Wilhelmsbader Ritual: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 5. September 2015, 10:08 Uhr



Inhaltsverzeichnis

„Ritual des Wilhelmsbader Congresses“, 1782

Die drei ersten Grade als Entwürfe von Jean Baptist Willermoz


Herausgegeben von Friedrich Ludwig Schröder, ca. 1805/06
Der französische Originaltext der ersten vier Grade:
J. B. Willermoz: Le régime écossais rectifié. Marseille: IMRET 1997.

Bearbeitet von Roland Müller

siehe auch:
Was ergab der Konvent_von_Wilhelmsbad_1782?
Von Jean Pierre Louis [auch: Johann Ludwig von] Beyerlé dt. 1784)
und zum Vergleich:
Die erste grosse Verräterschrift:
Der_verrathene_Orden_der_Freymäurer_1745(frz. 1745)


Zu Chronologie und Inhalt der Rituale


Internationales Freimaurer-Lexikon, 1932

Eugen Lennhoff und Oskar Posner fassen in ihrem „Internationalen Freimaurer-Lexikon“ (1932, Sp. 859) das Ergebnis des Konvents von Wilhelmsbad knapp zusammen:
„Mittels eines feierlichen Renunziationsaktes wurde der Tempelherrenorden begraben. Dagegen konnte man sich nicht entschließen, die Reform auch in einer durchgreifenden Einschränkung der Hochgrade zum Ausdruck kommen zu lassen. Mehrheitlich einigte man sich auf folgenden Aufbau: drei symbolische Grade, Schottengrad, Novize und Ritter. Willermoz trug also mit seinem Lyoner System der ‚Wohltätigen Ritter der Heiligen Stadt‘ im großen und ganzen den Sieg davon. Das leere Spiel mit überflüssigen, unverständlichen Symbolen und allem möglichen äußeren Tand wurde beibehalten.“


Die Strikte Observanz, 2007

Einige Hinweise auf das Ritual selbst sind einer Untersuchung von Christian M. Baumgartner („Die Strikte Observanz“, hrsg, von der Forschungsvereinigung Frederik der Grossen Landesloge der Freimaurer von Deutschland, 2007) zu entnehmen.

Initiator und Wortführer des Konvents von Wilhelmsbad war Herzog Ferdinand von Braunschweig. Geladen waren nur Deputierte der Strikten Observanz.
Von Anfang an ist es ihm „gelungen, mit den Mystikern aus Lyon um Jean Baptist Willermoz und seinen Freunden übermächtigen Einfluss auf das Komitee zu nehmen und zu sichern, dass sie mit der Ausarbeitung der endgültigen Fassung der neuen Ritualhefte beauftragt werden“ (305; vgl. auch 250, 260-261, 266, 306).
Offiziell erhielt Jean Baptist Willermoz am 14. Verhandlungstag den Auftrag, neue Rituale auszuarbeiten. Bis zum Ende des Konvents waren die drei ersten Grade fertig. Sie wurden aber bloss als „Entwurf“ bezeichnet, zu dem die Logen binnen Jahresfrist Stellung beziehen sollten. Die meisten taten es nicht.

Für die nächsten drei Grade legte der Konvent nur die Grundzüge fest.
IV. Grad: Schottischer Meister (von Willermoz bearbeitet, 277; vieles aus dem System von Clermont übernommen, 297)
„innerer Orden“:
V. Grad: Novize (von Johann von Dürkheim (auch : Türkheim) und Henrie Graf de Virieu bearbeitet, 277; mit Einflüssen von Martines de Pasqually, 298)
VI. Grad: Wohltätiger Ritter (von Johann von Dürkheim und Henrie Graf de Virieu entworfen, 285; aus Lyon entlehnt, 300)

Als Grundlagen für das neue System dienten (287):
 * Unterlagen des Konvents von Lyon (1778 [auch genannt: Convent des Gaules]), d. H. des Wohltätigen Ritters der Heiligen Stadt,
 * durch Herzog Carl von Södermanland zur Verfügung gestellte Rituale der Grossen Landesloge
 * die klerikalischen Akten des Konvents von Kohlo (1772).
„Dennoch enthalten die Rituale und Instruktionen der ersten vier Grade eindeutige Hinweise auf die Lehren des Auserwählten Coens aus Lyon, die im christlichen Sinn weiter entwickelt werden.“
Hinzu kommt: „Der von Jean Baptist Willermoz gestaltete Unterricht ist den anwesenden Brüdern äusserst schwer verständlich, da dort die gesamte Initiation der mystischen Lehre der Martinisten untergebracht ist“ (289).

Anfang 1787 billigte der General-Grossmeister Herzog Ferdinand von Braunschweig die ersten vier Grade (305). Dann zog er sich aus dem System von Wilhelmsbad zurück und widmete sich ausschliesslich privaten Studien (310-311; vgl. 71-72). Auch sein Nachfolger, Landgraf Carl von Hessen-Kassel sowie Jean Baptist Willermoz kümmern sich nicht mehr um die Weiterentwicklung des neuen Systems.


Geschichte des Rektifizierten Schottischen Ritus, 2002

Walter Hess bestätig in seiner „Geschichte des Rektifizierten Schottischen Ritus“ (hrsg. von der Forschungsloge Quatuor Coronati Bayreuth, 2002):
 * dass Herzog Ferdinand von Braunschweig und Jean Baptist Willermoz schon vor dem Wilhelmsbader Kongresses den Plan fassten, das Lyoner System zur Grundlage der rektifizierten Strikten Observanz zu machen (41; vgl. 19, 42, 44, 47), und berichtet,
 * dass man für die ersten drei Grade äusserlich „Anleihen beim schwedischen System und beim Orden des Grafen von Haugwitz“ machte und dass innerlich viele „martinistische“ Stellen auf die Inhalte der höheren Grade hinweisen, besonders in den Instruktionen (44),
 * dass die Rituale IV.-VI. erst 26 Jahre später von Willermoz fertiggestellt wurden (45, 47, 58-59), und
 * dass 1812 Heinrich Lavater für die Zürcher Loge „Modestia cum Libertate“ eine handschriftliche deutsche Übersetzung der Wilhelmsbader Rituale angefertigt hat.


Zu beachten ist ein Detail:
Innerhalb dieses Konglomerats von Logen und Ritualen gab es drei „Rektifikationen“:
1772 der Strikten Observanz in Kohlo
1778 einiger französischen Logen in Lyon
1782 der Strikten Observanz in Wilhelmsbad
Und:
Der französische „Rite écossais rectifié“ datiert von 1778 (35); der „Rektifizierte Schottische Ritus ist als Organisation 1782 direkt aus der absterbenden Strikten Observanz hervorgegangen (11).


Eine französische Kurfassung des Rituals von 1782 bei:
http://hautsgrades.over-blog.com/article-le-convent-national-des-gaules-1778-104390815.html
Von Pierre Noel eine kurze Chronologie des Kongresses bezüglich der Rituale:
http://www.martinismo.eu/78-articoli/articoli-martinismo/78-de-la-stricte-observance-au-rite-ecossais-rectifie-part-3

Ferner interessante Hinweise von Pierre Noel:
http://logedermott.over-blog.com/article-36882539.html
1785 hat Jean Baptist Willermoz eine leichte Revision vorgenommen und dabei in der ersten Frage im Vorbereitungszimmer ergänzt: „“… et que pensez-vous de la religion chrétienne?“ und das Einlassungswort ersetzt.
Im Winter 1787/88 hat er im Rückgriff auf die Elus Coen einschneidendere Veränderungen vorgenommen, Z. B. bei den Lehrlings- und Gesellenreisen.
Diese Version wird heute noch von der Grande Loge Nationale Française verwendet.

Aus der Fülle der Bücher:
Jean-Marc Vivenza: Les élus coëns et le Régime Écossais Rectifié. De l'influence de la doctrine de Martinès de Pasqually sur Jean-Baptiste Willermoz, 2010.


In seiner skizzenhaften Studie „Der Wilhelmsbader Freimaurer-Konvent von 1782“ behauptet Ludwig Hammermeyer (1980, 155), die drei Johannisgrad-Rituale von Willermoz seien auch nachgedruckt in:
Ferdinand von Zieglauer: Geschichte der Freimaurerloge ‚St. Andreas zu den drei Seeblättern in Hermannstadt‘ (1767-1790), erschienen 1876. Dem ist aber nicht so; es handelt sich um ein templerisches System von 1777 „und trägt das Siegel und die Unterschrift des Meisters vom Stuhl der ‚Loge zum Palmbaum‘ in Wien, hat also gleichsam die officielle Signatur der legalen altschottischen Behörde erhalten“. Es entspricht weitgehend demjenigen der Strikten Observanz von 1764.



Abbildung:
Johann Baptist Willermoz (1730-1824)
Portrait Signé „Gautier, pensionnaire du roi, 1766“


Ritual des Freymaurer Lehrlings-Grades

Verzierung der Loge.


De Loge des Lehrlings- und Gesellen-Grades braucht nicht tapezirt zu seyn; es ist genug, wenn sie mit einigen maurerischen Sinnbildern, welche sich auf die zween ersten Grade beziehen und keine Personen vorstellen, ausgemahlet oder sonst verzieret ist.

Der Altar und der Meisterstuhl stehen in Osten; auf einer Erhöhung von drei Stuffen mit einem Himmel oder Baldachin über selbige. Der Altar, der Meisterstuhl und das Inwendige des Baldachins, sind blau mit goldenen Tressen oder Frangen.
Die Erhöhung und der Baldachin können beliebig an der Mauer befestigt seyn, allein der Altar und Stuhl müssen frei stehen, und zwar in einer solchen Entfernung von der Mauer, daß der Aufzunehmende seine Reisen, hinter dem Meister herum, machen kann.
An der Wand in Osten ist in solcher Höhe, daß der Meister darunter aufrecht stehn kann, auf einer blauen Decke oder auf der Mauer gemahlt ein gleichseitiges Dreieck vorgestellt., auf allen drei Seiten mit Strahlen umgeben, allein ohne Namen in der Mitte, mit der Umschrift:
Et tenebrae eum non comprehenderunt.

Auf der Decke vor dem Altar, muß ein bewegliches Gemählde seyn, welches das besondre Sinnbild des Grades vorstellt, nehmlich für den Lehrling, ein roher Stein, mit der Inschrift: -- -- --
Unten am Altar auf der höchsten Stuffe ist ein Küssen, welches blau überzogen, mit Gold besezt, und in der Mitte auf solchem ein Winkelmaß von Gold gestickt ist, auf welchem der Aufzunehmende bei Ablegung seiner maurerischen Verpflichtung kniet.

Auf dem Altar vor dem Meister ist ein Leuchter mit drei Armen, die beim ersten Kapitel des Evangeliums St. Johannis aufgeschlagene Bibel, ein Winkelmaß und ein Zirkel, geöfnet und übereinander gelegt, die Kelle, der Hammer und das Ritual des Grades befindlich. Ist eine Aufnahme, so werden auch das Schurzfell und die Manns- und Frauenshandschuhe für den Aufzunehmenden dahin gelegt.
In Westen sind zwei kleine Tische für die beiden Aufseher» auf jedem ist ein Licht, ein Hammer, das Ritual des Grades und das Zeichen oder Kleinod des Aufsehers, an einem blauen Bande um den Hals zu tragen, befindlich.
Zwischen dem Altar in Osten und den kleinen Tischen in Westen liegt das Tapis oder die Tafel des Grades, aus einem länglichen Viereck bestehend, nach der dem Ritual beigefügten Zeichnung; um dies Tapis stehn 3 große Lichter auf ihren Leuchtern, eins an der südöstlichen, das andere der südwestlichen und das dritte der nordwestlichen Ecke.

Die Arbeitsloge wird überhaupt mit neun Lichtern erleuchtet, nehmlich 3 auf dem dreiarmigten Leuchter auf dem Altar in Osten, 2 auf den Tischen der Aufseher und 1 auf dem Tische des Sekretairs, dessen sich auch der Redner und der Schatzmeister nöthigenfalles wechselsweise bedienen; und endlich 3 große Lichter um das Tapis.
Außer diesen 9 Lichtern wirb das Logen-Zimmer annoch nach Beschaffenheit seiner Größe durch eine hinlängliche Anzahl Lichter erleuchtet, welche gar keinen Bezug auf die Arbeit haben.

Die Tafel oder das Tapis des Lehrlings-Grades besteht aus einem länglichen Viereck, auf allen 4 Seiten mit einer breiten zackigten Einfassung umgeben. Der untere Thell, etwan ein drittel der Tafel, stellet die Halle des Tempels vor. Unten, auf der rechten Seite von Osten, ist der rohe Stein, zur linken der kubische Stein, und in der Mitte aber etwas höher, das Reißbrett gezeichnet, diese 3 Figuren machen zusammen einigermaßen ein Dreieck aus.
Auf dem obern Theil der Tafel, der ein den innern Tempel vorstellendes Viereck ist, sieht man in der Mitte einen flammenden 5eckigten Stern, mit dem Buchstaben G in selbigem. Zur rechten auf der Tafel ist die Sonne, zur linken der Mond, und über solchen eine Schnur mit zackigten Quasten, davon die Enden bis zu unterst des Vierecks niederhängen.
Der Eingang von der Halle zum Tempel ist unten auf dem Viereck durch eine zugemachte Thür vorgestellet, zu deren Rechten eine aufgerichtete Säule mit dem Buchstaben J auf der Mitte derselben und zur linken eine andre ähnliche Säule, doch ohne Buchstaben im Lehrlingsgrad befindlich, als welcher Buchstabe nur im Gesellengrad gezeichnet wird. Zu dieser Thür in Westen kömmt man auf einer Treppe von 7 Stuffen in halben Zirkeln, die in der Halle gezeichnet sind. Auf der dritten Stuffe von unten aufgerechnet, ist ein etwas breiterer Absatz als die Stuffen mit der Zahl 3 und bei der fünften Stuffe abermals ein solcher Absatz mit der Zahl 5 bezeichnet, so wie auf der siebenten Stuffe die Zahl 7. Hier ist auch das mosaische Pflaster in Rauten vorgestellt, welches einen halben Zirkel ausmacht, und bis an die verschlossene Thür in Westen gehet.


[Christian M. Baumgartner zeigt (2007, 291) eine Arbeitstafel des 1. Grades. Klaus C. Feddersen ordnet sie der Strikten Observanz zu, Baumgartner definitiv dem System von Wilhelmsbad – was leider nicht zutrifft. Es fehlen z. B. der Eingang zum Tempel und das G im flammenden Stern; die Steine liegen anderswo.]


Stellen der Brüder in der Arbeits-Loge.


Zu beiden Seiten des Meisters in gerader Linie in Osten befindet sich eine Erhöhung nur von einer Stuffe, mit den Ehrenplätzen für die Obern und Grosofficianten des Ordens, so wie für die wirklichen Logenmeister anderer Logen, welche der Arbeit beiwohnen.
An beiden Ecken vor der Erhöhung des Misters sind zwei Sitze, zur linken für den Redner und zur rechten für den leztgewesenen Meister der Loge, wann er gegenwärtig ist.
In Westen sind zwei Sitze für die beiden Aufseher, vor ihren kleinen Tischen. Zwischen den beiden Aufsehern, einen Schritt zurück, sind die Sitze des Ceremonienmeisters und seiner etwanigen Gehülfen.

Die Brüder aller Grade sitzen auf Bänken oder Stühlen in den Colonnen in Süden und Norden, nach ihren Graden von beiden Seiten wechselsweise genommen, so daß man in jeder Linie mit den höchsten Graden anfängt, und in jeder mit den niedrigsten endigt, nehmlich alle Gesellen unten in der Colonne in Süden, und die Lehrlinge unten in der Colonne in Norden.
Auf der Nordseite oben in gerader Linie mit dem Meister ist ein Sitz und ein Tisch für den Br. Sekretair, und in selbiger Linie auf der Südseite für den Br. Schatzmeister.

Die besuchenden Brüder, von welchem Grade sie auch seyn mögen, erhalten in den vereinigten Logen keine besondre Ehrenbezeugungen ihrer Grade halber. Die einzige Distinkktion die ihnen gebührt, ist, daß sie von dem Ceremonienmeister beim Eintritt ihren Platz zu oberst in der Colonne der Brüder von ihrer Masse angewiesen erhalten. Sind es Obern oder Grosofficianten des Ordens oder der Provinz, so treten sie mit dem Meister zugleich in die Loge, wann alle Brüder in Ordnung stehend denselben erwarten, und nehmen dann die in Osten für sie bestimmte Plätze ein.
Der Meister allein und die Brüder der höchsten Grade sind berechtigt, in der Loge zu sitzen und die Hüthe aufzuhaben. Die Gesellen dürfen sich setzen, aber nicht die Hüthe aufhaben. Die Lehrlinge dürfen weder eines noch das andre thun, wenn es der Meister ihnen nicht erlaubt oder sie es zu thun einladet.

Die hauptsächlichsten Logen-Beamten sind:
1) Der ehrwürdige Meister.
2) Die zween Aufseher.
3) Der Redner.
4) Der Sekretair, Archivarius und Siegelbewahrer.
5) Der Schatzmeister.
6) Der Ceremonienmeister.
7) Der Br. Oekonomus.

Zahlreiche Logen können und müssen selbst zu diesen hauptsächlichen Aemtern Gehülfen ernennen, um denen gedachten Beamten im Fall der Noth zu helfen, und sie zu ersetzen. Allein diese Gehülfen haben solchergestalt keinen andern Rang noch andere Vorrechte als die, so ihnen nach ihrem Grade gebühren.

Die Zeichen (Kleinodien) der Beamten sind:

Für den Logenmeister - das Winkelmaß.
Für den ersten Aufseher - die Wasserwaage.
Für den zweiten Aufseher - das Senkbley.
Für den Redner - ein Buch.
Für den Sekretair - zwei Federn kreuzweise.
Für den Schatzmeister .- ein Schlüssel.
Für den Ceremonienmeister - zwei Degen kreuzweise.
Für den Oekonomus – [Un parchemin orné oeil ouvert]

Alle diese Zeichen sind von vergüldetem Metall, und werden an einem breiten blauen Bande um den Hals getragen.

Der Meister und die Aufseher müssen jederzeit das Ritual vor sich liegen haben, wenn sie in der Arbeit begriffen sind, selbst wenn sie auch dessen Inhalt völlig auswendig wissen sollten; eben so der vorbereitende Bruder (Präparateur) und der den Aufzunehmenden einführende Bruder (Introdukteur) und es ist ihnen nicht erlaubt, im geringsten von der Vorschrift abzuweichen.
Die Brüder der vereinigten Logen des Systems der rektificirten Mry dürfen in der Loge keine andere Schürzen, Bänder und Zeichen der Mry tragen, als diejenigen, welche für ihre Grade in. diesem System bestimmt sind.

Man kann das Geschäfte des Präparateur der Candidaten einem Bruder aufs ganze Jahr auftragen, oder, nach der Wahl des Meisters, in jedem einzelnen Fall jemand dazu ernennen, der aber alsdann aus den einsichtsvollsten und klügsten Brüdern genommen werden muß, so wie man den Aufzunehmenden auch durch den Br. Präparateur selbst, oder durch den Ceremonienmeister, in die Loge einführen lassen kann. Die Logen müssen in dieser Hinsicht, wie bei allen andern willkührllchen und nicht bestimmten Fällen, sich nach demjenigen richten, was ihnen durch das schottische Direktorium oder schottische Regierung, darunter sie gehören, vorgeschrieben ist, und dabei vorläufig die Bewilligung der Ausnahmen suchen, deren sie benoöhigt seyn tonnten.

Es ist den Brüdern Aufsehern, dem Ceremonienmeister, den vorbereitenden und einführenden Brüdern ausdrücklich verboten, ihr Amt zu übertreiben, weder durch Handlungen, Gebehrden oder Reden, in allen wilkührlichen Sachen, welche im Ritual der Aufnahmen nicht vorgeschrieben sind; es ist ihnen besonders empfohlen, nichts an besagtem Ritual zu verändern, noch hinzuzusetzen, welches dem Candidaten einige Furcht für die auszuhaltenden Proben machen könnte, noch ihm etwas zu sagen, welches ihm falsche Begriffe vom Orden und von dem vorgesezten Zweck machen könnte; man muß sich hiebei auf das einschränken, was seinen Verstand aufklären, seine Einsicht beschäftigen, sein Herz warm machen und sein Zutrauen unterhalten kann.

Die Lehrlinge und besonders die zulezt aufgenommenen, müssen die innere Wachten der Thüre der Loge, mit bloßem Degen, halten, und die dienenden Brüder thun eben dies an der äußern Thüre, welches sorgfältig beobachtet werden muß.

Die Arbeit bei einer Aufnahme, das Vorlese» einer Rede, einer Unterweisung, oder jede Ceremonie, die einmal angefangen ist, darf keinesweges durch die Ankunft eines Bruders unterbrochen werden, der etwann den Eintritt in die Loge begehrte. Sollte einer in solchem Falle als Maurer anklopfen, so thut der wachthabende Bruder nur einen Schlag mit der Hand an der inwendigen Thür, um ihn zu unterrichten, daß eine Arbeit angefangen sey, welche noch nicht unterbrochen werden kann, und sobald die angefangene Handlung geendigt oder ausgesezt ist, schlägt der wachthabende Bruder noch einen Schlag inwendig an die Thür, um den den Eingang verlangenden Bruder zu belehren, daß er noch einmal als Maurer klopfen könne, um den verlangten Eintritt zu erhalten.

Die Brüder von jedem Rang und Grade, müssen während der Loge, und besonders während der Aufnahme-Ceremonien, sich ernsthaft und mit Würde betragen, besonders aber das strengste Stillschweigen beobachten; der Meister muß mit aller Aufmerksamkeit hierüber wachen, und nicht zugeben, daß jemand dieser wesentlichen und genauesten Vorschrift zuwiderhandle.


Vorbereitungszimmer des Aufzunehmenden.


Zur Vorbereitung eines Candidaten muß ein mit einem Camin oder Ofen versehenes Zimmer genommen werden, um ihn im Winter für die Kälte zu. schützen. Dies Zimmer muß, so viel die Gelegenheit des Orts es verstattet, von dem Logenzimmer entfernt seyn. Die Fenster müssen bedeckt und solches nur durch eine Lampe erhellet seyn. Man setzet einige Stühle und einen Tisch hinein, auf welchem die Bibel, ein Schreibzeug, Federn, Papier, eine Schelle und ein Bogen befindlich, auf welchem die drei Vorbereitungsfragen geschrieben sind, die dem Candidaten zum Nachdenken vorgelegt werden; ferner noch ein feines weißes zusammen gelegtes Tuch, um ihm, wenn es Zeit ist, die Augen zu verbinden.
An der Mauer, über den Tisch, wird ein Gemählde angebracht, welches einen Todenkopf, auf zween kreuzweiß liegenden Knochen ruhend, vorstellet.

Der den Candidaten in Vorschlag bringende Bruder oder Pathe, dem es besonders aufgetragen wird, ihn in das Logenhaus zubringen, muß ihn, ohngefähr eine Stunde vor der Zeit, die zur Aufnahme bestimmt ist, in das Vorbereitungszimmer führen, und dafür sorgen, daß er sonst keinen der Brüder zu Gesichte bekomme. Er läßt ihn an den oben erwähnten Tisch niedersetzen. Er empfängt die für die Aufnahme festgesezte Summe, wenn solche noch nicht vorher entrichtet ist; denn dieser Pathe muß der Loge für dies Geld die Bürgschaft leisten und solches dem Schatzmeister zustellen, ehe man mit der Aufnahme den Anfang macht. Er muß dem Candidaten die andern kleinen Ausgaben an die Armen und an die dienenden Brüder, wenn solches noch nicht vorausgeschehen, bekannt machen.
Er läßt die Lampe anzünden, und, wenn die Jahrszeit es erfordert, Feuer anmachen, um das Zimmer zu heitzen; zeigt dem Candidaten das im Winkel des Zimmers auf allen Fall hingestellte Geschirr, und alles, was zu dessen Gebrauch auf den Tisch gelegt worden, und sorgt, daß dasjenige, was etwan vergessen seyn möchte, herbeigeschaft werde, sagt ihm auch, daß die Klingel da sey, um im Nothfall einen dienenden Bruder rufen zu können.

Er übergiebt ihm die Bibel, das alte und neue Testament enthaltend, ermahnt ihn, sich künftig mit deren Lesung zu beschäftigen, die ernsthaftesten Betrachtungen über seinen jetzigen Schritt zu machen, auf dessen Wichtigkeit und Folgen er ihn aufmerksam macht, und ersucht ihn, die drei ihm vorgelegten Vorbereitungsfragen genau zu überlegen; nehmlich:

1) Glauben Sie das Daseyn eines einzigen Gottes, Schöpfers des Ganzen, die Unsterblichkeit ihrer Seele, und die Nothwendigkeit aller aus solchem Glauben herfließenden Pflichlen?

2) Welche Begriffe machen Sie sich von der Natur dieser Pflichten, und worin glauben Sie, daß solche gegen Gott, gegen Ihren Nächsten und gegen Sie selbst bestehen?

3) Auf welche Art glauben Sie, daß der Mensch seinen Nebenmenschen am nützlichsten seyn könne und müsse?

Er unterrichtet ihn, daß er auf diese Fragen hinreichend entweder schriftlich oder mündlich, demjenigen eine Antwort zu geben habe, der ihn zu untersuchen und zur Aufnahme vorzubereiten sich einstellen würde; ermuntert ihn, wenn er dazu Lust habe, einige erbauliche Bemerkungen niederzuschreiben, sonst aber auf einem Blatte seinen Taufnamen, seinen Familiennamen, den Taufnamen seines Vaters, sein genaues Alter, Jahr, Tag und Monat der Geburt, den Ort wo er geboren, wo er sich aufhalte, seine Religion, seinen Stand, und zugleich aufzuzeichnen, ob er bereits vorher sich in andre Verbindungen eingelassen habe, welche ihn abhalten könnten, sich desjenigen zu unterziehen, welche er im Orden zu übernehmen habe.

Er ermahnt ihn zu einem gänzlichen Nachgeben, und Zutrauen zu denen, welche zu seiner Untersuchung und Vorbereitung sich einfinden würden, und daß er sich Allem unterwerfen möchte, was solche von ihm verlangten und ihm vorschrieben. Endlich sagt er ihm, daß er die Bürgschaft für ihn und für seine gute Gesinnungen bei der Loge übernehmen wolle, und daß er hoffe, er würde ihm nie Gelegenheit dies zu bereuen geben, allein daß er ohne eine solche Bürgschaft nicht aufgenommen werden könne.
Wenn der Pathe aus dem Zimmer geht, verschließt er solches und nimmt den Schlüssel zu sich.


Verrichtungen des vorbereitenden Bruders bei dem Candidaten.


Sobald der Meister vom Stuhl dem vorbereitenden Bruder aufträgt zu dem Candidaten zu gehen, um ihn zu prüfen und seine Gesinnungen zu erfahren, so verfügt solcher sich nach dem Vorbereitungszimmer, den Degen an der Seite und den Huth auf dem Kopf habend, ohne alle maurerische Kleidung und Zierrathen, und redet den Candidaten mit Höflichkeit und Ernst an, und unterhält sich mit ihm lm Gespräch. Er fragt ihn, nach den wahren Bewegungsgründen seines Verlangens aufgenommen zu werden? Ob es sein eigener, freier Wille sey? Oder ob ihn sonst jemand dazu ermuntert und bewogen habe? Er bittet ihn alle eitle Neubegierde fahren zu lassen, die ihn nur verwirren, in seinem Fortschreiten schaden und zu nichts führen würde.

Er schildert ihm kürzlich diejenigen Fehler und Leidenschaften, welche allem Fortkommen in der Mry am mehresten zuwider sind, zeigt ihm die Nothwendigkeit, ernstlich und täglich seine Fehler zu untersuchen, und sich aufrichtig zu bemühen, sich von denen, wozu er die mehreste Neigung habe, loszumachen, indem er ihm vorstellt, daß der Orden der Maurer künftig auf ihn Acht geben werde, und er diesem von seiner Aufführung Rechenschaft abzulegen schuldig sey, und daß seine weitern Fortschritte lediglich von dem Grad der Achtung, der Liebe und des Zutrauens abhängen würden, welches er sich zu erwerben wüßte.

Er unterrichtet ihn in Kurzem von den Pflichten und Verbindlichkeiten, welche er als Freymaurer gegen Gott, gegen den Orden und gegen seine Brüder zu übernehmen habe; von der Gelehrigkeit, welche er seinen Obern, und denen von ihnen zu seiner Unterweisung beorderten Brüdern; von der Unterwerfung, die er den Gesetzen und Vorschriften des Ordens schuldig sey, und besonders von dem strengsten Stillschweigen, wozu er sich, in Ansehung aller Gegenstände, die ihm anvertrauet würden, verbindlich zu machen habe.
Endlich befragt er ihn klüglich über die drei ihm vorgelegten Vorbereitungsfragen, hört mit Sanftmuth und Geduld, ohne ihn zu unterbrechen, seine Antworten, sie mögen mündlich oder schriftlich seyn. Er muß alle Aufmerksamkeit anwenden, in keine dogmatische Untersuchungen sich einzulassen, muß ihm selbst sagen, daß diese ausdrücklich in den Freymaurerlogen untersagt, und alle politische Untersuchungen gleichfalls verboten wären.

Wenn die Antworten des Candidaten erbaulich sind, so ermahnt er ihn, in so lobenswürdigen Gesinnungen zu beharren, und wiederholt solche in der Loge, wann er daselbst seinen Rapport abstattet, zur Erbauung der übrigen Brüder. Sind sie aber nicht hinreichend, so ermahnt er ihn zu ernsthafterem Nachdenken über diese Gegenstände, und zur steten Aufmerksamkeit, sich solches nützlich zu machen. Er belehret ihn, daß eben diese drei Fragen ihn durch alle folgende Grade begleiten würden, und daß er solche Grade nur durch die Verbesserung seiner selbst erhalten könne, ja, daß ein Augenblick kommen würde, wo er diese drei Fragen kathegorisch beantworten müsse, wenn er Beförderung in einem Orden erwarte, dessen wesentliche Grundlagen die Religion, die Tugend, die Wohlthätigkeit und die Liebe zur Wahrheit wären.

In diesem lezten Fall muß der Br. Präparateur seinen Bericht in der Loge mit Nachsicht, Klugheit und Vorsichtigkeit abstatten; wenn indessen die Antworten des Candidaten ganz ärgerlich waren, so muß der Vorbereitende dem Logen-Meister davon insgeheim Nachricht geben, welcher, mit Zuziehung der Brüder Aufseher und des Bruders, welcher den Candidaten vorgeschlagen hat, diejenigen Maßregeln ergreifen wird, die ihre Klugheit und Weisheit ihnen an die Hand geben.

Wenn der Präparateur die Untersuchung des Candidaten geendigt hat, so läßt er ihn folgende vorläufige Verbindung unterzeichnen.

„Ich Unterschriebener (N.N.) nachdem ich mein aufrichtiges und freies Verlangen, in den Orden der Freymaurer aufgenommen zu werden, bekannt gemacht habe, und darin beharre, verspreche hiemit, und gebe mein Ehrenwort, daß ich über alles dasjenige, was hier vergeht oder mir von dem Orden der Freymaurer auf irgend eine Weise mitgetheilet werden sollte, es sey nun, daß meine Aufnahme zu Stande komme oder nicht, das genaueste Stillschweigen beobachten wolle.
Zur Bekräftigung dieses habe ich diese vorläufige Verpflichtung eigenhändig unterschrieben.
N. N. den N. N. N. N.“

Wenn der Candidat diesem Allen ein Genüge geleistet, so fordert der Präparateur zum Zeichen seines Zutrauens, dessen Degen und Huth, so wie das Papier, auf welchem er seinen Namen, Religion etc. verzeichnet hat, und ermahnt ihn, sich zur Aufnahme bereit zu halten, und allem demjenigen zu unterwerfen, welches ihm der vorschreiben würde, der zur Beendigung seiner Aufnahme sich einstellte; versichert ihn auch zugleich, daß solcher nichts Unbilliges, oder nicht mit den alten Gesetzen und Gebräuchen des Ordens Uebereinstimmendes von ihm verlangen würde.
Der Präparateur verschließt beim Weggehen die Thür, stattet seinen Bericht in der Loge ab, legt unten am Altar, zur Seite des Meisters den Huth und Degen des Candidaten, und übergiebt dem Br. Sekretair den Aufsatz mit den Namen, Alter, Stand etc. des Candidaten, um dieses vorläufig im Protokoll einzutragen.


Verrichtungen des einführenden Bruders bei dem Candidaten.


Wann der M.v. St. dem einführenden Bruder den Befehl ertheilet hat, die Vorbereitung des Candidaten zu vollführen und ihn in die Loge zu bringen, so geht dieser, als Maurer gekleidet, mit entblößtem Degen nach dem Vorbereitungszimmer, in Gesellschaft des Bruders der den Candidaten vorgeschlagen hat, und eines dienenden Bruders, welcher außen vor der Thür bleibt, bis der einführende Bruder etwan ihn hereinzurufen nöthig finden sollte.
Leztbenannter eröfnet dem Candidaten, daß er von der Loge abgeschickt sey, um ihn nach den Regeln und Grundgesetzen des Ordens zur Aufnahme in Stand zu setzen und ihn in die Loge zu bringen. Er ermuntert ihn zur Standhaftigkeit bei auszuhaltenden Proben, und zum Vertrauen auf diejenige, welche ihm zu Führern gegeben würden; hauptsächlich aber in den guten Gesinnungen zu verharren, welche der Br. Praparateur zur Erbauung aller Brüder von ihm in der Loge angezeigt hätte.

Er verlangt nachher von ihm, daß er alles Metall von sich legen sollte, Geld, Schnallen, Ringe, Kleinodien etc., welches er selbst in Verwahrung nimmt und es in einem zu diesem Endzweck bestimmten Kasten legt. Alsdann läßt er ihm einen Kniegürtel losmachen, das rechte Knie entblößen, den Schuh des linken Fußes als Pantoffel anziehen, alle Kleider ablegen, den linken Arm aus dem Hemde herausziehen, und die Brust, bis ans Herz, entblößen; wobei der dienende Bruder, der zu diesem Ende herein gerufen wird, dem Candidaten hilft.
Wenn die Witterung kalt ist, wirft er ihm einen Mantel oder dergleichen Kleidungsstück um, welches die Ceremonien der Aufnahme nicht behindern tonn.

Wenn der Candidat so vorbereitet ist, sagt der einführende Bruder:
Mein Herr, nun sind Sie im Stand, der Loge vorgestellet zu werden; allein Sie müssen noch vorher erlauben, daß ich Ihnen die Augen verbinde, denn sonst können Sie nicht in die Loge geführt werden. Erlauben Sie das?
Auf Einwilligung des Candidaten verbindet er ihm die Augen und sagt:
Auf Ihr Ehrenwort sagen Sie mir, können Sie nichts sehen? Nehmen Sie sich in Acht, mich zu hintergehen, es würde Sie gereuen.
Wenn der Candidat sagt: er könne nichts sehen, so sagt jener:
Mein Herr, ich erkenne Sie jezt für einen Suchenden, und als einen solchen will ich Sie der Loge darstellen. Seien Sie standhaft, leiden Sie geduldig und überlassen Sie sich mir, machen Sie sich dadurch verdient, dasjenige dereinst zu finden, was Sie suchen.
Kommen Sie mit mir und fürchten nichts.
Er bringt ihn alsdann mit gewöhnlichen Schritten an die Logenthüre, wo er ihn durch drei gleiche Schläge ankündigt -- -- -- und zwar in Begleitung seines Pathen, welcher bei ersterer Eröfnung der Thüre mit dem Kasten, in welchen die Metalle etc. des Candidaten sind, in die Loge eintritt, und solchen beim Altar, zur Seile des Meisters, niedersetzet.


Vorbereitung zur Arbeit.


Wenn die zum Anfang der Arbeit bestimmte Stunde kommt und der Ceremonienmeister mit seinem Gehülfen vorläufig alle besuchende Brüder geprüfet und die nöthigen Lichter an den Wänden des Logenzimmers hat anzünden lassen, so weiset er allen Brüdern Mitgliedern der Loge ihre Stelle, nach ihren Klassen, an. Diese bleiben auf ihren Plätzen stehen, um den besuchenden Brüdern eine Ehre zu erweisen, welche der Ceremonienmeister alsdann einführt, ihre Namen laut nennet, und zwar eine Klasse dieser besuchenden Brüder nach der andern, die Lehrlinge zuerst; und ihnen zu oberst der Brüder ihrer Klasse ihre Stellen anweiset.

Während dieser Zeit versammeln sich die sehr ehrw. Meister der Loge, die Obern und Grosbeamten des Ordens und andre Logenmeister, wenn sie da sind, in einem andern Zimmer unfern der Loge, bekleiden sich mit den Zeichen ihrer Würde und den Handschuhen, und der Meister läßt seinen dreiarmichten Leuchter anzünden, welcher vor dem Meister her nach dem Altar in Osten von einem Br. des Meisters oder dritten Grades wenigstens, getragen wird.

Eintritt des Meisters und der Grosbeamten in die Loge.


Wenn alles in gehöriger Ordnung ist, so begiebt sich der Ceremonienmeister, in Gefolge der beiden Aufseher, und zwar alle drei mit entblößtem Degen und maurerisch bekleidet, nebst einem Br. wenigstens des dritten Grades, um den Leuchter zu tragen, zum sehr ehrw. Meister, und berichtet ihm, daß alles in Ordnung sey, um die Arbeit anzufangen, und daß die versammelte Loge ihn erwarte.

Gleich darauf treten die Obern und Grosbeamten, ihrem unter sich habenden Range gemäß, den Weg nach der Loge an; der Ceremonienmeister und die zwei Aufseher gehen voraus, der Logen-Meister kömmt zulezt, den Degen an der Seite und den Huth auf dem Kopfe. Unmittelbar vor ihm wird der angezündete dreiarmichte Leuchter getragen. In dieser Ordnung tritt der Zug in die Loge, alle Brüder stehen mit entblößtem Haupt auf ihren Plätzen; die Aufseher begeben sich beim Eintritt auf die ihrigen; der Ceremonienmeister führt die mit Ordenswürde bekleideten Brüder auf die ihrigen, und begleitet den Meister bis an den Altar in Osten, auf welchen der Bruder, so den Leuchter getragen hat, solchen setzet. Wenn der Logenmeister seinen Platz eingenommen, grüßt er die Brüder in allen Colonnen, welche diesen Gruß durch eine liefe Verbeugung erwiedern.

Der sehr ehrw. Meister zieht stehend seinen Degen, den er in die linke Hand nimmt, die Spitze aufwärts und den Knopf auf dem Altar gestüzt; alle Brüder ziehen sodann auch ihre Degen, und halten sie in der linken Hand, die Spitzen auf die Erde gestellet, bis nach Oefnung der Loge.

Der Meister thut einen Schlag mit dem Hammer auf den Altar, welchen die Aufseher hinter einander wiederholen und sagt:
In Ordnung, meine Brüder!
Und alsbald stellt er sich, so wie alle Brüder in Ordnung durch das Lehrlingszeichen, nehmlich die rechte Hand im Winkelmaß an den Hals gelegt.


Erleuchtung der Loge durch den sehr ehrw. Meister.


Er nimmt alsdann ein Licht von seinem dreiarmichten Leuchter, mit welchem er selbst stillschwelgend die drei großen Lichter um das Tapis her anzündet, und geht auf seinen Platz zurück. Die beiden Aufseher zünden ihre Lichter bei den beiden großen Lichtern in Westen an, und der Br. Sekretair das seinige bei dem in Südost befindlichen.

Der Meister sagt sodann, auf seinem Platz stehend, das Gebet zur Oefnung der Loge her.
N. B.. Solches muß von dem Schlußgebet unterschieden seyn. Nachher fährt er fort:
Der Meister. Br. erster Aufs.! was ist die Glocke?
Der erste Aufseher wiederholt diese Frage an den zweiten, dieser antwortet:
Die Glocke ist zwölf.
Und der erste Aufseher wiederholt diese Antwort an den Meister.

Anmerk.
Alle Fragen des Meisters werden von dem ersten Aufseher an den zweiten Aufseher, und des zweiten Aufsehers Antworten werden von dem ersten an den Meister wiederholet; dies gilt auch von dem Schluß der Loge, und von den Fragen, welche bei der Aufnahme an den Candidaten geschehen.

Der Mstr. Was ist die vornehmste Schuldigkeit eines Freymaurers und des zweiten Aufsehers?
Antw. Zu sehen, ob die Loge gedeckt, die Profanen entfernet und alles in Ordnung ist.
Der Mstr. Br. zweiter Aufseher! thun Sie ihre Schuldigkeit!
Der zweite Aufseher sieht sodann nach, ob die Thüren wohl verschlossen sind, und stellet die äußere und innere Wachen vor selbige; geht sodann auf seinen Platz zurück und sagt.
Sehr ehrw. Meister! die Profanen sind entfernt, die Loge ist gedeckt und alles in Ordnung.
Der Mstr. Bruder Aufseher! was ist jezt die Glocke?
Antw. Es ist Mittag.
Der Mstr. Wo hat der Meister seinen Platz in der Loge?
Antw. In Osten.
Der Mstr. Warum das?
Antw. Gleichwie die Sonne in Osten den Lauf des Tages eröfnet, um die Welt den Tag über zu erleuchten, so hat der sehr ehrw. Meister seinen Platz in Osten, um die Loge zu erleuchten und die Brüder an die Arbeit zu stellen.
Der Mstr. Wo stehen die Brüder Aufseher?
Antw. In Westen.
Der Mstr. Warum das?
Antw. Die Befehle des sehr ehrw. Meisters auszurichten.
Der Mstr. Weil es denn Mittag ist und der Meister in Osten, so wie die Aufseher in Westen ihren Platz eingenommen haben, so unterrichten Sie die Brüder, daß ich die Loge eröfnen werde!
Antw. Meine Brüder! da es Mittag ist und der sehr ehrw. Meister in Osten, so wie die Aufseher in Westen ihre Plätze eingenommen haben, so sage ich Ihnen von wegen des sehr ehrw. Meisters, daß solcher die Loge eröfnen wird.

Der Mstr. Meine Brüder, helfen. Sie mir die Loge eröfnen!
Antw. Meine Brüder, helfen Sie dem sehr ehrw. Meister die Loge eröfnen!
Der Meister und sämmtliche Brüder machen zweimal das Zeichen.
Der Meister nimmt den Hammer in die rechte Hand und sagt:
So öfne ich denn diese Lehrlingsloge zu Ehren, des großen Baumeisters der Welt; im Namen des Ordens und Kraft meines Amts.
Er schlägt sodann 3 Schlage mit dem Hammer v v --, welche von den beiden Aufsehern wiederholet werden.
Der Meister. Berichten Sie den Brüdern, daß die Lehrlingsloge jezt offen sey!
Antw. Meine Brüder, die Lehrlingsloge ist geöfnet.
Hier macht der Meister und sämmtliche Brüder abermals das Zeichen.

Der Meister. Bruder Aufseher was ist nun endlich die Glocke?
Antw. Hoch Mittag.
Der Meister thut einen Schlag mit dem Hammer, welchen die Aufseher wiederholen, er legt sodann seinen Degen über die aufgeschlagene Bibel, die Brüder stecken die ihrigen ein, und machen mit der rechten Hand wieder das Lehrlingszeichen, worinn sie stehen bleiben.
Der Meister giebt ihnen hierauf Erlaubniß sich zu setzen, aber das strengste Stillschweigen muß übrigens beobachtet weiten, auch kann der Meister nach Gutbefinden denen Lehrlingen erlauben sich zu setzen.

Der Meister sagt der Loge hierauf den Gegenstand ihrer Zusammenkunft, und trägt die bestimmten Geschäfte vor.


Vorschlag des Candidaten in der Loge durch den Meister.


Wenn eine Aufnahme ist, so macht der Meister vom Stuhl bekannt, daß Herr N. N. sich eingestellet habe, um als Lehrling in dem Orden aufgenommen zu werden, nachdem er vorher die nöthige Einwilligung durch den gewöhnlichen Weg der Ballotage erhalten. Er befiehlt dein Sekretair das hierüber gehaltene Protokoll zu verlesen, trägt vor, was dieses Candidaten halber weiter in Erfahrung gebracht worden, giebt der Loge von neuem von dem Alter, dem Geburtsorte. Aufenthalt, Stand, Sitten und Charakter des Candidaten Nachricht, und ersucht die Brüder sich zu erklären, ob sie noch bei ihrer Einwilligung zu seiner Aufnahme beharren.
Die Brüder, welche ihre Einwilligung geben, halten die rechte Hand vorwärts im Winkelmaß in die Höhe, und diejenigen welche Gründe dagegen anzubringen haben, stehen auf und halten die rechte Hand in die Höhe.
Finden sich keine Widersprüche, so sagt der Meister:
„Meine Brüder, da sie in seine Aufnahme willigen, so will ich dazu schreiten lassen."

Der vorbereitende Bruder wird zum Candidaten geschickt.

Der Meister trägt hierauf dem vorbereitenden Bruder auf, sein Amt bei dem Candidaten zu verrichten, und während seiner Abwesenheit, läßt der Meister die maurerischen Regeln oder sonst einen Unterricht verlesen. Wenn der Bruder nach geschehener Vorbereitung zurückkommt, und von. den Gesinnungen des Candidaten in der Loge Bericht abgestattet hat, so nimmt der Meister dessen Degen und Huth entgegen, und trägt dem Ceremonienmeister oder dem einführenden Bruder auf, die Vorbereitung des Candidaten zu vollenden, und sich von dessen Pathen und einem dienenden Bruder begleiten zu lassen, um solchen nachhero in gehörigem Stande an die Logenthür zu bringen.

Der einführende Bruder wird zu dem Candidaten geschickt.

Während daß dieser sein Amt verrichtet, läßt der Meister in Vorlesung der Regeln oder sonstigen Unterrichts fortfahren, nachher läßt er ohne alles Geräusch mit einem Lichtauslöscher (Etouffoir) durch die dazu bestellten Brüder, die an den Wänden des Zimmers brennende Lichter ausloschen, und der Sekretair fängt an, die Namen, Zunamen, Alter, Geburtsort, Aufenthaltsort, Stand, Religion, Taufnamen des Vaters und den Namen des Pathen des Candidaten im Protokoll anzuzeichnen.

Der Candidat kömmt an die Thür der Lege.

Wenn der einführende Br. dessen Ankunft durch 3 Schläge an der Thür gemeldet hat; so thut der Meister einen Schlag auf den Altar, welcher von beiden Aufsehern wiederholet wird, und er läßt durch die Aufseher dem wachthabenden Bruder sagen: zu sehen, wer anklopfe?
Der wachthabende Bruder schlägt auch drei Schläge an die inwendige Thür, eröfnet solche nachher plötzlich, und frägt mit ernsthafter Stimme:
Frage: Wer hat angeklopft?
Antwort, welche der einführende Br. giebt: Einer der im finstern ist, das Licht suchet, und zum Freymaurer aufgenommen zu werden begehret.

Der wachthabende Br. macht die Thüre zu, sagt diese Antwort dem zweiten Aufseher, dieser wiederholt sie an den ersten Aufseher und lezterer an den Meister.

Frage. Der Meister sagt zu den Aufsehern: „Lassen sie ihn nach seinem Namen, Zunamen, dem Taufnamen seines Vaters, dem Ort seiner Geburt, seinem Alter und seinem Aufenthaltsort fragen."
Die beiden Aufseher wiederholen diese Fragen an den wachthabenden Br., welcher drei Schläge als Maurer an die inwendige Thür thut, ehe er solche öfnet, und dieselben Fragen wiederholet, welche der einführende Br. beantwortet, indem er sich von dem Candidaten jedesmal die Antwort vorsagen läßt.

Frage. Der Meister sagt zu den Aufsehern:
„Lassen sie ihn nach seiner Religion, seinem Amt, und ob er bereits mit einem andern Orden in Verbindung stehe, fragen."
Die Aufseher wiederholen diese Fragen, und der wachthabende Br. gleichfalls, nachdem er die maurerischen Schläge an die Thür gethan, welche der einführende Br. jedesmal wiederholet, und sodann die Antworten wie oben ertheilet.

Frage. Der Meister fährt fort:
„Brüder Aufseher, lassen Sie ihn fragen, ob er sich den bestimmten Proben unterwerfen, alle Pflichten, welche der Orden von seinen Mitgliedern fordert, erfüllen wolle, und wer für lhn in der Loge die Bürgschaft leiste?'

Wann der einführende Bruder auch diese Fragen beantwortet, und die Aufseher sie wiederholet haben, so wendet der Meister sich an den, der ihn vorgeschlagen hat (den Pathen) und frägt: „ob er für den Candidalen, der sich auf ihn beruft, Bürge seyn wolle?" Er erinnert ihn an die Wichtigkeit einer solchen Bürgschaft, und wenn er dennoch bei dieser Gewährleistung beharret, frägt der Meister nochmals sämmtliche Brüder, ob sie damit zufrieden wären, und in die Einführung des Suchenden willigten?
Die Einwilligung wird gewöhnlicher Maßen gegeben.

Die Brüder stellen sich um die Tafel (Tapis.)

Der sehr ehrw. Meister thut einen Schlag, welchen die beiden Aufseher wiederholen, und alsbald stehen alle Brüder in der Stille auf, und stellen sich in verschiedenen Reihen, wenn die Anzahl groß ist um die Logentafel, so daß der Candidat die Reisen hinter ihnen thun kann. Immittelst bereitet der Ceremonienmeister die Pappdeckel um die noch brennenden Lichter zu verdecken, die Donnermaschine, den Hanf.
Wenn die Brüder sich so in Reihen gestellet haben, thut der Meister noch einen Schlag, welcher gleichfalls von den Aufsehern wiederholt wird, und sagt: Weil N. N. von freien Stücken den Eintritt sucht und dabei beharret, so lassen sie ihn in die Loge kommen.
Nachdem der wachthabende Br. diesen Befehl wiederholet, und die Thüre geöfnet hat, so führt der einführende Br. den Anhaltenden in die Loge, den Degen auf die Brust gesetzet, und stellt ihn zwischen die beiden Aufseher, an welche er ihn überläßt, indessen doch hinter ihm stehen bleibt.


Anrede des Meisters an den Candidaten.


Der Meister redet ihn hierauf folgendergestalt an:
„Mein Herr, Ihr anhaltendes Verlangen in unsern Orden zu treten, das vortheilhafte Zeugniß, welches unsre Brüder Ihren persönlichen Verdiensten gegeben, und das Zutrauen, welches wir unserm geliebten Bruder N. N. schuldig sind, welcher die Bürgschaft für Sie übernommen, haben Ihnen unsre Thore eröfnet, und Sie mitten unter uns gebracht.
Den Bericht, welchen der zu Ihrer Untersuchung abgesandte Br. uns von Ihren endlichen Gesinnungen gegeben, läßt uns die lobenswürdigen Bewegungsgründe nicht bezweifeln, nach welchen Sie den Zutritt wünschen. Wir sind mithin bereit, Sie den gewöhnlichen Proben auszustehen [?], denen jedermann bei der Aufnahme sich unterwerfen muß, und man wird sogleich zu dieser Ihrer Aufnahme schreiten, wenn Sie selbst hier mit lauter Stimme werden bezeugt haben, daß es ein aufrichtiges Verlangen auf dem Wege der Tugend fortzufahren, sich in Freundschaft mit denen Ordensgliedern zu verbinden, und mit ihnen an den Handlungen einer wirklichen und weisen Wohlthätigkeit theil zu nehmen, sey, welche Sie ungezwungen und freiwillig bestimmt haben, die Aufnahme bei uns zu suchen.
Antworten Sie also!"

Der Anhaltende antwortet.
Der Meister.
Wollen Sie also aufgenommen seyn?
Er antwortet.
Der Meister.
Sind Sie denn völlig entschlossen, sich uns bei Ihrer Aufnahme gänzlich zu überlassen, und wollen Sie ihr Ehrenwort darauf geben?
Er antwortet.
Der Meister.
Ihr Wille soll denn geschehen.

Nachher wendet er sich an die Loge und sagt:
„Meine Brüder, willigen sie ein, daß dieser Anhaltende ein Leidender werde?“
Die Loge giebt auf gewöhnliche Art die Einwilligung.
Er fährt fort:
Weil Sie darein willigen, so wollen wir ihn aufnehmen, zur Belohnung seines Verlangens und Anhaltens.
(Zum Candidaten.) Und Sie, mein Herr! werden mit verbundenen Augen vielbedeutende bildliche Reisen (voyage significatif) thun; atlein fürchten Sie nichts; ein guter Leiter wird sie führen, er verdienet Ihre ganze Freundschaft und Ihr Zutrauen, und wenn Sie sich gänzlich ihm überlassen, so sind Sie für alle Gefahr sicher, seyn Sie mithin seinem Rath folgsam, und unterwerfen sich seiner Leitung.


Reisen des Candidaten.


Der Meister thut drei Schläge auf dem Altar, welche von den Aufsehern wiederholet werden und sagt:
Br. zweiter Aufseher, lassen Sie diesen Leidenden die drei geheimnißvollen Reisen thun, die ihn zum Lichte bringen, wenn er bis zulezl in seinen guten Absichten beharret.
Zum Candidaten: der Weg, den Sie wandern, ist voll von Schwierigkeiten, Gefahren und Verblendung. Durch ihre eigene Kraft können Sie sich nicht dafür hüten, setzen Sie also ein völliges Vertrauen in den Orden, und in den ihnen besonders zugegebenen Führer; dies ist das einzige Mittel, ihre Reise glücklich zu thun.

Der zweite Aufseher legt seinen Hammer auf den Tisch, giebt dem Leidenden die Spitze seines Degens in die rechte Hand, und sagt:
setzen Sie selbst die Spitze dieses Degens auf Ihre Brust, und denken Sie immer an die Gefahren, die Ihnen bevorstehen, geben Sie nur Ihre linke Hand
— der zweite Aufseher ergreift solche mit seiner rechten Hand und sagt:
Lassen Sie uns gehen, mein Herr, und verlassen Sie sich auf mich!

Bei der ersten Reise ist der Candidat der Suchende.
Bei der zweiten — — — der Anhaltende.
Bei der dritten — — --- der Leidende.

Der zweite Aufseher führt ihn im Kreis hinter den Brüdern und dem Meister in der Loge herum indem er über den Fußschemel oder Erhöhung des Meisterstuhls schreiten muß, und läßt ihn solchergestalt von Westen nach Osten, durch Norden, und von Osten durch Süden nach Westen zurückgehen, wo er mit ihm stille steht. Er läßt ihn eine tiefe Verbeugung nach Osten machen, und alsdann schlägt der Meister einen Schlag auf den Altar, da denn der Bruder, welcher die Donnermaschine hat, diesen seinen Auftrag erfüllet.
Dies geschieht folgendergestalt: man schlägt (erschüttert) 2 oder 3mal geschwind hintereinander mit beiden Händen den von dünnen Holz verfertigten, etwan drei Fuß im Quadrat großen Rahmen, auf welchem 4 Bogen starkes Papier, so in der Mitte wohl zusammen geleimt sind, ausgespannet worden. Dieser Rahmen ist mit einem kreuzweise gezogenen Bindfaden belegt.

Wenn dies nachgemachte Geräusch des Donners vorüber ist, so sagt der Meister dem Candidaten diese erste Regel.


Erste Regel.
Der Mensch ist das unsterbliche Ebenbild der Gottheit; allein wer kann es erkennen, wenn er es selbst entstellt?

Nach einiger Stille thut der zweite Aufseher einen Schlag, welchen der erste Aufseher und der Meister wiederholen; und lezterer sagt:
Was wollen Sie?
Der zweite Aufseher antwortet:
der Suchende, hat seine erste Reise gethan, und ich erwarte Ihre Befehlt.
Der Meister antwortet:
der Suchende ist noch nicht auf dem rechten Wege, sondern noch weit davon entfernt, lassen Sie ihn umkehren, vielleicht gelingt ihn ein anderer Versuch besser.

Der zweite Aufseher faßt sodann mit seiner linken Hand die rechte Hand des Candidaten, welcher mit der andern die Spitze des Degens auf die Brust hält, und in dieser Stellung läßt er ihn die zweite Reise von Süden nach Osten, durch Norden nach Westen thun.
Wenn solche geschehen, läßt der zweite Aufseher ihn abermals eine Verneigung nach Osten hin machen; der Meister thut einen Schlag auf den Altar, der dazu beorderte Br. läßt abermals den Donner hören, und der Meister giebt dem Candidaten die zweite Regel.


Zweite Regel.
Wer sich der Religion, der Tugend und seiner Brüder schämt, ist der Achtung und Freundschaft der Maurer unwürdig

Nach einer kurzen Stille thut der zweite Aufseher einen Schlag, der wie gewöhnlich wiederholt wird, und auf Befragen des Meisters, was er wolle, antwortet er:
Der Anhaltende hat seine zweite Reise vollendet, und ich erwarte den Befehl des sehr Ehrw. Meisters, wegen der dritten.
Der Meister antwortet:
der Anhaltende ist noch nicht auf dem rechten Wege, sondern noch weit davon entfernt, jedoch habe ich Hofnung, daß er ihn finden werde, aber lassen Sie ihn noch einmal umkehren, weil wir den besten Ausgang dieser lezten Reise hoffen.

Der zweite Aufseher läßt ihn die dritte Reise desselben Weges wie die erste thun. Wenn dieser dritte Umgang geschehen, läßt er den Leidenden eine Verbeugung nach Osten machen; der Meister thut einen Schlag, der Donner läßt sich abermals hören, und der Meister giebt dem Candtdaten die dritte Regel.


Dritte Regel.
Der Maurer, dessen Herz bei der Noth und dem Elend seines Nebenmenschen nicht gerührt wird, ist ein Ungeheuer in der Gesellschaft der Brüder.

Nach einem kurzen Stillschweigen fährt der Meister fort:
„Denken Sie, mein Herr! diesen Regeln ernstlich nach, welche der Orden Ihnen durch mich gegeben hat, sie werden ihnen sehr nützlich seyn, wenn Sie deren Wichtigkeit zu erkennen wissen."

Der zweite Aufseher thut einen Schlag, welcher wie gewöhnlich wiederholt wird.
Der Meister.
Bruder zweiter Aufseher, was wollen Sie?
Zweiter Aufseher.
Der Leidende hat seine drei Reisen gethan, und ich erbitte ihren Beistand.
Der Meister.
Endlich ist er auf dem rechten Wege, weil er an den Fuß der Steige gekommen ist, die zum Tempel der Tugend und Wahrheit führet. Brüder Aufseher, lassen Sie ihn die drei ersten Stuffen dieser Steige hinangehen, um seine Kräfte zu prüfen.
Der Meister thut einen Schlag, welchen die beiden Aufseher wiederholen, und alsdann nehmen sämmtliche Brüder in der Stille und ohne alles Geräusch wieder ihre vorigen Plätze ein.

Der Candidat steigt die drei Stuffen.

Die beiden Aufseher stellen den Candidaten unten an die Tafel, die Füße im Winkelhaken und die Haken gegen einander gestellet; sie leiten ihn bei den Armen, um durch drei kleine Schritte die drei ersten Stuffen zu überschreiten, wenn er auf den mit der Zahl 3 bezeichneten Absatz gekommen, lassen sie ihn mit natürlichen Schritten wieder zurück treten.

Der Meister thut einen Schlag, welcher wiederholt wird, und sagt zum Candidaten:
Sie sind bestimmt in den Tempel zu treten, dessen 3 erste Stuffen Sie bestiegen haben, wenn Sie den wahren Weg zu verfolgen wissen, welcher dahin führt: aber entsehen [?] Sie sich nicht deshalb wieder zurück zu treten, um Ihre Arbeit vollkommener zu machen; dies wird Ihnen durch die drei Stuffen vorgestellt, von welchen Sie wieder herunter gestiegen sind.

Brüder Aufseher, weil ihm der Eintritt in den Tempel noch nicht freisteht, so führen Sie ihn durch 3 maurerische Schritte an den Altar in Osten.


Die drei Lehrlingsschritte.


Die beiden Aufseher unterstützen den Candidaten an beiden Armen, und lassen ihn drei große Schritte im Winkel über die Tafel machen, indem er bei jedem Schritt die Hacken im Winkelhaken gegen einander sezt. Der erste Schritt geschieht, indem er den rechten Fuß von Westen in Süden, und den linken hinter den rechten sezt; der zweite, indem er den linken Fuß in Norden und den rechten dahinter setzet: der dritte, da er den rechten Fuß in Osten und den linken dahinter stellet. Dann grüßt er den Meister, zu dem ihn die Aufseher bis an die Erhöhung hintreten lassen.


Anrede des Meisters an den Candidaten.


Der Meister redet ihn hierauf folgendergestalt an:
„Mein Herr! die eifrige Begierde, welche Sie gezeigt haben, sich mit uns zu vereinigen, die Festigkeit Ihrer Entschlüsse, die Beständigkeit, womit Sie die Ihnen durch die mühsamen Reisen vorgebildete Hindernisse zu überwinden gesucht, sind uns sichere Bürgen von der Aufrichtigkeit Ihrer Gesinnungen.
Wir sind bereit eine so edle Beständigkeit zu belohnen, und uns mit Ihnen durch die Bande der Freundschaft und der Brüderschaft zu vereinigen, wenn Sie mit uns die unauflößlichen Verbindungen eingehen wollen, welche Ihnen den glücklichen Vortheil verschaffen werden, in einen Orden aufgenommen zu seyn, den die größten Monarchen ihres Beitritts nicht unwürdig gehalten haben.
Sie müssen sich also vor dem großen Baumeister der Welt, und in Gegenwart Ihrer zukünftigen Brüder anheischig machen, diejenigen Geheimnisse, welche Ihnen jezt und künftig anvertraut werden, in Ihrem Herzen auf das heiligste zu bewahren, und die Pflichten, welche der Freymaurer Name Ihnen auflegt, getreu zu erfüllen.

Ist es nun Ihr Wille, diese Verbindung mit uns einzugehen, da wir Ihnen gegentheils versichern, daß solche nichts enthalten, welches Ihren Pflichten gegen Gott, Ihren Landesherrn, Ihr Vaterland und Ihren bürgerlichen Stand zuwider sey, sondern daß Sie sich als Freymaurer noch mehr verbindlich machen, alle diese Pflichten zu erfüllen.
Noch einmal, willigen Sie darin? [„]

Der Candidat antwortet.

Der Candidat kniet vor dem Altar in Osten.

Der Meister sagt:
Brüder Aufseher, lassen Sie den Leidenden das rechte Knie auf dieses am Fuß des Altars befindliche Winkelmaß setzen, und legen Sie seine rechte Hand auf diese Bibel, und zwar das erste Kapitel des Evangeliums St. Johannis, und auf diesen darüber liegenden Degen.
Die beiden Aufseher befolgen den. Befehl des Meisters, lassen den Candidaten mit dem rechten entblößten Knie auf das Winkelmaß knien, das linke Bein aber in einem Winkel stellen.
Der Meister sagt:
Mein Herr! weil es von Ihnen abgehänget hat, weiter zugehen oder zurück zu treten, so erkennen wir Sie nochmals für frei, obschon Ihnen die Augen verbunden sind, denn es steht noch bei Ihnen, ob sie sich entfernen wollen, allein dies ist auch der lezte Augenblick zu dieser Freiheit. Halten Sie sich selbst für frei?
Er antwortet.
Der Meister.
Ist es denn noch Ihr freier Wille aufgenommen zu seyn?
Er antwortet.
Der Meister.
Glauben Sie, daß dies Buch, auf welches Sie die Hand legen, die heilige Schrift und zwar das Evangelium St. Johannis sey, auf welche Sie ihre Pflicht ablegen werden?
Wenn der Candidat hiebei einigen Zweifel bezeugen sollte, sagt der Meister:
ich gebe Ihnen mein Ehrenwort darauf.
Sie sehen hieraus auch, worauf wir das Vertrauen Ihrer mit uns einzugehenden Verbindung gründen. Bereiten Sie sich also ihr Gelübd abzulegen, ich will es Ihnen vorher vorlesen lassen.

Der erste Aufseher liest die Obligation.

Wenn der Candidat damit zufrieden ist, so nimmt der Meister den ofnen Zirkel, und befiehlt ihm, dessen eine Spitze mit der Linken auf die entblößte Brust zu setzen.
Er thut einen Schlag und sagt:
In Ordnung, meine Brüder!

Der Candidat legt sein Gelübde ab.

Alle Brüder ziehen die Degen, und halten solche in der rechten Hand, die Spitzen in die Höhe, nehmen die Hüthe ab, und halten solche in der linken Hand.
Die beiden Aufseher stehen zu beiden Seiten des Candidaten, und der erste liest ihm folgende Obligation vor:

„Ich N. N. gelobe auf das heilige Evangelium, im Angesicht des großen Baumeisters der Welt, und gebe mein Ehrenwort in Gegenwart dieser ehrwürdigen Versammlung, treu zu seyn der christlichen Religion, meinem Souverain und den Gesetzen des Staats; zu dienen meinen Nebenmenschen; wohlthätig zu seyn gegen alle Hülfsbedürftige.
Ich gelobe die Geheimnisse der Freymaurer niemals, wie es auch seyn konnte, einem Menschen zu entdecken, welchen ich nicht vorher als einen wahren Freymaurer erkannt habe.
Ich gelobe zu gehorchen denen Gesetzen des Ordens, und denen, welchen ihre Handhabung anvertrauet ist; zu lieben alle meine Brüder, unsern Orden durch meine Aufführung und die Reinigkeit meiner Sitten, geehrt und geliebt zu machen.
Wenn ich diesem zuwider handle, so will ich für einen entehrten und allen Brüdern verächtlichen Menschen gelten; ich bezeuge, daß es annoch mein ernstlicher Wille sey, und daß ich freiwillig die Bitte um meine Aufnahme wiederhole; so wahr mir Gott helfe!“

Gleich nach abgelegter Obligation, wenn der Candida! noch auf dem Knie liegen bleibt, sagt der Meister zu ihm:
Sie haben noch die letzte und stärkste Probe Ihrer Aufnahme auszuhalten, nehmlich diese Ihre eben abgelegte Verpflichtung mit Ihrem Blute zu versiegeln, und sich so mit uns durch das Band der genauesten Brüderschaft zu verbinden. Sind Sie dazu bereit?


Blut-Probe.


[Christian M. Baumgartner vermerkt (2007, 276), dass am Konvent von Wilhelmsbad 1782 Johann von Türkheim „die Beseitigung der bisherigen Blutzeremonie aus dem Ritual der Strikten Observanz fordert“.]


Wenn der Leidende dies beantwortet hat, so hält der zweite Aufseher ihm einen Teller unter das Herz, und hat in der andern Hand eine mit rothem blutähnlichen Saft angefüllte Feder, aus welcher er einige Tropfen auf die Spitze des auf das Herz gesezten Zirkels träufeln läßt, so wie nehmlich der Meister mit seinem Hammer darauf schlägt. und ihm beim lezten der 3 Schläge die Spitze das Fleisch berühren läßt.

Der Candidat wird zum Lehrling aufgenommen.

Der Meister hält mit der einen Hand den Knopf des Zirkels, den Hammer in der andern Hand und sagt:
Zu Ehren des großen Baumeisters der Welt! Im Namen des Ordens, und Kraft meines tragenden Amts, v v -- nehme ich Sie zum Freymaurer-Lehrling auf!
Bei dem vorlezten Wort schlägt er dreimal mit dem Hammer auf den Knopf des Zirkels.

Er läßt nachher den Candidaten aufstehen, und sagt:
Nachdem Sie nun Ihre Vereinigung mit den Brüdern durch das Blut bestätigt haben, so erhalten Sie den Namen Bruder, statt dessen, unter welchem Sie eingeführt sind; vergessen Sie daher niemals, liebster Bruder, unter welchen Bedingungen Sie ihn erhalten haben.
Brüder Aufseher, führen sie den neuen Bruder zum Eingang unsrer Arbeiten, vor das Thor des Tempels.


Befehl des Meisters an den Sekretair die Aufnahme zu verzeichnen.


Br. Sekretair, zeichnen Sie im Ordens-Protokolle an, daß der Br. N. N. zum Freymaurer-Ritter und Lehrling aufgenommen sey.
Der Meister schlägt hierauf ganz allein einen Schlag, und alle Brüder wenden die Spitzen ihrer Degen zur Erde. Die Brüder Aufseher führen den Aufgenommenen mit willkührlichen Schritten nach Westen zurück.

[Christian M. Baumgartner vermerkt (2007, 276), dass am Konvent von Wilhelmsbad 1782 die Bezeichnung „Freimaurer-Ritter“ diskutiert wurde. Prinz Carl von Hessen-Kassel plädierte für Beibehaltung, da auch die Grosse Landesloge die Bezeichnung Ritter verwendet.]


Der Ceremonienmeister befestigt um die drei großen Lichter der Tafel, und um den 3armigten Leuchter einen Pappdeckel, der jedes Licht umgiebt, so daß die Lichter nur einen schwachen Schein aufwärts geben; die beiden Aufseher und der Sekretair löschen ihre Lichter aus.
Der zweite Aufseher thut einen Schlag, welcher von dem ersten und von dem Meister wiederholet wird. Dieser sagt:
Frage. Brüder Aufseher, was wollen Sie?
Antwort des ersten Aufsehers:
Der Bruder Lehrling hat sich in allem würdig bezeigt, das Licht zu erhalten, und ich bitte, ihm solches zu geben.
Der Meister.
Bereiten Sie ihn also, den ersten Strahl des Lichts zu empfangen.
Der zweite Aufseher löset die Augenbinde, ohne sie wegzunehmen.
Der Meister thut einen Schlag und spricht:
In Ordnung meine Brüder!
Der zweite Aufseher nimmt die Binde weg, und alle Brüder wenden die Spitze ihrer Degen gegen den Aufzunehmenden.


Erste Mittheilung des Lichts.


Der Meister.
Sie sehen in diesem Augenblick alle unsre Waffen gegen Sie gewandt; Sie drohen ihnen mit Schmach und Schande, wenn Sie das Unglück hätten, Ihre Verbindungen nicht zu erfüllen.

Der zweite Aufseher verbindet dem Candidaten die Augen wieder; der Ceremonienmeister nimmt die Pappdeckel von den LIchtern, die Aufseher und der Secretair zünden die ihrigen an, so wie solches die übrigen dazu bestellten Brüder durch eine an einer Stange befestigte Wachskerze bei den übrigen Lichtern im Zimmer in aller Stille thun, und der zweite Aufseher ergreift die an der Spitze mit etwas feinem Hanf versehene Stange, welches er, wenn dem Aufzunehmenden das Licht gegeben wird, bei einem der großen Lichter anzündet.

Wenn alles bereit und stille ist, sagt der Meister zum Aufzunehmenden:
Das Laster stürzt den Menschen in Finsterniß, blos die Tugend bringt ihn zum wahren Licht.
Finden Sie sich im Stande seinen Glanz zu ertragen?
Antw.:
Ja!


Zweite Mlttheilung des Lichts.


Der Meister.
Bruder erster Aufseher, bereiten Sie ihn das Licht zu erhalten.
Wenn der erste Aufseher sodann die Binde gelöset hat, ohne sie wegzunehmen, schlägt der Meister allein einen Schlag.
Sogleich nimmt der Aufseher die Binde weg, die Brüder halten alle die Degenspitzen in die Höhe, der zweite Aufseher steckt den Hanf auf der Stange in Brand, und sagt ganz allein mit lauter Stimme:
Sic transit.gloria mundi!

Alles dies muß hurtig und zugleich geschehen.

Der Meister sagt:
Sie sehen, meine Brüder! wie die falsche Ehre der Welt vergehet:
Bedenken Sie, daß wir sterben müssen, und daß in dem Augenblicke alles wie ein. Blitz verschwinde: Blos die Tugend ist unsterblich.
Dies ist der erste Unterricht, der ihnen im Orden gegeben wird; vergessen Sie ihn niemals.
Sie sahen kurz vorher die Degen aller Brüder gegen Sie gewandt: Sehen Sie solche jezt zu Ihrer Vertheidigung bereit. Ja, Ihre Brüder werden Sie nie verlassen, wenn Ehre und Tugend Sie auf allen Ihren Wegen begleiten.

Er schlägt einen Ordnungsschlag, und alle Brüder stecken ihre Degen ein, der Meister legt den seinigen entblößet auf den Altar.
Er befiehlt hierauf dem einführenden Bruder, den Aufgenommenen in das Vorbereitungszimmer zurückzubringen, um sich anzukleiden.
Der einführende Bruder nimmt von denen dem Candidaten abgenommenen Metallsachen, die Hemdknöpfe, Schuhschnallen und übrige zur Kleidung nöthige Stücke, läßt aber die Ringe, Geld und dergleichen in dem am Fuß des Altars stehenden Kasten liegen, und begleitet den neuen Bruder in das Vorbereitungszimmer.

Wenn er ihn wieder völlig angekleidet in die Loge gebracht hat, thut der zweite Aufseher einen Schlag, der von dem ersten und dem Meister wiederholet wird; der Meister sagt:
Brüder Aufseher, was wollen Sie?
Antw.
Der Bruder Lehrling bittet die Kleidung des Freymaurers zu erhalten.
Der Meister.
Lassen Sie ihn sich mir durch drei Winkelschritte von Norden aus, nähern.


Maurerische Kleidung.


Wenn er beim Altar in Osten stehet, giebt der Meister ihm seinen Huth und Degen wieder, und spricht:
Ich gebe Ihnen Ihren Degen wieder, gebrauchen Sie sich dessen nur zur Vertheidtgung Ihres Souverains, Ihres Vaterlandes und ihrer Brüder.
Ich gebe Ihnen auch Ihren Huth zurück, aber ohne Erlaubniß dürfen Sie ihn in der Loge nicht aufsetzen, bis Sie den Meistergrad erhalten haben; dies wird Sie an das erinnern, was Sie Ihren Ordens-Obern schuldig sind.

(Indem er ihm die übrigen Metallsachen und Kleinodien zurückgiebt.)
Hier ist das Metall wieder, welches Ihnen abgenommen worden. Die Loge ist mit den hierbei bezeugten Zutrauen zufrieden, aber hüten Sie sich für die Laster, welche dergleichen Metalle oft hervorgebracht haben.

(Bei Ueberreichung der weißledernen Lehrlingsschürze.)
Empfangen Sie, aus meiner Hand die Kleidung des Ordens, der einer der ältesten und ehrwürdigsten ist, welche je gewesen sind. Die weiße Farbe bezeichnet die Reinigkeit unsrer Arbeiten, und die Unschuld die ihre Sitten haben müssen. Sie müssen, ohne mit diesem Schurzfell bekleidet zu seyn, nie in die Loge kommen.
Wenn das Schurzfell umgebunden ist, sagt er:
Im Lehrlingsgrad, den Sie ebenhalten haben, müssen Sie die Klappe in die Höhe, an einen Westenknopf befestigt, tragen.

(Indem er ihm die weißen Mannshandschuhe giebt.) sagt er:
Die Loge schenkt Ihnen diese Handschuhe zu Ihrem Gebrauch. Ihre Weiße zeigt Ihnen an, daß Ihre Hände rein, und Ihre Handlungen unbeflekt seyn müssen.

(Indem er ihm die weißen Frauenzimmer-Handschuhe giebt.)
Die Loge schenkt Ihnen auch diese Frauenzimmer-Handschuhe. Wenn unsre Gesetze uns gleich nicht verstatten, die Frauenzimmer in unsere Versammlungen zu lassen, so widmen wir dennoch denen ehrliebenden und tugendhaften alle verdiente Hochachtung. Empfangen Sie also diese Handschuhe im Namen des Ordens, und geben Sie solche derjenigen, die am meisten Ihre Hochachtung verdienet.

Die charakteristischen Zeichen werden dem Candidaten bekannt gemacht.

Der Meister fährt fort:
Um uns unter einander zu erkennen, und von den Ungeweihten zu unterscheiden, haben wir für jeden Grad besondre Zeichen, Berührungen und Worte. Bemerken Sie die des Lehrlingsgrades genau, welche ich Ihnen jezt geben werde.
Er giebt ihm das Zeichen des Grades, und wie die Brüder in Ordnung stehen. Nachher die Berührung, (oder Griff) indem er mit dem Daumen der linkten Hand dreimal auf das unterste Gelenk des Zeigefingers der rechten Hand des neuaufgenommene Bruders drücket.
Sodann das Wort des Lehrlingsgrades Jakin und lehrt ihm, es zu buchstabiren.
Ferner das Einlassungs- (Erkennungs-) Wort Tubalkain, mit dem Zusatz:
Dies wird so lange Sie im Lehrlingsgrade stehn, Ihre charakteristische Benennung seyn.

Durch diesen Grad haben Sie im Orden das Alter von drei Jahren erhalten. Suchen Sie durch Ihren Eifer und durch Ihre Tugenden dasjenige zu erhalten, welches Sie zu suchen haben.
Endlich giebt er ihm den dreifachen Bruderkuß auf beide Wangen und auf die Stirne.


Erkennung des Neuaufgenommenen.


Er sagt ihm darauf, daß er sich durch dieses Zeichen, Berührung und Wort des Grades denen beiden Aufsehern, dem gewesenen Logenmeister, wenn ein solcher da ist, und dem Bruder, der ihn vorgeschlagen hat, oder seinem Pathen zu erkennen geben solle.
Der Cerrmonienmeister stellt ihn denen Brüdern Aufsehern, dem gewesenen Logenmeister und seinem Pathen vor, welche mit ihm obige Zeichen, Wort und Griff wiederholen. Nachher stellt er ihn denen Obern und Grosbeamten in der Colonne in Osten, und den Logenbeamten vor, welche ihm aber, ohne weitere Wiederholung der Zeichen, blos den Bruderkuß geben.

Es hängt von dem sehr ehrw. Meister ab, ihn auch der gesammten Loge solchergestalt vorstellen zu lassen, wenn sie nicht zu zahlreich ist.

Wenn diese Erkennung geschehen ist, bringt ihn der Ceremonienmeister wieder zum sehr ehrw. Meister zurück, dem er die Zeichen, Berührung und Wort des Grades giebt.
Dieser fährt fort:
Sie haben sich zur Wohlthätigkeit gegen alle, besonders gegen die Notleidenden anheischig gemacht; gehen Sie also zum Br. Almosenier, um die erste Handlung dieser Tugend auszuüben und nach Belieben etwas in die Armenbüchse zu geben.

Wenn dies geschehen, fährt der Meister fort:
Mein Bruder! als Lehrling müssen Sie den rohen Stein bearbeiten; gehen Sie zum zweiten Br. Aufseher, der Ihnen diese Arbeit zeigen wird.
Der Ceremonienmeister bringt ihn zum zweiten Aufseher, welcher ihm seinen Hammer giebt, und ihn die drei maurerischen Schläge, auf dem auf der Tafel gemahlten rohen Stein, lehret.
Der Meister sagt:
Mein Bruder! dieser rohe Stein, auf den Sie als Lehrling geschlagen haben, ist ein Sinnbild Ihrer selbst. Arbeiten Sie aus allen Kräften solchen zuzuhauen, weil dies das einzige Mittel ist, sich selbst zu verbessern, und ohne welche Verbesserung Sie in Ihrem Forschen nie glücklich seyn werden.

Stellen Sie sich nun zwischen die beiden Aufseher und hören Sie mit Aufmerksamkeit den Unterricht Ihres Grades, die Erklärung der Tafel und der hauptsächlichsten Gebräuche Ihrer Aufnahme. Durch fleißige Beiwohnung der Arbeit werden Sie solches Ihrem Gedächtnisse einverleiben.

Der Unterricht und die Erklärung des Grades werden verlesen.

Der sehr ehrw. Meister hält diesen Unterricht selbst durch Frage und Antwort mit den beiden Aufsehern; nachher läßt er durch den Redner oder durch einen sonst dazu beliebig ernannten Bruder die Erklärung der Aufnahme-Gebräuche verlesen; und wenn solches geschehen, befiehlt er dem Ceremonienmeister, den neuaufgenommenen Bruder an seinen künftigen Platz in der Loge zu führen, welcher ihn dann in der nördlichen Colonne zu unterst der ältern Brüder Lehrlinge hinstellet.


Der Meister befiehlt sodann den Brüdern Aufsehern, zu fragen, ob jemand etwas zum Besten des ganzen Ordens, oder dieser Loge insbesondre, vor dem Schluß der Arbeit, anzubringen habe. Endlich trägt der Meister dem Br. Almosenier auf, das Almosen von sämmtlichen Brüdern in der Armenbüchse einzusammeln.


Schluß der Lehrlingsloge.


Der Meister thut einen Schlag, welcher von beiden Aufsehern wiederholt wird und sagt:
In Ordnung, meine Brüder!
Er hält seinen Degen mit der Spitze in die Höhe, wie bei Eröfnung der Loge, und alle Brüder ziehen die ihrigen und halten die Spitzen zur Erde.
Der Meister sagt alle Fragen und die beiden Aufseher wiederholen die Antworten, einer nach dem andern.

Fr. Bruder Aufseher! welche Zeit ist es?
Antw. Es ist Mitternacht.
Fr. Wo hat der sehr ehrw. Meister seinen Sitz in der Loge?
Antw. In Osten.
Fr. Warum das?
Antw. Um die Loge zu regieren.
Fr. Wo stehen die Brüder Aufseher?
Antw. In Westen.
Fr. Warum?
Antw. So wie die Sonne ihren Lauf in Westen vollendet, so halten sich die Brüder Aufseher in Westen auf, um die Loge zu schließen, die Arbeiter zu bezahlen und sie zu entlassen.
Fr. Weil es denn Mitternacht ist und der sehr ehrw. Meister in Osten und die Brüder Aufseher in Westen sind, so berichten Sie den Brüdern, daß ich die Loge schließen wolle.
Antw. Beide Aufseher wiederholen diesen Auftrag.

Fr. Was ist das Logenzeichen?
Antw. Die beiden Aufseher machen zugleich zweimal hinter einander das Logenzeichen, welches zu gleicher Zeit von dem Meister und sämmtlichen Brüdern wiederholet wird.
Der Meister nimmt hierauf seinen Hammer in die rechte Hand und sagt:
So schließe ich denn diese Lehrlingsloge zu Ehren des großen Baumeisters der Welt; im Namen des Ordens und Kraft meines Amts.
Er schlägt sodann dreimal mit dem Hammer v v --.
Fr. Brüder Aufseher! berichten Sie, daß die Loge geschlossen sey!
Antw. Meine Brüder! von wegen des sehr ehrw. . Meisters sage ich Ihnen, daß die Loge geschlossen sey.

Fr. Was ist das Logenzeichen?
Antw. Beide Aufseher machen solches, der Meister und alle Brüder wiederholen es, aber nur einmal, so daß es mit den vorhergehenden in allem dreimal gemacht wird.
Fr. Was ist nun die Glocke?
Antw. Hoch Mitternacht!
Der Mstr. Meine Brüder! gehen Sie in Frieden, und beweisen Sie im Umgang der Welt die Tugenden, deren Beispiel zu geben Sie gelobt haben.


Wenn Tafelloge seyn soll, sezt er hinzu:
Ich lade Sie zu einem brüderlichen Mahl ein, um sich von der Arbeit zu erholen. Die Mäßigkeit hat es bereitet und die Freundschaft wird es würzen! Lassen Sie uns bei selbigem, in anständiger Fröhlichkeit, den Reiz der Gleichheit und das Vergnügen einer brüderlichen Gesellschaft genießen.

Der Meister tritt hierauf zwischen den Altar in Osten und die Tafel, und alle Brüder stellen sich um diese Tafel, sie machen mit kreuzweise gelegten Armen die Kette; wenn diese solchergestalt gemacht, und in Westen durch die bei einander stehenden Aufseher geschlossen ist, giebt der Meister seinen beiden Nachbaren zur rechten und zur linken Hand die Parole dieses verbesserten maurerischen Systems, und zwar erstlich die vom vorhergehendem Jahre, welche, wenn sie in beiden Colonnen bis zu den Aufsehern gekommen ist, von diesen, und zwar von jedem auf seiner Seite, dem Meister wieder gegeben wird. Alsdenn giebt er auf gleiche Weise die Parole des laufenden Jahres.

Sind besuchende Brüder eines andern Systems zugegen, so schließen solche sich, nach ausgegebener Parole, an die Kette an, und der Meister spricht mit lauter Stimme folgendes


Gebet.

O. du, großer und höchster Baumeister des Ganzen, dessen Allmacht die Welt ins Daseyn gerufen, und allem, was ist, sein Wesen gegeben hat; o du, dessen Sonnenhelleres Auge die Werke der Schöpfung segnend durchschauet, gieb, wir bitten dich, glücklichen Erfolg dem Eifer des wahren Maurers, und deinen Segen zu seiner Arbeit. Laß das große Gebäude, daran wir arbeiten, auf Weisheit gegründet, durch Schönheit gezieret und durch Starte unterstützet seyn. Laß unsre Versammlung, durch jede gesellige Tugend erleuchtet, die Wohnung und ruhigen Zufluchtsort einer anständigen Freiheit und wechselseitigen aufrichtigen Zutrauens seyn! Laß die Kette einer vollkommnen und brüderlichen Freundschaft unter uns so stark seyn, daß nichts sie jeweils zerreißen könne.

Amen!

Nachdem dies Gebet geendigt ist, läßt der Meister die Kette lösen; die Brüder bleiben stille stellen; er löscht stillschweigend die drei grossen Lichter um die Tafel aus; tritt hinter den Altar und löscht auch die auf dem dreiarmigten Leuchter aus, und die Brüder Aufseher thun ein Gleiches bei den ihrigen.

Der Mstr.

Brüder Aufseher, was ist nun endlich die Glocke?

Antw. Die Brüder Aufseher sagen die Stunde, welche es wirklich nach der Uhr ist. Der Meister grüßt alle Brüder, welche solches durch eine tiefe Verbeugung erwiedern, ihre Degen einstecken und sich entkleiden.


Ende des Lehrllngs-Rituals.

</poem>


Tischgebet bei Eröfnung einer Tafelloge.


Großer Baumeister der Welt!
wir bitten dich, gesegne uns diese Nahrung, welche wir in heiliger Freude und geselliger Freundschaft genießen wollen, zu deiner Ehre und zu unserm Glücke.
Amen!


Gebet nach Tische vor dem Schluß der Tafelloge.


Großer Baumeister der Welt!
Wir danken dir für die uns geschenkte Nahrung, und bitten dich, Herr, unsre Arbeiten ferner zu segnen und zu beschützen, um Frucht zu bringen zu deiner Ehre und zu unserm Glücke,
Amen!

N. B.
Alle freymaurerische Gebete werden von dem Meister der Loge hergesagt.


Historischer Unterricht in Fragen und Antworten

für den auf dem General-Convent 5782 rektificirten Freymaurer-Lehrlingsgrad.


Erste Abtheilung,
1) Fr. Sind Sie ein Freymaurer Lehrling?
Antw. Mein« Brüder und Gesellen erkennen mich dafür.
2) Fr. Wie soll ich Sie dafür erkennen?
Antw. An meinem Zeichen, an dem Handgrif, an dem Wort und <m den Umständen meiner Lehrlings-Aufnahme.
3) Fr. Welches ist das Lehrlingszeichen?
Autw. Man giebl das ganze Zeichen (Halszeichen.)
4) Fr. Welches ist das Logenzeichen?
Antw. Man legt die Hand im Winkel, an den Hals; oder: das erste Tempo vom vorhergehenden Zeichen des Grades.
5) Fr. Wie wird der Handgrif (Berührung) gegeben?
Antw. Man giebt solchen.
6) Fr. Welches ist das Wort der Lehrlinge?
Antw. Ich will es Ihnen geben, wie ich es erhalten habe.
7) Fr. Sagen Sie mir den ersten Buchstaben, so will ich Ihnen den zweiten sagen.
Antw. Man buchstabirt das Wort.
8) Fr. Was bedeutet dieses Wort?
Antw. Gott hat mich erschaffen.
9) Fr. Welches ist das Losungs- und Erkennungswort der Lehrlinge?
Antw. T. b. l. k.. n.
10) Fr. Was bedeutet dieses Wort.?
Antw. Es ist der Name des ältesten Arbeiters in Metallen, dessen Wissenschaft uns die Formen der Werkzeuge verschafte, welche zur Aufführung unsers Gebäudes nöthlg sind.
11) Fr. Wozu dient den Lehrlingen dieses Wort?
Antw. Ihnen den Eintritt in die Loge zu verschaffen.

12) Fr. Wo sind Sie aufgenommen?
Antw. In einer gerechten und vollkommenen Loge, wo Einigkeit, Friede und Stillschweigen herrschen.
13) Fr. Was nennen Sie eine gerechte und vollkommene Loge?
Antw. Drei machen sie aus; aus Fünfen besteht sie und Sieben machen sie vollkommen.
14) Fr. Wie heißt die Loge?
Antw. Die Loge des heil. Johannis, und alle Logen haben diesen Namen.
15)Fr. Warum das?
Antw. Um uns an denjenigen zu erinnern, welcher von dem großen Baumeister der Welt erwählt war, das große Licht zu verkündigen, und welchen die Freymaurer zu ihren Schutzpatron erwählt haben.
16) Fr. Was stellet die Loge vor?
Antw. Den Tempel Salomons, wie er auf eine geheimnißvolle Weise wieder durch die Freymaurer erbauet ist.
17) Fr. Welche Gestalt hat die Loge?
Antw. Ein länglich Viereck.
18) Fr. Wie lang ist dieselbe?
Antw. Von Osten bis Westen.
19) Fr. Wie breit ist sie?
Antw. Von Norden nach Süden.
20) Fr. Wie tief ist sie?
Anlw. Von der Oberfläche der Erde bis zu deren Mittelpunkt.
21) Fr. Wie hoch ist sie?
Antw. Viele Maßen, ohne Hahl,
22) Fr. Warum antworten Sie so? (wie verstehen Sie das?)
Antw. Weil die Freymaurerey sich über die ganze Natur erstrecket, und weil alle Maurer, die auf der ganzen Oberfläche der Erde verbreitet sind, nur eine und dieselbe Loge zusammen ausmachen,
23) Fr. Worauf ist sie gegründet?
Antw. Auf drei große Pfeiler; nehmlich: Weisheit zum Erfinden, Schönheit zum Zieren und Stärke zum Ausfüllen,

24) Fr, Wie klopfen die Freymaurer?
Antw. Durch 3 Schläge; zwei geschwinde hintereinander und den lezten etwas langsamer und besonders.
25) Fr. Was bedeuten diese Schläge?
Antw. Die zwei ersten bedeuten den Eifer, womit der Freymaurer an das Werk (die Arbeit) geht, und der dritte die Aufmerksamkeit, welche zur guten Ausführung nöthig ist.
26) Fr. Welches sind die Arbeiten der Lehrlinge?
Antw. Die ihnen aufgegebenen Arbeiten fortzusetzen ohne sie zu schließen.
27) Fr. Wann werden sie dieselbe schließen?
Antw. Wann es dem sehr ehrw. Meister gefallen wird sie zu vollenden.

28) Fr. Was ist die Freymaurerey?
Antw. Eine Schule der Tugend und Weisheit, welche unter dem Schleyer der Symbolen diejenigen zum Tempel der Wahrheit führen, die solche lieben und suchen.
29) Fr. Worin bestehen ihre Geheimnisse?
Antw. In dem Ursprung, der Stiftung und dem Zweck des Ordens.
30) Fr. Was haben Sie in der Loge als Lehrling gethan?
Antw. Ich habe gelernt meine Leidenschaften zu überwinden, meine Vorurtheile zu unterdrücken und meinen Willen zu unterwerfen, um neuen Fortgang in der Freymaurerey zu machen.
31) Fr. Woran arbeiten die Lehrlinge?
Antw. An dem rohen Stein, um ihn eben zu machen.
32) Fr. Wie reisen die Lehrlinge?
Antw. Von Westen nach Osten.
33) Fr. Warum?
Antw. Um das Licht zu suchen.

34) Fr. Wie viel Abteilungen hat der Tempel?
Antw. Drei; die Halle, den innern Tempel und das Allerheiligste.
35) Fr. In welcher Abtheilung sind Sie zum Lehrling aufgenommen?
Antw. Im Vorhofe (in der Halle.)
36) Fr. Was haben Sie im Vorhof (in der Halle) angetroffen?
Antw. Eine Steige von 7 Stuffen, worauf man durch 3 und 7 steigt, um zur Thüre des Tempels zu kommen.
37) Fr. Sind Sie diese Steige hinaufgestiegen?
Antw. Ich habe die 3 ersten Stuffen erstiegen, aber da meine Zeit noch nicht gekommen war, so . ließ man mich wieder zurück steigen.
38) Fr. Was haben Sie mehr vorgefunden?
Antw. Zwei große Säulen am Eingang des Tempels, auf deren einen zur rechten Hand der Buchstabe J befindlich war.
39) Fr. Was bedeutet dieser Buchstabe?
Antw. Es ist der Anfangsbuchstabe von dem Wort meines Grades.
40) Fr. Wozu dient diese Säule?
Antw. Die Lehrlinge versammelten sich bei derselben, um ihren Lohn zu erhalten.
41) Fr. Haben Sie den Ihrigen erhallen?
Antw. Ich bin zufrieden.


Zweite Ablheilung.

42) Fr. Wie haben Sie den Eintritt in die Loge erhalten?
Antw. Durch 3 große Schläge.
43) Fr. Was bedeuten diese 3 Schläge?
Antw. Drei Verheißungen der heil. Schrift: Bittet, so wird euch gegeben; suchet, so werdet ihr finden; klopfet an, so wird euch aufgethan.
44) Fr. Wie waren Sie bei Ihrem Eintritt in die Loge gekleidet?
Antw. Ich war weder nackend noch bekleidet und alles Metalls beraubt.
45) Fr. Warum hat man Sie entkleidet?
Antw. Um mich zu belehren, daß ich in eitle Dinge kein Vertrauen setzen und mich durch den Schein nicht betrügen lassen sollte.
46) Fr. Warum hat man Sie des Metalls beraubt?
Antw. Weil der Tempel Salomonis von so bereiteten Materialien aufgebauet war, daß man kein Geräusch irgend eines Werkzeugs vernahm, wie solcher errichtet wurde.
47) Fr. Was wurden Sie bei Ihrem Eintritt in die Loge gewahr?
Antw. Nichts, was der menschliche Verstand begreifen konnte, indem ich des Lichts beraubt war.
48) Fr. Warum waren Sie des Lichts beraubt?
Antw- Um mich für alle Zerstreuung zu sichern und vor aller eiteln Neugierde zu behüten.

49) Fr. Wer hat Sie bei Ihrem Eintritt in die Loge empfangen?
Antw. Der zweite Br. Aufseher, der mir nachher zum Führer gegeben wurde.
50) Fr. Was machte er mit Ihnen?
Antw. Er ließ mich drei verschieden« Reisen lhun, während welcher Zeit der Meister mir heilsam« Regeln gab.
51) Fr. Was geschah Ihnen weiter?
Antw. Er ließ mich die 3 ersten Stuffen des Tempels besteigen, und wieder zurücksteigen, und durch 3 Schritte brachte er mich zum Altar in Osten.
52) Fr. Was geschah Ihnen in Osten?
Antw. Der sehr ehrw. Meister ließ mich das rechte Knie auf das Winkelmaß setzen, die rechte Hand auf das Evangelium St. Johannis legen, in der linken die Spitze eines Zirkels auf das Herz halten und in dieser Stellung die Verpflichtung der Freymaurer abstatten.
53) Fr. Was geschah Ihnen weiter?
Antw. Ich versiegelte meine Verpflichtung durch Blut, und der sehr ehrw. Meister nahm mich zum Freymaurer auf, durch drei Schläge mit seinem Hammer auf den Knopf des Zirkels.

54) Fr. Was machte er weiter mit Ihnen?
Antw. Er schickte mich nach Westen zurück, wo ich sogleich ein schwaches Licht, und nachher ein großes Licht erblickte.
55) Fr. Was haben Sie gesehen, wie man Ihnen das Licht gab?
Antw. Drei große Lichter.
56) Fr. Was bedeuten diese drei großen Lichter?
Antw. Die Sonne, den Mond und den sehr ehrw. Meister.
57) Fr. Welche Beziehung ist zwischen der Sonne, dem Mond und den Meister?
Antw. Wie die Sonne die Welt bei Tage erleuchtet, und der Mond bei Nacht, so erleuchtet der Meister allezeit die Loge durch seinen Rath und durch seine Einsichten.
58) Fr. Was haben Sie weiter gesehen?
Antw. Einen dreiarmigten Leuchter auf dem Altar in Osten.
59) Fr. Was bedeutet derselbe?
Antw. Die dreifache Macht, welche die Regierung der Loge vorschreibt, und die durch den sehr ehrw. Meister und die beiden Aufseher vorgestellt wird.
60) Fr. Haben Sie weiter nichts gesehen?
Antw. Die Tafel der Loge,, welche ein längliches Viereck, zur Nachahmung des salomonischen Tempels vorstellet und alle geheimnißvolle Sinnbilder der Maurerey enthält.


Dritte Ablheilung.

61) Fr. Können Sie mir die Erklärung der maurerischen geheimnißvollen Sinnbilder, der Mobitten, Kleinodien und Zierrathen geben?
Antw. Ich hoffe es, bin aber dessen nicht ganz sicher.
62) Fr. Warum antworten Sie also?
Antw. Weil ein Lehrling noch nichts selbst beurtheilen kann, und daher noch über alle Dinge in Zweifel und Ungewißheit bleibt.
63) Fr. Wie viel sinnbildliche Mobilien haben Sie?
Antw. Sechs, nehmlich 3 bewegliche und 3 unbewegliche.
64) Fr. Welches sind die beweglichen?
Antw. Der Zirkel, die Kelle und der Hammer.
65) Fr. Warum rechnen Sie nicht auch die Bibel dazu?
Antw. Sie bedeutet die Macht, welche dem sehr ehrw. Meister anvertaut, und die auf das Gesetz selbst gegründet ist, welches die Loge ausmacht.

66) Fr. Wozu dienet der Zirkel?
Antw. Er dienet dazu, die Plane zum Bau des maurerischen Tempels nach rechten Verhältnissen zu zeichnen, und die Richtigkeit des Ganzen zu beweisen.
67) Fr. Wozu dienet die Kelle?
Antw. Sie dienet dem Freymaurer, für das Laster Gefängnisse, und für die Tugend Tempel zu erbauen.
68) Fr. Wozu dienet der Hammer?
Antw. Er dienet den Lehrlingen, den rohen Stein zu bearbeiten, und solchen eben zu machen; denen Gesellen die bereiten Materialien in Arbeit zu nehmen, und in der Hand des sehr Ehrw. Meisters ist er das Sinnbild der Stärke, um alle Arbeiter zu ordnen und zusammen zu halten.
69) Fr. Welches sind die unbeweglichen?
Antw. Der rohe Stein, der kubische Stein und das Reißbrett.
70) Fr. Für wen sind sie bestimmt?
Antw. Der rohe Stein für die Lehrlinge, um ihn eben zu machen, der kubische Stein für die Gesellen, um ihre Werkzeuge darauf zu schärfen, und das Reißbrett für die Meister, ihre Risse darauf zu zeichnen.
71) Fr. .Was bedeutet der rohe Stein?
Antw. Er ist ein Sinnbild von der Unwissenheit des Lehrlings, und von der Arbeit, die er an sich selbst zu thun hat, um zum wahren Lichte kommen zu können.
72) Fr. Was bedeuten der kubische Stein und das Reißbrett?
Antw. Dies ist mir noch unbekannt.

73) Fr. Haben Sie Kleinodien in der Loge?
Antw. Ja, drei Kleinodien.
74) Fr. Welche sind es?
Antw. Das Winkelmaß, die Wasserwaage und das Senkbley.
75) Fr. Für wen sind diese Kleinodien bestimmt?
Antw. Das Winkelmaß für den sehr ehrw. Meister, die Wasserwaage für den ersten, und das Senkbley für den zweiten Aufseher.
76) Fr. Was bedeutet das Winkelmaß?
Antw. Es ist das Sinnbild von der Vollkommenheit der Arbeiten der Loge, deren Plan der sehr Ehrw. anordnet.
77) Fr. Was bedeutet die Wasserwaage?
Antw. Sie ist das Sinnbild von der Regelmäßigkeit, und der erste Aufseher ist damit geschmückt als Aufseher bei den Arbeiten der Brüder am Tempel der Tugend.
78) Fr. Was bedeutet das Senkbley?
Antw. Es ist ein Sinnbild von der Festigkeit der maurerischen Arbeiten; daher ist es dem zweiten Aufseher bestimmt, welcher dahin sehen muß, daß alle Brüder die Gesetze und Vorschritten des Ordens genau beobachten.

79) Fr. Wie viel Zierrathen sind in der Loge?
Antw. Das mosaische Pflaster, welches den Fußboden (die Schwelle) an der Thür des Tempels zieret; die zackige Quaste (mit Spitzen gezierte Franze) welche den innern Theil, und der flammende Stern, welcher den Mittelpunkt bezeichnet und erleuchtet.
80) Fr. Wozu dient das mosaische Pflaster?
Antw. Es bedeckt den Eingang der unterirdischen Gänge des Tempels, zwischen den beiden Säulen.
81) Fr. Wozu dienet die zackigte Quaste?
Antw. Sie dienet das Aeußere des Obernlheils vom Vorhänge zu zieren, welches den Tempel vom Allerheiligsten absondert.
82) Fr. Was stellet der flammende Stern vor?
Antw. Es ist mir noch unbekannt, da ich ihn nicht betrachten können.

83) Fr. Warum sind Sonne und Mond auf der Logentafel vorgestellet?
Antw. Sie sind das Sinnbild von den Arbeiten der Freymaurer, welche Tag und Nacht ohn Unterlaß arbeiten müssen, um sie vollkommner zu machen.
84) Fr. Wem vergleichen Sie besonders die Sonne?
Antw. Dem sehr Ehrw. Meister, welcher die Loge mit seinen Einsichten erleuchtet, wie die Sonne den Erdboden.
85) Fr. Wem vergleichen Sie den Mond?
Antw. Den Brüdern Aufsehern, denn so wie der Mond die Sonnenstrahlen aufnimmt und wieder von sich wirft, um uns bei Nachtzeit zu leuchten, so nehmen auch die Aufseher die Befehle des Meisters an, und vertheilen sie über die ganze Loge.

86) Fr. Was bedeutet die Einfassung der Tafel?
Antw. Sie dienet dazu, alle geheimnißvolle Sinnbilder der Freimaurer unter einen Anblick zu bringen.
87) Fr. Was bedeuten die vier Weltgegenden, die auf dem Rande der Tafel bemerkt sind?
Antw. Die Allgemeinheit des Ordens, welcher in allen 4 Welttheilen verbreitet ist, und die Vereinigung aller dieser Theile.
88) Fr. Warum ist der salomonische Tempel ein Sinnbild der Freymaurer?
Antw. Um sie daran zu erinnern, daß sie in ihren Herzen der Tugend einen Tempel errichten sollen, und zwar in eben solchem Grade der Vollkommenheit, wie der salomonische Tempel hatte.

89) Fr. Wie alt sind Sie, als Lehrling?
Anlw. Ueber drei Jahr.
90) Fr. Was verstehn Sie darunter?
Antw. Die drei geheimnißvollen Reisen, welche ich um den Tempel gethan, und die 3 Stuffen, die ich erstiegen habe, um mich selbigen zu nähern.
91) Fr. Wie soll sich ein Freymaurer von andern Menschen unterscheiden?
Antw. Durch eine thätige und kluge Wohlthätigkeit; durch eine edle und erhabne Denkungsart, und durch einen unsträflichen Lebenswandel.
92) Fr. Was ist das Sinnbild des Lehrlingsgrades?
Antw. Eine von obenherab zerbrochne Säule, welche auf ihrem Fußgestell annoch feste steht, mit der Inschrift: Adhu stat.
93) Fr. Wann fängt die Arbeit an?
Antw. Um hoch Mittag.
94) Fr. Zu welcher Zeit wird die Loge geschlossen?
Antw. Um hoch Mitternacht?


Moralischer Unterricht des Freymaurer Lehrlings-Grades,

nebst Erklärung der Gebräuche bei der Aufnahme, entworfen auf dem General-Convent im Julius und August 5782.


frz.
http://hautsgrades.over-blog.com/article-maitre-x-instruction-morale-du-grade-d-apprenti-franc-ma-on-67873431.html



Mein Bruder!

Ihre Aufnahme in unsern Orden ist eine der merkwürdigsten Begebenheiten Ihres Lebens. Noch vor einen Anblick mitten unter den Sterblichen, welche auf der Oberfläche der Erde unthätig hinleben, sind Sie jezt davon abgesondert. Von heut an, machen Sie mit uns eine besondre Classe von Menschen aus, die sich aus Neigung und Pflicht der Ausübung der Tugenden und der Erforschung dahin führender Kenntnisse gewidmet haben.
Sie sehen das Licht, mein Bruder, allein sein Glanz scheinet Ihnen nur Ihre Unwissenheit vorzuwerfen. Man hat Sie Prüfungen und Gebräuchen unterworfen, deren Bedeutung Sie nicht kennen; und vor sich sehen Sie Sinnbilder und Hieroglyphen, deren Sinn Ihnen annoch verborgen ist. Der Schleyer, welcher unsre Geheimnisse bedeckt, kann für Sie nicht weggenommen werden, als insofern Ihre eigene Einsicht ihn durchdringet; der erste Augenblick Ihres Eintritts in unsern Orden ist dazu nicht hinreichend. Ihre völlige Aufklärung wird daher dereinst die Belohnung Ihres Eifers. Ihrer Tugenden und Ihrer Beständigkeit seyn.

Da ich indessen heute von der sehr Ehrw. Loge den Auftrag habe, Ihnen über die fürnehmlichsten Umstände Ihrer Aufnahme Unterricht zu geben, so muß ich Ihnen die Erklärungen, welche sich für Ihren Grad schicken, mittheilen. Hören Sie solche mit Aufmerksamkeit an. Sie sind geschickt, Ihren Geist zu erheben, Ihr Herz zu unterhalten und Ihren Verstand auf lange Zeit zu beschäftigen.

Man machte den Anfang damit, Sie an einem dunkeln, entlegnen einsamen Ort zu bringen, wo Sie sowohl von denen abgesondert waren, welche Sie verlassen hatten, als von denen, bei welchen Sie zu seyn wünschten. Man hat Sie dadurch lehren wollen, daß der Weise im Stillschweigen, in der Einsamkeit und in der Ruhe der Sinne sich von Leidenschaften und Vorurtheilen befreie und sichre Schritte auf dem Wege der Tugend und Wahrheit mache.
Man zeigte Ihnen daselbst die Abbildung des Todes, um Sie zu lehren, daß der Mensch um gut zu leben, oft an den Augenblick denken müsse, wo dies Leben verlassen wird.
Die drei Fragen, welche man Ihnen daselbst zum weitern Nachdenken vorlegte, hatten die Absicht, Ihnen einiges Licht über die Beschaffenheit eines wahren Freymaurers und den Grund aller seiner Pflichten zu geben, und der sehr Ehrw. Meister hat Ihnen eben diese Gegenstände in den drei Lehren wiederholt; welche Sie während Ihrer Reisen von ihm erhalten. Die Vorsicht, welche man bei Ihrer Vorbereitung anwandte, um Ihre wahren Beweggründe und Gesinnungen zu erfahren, beweisen Ihnen die Vortreflichkeit des Ordens, und das Erhabene seiner Arbeiten, welche die größte Vorsicht bei der Auswahl der Mitglieder erfordert, die man an seinen Geheimnissen Theil nehmen lassen will.

Man hat Ihnen Ihren Degen als ein Sinnbild der Stärke abgefedert, um Ihnen bei dessen Zurückerhaltung den einzigen wahren und rechtmäßigen Gebrauch desselben als Freymaurer bekannt zu machen. Man hat Ihnen Ihren Huth abgenommen, als ein Sinnbild des Ansehns, (der Superiorität) um Sie zu der Gelehrigkeit vorzubereiten, welche Sie denen schuldig sind, welche den Auftrag Sie zu unterweisen und zu leiden haben.
Aller sinnlicher Genuß, welcher durch die Kleinodien und Metalle abgebildet wird, ist der Abwechslung des Glücks unterworfen, und stellet den Menschen oft der Unannehmlichkeit bei seiner Entbehrung blos. Man hat Ihnen diese Symbole abgenommen, um Ihnen zu zeigen, wie gefährlich es sey, sich zu sehr an diese Sinnlichkeiten zu hängen, und um Sie zu lehren, daß man in sich selbst zurückgehen müsse, um sich einen wahrhaftern und beständigeren Genuß zu verschaffen.
Man hat Ihnen Ihre Kleider abgenommen, und Sie sind weder nackend noch bekleidet in die Loge geführt: dies geschah Ihnen zu zeigen, daß alles äußern Unterschieds ungeachtet, die Menschen einerley Ursprung haben, bei ihrer Geburth gleich sind, und daß kein wahrer Unterschied unter ihnen statt finde, als den Verdienst und Tugend machen.

Allein wann der aufgeklärte Freymaurer gleich diesen Werth der Tugend über alles schätzet, so ist es dennoch gleichfalls seine Pflicht den Unterschied zu. rhren [besser: ehren], welchen die göttliche Vorsehung in Hinsieht des Standes und des Rangs bestimmet oder zugelassen hat.

Endlich hat man Ihnen die Augen verbunden; in diesem Zustand der Finsterniß brachte man Sie an die Thüre der Loge; da wurden Sie durch drei Schläge als ein Suchender angekündigt, und diese drei Schläge verschaften Ihnen den Eintritt.
Sie fühlten in der That ihre Unwissenheit in Ansehung unsrer Geheimnisse; man hatte sich überzeugt, daß Sie aufrichtig sich deren zu befreien wünschten, und zwar in der Hofnung, unter uns besser zu werden; daß Sie über diesen Ihren Zustand unruhig wären, und den nächsten und sichersten Weg zum Licht giengen; allein eine eitle Neugierde hätte Sie zerstreuen, ein falsches Licht hätte Sie irre führen können: man sezte Sie also in einen Zustand, wo Sie sich von denen mußten führen lassen, denen Sie sich einmal anvertraut hatten, und Sie haben den Vortheil davon erfahren.
Die drei Schläge zeigen Ihnen, daß, bei einem brünstigen und reinem Verlangen man nicht umsonst bitte, suche und anklopfe; und der Eintritt in die Loge wurde Ihnen verstattet. Fahren Sie also in solchen Gesinnungen fort zu bitten, zu suchen und anzuklopfen; dies ist das einzige Mittel zu einem glücklichen Ende Ihrer Hofnungen zu gelangen.

Wie Sie als Anhaltender in die Loge geführt waren, wurden Sie den Händen eines Ihnen unbekannten Führers übergeben; allein er kannte Ihre Wünsche, und sein Amt war Ihnen darin beizustehen. Der sehr ehrw. Meister hatte ihm den Befehl dazu gegeben, und ermunterte Sie, in ihm ein völliges Vertrauen zu setzen. Konnten Sie ihm dies abschlagen? Sie waren in der Finsternis und ohne seinen Beistand konnten Sie sich nicht davon befreien!
Nachdem der sehr ehrw. Meister von der Aufrichtigkeit ihres Verlangens, von der Standhaftigkeit ihrer Entschlüsse, und von der Einwilligung der Loge überzeugt war, so überließ er sie denen von Alters her eingeführten Prüfungen, denen Sie nothwendiger Weise unterworfen werden mußten, und ohne welche Sie nicht aufgenommen werden konnten.

Diese Prüfungen sind Ihnen durch 3 geheimnißvolle Reisen abgebildet, welche Sie auf verschiednen Wegen mit verbundenen Augen um die Loge machen mußten, wobei die Spitze eines bloßen Degens auf ihre Brust gerichtet war: Allein Sie hätten solche nicht ohne einen sichern und treuen Leiter ihrer Schritte machen können: Dieser Führer ward Ihnen gegeben, und er wird sie nie verlassen, wann Sie ihn nicht selbst fliehen. Der zweite Aufseher wurde befehligt, Ihnen während dieser Reisen, dessen Geschäfte sinnlich vorzustellen, allein, ehe Sie diese Reisen antraten, wurden Sie als ein Leidender erklärt.

Mein Bruder, es ist nicht seltener Menschen zu sehen, welche etwas zu wünschen suchen, und in ihrem Verlangen darnach beharren; die Neugierde kann oft ganz allein hierzu die Anleitung seyn: Alle Menschen haben einen Trieb zu Wissen, zu Erkennen, und die mehresten betrügen sich selbst in Ansehung ihrer Gründe zu diesem Nachforschen; sie schmeicheln sich auch damit, diejenigen hintergehen zu können, deren Hülfe sie dazu nöthig haben; allein ein geübtes Auge kann hier nicht betrogen werden, man bleibt taub bei ihren Bitten, und kein Mund thut sich auf, bis man das charakterische Zeichen der Aufrichtigkeit und Reinigkeit ihrer Wünsche gewahr wird. Aber weit seltener ist es, einen freiwilligen Entschluß bei ihnen zu sehen, zu Leiden, um zu finden; die Eigenliebe, die Vorurtheile und die Entäußerung zum Opfer darzubringen, welches die Liebe zur Wahrheit an die Hand giebl und verlangt.

Indessen ist dies allein der Charakter des wahren Verlangens und Anhaltens, und daher hat der sehr ehrw. Meister Sie mit dem Namen des Leidenden belegt. Dieser dreifache Zustand des Suchenden, des Anhaltenden und des Leidenden ist so genau bei dem, der eine Sache wünscht, verbunden, daß man sich für verbunden hielt, Ihnen solchen durch die drei verschiedenen Reisen erinnerlich und vorstellig zu machen. Diese drei im dunkeln zurückgelegte Reisen bilden Ihnen die unangenehme Laufbahn ab, welche der Mensch zu durchwallen hat; die unermeßliche Arbeiten an seinem Verstand und Herzen, und der Stand der Entbehrung, darin er sich befindet, wenn er seinen eigenen Einsichten überlassen ist.
Der aufs Herz gerichtete Degen bedeutet die Gefahr der falschen Vorstellungen, welchen er auf dieser seiner Laufbahn ausgesetzet ist; Blendwerke, die er nicht von sich entfernen kann, als wann er unablässig über seine Begierden wacht und sie zu reinigen suchet. Die Finsterniß, wovon Sie umgeben waren, ist zugleich ein Bild derjenigen, welche alle Dinge beim Anfang Ihrer Entstehung umgaben. Und endlich stellet der unbekannte Führer, der Ihnen zu dieser Reise gegeben wurde, Ihnen den Strahl des Lichts vor, der in jedem Menschen befindlich ist, durch den allein er die Liebe zur Wahrheit empfindet und bis in ihrem Tempel kommen kann.

Wie Sie nun in den Tempel treten sollten, ließ man Sie die drei ersten Stuffen ersteigen, aber, da ihre Zeit noch nicht gekommen war, blieb die Thüre verschlossen, man ließ Sie wieder heruntersteigen; der sehr ehrw. Meister ermahnte Sie, durch diese Hindernisse nicht muthlos zu werden, indessen erhielten Sie durch diesen ersten Versuch ein dreijähriges Alter, als die erste geheimnißvolle Zahl des Ordens.

Sie wurden durch drei Winkelschritte nach Osten geführt, und nach dreimaliger Aufforderung es zu gestehen, ob es Ihr eigener und freier Wille sey, aufgenommen zu werden, sezten Sie das rechte Knie aufs Winkelmaß, die Spitze des Zirkels auf die Brust und riefen den großen Baumeister der Welt als Zeugen Ihrer Verbindungen an.
Die drei maurerischen Schritte, wodurch Sie sich nach Osten begaben, erinnern Sie an das, was Sie dem Urheber aller Dinge, ihren Brüdern und sich selbst schuldig sind. Das Winkelmaß bedeutet, daß Sie hoffen können, zum wahren Licht in Osten zu gelangen, wenn Sie alle diese Pflichten genau und regelmäßig erfüllen. Die Aufforderung, welche Ihnen geschah, lehret Sie, daß, so wie der Mensch durch den Mißbrauch seiner Freiheit das Licht verloren habe, er auch durch festen und unwandelbaren Entschluß in Ausübung des Guten solches wieder erhalten könne. Der Zirkel aufs Herz gesezt, ist ein Sinnbild der Wachsamkeit in Unterdrückung ihrer Leidenschaften und Ordnung ihrer Begierden; und ihre Verbindung ist ein unauflößliches Band an alles dasjenige, was Sie Gott und ihren Brüdern versprochen haben.

Bei Ablegung dieser Verpflichtung hielten Sie Ihre rechte Hand auf das Evangelium und auf den über solches liegenden Degen des Meisters. Das Evangelium ist das Gesetz des Maurers, welches er ohn Unterlaß überdenken und befolgen muß. Der darüber gelegte Degen bedeutet die Stärke des Glaubens an dieses Wort der Wahrheit, ohne welchen das Gesetz allein den Maurer nicht zum wahren Lichte bringen kann.

Ich muß Ihnen hier gestehen, daß man aus weiser und kluger Vorsichtigkeit, auf einer allgemeinen Versammlung des Ordens, die bis dahin gebräuchliche Formul des Freymaurer Eides verändert, und von dieser Zeit an die Verpflichtung erwählt habe, welche von Ihnen abgelegt worden. Da indessen die alte Formul auf die Geheimnisse des Ordens einigen Bezug zu haben scheinet. so hat der General-Convent, ob er gleich ihren künftigen Gebrauch aufgehoben, dennoch festgesetzet solche in dem Unterricht, der Ihnen jezt gegeben wird, beizubehalten, und ich will sie Ihnen also jezt meiner Pflicht nach, verlesen.


Alte Formel des Freymaurer Lehrlings-Eides.


„Ich N. N. schwöre und gelobe auf das heilige Evangelium in Gegenwart des allmächtigen Gottes, des großen Baumeisters der Welt und vor dieser ehrwürdigen Versammlung der Freymaurer, daß ich die Geheimnisse der Freymaurerey, welche mir jezt oder künftighin anvertrauet werden, weder schreiben, stechen, drucken lassen, oder durch Worte und Charaktere in welcher Sprache es sey, so wenig selbst als durch andere entdecken will.
Gleichmäßig gelobe ich, mich gegen niemand als einen Freymaurer zu erkennen zu geben, wen ich nicht vorher als einen solchen und zu einer wahren und rechtmäßigen Loge gehörig erkannt und mich davon durch die genaueste Untersuchung überzeugt, und ihn durch die gewöhnlichen Zeichen und Mittel geprüft habe; ferner nie eine Loge zu besuchen, (mich zu einer Loge zu halten) deren Rechtmäßigkeit nicht völlig bewiesen ist.

Wenn ich jemals dieser übernommenen Verbindung zuwider handle, so willige ich zugleich darein, daß mir der Kopf abgehauen, das Herz ausgerissen, meine Zunge und Eingeweide herausgenommen, der Körper zu Asche verbrannt und solche in den Wind zerstreuet werde, damit kein Gedächtniß von mir weder unter den Menschen noch den Brüdern Freymaurern übrig bleibe.
So wahr mir Gott helfe!"


Ich kehre zur fernem Erklärung der bei Ihrer Aufnahme vorgefallenen Ceremonien zurück. Sie haben Ihre Verbindung durchs Blut versiegelt und find durch drei Hammerschläge auf den Zirkel, dessen Spitze auf Ihr Herz gerichtet war, zum Freymaurer aufgenommen worden. Das Blut soll Sie daran erinnern, daß der Bund des Herrn mit Abraham, dem Vater des auserwählten Volks durchs Blut gestiftet worden; daß durch Blut das. dem Moses auf Sinai gegebene Gesetz im Tempel in Ausübung gebracht wurde, und daß endlich das Gesetz der Gnade gleichfalls durchs Blut gestiftet und fortgepflanzet worden. Die drei Schläge aufs Herz schildern Ihnen die fast unglaubliche Vereinigung des Geistes, der Seele und des Leibes [siehe: 1. Thess. 5, 23] in Ihnen, welche das große Geheimniß des Menschen und des Maurers ist, und durch den Tempel Salomonis abgebildet wird.

Sie sind nachher wiederum nach Westen zurückgeführet worden, um daselbst das Licht zu erhalten, aber sein erster Strahl war so schwach, daß Sie kaum die Gegenstände unterscheiden konnten; indessen war er hinreichend Ihnen zu zeigen, daß alle Degen gegen Sie gekehret waren.
Mein Bruder, diese Degen bedeuten die unendlichen Gefahren, welche den Menschen in seiner finstern Wohnung umgeben, und die er nur dann gewahr wird, wenn er anfängt sich selbst zu erkennen. Dieser schwache Strahl des Lichts, den Sie erhielten, ist eine der wichtigsten Lehren, die der Orden Ihnen geben konnte. Sie kamen aus einer tiefen Dunkelheit, welche Ihnen die Finsternisse abbildet, worin der Mensch steckt, der sich noch nicht selbst untersuchet und doch schon alles zu kennen glaubt. Sie verlangten nach dem Lichte, aber ihre Augen waren zu schwach, es in seinem Glanz zu betrachten.
Man mußte Sie dazu durch nützliche Vorsicht vorbereiten. Gewöhnen Sie sich bei Zeiten, mein Bruder, zu bedenken, daß, ob schon das Licht gemacht sey, alle Menschen zu erleuchten, dennoch nicht alle Augen desselben gleich empfänglich sind. Vorurtheile machen oft eine Brustwehr. so seine Klarheit nicht durchdringen kann. Seine Stärke ist siegreich, wenn es sich ausbreitet, allein diese Stärke muß durch ein sehr reines Verlangen aufgefordert werden; aber zum Unglück halten viele Maurer ihre Neugierde für ein wahres Verlangen und glauben sich zu allem würdig. Vermeiden Sie diesen Stein des Anstoßes, er könnte traurige Folgen für Sie haben, wann Sie dadurch die wesentlichen Eigenschaften vernachlässigten, welche Sie mit Sorgfalt zu erwerben suchen müssen.

Hüten Sie sich vor allem, sich zum Richter über ihre eigene Verdienste auszuwerfen; arbeiten Sie als Lehrling daran, sich alles dessen würdig zu machen, was Ihnen nützlich seyn könnte, und verlassen Sie sich auf die Sorgfalt der Meister, deren Pflicht es seyn wird, Ihnen entgegen zu kommen, wann Sie auf den Weg gelangt sind, der zu ihnen führet. — Man hat Sie wieder in die Dunkelheit versezt, und nachher Ihnen das Licht in allem seinen Glanze gegeben, und alsdann sahen Sie, wie alle Brüder zu ihrer Vertheidigung bewafnet waren, und zugleich erblickten Sie alle andre Gegenstände, welche die Loge Ihnen darbieten konnte. Dadurch belehrte man Sie, daß, so schwach auch das Licht sey, welches der Mensch bei seiner Geburt mit sich bringt, er es dennoch, wenn er es vernachlässigt, gänzlich verlieren und in die tiefste Finsterniß zurück sinken könne; aber auch, daß es ihm möglich sey, es durch den guten Gebrauch sehr zu vergrößern, und daß er selbst hoffen müßte, dadurch die Wahrheit, ungeachtet der dicken Wolken, welche solche für den großen Haufen verbergen, dereinst zu entdecken. Dann wird er, wenn er die Augen zu einem neuen Tage eröfnet, mit Bewundern und Erstaunen die Menge der Hülfsmittel entdecken, welche die göttliche Güte um ihn her zu seiner Leitung und Beschützung angeordnet hat.

Die Flamme, welche vor ihren Augen brannte, und wie ein Blitz verlöschte, soll Sie lehren, daß der, welcher auf seine Talente und Entdeckungen stolz ist, sehr bald allen Vortheil davon verlieren könne, und daß Menschen und die Ehre dieser Welt vor ihn dahin schwinden, wie ein Schatte, und nichts als Reue in seinem Herzen zurück lassen.

Die Brüder Aufseher brachten Sie wiederum nach Osten, und da empfiengen Sie aus der Hand des sehr ehrw. Meisters die charakteristische Kleidung der Freymaurer, ihre Zeichen, Griff und das Wort des Grades, um sich zu erkennen geben zu können.

Der Orient oder Osten bei den Freymaurern bedeutet die Quelle und den Anfang des Lichts, welches der Maurer sucht. Dies Licht ist Ihnen durch den dreiarmigten Leuchter vorgestellt, welcher auf dem Altar in Osten steht als ein Sinnbild der dreifachen Allmacht des großen Baumeisters der Welt. Dieses Licht ist die erste Bekleidung der Seele. Die Kleidungsstücke, die man Ihnen gegeben, sind nur ein Bild davon, und die weiße Farbe derselben bezeichnet ihre Reinigkeit. Das Zeichen, welches man Ihnen gegeben, und welches den Kopf von dem Leibe absondert, soll Sie an die ursprüngliche Hoheit des Menschen über alle Thiere erinnern. Hüten Sie sich also die menschliche Natur mit der thierischen gleich zu stellen. Der Griff ist das Zeichen der brüderlichen Vereinigung, welche Sie mit allen Gliedern dein des Ordens eingegangen sind; und das Wort, welches man Ihnen gab, soll Sie an das schaffende Principium aller Dinge erinnern.


Man brachte Sie nach Westen zurück, um sich in Ihrem neuen Stand den Brüdern Aufsehern und dem Bruder, der Sie vorgeschlagen hatte, zu er. kennen zu geben, und diese versiegelten ihre Anerkennung mit einem brüderlichen Kusse; allein, mein Bruder, wenn Sie in einen von ihnen den Bruder wieder fanden, welcher Ihr erster Rathgeber war, so haben Sie auch unter den andern denjenigen wieder gefunden, welchen der sehr ehrw. Meister Ihnen in ihren dringendsten Angelegenheiten zum Führer gegeben hatte, und gewiß, diesem sind Sie vorzüglich Erkenntlichkeit schuldig. Ich lasse es Ihrem eigenem Nachdenken über, alles das Wichtige, was in diesem Bilde für Sie verborgen liegt, sich selbst zu erklären.

Hierauf befahl der Meister diesem ihren treuen Führer Sie die Arbeit auf dem rohen Stein zu lehren, und unter seiner Anführung machten Sie einen Versuch ihrer Kräfte in solcher Arbeit durch die Schläge ihres Grades. Dieser rohe Stein ist ein Sinnbild des Freymaurer-Lehrlings, welcher, bei Absonderung von dem Tumulte der Profanen -Gesellschaften, sich zu erkennen, seine Unwissenheit und sein dringendes Bedürfniß zur Arbeit an der Verbesserung seines ganzen Wesens zu erkennen anfängt. Diese 3 ungleiche Schläge, womit Sie die Arbeit anfiengen, zeigen Ihnen die Mittel, solche mit Nutzen fortzusetzen. Die ersten zwei geschwinde hinter einander folgenden Schläge bezeichnen das Gesetz der Natur, welches dem Menschen in dem ersten Weltalter gegeben war, und das geschriebene Gesetz, welches Moses auf Sinai für das zweite Weltalter erhielt; aber der dritte, davon abgesonderte Schlag, bezeichnet Ihnen das Gesetz der Gnade, für das dritte Weltalter, und die Stärke, welche für den Christen aus der Vereinigung aller dieser Gesetze und der Erfüllung der zwei ersten entstehet.

Die Tafel, welche Sie vor sich sehen, stellet den berühmten Tempel vor, welcher zu Jerusalem durch dem König Salomon zur Ehre des großen Baumeisters der Welt errichtet wurde. Er ist das Grundbild der Freymaurerey und der beständige Gegenstand des tiefsten Nachdenkens der Freymaurer. Sie können sich mithin nie zu viel daraus verwenden, den Sinn aller der Symbole zu erforschen, welche er Ihnen darbietet.
Ich werde mich in eine umständliche Erklärung derselben nicht einlassen; Sie werden solche in dem besondern Unterricht erhalten, welcher sich daraus beziehet und den Sie hören werden.


Sie haben, mein Bruder, jezt Materie genug zum Nachdenken erhalten; arbeiten Sie also selbst, den Sinn unserer Geheimnisse zu durchdringen; allein seyn Sie mißtrauisch gegen eine ausschweifende Neubegierde. welche Sie nur irre führen wurde. Denken Sie oft über die Fragen und Lehren nach, welche Ihnen heute vorgelegt sind; verabsäumen Sie die Hülfsmittel nicht, welche Ihnen zur Leitung Ihrer Schritte in der eben angefangnen Laufbahn dargeboten sind. Suchen Sie sich Ihre Muster aus, und fragen Sie diejenigen oft um Rath, welche Ihnen zu einer solchen Auswahl nach diesen Grundsätzen am würdigsten scheinen.
Ich zweifle keinesweges, mein Bruder, daß Sie bei Befolgung dieses Weges nicht dereinst den Augenblick selig preisen sollten, da man Ihren Augen dem Licht eröfnet hat.


Ritual des Gesellen-Grades,

als des zweiten Grades der rektificirten Freymaurerey.


Zu einer Gesellenloge ist die Loge eben so verzieret als für den ersten Grad, außer daß über dem Altar und vor dem ihn bedeckten Himmel ein stammender Stern mit 5 Spitzen gehängt ist, in dessen Mitte sich der Buchstabe G von Gold befindet und der hinlänglich erleuchtet wird. Vorn auf der Decke des Altars ist ein Gemählde mit folgender Inschrift des Grades: -- -- --

In Westen, gegen die Maurer, ist ein Spiegel angebracht und mit einem weißen Vorhang bedeckt, welcher Vorhang unten an dem Glase befestigt und so eingerichtet ist, daß er durch Hülfe einer Feder geschwinde auf und nieder gerollet werden kann. Auf diesem Vorhang ist folgende Inschrift:
Wenn du ein wahres Verlangen, Muth und Einsicht hast, so ziehe diesen Vorhang und lerne dich selbst kennen.

Der Spiegel wird durch eine nur eine Oefnung habende vor selbigem stehende Scheinlampe erleuchtet.

Der Tapis oder die Tafel der Loge ist dieselbe, wie im ersten Grade, nur daß annoch der Buchstabe B auf die Mitte der zweiten Säule in Süden gesezt wird.

[Christian M. Baumgartner zeigt (2007, 293) eine Arbeitstafel des 2. Grades. Klaus C. Feddersen ordnet sie der Strikten Observanz zu, Baumgartner definitiv dem System von Wilhelmsbad – was leider nicht zutrifft. Die Türe zum Tempel fehlt auch hier; die Steine liegen anderswo.]


Der Altar in Osten und die ganze Loge sind eben so, wie im Lehrlingsgrade, erleuchtet.

Die Brüder sind eben so in Ordnung gestellel.

Das Vorbereitungszimmer ist eben so ein- und zugerichtet, außer daß die drei für den ersten Grad daselbst befindliche Fragen ungerechnet, auch noch die drei dem Lehrling während seiner Reise gegebenen Regeln daselbst aufgehänget werden. Wenn der Br., welcher den neuen Gesellen in Vorschlag gebracht hat, oder der Pathe denselben eine Stunde vor der Aufnahme in dies Zimmer bringt, so ermahnt er ihn, diese Regeln wohl zu überlegen.

Wenn der vorbereitende Br. von dem sehr ehrw. Meister zum Candidaten geschickt wird, muß er ihn über seinen Grad, über die drei Fragen und über die drei Grundsätze des ersten Grads untersuchen. Der Unterricht für dies Geschäfte beim ersten Grad wird ihm auch zur Anleitung beim zweiten Grade dienen.
Wenn er sich von den guten Gesinnungen des Kandidaten überzeugt hat, fordert er ihm seinen Degen und Huth ab, und legt solchen auf den Fußschemel des Altars in Osten zur Seite des Meisters, nachdem er vorher seinen Rapport in der Loge abgestattet hat.

Wenn der einführende Br. oder Ceremonienmeister gleichfalls von dem sehr ehrw. Meister an den Candidaten geschickt ist und seine fortdauernde gute Gesinnungen bemerket, so läßt er ihn sein Lehrlingsschurzfell umlegen und bringt ihn an die Thüre der Loge, indem er mit seiner rechten des Lehrlings linke Hand ergreift und klopft als Lehrling an. Der Einzuführende ist übrigens in seinen gewöhnlichen Kleidern.
Wenn alles zur Arbeit bereitet ist, die Brüder ihre Plätze in der Loge eingenommen haben und die Lichter in der Loge herum angezündet sind, so benachrichtigt der Ceremonienmeister, in Begleitung der Aufseher und eines Bruders des dritten Grades, um den dreiarmigten Leuchter zu fragen, den sehr ehrw. Meister davon, welcher in eben der Ordnung, wie im Lehrlingsgrade, in die Loge eintritt.
Wenn der Meister vor dem Altar in Osten angelangt ist, so zündet er die drei großen Lichter um die Tafel an, und die Aufseher so wie der Sekretair, zünden ihre Lichter bei diesen großen Lichtern an. Bei der Zurückkunft des Meisters auf seinem Platz eröfnet derselbe die Lehrlingsloge nach dem Ritual solches Grades. Sind alsdenn einige Vorschläge zu thun oder einige Gegenstände, diesen Grad betreffend, abzumachen, so geschieht solches, und nach dessen Beendigung thut der Meister einen Schlag und sagt:
In Ordnung, meine Brüder!
Alle Brüder machen hierauf das Gesellenzeichen.
Der Meister zündet sodann mit einem an einer Stange befestigten Wachsstock den stammenden Stern stillschweigend an.

Nachher thut er einen Schlag, welchen die Aufseher wiederholen und sagt:
Brüder Aufseher! sagen Sie den Brüdern, daß ich die Gesellenloge eröfnen will!
Dies wird von beiden Aufsehern wiederholet.

NB.
Alle Fragen des Meisters bei der Oefnung und dem Schluß der Loge, so wie bei der Einführung und Aufnahme eines Candidaten, werden von dem ersten Aufseher an den zweiten Aufseher wiederholet, und dessen Antworten wiederholet der erste Aufseher an den sehr ehrw. Meister.

Der Meister sagt:
Fr. Bruder Aufseher, welche Absicht versammelt uns?
Antw. Das Verlangen uns selbst kennen zu lernen, um in der Freymaurerey weiter zu kommen.
Fr. Wie können wir dazu gelangen?
Antw. Durch aufrichtiges Verlangen, durch Muth und durch Verstand.
Fr. Warum ist uns diese Kenntniß nothwendig?
Antw. Weil sie uns lehrt, alle unsre Pflichten wohl zu erfüllen.
Fr. Wo sind diese Pflichten vorgeschrieben?
Antw. In dem Buch der Natur. Die ganze Welt dienet uns zum Spiegel und zum Unterricht.

Der Meister.
Meine Brüder! helfen Sie mir die Gesellenloge eröfnen!
Wenn die Aufseher dieses wiederholet haben, macht der Meister zweimal das hier beschriebene Gesellenzeichen hinter einander.
Das Zeichen wird folgendergestalt gemacht:
„Man legt die rechte Hand im Winkelmaß auf das Herz, zieht sodann solche horizontal nach der rechten Seite, und läßt sie perpendikulair an der rechten Hüfte herunter fallen, welches auch ein Winkelmaß macht. Mau legt nachher die Hand wieder aufs Herz, welches das Logenzeichen der Gesellen ist.“

Der Meister.
So eröfne ich denn diese Gesellenloge zu Ehren des großen Baumeisters der Welt — und vermöge meines Amts.
Er thut 6 Schläge, nehmlich 2mal 3. — v v—vv.
Wenn diese Schläge von den Aufsehern wiederholt sind, fährt der Meister fort:
Brüder Aufseher! sagen Sie den Brüdern auf ihren Colonnen, daß die Gesellenloge eröfnet sey.
Die Aufseher wiederholen solches.
Der Meister macht zum drittenmal das ganze Zeichen des Grades. Sodann geschehen die gewöhnlichen Ausrufungen durch 3 mal 3, aber kein Vivat wird gerufen.
Der Meister nöthigt die Brüder sich zu setzen, und sie stecken die Degen ein.




Wenn eine Aufnahme ist, schlägt der Meister den Candidaten vor, läßt die Protokolle, worin sein Eintritt bewilligt ist, verlesen, und verlangt nochmals die Einwilligung der Loge zur Aufnahme, welche auf gewöhnliche Weise gegeben wird.
Der Meister trägt dem vorbereitenden Bruder auf, sein Amt bei dem Candidaten zu thun, und wenn dieser davon seinen Bericht abgestattet hat, fordert der Meister zum zweitenmal die Einwilligung der Loge.
Nachher wird der einführende Br. zu dem Candidaten geschickt, um die Vorbereitung zu vollenden und ihn mit den gewöhnlichen Gebräuchen in die. Loge zu führen.
Während dieser Zeit läßt der Meister die maurerischen Regeln oder einen andern passenden Unterricht verlesen.

NB.
Wäre mehr als ein Bruder an dem nehmlichen Tag zum Gesellen aufzunehmen, so muß der zweite nicht eher in die Loge geführt werden, als wann die Aufnahme des ersten geendigt ist, und ehe man mit dem besondern Unterricht des Grades anfangt.

Wenn der einführende Bruder mit dem Candidaten an der Thür ist, so klopft er als Lehrling an.
Die Aufseher melden dem Meister daß geklopft werde, und dieser befiehlt zu sehen, wer da klopft?
Der einführende Bruder antwortet:
Es ist ein Br. Freymaurer-Lehrling, welcher begehrt zum Gesellen, aufgenommen zu werden.
Der Meister läßt ihm durch den zweiten Aufseher folgende 3 Fragen thun:
Fr. Fragen Sie ihn um seinen Namen, seinen Zunamen, Alter, Stand, Religion und Aufenthaltsort?
Antw. (Auf obige Fragen wird geantwortet.)
Fr. Fragen Sie ihn um seinen Lehrlingsnamen und Alter, an welchen Ort und woran er gearbeitet hat?
Antw. Sein Name ist Tubalkain, er ist über 3 Jahr alt, er hat in der Halle des Tempels, an dem rohen Stein, gearbeitet.
Fr. Fragen Sie ihn, ob er seine Zeit gearbeitet habe, ob seine Meister und Gesellen mit ihm zufrieden sind, und wer in der Loge für ihn gut sey?
Antw. Er hat seine Zeit gearbeitet, seine Meister und Gesellen sind mit ihm zufrieden, und der Bruder N. N. sagt gut für ihn.

Der sehr ehrw. Meister redet den benannten Bruder, der für ihn gut sagt, hierauf an, und giebt ihm die nöthige Erinnerung. Er fordert die dritte und lezte Einwilligung der Loge.
Der Meister.
In Ordnung, meine Brüder!
Er tut einen Schlag, den die Aufseher wiederholen, und alle Brüder stellen sich stillschweigend um die Tafel, her; wenn dies geschehen, befiehlt der Meister den Candidaten einzuführen.

Der einführende Br., welcher ihn noch immer mit der rechten Hand angefaßt, und den Degen auf die Brust hält, stellet ihn zwischen die beiden Aufseher in Westen.
Der einführende Br. steht hinter ihm, um ihm die Antworten zuzusagen.

Fr. des Mstrs. Bruder Lehrling, was wollen Sie?
Antw. Ich bitte die ehrw. Loge, mich unter die Zahl der Gesellen aufzunehmen.
Fr. des Mstrs. Was bewegt Sie zu diesem Gesuch?
Antw. Der Wunsch meine Kenntnisse zu vermehren, und mich zur Erfüllung meiner Pflichten stärker zu machen.
Fr. des Mstrs. Sind Sie denn davon überzeugt, daß Sie besser und stärker unter uns weiden können?
Antw. Ich glaub es.

Der Meister.
„Bruder Lehrling, Ihr gutes Betragen seit der Zeit, daß Sie in unsre ehrwürdige Loge getreten sind, und der Eifer, den Sie zu Erhaltung neuer Kenntnisse bewiesen haben, verschaft Ihnen die Einwilligung aller gegenwärtigen Brüder zu Ihrer Beförderung. Dies ist das größte Zeichen, welches sie Ihnen von ihrer brüderlichen Zuneigung geben können.
Verharren Sie also auf dem guten Wege, auf den Sie sich begeben haben, machen Sie sich der Ihnen erwiesenen Gewogenheit immer würdiger; dies ist die beste Art Ihres Dankes, und der einzige Beweiß, den sie davon verlangen.
Sie werden abermals figürliche Reisen thun müssen, deren wahre Bedeutung man Ihnen noch nicht sagen kann, allein bis dahin verdoppeln Sie Ihr Zutrauen gegen den Ihnen dabei zugegebnen Führer."

Bruder zweiter Aufseher, lassen Sie den Br. Lehrling die 5 geheimnißvolle Reisen um die Bauwerke machen.
Der zweite Aufseher ergreift mit seiner linken die rechte Hand des Lehrlings, und läßt ihn mit der linken die Spitze des Degens auf die Brust halten; so läßt er ihn dreimal um die Tafel herum, hinter die Brüder und den sehr ehrw. Meister gehen, und zwar von Westen nach Osten, durch Süden und zurück nach Westen durch Norden. Jedesmal, wenn er ihn einmal herumgeführt hat, läßt er ihn still stehen, sich gegen Osten verbeugen, indem der Meister ganz allein einen Schlag lhut.

Zu Ende jedes Umgangs giebt der Meister ihm eine Regel.


Beim ersten Umgang.
Mein Br. Ein Thor wandert durch sein ganzes Leben, ohne zu wissen, wohin er geht oder woher er kömmt. Aber der Weise giebt sich von iedem seiner Schritte Rechenschaft, weil er ihre Wichtigkeit und ihren Endzweck kennt.

Beim zweiten Umgang.
Von Natur ist der Mensch gut, gerecht und mitleidig; warum ist er sich oft selbst so zuwider? Ueberlegen Sie das, mein Bruder! Es ist sehr wichtig, die Ursache davon zu entdecken.

Beim dritten Umgang.
Wer einmal auf den Weg der Wahrheit gelanget ist, und nicht den Muth hat, darauf auszuharren, ist hundertmal mehr zu beklagen, als er vorher war.

Nach jeder Regel schweigt der Meister etwas stille, ehe er den Befehl giebt, die Reise fortzusetzen.

Nach der dritten Regel thut der Meister einen Ordnungsschlag, und alle Brüder nehmen ihre vorherige Plätze wieder ein; alsdann sagt er zum Candidaten:
Bruder Lehrling, ich erlasse Ihnen die zwei übrigen Reisen! Sie thaten Ihre Reisen als Lehrling in der Dunkelheit, und ob Ihnen gleich das Licht wieder gegeben wurde, so waren Ihre Augen dennoch zu schwach, dessen Glanz zu ertragen.
Indessen müssen Sie sich seitdem mehr Kenntnisse und Stärke erworben haben. Allein haben Sie dies wohlthättge Licht genuzt, um sich mit der Erkennung Ihres Wesens zu beschäftigen? Haben Sie sich selbst untersucht, um Ihre Fehler, Ihre Vorurtheile und die Wahrheiten, die man Sie lehrte, genau zu durchschauen? Haben Sie die geheimsten Falten Ihres Herzens, und die Natur Ihrer Neigungen und Begierden erforschet?

Wenn er Ja sagt, so fährt der Meister fort:
Sie verursachen uns durch dies Bekenntnis die lebhafteste Freude. Sie können also von der Wichtigkeit und Nothwendigkeit der Selbstkenntniß völlig überzeugt seyn. Wir wollen diese Ueberzeugung in Ihnen stärken und Sie ermuntern, sich eine Fertigkeit darin zu verschaffen.

Wenn er Nein antwortet, sagt der Meister:
Wir wollen Sie also zu einer so wichtigen und nothwendigen Arbeit ermuntern, ohne welche jede Tugend unmöglich, und jede Kenntniß des Menschen eine Chimäre ist.

Brüder Aufseher, lassen Sie den Bruder Lehrling sich nach Westen zurück wenden, um sich selbst kennen zu lernen.
Die beiden Aufseher führen ihn nach dem bedeckten Spiegel, lassen ihn die Aufschrift auf dem Vorhang lesen, und wenn er sagt, daß er solche wohl begriffen habe, so sagen sie ihm, daß er die Schnalle, welche den Vorhang unten festhält, auflösen möchte, so daß der Candidat sich selbst im Spiegel sehen kann. Einen Augenblick nachher, wenn er sich stillschweigend betrachtet hat, wenden sie ihn wieder gegen Osten.

Der Meister sagt:
„Bruder Lehrling, vergessen Sie niemals den Unterricht, welcher Ihnen durch dies Sinnbild gegeben ist. Wir verkennen unsre Fehler: Trägheit und Eigenliebe verstecken sie unsern Augen. Es gehört aufrichtiges Verlangen, Muth und Einsicht dazu, sie kennen zu lernen.
Ihre Brüder werden Ihnen in dieser mühsamen Arbeit beistehen, bis Sie eine glückliche Fertigkeit darin erhalten. Aber lernen Sie: daß Selbstkenntniß der erste Schritt zur Tugend sey."

Der sehr ehrw. Meister thut einen Schlag, welchen die Aufseher wiederholen, und sagt:
Brüder Aufseher, lassen Sie den Bruder Lehrling die 5 Stuffen des Grades steigen, welchen er begehrt, und führen Sie ihn hernach durch den Gesellenschritt zum Altar in Osten.
Die Aufseher lassen ihn die 3 ersten Stuffen der Treppe, und nach einer kleinen Pause die 2 andern bis zu der Zahl 5 steigen; hernach lassen sie ihn die 3 Lehrlingsschritte machen, und führen ihn zum Altar in Osten.

Der Meister sagt:
„Bruder Lehrling, Sie erstiegen bereits die 3 ersten Stuffen des Tempels, wie Sie zum Lehrling aufgenommen wurden, allein da Sie auf den ersten Absatz kamen, konnten Sie nicht weiter gehen. Sie haben sie heut abermals erstiegen, und man hat Ihnen erlaubt, einen Versuch Ihrer Kräfte zu machen, und 2 Stuffen mehr zu ersteigen. Allein da Ihre Arbeit noch nicht vollkommen genug ist, so hat man Ihnen den Eintritt in den Tempel versagt, und Sie bei der Zahl 5 stehen lassen. Suchen Sie also Ihre Arbeit vollkommner zu machen, und es zu verdienen, daß Ihnen dereinst die Thüre eröfnet werde. Erinnern Sie sich dabei, daß wahres Verlangen und Anhalten alle Hindernisse überwinden."

Sind Sie in der gehörigen Verfassung Ihre vorher eingegangene Verbindlichkeiten zu erneuern, und das Gelübde des zweiten oder Gesellen-Grades abzulegen?

Wenn der Candidat solches mit Ja beantwortet, lassen die beiden ihm zur Seiten stehenden Aufseher mit dem rechten Knie ihn auf das Küssen knien, und die rechte Hand auf das Evangelium St. Johannis erstes Kapitel legen. Der Meister giebt ihm den geöfneten Zirkel in die linke Hand, dessen Spitze er selbst auf die Brust setzet.
Der Meister thut einen Schlag, und sagt:
In Ordnung, meine Brüder!
Alle Brüder entblößen hierauf die Degen, halten deren Spitzen aufwärts, und nehmen die Hüthe ab.
Der Meister läßt sich hierauf das Gelübde der Gesellen abstatten, welches der Candida! selbst liest, und mit lauter Stimme folgendermaßen sagt:

Ich N. N. verspreche in Gegenwart des Allmächtigen Baumeisters der Welt, und verpflichte mich auf meine Ehre, gegen alle meine Brüder, daß ich niemals die Geheimnisse der Gesellen einem Lehrling oder einem Profanen entdecken, sondern solche für jeden in meinem Herzen verschlossen halten will, den ich nicht für einen wahren und rechtmäßigen Freymaurer-Gesellen erkannt habe.
Ich wiederhole von Herzen, und mit dem Munde alle die Verbindlichkeiten, welchen ich mich bei meinem Eintritt in den Orden unterzogen habe.
So wahr mir Gott helfe!


Indem der Meister den Kopf des Zirkels mit der linken Hand hält, sagt er:
Zur Ehre des großen Baumeisters der Welt, — im Namen. des Ordens, ---- und vermöge meines Amts, —- nehme ich Sie zum Freymaurer Gesellen auf!
Er schlägt zugleich 6mal mit dem Hammer auf den Kopf des Zirkels, durch 2mal 3. v v — vv —.

Die beiden Aufseher lassen den Aufgenommenen aufstehen, und der Meister befiehlt dem Sekretair dessen Aufnahme anzuzeichnen.
Wenn der Candidat aufgestanden ist, sagt der Meister zu ihm:
Bruder Geselle, Sie müssen sich in diesem Grade mit einer wichtigeren Arbeit beschäftigen; bisher haben Sie die Materialien zum Bau vorbereitet, jezt sind sie bestimmt, solche zu gebrauchen. Bereiten Sie also Ihre Werkzeuge dazu, Ihr Verstand muß solche erwählen, aber Ihr Herz muß Ihnen den Gebrauch davon bestimmen.

Er läßt ihn zur rechten Seite des Altars treten, und sagt, indem er ihn ein blaues Band über das Lehrlings Schurzfell bindet, und die Klappe desselben niederschlägt:
Ihr Schurzfell binden Sie künftig mit diesem blauen Bande fest, welches ein Unterscheidungszeichen Ihres Grades ist. Diese Farbe, so wie sie dadurch der Farbe der Meister näher kommen, soll Sie zur Verdoppelung Ihres Eifers und Ihrer Aufmerksamkeit ermuntern, solche zu erhalten.

Wir haben in allen Graden besondere und verschiedene Zeichen, Griff und Wort. Hören Sie jezt die vom Gesellen-Grad.
Er giebt ihm das Zeichen des Winkelmaßes auf das Herz, das Brustzeichen genannt, sodann den Griff, nehmlich ein dreimaliger Druck mit dem Daumen der rechten Hand, auf das erste Gelenk des Mittelfingers.
Hierauf das Wort des Grades im Französischen Booz, im Deutschen Boaz, und indem er es mit ihm buchstabirt, sagt er ihm, daß es der Name der zweiten, zur linken Seite stehenden Säule des Tempels sey.
Er belehrt ihn ferner, daß sein Gesellen-Name in der Loge künftig Giblim sey, als das Erkennungs-Wort des zweiten Grades, und daß er dadurch ein Alter über 5 Jahr erreicht habe.
Sodann giebt er ihm Degen und Huth wieder, und bestätigt den Gebrauch, den er von erstern zu machen habe; sagt ihm auch, daß er sich künftig in der Loge setzen könne, doch, ohne Erlaubniß noch nicht die Freiheit habe, sich zu bedecken.

Er giebt ihm ferner den Bruderkuß auf beide Wangen und auf die Stirne, und läßt ihn durch den einführenden Bruder zu den beiden Aufsehern und seinem Pathen führen, um sich ihnen zu erkennen zu geben.

Wenn dies geschehen, befiehlt er dem ersten Aufseher ihm die Arbeit auf dem kubischen Stein, durch den Schlag des Grades zu zeigen.
Der erste Aufseher laßt ihn mit seinem Hammer auf dem auf der Tafel abgebildeten kubischen Stein 6 Schläge durch 2mal 3 thun vv — vv —.
Der einführende Bruder stellet ihn zwischen die beiden Aufseher in Westen, um den moralischen Unterricht und den Gesellen Catechismus zu hören; nachher befiehlt der Meister dem einführenden Bruder ihn nach seinem künftigen Platz in der Loge, in der südlichen Colonne zu führen.

Nachdem der Meister gewöhnlichermaßen das Allmosen sammlen lassen, schließ er die Gesellen-, und nachher die Lehrlingsloge, so wie bei der Oefnung geschehen, löscht selbst die drei großen Lichter, und die auf seinem dreiarmigten Leuchter, und den flammenden Stern aus. Die Brüder entkleiden sich, und verlassen die Loge.


Moralischer Unterricht des Gesellen-Grades,

und Erklärung der Gebräuche bei der Aufnahme.


Sie haben, geliebter Bruder, heute den zweiten Schritt auf der maurerischen Laufbahn gethan; obgleich solcher dem Anschein nach, weit einförmiger ist, so ist er dennoch sehr wichtig, und unterwirft Sie neuen wesentlichen Pflichten. Er legt Ihrem Nachdenken zugleich neue Sinnbilder vor, welche Ihnen annoch nicht gänzlich deutlich gemacht werden können. Ihre Fähigkeit zu diesen Arbeiten, wird Ihren Fortgang bestimmen. Hören Sie inzwischen die Erklärung Ihrer Aufnahme, sie wird Ihnen die aufgelegte Arbeit erleichtern, und Ihnen dabei Hülfe leisten.


Ehe Sie der Loge vorgestellet wurden, überließ man Sie Ihren Betrachtungen und der Einsamkeit, um Sie zu lehren, daß der Maurer all seine Schritte genau überlegen, und von seinen Bewegursachen sich selbst Rechenschaft geben müsse, ehe er sich solchen überläßt, damit er im Stande sey, dem obersten Richter aller seiner Handlungen Rechenschaft abzulegen.
Sie wurden nachher in die Loge geführt. Als einen bereits geprüften und mit der Beihülfe, welche der Orden ihm verschafte, zufriedenen Mann, wurde Ihnen der Eintritt bewilligt, um Sie in den guten Gesinnungen, und in diesen an Ihnen bemerkten Zutrauen zu befestigen.
Wie Sie zwischen die beiden Aufseher in Westen gestellet waren, erkannten Sie in selbigen die Führer und treuen Freunde, welche die Gefahren Ihrer ersten Prüfungen von Ihnen abgewandt hatten, und auch jezt bereit waren, Sie auf dem noch übrigen Wege zu leiten.

Sie sollten 5 geheimnisvolle Reisen um den Tempel thun, um Sie zu belehren, daß, wenn man sich einmal auf den Weg der Tugend begeben habe, man sich durch keine vorfallende Hindernisse abschrecken lassen müsse. Das Anhalten verringert diese Hindernisse, und die Stärke sie zu überwinden, nimmt mit dem Vertrauen zu.
Diese Reise machten Sie mit unverbundenen Augen. Dies lehrt Sie, daß, wenn der Maurer einmal aus freiem Willen, und mit Zutrauen seine Augen den, Lichte geöfnet habe, ihn solches denn nicht verlasse, so lange er dessen Reiz empfindet.

In Ihrem ersten Grade haben Sie das Licht empfangen, allein Sie sind in den maurerischen Tugenden noch nicht genug befestigt, Ihre Kenntnisse sind noch zu unvollkommen, um ohne Gefahr Ihr eigener Führer seyn zu können; man mußte Sie für die Gefahren des Stolzes und der Vorurtheile, deren angenehmes Blendwerk die menschliche Seele so leicht verleitet, in Sicherheit, und Sie in den Stand setzen, die neuen Regeln, welche der Orden Ihnen in diesem Grad mittheilte, mit Nutzen überdenken zu können; und dieserhalb übergab man Sie der Leitung der Brüder Aufseher.
Der einzige Gegenstand Ihres ersten Grades war, daß man Sie lebhaft ermuntern wollte, an der Verbesserung ihres Wesens zu arbeiten; der Gegenstand dieses Grades ist, daß man Ihnen neue Mittel dazu verschaffen, und Sie zur Erhaltung der Belohnung solcher Arbeit vorbereiten will: allein das das sicherste Mittel ist, sich selbst durch die strengste und genaueste Beobachtungen kennen zu lernen. Wie könnten Sie auch in der That einen sichern Fortgang im Forschen nach Wahrheit thun, wenn Sie nicht Ihre eigene Natur, Ihre Verhältnisse mit andern Wesen, Ihre Leidenschaften und Fehler zu kennen suchten? Um Ihnen diese Notwendigkeit der Selbsterkenntniß zu zeigen, welche die berühmtesten Weisen so sehr empfohlen haben, stellte man Ihnen einen Spiegel als ein Sinnbild des Spiegels vor, in welchem Sie sich selbst, wie Sie sind, zu erkennen, und so, wie Sie seyn sollten, zu werden lernen müssen.

In dem ersten Grad erstiegen Sie die drei ersten Stuffen des Tempels; in diesem zweiten Grad erstiegen Sie 5 Stuffen, und obschon Sie noch nicht den lezten Absatz erreichen konnten, so kann dieser gute Fortgang Sie dennoch sehr zum Anhalten ermuntern, .Lassen Sie sich also durch keine noch zu übersteigende Hindernisse abschrecken, um dahin zu kommen, wo Sie den flammenden Stern näher betrachten können, welcher den Mittelpunkt des Tempels erleuchtet, und der bereits angefangen hat, sich Ihnen sichtbar zu machen. Schon haben Sie den Buchstaben G in selbigem erkennen können; wagen Sie es, ihn zu Ihrem Führer anzunehmen, und sein Licht wird Sie nicht irre leiten.

Ehe man Sie in die Loge führte, untersuchte man Sie aufs genaueste und befrug Sie, ob Ihre Meister mit Ihrer Arbeit zufrieden wären, um Ihnen zu zeigen, daß der Orden nur diejenigen weiter befördere, welche seine bisherige Anweisungen und Lehren benutzet, und sich des Wohlwollens Ihrer Obern durch Folgsamkeit würdig gemacht haben: Man hat aber auch eine neue Verpflichtung und die Bestätigung der vorhergegangenen von Ihnen gefordert, um Ihnen zu zeigen, daß Sie ohne die genaueste und unverbrüchlichste Beobachtung der freiwillig übernommene!, Pflichten und Gesetze, keinen Fortgang hoffen können.

Sie haben neue Zeichen, Griffe und Erkennungsworte erhalten.
Das Brustzeichen (die Hand aufs Herz) soll Sie an die Aufmerksamkeit erinnern, womit der Gesell über die Begierden seines Herzens zu wachen, seine Leidenschaften zu unterdrücken, und an die zärtliche Freundschaft, die er gegen alle seine Brüder zu beobachten hat.
Der Griff auf den zweiten Finger, bedeutet die doppelte Vereinigung, welche Sie mit diesen Ihren Brüdern eingegangen sind, und das Wort erklärt Ihnen den Buchstaben B, den Sie auf der, linker Hand im Tempel vorgestellten Säule wahrnehmen, woselbst die Gesellen ihren Lohn erhalten. Beobachten Sie mit allem Fleiß dasjenige, was dieses Wort bedeutet: Der Herr ist meine Stärke! und Sie können dann in Wahrheit sagen, daß Sie Ihren Lohn empfangen haben, und zufrieden sind.

Als Lehrling haben Sie den rohen Stein bearbeitet, und diese Arbeit ist Ihnen als unumgänglich nothwendig empfohlen. Um Sie zur nützlichen Beobachtung derselben zu ermuntern, bat man es Ihnen nicht verheelet, daß dieser Stein ein Sinnbild des Menschen sey, der von Kindheit an ein Sclav der Leidenschaften und Vorurtheile, gleichsam roh und in der Nacht der Unwissenheit versteckt liegt, bis eine thätige Kraft, unterstüzt von seinem eigenen Wollen, ihm zu Hülfe kömmt, um den in seiner Seele liegenden köstlichen Saamen zu entwickeln.
Als Gesell hat man Ihnen die Arbeit auf dem kubischen zugehauenen Stein angewiesen. Dieser Stein ist ein Sinnbild des Menschen, der bereits anfängt sich zu erkennen, und so unter Aufsicht seiner Meister mit Nutzen an der Vollkommenheit arbeitet, deren sein Wesen fähig ist.

Der Führer, welcher ihnen von der Loge gegeben wurde, um Sie vom rohen zum zugehauenen Stein zu führen, und der Ihnen die Arbeit auf selbigem zeigte, bildet Ihnen diese thätige, Ihr Wohl zum Endzweck habende Kraft ab, welche über Ihre Erziehung wacht, und Ihre Bemühungen befördert. Vereiteln Sie diese Sorgfalt nicht, und gebrauchen Sie oft das Winkelmaß, die Wasserwaage und das Senkbley, damit der rohe Stein gänzlich aufhöre, und Ihre Brüder in Ihnen nichts als einen zugehauenen und zum Bau des Tempels, an welchem Sie mit Ihnen arbeiten, wohlgeschickten Stein wahrnehmen mögen.
Stellen Sie sich oft bei der Säule Ihres Grades ein, machen Sie da die Meister zu Zeugen Ihres Fortgangs in der Arbeit, zeigen Sie ihnen, daß Sie die durch die 7 Stuffen des Tempels abgebildete Tugenden mit Beständigkeit beobachten, und ohne Aufhören die Laster fliehen, welche den Eingang dazu auf immer verwehren würden. So wird Ihnen die Belohnung Ihrer Arbeiten gewiß seyn.


Nur ungern, mein Bruder! lassen wir Ihnen noch vieles zu wünschen übrig; allein wenn Sie auf die gegebene Erklärungen aufmerksam gewesen sind, so wie auf die Regeln, die man Sie lehrte, so werden Sie davon überzeugt seyn, und man hat es Ihnen deutlich gemacht, daß es unsre Pflicht sey, Ihnen in der Arbeit zu helfen, nicht aber solche statt Ihrer zu verrichten.


Unterricht in Fragen und Antworten für den Gesellen-Grad.


Erste Ablheilung.

1) Fr. Sind Sie ein Geselle?
Antw. Ja, ich bins.
2) Fr. Woran kann ich das erkennen?
Antw. An meinen neuen Zeichen, Grif und Worten.
3) Fr. Was ist das Gesellenzeichen?
Antw. Das Brustzeichen.
4) Fr. Geben Sie es mir! Antw. (Man giebt es.)
5) Fr. Geben Sie mir den Grif?
Anlw. (Man giebt ihn.)
6) Fr. Geben Sie mir das Wort?
Antw. Ich will's Ihnen geben, wie ichs erhalten habe.
7) Fr. Sagen Sie mir den ersten Buchstaben, und ich will Ihnen den zweiten sagen.
Antw. Man buchstabirt das Wort Booz, im deutschen Boaz.
8) Fr. Was bedeutet solches?
Antw. Der Herr ist meine Stärke.
9) Fr. Wie ist der Name des Gesellen, der ihm zum Losungswort dienet?
Antw. Giblim.
10) Fr. Was bedeutet dies Wort?
Antw. Es ist zum Andenken der Giblims oder Einwohner in Giblos, welches die erfahrensten Steinhauer waren, und die Salomon deshalb gebrauchte, die zum Grund des Tempels bestimmte Steine zu hauen.
11) Fr. Welches ist das Gesellen-Logenzeichen?
Antw. Di« rechte Hand im Winkelhaken auf der Brust.

12) Fr. Warum haben Sie sich zum Freymaurer-Gesellen aufnehmen lassen?
Antw. Um den Buchstaben G kennen zu lernen.
13) Fr. Wo haben Sie ihn gesehen?
Antw. Im Mittelpunkt des flammenden Sterns.
14) Fr. Was bedeutet er?
Antw. Geometrie oder die fünfte Wissenschaft.
15) Fr. Wo sind Sie zum Gesellen aufgenommen?
Antw. In den zweiten Theil der Halle, zur Linken des Tempels.
16) Fr. Wodurch sind Sie da eingegangen?
Antw. Durch die westliche Pforte.
17) Fr. Was haben Sie gearbeitet, um aufgenommen zu werden?
Antw. Ich habe den rohen Stein polirt. (zugehauen.)
18) Fr. Was bedeutet der rohe Stein?
Antw. Den Menschen im Stand der Unwissenheit; und das Chaos, woraus alles entsprungen.
19) Fr. Worauf haben Sie als Gesell gearbeitet?
Antw. Auf dem kubischen Stein.
20) Fr. Was bedeutet solcher?
Antw. Die Stärke der maurerischen Tugenden.
21) Fr. Was bedeuten die 4 Ecken des kubischen Steins?
Antw. Die Allgemeinheit des Ordens und die vier Theile der Welt, darin der Orden ausgebreitet ist.
22) Fr. Wozu dient er den Gesellen?
Antw. Ihre Werkzeuge zu schärfen, und die Werkzeuge der Lehrlinge vorzubereiten.
2;) Fr. Wie haben Sie auf dem kubischen Stein gearbeitet?
Antw. Durch 2mal 3 Schläge, welches der Schlag meines Grades ist.
24) Fr. Was bedeuten die 2mal 3 Schläge?
Antw. Die gedoppelte Aufmerksamkeit, mit welcher der Gesell arbeiten muß, um seine Pflichten zu erfüllen.

25) Fr. Wie alt sind Sie als Geselle?
Antw. Ueber 5 Jahr.
26) Fr. Warum antworten Sie so?
Antw. Weil ich die 5 Ordnungen der Baukunst kenne.
27) Fr. Welche sind es?
Antw. Die Ionische, die Dorische, die Corinthische, die Römische und die Zusammengesezte.
28) Fr. Was haben die Freymaurer für symbolische Werkzeuge?
Antw. Den Zirkel, das Winkelmaß, die Bleywaage und das Senkbley.
29) Fr. Was bedeuten solche?
Antw. Die Rechtschaffenheit unsers Herzens, die Richtigkeit unsers Verstandes, die Reinigkeit unsrer Handlungen, und die Achtung, welche wir dem großen Baumeister der Welt schuldig sind.
30) Fr. Was ist das Sinnbild der Gesellen?
Antw. Ein kubischer Stein, auf welchem ein Winkelmaß liegt mit der Beischrlft: Drigit Obliqua.
31) Fr. Sind Sie für Ihre Arbeit bezahlt?
Antw. Ja, sehr ehrw. Meister.
32) Fr. Wo haben Sie Ihre Bezahlung empfangen?
Antw Bei der Säule B., zur Linken im Tempel, wo sich die Gesellen versammelten, um ihre Bezahlung zu empfangen.
33) Fr. Wie viel haben Sie erhalten?
Antw. Ich bin zufrieden.


Zweite Abtheilung.

34) Fr. Können Sie mir wohl die besondern Umstände Ihrer Aufnahme erklären?
Antw. Ja, sehr ehrw. Meister.
35) Fr. Warum hat der einführende Bruder Sie nach dem Unterricht des Lehrlingsgrades befragt, eh er Sie in die Gesellenloge führte?
Antw. Um sich davon zu überzeugen, ob ich durch meine Bemühung und Arbeit es verdient hätte, in einem höhern Grad aufgenommen zu werden.
36) Fr. Warum wurden Sie mit Ihrem Schurzfell und mit unverbundenen Augen in die Loge geführt?
Antw. Um mir zu zeigen, daß ich bereits auf dem rechten Wege sey, und daß ich mich bemühen müsse, auf selbigem weiter zu kommen.
37) Fr. Wo erhielten Sie Ihren Platz beim Eintritt in die Loge?
Antw. Zwischen den beiden Aufsehern, welche ich für meine Brüder, meine getreuen Führer und meine wahren Freunde erkannte.
38) Fr. Was machten sie mit Ihnen?
Antw. Sie wandten mich auf Befehl des ehrw. Meisters nach Westen, und man sezte mich auf die Probe.
39) Fr. Was war der Endzweck dieser Probe?
Antw. Daß ich mich selbst erkennen lernen sollte.
40) Fr. Was geschah Ihnen weiter?
Antw. Man ließ mich 5 geheimnißvolle Reisen, von Westen nach Osten durch Süden, und von Osten nach Westen durch Norden thun, indem mir die Spitze eines entblößten Degens auf die Brust gesezt war.
41) Fr. Warum war Ihnen ein Degen auf die Brust gesezt?
Antw. Um mich zu lehren, daß ich in die Dunkelheit zurückfallen würde, wenn ich nicht die mir gegebenen Regele befolgte.
42) Fr. Was machten die beiden Aufseher ferner mit Ihnen?
Antw. Sie ließen mich durch 3 und 2, die fünf ersten Stuffen zum Tempel auf-, aber wieder herunter steigen.
43) Fr. Warum ließ man Sie auf- und wieder herunter steigen?
Antw. Um meine Ergebung zu prüfen und mich dadurch dem Lichte zu nähern.
44) Fr. Was wurde weiter mit Ihnen vorgenommen?
Antw. Man brachte mich durch drei maurerische Schritte zum Altar in Osten, wo ich meine erste Verpflichtung wiederum erneuerte.
45) Fr. Warum diese Erneuerung?
Antw. Um mich zu lehren, daß es nicht genug sey gute Entschlüsse zufassen, sondern, daß man auch darin beharren müsse.
46) Fr. Was erfolgte auf diese Erneuerung?
Antw. Neue Zeichen, Griff und Wort, wodurch ich mich nachher meinen Brüdern als ein Gesell zu erkennen gab.


Dritte Abtheilung.

47) Fr. Was für ein Unterschied ist unter der Gesellen- und der Lehrlingstafel?
Antw. Keiner, als nur der Buchstabe B. auf der zur Linken im Tempel befindlichen Säule.
48) Fr. Warum nahmen Sie nicht eher diesen Buchstaben auf der zweiten Säule wahr?
Antw. Weil es mir verboten war, mich ihr zu nähern, welches nur den Gesellen und nicht den Lehrlingen erlaubt ist, die keine Neugierde-haben müssen, das zu sehen, was ihnen annoch verborgen seyn muß.
49) Fr. Wie viel Säulen sind am Eingang des Tempels?
Antw. Zwei ganz ähnliche, und blos durch den Anfangsbuchstaben ihres Namens verschieden.
50) Fr. Wie hoch waren sie?
Antw. 18 Ellen.
51) Fr. Wie hoch war der Schaft dieser Säulen?
Antw. 12 Ellen.
52) Fr. Wie hoch waren die Knöpfe?
Antw. Fast 5 Ellen.
53) Fr. Wie hoch waren sie im Ganzen?
Antw. 35 Ellen.
54) Fr. Wie dick waren sie in. Umfang?
Antw. 12 Ellen.
55) Fr. Wie dick waren sie selbst?
Antw. Vier Daumen dick.
56) Fr. Warum nur so dick?
Antw. Weil sie hohl waren. *)

  • ) Nehmlich das Kupfer an jeder SäuIe, nachdem schwedischen Ritual, welches folgende Ausmessung giebt: Die Höhe mit Fußen und Knöpfen 18 Ellen. Der Schaft 12 und ½ Elle. Der Fuß ½ Elle. De, Umfang ½ Elle.

Anmerkung des Uebersetzers.

57) Fr. Haben Sie sonst nichts in diesem Grade gesehen?
Antw. Ich habe den flammenden Stern in seinem Glanze und den Buchstaben G von Gold mitten in demselben gesehen.
58) Fr. Was bedeutet dieser Buchstabe?
Antw. Die Geometrie oder die fünfte Wissenschaft, worauf sich ein guter Maurer besonders legen muß.
59) Fr. Was bedeutet die Treppe von 7 Stuffen am Eingang des Tempels?
Antw. Es ist eine Anspielung auf die 7 Wissenschaften oder freien Künste, deren sich ein guter Maurer befleißigen muß; imgleichen der 7 Tugenden, welche er ausüben, und der 7 Geistesgaben, die er erbitten muß.
60) Fr, Welches sind die 7 Wissenschaften oder freien Künste?
Antw. Die Dichtkunst, die Tonkunst, die Zeichenkunst, die Arithmetik, die Geometrie, die Astronomie und die Baukunst.
61) Fr. Wozu dient die Dicht- und Tonkunst?
Antw. Den Herrn zu loben.
62) Fr. Welchen Nutzen haben Sie von der Zeichenkunst?
Antw. Um sich richtige und deutliche Begriffe von dem bewundernswürdigen Bau des großen Baumeisters der Welt zu machen.
63) Fr. Wozu dienen die Geometrie und die Rechenkunst?
Antw. Zur Ausübung aller vorher benannten Wissenschaften.
64) Fr. Welches sind die 7 Tugenden des Frey-Maurers?
Antw. Der Glaube, die Hofnung, die Demuth, die Wohlthätigkeit, die Keuschheit und die Beständigkeit im Anhalten. Die 7 fehlt. *)

  • ) Vielleicht sind durch einen Schreibfehler in der französischen Abschrift, die dieser Uebersetzung zum Grunde gelegt worden, auch nur 6 statt der in der Frage erwähnten 7 vorzüglichen maurerischen Tugenden angeführt worden.

Zur Erläuterung, da ich das Original von Lyon nicht mehr besitze, führe ich also hier folgendes an. Nach dem schwedischen Ritual heißt die Frage:
Fr. Welches sind die 7 Hauptfehler, die der Maurer meiden muß?
Antw. Hochmuth, Geiz, Uebermaß, böse Begierden, Habsucht, Müssiggang und Zorn.
Die 7 Tugenden sind darin nicht besonders erwähnt, das Gegentheil der angeführten Laster wäre aber: 1. Demuth. 2. Freigebigkeit. 3. Mäßigkeit. 4. Gerechtigkeit. 5. Uneigennützigkeit. 6. Fleiß oder Arbeitsamkeit. 7. Gelassenheit.
Anmerkung des Uebersetzers,


65) Fr. Welches sind die hauptsächlichsten Laster, die ein Maurer vermeiden muß?
Antw. Der Stolz, der Geiz, die Unmäßigkeit, der Neid, die Mißgunst, der Zorn und der Müssiggang.
66) Fr. Welches sind die 7 Geistesgaben, die er von Gott erbitten muß?
Antw. Die Gaben der Weisheit, der Klugheit, des Raths, der Kraft, der Wissenschaften, der Gottseligkeit und der Liebe.

Wenn der Meister diesen Unterricht endigt, sagt er:
Meine Brüder! lassen Sie uns derjenigen Wissenschaften uns befleißigen, welche uns zum weitern Fortgang nützlich seyn können; lassen Sie uns die uns anbefohlne Tugenden ausüben; lassen Sie uns die Laster vermelden, welche uns weiter zu kommen hindern würden; und lassen Sie uns alle Kräfte anwenden, um die theuren Gaben zu verdienen, welche wir wünschen müssen.


Ritual des dritten oder des Freymaurer Meister-Grades.


vgl. dazu:
Die erste grosse Verräterschrift:
Der verrathene Orden der Freymäurer, 1745 (frz. 1745)
Aufnehmung des Meisters - Auszug der Historie Hirams
und:
Meister
„Die zerschmetterten Freymäurer“, 1746
Teil III
und:
Der Entdeckte Maurer
Ritual aus einer Verräterschrift (frz. 1751; dt. 1786)
Aufnahme als Meister

Dazu die vollständige Übersetzung des Meistergrades von „Jachin and Boaz“ (1762) bei:
F. K. Schwalbach: Geschichte des älteren maurerischen Gebrauchtums. Berlin: Stankiewicz 1889, 110-120



Das Logenzimmer ist an den Wänden, so wie dessen Fußboden und die Tische der Officianten schwarz überzogen. Der Himmel über den Altar in Osten, so wie selbiger und der Meisterstuhl, sind gleichfalls schwarz mit Frangen von weißer Seide oder Silber.
In Osten, Süden und Norden sind Todtenköpfe auf Beinknochen ruhend, welche kreuzweise liegen, an den Wänden gestickt oder gewählt, und um jedes dieser Gemählde neun Thränen von Gold, über das in Osten stehen die Worte:
Gedenke an den Tod!

In dem südwestlichen Winkel ist auf einem Gemählde ein Mausoleum vorgestellt, welches auf einem dreieckigten und auf 3 Stuffen erhöheten Fußgestell ruhet. Auf der Mitte dieses Fußgestells ist eine Todten Urne abgebildet, über welche sich ein entfammender und von der Urne etwas entfernter aufsteigender Dampf zeiget; unterhalb der Urne sind in jeder Ecke des Monuments drei kleine helle Kugeln, von abstehenden Farben, die zusammen neun ausmachen, mit diesen Worten:
Tria Formant.

Und unter dem entflammenden Dampf ist eine andre, nehmlich folgende Unterschrift:
Deponit aliena, ascendit unus!

Mitten im Zimmer liegt das Tapis oder die Logentafel, ein länglicher Viereck mit einem Rand oder Einfassung, wie die Tafel der zwei vorhergehenden Grade; mitten auf selbiger ist ein Sarg vorgestellt mit 27 oder 81 goldenen Thränen umgeben [Christian M. Baumgartner, 2007, 280, berichtet, dass der Konvent die Anzahl Tränen unbestimmt lassen wollte].
Auf dem Sarg ist eine go!dne dreieckigte Platte, worauf in der Mitte das Meisterwort ... steht, nebst einem grünen Acaciazweige. An der obern Seite des Sarges ist ein Todtentopf mit zwei kreuzweiß liegenden Todtenknochen, und über dem Sarg ein ofnen Zirkel, so wie unten zu dessen Füßen ein Winkelmaß vorgestellet.

Unten auf der Tafel in Westen ist die Treppe von 7 Stuffen, durch 3, 5 und 7. Ueber den Sarg legt man eine kleine Decke mit einem Kopfküssen, worauf man den Aufzunehmenden in der nachher bestimmten Zeit niederlegt, ihn mit einem weißen mit Blut besprengtem Tuche, und über selbiges mit einem schwarzen Tuche bedeckt, welches leztere mit weiß eingefaßt ist, und in der Mitte ein großes weißes Kreuz, nebst einem, auf benanntem schwarzen Tuch gestickten grünen Acaciazweig hat. Um diese Tafel stehen 3 schwarz gemahlte Leuchter, auf den sonst gewöhnlichen Stellen, jeder hat 3 Dillen, um drei große Lichter oder Wachsfackeln, zusammen 9 darauf setzen zu können.

[Christian M. Baumgartner zeigt (2007, 295) eine Arbeitstafel des 3. Grades. Klaus C. Feddersen ordnet sie der Strikten Observanz zu, Baumgartner definitiv dem System von Wilhelmsbad – er gibt aber an, es handle sich eher um die Skizze des Aufbaus einer Meisterloge im neuen System als um eine Arbeitstafel.]


Alle Brüder sind schwarz gekleidet, oder mit Trauermänteln und weißen Handschuhen versehen, die Hüthe niedergeschlagen, die Degen an der Seite, mit Schurzfellen von weißem Leder und blau gefüttert, und die Klappe derselben heruntergezogen.
Die Officianlen, die Brüder der Loge und die besuchenden Brüder nehmen in diesem Grad eben die Plätze ein, wie in dem ersten Grad vorgeschrieben worden.
Ein Todtenfopf in kreuzweis gelegten Gebeinen, lieget auf dem Altar.
Der Altar in Osten und die Tische der Aufseher sind eben so, wie in den vorhergehenden Logen eingerichtet.

Das Vorbereitungszimmer ist auch eben so, wie in den vorhergehenden Graden eingerichtet und meublirt; man fügt nur auf dem Tische noch die drei Regeln hinzu, welche der Candidat im Gesellen-Grade erhalten hat.
Der vorbereitende Bruder untersucht ihn nach dem Lehrlings- und dem Gesellen-Grad, und beim Weggehen fordert er ihm Degen und Huth ab, welche er auf die gewohnte Welse beim Altar niederlegt.
Der einführende Bruder beschließt die Vorbereitung, läßt den Candidaten sich mit der Gesellen-Schürze bekleiden, die aber nur lose befestigt wird, führt ihn an die Thüre der Loge, und klopft daselbst als Gesell an, läßt ihn sodann rücklings in die Loge treten, und stellt ihn zwischen die beiden Aufseher, so daß er das Gesicht nach Osten wendet.


Anfang der Arbeit.


Wenn das Logenzimmer ringsum erleuchtet ist, und alle Brüder ihre Plätze eingenommen haben, so tritt der sehr Ehrw. Meister in die Loge. Der dreiarmigte Leuchter wird vor ihm hergetragen, und alle, die mit ihm zugleich in die Loge eingetreten, gehen voraus.
Der Meister zündet sodann die 9 Lichter um die Tafel her gewöhnlicher Weise an, öfnet nach dem Ritual die Lehrlings- und sodann die Gesellen-Loge läßt aber die bei Eröfnung der Gesellen-Loge besonders vorgeschriebenen Fragen aus, und öfnet sodann die Meister-Loge durch 9 Schläge, durch 3mal 3, indem er spricht:
So eröfne ich denn diese Meisterloge, zur Ehre des großen Baumeisters der Welt! vv — im Namen des Ordens vv— und vermöge meines Amts! vv—

In der Meisterloge wird weder bei Oefnung, noch beim Schluß ein Händeklatschen gemacht, sondern nur in den Logen der zwei ersten Grade durch 3mal 3, ohne Vivat oder Hussah zu rufen, noch mit den Fingern zu schnellen. (Könnte bei den den deutschen Logen ganz wegfallen.)
Die Meisterloge wird wie die Logen der vorigen Grade geöfnet, indem man dreimal das Zeichen des Grades macht.
Dies Meisterzeichen wird folgendergestalt gemacht: Man legt die rechte Hand im Winkelhaken unter das Herz, wie beim Gesellenzeichen, erstes Tempo. — Man hebt solche nachher in die Höhe, indem der Daumen auf der Magenhöhle stehen bleibt, zweites Tempo. — Hernach bringt man die Hand, umgewandt gegen der Stirne, so daß der Daumen unterwärts kömmt, drehet den Kopf ein wenig nach der linken Schulter herunter, welches das dritte und lezte Tempo des Zeichens ist.
Das Logenzeichen ist das zweite Tempo des vorbeschriebenen Meisterzeichens. Wenn die Loge eröfnet ist, thut der Meister einen Schlag; alle Brüder stecken die Degen ein, und setzen sich.

Der Meister schlägt den Gesellen Bruder N. N. zur Meister-Aufnahme vor, läßt durch den Br. Sekretair das Protokoll, worin über dessen Aufnahme gestimmet worden, verlesen, und fordert nachher die Einwilligung der Brüder, welche solche wie gewöhnlich ertheilen.
Hierauf schickt der Meister den vorbereitenden Bruder zu dem Candidaten, und während dessen Abwesenheit läßt er die maurerischen Regeln und die besondern Gesetze der Meisterloge oder sonst etwas zum Unterricht verlesen.
Der vorbereitende Br. stattet bei seiner Zurückkunft von denen bei dem Candidaten bemerkten guten Gesinnungen seinen Bericht ab, und der Meister verlangt sodann zum zweitenmal die Einwilligung der Brüder.
Hierauf schickt er den Ceremonienmelster oder den einführenden Bruder zu dem Candidaten, um die Vorbereitung zu endigen und ihn einzuführen.

Dieser meldet sich an der Logenthüre mit dem Gesellenschlag, nehmlich 2mal 3 Schläge, und antwortet nachher auf befragen:
Es ist ein Geselle, welcher bittet zum Meister aufgenommen zu werden.
Der sehr Ehrw. Meister läßt die drei folgende Fragen an ihn ergehen:

1) Fr. Wie ist sein Name und sein Zuname, wie alt ist er, von welcher Religion, wo ist er geboren, und wo ist der Ort seines Aufenthalts?
Antw. Man beantwortet diese Fragen.
2) Fr. Wie heißt er, und wie alt ist er als Maurer; wo und woran hat er gearbeitet?
Antw. Sein Name ist Giblim, er ist über 5 Jahr alt, er hat in dem zweiten Raum der Halle des Tempels auf dem zugehauenen Stein gearbeitet.
3) Fr. Hat er seine Zeit gestanden, ist sein Meister mit ihm zufrieden, und wer sagt in der Loge gut für ihn?
Antw. Er hat seine Zeit gestanden, sein Meister ist mit ihm zufrieden, und der Br. N. N. sagt gut für ihn.

Der sehr Ehrw. Meister macht hiebei die nöthigen Erinnerungen an den Br., welcher diesen Candidaten vorgeschlagen hat, und verlangt zum drittenmal die Einwilligung der Brüder zu seiner Aufnahme.
Man löscht die Lichter, so ringsum im Zimmer brennen, aus; macht hohle Pappdeckel um die drei großen Lichter und um die auf dem 3armigten Leuchter. Es bleibt nur ein bedecktes Licht brennen, damit der Meister das Ritual lesen kann. Man zündet eine Schaale mit Weingeist an, und stellet sie zwischen dem Altar in Osten und dem Sarge, so wie eine andre dergleichen vor dem Mausoleum in Westen. Einer der jüngsten Meister muß sich auf den gemahlten Sarg hinlegen, und wird mit dem schwarzen Tuche bedeckt. Alle Brüder stellen sich in der Stille um den Sarg, und der Meister befiehlt dem zweiten Aufseher, den Candidaten rücklings einzuführen.
Der einführende Bruder läßt den Candidaten eintreten und stellt ihn zwischen die beiden Aufseher, mit dem Rücken nach dem Sarge. Der zweite Aufseher reißt ihm das Schurzfell ab und sagt:
Sind Sie würdig, diese Kleidung zu tragen?
Der Meister thut einen Schlag, welchen die beiden Aufseher wiederholen, und sagt zum Candidaten:
Bruder Geselle, man hat schwere Klagen gegen Sie angebracht; .wirft Ihnen ihr Gewissen nichts vor? Seyn Sie aufrichtig, das Geständniß Ihrer Fehler und Ihre Reue über selbige, sind die einzigen Mittel, deren Vergebung zu erhalten.
Er antwortet, daß sein Gewissen ihm nichts vorwürfe.

Der Meister sagt:
Brüder Aufseher, um uns davon zu überzeugen, lassen Sie ihn sich umkehren; zeigen Sie ihm das schreckliche Schauspiel, welches wir vor uns sehen und beobachten Sie ihn genau.
Wenn man ihn umgekehrt und ihm den Sarg gezeigt hat, sagt der erste Aufseher:
Sehr ehrw. Meister, der Adspirant scheint durch dies traurige Schauspiel bewegt zu werden; allein er hat kein Anzeichen eines Schuldigen.
Der Meister sagt:
Bruder Geselle, alles verkündigt Ihnen hier unsern gerechten Schmerz; wir haben durch die Untreue der Gesellen unsern hochwürdigen Meister verlohren; man hat Sie als einen Mitschuldigen angeklagt, wissen Sie nichts von dieser schrecklichen Verschwörung?
Der Candidat antwortet:
Nein!
Der Meister sagt:
Welchen Beweis können Sie uns darüber geben?
Der Candidat antwortet:
Mein Ehrenwort!
Der Meister sagt:
„Bruder Geselle, ich nehme solches an, denn das Wort eines Maurers muß heilig seyn, und wir können uns nicht entschließen Sie für schuldig zu halten; allein seit unserm Unglück sind uns alle Gesellen verdächtig geworden; verwundern Sie sich also nicht über die bei Ihnen gebrauchte Vorsicht. Sie haben uns unsern Verdacht benommen, wir schenken Ihnen unser ganzes Zutrauen wieder, und um es Ihnen zu beweisen, sind wir bereit, Ihnen die Geheimnisse des Grades zu offenbaren, der uns an diesem Schreckensort versammelt; aber prüfen Sie sich noch vorher, bedenken Sie das wohl, was man Sie lehren wird, und setzen Sie sich in den Stand, die Gunst zu verdienen, wozu Sie bestimmt sind."


Der Meister thut 9 Schläge, welche die Aufseher wiederholen und sagt:
Bruder zweiter Aufseher, lassen Sie diesen Gesellen die 9 geheimnißvollen Reisen um die hier von uns aufbewahrten traurigen Ueberbleibsel thun. Wenn er solche gut zu benutzen weiß, will ich sie auf 3 einschränken.
Der zweite Aufseher ergreift mit der rechten Hand die linke des Candidaten, welcher mit seiner rechten Hand sich die Spitze des Degens des zweiten Aufsehers auf die Brust hält. So führt er ihn dreimal in der Loge herum, mit dem Rücken gegen den Sarg gewandt. Jedesmal, wenn er bei dem Todtenkopf, welcher hinter dem Meister in Osten ist, vorbei geht, thut der Meister einen Schlag und sagt:
Bruder Geselle, gedenken Sie an den Tod.

Zu Ende jedes Umgangs, wenn der Candida! in Westen ist, steht der zweite Aufseher mit ihm still, der Meister thut einen Schlag und sagt eine von den drei Regeln des Grades.

Beim ersten Umgang.
Wenn der Mensch geboren wird, so fängt er an zu sterben. Aber der Weise sieht ohne Schrecken den Augenblick sich nähern, der ihn von dem befreyt, was ihm fremd ist, um ihn sich selbst wieder zu geben.

Beim zweiten Umgang.
Glücklich ist derjenige, der sich selbst genau untersucht, seine Fehler kennen gelernt und seine Unwissenheit eingesehen hat; schon hat er den ersten Schritt zum Lichte gethan!

Beim dritten Umgang.
Suchet mit aufrichtigem Herzen; bittet mit Klugheit und Einsicht; klopfet an mit Zutrauen und Beharrlichkeit; dies ist der Schlüssel zur Wissenschaft des Weisen!

Nach der dritten Regel thut der Meister einen Schlag. Die Brüder Aufseher kehren den Candidaten um, so daß er nach dem Sarg hinsiehet und treten einen Schritt zurück.

Wenn der Meister einen Augenblick still geschwiegen, fährt er fort:
Mein Bruder, alle Prüfungen, welche Sie bis heute ausgestanden, die Regeln, der Rath und die Grundsätze, welche Ihnen gegeben, und Sie gelehrt sind, haben den Endzweck, Sie zum Eintritt in den Tempel würdig zu machen, dessen Thore Ihnen jezt offen stehen.
Das Aeußere des Menschen ist oft betrüglich, wir können in das Innerste Ihrer Seele nicht lesen, allen, Sie können sich dem Licht, welches in diesem Tempel scheinet, nicht entziehen; es duldet keine Entheiligung; es bestraft den, der es entweihet, durch seine eigene Gewissensbisse; seyn Sie also ihr eigener Richter und entscheiden Sie selbst ihr Schicksal.
Bis jezt haben Sie durch Ihre Obern den Unterricht vom Orden erhalten; jezt, als Meister, wird ihre Pflicht seyn, nunmehro auch Ihre Untergebenen zu unterrichten, und Ihre Lehren durch ihr Beispiel zu unterstützen. Fühlen Sie sich dazu im Stande?
Er antwortet.
Bruder erster Aufseher, lassen Sie ihn die7 Stuffen des Tempels ersteigen, und führen Sie ihn nachher durch drei Meisterschritte nach Osten, um die Verpflichtungen der Meister abzulegen.

Die Aufseher lassen ihn die drei ersten Stuffen ersteigen, und, indem er auf dem ersten Absatz etwas stille steht, macht er das ganze Lehrlingszeichen; wenn er zum zweiten Absatz kömmt, macht er das Gesellenzeichen; und auf dem dritten Absatz eine Verbeugung gegen Osten.
Die Brüder Aufseher lassen ihn die Füße im Winkelhaken stellen, und sodann drei Schritte über den Sarg thun, nehmlich: Er sezt den rechten Fuß von Westen in Süden, und sodann die Mitte des linken Fußes hinter die Hake des rechten. Beim zweiten Schritt sezt er den linken Fuß in Norden und die Mitte des rechten hinter die Hake des linken Fußes. Beim dritten Schritt sezt er den rechten Fuß in Osten und die Mitte des linken hinter die Hake des rechten, und macht abermals eine Verbeugung gegen Osten.

NB.
Bei jedem dieser Schritte geben die zu dem Ende gehörig hingestellten drei Brüder jeder ihm einen Schlag mit einem aufgerolltem Papier auf die Schulter.

Die Aufseher lassen ihn nahe vor dem Altar in Osten hintreten, allwo er sich zum drittenmal verbeuget.
Der Meister sagt:
Wollen Sie mit aller Aufrichtigkeit die Verpflichtung der Freymaurermeister ablegen?'
Wenn er Ja antwortet, so läßt der Meister ihn mit dem rechten Knie auf das Winkelmaß auf dem Kissen niederknieen, die rechte Hand auf die Bibel und den Degen legen, mit der linken aber die Spitze des Zirkels auf die entblößte Brust halten.
Er thut einen Schlag und sagt:
In Ordnung, meine Brüder!
Alle Brüder entblößen die Degen, halten deren Spitzen aufwärts und nehmen die Hüthe ab.
Der Meister läßt die nachfolgende Verpflichtung dem Candidaten durch den ersten Aufseher verlesen.


Verpflichtung der Meister.


Ich N. N. verspreche in Gegenwart des allmächtigen Baumeisters der Welt, und gebe mein Ehrenwort in dieser ehrwürdigen Versammlung, daß ich niemals die mir jezt oder künftig anvertrauten Geheimnisse an irgendeinen Profanen, an einen LehrIing, Gesellen oder sonst jemand entdecken will, den ich nicht als einen wahren und rechtmäßigen Meister erkannt habe, ohne durch meine Ordens-Obern dazu rechtmäßig berechtiget zu seyn.
Ich verspreche zugleich alle Pflichten eines wahren Freymaurer-Meisters genau zu erfüllen, und ich wiederhole in diesem Augenblick, von Herzen und mit dem Munde, alle Verpflichtungen, die ich im Orden bereits übernommen habe.
So wahr mir Gott helfe!

Wenn dieses vorgelesen worden, sagt der Meister:
Bruder Geselle, geben Sie mir ihr Ehrenwort, daß Sie den Inhalt dieser Verpflichtung erfüllen wollen!
Der Candidat legt seine rechte Hand in die rechte des sehr ehrw. Meisters und sagt:
Ich verspreche das bei meiner Ehre!
Der Meister läßt ihn aufstehen und sagt:
Die Verpflichtung, welche Sie übernommen haben, verstattet uns keine weitere Zurückhaltung gegen Sie. Wenden Sie alle Aufmerksamkeit auf die Erzählung, welche Sie hören werden. Sowie Sie dadurch von der rechtmäßigen Ursache unsers Schmerzes belehrt werden, so finden Sie darin die Vorschrift Ihres künftigen Verhaltens.
Brüder Aufseher, stellen Sie ihn solchergestalt, daß er zum Meister aufgenommen werden kann, und lassen Sie den todten Körper wegtragen.
Die Aufseher lassen den Caudidaten rückwärts bis zu unterst des Sarges zurück treten, und die um den Sarg stehenden Meister helfen dem darauf liegenden in aller Stille aufstehen.

Der sehr Mw. Meister, den Hammer in der Hand, begiebt sich von seinem Stuhle weg, und indem er sich gerade vor den Candidaten hinstellt, sagt er:
Im Namen des Ordens, (und giebt ihm einen Schlag mit dem Hammer vor der Stirne) mit Einwilligung dieser sehr ehrw. Loge, (er giebt ihm einen zweiten Schlag vor der Stirne) und vermöge meines Amts, nehme ich Sie zum Freymaurer. Meister auf. (Hier giebt er ihm den dritten Schlag vor der Stirne.)

[Christian M. Baumgartner vermerkt (2007, 279), dass am Konvent von Wilhelmsbad 1782 eine Abänderung verlangt wurde: „die drei Hammerschläge des Meisters sollen auf Stirn, Herz und Unterleib des aufzunehmenden Meisters gesetzt werden“.]


Die beiden Aufseher werfen ihn sogleich nieder, strecken ihn auf dem Sarge oder der Decke aus, das rechte Bein im Winkelhaken gestellt und die rechte Hand aufs Herz im Gesellenzeichen; Brust und Kopf wird mit einem weißen mit Blut besprengten Tuche, und der ganze Körper mit einem schwarzen Teppich bedeckt.
Der erste Aufseher nimmt den natürlichen grünen Acacienzweig, welcher auf dem Rande der Tafel liegt und legt ihn auf den schwarzen Teppich.

NB..
Wenn zwei Meister zugleich an einem Tage aufzunehmen sind, so geschieht die Aufnahme des zweiten, ehe man den historischen Unterricht des Grades anfängt.


Der sehr ehrw. Meister thut 9 Schläge, welche von den Aufsehern wiederholt werden, und alle Brüder wenden die Spitze ihrer entblößten Degen gegen den Candidaten. Nach einem abermaligen Schlag, welchen die Aufseher wiederholen, und welcher zum Zeichen dient, daß alle Meister in der Stille auf ihre Plätze zurück treten sollen, sagt der sehr ehrw. Meister, nachdem er einen Augenblick, ohne zu reden, stille gestanden:
Meine Brüder! lassen Sie uns zusammen treten!

Alsbald treten die Brüder zusammen und machen die Kette um den Sarg, indem sie sich mit kreuzweiß gelegten Armen die Hände geben, und einander das Meisterwort, die Hälfte in eines, die andre Hälfte ins andre Ohr sagen, nehmlich M. B. Der Meister vom Stuhl giebt nehmlich dies Wort beiden Aufsehern, welche dieserhalb zu ihm hintreten und es sodann jeder in seiner Colonne weiter giebt, bis es zum sehr ehrw. Meister zurück kömmt, welcher sodann die Geschichte folgendergestalt beginnet.


Erzählung der Geschichte.


Mein Bruder! da Sie in den zwei ersten Graden Werkzeuge und Risse zur Errichtung eines großen Gebäudes gesehen haben, so konnten Sie solches hier fertig zu sehen vermuthen; aber in dieser Welt ist nichts beständig. Der Orden hat Ihnen diese Lehre bereits gegeben. Alles ist hier auffallenden Abwechselungen unterworfen, welche oft weniger Erstaunen erregen würden, wenn man ihre geheimen Ursachen mit mehrerer Aufmerksamkeit untersuchte.

Der berühmte Tempel, den Salomon zu Jerusalem bauete, hat gleichfalls diese große Veränderung erlitten. Seine Errichtung wurde durch die traurige Begebenheit unterbrochen, die ich Ihnen erzählen will, und die die Vollendung dieses angefangenen Baues verzögerte.


Salomon, welcher zur Ehre des allmächtigen Baumeisters der Welt einen Tempel nach dem seinem Vater David vorgeschriebenen geheimnißvollen Plane bauen wollte, wurde hierin durch Hiram, den König zu Tyrus, unterstüzt, welcher ihm die Materialien und eine große Menge Arbeiter verschaffe. Allein er machte ihm ein noch weit größeres Geschenk in der Person des Hiram Abifs, des berühmtesten Arbeiters in aller Art und des größten Baumeisters alter Zeiten. Salomon, mit Weisheit begabt, erkannte bald die Größe seiner Talente und Einsichten; er schenkte ihm sein ganzes Vertrauen und sezte ihn zum Obern aller Werkleute, die am Bau des Tempels arbeiteten.
Hiram Abif sonderte sie in drei Abtheilungen ab, um jeder eine ihren Talenten gemäße Bezahlung geben zu können; er gab jeder Klasse verschiedene Zeichen, Griffe und Worte. Es sind Ihnen, mein Bruder, bereits die den Lehrlingen und Gesellen gegebene bekannt; die Lehrlinge waren zu der Säule J und die Gesellen zur Säule B angewiesen, um daselbst ihren Lohn zu erhalten, und für die Meister war die mittelste Kammer dazu bestimmt.

Eine sowohl getroffene Einrichtung hätte die Ruhe bei allen erhalten müssen; allein was können Stolz, Neid und Begehrlichkeit nicht ausrichten? Drei Gesellen rotteten sich zusammen, von Hiram Abif das Meisterwort zu erzwingen, um sich solche Bezahlung zu verschaffen, und ihn, wenn er sich dessen weigerte, umzubringen. Zu diesem Ende vertheilten sie sich an drei verschiedene Thüren des Tempels, zur Zeit, wenn Hiram gewohnt war, die Arbeit nachzusehen, wenn die Arbeiter sich entfernet hatten.
Wie Hiram nach seiner Gewohnheit in die westliche Thüre eingetreten war, und durch die in Süden sich wieder entfernen wollte, traf er daselbst auf einen dieser Gesellen, welcher ihm das Meisterwort abforderte und ihn zu tödten drohete, wenn er sich dessen weigerte, so wie dieser Bösewicht auch, wie Hiram es abschlug, ihm mit dem Hammer einen starken Schlag auf die linke Schulter gab.
Der Meister Hiram suchte sich durch die Flucht zu retten, und da er durch die Thüre in Norden hinausgehen wollte, fand er daselbst den zweiten, welcher dasselbe Ansinnen und die ähnliche Drohung wiederholte, und um sich für die Verweigerung zu rächen, ihm einen starken Schlag auf die rechte Schulter gab, wodurch er beinahe zu Boden geworfen wäre, indessen aber doch noch so viel Kräfte behielte, sich durch die Thüre in Osten zu retten; allein da traf er den dritten Gesellen an, welcher in Verzweiflung, daß auch ihm sein Begehren abgeschlagen wurde, ihm einen starten Schlag für die Stirne gab, nach welchem er todt zur Erde niedersank.

Da die ruchlosen Gesellen Hiram entseelet sahen, beschlossen sie ihn zu begraben; allein da es noch Tag war, verbargen sie ihn unter einem Steinhaufen, der sich im Tempel fand, und beim Anbruch der Nacht trugen sie ihn auf einen Hügel, wo sie ihn begruben.

Nachdem 7 Tage verflossen waren, befahl Salomon. welcher über das Schicksal des Meisters Hiram sehr betrübt und unruhig war, neun Meistern, die genaueste Nachsuchung dieserhalb zu thun. Die neun Meister vertheilten sich dieserhalb in drei Partheien. Drei nähmen die Thüre in Süden, drei die in Norden und drei die in Osten, um von da aus seine Fußstapfen auf den verschiedenen Wegen, die er nehmen können, zu entdecken zu suchen.
Vergeblich suchten sie ihn mit aller möglichen Sorgfalt in allen nahliegenden Gegenden, bis endlich drei von ihnen durch den Schein eines ungewöhnlichen Lichts angetrieben wurden und auf die Spitze des Berges kamen, wohin der Leichnam gebracht war. Ermüdet sezten sie sich eben auf dem Platz nieder, wo er eingescharret war; allein da sie bemerkten, daß die Erde daselbst neu umgegraben war, und die. Ursache davon entdecken wollten, fiengen sie an solche umzuwühlen, und erkannten daselbst den Körper unsers sehr ehrw. Meisters Hiram. Alsbald gaben sie den zwei andern Partheien der Meister ein Zeichen, welche ihn gleichfalls erkannten. Sie überzeugten sich bald davon, daß er durch einige böse Gesellen, die sich das Wort und den Lohn der Meister erzwingen wollen, ermordet seyn müsse, und, aus Furcht, daß der sehr ehrw. Meister vielleicht gezwungen gewesen wäre, ihnen solches zu entdecken, beschlossen sie unter einander, das Wort zu verändern, und dafür das erste Wort anzunehmen, welches sie beim Ausgraben des Körpers sagen würden. Nach dieser Abrede pflanzten sie einen Acacienzweig, um den Ort wieder zu finden, wo sie den Körper ließen, und brachten Salomon diese traurige Nachricht.


Hier unterbricht der sehr ehrw, Meister die Erzählung der Geschichte und sagt:
Brüder Aufseher, lassen Sie uns gemeinschaftlich hingehen um unsern sehr ehrw. Meister zu suchen, und uns bemühen, wenigstens seine kostbaren Ueberbleibsel zu entdecken, um ihm die schuldige Ehre zu erweisen.
Die beiden Aufseher verfügen sich durch Süden zu dem sehr ehrw. Meister, dieser geht voran, die andern beiden folgen ihm, und so nimmt er seinen Weg nach Norden, geht um das Grab herum, und wenn er in Süden kommt, steht er stille, sieht nach dem Grabe und sagt:
Meine Brüder, die Erde scheint hier neu umgegraben zu seyn, und hier findet sich ein Acaciazweig, welcher mir ein starkes Zeichen zu seyn scheinet, das Gesuchte hier finden zu können. Helfen Sie mir, meine Brüder, nachzuspüren; allein vorher wollen wir verabreden, daß das erste Wort, welches wir sagen, wenn wir den Körper unsers sehr ehrw. Meisters ausgraben, künftighin das Meisterwort seyn und das alte Wort ersetzen soll.

Der Meister nimmt den Acaciazweig, welcher auf der Tafel an der Erde in Süden liegt, legt ihn auf das Grab, vollendet alsdann den Umgang, stehet in Osten stille, bis dahin ihn der zweite Aufseher begleitet, und sich alsdann in Norden stellet, so wie der erste Aufseher in Süden stehen geblieben ist.


(Der Meister fährt in der Geschichte des Grades fort.)
Wie der König Salomon den traurigen Tod seines Baumeisters erfuhr, betrübte er sich sehr über dessen Verlust, und zur Bezeugung seiner großen Freundschaft für den Verstorbenen, befahl er allen Meistern hinzugehen, und den Körper aufzuheben, und in den Tempel zu tragen; bestätigte auch den genommenen Entschluß, das Meisterwort zu verändern, und an dessen Statt das erste Wort anzunehmen, welches einer von ihnen bei Ausgrabung des Leichnams sagen würde.
Alle Meister waren bemüht, den Befehlen Salomons ein Genüge zu leisten, allein die 9 Meister, welchen die ersten Nachforschungen aufgetragen gewesen waren, eilten den übrigen zuvor zu kommen, und langten zuerst auf dem Hügel an. Da sie die Stelle des Grabes leichte an dem darauf gepflanzten Acaciazweig wieder erkannten, machten sie sich fertig ihn aus der Erde aufzunehmen.
Einer von ihnen ergriff ihn bei dem rechten Zeigefinger, allein er behielt solchen in der Hand. Ein andrer ergriff ihn bei dem Mittelfinger, den er auch in der Hand behielt, endlich versuchte der dritte ihn so aufzuheben, daß er ihn bei der ganzen Faust faßte, allein auch diese behielt er in der Hand, und er rief: M. B., welches bedeutet: das Fleisch ist in Fäulniß gegangen, oder, die Haut verläßt die Knochen.
Die Meister legten den Leichnam darauf wieder nieder, um ihn wegzutragen, und brachten ihn mit vielem Pomp in den Tempel. Alle hatten dabei weiße Handschuhe an, als ein Zeichen, daß keiner von ihnen seine Hände mit dem Blute des Meisters besudelt hätte.
Der König Salomon ließ ihn ein prächtiges Leichenbegängniß im Tempel halten, und zur Belohnung des Eifers und der Glaubhaftigkeit dieses seines Baumeisters, ließ er eine dreieckigle goldne Platte, auf welcher das alte Meisterwort eingegraben war, auf dessen Grab befestigen.
Nach der Leichenbestattung stellten alle Meister sich in einem Kreis, um ihren Entwurf in Veränderung des Meisterworts auszuführen. Derjenige, welcher den Leichnam des Meisters Hirams aufzuheben hatte, gab seinem nächsten Nachbar zur Rechten das Wort M. B., um es im Kreise herumgehen zu lassen, bis alle es wußten, und dies Wort blieb nachher das Unterscheidungs-Wort der Meister.




Der sehr ehrw. Meister thut einen Schlag, welchen die Aufseher wiederholen, und sogleich nehmen die dazu bestimmte Brüder die Pappdeckel von den Lichtern, und zünden die übrigen Lichter im Zimmer wieder an; alles geschieht mit möglichster Stille.

Wenn diese Erzählung geendigt ist, nimmt der Meister mit Beihülfe der beiden Aufseher die schwarze Decke und das blutige Leinwand weg. Alle drei machen das Schreckenszeichen, wenn sie den Körper aufgedeckt haben; der zweite Aufseher ergreift den Candidaten beim Zeigefinger, und läßt solchen durchschlüpfen, als wenn er ihn in der Hand behielte; der erste Aufseher faßt ihn nachhero beim Mittelfinger und thut eben so. Endlich ergreift der sehr ehrw. Meister dessen rechte ganze Faust mit seiner rechten Hand, legt ihm den linken Arm über die rechte Schulter, sezt seinen rechten Fuß gegen den rechten Fuß des Candidaten, und Knie gegen Knie, Brust gegen Brust, und hebt ihn solchergestalt auf, wobei ihm die Aufseher behülflich sind, flüstert ihm such, wenn er steht, das Meisterwort M. B. halb ins eine, halb ins andre Ohr.


Nachher sagt der sehr ehrw, Meister:
Denken Sie, mein Bruder, ernstlich der Erzählung nach, welche Sie gehört haben; sie öfnet Ihren Betrachtungen ein weites Feld! Suchen Sie es zu verdienen, daß man Ihnen dereinst behülflich seyn kann, allen Nutzen daraus zu ziehen.
Der Meister geht nach seinem Platze zurück. Er thut einen Schlag, welcher wiederholet wird und sagt:
Brüder Aufseher, lassen Sie den neuaufgenommenen Meister sich mir nähern.
Wenn dies geschehen ist, wiederholt er dem Neuaufgenommenen die Zeichen, Worte und Gnffe des Grades.

(Indem er ihm das blaugefütterte Schurzfell reicht.)
Mein Bruder, als Meister tragen Sie künftig ein blaugefüttertes Schurzfell mit niedergeschlagener Klappe. Seine weiße Farbe bestätige Sie in dem, was Ihnen schon hierüber gesagt wurde, wie man Sie zuerst damit bekleidete. Die damit verbundne blaue Farbe erinnere Sie, daß der Maurer lediglich von der Gewogenheit des Himmels in seiner Arbeit Fortgang hoffen müsse, und daß es Pflicht für ihn sey, nichts zu verabsäumen, was ihn solcher Gewogenhett würdig machen kann.

(Indem er ihm den Degen wieder giebt.) .
Ich gebe Ihnen Ihren Degen wieder; Sie wissen bereits, welchen Gebrauch Sie davon machen dürfen; allein erinnern Sie sich, daß die Bande, welche Sie mit Ihren Brüdern vereinigen, wenigstens eben so ehrwürdig sind und so stark seyn müssen, wie die Bande des Bluts.

(Indem er ihm seinen Huth wieder giebt.)
Ich gebe Ihnen auch Ihren Huth wieder. Künftig haben Sie in der Loge das Haupt bedeckt. Dies sey ein Zeichen der ungezwungnen und anständigen Freiheit, welche Sie unter uns sich erworben haben, und des Vorzugs der Meister über die Gesellen und Lehrlinge. . Machen Sie, daß Ihre Regierung, wenn Ihnen eine anvertrauet wird, gerecht, sanft und brüderlich sey, und geben Sie Ihren Untergeordneten ein Beispiel der Ihnen schuldigen Unterwürfigkeit, durch die, welche Sie selbst Ihren Obern bezeugen.

Durch Ihre Arbeiten haben Sie ein Alter von 7 Jahren erreicht, welches die dritte geheimnisvolle und die vollkommenste Zahl der Freymaurerey ist; erhalten Sie solche, mein Bruder, und vermindern sie niemals.
Ihr Name in der Loge wirb künftig Gabaon seyn, welches einen Erzogenen bedeutet, und Ihr Erkennungs- oder Einlassungs-Wort ist gleichfalls Schibolet; lezteres wird ihnen den Eingang in alte regelmäßige Logen verschaffen; allein hüten Sie sich für alle Ueberraschungen, und suchen Sie es mit Klugheit zu gebrauchen.

Gehen Sie, mein Bruder, jezt nach Westen, um sich denen Brüdern Aufsehern und Ihrem Pathen zu erkennen zu geben, und sodann wird der erste Aufseher Ihnen den Meisterschlag auf dem mosaischen Estrich an der innern Pforte des Tempels zeigen, um Sie zu lehren, wie Sie sich den Eingang darin verschaffen sollen.


Nach diesem führt der einführende Bruder ihn zu den beiden Aufsehern, allwo der sehr ehrw. Meister ihm den moralischen Unterricht dieses Grades, und den Catechismus desselben vorlesen lässet.
Hierauf weißt der einführende Bruder ihm seinen Platz unter den Meistern an.

Der sehr ehrw. Meister schließt die Meisterloge, alsdann die Gesellen- und die Lehrlingsloge, so wie solche eröfnet sind.
Die Brüder entkleiden und entfernen sich nach der gewöhnlichen Almosen-Sammlung.


Moralischer Unterricht

und Erklärung des Meister-Grades der Freymaurer.


Mein Bruder! wenn Sie auf die Ceromonien Ihrer Aufnahme, auf die ihnen gemachte Erzählungen, und auf die Verzierungen der Loge aufmerksam gewesen sind, so werden Sie ganz neue, vielleicht sich zu widersprechen scheinende Dinge bemerkt haben. Indessen sind. diese Widersprüche nur scheinbar, und Sie werden davon dereinst überzeugt seyn. Sie haben ihren Grund in der Verschiedenheit der Gegenstände, welche der Orden Ihnen auf einmal in den 3 Hauptgraden vorlegt, die Sie erhalten haben, und besonders in diesem lezten, und die, ihres Zusammenhanges unbeschadet, doch in der That verschieden und abgesondert sind.
Sie haben auf das Allgemeine, und auf das Besondre, oder auf die gesammte Natur und auf den moralischen Menschen, die mit einander durch denselben Mittelpunkt den Urheber der einen und des andern verbunden sind, ihren Bezug. Hierauf hatte man von dem ersten Schritt an, den Sie in unsern Logen thaten, Rücksicht. Alle Symbolen, Denkbilder und allegorische Vorstellungen, die Ihnen vorgelegt wurden, hatten diesen gedoppelten Endzweck. Wir gestehen es Ihnen, daß durch diese Vermischung Ihre Arbeit erschweret wird; allein ohne Mühe ist in dieser Laufbahn nichts zu gewinnen, und man erzeigt Ihnen schon einen großen Dienst, daß man Sie lehret, wie Sie nicht das alles mit einander vermischen, sondern die verschiedene Dinge von einander absondern müssen.

Wir können Ihnen nur die Erklärungen geben, welche auf Ihren Grad Bezug haben; benutzen Sie selbige, und erfüllen Sie dadurch den Wunsch der Loge, welche mir dies Geschäfte aufträgt.

Der Tempel Salomons zu Jerusalem ist der unveränderliche Grund der ganzen Freymaurerey. Diesen werden Sie in verschiedenen Gestalten durch alle Grade hin, antreffen. Dies Gebäude hatte immer einen vorzüglichen Rang unter allen Wunderwerken der irrdischen Welt. Denken Sie daher seiner Bestimmung nach, so wie dem Plan, nach welchen er bauet, der Hand, die diesen Plan vorschrieb; der Weisheit, die ihn ausführen ließ, und den seltenen Talenten desjenigen, der seinen Bau anordnete; seinen Abmessungen, Eintheilungen und Verzierungen; endlich denen großen Revolutionen, die ihn betrafen: Vielleicht finden Sie darin viel Uebereinstimmendes mit sich selbst, vielleicht eben so viel Uebereinstimmendes mit der Natur und ihrem Urheber.

Die heilige Schrift giebt ihnen genugsamen Unterricht von den seltenen Einsichten unsers sehr ehrw. Meisters Hiram Abif, dieses großen Werkmeisters, der es verdiente der vertrauteste Freund des weisesten aller Könige zu seyn; der durch die Vereinbahrung so vieler Talente Bewunderung erregte, und durch seine Ausführungen auf immer berühmt seyn wird. Die heilige Schrift sagt zwar nichts von seinem Tode und von den Ihnen erzählten Umständen desselben; allein eben das Stillschweigen derselben nöthigt Sie diesem Sinnbilde nachzudenken, und diese Geschichte mag nun wahr oder nur eine kluge und feine Allegorie seyn, so giebt sie Ihnen sowohl für die Sitten, als für die Naturlehre Gelegenheit zur Entdeckung wichtiger Wahrheiten, wenn Sie Muth haben, Sich damit zu beschäftigen.

Der traurige Gegenstand, den Sie bei ihrem Eintritt in die Loge gewahr wurden, und der Sarg, welchen Sie auf der Mitte der Tafel, die das Innre des Tempels vorstellet, gesehen haben, beziehen sich auf die Ceremonien die man mit Ihnen vornahm, und erinnern Sie zugleich an den Tod, und an das Ende aller elementarischen Dinge nach ihrer kurzen Dauer.

Sie traten als Gesell in die Loge, und wurden wegen eines großen Verbrechens angeklagt. Mein Br.! werfen Sie einen aufmerksamen Blick auf den Menschen; sehen Sie, ob er in seinem ersten natürlichen Zustand, und wagen Sie, wenn Sie's können, zu behaupten, daß er nicht schuldvoll sey.
Man stellte Sie in Westen, den Rücken nach Osten gewandt; ein trauriges Bild des Menschen, der sein Ende vor sich sieht, ohne sich zu befragen, woher er komme, und wohin er gehe! Dieses Sinnbild wurde durch die geheimnißvolle Reisen fortgesetzet, während welchen der sehr ehrw. Meister Sie errmahnte au den Tod zu denken, da Sie dem Grabe so nahe wären. Denken Sie also würklich voran, und verachten Sie nicht die Anerinnerungen der Natur, und dessen, der über Sie wacht. Man zeigte Ihnen das Sie erwartende Grab, und Sie sahen da die traurigen Ueberbleibsel dessen, der gelebt hatte. Dieses Grab ist das Sinnbild der allgemeinen Materie, die im Ganzen, wie in ihren Theilen enden muß, und auf die ein lichtvolleres Reich folgen wird.

Das Grabmal in Westen zeigte Ihnen ein tröstlicheres Schauspiel, es lehrte Sie den Unterschied zwischen dem Vergänglichen und dem Unzerstörbaren, und die Ihnen während der Reisen gegebenen Regeln zeigten Ihnen, was der zu thun habe, der glücklich genug ist, diesen Unterschied zu kennen und zu fühlen.

Als Lehrling betraten Sie 3 Stuffen der geheimnißvollen Treppe, als Geselle 5; und jezt als Meister 7; und erhielten das unterscheidende Alter Ihres Grades. Allein, mein Bruder, nehmen Sie sich jezt wohl in Acht, nicht wieder herunter zu steigen, und die vollkommne Zahl, womit Sie bezieret worden, zu verringern. Auf dieser Treppe kamen Sie an das Thor des Tempels. Bei Ihren ersten Versuchen war dies Thor verschlossen, aber jezt steht Ihnen der Eingang offen. Lernen Sie daraus, daß ein reines Verlangen, eine einsichtsvolle Uebung und fester beharrlicher Muth alle Hindernisse überwinden.
 Sie machten 3 Schritte auf dem Grabe, zwischen dem Winkelmaß und Zirkel, um nach Osten zu kommen. Geboren werden, Sterben, und für die Ewigkeit, wo das wahre Osten seyn wird, wieder geboren werden, das ist unser gegenwärtiges Schicksal und unsre Bestimmung. Erstlich unser dritte Schritt wird es entscheiden, ob unsre« Reise zum Leben oder zum Tode gieng. Lassen Sie uns immer in Gerechtigkeit wandeln, und unser lezter Schritt wird uns in einen sichern Hafen bringen.

Sie mußten eine neue Verpflichtung abstatten, und Ihre vorhergegangene erneuern. Mein Bruder, halten Sie oft mit sich selbst Abrechnung, denken Sie oft an Ihre Pflichten, und erneuern Sie in Ihren Herzen die Gelübde, die Sie gegen das höchste Wesen, gegen Ihre Brüder und gegen sich selbst zu erfüllen haben; dies ist das wahre Mittel sie zu halten, und eine heitere ruhige Seele zu haben.
Sie erhielten 3 tödtliche Schläge, und wurden in das Grab niedergeworfen. Diese 3 Schläge bezeichnen die Gefahr der 3 herrschenden Leidenschaften des Menschen, die auch zugleich am mehresten seinen Untergang verursachen; der Neid, der jeden eigenen Genuß vergiftet und dem Nächsten seinen Genuß zu entziehen sucht; der Geiz, der uns oft ungerecht, und fast immer unempfindlich gegen das Leiden anderer macht; und der Stolz, der alles aufbringt, und der nichts vergiebt.
Sie wurden gleichsam in das Grab verscharret, um Sie zu lehren, daß ein dem Laster ergebener Mensch für die, seine Irrthümer beseufzende Gesellschaft gleichsam tod sey. Der sehr ehrw. Meister erhob Sie wieder aus diesem Grab unter dem Beistand der Aufseher, Ihrer ehemaligen Führer, allein ein 3maliger starker Ruck war nöthig, um Sie herauszuheben. Dadurch hat man Sie belehret, daß, so wie es das schlimmste aller Uebel sey: im Tod des Lasters zu schmachten, der Mensch mit Standhaftigkeit, aufrichtigem Willen, und mit Beihülfe guter Rathgeber die ihn beherrschende Leidenschaften dämpfen, und ein neues Leben erwerben könne.
Alsdann wird er in der That ein nützlicher Meister durch seinen Unterricht und sein Beispiel. Alsdann kann er das Reißbrett gebrauchen, und seinen Brüdern sichere und einsichtsvolle Plane vorlegen. Auch die Gefahren der Unempfindlichkeit und die Schwäche der Lehrlinge und der Gesellen werden dadurch abgebildet, weil alle Kraft des Meisters erfordert wurde, Sie dem Grabe zu entreissen, und wieder ans Leben zu bringen.
Eben dieses neue Leben, welches der verdorbenste Mensch durch standhafte und anhaltende Entschlüsse, die ihn wieder zur Tugend führen, sich erwerben kann, wurde Ihnen, mein Bruder, abgebildet, wie der sehr ehrw. Meister Sie aus dem Grabe aufhob. Um dies neue Leben zu bezeichnen, gab er Ihnen neue Zeichen, Grif und Worte; da folgte Licht auf Finsterniß, eine neue Helle erleuchtete die Loge, und alle Meister, die Zeugen Ihrer neuen Gelübde, wetteiferten, Sie als ihren Bruder zu erkennen.


Diese Erklärungen, mein Bruder, werden hinreichend seyn, Ihnen zu zeigen, daß die Freymaurerey keinen andern Zweck habe, als die Menschen besser, und ihrem Nächsten nutzbarer zu machen.
Auch wird es genug seyn, Ihnen, sowohl vom Ganzen, als von Ihrem neuen Grade besonders, eine Meynung beizubringen, welche Sie auf der noch bevorstehenden Laufbahn glücklich leiten kann.


Unterricht durch Frage und Antwort für den Meister-Grad.


1) Fr. Sind Sie ein Meister?
Antw. Prüfen Sie mich, und Sie werden finden, daß die Acacia mir bekannt sey.
2) Fr. Wo sind Sie aufgenommen?
Antw. In der mittelsten Kammer — dem Aufenthalt der Klagen und Thränen, oder -- -- in einer von den 30 Kammern.
3) Fr. Wie sind Sie dahin gekommen?
Antw. Durch eine geheimnißvolle Windeltreppe, die man durch 3, 5 und 7 besteigt. Eine Anspielung auf das verschiedene Alter der Maurer.
4) Fr. Was wurden Sie beim Eintritt in die Loge gewahr?
Antw. Eine allgemeine Traurigkeit unter den Brüdern.
5) Fr. Was sahen Sie weiter?
Antw. Das Grab unsers sehr ehw. Meisters Hiram.
6) Fr. Welches war seine Maaße?
Antw. Es war 3 Eilen breit, 5 Ellen hoch und 7 Ellen lang.
7) Fr. Was war auf demselben befindlich?
Antw. Der Acaciazweig und eine dreieckigte Platte mit dem alten Meisterwort.
8) Fr. Welches ist das alte Meisterwort?
Antw. Einer der ehrfurchtsvollen Namen des großen Baumeisters der Welt.
9) Fr. Was wurden Sie um das Grab her gewahr?
Antw. Neun Lichter.
10) Ft. Was bedeuten solche?
Antw. Die 9 Meister, welche Salomon aussendte, den Leichnam unsers sehr ehrw. Meisters Hiram zu suchen.
11) Fr. Wo fanden sie den Leichnam unsers Meisters Hiram?
Antw. Auf einem Hügel, am Fuß des Berges Moria, nahe beim Tempel.
12) Fr. Was machten sie mit dem wiedergefundenen Leichnam unsers Meisters?
Antw. Sie statteten Salomon davon Nachricht ab, welcher ihn mit großer Pracht im Tempel begraben ließ.
13) Fr. Wer war unser Meister Hiram?
Antw. Er war der berühmteste Werkmeister in allen Arbeiten, ein großer Baumeister, aus Tyrus gebürtig, sein Vater hieß Ur, und seine Mutter war eine Wittwe aus dem Saamen Naphtali.

14) Fr. Woran soll ich Sie als einen Meister erkennen?
Antw. An meinen neuen Zeichen, Griff und Worten, und an den 5 volllommnen Punkten der Meisterschaft.
15) Fr. Geben Sie mir das Zeichen?
Antw. (Man giebt es.)
16) Fr. Geben Sie mir den Griff?
Antw. Man giebt ihn. (Nehmlich den Handgriff.)
17) Fr. Geben Sie mir das Wort?
Antw. Mac-Benac in der Loge. Aber außer der Loge nur M. B.
18) Fr. Was bedeutet dieses Wort?
Antw. Das Fleisch ist in Fäulniß gegangen, oder, die Haut verläßt die Knochen.
19) Fr. Welches sind die 5 volllommnen Punkte der Meisterschaft?
Antw. Der rechte Fuß gegen den rechten Fuß, Knie gegen Knie, Brust gegen Brust, die beiden rechten Hände in einander und den linken Arm über die rechte Schulter.

20) Fr. Welches ist der Name eines Freymaurer-Meisters?
Antw. Gabaon.
21) Fr. Was bedeutet dieser Name?
Antw. So hieß der Ort, wo David vor der Erbauung des Tempels einen Altar errichten und die Bundeslade aufbewahren ließ.
22) Fr. Wie nennen Sie den Sohn eines Freymaurers?
Antw. Louffton oder Loufftou.
23) Fr. Wie heißt das Erkennungswort oder die Losung?
Antw. Schiboleth.
24) Fr, Warum haben die Meister dies Wort erwählt?
Anlw. Zum Andenken der Galaaditen und Ephraimiten.
25) Fr, Wie sprachen die Ephraimiten dies Wort aus?
Antw, Sie konnten es nur Siboleth aussprechen.

26) Fr. Wie viel Zeichen haben die Maurer?
Antw. Vier; daß Halszeichen für den Lehrling, das Brustzeichen für den Gesellen, das Fußzeichen für den Meister, und das Handzeichen für Lehrling, Gesell und Meister,
27) Fr. Welches ist das besondre Zeichen der Meister?
Antw. Das 5tomachale oder Zeichen des Schmerzens, aber die Meister dürfen es nur in der Loge geben.
.28) Fr. Welches ist das Hülfszeichen? (Entsetzungszeichen?)
Antw. Beide Hände zusammen gefaltet, und umgekehrt gewandt auf den Kopf gehalten, dabei das rechte Bein im Winkelhaken gekrümmt, hinter das linke gesezt.
29) Fr. Was deutet dies Zeichen an?
Antw. Die Worte: „Zur Hülfe, ihr Kinder der Wittwe," welche Worte sonst nicht gebraucht werden dürfen, als wenn man bei einer großen Gefahr dies Zeichen nicht merklich machen könnte.

30) Fr. Wie sind Sie zum Meistergrad gekommen?
Antw. Indem ich vom Winkelmaß zum Zirkel gieng, nachdem ich 9 geheimnißvolle Reisen gethan hatte.
31) Fr. Wie sind Sie zum Meister aufgenommen worden?
Antw. Durch 3 große Schlage vor der Stirne, die mich zu Boden warfen.
32) Fr. Warum haben Sie sich zum Meister aufnehmen lassen?
Antw. Um den Buchstaben G kennen zu lernen.
33) Fr. Was bedeutet solcher?
Antw. Den Ursprung alles Lichts.
34) Fr. Was haben Sie bei Ihrer Aufnahme gelernet?
Antw. Die Erzählung von der Verratherey der 3 Gesellen, welche unsern sehr ehrw. Meister Hiram ermordeten, um sich durch diese Gewaltthätigkeit das Meisterwort und den Meisterlohn zu verschaffen.
35) Fr. Was wiederfuhr Ihnen?
Antw. Ich wurde anfangs durch drei große Schläge zum Andenken derer, die der Meister Hiram empfieng, in einen Sarg niedergeworfen.
36) Fr. Wer hob Sie wieder auf?
Antw. Der sehr ehrw. Meister unter Beihülfe der beiden Aufseher.

37) Fr. Was wollen Sie hier machen?
Antw. Mit Beihülfe meiner Brüder das verlorne Meisterwort wieder suchen.
38) Fr. Wie ist das Wort verloren gegangen?
Antw. Durch den Tod unsers Meisters Hiram, wodurch die Meister sich genöthigt sahen es zu verändern.
39) Fr. Wie ist es wieder ersetzet worden?
Antw. Die Meister, welche Hirams Leichnam suchten, vereinigten sich das erste Wort zu nehmen, welches sie beim Aufheben des todten Körpers zu einander sagen würden.

40) Fr. Wie reisen die Meister?
Antw. Von Westen nach Osten durch Süden, und über die ganze Oberfläche der Erde.
41) Fr. Warum das?
Antw. Um das Licht auszubreiten und das Zerstreute zu sammeln.
42) Fr. Worauf arbeiten sie?
Antw. Auf dem Reißbrett.
43) Fr. Warum das?
Antw. Zum Andenken der Plane, welche dem König David durch den allmächtigen Baumeister der Welt zur Aufbauung des Tempels auf geheimnißvolle Weise gegeben wurden.

44) Fr. Wie alt sind Sie?
Antw. Sieben Jahr und drüber, (Ueber 7 Jahr.)
45) Fr. Wodurch haben Sie dies Alter erlangt?
Antw. Indem ich die Windeltreppe von 7 Stuffen erstieg.
46) Fr. Wo haben Sie gearbeitet?
Antw. Im Tempel.
47) Fr. Wo haben Sie Ihren Lohn erhalten?
Antw. Im Centrum der mittelsten Kammer.
48) Fr. Wenn Sie einen Meister verloren haben, wo suchen Sie ihn?
Antw. Zwischen dem Winkelmaß und dem Zirkel, dann da beide die Symbole der Regelmäßigkeit und Weisheit sind, so muß sich ein Meister nicht davon entfernen.
49) Fr. Welches ist das Sinnbild des Meister-Grades?
Antw. — --- ---

50) Fr. Was stellet das Grabmal an der Seite in Westen vor?
Antw. Eine Todten-Urne auf einem dreieckigten Fußgestell, mitten unter 3 Hanfen [besser: Haufen], jeder von 3 Kugeln, welche zusammen 9 ausmachen, und einen entflammten Dampf der über die Urne in die Urne steigt mit dem Motto am Fußgestell der Urne:
Tria formant.
Und über der Flamme die Worte:
Deponit aliena, ascendit unus.
51) Fr. Welche Anspielung haben dies Grabmal und die Inschriften?
Antw. Auf die Unsterblichkeit der Seele und die Auflösung der Materie.