Zu den drei Rosenknospen

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Zu den drei Rosenknospen

Johannisloge:

"Zu den drei Rosenknospen"

Orient: Bochum
Matr.-Nr.: 149
Gründungsdatum: 1785
Großloge: AFuAMvD
Bochum.png

Festschrift anlässlich "Freimaurer Ruhr 2010"

Loge Zu den drei Rosenknospen, Bochum - Ralf Werdelmann

Geschrieben am 23.02.2010 15:55:47

Loge Zu den drei Rosenknospen, Bochum: Eine Loge entsteht aus preußischer Staatsraison
Ralf Werdelmann

Von der Gründung bis zur ersten Schließung durch die französische Besatzung

Geburtstag der Loge ist der 12. Dezember 1785. Die Loge ist eine Tochtergründung (sog. Deputationsloge) der Loge Zum Goldenen Schwerdt in der damaligen Garnisonsstadt Wesel. Sie wurde auf Veranlassung des Herzogs von Braunschweig-Lüneburg Friedrich August gegründet. Logengründungen waren zu dieser Zeit eine der Möglichkeiten des preußischen Staates, gesellschaftliche Prozesse im aufstrebenden Ruhrgebiet zu gestalten und zu beeinflussen.

Nach der Gründung der großen National Mutterloge Zu den drei Weltkugeln / 3WK in Berlin durch den Freimaurer und Preußenkönig Friedrich den Großen gab es Logengründungen vor allem in Universitäts und Garnisonsstädten. Wie kam aber der gerade 1.500 Seelen fassende Gerichtsstand und Marktflecken Bochum bereits am 12. Dezember 1785 zu der 30. Logengründung in Deutschland?

Zum ersten war Bochum ein zentraler Ort für die Freimaurer, die damals im entstehenden Ruhrgebiet weite und beschwerliche Wege zu ihrer Mutterloge in Wesel hatten.

Zum zweiten war es im Interesse der erwähnten großen National Mutterloge 3WK in Berlin, eine Gegenbewegung zu installieren, um der sog. eklektischen Maurerei, einer freimaurerischen Reformbewegung aus dem Frankfurter Raum, Einhalt zu gebieten.

Drittens war es die Sicherung des Einflusses des preußischen Staates auf Offiziere, Bürger und Beamte in dem von Berlin nicht sehr geliebten Westfalen. Dahinter stand die Erkenntnis der preußischen Verwaltung, wie wichtig der aufstrebende Wirtschaftszweig Bergbau war. Die Reihenfolge der Gründe ist deshalb nicht zufällig.

1788 hat die Loge 29 Mitglieder. Erster Meister vom Stuhl – der Vorsitzende einer Loge – war der königliche Bergassessor Franz Grollmann, dessen Familie seit langem in Bochum ansässig war. Damals kamen die Mitglieder aus Langenberg, Unna, Hattingen, Hörde, Solingen, Essen und Dortmund.

1804 war Konrad von der Leithen (von dem noch heute erhaltenen Herrensitz Haus Laer) Meister vom Stuhl; als preußischer Landtagsabgeordneter verfügte er über ausgezeichnete Verbindungen nach Berlin. Die Loge hatte 63 Mitglieder – davon wohnten immerhin 13 in Bochum.

Der französische Einfluss Anfang des 19. Jahrhunderts gipfelte in einer behördlich angeordneten Schließung der Loge am 13. Februar 1813. Trotz der Völkerschlacht bei Leipzig und der Befreiung Bochums von der französischen Besetzung am 11. November 1813 ruhte die Arbeit der Loge bis zum 24. April 1817.

Der zweite Aufbruch

1840 hatte die Loge wieder 50 Mitglieder, davon 17 aus Bochum. Versammlungsort war das Lokal des Bruders Menke an der Wittener Straße. Im August 1846 zog die Loge in den neu ausgebauten Gasthofbau der Witwe Wulf in der Nähe des Rathauses um. Meister vom Stuhl war zu dieser Zeit Eduard Julius Natorp, Justizkommissar in Bochum und späterer Landtagsabgeordneter.

In dieser bürgerlichen Zeit wuchs die Loge rasch. Im Jahr 1874 gab es bereits 100 aktive Mitglieder. Dies war Anstoß zum Erwerb eines eigenen Logenhauses in der Humboldtstraße 14, dessen Um- und Neubau am 25. September 1876 beendet werden konnte. Um die damals enorm hohen Kosten von 140.000 Reichsmark zu finanzieren, wurde die Gemeinschaft Concordia gegründet – heute würden wir sagen, eine Marketing-Gesellschaft für die wirtschaftliche Nutzung des Logenhauses.

Bis zum ersten Weltkrieg nahm die Loge eine kontinuierliche Aufwärtsentwicklung. Die Zahl der Mitglieder stieg auf 150. Im Mitgliederverzeichnis von 1912/13 finden sich Namen wie: Barry, Dykerhoff, Grillo, Große Weischede, Hackert, Lueg, Munscheid, Reinshagen.

Parallel veränderte sich auch die Einwohnerzahl von Bochum von 21.100 (1867) explosionsartig auf 137.000 (1910).

Von den politisch dramatischen Entwicklungen nach 1918 bis 1934 blieb die Bochumer Loge weitgehend verschont, ihr Klima war vor allem deutschnational bis -liberal. Die Auseinandersetzung mit dem NS-Regime endete 1935 in einer Liquidation der Loge und ihres Vermögens, die Erlöse wurden an die Gestapo abgeführt. Das Logenhaus wurde im Krieg bei einem Luftangriff zerstört.

Der dritte Aufbruch

Am 20. März 1946 stellten Brüder, die privat Kontakt gehalten hatten, bei der englischen Besatzungsmacht einen Antrag auf Wiederzulassung. Nach einer ersten Absage wurde aber 1947 eine generelle Verfügung erlassen, nach der Freimaurerlogen ihre Arbeit wieder aufnehmen konnten. Dies geschah in Bochum am 6. April 1948. Zu dieser Zeit waren es bereits wieder 100 Brüder, allerdings aus einem Zusammenschluss der Loge Eiche auf roter Erde in Herne, der Loge Hellweg und der Loge Zu den drei Rosenknospen aus Bochum. Bis 1967 arbeiteten Bochumer und Herner Brüder zusammen in Herne. Dann verlegte der damalige Meister vom Stuhl Jochen Tomaschewsky die Arbeiten nach Bochum zurück, zunächst in die Räume der Gesellschaft Harmonie in der Gudrunstraße. 1972 fand sich dann mit dem ehemaligen Wohnhaus einer Bochumer Bauunternehmerfamilie in der Yorkstraße 62 die Lösung eines eigenen Hauses, die bis heute Bestand hat.

Kontakt

Loge "Zu den drei Rosenknospen"
Yorckstraße 62
44789 Bochum

Siehe auch