Zum aufgehenden Licht an der Somme: Unterschied zwischen den Versionen

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"14.3.1915  St. Quentin-Frankr. »Zum aufgehenden Licht an der Somme« Feldloge Geppert S.39" <sup>1</sup>
 
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"14. März 1915 Brüder der Loge Zum aufgehenden Licht an der Isar unter der Hammerführung von Bruder Ohr rufen in St. Quentin die Feldloge Zum aufgehenden Licht an der Somme ins Leben, die bis zur Räumung St. Quentins arbeitet."<sup>2</sup>
 
"14. März 1915 Brüder der Loge Zum aufgehenden Licht an der Isar unter der Hammerführung von Bruder Ohr rufen in St. Quentin die Feldloge Zum aufgehenden Licht an der Somme ins Leben, die bis zur Räumung St. Quentins arbeitet."<sup>2</sup>
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Zugeordneter Meister: * Felix Witt-Hoe
  
 
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Aktuelle Version vom 2. Juli 2017, 15:06 Uhr

Zum aufgehenden Licht an der Somme - St. Quentin

"14.3.1915 St. Quentin-Frankr. »Zum aufgehenden Licht an der Somme« Feldloge Geppert S.39" 1

"14. März 1915 Brüder der Loge Zum aufgehenden Licht an der Isar unter der Hammerführung von Bruder Ohr rufen in St. Quentin die Feldloge Zum aufgehenden Licht an der Somme ins Leben, die bis zur Räumung St. Quentins arbeitet."2

Zugeordneter Meister: * Felix Witt-Hoe

Quellen:

1 Die Freimaurer-Logen Deutschlands und deren Großlogen 1737-1985 von Karl Heinz Franke und Dr. Ernst-Günther Geppert
2 Quelle: http://www.freimaurerei.de/index.php?id=2035

Geschichte

Quelle: Geschichte der Freimaurerei von Ferdinand Runkel
Band 3 - 2. Buch Teil IV Feldlogen im Weltkrieg Seite 137, 138, 141, 142

" Von außerordentlicher Bedeutung wurde die Loge „Zum aufgehenden Licht an der Somme", die am 14. März 1915 von zwölf deutschen Freimaurern im Tempel der Loge „Justice et Verite" zu St. Quentin gegründet wurde. Sie gewinnt vor allem Bedeutung durch ihren ersten Meister vom Stuhl, Dr. Wilhelm Ohr, dessen menschliche und kriegerische Größe, dessen freimaurerische Treue und Hingebung ein bleibendes Vorbild sind.

Wir werden uns mit diesem seltenen Mann, in dem der Geist der Befreiungskriege wieder­geboren schien, in seiner vaterländischen Begeisterung, in seinem heldenhaften Leben, Wirken und Sterben ein Theodor Körner unserer Zeit, etwas näher beschäftigen müssen, denn in ihm verkörpert sich der hohe Patriotismus, der die Freimaurerei Deutschlands im Weltkrieg beseelte.

Sein wissenschaftliches Arbeitsgebiet war die mittelalterliche Geschichte, für die er sich in Tübingen 1904 mit einer Schrift „Die Kaiserkrönung Karls des Großen" habilitiert hatte. Dann zog es ihn in die Politik, im Jahre 1911 unterlag er als Kandidat für den Reichstag der Sozialdemokratie.

Im Jahre 1913 habilitierte er sich m Frankfurt am Main, der Vaterstadt seiner Eltern und Voreltern, an der Akademie für Sozial- und Handelswissenschaften. Dort schloß er sich, nachdem er das freimaurerische Licht in der Münchner Loge „Zum aufgehenden Licht an der Isar" erblickt hatte, der Loge „Zur Einigkeit" als Besuchender an. Von Frankfurt aus rückte er mit einem Lands­turm-Bataillon am 14. Oktober 1914 ins Feld.

Auf französischem Boden hatte er Gelegenheit, das Wesen der französischen Freimaurerei zu studieren, das er in seinem unvergleichlich kritischen Buch „Der französische Geist und die Freimaurerei" darstellte. Er weist über­zeugend nach, daß die Freimaurerei in Frankreich republikanisch und politisch sei: „Deutsches Denken ist in der Regel dem französischen Maurer unbe­kanntes Land. Er sprudelt seine feurig geliebten Ideen der französischen Revolution heraus, erklärt in gleichem Atem, daß jede Religion dogmatisch sei, daß aber dennoch die Freimaurerei nicht gegen die Religion, sondern nur gegen den Dogmatismus sei. Er weist mit Entrüstung zurück, daß der Groß-Orient von Frankreich Politik treibe, erklärt aber mit freudigem Stolze, daß die französische Revolution das Werk der Loge gewesen sei und würde sich sehr wundern, wenn diese Ideen nicht aller Herzen höher schlagen ließen. Die Ideen anderer sucht er nicht zu verstehen."

Feldandacht

Als Kompanieführer war Ohr durchdrungen von dem Gedanken, daß väterliche Sorge für seine Kameraden die erste Bedingung des Führers sei. Er erzog in seinen Leuten den kriegerischen Geist und den Gedanken, das Blut­opfer sei eine befreiende vaterländische Tat.

So sagt er in einer Feldandacht:
„Helft einander in Friedfertigkeit und Dankbarkeit bei allen kleinen Gelegen­heiten in und außer Dienst, denn ein jeder von euch ist ein Stück deutschen Vaterlandes. Meidet nutzlosen Streit über alte und neue Parteimeinungen. Wir sind hier deutsche Soldaten, sonst nichts. Haltet den Geist treuer Kameradschaft hoch, der unsere Erfolge verbürgt. Sind schlechte Elemente unter euch, so stoßt sie aus, und haltet euch rein im Kriege von Unrecht und Sünde. Erkennet, daß der Krieg etwas unendlich Größeres ist, als wir geahnt, ein Zerstörer und erbarmungsloser Würger, aber auch ein Zeugender, ein Lebenswecker, ein Sturm, der Bäume entwurzelt und Tod und Schrecken sät, aber auch ein Wegbereiter kommender neuer Gestaltung In Volk und Menschheit."

Im seelenerschütternden Trommelfeuer

Um die ganze Größe dieses treuen Mannes und Maurers kennenzu­lernen, müssen wir uns vor Augen halten, daß er in aller zermürbenden Arbeit des Kriegsdienstes, im seelenerschütternden Trommelfeuer unsterbliche Schriften über die Königliche Kunst schrieb. Am 26. Juni 1916 sandte er die ersten Bogen seines Werkes über die französische Maurerei seinem zugeordneten Meister vom Stuhl mir folgender Widmung: „Die englische Offensive beginnt - mein Johannistag heißt: Vorwärts in die zerschossenen Gräben! Gott mit uns! Ich danke innig füt Ihr letztes brüderliches Schreiben und grüße Sie in echter Freundes- und Brudertreue." Dieser zugeordnete Meister seiner Feldloge war Felix Witt-Hoe, damals Hauptmann im General­stab, der im Jahre 1912 in der Loge „Friedrich zur Vaterlandsliebe" in Koblenz aufgenommen worden war. In dieser Loge lebte der Geist ihrer Mutterloge, jener Feldloge, die zu Mitau im Yorckschen Korps gegründer worden war. Witt-Hoe führte in seinem Feldkoffer die alten Akten von 1813/15 mit nach Frankreich hinein und brachte so den Geist der Befrei­ungskriege der Feldbrüderschaft zu.

Geist der Feldloge

Über den Geist dieser Feldloge gibt uns der Bericht ihres Vorsitzenden Meisters Nachricht. Es waren Brüder der verschiedensten Lehrarten in dieser Feldloge vereinigt, und ihre Mutlerloge gestattete, nach allen anerkannten Ritualen zu arbeiten, wovon der Vorsitzende Meister weitgehenden Gebrauch machte. Die Feldlogengesinnung, die durch die beiden Führer, Dr. Ohr und Hauptmann Witt-Hoe, unter den Mitgliedern geschaffen wurde, fand ihren Ausdruck in folgendem, von dem Vorsitzenden Meister niedergelegten Gedanken:

„Der Krieg stürzt die freimaurerischen Ideale nicht um, sondern vertieft sie. Die deutsche Bauweise vermag dem Soldaten zur höchsten Pflichterfüllung die Wege zu weisen. Der deutsche Sieg schließt den Sieg des maurerischen Gedankens ein. ... Bei aller Verschiedenheit der Lehrarten und bei allen scheinbar so tiefgehenden Gegensätzen ist die deutsche Freimaurerei doch eine geistige Einheit. Dies war damals ein Glaube, wie der, daß es keine Parteien mehr gäbe. Im Gegensatz zur romanischen Freimaurerei dient sie den höchsten sittlichen Ideen als eine rechte Erbin der Ideenwelt unseres klassischen deutschen Zeitalters." Bei diesem Streben nach hohen geistigen Zielen verlor die Feldloge nicht den Blick für praktische Nächstenliebe. Dies beweist ihr Aufruf an sämtliche deutsche Freimaurerlogen zur Berufshilfe für Kriegserblindete und Kriegsertaubte. Für dieses Werk der Menschenliebe hatte die kleine Feldloge achtzehn tausend Goldmark gesammelt.

Der Grundgedanke des freimaurerischen Wirkens von Wilhelm Ohr war deutsch. Fr glaubte an die Prophezeiung, daß am deutschen Wesen einmal die Welt genesen werde, er ersehnte den Sieg in dem großen Kampfe, um eine deutschfundierte Welt erstehen zu lassen, die aller Welt Erlösung und Frieden bedeute. Was er von einer Feldloge verlangte, legte er in folgenden Worten nieder: „Die Feldlogen haben eine Kraft der inneren Erbauung, wie sie nur selten die Feldgottesdienste oder die Ansprachen besonders begabter Offiziere erreichen können. Bedenket, was jeder einzelne durchzumachen hat in der Front, wie die Nerven zermalmt, die natürliche Elastizität der Seele zerrieben zu werden pflegt.

Wohl bleibt der Soldat aufrecht und tut seine Pflicht. Er preßt seiner Natur das Übermenschliche ab, er tut seinen Dienst, solange er über Kopf und Glieder zu verfügen vermag. Welch eine Auf­frischung bietet ihm aber die Feldloge, wenn er, von der Front kommend, im Etappengebiet einen maurerischen Tempel betreten kann, wenn die uralten Worte ihm zugerufen werden, die nun eine ganz andere Bedeutung für ihn gewinnen. Er kehrt zurück, als ob er einen Urlaub im Genesungsheim beendet hätte, ja, in manchen Fällen wird man von einer Wiedergeburt der moralischen Kraft reden dürfen."

Wilhelm Ohr starb wie er gelebt, groß und pflichttreu. Noch am 19. Juli 1916, im Sturm der gewaltigen Sommeschlacht, schrieb er an seine Gattin: „Immer noch in derselben Stellung (Nagelstellung, Riegelstellung), es ist sehr interessant, aber furchtbar dreckig. Wenn ich noch jung genug wäre, um an ,Ohre' genug zu haben, müßten Freude und Stolz alle Strapazen aufwiegen. Da dies aber nicht der Fall ist, tut's die Freude an den Leuten und an der erfüllten Pflicht. ... Deine Briefe begleiten mich mir all den lieben Kinder­geschichten durch Not und Entbehrung, so daß ich im Grunde meines Herzens ganz glücklich und froh bin. So einig zu sein mit der Familie und der großen, heiligen, täglichen Pflicht - was kann man sich mehr wünschen in solcher Zeit?...Von St. Quenrin habe ich die Nachricht, daß bei einem Fliegerangriff der kleine französische Tempel, in dem die Feldloge arbeitete, in Rauch und Flammen aufgegangen ist. Du kannst Dir denken, wie diese Nachricht auf mich wirkte. Ich dachte an alle Stunden der Erhebung und Erbauung, die ich mit Witt-Hoe und den lieben Brüdern in diesem kleinen Tempel hatte.

Pathos

Diese Erinnerung stärkte mich sehr und ich fühle jetzt so: Ich brauche des Tempels nicht mehr, das Schlachtfeld ist jetzt mein Tempel, das Granatloch mein Altar, die Handgranate mein Hammer."

Die letzte Karte Ohrs ist vom 22. Juli. Gegen sechs Uhr abends erhielt er den Befehl, mir seiner Kompanie in die vorderste Kampfstellung einzurücken, er hat dort treu und freudig mit seinen prachtvoll erzogenen Leuten aus­gehalten und den Engländern jeden Zoll breit Vordringens kühn bestritten. Als er endlich doch gegen Morgen sechs Uhr des 23. Juli seine fast aufgerie­bene Kompanie zurücknehmen mußte, erhielt er, als er sich zur Beobachtung über den Rand des Granattrichters erhob, einen Schuß unterhalb der linken Schläfe, und fünf Minuten später hauchte er seine Heldenseele aus. Die Leiche wurde zwischen zwölf und ein Uhr mittags von einer Mine vollständig zerrissen, so daß außer den Erinnerungsstücken, die ihm sein treuer Bursche abgenommen hatte, von ihm keine Spur geblieben ist. Aber unter den Frei­maurern Deutschlands wird die Spur von seinen Erdentagen nicht in Aeonen untergehen!

Siehe auch