Walter Rathenau

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Quelle: Bundesarchiv

Walter Rathenau

"Die Schicksalsstunde weht nicht über Schlachten und Konferenzen, Brand und Löschung, sondern über der Bauhütte, über ihren Meistern und Gesellen, dem Geheimnis ihres Grund- und Aufrisses und dem Geist der Gemeinschaft"
Walter Rathenau (deutscher Außenminister, ermordet von Rechtsradikalen 1922)

Ermordung

Quelle: Wikipedia, Artikel dort: „Walter Rathenau“


"Vorwärts"-Ausgabe zur Ermordung Walther Rathenaus

Am 24. Juni 1922 gegen 11 Uhr vormittags wurde Reichaußenminister Rathenau im offenen Fond seines Wagens von sogenannten Fememördern durch eine Handgranate und mehrere Schüsse aus einer Maschinenpistole getötet. Das Attentat verübten Anhänger der rechtsextremen Organisation Consul in der Koenigsallee (Berlin-Grunewald) an der Kreuzung Erdener-/Wallotstraße. Die beiden Täter, der 23jährige Kieler Jurastudent und ehemalige Marineoffizier Erwin Kern und sein Komplize Hermann Fischer, ein 26jähriger Maschinenbauingenieur aus Chemnitz, konnten schließlich am 17. Juli 1922 auf der Burg Saaleck nahe Bad Kösen, damals in der preußischen Provinz Sachsen, gestellt werden. Bei dem Schusswechsel wurde Kern durch eine Polizeikugel tödlich getroffen, Fischer nahm sich daraufhin das Leben. Ernst Werner Techow, der den Wagen fuhr, wurde mit fünfzehn Jahren Zuchthaus bestraft. An der Planung des Mordes war neben anderen auch Ernst von Salomon beteiligt, der zu fünf Jahren Zuchthaus verurteilt wurde und sich in dem Roman Die Geächteten (1929) später kritisch mit der Tat auseinandersetzte. Nach Salomon wollten die Attentäter vor allem eine nationale Revolution.

Motive der Attentäter und die Justizverfahren gegen die Mittäter

Die Ermordung Walther Rathenaus war der erste politische Fememord der Weimarer Republik, der auch dezidiert antisemitisch motiviert war. So kursierte seit etwa 1920 ein antisemitisches Stammtischlied, das gegen ihn hetzte:

„Knallen die Gewehre – tak, tak, tak
Aufs schwarze und aufs rote Pack.
Auch Rathenau, der Walther,
Erreicht kein hohes Alter,
Knallt ab den Walther Rathenau,
Die gottverdammte Judensau!“

Daneben richtete sich die Tat gegen Rathenau als den Inbegriff des Erfüllungspolitikers. Sie war Bestandteil einer ganzen Anschlagsserie, die mit dem Attentat auf Philipp Scheidemann 1922 begann und die Republik destabilisieren sollte.

Die Staatsanwaltschaft hat sich mit den Motiven der Attentäter kaum befasst, es wurde nur auf „blindwütigen Judenhass“ hingewiesen. Die Justiz hatte ein Interesse daran, durch schnelle einfache Klärung des Falls die Öffentlichkeit zu beruhigen. Motive und weitere Hintermänner wurden nicht gesucht. Die Urteilsbegründung führte dann das Verbrechen auf die Wirkung antisemitischer Hetzparolen zurück, um den Mord als isolierte Tat junger unreifer Fanatiker zu deuten. Zweifellos waren viele Offiziere Hermann Ehrhardts „von tiefem Hass auf den Juden und Erfüllungsgehilfen Rathenau erfüllt“. Dennoch wehrten sich Salomon und die Brüder Techow gegen die Zuschreibung judenfeindlicher Tatmotive. Martin Sabrow zieht die Annahme, Judenhass sei der treibende Beweggrund des Anschlags gewesen, in Zweifel. Vielmehr sollten durch Rathenaus Tod die Linken, vor allem Kommunisten zum Losschlagen bewegt werden, damit die Freikorps im Gegenschlag die Macht an sich reißen und eine rechte Diktatur errichten könnten. Rathenaus Tod, der nach Ansicht der Attentäter „alle Fäden in der Hand habe“, würde den Sturz der gesamten Regierung nach sich ziehen und die Linksradikalen zu Aktionen veranlassen. Letztlich scheiterte die „terroristische Provokationsstrategie“, der Versuch einer nationalen Gegenrevolution der Organisation Consul gegen die Weimarer Republik.

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