Zur Verfolgung deutscher Freimaurer in der NS-Zeit: Unterschied zwischen den Versionen

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‚Altmaurer‘ niederschlug, als sich der FzaS – ganz im Geiste der Völkerverständigung
 
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Siegfried Schloss und Rechtsanwalt Dr. Fritz Moritz Wertheimer) kommen im KZ um; Br.
 
Siegfried Schloss und Rechtsanwalt Dr. Fritz Moritz Wertheimer) kommen im KZ um; Br.

Version vom 3. Januar 2015, 11:57 Uhr

Zur Verfolgung deutscher Freimaurer in der NS-Zeit

von Arnold Grunwald. Erstveröffentlichung in TAU II/2014 .Publikationsrechte Quatuor Coronati


Es ist eine Ungeheuerlichkeit, wenn Menschen aufgrund ihrer ethnischen Herkunft, ihrer Religion oder ihrer Zugehörigkeit zu einer legalen Vereinigung diskriminiert, verfolgt oder sogar ermordet werden. Diese Missachtung der Menschenwürde durchzieht leider die Geschichte der Menschheit. Auch Freimaurer waren immer wieder Objekt von Verfolgungen, die bis zur Ermordung reichten.

In Spanien wurden durch ein Dekret Ferdinand des VI. im Jahre 1751 Freimaurer ohne vorherige Gerichtsverhandlung zum Tode verurteilt. In Granada wurden 1824 alle Meister der Loge enthauptet, 1825 sieben Mitglieder einer Loge erhängt. (Bokor, S. 300) Bei der berüchtigten „Blutnacht von Florenz“ wurden 1925 Freimaurer blutig geschlagen und 18 Freimaurer getötet. (Schreiber, S. 220) Die Beispiele ließen sich erweitern. An dieser Stelle soll der Frage nachgegangen werden, ob Freimaurer in der NS-Zeit aufgrund ihrer Logenzugehörigkeit ermordet worden sind.

In freimaurerischer Geschichtsschreibung findet sich für die Zeit der Verfolgung der Freimaurerei in Deutschland durch den Nationalsozialismus sinngemäß folgender Satz: „Viele Freimaurer wurden inhaftiert, ins KZ deportiert und ermordet.“ Fragt man einen Freimaurer, wie viele Freimaurer denn ermordet worden seien, so erhält man zumeist zur Antwort, es seien 62 gewesen. Bezweifelt man diese Zahl, so stößt man nicht selten bei Freimaurern auf Unverständnis. Schließlich sei diese Zahl doch allgemein bekannt. Macht man auch noch eine Unterscheidung der Verfolgung von Freimaurern aufgrund ihrer Logenzugehörigkeit und ihrer Zugehörigkeit zu politischen Organisationen, so stößt man mit solcher Differenzierung auf Ablehnung oder gar Empörung. Es sei schließlich gleichgültig, aus welchem Grunde Logenmitglieder verfolgt und ermordet worden seien. Immer sei der Grund ihre in der Freimaurerei verwurzelte ethische Gesinnung gewesen. Wenn man gar zwischen Freimaurern jüdischer Herkunft, die aus dem Grunde verfolgt wurden, weil sie Juden waren und nichtjüdischen Freimaurern unterscheidet, so setzt man sich dem Vorwurf des Ressentiments gegen Juden aus. Es muss aber sehr wohl etwas anderes, ob jemand aufgrund der Zugehörigkeit zur Freimaurerei oder zu einer ethnischen Gruppe verfolgt wurde. (Vergl.: Grunwald: Juden und Feimaurer) Hans-Hermann Höhmann hat die hier gestellte Frage gestreift und wie folgt beantwortet: Auch gab es persönlichen Widerstand von Freimaurern, und auch Treue zur Menschlichkeit bis in den Tod hat es in der Tat gegeben. Es ist dabei nicht wichtig, ob diese Männer starben, weil sie Freimaurer, Demokraten, Sozialisten oder Pazifisten waren: Namen wie Wilhelm Leuschner, Leo Müffelmann und Carl von Ossietzky stehen für ein anderes Deutschland – und eine andere nicht angepasste Freimaurerei. (Höhmann [1], S. 5) Mit dieser Meinung kann er sich wohl der Zustimmung der Mehrheit der deutschen Freimaurer gewiss sein. Die Frage mit der Betonung auf weil muss dennoch gestellt werden, auch um dem Vorwurf der Geschichtsklitterung begegnen zu können, der von Historikern der Freimaurerei in den letzten Jahren entgegengebracht wird. Ralf Melzer hat die Nachkriegsgeschichtsschreibung der Freimaurer kritisiert und sagt: Durch Ausblendungen und Verkürzungen kam es zu einer Selbststilisierung im Sinne von ‚Freimaurer leisteten Widerstand‘, die ähnlich verzerrend und verfälschend wirkt wie die Tarnungslegende. (Melzer, S. 217)

Helmut Neuberger ist zu dem Ergebnis gekommen, dass die Geschichte der nationalsozialistischen Freimaurerverfolgung nicht zu einer Geschichte blutiger Exzesse ausartete, sondern sich in dem vergleichsweise harmlosen Rahmen von Schikanen, Diskriminierungen und materiellen und kulturellen Einbußen hielt. (Neuberger, S. 406)

Die an vielen Stellen verbreitete Zahl von 62 ermordeten deutschen Freimaurern hat Jürgen Holtorf in seiner Arbeit: „Die verschwiegene Bruderschaft, Freimaurer-Logen: Legende und Wirklichkeit“ 1984 verbreitet. Holtorf berichtet: Von 4.800 in der folgenden Aufstellung enthaltenen Freimaurern – das sind etwa 6% der 80.000 deutschen Freimaurer vor der NS-Herrschaft – sind zwischen 1933 und 1945

  • 1750 eines natürlichen Todes gestorben
  • 62 ermordet
  • 238 aus Deutschland vertrieben
  • 133 verschollen
  • 254 Amt und Beruf verloren
  • 285 im Beruf geschädigt
  • 53 ins Konzentrationslager verschleppt
  • 44 aktiven Widerstand geleistet. (Holtorf, S. 93/94)

Holtorf hat für seine Feststellung keine Quellenangabe aufgeführt. Bei der Eingabe des Suchwortes „the holocaust“ finden sich im Internet folgende Einträge: The United States Holocaust Memorial Museum believes that, „because many of the Freemasons who were arrested were also Jews and/or members of the political opposition, it is not known how many individuals were placed in Nazi concentration camps and/or were targeted only because they were Freemasons.“ However, the Grand Lodge of Scotland estimates the number of Freemasons executed between 80.000 and 200.000. (en.wikipedia.org/wiki/The_Holocaust) It is not possible to now determine how many Freemasons were executed just because they were Freemasons, but a conservative estimate has suggested that the number of German Freemasons who died in concentration camps numbered 80.000. Another estimate has suggested 200.000 as a total but this must be an estimate of the total put to death in all occupied countries not just in Germany for it is known that there were not that number of Freemasons in Germany in 1933 when Hitler came to power. (en.wikipedia.org/Suppression_of_Freemasonry)


Das sind fantastische Zahlen, deren Ursprung der Großloge von Schottland zugeschrieben wird. Einschränkend wird gesagt, dass die angeblich ermordeten Freimaurer gleichzeitig Juden oder Mitglied einer oppositionellen Organisation waren. Im zweiten Eintrag wird vermerkt, dass es in Deutschland gar nicht so viele Freimaurer gab, als Hitler an die Macht kam, und es wird vermutet, dass sich die Zahlen auf alle okkupierten Länder beziehen. Nun glauben alle, die das lesen, dass in Deutschland oder zusätzlich in den okkupierten Staaten 80.000 oder gar 200.000 Freimaurer vom NS-Regime getötet wurden.

Helmut Reinalter berichtet von vereinzelten Morden: Im Zeitraum von 1933 bis 1935 vollzog sich sukzessive die Auflösung der deutschen Großlogen und Einzellogen, die von Plünderungen, Verhöhnungen, Deportationen, Folterungen und sogar vereinzelt von Morden begleitet waren. (Reinalter, S. 12) Reinalter gibt auch ein Beispiel an: Führende Beamte der Großloge wurden verhaftet, wie z. B. der damalige Großmeister [[Richard Schlesinger]], einige von ihnen wurden auch in Konzentrationslager deportiert.

Schlesinger starb unter Polizeiaufsicht noch im Juni 1938. (Reinalter, S. 13) Julius Leber, Wilhelm Leuschner und Carl von Ossietzky werden oft als Beispiele für bekannte Freimaurer genannt, die im KZ ihr Leben ließen. Dass sie Freimaurer waren und von den Nationalsozialisten umgebracht wurden, ist allgemein bekannt. Aber wurden sie ungebracht, weil sie Freimaurer waren? Diese drei Fälle sollen zuerst dargestellt werden.

Julius Leber

Julius Leber war Reichstagsabgeordneter und Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus. Leber gehörte zur Zeit der Weimarer Republik dem Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold an. 1921 wurde Leber Chefredakteur des sozialdemokratischen „Lübecker Volksboten“ und war in der Zeit von 1921 bis 1933 Mitglied der Lübecker Bürgerschaft. 1940 suchte er Kontakt zur Wehrmachtsführung und lernte Claus Graf Schenk von Stauffenberg kennen. Er hatte in der Folgezeit Kontakt zu Carl Friedrich Goerdeler und zum Kreisauer Kreis um Helmuth James Graf von Moltke. Leber wurde bereits am 5. Juli 1944, also vor dem gescheiterten Attentat vom 20. Juli 1944, von der Gestapo verhaftet. Am 20. Oktober fand vor dem Volksgerichtshof ein Schauprozess gegen Leber, Adolf Reichwein, Hermann Maaß und Gustav Dahrendorf statt. Leber wurde zum Tode verurteilt, das Urteil wurde am 5. Januar 1945 in Berlin-Plötzensee vollstreckt. Julius Leber war Mitglied einer Loge der Großloge „Zur aufgehenden Sonne“ (FzaS). Er wurde nicht aufgrund seiner Zugehörigkeit zur Freimaurerei, sondern als Widerständler zum Tode verurteilt.

Wilhelm Leuschner

Wilhelm Leuschner war Gewerkschafter und sozialdemokratischer Politiker. Im April 1933 wurde Leuschner zum Rücktritt von seinem Amt als hessischer Innenminister gezwungen. Da er als Gewerkschaftler die von Robert Ley, dem Leiter der „Arbeitsfront“ geforderte Zusammenarbeit mit den Nationalsozialisten verweigerte, wurde er im Mai 1933 inhaftiert, wieder entlassen und im Juni 1933 erneut inhaftiert, misshandelt und in das Konzentrationslager Börgermoor im Emsland deportiert.

Nach seiner Entlassung im Juni 1934 aus dem Konzentrationslager begann er mit dem Aufbau eines Widerstandsnetzwerks. Er unterhielt Kontakte zum Kreisauer Kreis und ab 1939 auch zur Widerstandsgruppe von Carl Friedrich Goerdeler, die 1944 das Attentat auf Hitler mit vorbereitete. Er wurde danach vom Volksgerichtshof unter dem Vorsitz von Roland Freisler zum Tode verurteilt.

Am 29. September 1944 wurde Wilhelm Leuschner in Berlin-Plötzensee erhängt. Er war Mitglied der Freimaurerloge „Johannes der Evangelist zur Eintracht“ in Darmstadt. Er wurde nicht wegen seiner Mitgliedschaft zur Freimaurerei, sondern als Widerstandskämpfer hingerichtet.

Carl von Ossietzky

Carl von Ossietzky war Journalist, Schriftsteller und Pazifist. Als Herausgeber der Zeitschrift „Die Weltbühne“ wurde er im „Weltbühne-Prozess“ 1931 wegen Spionage verurteilt, weil seine Zeitschrift auf die verbotene Aufrüstung der Reichswehr aufmerksam gemacht hatte. Von Spandau aus wurde Ossietzky am 6. April 1933 in das Konzentrationslager Sonnenburg bei Küstrin/Oder verschleppt. Dort wurde er ebenso wie die anderen Häftlinge schwer misshandelt. Ossietzky wurde 1934 von Sonnenburg in das KZ Esterwegen im nördlichen Emsland verbracht. Kurz vor den Olympischen Spielen wurde er 1936 schwerkrank aus dem KZ entlassen und in das Staatskrankenhaus in Berlin verlegt. Am 7. November 1936 wurde er offiziell aus der Haft entlassen und in das Krankenhaus Westend gebracht, wo er unter ständiger Bewachung der Gestapo stand.

Am 23. November 1936 wurde Carl von Ossietzky rückwirkend der Friedensnobelpreis des Jahres 1935 zugesprochen. Am 4. Mai 1938 starb Ossietzky im Krankenhaus Nordend in Berlin Niederschönhausen an den Folgen der Tuberkulose und den Misshandlungen im KZ. 1919 war er in die Loge „Menschentum“, eine Loge der Großloge des FzaS, in Hamburg aufgenommen worden. Carl von Ossietzky wurde nicht wegen seiner Mitgliedschaft zur Freimaurerei verfolgt, sondern wegen seiner politischen Aufrichtigkeit und seines Widerstands gegen den Nationalsozialismus.



Loge zur Wahrheit

In den Prozessen gegen Leber, Leuschner und Ossietzky ist deren Mitgliedschaft in der Freimaurerei nicht erwähnt worden. Die etwa 5000 vor dem „Blutgerichtshof“ der Nazis verhöhnten Männer und Frauen wurden zu Opfern einer Diktatur, die politischen Widerstand mit der Todesstrafe durch Erhängen ahndete. Julius Leber und Carl von Ossietzky gehörten dem „[[Freimaurerbund zur aufgehenden Sonne]]“ an. Heute besteht in Nürnberg noch eine Loge des FzaS, die „Loge zur Wahrheit“, die aus Anlass ihrer 100-Jahrfeier am 2. Oktober 2007 auf einer Internetseite all das über den FzaS sagt, was man in diesem Zusammenhang wissen sollte. Diese Darstellung soll hier in Auszügen zitiert werden:


„Gemäß dem Beschluss der FzaS-Gründung wurde am 12. August 1907 in Nürnberg die noch heute existierende ‚Loge zur Wahrheit‘ (LzW) als Mutterloge des FzaS eingesetzt. Weitere Logengründungen folgten schnell. Mitglieder warb man vorwiegend in der Freidenkerbewegung. (…) Nun war es Atheisten und Agnostikern auch in Deutschland möglich, sich der Freimaurerei anzuschließen, um in ihr nach den Idealen der Toleranz, Brüderlichkeit und Gedankenfreiheit zu streben. So fanden sich folgerichtig im FzaS auch vorwiegend Freidenker wieder, die rein monistische Grundlage hatte man nach kurzer Zeit aber wieder fallengelassen (trotz weiterhin vielfacher Doppelmitgliedschaften in FzaS und Deutschem Monistenbund). Der FzaS hatte einen ausgeprägt internationalistischen Charakter und arbeitete auf pazifistischer Grundlage. In den Augen der ‚Altmaurer‘ galt der FzaS aus all diesen Gründen als ‚irregulär‘ und seine Logen als ‚Winkellogen‘, was sich – besonders nach dem ersten Weltkrieg – in unzähligen Anfeindungen seitens der ‚Altmaurer‘ niederschlug, als sich der FzaS – ganz im Geiste der Völkerverständigung – um eine Aussöhnung mit Frankreich bemühte.

Nur wenige Logen des FzaS konnten sich nach 1945 reanimieren, nicht wenige Brüder aus den Reformlogen verloren (z.B. aufgrund ihres politischen oder jüdischen Hintergrundes) in den Konzentrationslagern ihr Leben. Das Entstehen der ‚Vereinigten Großlogen von Deutschland‘ in der Nachkriegszeit gab ihr die Möglichkeit, unter weitgehender Beibehaltung ihres reformmaurerischen Brauchtums und ihres freidenkerischen Charakters nunmehr als regularisierte Freimaurerloge innerhalb der humanitär ausgerichteten ‚Großloge der Alten und Freien Maurer von Deutschland‘ zu arbeiten.

Sie arbeitet bis heute nach dem überlieferten FzaS-Ritual und fühlt sich dem Gedankengut des FzaS nach wie vor verpflichtet. Ein ‚Gottbekenntnis‘ wird bis heute nicht von den Mitgliedern gefordert; ob die in der regulären Freimaurerei geforderte Anerkennung eines ‚höheren Prinzips‘ als ‚göttliches Prinzip‘ angesehen wird oder sich dieses ganz diesseitsbezogen etwa in den Naturgesetzen oder in den Gesetzen des Universums manifestiert, überlässt die heute 35 Brüder zählende Loge der persönlichen Interpretation ihrer Mitglieder.“


Hier ist die Aussage wichtig: nicht wenige Brüder aus den Reformlogen verloren (z.B. aufgrund ihres politischen oder jüdischen Hintergrundes) in den Konzentrationslagern ihr Leben. Sie verloren ihr Leben nicht, weil sie Mitglieder im FzaS waren, sondern aufgrund ihres politischen oder jüdischen Hintergrunds. Der FzaS hatte immer auch Juden aufgenommen. Und Juden wurden im KZ umgebracht, wobei nicht gefragt wurde ob sie Freimaurer waren. Aber Freimaurer sollen ja nicht nur aufgrund ihres jüdischen, sondern auch ihres politischen Hintergrunds in den Konzentrationslagern ihr Leben verloren haben. Die Quellenlage ist sehr dürftig, so dass man jedem kleinsten Hinweis nachgehen muss, um belegbare Aussagen zu machen.

Die Loge „Zur Wahrheit“ berichtet auf ihrer im Internet veröffentlichen Geschichte folgendes: Zwei Brüder der Nürnberger Loge ‚Zur Wahrheit‘ (Rechtsanwalt Justizrat Dr. Siegfried Schloss und Rechtsanwalt Dr. Fritz Moritz Wertheimer) kommen im KZ um; Br. Claus Pitroff, Staatssekretär a. D., sitzt im KZ; Br. Leo Stahl, nach 1945 Polizeipräsident von Nürnberg, ist inhaftiert. (www.loge-zur-wahrheit.de) Es wird nicht gesagt, ob Siegfried Schloss und Fritz Moritz Wertheimer im KZ aus politischen Gründen umkamen, oder weil sie jüdischer Abstammung waren.