Zu den drei Kleeblättern

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Johannisloge:

"Zu den drei Kleeblättern"

Orient: Aschersleben
Matr.-Nr.: Nr. 38
Gründungsdatum:
arbeitete bis:
erneut ab:
11. Februar 1778
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Großloge: GLLvD

Im Stadtmuseum Aschersleben befindet sich der öffentlich zugängliche Tempel der Loge "Zu den drei Kleeblättern" mit einer Ausstellung über die Geschichte der Freimaurerei und der örtlichen Loge.

Stiftung der Loge

Quelle: Allgemeines Handbuch der Freimaurerei, Band 1 von C. Lenning

Gestiftet wurde die Loge, welche zur Großen Landesloge von Deutschland zu Berlin gehört, am 11. Februar 1778 in Magdeburg von Johann Friedrich August Kleemann, wurde aber zu Johannis 1779 nach Aschersleben verlegt. Arbeitete im Wechsel in Eisleben und Aschersleben.

Logengeschichte

Aschersleben, 5. Oktober 2002 Das 225jährige Bestehen der Johannisloge “Zu den drei Kleeblättern” ist für die Brüder der feiernden Loge wie auch für die Brüder der Patenloge “Horst zur Beständigkeit” in Delmenhorst eine Verpflichtung und eine Herausforderung zugleich. Es gilt die geerbte Tradition der “Kleeblätter” zu pflegen und weiterzuführen. Beharrlichkeit und gegenseitiges Verständnis der Brüder halfen der Loge beim Wiederaufbau. Durch kontinuierliche Aufnahmen neuer Mitglieder wuchs unsere Loge schnell. Regelmäßige Bruderabende und Tempelarbeiten in unserem schönen Logenhaus Am Markt tragen dazu bei, eine enge Gemeinschaft unter den Brüdern zu bilden. Das 225jährige Stiftungsfest gibt unserer jungen und eifrigen Bruderschaft den nötigen Ansporn. Wir beobachten, dass es heute deutlich Interessierte an philosophischen Lebensfragen gibt, als in den ersten Jahren nach der Wiedereinsetzung. Gleichwohl gehört neben den unabdingbaren sächlichen Mitteln, die von den Brüdern aufgebracht worden sind, viel Idealismus und der Glaube an den Erfolg dazu, um das gestellte Ziel zu erreichen. 225 Jahre Logengeschichte der “Kleeblätter” und die enge fruchtbare Symbiose mit der Stadt Aschersleben, die ihr Museum in unserem Logenhaus führt, gibt uns Antrieb mit unserer Arbeit fortzufahren, denn es besteht großer Bedarf nach der Beantwortung der menschlichen Existenzfragen - Woher komme ich? - Wer bin ich? - Wohin gehe ich? Diese Fragen wurden bereits vor 225 Jahren von unseren Gründern genau so intensiv besprochen wie von uns heute. Wir verstehen unter Tradition nicht “Anbetung der Asche” sondern “Weitergabe des Feuers”.

In diesem Sinne wünsche ich unserer Loge, der Stadt und ihrer Umgebung Blühen, Wachsen und Gedeihen!

Siegward Giese


Über unsere Zeit

Br. Dieter Ley

Es ist für mich eine besondere Aufgabe, und ich danke dem Hochwürdigen Meister und meinen Brüdern dafür, dass ich diese Festschrift gestalten kann.

Drei Ereignisse sind mir dafür so sehr wichtig, einmal unser 225. Stiftungsfest, dann die Freimaurerische Ausstellung 200 Jahre Logenhaus Aschersleben 1998 und ganz besonders die Rückübertragung des Logenhauses an die Große Landesloge der Freimaurer von Deutschland im Januar 1992. Ich schreibe dieses nicht ohne innere Bewegtheit um zu diesen Gedenktagen Worte des Dankes und der Würdigung zu finden, die den Ereignissen in Stil und Atmosphäre gerecht werden.

Im ewigen Davoneilen der Zeit sind solche Ereignisse immer nur ein kurzes Atemholen ehe im Erschrecken darüber alles zur Geschichte wird, zur unwiederbringlichen Vergangenheit.

Bedenken wir auch unsere Zeit, denn unter dem Aspekt von Anfang und Ende erfährt unser Dasein plötzlich jene Bedeutung, die den Sinn und die Grenzen offenbart, die wir Leben nennen, unser Leben. In ihr spielt sich Geschichte ab. Sie ist immer zugleich vollendete Zeit, Stillstand und Aufforderung zur Rückschau, und in unseren Erinnerungen sind die vielen Erkenntnisse und Erfahrungen zu einem Mosaik verwoben, mit hellen, leuchtenden Farben, aber auch mit dunklen Schatten und Enttäuschungen. Aber die Geschichte ist auch eine große Lehrmeisterin, die uns mit allem was wir sind und scheinen, geprägt hat.

So drängt es uns die vielen Ereignisse zu sichten und das auszusuchen, was wert und beständig ist in die Erinnerung zurückzurufen. Manches wird ungesagt und ungeschrieben bleiben, Verdrängtes, Verletzendes Vergessenes, das nicht wert ist es weiter zu hüten.

Aber immer wieder tauchen Namen und Ereignisse auf, die sich in das Gedächtnis eingemeißelt haben, Namen, die Geschichte schrieben die der Geschichte der Loge und ihrer Zeit so wichtig und so prägend waren. Freimaurergeschichte verknüpft sich so immer mit Namen hinter denen sich alles Geschehen verbirgt.

So der Gründer und Logenmeister Johann Friedrich August Kleemann, 1777 gründet er in Magdeburg die Loge “Zu den drei Kleeblättern”, entzieht sich der “Strikten Observanz” und feiert sein erstes Johannisfest in Ascherleben 1779. Zwanzig Jahre später kauft der auf lebenszeit gewählte Logenmeister Kleemann das heutige Logenhaus für 2800 Taler und schenkt es seiner Loge.

Sein Leben und Schaffen, seine Treue und Liebe zu dieser Loge wurde von seinen Brüdern bei seinem Tode durch ein eigens für ihn geschriebenes Trauerritual gewürdigt, und wird durch jeden von uns weitergegeben, als Teil einer langen Kette, als festes Glied im Bande einer geschmiedeten Eintracht.

225 Jahre, aus heutiger Sicht eine lange Zeit, in der die Loge viel ertragen musste, aber auch viel Glück erleben durfte, so die Wiedereinbringung des freimaurerischen Lichtes am 2. Oktober 1993.

Im Zeitmaß der Ewigkeit nur Augenblicke, für die wir dankbar sein dürfen. Die innere Geschichte unseres Bundes ist aber ungleich reicher, sie spiegelt unser ganzes Dasein wider. An alle Namen knüpfen sich hunderte einzelner Geschichten, die sich in einem großen gemeinsamen Sinn und Auftrag bündeln. Das ist ja gerade das bewegende des Bruderbundes, das vom eigenen Werk, vom Wesen und Charakter eines jeden Bruders ein Stück Herzblut, ein Licht des Erkennens, eine Flamme vom Feuer des großen Ideals mitwirkt, um durch eine Kette vereinigt gemeinsam am ewigen Tempel der Menschenliebe zu bauen.

Das sind große Worte, vielleicht zu groß für eine klein gewordene Gemeinschaft, die um einen nur noch schmalen Sektor Boden im Land einer gnadenlosen Menschengesellschaft ringt.

Was heute noch fest gefügt scheint, zeigt morgen schon Auflösungsmerkmale. Durch eine alles überflutende Informationstechnik werden wir Menschen in ein Zeittempo hineingerissen, das uns kein Ausruhen, kein Überdenken und kein Davonstehlen gewährt. Immer kommt das Neueste, das Aktuellste in unsere Wohnstuben, immer sind wir hautnah mit Krisen aller Art konfrontiert.

Aber wir wollen das, sind auch stolz darauf mitreden zu können. Unser Kulturerbe, das uns durch die Jahrhunderte getragen hatte, scheint in eine Wert und Sinnkrise geraten zu sein. In dieser Zeit tiefgreifenden Glaubensverlustes treten dann bald neue Ideologen und Prediger auf den Plan, um ihr Wort zum eigenen Nutzen zu verbreiten. Erschrocken begreifen wir, dass eine andere Gesellschaft um uns entsteht.

Mit dem Untergang dieser bürgerlichen Welt wurde auch die alte traditionsbeladene deutsche Freimaurerei tief getroffen. Andere Länder wie England, dessen Weltreich ein Jahrzehnt später zerfiel, oder die skandinavischen Staaten haben diesen Übergang in die nachbürgerliche Zeit langsamer vollzogen, ja sie schöpfen noch immer aus den alten Quellen gelebter Traditionen, obgleich mancher Konservatismus erstarrt und eingefroren erscheint, vor allem dort, wo man sich nicht von einer inszenierten Sakralität gelöst hat.

Interessanter Weise fühlen wir uns zu dieser skandinavischen Tradition hingezogen. Religiosität hat heute ein anderes Gewicht, sie ist von Daseinsfragen bewegt und gebeutelt, die in solcher Schärfe noch nie dem christlichen Abendland gestellt wurden. Vielleicht verlangt ihr mythologisches Erbe auch eine zeitgemäßere Sprache.

Die Krisen unserer Zeit spiegeln sich vorwiegend im Inneren der Menschen ab, somit treffen sie auch uns Freimaurer besonders. Die zwei großen geistigen Widersacher im Wahrheitsanspruch der Zeit ringen um unser Wertverständnis. Es ist der Konflikt zwischen dem Wertanspruch von Glauben und der Naturwissenschaft. Es ist die Auseinandersetzung von zwei Wirklichkeiten in einer mehrfach deutbaren Welt. Die alten und immer neuen Fragen quälen die Menschen seit wir denken können. Und sie lauten wie eh und je: Woher kommen wir, wohin gehen wir und was ist der Sinn auf unserer Erde.

Auch wir als Freimaurerbund müssen uns wandeln und doch auf der bewährten Linie bleiben, die unsere innere Instanz nicht antastet. Unseren Idealen und innerem Auftrag treu bleiben, das ist eine königliche Kunst, die an höheren Gesetzen gemessen und von uns gefordert wird. Denn überall zeigen sich in der Gesellschaft Aufweichungsprozesse.

Denn überall zeigen sich in der Gesellschaft Aufweichungsprozesse. Betroffen ist immer zuerst die ältere Generation, denn es ist ja ihre Zeit die in die Bedeutungslosigkeit des nicht mehr Gefragten versinkt, leider versinken damit auch ethische Fundamente und moralische Normen und auch manch bewährte Tugend.

Dafür wächst eine Medienwelt in uns hinein, und sind schon fast mit Haut und Haaren in ihren Besitz.

Welche Loge bedient sich nicht des Internets, welch moderner Freimaurer muß seine Vorträge und hohen Gedanken nicht in das Internet stellen. Der gute alte Hieber ist mit dieser ungeheuren Überschwemmung dahingerafft. Uns droht der total angepasste Mensch der den Kontakt zur Loge sucht, sein individueller Anspruch reduziert sich fast nur noch auf Wohlleben, auf vordergründigen Überlebensstrategien und auf Macht und Besitz, manch kluger Geist bleibt auf der Strecke.

Was setzen wir Freimaurer dieser Entwicklung entgegen, oder haben wir uns schon angepasst?

Wir fühlen uns vom Schöpfer ausgewählt, allen Lebendigen seiner Welt Sinn und Gestalt zu geben.

Unsere Stärke ist das Vertrauen zu einander, das gemeinsame Ziel, Brüderlichkeit und Menschlichkeit zu üben und im Bruderbund wie auch im profanen Leben gegenseitige Hilfsbereitschaft und Toleranz zu pflegen, am rauen Stein Geist und Sinne zu schulen für das Wahre und Gerechte, damit wir darüber eine sichere Erkenntnis gewinnen, welcher Lebenssinn uns zugedacht ist.

In der Geschichte der letzten Jahrhunderte hat es wahrlich an Vorbildern nicht gefehlt, die im freimaurerischen Geiste wirkten. Keine andere Gesellschaftsgruppe hat sich wohl mehr einer allgemeinen Solidarität verpflichtet gefühlt und manches große geistige und kulturelle Ereignis der Vergangenheit trug die Handschrift eines Freimaurers. Aber wir leben nicht nur aus der Geschichte.

Das Gespräch ist die älteste geistige Kommunikation. Nichts anderes kann eine Freundschaft mehr fördern, in denen sich geistige Entwicklungen, Lebensschicksale und Gemütsregungen treffen. Die eigene Sprache ist die unzerstörbare Brücke zum Nächsten. In ihr liegt der Schlüssel zu allem, was miteinander vertraut werden möchte.

225 Jahre Bruderbund sind nun in dieser Loge gelebt. Sein Alter misst man wohl nicht nach Jahren. Für alles was war, was ist und was werden wird wollen wir von ganzem Herzen danken.

Möge der Dreifach Große Baumeister der ganzen Welt uns segnen bis an das Ende unserer befristeten Zeit.

Mitglieder

Rittmeister Christian Friedrich von Weyrach war seit 1781 Freimaurer der Loge. Johann Friedrich August Kleemann

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