erden,
nur Friede ist gut.

Chor.
Nur Friede auf Erden,
nur Friede ist gut.


Von Heinrich Zschokke
gemäss G. H. L. Heubner; 1868
(eine leicht davon abweichende Version in:
Heinrich Zschokke’s Novellen und Dichtungen. Dritter Band, Philadelphia 1854, 482-48,
Heinrich Zschokke’s Gesammelte Schriften. Zweite vermehrte Ausgabe. Fünfzehnter Theil, Aarau 1865, 313-314)


Die Engel des Lebens

(Frankfurt a. d. O. 1794).

Chor.
Auf, Brüder des Bundes, die Gläser geschwungen,
Und Hymnen den Freuden der Menschheit gesungen!

Einer.
Es lebe die Tugend.

Chor.
Wir stossen an.

Einer.
Sie herrsche auf Erden!

Chor.
In Ewigkeit.

Einer.
Der Menschheit zerrissenen Bund zu ergänzen,
Die weinende Tugend mit Rosen zu kränzen,
Hinab in die Tiefen der Wahrheit zu schaun,
Das ist unser Leben und Weben und Baun.

 -- -- -- Es lebe der Frieden! (Chor, wie oben)
Wir sind nicht berufen zum Morden und Kriegen;
Es weinet die Menschheit ob glänzenden Siegen;
Sie sieht nicht den Lorbeer, sie schauen nur Blut,
Nur Frieden auf Erden ist heiliges Gut.

-- -- -- Es lebe die Freundschaft! -- -- --
Wenn Nächte des Kummers das Leben verdunkeln,
Wenn nirgends die Sterne der Hoffnung mehr funkeln;
Dann reichen sich Freunde die Hände und stehn,
Denn treu bis zum Tode zu lieben ist schön.

-- -- -- Es lebe die Liebe! -- -- --
Das Leben ist Liebe; nur Lieben ist Leben!
Heil, dem sich ein Engel auf ewig gegeben!
Den Himmel baut Liebe um Liebe allein.

-- -- -- Es lebe die Freiheit! -- -- --
Der Schöpfer, er hat uns zur Freiheit erkoren;
Weh dem, der das göttliche Kleinod verloren!
Weg Gold und Juwelen! Nur Wasser und Brod!
Nur Freiheit im Leben, nur Freiheit im Tod!

4. Mel. S. Sammlung von Melodien, No. 146.


Auch in:
Sammlung Maurerischer Lieder zum Gebrauch der zum Sprengel der Provinzial-Loge von Niedersachsen gehörigen Logen. Hamburg 1823, 48-49


Auf Felsen ward der Grund gelegt,
der unsers Bundes Tempel trägt,
der Tugend Heiligthum.
Im Festgewand, mit Heil im Blick,
kam heut sein Stiftungstag zurück;
auf! feiert seinen Ruhm!

2. Jauchzt, daß des Welterbauers Ruf
für uns den Felsengipfel schuf,
ihn uns zum Wohnsitz gab!
Der Nebelschwarm, der schauerlich
um seine feste Höhe schlich,
sank tief ins Thal hinab.

3. Da prangte durch das Purpurthor
des Osts der schönste Tag hervor;
und unser Bau begann.
Er wuchs, und stieg mit Macht empor
 nun freut sich unser feiernd Chor
der Höh, die er gewann.

4. Wie herrlich, der Vollendung nah,
dem Sturme trotzend, steht er da,
der Tempel, den wir baun!
Vollendet, Brüder, ihn mit Muth,
in Wetternacht, in Sonnenglut,
voll Hoffnung und Vertraun!

5. Der Menschheit Werth, der Tugend Ruhm
schmück' ewig dieses Heiligthum,
vom Laster nie entweiht!
Hier finde jede Enkelwelt
das Licht, das tiefe Nacht erhellt,
und athme Seligkeit!


5. Mel. S. Samml. von Melodien, No. 147.


Auch in:
Maurerische Gesänge für die Loge Archimedes zu den Drei Reißbretern in Altenburg. Erster Band, 1804, 14-15

In:
Die Liedertafel. Berlin 1818, 121-122,
unter dem Titel: Freundschaft und Liebe,
von Loos und Flemming
Teutsches Liederbuch. Stuttgart 1823, 309-310,
mit der Angabe Loos

Auf! muntre Zecher, die Gläser zur Hand!
singet der Freundschaft geheiligtes Band,
singet der Liebe beglückten Verein,
schlürft den mit Wonne berauschenden Wein!

2. Könnten wir fassen in Worte und Lied,
was hier den klopfenden Busen durchglüht —
Freundschaft und Liebe, und Frohsinn und Scherz,
heben das freudebeseligte Herz.

3. Die uns mit rosigen Kränzen umschlingt,
Freundschaft — sie lebe! ihr Gläser erklingt!
Reicht euch, ihr Freunde, voll zärtlicher Glut
drückend die Hände, seyd bieder und gut!

4. Die uns mit goldenen Fäden umwebt,
Liebe — sie lebe! Heil, wen sie umschwebt!
Wiegen wir schmeichelnd das Liebchen im Arm,
glüht uns die Wange so rosig, so warm.

5. Frohsinn, du Menschen beglückendes Gut!
Biedere Treue!— nie zagender Muth!
fröhlich erhebt euch der Freude Gesang,
fröhlich der Gläser helltönender Klang!

6. Jedem, der fühlet, dem schlage vor Lust
pochend das Herz in der glühenden Brust!
Biedersinn adelt, und Freundschaft beglückt,
Frohsinn wacht glücklich, und Liebe entzückt.

8. Mel. S. Sammlung von Melodien, Nr. 150.


Bereits im
Musen-Almanach für das Jahr 1787

siehe:
Poesie und Prose von G. A. v. Halem. Hamburg 1789, 179-180,
unter dem Titel: Trinklied (nur mit den unten angeführten 3 Strophen; erst 1807 kam eine 4. dazu)
Gedichte von G. A. von Halem. Erster Band, Münster 1807, 57-58,
unter dem Titel: Trinklied, und mit der Jahreszahl 1784

Auch (stets ohne die 1807 eingefügte 3. Strophe) in:
Maurerische Gesänge für die Loge Archimedes zu den drei Reißbretern in Altenburg. 1804, 38
Gesänge für Freymaurer im Auftrage der Loge Apollo besorgt von H. A. Kerndörffer. Leipzig 1814, 156-157, mit der Angabe: G. A. v. Halem
Maurerische und gesellschaftliche Lieder zum Gebrauch der Grossen Landes-Loge von Deutschland in Berlin. 1817, 216
Lieder zum Gebrauch der unter der Constitution der Großen Loge zu Hamburg vereinigten Logen. 1823, 119
Lieder-Buch für die Große Landes-Loge von Deutschland zu Berlin und ihre Töchter-Logen. Berlin 1832,281-282,
1857 und 1869, 342,
mit den Angaben: Ged. nach v. Halem. – Comp. v. M. Haydn.

Das Leben gleichet der Blume!
so sagen die Weisen. Wohlan!
das lasset uns, Brüder, bedenken,
und laßt uns mit Weine sie tränken:
denn frischer blühet sie dann!

2. Das Leben gleichet der Reise!
so sagen die Weisen. Wohlan!
füllt, Brüder, die Gläser! Ich meine,
wir sprengen die Wege mit Weine;
viel lustiger reiset sichs dann.

3. Das Leben gleichet dem Traume!
so sagen die Weisen. Wohlan!
bald wird es uns selber so dünken.
Zum Glase! zum Glase! wir trinken!
Weit herrlicher träumt es sich dann.


[Die 1807 eingeschobene 3. Strophe:
Das Leben gleichet der Bühne!
So sagen die Weisen. Wohlan!
Wir spielen die Rolle der Zecher,
Und leeren die winkenden Becher;
Natürlicher spielt es sich dann.]

9. Mel. S. Sammlung von Melodien, No. 151.


Auch in:
Maurerische Gesänge für die Loge Archimedes zu den drei Reißbretern in Altenburg. 1804, 53-54


Die Bahn, auf die wir jetzt euch leiten,
ist Freude, Brüder! — euch begleiten
die Freundschaft und die Harmonie; —
ist sicher, wer kann sie verlieren?
sind nicht die Regeln, die uns führen,
die Regeln der Geometrie?

2. Die Huld des höchsten Architekten
und seine tiefe Weisheit steckten
euch diese Laufbahn selber ab,
auf der er, euren Gang zu richten,
euch selbst Gesetze eurer Pflichten,
und einen Stern zum Führer gab.

,3. O daß von diesem güt'gen Sterne
euch nicht ein falsches Licht entferne,
die finstre Nacht des Unglücks nicht!
Sein Licht ist für euch angezündet;
folgt ihm, am Ziel der Reise findet
ihr einst der Wahrheit volles Licht.

10. Mel. S. Sammlung von Melodien, Nr. 152.

Es ist so köstlich, Hand in Hand
siehe: 74 freimaurerische Kettenlieder, 1801

11. Mel. S. Sammlung von Melodien, No. 153.


siehe:
Zerstreute Blätter von J. G. Herder. Dritte Sammlung, Gotha 1787, 57-58,
unter dem Titel: Lied des Lebens

Auch in:
Lieder-Buch für die Große Landes-Loge von Deutschland zu Berlin und ihre Töchter-Logen. Berlin 1832, 261,
mit der Angabe: Herder,
1857 und 1869
345-346, mit der Angabe: Ged. v. Herder. – Comp. v. C. Hennig.

Flüchtiger als Wind und Welle,
flieht die Zeit; was hält sie auf?
sie genießen auf. der Stelle,
sie ergreifen schnell. im Lauf:
das, ihr Freunde, hält ihr Schweben,
hält die Flucht der Stunden ein.
Schneller Gang ist unser Leben,
laßt auf ihn uns Rosen streun!

2. Rosen: denn die Tage sinken
in des Winters Nebelmeer;
Rosen: denn sie duften, blinken
links und rechts noch um uns her.
Rosen blühen auf dem Zweige
jeder schönen Biederthat;
wohl dem, der bis auf die Neige
schön genutzt sein Leben hat!

3. Stunden, werdet uns zum Kranze,
der des Greises Schläf‘ umzieht,
und um sie im frischen Glanze,
wie ein Traum der Tugend blüht!
Auch die dunkeln Blumen kühlen
uns mit Ruhe, doppelt süß,
und die lauen Lüfte spielen
freundlich uns ins Paradies.

12. Mel. S. Sammlung von Melodien, No. 154.


Auch in:
Maurerische Gesänge für die Loge Archimedes zu den drei Reißbretern in Altenburg. 1804, 103-104
Auswahl maurerischer Gesänge. Zum Gebrauch der gerechten und vollkommenen Loge Libanon zu den drei Zedern im Orient von Erlangen. 1812, 88-89
Auswahl von Liedern für die Freimaurer-Loge Balduin zur Linde in Leipzig, 1824, 145-146
Lieder zum Gebrauch der unter der Constitution der Großen Loge zu Hamburg vereinigten Logen. 1823, 180-181

Das Lied stammt von Aloys Wilhelm Schreiber (1788)

Friede mit dem Bruder, der
in der Ferne weilet,
keine unsrer Freuden mehr,
keine Thräne theilet!
Friede mit dem Biedermann,
der nach Wahrheit strebet,
Leiden mildert, wo er kann,
und nicht sich nur lebet.

2. Friede mit dem deutschen Weib,
das nicht wahnberauschet
um den schalsten Zeitvertreib
Mutterfreuden tauschet!
Friede mit dem Märtyrer,
der für Wahrheit leidet!
Friede mit dem Zweifler,
der um Phantome streitet!

[1812: bloss:
Friede mit dem Märtyrer,
Der für Wahrheit leidet,
Friede mit dem Zweifler, der
Um Phantome streitet!]

3. Friede dem, der nie den Gruß
eines Freundes hörte,
dem der Liebe Feuerkuß
nie Empfindung lehrte.
Friede mit dem Bösewicht,
dem beim frommen Liede
Reue späte Geißeln flicht!
Tugend ihm und Friede!

[1812: zweite Hälfte:
Friede mit dem teutschen Weis,
Das nach Tugend trachtet,
Mehr als Mode Zeitvertreib
Mutterfreuden achtet!]

[1812 eingefügt:
Friede dem, um dessen Herz
Stiller Gram sich schlinget,
Und der Wittwe, die voll Schmerz
Wunde Hände ringet!]

4. Friede dem auch, deß Gebein
schon der [1812: ein] Rasen decket,
den des Morgens Purpurschein
nicht zur Freude wecket!
[1812: Bis des schönern Morgens Schein
Ihn zur Freude wecket!]
Friede! sey das Losungswort
unsrer letzten Stunde.
Friede weihet uns auch dort
[1812: Friede weih‘ uns alle dort]
wieder unserm Bunde.


13. Mel. S. Sammlung von Melodien, Nr. 155.


Heilig, wo im Feierkleide
Tugend, hohe Unschuld wohnt!
Heilig, wo der Liebe Freude
rein und still im Herzen thront!

Chor.
Heilig, wo der Liebe Freude
rein und still im Herzen wohnt!

2. Heilig, wo im Bruderkusse
Herz dem Herz entgegeneilt,
wo im süßen Bundesschlusse
gern der Eintracht Flügel weilt!

Chor.
Heilig, wo im Bruderkusse
Herz dem Herz entgegeneilt!

3. Aber fort mit jedem Frechen,
nieder mit dem falschen Mann,
der den Schwur der Freundschaft brechen,
Lieb' und Treu' vergessen kann!

Chor.
Nieder, nieder mit dem Frechen,
der den Schwur vergessen kann!

4. Heilig, wer beim vollen Mahle
arme Brüder nicht vergißt,
wer im goldnen Freudensaale
immer Mensch und Bruder ist!

Chor.
Heilig, wer beim vollen Mahle
arme Brüder nicht vergißt!

5. Nieder, wer beim Klang der Becher
seiner Brüder Armuth höhnt!
nieder der verruchte Zecher,
der nur seinen Lüsten fröhnt!

Chor.
Nieder der verruchte Zecher,
der nur seinen Lüsten fröhnt!

6. Heilig, wer der Unschuld Bande
und der Bosheit Ranke bricht;
wer ihm dient, dem Vaterlande,
durch Erfüllung seiner Pflicht!

Chor.
Heilig, wer der Unschuld Bande
und der Bosheit Ranke bricht!

7. Aber nieder mit dem Buben,
nieder mit der Höllenbrut,
die der Unschuld Fallen gruben,
dürstend nach der Unschuld Blut!

Chor.
Nieder, nieder mit dem Buben,
dürstend nach der Unschuld Blut.

8. Heilig, wer den König liebet,
patriotisch lebt und denkt,
nie den Blick des Guten trübet,
Kopf und Herz dem Staate schenkt!

Chor.
Heilig, wer den König liebet,
Kopf und Herz dem Staate schenkt!

9. Nieder, wer mit Gleichheitswahne,
wer mit diesem Unsinn droht!
nieder die Rebellenfahne;
jedem Aufruhrstifter— Tod!

Chor.
Nieder die Rebellenfahne!
jedem Aufruhrstifter — Tod!

10. Heilig, wen der Lorbeer kränzet,
früh erkämpft fürs Vaterland!
Heilig, wer durch Tugend glänzet,
wenn auch nicht durch Stern und Band!

Chor.
Heilig, wer durch Tugend glänzet,
wenn auch nicht durch Stern und Band!

11. Nieder, wen die Feigheit schändet,
keiner biedern Freundschaft werth!
nieder, wer, vom Rang geblendet,
lasterhaft sich selbst entehrt!

Chor.
Nieder, wer, vom Rang geblendet,
lasterhaft sich selbst entehrt!

12. Heilig, wer die Gottheit ehret,
Mensch und Christ bis an den Tod!
nieder, wer nur Menschen höret!
heilig nur ist unser Gott.

Chor.
Heilig, wer die Gottheit ehret!
heilig nur ist unser Gott.


14. Mel. S. Sammlung von Melodien, Nr. 156.


Auch in:
Maurerische Gesänge für die Loge Archimedes zu den drei Reißbretern in Altenburg. 1804, 134-135

Der Text stammt von Heinrich Christian Schnoor (1799)

In ununterbrochner Handlung
eilt das Schauspiel, Welt, dahin;
alles, alles nur Verwandlung!
Tod, ein Name ohne Sinn.

2. Sieh, da sinkt die Sonne nieder,
jeder Abend ist ihr Grab,
und sie strahlt am Morgen wieder
auf die junge Welt herab.

3. Ewiger als alle Sonnen
ist der Zeiten großer Ring;
einst als Raupe eingesponnen,
flattert bald der Schmetterling.

4. Ueberall ist Auferstehung!
kein Atom fliegt heut vorbei,
der nicht morgen voll Erhöhung,
schon vielleicht was anders sey.

5. Unser Leben zu genießen,
ist der einzige Gewinn;
denn in einem Strome fließen
gut' und böse Stunden hin.

6. Ja genießen; doch auch sorgen,
daß der Abend schreckenfrei,
daß uns jener große Morgen
auch ein schöner Morgen sey!!!


15. Mel. S. Sammlung von Melodien, Nr. 157.


Zuerst in:
Taschenbuch zum geselligen Vergnügen. 1798, 305

Auch in:
Maurerische Gesänge für die Loge Archimedes zu den Drei Reißbretern in Altenburg. Erster Band, 1804, 144-146
Lieder für Freymaurer. Hannover 1809, 156-158,

Das Lied „Menschenliebe“ stammt von Hermann Christoph Gottfried Demme

Laßt uns vereinigt, meine Brüder,
vereinigt wirken, Hand in Hand!
Es schlinge fester sich im Herzen
der Menschenliebe sanftes Band;
und heilig sey uns unsre Pflicht,
bis einst das Auge sterbend bricht!

Chor,
Ja heilig sey uns unsre Pflicht,
bis einst das Auge sterbend bricht!

2. Wir alle, alle sind ja Kinder
desselben Gottes, arm und reich;
in jedem Stande — sind als Kinder
des guten Gottes alle gleich;
und sollen uns als Brüder freun,
und wahre Menschenfreunde seyn.

Chor.
Wir sollen uns als Brüder freun,
und wahre Menschenfreunde seyn.

3. So schlage dann für Menschenfreude,
für Menschenwohl auch unser Herz;
und leidet wo ein Mensch,
wir wollen zu lindern eilen seinen Schmerz.
Schafft Trübsinn um in heitern Blick,
und fördert ärmrer Brüder Glück!

Chor.
Wir wandeln Gram in heitern Blick,
und fördern ärmrer Brüder Glück.

4. O Wunsch des Menschenfreundes, werde
Erfüllung — Menschen glücklich sehn,
selbst glücklich machen, Gottes Erde,
dann wirst du noch einmal so schön!
Ach, eine süß're, schön're Pflicht
als Menschenliebe, giebt es nicht!

Chor.
Nein, eine süß're, schön're Pflicht,
als Menschenliebe, gieht es nicht!

5. Und nahet einst die ernste Stunde dir,
Menschenfreund, so naht mit ihr
ein Engel Gottes, und verkündigt
den Lohn der Menschenliebe dir.
Des Grabes Nacht wird dir erhellt,
du sä'test für die bess're Welt.

Chor.
Des Grabes Nacht wird ihm erhellt,
er sä'te für die bess're Welt.

6. Ja, Brüder, wer sein Herz hienieden
der wahren Menschenliebe weiht,
der streut zu einer reichen Aernte
den Samen für die Ewigkeit.
O laßt uns diesen Samen streun!
o laßt uns Menschenfreunde seyn!

Chor.
Ja laßt uns diesen Samen streun!
ja laßt uns Menschenfreunde seyn!


16. Mel. S. Sammlung von Melodien, Nr. 158.


Zuerst in:
Lieder für Freunde der geselligen Freude. 1799, 66-68 (verändert),
unter dem Titel: Ruf der Natur

Auch in:
Maurerische Gesänge für die Loge Archimedes zu den Drei Reißbretern in Altenburg. Erster Band, 1804, 157-159

Das Gedicht stammt von Christian Friedrich Traugott Voigt

Natur, dein Ruf ist Freude,
und Freundschaft und Genuß;
im leichten Rosenkleide
winkst du zu Lieb' und Kuß:
beim Purpursaft der Reben,
wo Amors traulich schweben,
hüpft man durchs Erdenleben,
und träumt Elysium.

2. Wer mit erkauften Würden,
gleich Lorbeerkränzen, prahlt;
wer seine goldnen Bürden
sich paradiesisch mahlt;
wer bis zu seinem Sterben
selbst darbt, um frohen Erben
viel Schätze zu erwerben,
wird als ein Thor verlacht.

3. Wer in der Welt nur Wüsten
und Thränenbäche sieht,
und, gleich verbotnen Lüsten,
den Wink der Freude flieht;
durch Beten und Kasteien
sich von den Sklavereien
der Sinne will befreien,
der kennt die Freude nicht.

4. Die erste Pflicht des Lebens
ist froh und thätig seyn.
Dann lacht uns nicht vergebens
der Liebe Kuß beim Wein.
Doch stets in düstern Mauern
auf frohe Zukunft lauern,
den Augenblick vertrauern,
ist ganz verlorne Müh.

5. Wir, trauten Brüder, wissen,
daß Arbeit ziemt dem Mann,
doch daß er auch genießen,
sich freun und lieben kann.
Denn Tag' und Nächte sitzen,
bei strenger Arbeit schwitzen,
und nie der Menschheit nützen,
ist nicht des Lebens Pflicht.

6. Den heil'gen Bund zu ehren
sey froh dies Lied gebracht:
nehmt seiner Weisheit Lehren,
den Werth des Seyns in Acht;
denn sich der Tugend weihen,
oft in der Brüder Reihen
des Wohlthuns sich zu freuen,
ist Maurer Pflicht und Lohn.


17. Mel. S. Sammlung von Melodien, Nr. 159.


Siehe:
Gedichte von J. D. Funk. Berlin und Königsberg 1788, 184-185,
unter dem Titel: Bundeslied

Ferner in:
Lieder für Freunde der geselligen Freude. Jena und Leipzig 1799, 101-102,
unter dem Titel: Bundeslied

Auch in:
Maurerische Gesänge für die Loge Archimedes zu den Drei Reißbretern in Altenburg. Erster Band, 1804, 189-190
Lieder für Freymaurer. Hannover 1809, 147-148,


Segnet, ihr Brüder, die festliche Stunde,
die uns zu ewiger Freundschaft verband;
bietet die Rechte zum heiligen Bunde,
nur von dem schleichenden Frevler verkannt.
Heilige Freundschaft, o schwebe hernieder,
sey nicht auf ewig der Erde entfiohn;
bietet mit Freuden, ihr glücklichen Brüder,
ihr eure Herzen zum festlichen Thron.

2. Freundschaft bricht Bahnen durch brausende Meere,
achtet nicht Dornen, nicht stürmenden Nord;
weckt uns zum Mitleid, vertrocknet die Zähre,
lindert den Jammer durch freundliches Wort.
Wehe dem Armen! der ohne Gefährten
traurig die Pfade des Lebens durchschleicht,
dem, wenn ihm Stürm? die Hoffnung zerstörten,
keiner die Arme zur Hülfe gereicht.

3. Freundschaft und Tugend sind ewig verkettet,
heben die Seelen zum Himmel hinan;
unter Entzücken auf Rosen gebettet,
lächelt der Weise der dornigen Bahn.
Freundschaft ist Felsen, von keinem erschüttert —
ist in dem Dunkel des Grabes ein Licht.
Welten versinken, nur Freundschaft erzittert
Selbst vor dem Schleier der Ewigkeit nicht.

4. Wehe dem Jüngling, der frevelnden Muthes
heilige Freundschaft zum Laster entweiht;
ach! er beraubt sich deseinzigen Gutes,
das uns die Wege mit Rosen bestreut.
Tochter des Himmels, empfange die Weihe
glücklicher Seelen mit gütigem Blick;
heilige Freundschaft und ewige Treue
sind bis zum Grabe ihr einziges Glück.


18. Mel. S. Sammlung von Melodien, Nr. 160.


Auch in:
Lieder für Freymaurer. Hannover 1809, 98-99,
Gesänge für Freymaurer im Auftrage der Loge Apollo besorgt von H. A. Kerndörffer. Leipzig 1814, 83-84,
unter dem Titel: Den Neuaufgenommenen

Das Gedicht wurde vertont von Gottlob Benedict Bierey


Sey uns, du lieber Freund, willkommen,
jetzt enger noch mit uns vereint;
du bist zum Bruder aufgenommen,
und dieser gilt mehr als der Freund.
Nimm unsern Kuß und unsre Hand,
und heilig sey dir dieses Band!

2. Ja, heilig müsse dir die Stunde,
geliebter Bruder, ewig seynl
du mußt dich ganz dem schönen Bunde
der Weisheit und der Tugend weihn,
und wirken, daß die Maurerei
stets ihres Endzwecks würdig sey.

3. Den hohen Zweck wirst du in allen,
was uns beschäfftigt, deutlich sehn;
nichts ist zu klein in unsern Hallen,
nichts unwerth um ihm nachzuspähn.
Der schwächste Strich, der kleinste Stein
sey deinem Forschen nicht zu klein.

4. Gehorsam gegen deinen Meister
befolge, was der Orden heischt,
der, wenn du nicht, wie schwache Geister,
Undinge forderst, nie dich täuscht.
Folgst du ihm treu und ohne Wahn,
so führt er dich die schönste Bahn.

5. Die Bahn, auf der dich Weisheit leitet,
und Wahrheit und Gerechtigkeit,
auf der die Schönheit dich begleitet,
und Bruderliebe Rosen streut;
wo Fürst und Diener eng vereint
sich küssen, und kein Armer weint.

21. Mel. S. Sammlung von Melodien, Nr. 163.


Auch in.
Maurerische Gesänge für die Loge Archimedes zu den Drei Reißbretern in Altenburg. Erster Band, 1804, 261-263
Gesänge für Freymaurer im Auftrage der Loge Apollo besorgt von H. A. Kerndörffer. Leipzig 1814, 155-156,
mit der Angabe: Starke
Auswahl von Freimaurer-Liedern: mit Melodien. Stralsund 1818, 65-66,
mit der Angabe: G .W. C. Starke,
Lieder-Buch für die Große Landes-Loge von Deutschland zu Berlin und ihre Töchter-Logen. Berlin 1832, 311-312,
mit der Angabe: G. W. C. Starke,
1857 und 1869, 358-359,
mit der Angabe: Ged. v. G. W. C: Starke.


Wir sind die Könige der Welt,
wir sind's durch unsre Freude.
Was hilft die Kron' und vieles Geld,
was hilft der Stern am Kleide?
in unsern Gläsern perlet Wein,
und alles soll jetzt unser seyn!

2. Wir sind die Könige der Welt,
wir geben ihr Gesetze;
die gelten künftig mehr als Geld,
kein Biedrer sie verletze!
n unsern Gläsern perlet Wein,
drum höre Welt, so soll es seyn!

3. Von Herzen gut und keinem feind,
und fern vom Trug und Neide,
und aller guten Menschen Freund,
und aller Menschen Freude,
soll künftig jeder, groß und klein,
und reich und arm auf Erden seyn!

4. Ein warmes immer reges Herz
bei hellem Licht im Kopfe,
gesunde Glieder ohne Schmerz,
gesunde Speis' im Topfe,
und guter Muth und guter Wein,
soll künftig nirgends selten seyn!

5. Die Männer, welche Zeit und Kraft
dem Wohl der Brüder weihen,
die sollen sich beim Rebensaft
recht oft, wie wir jetzt, freuen.
So wollen wir's, so soll es seyn,
so fügen wir's beim Glase Wein!

6. Der Reiche soll mit milder Hand
dem schwachen Armen geben;
wir Menschen sind uns nah verwandt,
ein jeder Mensch soll leben!
Ergreift das Glas und trinkt den Wein,
ein jeder Mensch soll glücklich seyn!


22. Mel. E. Sammlung von Melodien, Nr. 164.


Zuerst in:
Taschenbuch für Freunde des Gesangs. 1796, 137-140,
unter dem Titel: Lied vom Grabe,
auch beym frohen und geselligen Becher zu singen,
und mit der Angabe: Mnioch

Auch in:
Maurerische Gesänge für die Loge Archimedes zu den Drei Reißbretern in Altenburg. Erster Band, 1804, 264-268
Auswahl maurerischer Gesänge. Zum Gebrauch der gerechten und vollkommenen Loge Libanon zu den drei Zedern im Orient von Erlangen. 1812, 174-177
Gesänge für Brüder Freimaurer. Gedruckt unter Leitung eines Mitgliedes der St. Johannis-Loge Julia Carolina zu den drei Helmen in Helmstedt 1845, 52-54,
mit der Angabe: Claudius


Das „Lied vom Grabe“ stammt von Johann Jakob Mnioch (1794)

1.
Wir werden alle Platz und Raum
in unsern Gräbern haben.
Zwei kleiner Schritte braucht es kaum,
uns räumig zu begraben.
Wir liegen, wie sie uns gelegt,
im Bettlein uns beschieden,
wir liegen, wie sie uns gelegt,
und ruhen dann im Frieden.

2. Mit unserm Nachbar zanken wir
nicht um die bess're Stätte,
ob jener dort, ob dieser hier
die weichern Späne hätte.
Wir liegen da auf Gottes Gnad',
und harren der Erlösung,
und haben ja des Platzes satt,
zur ruhigen Verwesung.

Declamation.
Darum sollt ihr euch unter einander euer Plätzchen gönnen auf Erden; —
und euch nicht drängen und stoßen um einer Spanne Bodens willen. —
Die Welt ist groß genug für uns alle, wie der Kirchhof.

3. Wir werden ohne Sorg' und Noth
in unsre Gräber ziehen;
laß Morgenroth, laß Abendroth
am blauen Himmel glühen;
laß Feld und Wald im Segen stehn,
es sind nicht unsre Güter,
der Ackrer mag zum Pfluge gehn,
zur Sichel geh der Schnitter.

Laß Feuersnoth und Wasserfluth,
und Pest und strenge Fürsten
nach aller Menschen Hab' und Gut
und Ehr' und Leben dürsten;
das geht und ficht uns wenig an,
und quält uns nicht in Träumen:
wir haben alles ausgethan,
und können nichts versäumen.

Declamation.
Darum sollt ihr Geduld und Hoffnung mischen in den Kelch eures Kummers,
und euch nicht alle Erdennoth zu Herzleid machen;
denn es kommt bald eine Zeit,
da man sprechen wird, sie haben ausgekümmert.

5. Wir werden alle, Groß' und Reich',
in unsern Gräbern wohnen,
und werden unsern Fürsten gleich
auf eignem Staube thronen.
Wer ist dort Knecht und Unterthan,
wer ist dort Herr und König?
im Grabe schläft der freie Mann,
im Grabe schläft der König.

6.
Sie holen nur ein wenig Sand,
das Küssen uns zu füllen,
und nur ein leichtes Nachtgewand
den Leib uns einzuhüllen.
Den Todten fällt es nicht mehr ein,
daß Prunk und Aufwand ehret;
der Nackte hat an sich allein
dort mehr als er begehret.

Declamation.
Darum sollt ihr nicht stolz thun, und über eure Brüder hinwegtreten,
wie über Kiesel im Wege, weil sie eure Diener sind;
und sollt ihr nicht alles begehren, was ihr kaufen könnt:
sondern sollt groß seyn in Mäßigkeit und reich an Wohlthun!
Denn sie werden auch euch auf euren Rücken niederlegen,
und euch die leeren Hände über die Brust falten,
den Sargdeckel über euch decken, und sprechen: Gott befohlen.

7. So helf' uns denn der treue Gott
durch unser armes Leben,
und woll' uns einen leichten Tod
bei froher Seele geben!
Am frühen Morgen öffne sich
der stillen Herberg Pforte:
dann, guter Wandrer, schaue dich
schon dicht am Vaterorte!

8. Wohlauf, und schenkt die Becher voll!
laßt euch dies Mahl nicht reuen:
Ihr mögt am Herbergsabend wohl
euch jenes Tags erfreuen.
Und wer von uns im Morgengraun
zuerst erwacht, ihr Brüder,
der zieh'voran, wir finden traun
ihn in der Heimath. wieder.

Declamation.
Friede und Freude, und traute Brüderschaft
allen Mitgenossen der Hoffnung eines ewigen Lebens und Wirkens!
Drauf geben wir uns die Hände, klingen die Becher zusammen,
und trinken den fröhlichen Wein.