Traktat: De Molay

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Kraft im Tod. Der letzte Großmeister des Tempelritterordens de Molay.

Br. Robert Matthees: Kraft im Tod. Der letzte Großmeister des Tempelritterordens de Molay.

30. Freimaurerische Werkstatt auf dem Fläming, 3. / 4. November 2007

Non nobis Domine, non nobis, sed nomini tuo da gloriam! (Nicht uns, o Herr, nicht uns, sondern Deinem Namen gib Ehre.)

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Wir schreiben das 12. Jahrhundert, liebe Brüder. In Europa drängt es die Christenheit auf Reise, auf Pilgerreise in den Orient, zurück zu den Quellen der Lehre, zurück zum Ursprung der frühen Jünger Christi. Dort, wo Abraham einst seinen Sohn opfern sollte, dies aber nicht tat, da ihm ein Mensch wohl zu nah, zu heilig gewesen ist, als dass er hätte Hand an ihn legen wollen, an ihn legen können, dort bereitete Abraham seinem Herrn einen Widder als Gabe, auf dem Opferfelsen wurde der Felsendom erbaut, herum eine Stadt, die Stadt des Friedens: Jeru: die Stadt, Salem: der Frieden; Jerusalem: hierhin zog es die Christenheit aus ganz Europa - damals, mehr als 2000 Jahre nach dem Opfer Abrahams.

Schon in dieser Zeit war der Name der Stadt eher ein Wunsch, vielleicht gar mehr als heute eher Ideal, als Realität. So mussten die frommen Pilgerzüge auf ihrem Weg ins heilige Land, auf diesem beschwerlichen und gefährlichen Wege geschützt werden, so dass sie möglichst sicheren Fußes reisen konnten. Man stellte ihnen Ritter an ihre Seiten, in ihre Mitte.

Da das Wort „Raubritter“ aus jenen Tagen zu stammen scheint, so wird uns vielleicht selbst in der weit vorangeschrittenen, heutigen Zeit noch einsichtig, wie sich jene „edlen“ Ritter verhalten haben mögen. Wenn sie der Hunger überkam, plünderten sie, wenn es sie durstete, nahmen sie sich Wein, und wer weiß, was sonst noch. Dieses Bild also, von Pilgerzügen, die teilweise fast eine Schneise der Verwüstung auf ihrem Pfad hinterließen, nein das passte nicht, das passte nicht zu einer andachtsvollen, heiligen Wallfahrt.

Unnachgiebig strömten die Pilger in großen Scharen ins heilige Land, seit Jerusalem am Ende des ersten Kreuzzuges, im Sommer 1099, in einem unbeschreiblichen Blutbad an die Christen gefallen ist. Der Schutz der Pilger blieb stets ein schwieriges Problem. Trotz allen Bemühungen kam es am Feste der Auferstehung des Herrn im Jahre 1119 zu einem großen, tödlichen Angriff gegen unbewaffnete Christen. Vermutlich als Reaktion auf dieses Ereignis und vielleicht als reaktionäre Bewegung zum Raubrittertum schlossen sich 1120 acht Kreuzritter unter der Führung eines Neunten, Hugo von Payens, zusammen.

Fast erlöst, zumindest erleichtert klingen die Worte von Bischof Anselm von Havelberg, die er 1145 in seinen Dialogen niederschreibt; er berichtet: „[…] es begann in der Gottesstadt Jerusalem eine neue Ordenseinrichtung. Denn dort versammelten sich fromme Laien, Männer, die sich Ritter vom Tempel nennen.

Sie haben ihre Reichtümer verlassen, Überflüssigem und Kleiderluxus entsagt und leben unter dem Gehorsam einem Meister gegenüber. Sie kämpfen voller Bereitschaft, das glorreiche Grab des Herrn gegen die Angriffe der Sarazenen zu verteidigen. Zu Hause sind sie friedlich, draußen starke Kämpfer; Zu Hause sind sie gehorsam nach der Disziplin der Mönchsregel, draußen befolgen sie die militärische Disziplin; zu Hause sind sie in heiligem Schweigen unterwiesen, draußen im Kriegsgetöse unerschrocken […]“

Betrachten wir das Siegel des Templerordens, auf welchem sich zwei Ritter ein Pferd zu teilen scheinen, so können wir es als Zeichen von Armut und Einheit erkennen, wobei zu der Armut zu bemerken ist, dass der Orden keineswegs arm gewesen ist, aber jeder neue Tempelritter sein ganzes weltliches Vermögen dem Orden übertrug; und zwei Ritter teilen sich ein Pferd – das hatte dieser wohlhabende Orden nicht nötig. Diese zwei abgebildeten Personen sind nicht unterschiedliche Menschen, sondern die zwei Wesenheiten ein und desselben Ritters, Frömmigkeit und Kraft. Seinen Namen verdankt der Templerorden den Räumlichkeiten, in welchem die Ritter im heiligen Land, in Jerusalem lebten.


Erzbischof Wilhelm von Tyrus schreibt etwa 1180 in seiner Chronik:
„[…] Da sie [die Tempelritter] weder über eine Kirche noch einen festen Wohnsitz verfügten, stellte ihnen der König [Balduin II. von Jerusalem] Räumlichkeiten in seinem eigenen Palast an der Südseite des Tempels des Herrn zur Verfügung. […]“

Gemeint ist die Basilika Sanct Maria, die heutige Al-Aqsa-Moschee. gelegen nahe dem Tempel, welchem diese Ritterschaft durch ihren Dienst an den Pilgern besonders verbunden ist. Durch den Einzug in ihr neues Hauptquartier wurden sie zum Orden „Arme Ritterschaft Christi vom salomonischen Tempel“ („Pauperes commilitones Christi templique Salomonici Hierosalemitanis“).

Ihr Zeichen, das rote Tatzenkreuz, mit den sich nach außen hin ausweitenden bzw.– je nach Sichtweise – sich nach innen hin verjüngenden Balken, bekamen sie im Jahr 1147 von Papst Eugen III. verliehen, es mahnt an das vergossene Blut des Lammes.

Bereits einige Zeit davor verfasste Bernhard von Clairvaux die Templer-Regel, Grundlage für seine Arbeit bildete der ihm von Hugo von Payens vorgetragene und bis dato noch nirgendwo niedergeschriebene Wertekanon des Ordens. In der Regel heißt es unter anderem:

„[…] Wir befehlen, dass die Gewandung immer einfarbig sei, weiß oder schwarz oder sozusagen braun. Allen, die als Ritter ihre Profess abgelegt haben, gestehen wir im Winter und, wenn möglich, im Sommer weiße Gewänder zu, damit die, die ein dunkles Leben hinter sich haben, durch das helle Weiß erkennen mögen, dass sie mit ihrem Schöpfer vereint sind. Was bedeutet denn die weiße Farbe, als nicht die vollkommene Keuschheit? […]“ Vermutlich im Jahre 1128 (oder kurz danach) verfasste Clairvaux zusätzlich die Lobschrift „An die Tempelritter über das Lob der neuen Ritterschaft“ („Ad milites templi de laudibus novae militiae“). Zweck der Schrift war es, den Templern Argumente für ihre ungewöhnliche Lebensform zu geben und freilich auch neue Interessenten für den Orden zu gewinnen.

Im Inneren schütze die Templer die Rüstung des Glaubens gegen Teufel und Fleischlichkeit, schreibt Clairvaux, äußerlich seien sie durch ihre eiserne Rüstung gepanzert. In Anbetracht dieser Tatsachen ruft er aus:

„[…] Rückt also sicher vor, ihr Ritter, und vertreibt unerschrockenen Sinnes, die Feinde des Kreuzes Christi in der Gewissheit, dass weder Tod noch Leben euch von der Liebe Gottes trennen können. […] Wie ehrenvoll kehren die Krieger aus der Schlacht zurück! Wie selig sterben sie als Märtyrer im Kampf! […] Freue dich, starker Kämpfer, wenn du im Herrn lebst und siegst! Aber noch mehr frohlocke und rühme dich, wenn du stirbst und dich mit dem Herrn vereinst! […]“ Oft wurden in solchem Zusammenhang – zur Motivation der Tempelritter - biblische Zitate wie Mt 10, 34 vorgetragen: „Meint nicht, dass ich [Jesus] kam, Frieden zu werfen auch die Erde, nicht kam ich, Frieden zu werfen, sondern ein Schwert.“ Zogen sie in die Schlacht, riefen die Templer „Deus vult“, „Gott will es“. Über den gerechten Krieg notiert Clairvaux: Die Templer „[…] fürchten niemals weder eine Sünde, weil sie Feinde erschlagen, noch die eigne Todesgefahr. Denn der Tod, den man für Christus erleidet oder verursacht, trägt keine Schuld an sich und verdient größten Ruhm. Hier nämlich wird für Christus, dort Christus [selbst] erworben. Dieser nimmt wahrlich den Tod des Feindes als Sühne gern an und bietet sich noch lieber seinem Streiter als Tröster dar. Ein Ritter Christi, sage ich, tötet in Sicherheit, und in noch größerer Sicherheit stirbt er.

Wenn er stirbt, nützt er sich selber, wenn er tötet, nutzt er Christus. Denn nicht ohne Grund trägt er das Schwert, er steht im Dienst Gottes und vollstreckt das Urteil an dem, der Böses tut, zum Ruhm aber für die Guten [Röm 13, 4; 1 Petr 2, 14]. Ja wenn er einen Übeltäter umbringt, ist er nicht ein Menschenmörder, sondern sozusagen ein Mörder der Bosheit, und mit Recht wird er als Christi Rächer gegen die Missetäter und als Verteidiger der Christen angesehen. Wenn er aber selbst umgebracht wird, ist es klar, dass er nicht zugrunde gegangen, sondern ans Ziel gelangt ist. Der Tod also, den er verursacht, ist Christi Gewinn; der, den er empfängt, sein eigener. […]“

Weiterhin heißt es:
Die Templer „[…] verabscheuen Schach- und Würfelspiel, lehnen die Jagd ab, sie vergnügen sich nicht mit der Vogelbeize, wie sie sonst geübt wird. Schauspieler, Magier, Märchenerzähler, spaßige Lieder und Schaustellungen von Possen verachten und verabscheuen sie als Eitelkeiten und dumme Lügen. […] Niemals sind sie gekämmt, selten gewaschen, vielmehr borstig, weil sie die Haarpflege vernachlässigen, vom Staub beschmutzt und gebräunt durch das Tragen der Rüstung und durch die Hitze. […]“

Sie „[…] stürzen sich auf die Gegner, als ob sie sagen wollten:
‚Sollte ich die nicht hassen, Herr, die dich hassen, […] die sich gegen dich erheben?’ [Ps 138, 21] […] Die Feinde erachten sie wie Schafe, und auch wenn sie selbst sehr wenige sind, fürchten sie keineswegs wilde Barbaren oder zahlreiche Übermacht. […] Das haben sie auch sehr oft erfahren, dass viele Male ein einziger Tausende verfolgte und zwei Zehntausende in die Flucht schlugen [Dtn 32, 30: Lied des Moses, gesungen am Vorabend der Inbesitznahme des gelobten Landes durch die Israeliten]. So sieht man also, wie sie auf eine wunderbare und einzigartige Weise sanfter sind als Lämmer und wilder sind als Löwen, so dass ich im Zweifel wäre, was ich sie eher nennen sollte, nämlich Mönche oder Ritter, wenn ich sie nicht schon wohl recht zutreffend beides genannt hätte. Denn ihnen fehlt, wie man sieht, keines von beidem, weder der Sanftmut des Mönches noch die Tapferkeit des Kriegers. […]“

So viel zu Clairvaux’ Lobschrift über das Tempelrittertum.

Als Abschluss dieser Reihe von Zitaten, welche euch hoffentlich einen kleinen Einblick in das damalige Wesen des Ordens verschafft haben, noch ein Passus aus der Templerregel. Dieser erscheint mir so interessant und erwähnenswert, da er im lateinischen Original wie folgt lautet: „In meinem Leben will ich dem Leben des Heilands entsprechen, in meinem Tode den Tod des Herrn nachahmen.“

In der französischen Übertragung der Regel wurde der Satz zu:
“Durch meinen Tod will ich den Tod Jesu Christi rächen.“ Entscheidet selbst, wie diese freie Übersetzung zu bewerten sei, und vor allem gegen wen sich die Rache richten könnte; nur so viel: Juden betrachtete man damals nicht selten als Christusmörder (mir ist nicht bekannt, ob diese Denkmuster auch bei Teilen der Templer vorhanden waren, möglich ist es wohl).

Erfinder der Traveller Schecks

Wie auch immer:
Der Orden der Templer verbreitete sich rasch und gewann schnell an Einfluss. Ein ausschlaggebender Grund hierfür war, dass sie praktisch zu den Erfindern der Traveller Schecks wurden. D.h. Pilger konnten hier in Europa Geld einzahlen, bekamen dafür einen Schuldschein ausgehändigt, welchen sie im heiligen Land einlösen konnten. Und den Templern wurde das Recht zugesprochen, für diese Dienstleistung Zinsen zu nehmen, das war die erstmalige Aufhebung des Verbotes des Zinsnehmens in der Christenheit. Schnell wurden sie mehr als wohlhabend, doch schnell wurde ihnen genau dieser Umstand zum Verhängnis.

Philipp der Schöne

Es gab kaum eine Regierung, die bei den Templern nicht haushoch verschuldet war, freilich ein schwerwiegender Grund, um in Ungnade zu fallen. Hinzu kam der Fakt, dass sich das Verhältnis bzw. die Position des Königtums obendrein in vielen Ländern zu ändern begann. Dort, wo man zuerst Christ, und dann erst Untertan der Königs war, sollte man nun erst Untertan sein - und dann der Christ. So kam es dazu, dass gegen der Orden, der bis dato Verteidiger der Christenheit gewesen ist, schwere Anschuldigungen erfunden wurden. Schwertführend bei dem Prozess war König Philipp IV., Philipp der Schöne, dem einige Jahre zuvor der Eintritt in den Orden untersagt wurde, da man sein Aufnahmegesucht nicht billigte.

Am 14. September 1307 beschloss der König mit seinem Rat die Verhaftung der Tempelritter, am 13. Oktober 1307 – einem Freitag, Freitag dem 13., vor fast genau 700 Jahren – begann schließlich die riesige Polizeiaktion.

Die Hauptanklagepunkte sprachen unter anderem von:

  • der Verleugnung Gottes, Christi, Marias und der Heiligen

während einer Geheimzeremonie,

  • der Ausführung verschiedener sakrilegischer Handlungen

mit dem Kreuz oder dem Bild Christi,

  • dem Geben und Empfangen obszöner Küsste,
  • dem Praktizieren von Homosexualität
  • und von der Verehrung von unchristlichen Idolen.

Kurz gesagt: alle besonders schlimmen Sünden wider die Kirche. Fast sämtliche Templer - ohne irgendwelche Ausnahmen – wurden daraufhin in Frankreich verhaftet und ihre Besitzungen gänzlich beschlagnahmt. Die Monarchie brüstete sich damit, dass – nach offiziellen Zahlen – in gesamt Frankreich nur 12 Ritter entkommen konnten.

Papst Clemens V.

Der französische König setzte den damals amtierenden Papst Clemens V. sehr stark unter Druck, unter anderem drohte er, die Kirche Frankreichs abzuspalten und das Vorhandensein päpstlicher Kinder zu enthüllen, so dass es bald auch von vatikanischer Seite die Einwilligung gab. Die Verfolgung der Tempelritter weitete sich aus. Am 8. August 1309 begannen die Inquisitoren mit ihrer Folter. Fast allerorts gestanden alle Templer sämtliche Anklagepunkte, welche aus ihnen herausgepresst werden sollten. Eine Kommission zähle 1309 allein in Paris 546 inhaftierte Ordensbrüder. Bis zum 5. Juni 1311 sollten diese päpstlichen Untersuchungen andauern, im Jahr 1312 kam es schließlich zur Aufhebung des Ordens durch Papst Clemens V. In einem Roman von Gervais du Bus aus dem Jahre 1310 finden wir ein Zeugnis der damals verbreiteten, offiziellen Propaganda, welche im Volk gegen den Orden kursierte, er schreibt:

„Unsre heilige Mutter Kirche beklagt sich bitter und stöhnt ob des offenen Trugs der Templer, der sie zum Tode verdammt. Die Mutter ächzt voll Trauer und Schmerz, empört ist Jedermann, der wahrer Sohn der Kirche ist. Die Templer haben Trauer gebracht, tief bedrückt klagt nun die Kirche: ’Ach und weh! Welch hartes Geschick, dass meine Kinder mich verlassen haben! Die Templer, wie ich sie liebte und mit Ehr’ bedachte, sie haben mich verachtet, mich betrogen. Meinen Gemahl Christus haben sie verleugnet, der für sie gestorben ist, dessen Zeichen sie trugen. Oh, warum nur? Oh warum? Ich war doch immer eine liebende, gütige und wohlwollende Mutter. Das Kreuzeszeichen trugen sie -

Häretiker ?

Beschützer und Hüter des Christentums sollten sie sein! Allerorts wurden sie hoch geschätzt, hatten Einkünfte, hatten Besitz. Nie habe ich ihnen Böses getan, Güter und Privilegien waren ihr eigen. Weh, jetzt sind sie die Häretiker und Sünder wider die Natur. Ganz weh und gebrochen ist nun mein Herz, da derart lang’ sie teuflisch lebten. Mehr als hundert Jahre sind vergangen, einen Orden haben sie errichtet, so schrecklich, böse, furchtbar.

Schon bei der Aufnahme ließen sie Christen Gott verleugnen und Christus selbst samt Kreuz bespucken! Einer küsste des andren Hinterteil! Wohl unsaubre Statuten hatten sie! Nicht länger darf dies sein! Vergiften würden sie die ganze Christenheit! Gott wird darob Rache nehmen, eröffnete dem König dieses Wissen, diese Übel offenbarte er.

Der Neffe des heiligen Ludwig [Philipp IV.] erlangte die Wahrheit, sehr gut hat er seine Pflicht getan. Eifrig betrieb er sein Geschäft vor dem Apostel Roms und die Templer gestanden. Besser nun, ich schweig’ von dieser dunklen Zeit - denn Gottes Urteil ist gefällt.“

Da fast alle Templer die gegen sie erhobenen Anschuldigungen gestanden haben und Folter damals durchaus beweiskräftig gewesen ist, ist eine solche Meinung im Volke durchaus verständlich. Dass viele Templer jedoch im Angesicht des Todes ihre Geständnisse widerriefen, denn hier drohte ihnen keine weitere Folter, blieb bis zum Tod des letzten Großmeisters größtenteils fast ungehört.

Eine ähnliche Kraft im Tode wird in gewisser Weise auch schon bei Sokrates im alten Griechenland deutlich; Sokrates empörte sich nicht sonderlich über das Urteil seiner Hinrichtung, er sagte, man könnte ihm den Arm oder den Kopf abschlagen, ja man könne seine materielle Existenz vernichten, doch nicht ihn selbst, sein Geist bleibe im Bewusstsein der Welt erhalten. Lediglich in Portugal und Deutschland wurden die Templer freigesprochen, in Schottland gelang es aus einem bis heute ungeklärten Grunde lediglich zwei der vielen Templer gefangen zu nehmen, diese gestanden nicht.

Der deutscheKönig Albrecht I. ließ die Templer nicht verhaften. Größtenteils war man dem Orden friedlich gesinnt. Jedoch begann auch hier ein Verfahren: Papst Clemens befahl Peter von Aspelt, dem damaligen Erzbischof von Mainz, gegen einzelne Personen des Ordens vorzugehen, jedoch keineswegs gegen den Orden in seiner Gesamtheit und auch nicht gegen führende Persönlichkeiten (man musste schließlich politisch agieren und wollte niemanden direkt verärgern).

Trotz des ausdrücklichen Befehls des Papstes ließ der Erzbischof von Magdeburg den Templer-Provinzmeister Friedrich von Alvensleben inhaftieren. Die entkommenen Templer suchten mit nicht wenigen Freunden Zuflucht in der Burg von Beyer-Naumburg nahe Halberstadt.

Im Mai 1311 fand schließlich ein Provinzialkonzil in Mainz statt, zu dem sich dann jedoch circa 20 bewaffnete Ordensbrüder gesellten, um ein wenig gegen die ungerechten Verfahren in Frankreich zu protestierten. Der Erzbischof versprach, sich an den Papst zu wenden und entließ die Templer ohne jeden Versuch, sie festzusetzen. Das Konzil von Mainz erklärte dabei nicht nur die Unschuld dieser Personen, sondern - ebenfalls gegen den Befehl des Papstes – auch die Unschuld des gesamten Ordens. Über das weitere Schicksal der deutschen Templer ist nichts Konkretes bekannt.

Templer heute

Wenn wir uns heute fragen, was uns von den Templern erhalten geblieben ist, damit meine ich keine materiellen Bauten, sonder solches, was uns als Ideal dienen könnte, so ist dies meines Erachtens freilich keineswegs der aktive Krieg im Namen irgendeines Glaubens, schließlich sollte Religion die Menschen vereinen, nicht trennen, Religion sollte Menschen friedlich, glücklich und einsichtsvoll machen, nicht töten oder zum Tode anstochern.

Diese Zeiten sollten – und das bleibt mein innigster Wunsch – endlich einmal der Vergangenheit angehören. Abgesehen von allen Extremen dieses Ordens, die stets im historischen Kontext zu betrachten sind, ist die Idee einer inneren Vereinigung von Kraft und Stärke mit Frömmigkeit und Demut eine durchaus interessante Verbindung, über welche man einmal – im friedlichen Sinne – nachdenken sollte. Ein anderer Fakt, der die Templer auszeichnet, oder aus der Religionspraxis der damaligen Zeit emporhebt, ist, dass kein Templer durch Ablasshandel oder durch sonst eine einmalige Handlung – wie bspw. durch eine Wallfahrt - Seeligkeit erlangen konnte.

Um zu seinem Ziel zu gelangen, musste er sein ganzes Leben für seine Sache eintreten.

Wir Freimaurer bauen am Tempel der Humanität, jeder an seinem Platz, jeder nach seinen individuellen Vorstellungen, doch alle auf der Grundlage von Menschenliebe und Toleranz.

Auch unsere Aufgabe ist nicht mit einer einmaligen Handlung getan - wie bspw. durch die Initiation in unseren Bund –, das sollte uns bewusst und selbstverständlich sein. Wenn nicht, so könnten wir uns durchaus symbolisch am lebenslangen Pfad der Templer orientieren. Beschäftigt man sich heute mit dem Tempelrittertum, um auf die erst angedeutete Frage zurückzukommen, so erscheinen neben historischen Fakten ebenso unzählige unbestätigte Theorien und Legenden.

Bezug zur Freimaurerei

Einige, mit Bezug zur Freimaurerei, möchte ich jetzt kurz skizzieren.

Aus der Templer-Freimaurerei des Freiherrn Gotthelf von Hund ist uns eine Schrift erhalten, welche den Titel trägt: „Testament Jacques de Molays, des letzten Großmeister der Tempelherrn.“

In dieser Schrift können wir bspw. lesen, dass Molay vor seinem Tode den jungen Grafen Franz von Beaujeu, seinerseits Neffe des vorletzten Großmeisters, in sein Verließ rufen lässt und ihm – nach gehöriger Prüfung – den Auftrag gibt, die versteckten Reichtümer des Ordens zu bewahren (unter anderem die heiligste Reliquie der Templer, den Zeigefinger der rechten Hand Johannes des Täufers), um mit selbigen die in Europa nun verstreut lebenden Templer zu unterstützen.

Schließlich soll der junge Graf nach Molays Tode dessen Überreste in der Ordenskleidung begraben und das Erbe des Tempelritterordens weiterführen. Das tut er auch. Einige Templer hätten die Überreste des letzten Großmeisters gerettet und vergraben, schließlich gingen neun Ordensbrüder als Maurer verkleidet zu jenem Ort, an dem Molay vergraben lag, zwölf weitere hielten Wache. Sie wickelten Molay in ihre Maurer-Schurzfelle und trugen ihn hinfort. Danach ernannten sie den jungen Grafen zum neuen Großmeister, welcher vermutlich – so der Text – aber in Frankreich blieb.

Zwei der Templer verließen Frankreich und gingen nach Weinheim in die Pfalz, von dort reisten sie nach Schottland auf die Insel Mull, wo sie das Templertum in der Freimaurerei bewahrten.

Vielerorts ist übrigens zu lesen, dass einige Templer als Maurer verkleidet nach Schottland geflohen sind, einige Stimmen behaupten sogar, sie hätten an der Seite von König Robert the Bruce gekämpft. Ein dritter Templer sei nach Schweden gegangen, und habe das heilige Feuer dorthin gebracht.

Nach Zinnendorfs Aussage, so steht es in einer Akte (Nr. 147) im Ordensarchiv zu Kopenhagen, hätten sich die in Frankreich übriggebliebenen Templer 1319 zum Orden der Rosenkreuzer zusammengeschlossen, von da aus seien einige nach England, dann weiter nach Schottland gezogen, wo sie zusätzlich den Distel-Orden gestiftet hätten.

Überhaupt sei der Orden unter sehr verschiedenen Namen fortgepflanzt worden, wie bspw. als Christus-Orden in Portugal (das ist sogar geschichtlich nachgewiesen, die Neukonstituierung bzw. Umbenennung des Templerordens in Christus-Orden erfolgte 1320 in Tomar), schließlich noch im Orden vom Hosenbande und in so manchen anderen, besonders aber eben in der Freimaurerei.

Legenden

Dies nur als kleiner Ausflug in den Bereich der Legenden, entscheidet selbst. Historisch belegt ist, dass am 18. März 1314 in Paris eine Tribüne im Vorhof von Notre Dame aufgebaut wurde.

Von den Inquisitoren sollte hier öffentlich das letzte Urteil gesprochen werden. Auf einem hohen Gerüst standen Großmeister Jacques de Molay, erst kürzlich noch „von Gottes Gnaden“, daneben Gottfried von Charney, Präzeptor der Normandie, Hugo von Pairaud, der höchste Ordensträger in Frankreich, und Gottfried von Gonnaville, Provinzialmeister von Poitou und Guienne.

Eine unbeschreibliche Menge Volk hatte sich versammelt, um der Urteilsverkündung beizuwohnen. Die Liste der Anklagepunkte wurde erneut verlesen, Wort für Wort, Gottesverleugnung, Kreuzschändung, Götzenanbetung usw. usf. Daraufhin – nach einer kurzen Pause der Stille – folgte der Urteilsspruch: tiefster Kerker, lebenslang. Niemand zweifelte mehr daran, dass die Kraft dieser Giganten nun gebrochen sei.

„[…] Aber siehe“, lesen wir in den Schriften des Dichters und Chronisten Gottfried von Paris, „aber siehe, als die Kardinäle schon glaubten, der ganzen Sache ein Ende zu machen, traten plötzlich und ganz unerwartet zwei von jenen, nämlich der übers Meer gekommene Großmeister und der Präzeptor der Normandie [übrigens die letzten anwesenden Zeugen der Kreuzzüge] gegen den Kardinal, der dort geredet hatte, und gegen den Erzbischof von Sens auf. […]“

De Molays Verteigungsrede

Abbildung: Phoenixmasonry

Molay war es, der laut seine Stimme erhob, sagend:
“[…] ’Es ist wohl billig, dass ich an einem so schrecklichen Tag und in den letzten Augenblicken meines Lebens die Ungerechtigkeit der Lüge aufdecke und die Wahrheit triumphieren lasse. Ich erkläre im Angesicht des Himmels und der Erde zu meiner ewigen Schande, dass ich das größte aller Verbrechen begangen habe, weil ich, um dem Übermaß der Torturen zu entgehen und um jene, die mich quälten, zu beugen, gegen meinen Orden gezeugt habe. Jetzt aber verpflichtet mich die Wahrheit, zu erklären, dass der Orden unschuldig ist.

Die Anklagen sind erlogen. […] wir sind gute Christen. Ich kenne die Strafen, die allen jenen zuteil wurden, die den Mut hatten, Geständnisse zu widerrufen.

Aber die fürchterliche Aussicht, die sich mir bietet, wird mich keine neue Lüge zu der alten häufen lassen. Ich verzichte freudig auf ein Leben, das mir nur zu sehr verhasst ist.’ […]“

Der Präzeptor der Normandie, Gottfried von Charney, war zustimmend neben Molay getreten. Die anderen beiden, Hugo von Pairaud und Gottfried von Gonnaville, blieben schweigend im Hintergrund und wurden abgeführt. Als König Philipp erfuhr, was geschehen war, befahl er die beiden Großwürdenträger unverzüglich zu verbrennen. Schnell wurde auf der Westseite der Ilê de la Cité ein Scheiterhaufen errichtet. (Von hier aus sah man derzeit sicher noch die Türme der Kirchen des heute nicht mehr existenten Templer-Bezirkes von Paris, wo sich die Templer nach dem Fall Akkons im Jahre 1291 niederließen.)

Es war gegen 6 Uhr am Abend. Der Holzstoß wurde sehr langsam in Brand gesetzt, Molay sollte nicht zu wenig leiden. Es wird teilweise berichtet, das Holz sei dann jedoch erneut entfacht worden, wer weiß – evtl. aus einem Rechtsgefühl der Henker heraus -, es fand also eine Art „zweite Lichtgebung“ statt.

Hin und wieder liest man, König Philipp habe dem Spektakel von einem Fenster seines Palastes beigewohnt.

Gottfried von Paris schreibt: „[…] Der Großmeister, der das Feuer angezündet sah, entkleidete sich ohne Zögern. Ich erzähle es, wie ich es gesehen habe. Ganz nackt in seinem Hemd kam er heran, mit leichtem Schritt und froher Miene, ohne irgendwie zu zittern, trotzdem man ihn zog und stieß.

Man nahm ihn, um ihn an den Pfahl zu binden, und wollte ihm die Hände fesseln, aber er sagte zu den Henkern: ’Ihr Herren, lasst mich wenigstens meine Hände falten und Gott mein Gebet darbringen, es ist wohl der Augenblick dazu gekommen.

Ich werde sterben. Gott weiß, dass es zu Unrecht geschieht. Ihr Herren, wisst, dass alle jene, die gegen uns waren, für uns werden leiden müssen. In diesem Glauben sterbe ich. Dreht mich, bitte, mit dem Gesicht zu der Jungfrau, die unseren Herrn Christus geboren hat.’ [Die Henker erfüllten diese Bitte.] […]

Jacques de Molay trat noch für die Unschuld des Ordens ein, soviel er konnte, und als ob er die Flammen gar nicht spürte, so dass die Menge mit Bewunderung und Entsetzen erfüllt wurde. […] Der Tod nahm ihn so sanft hinweg, dass alle sich erstaunten.“

Vitam brevem esse, longam artem. Das Leben ist kurz, lang ist die Kunst. Jacques de Molay, der letzte Großmeister und 23. Großkomtur des Tempelritterordens, starb am 18. März 1314 in Paris auf dem Scheiterhaufen. Heute erinnert eine Gedenktafel an seinen Tod.

Hier schrieb ich am 15. Juni 2007 ein Gedicht, das ich euch abschließend vortragen möchte:

Am Grabe Jacques de Molays

Menschen
ziehen an dir vorbei
wie Wolkenherden im kalten Wind
und sind -
gleich einer Hummel,
die vor dir landet, summt und stirbt -
kaum kurzer Hauch in deiner Ewigkeit.
Indes wir zählen unsre Stunden
als auch der Erde weite Runden
ist für dich nur
der eine Augenblick.
Doch manche Herzen,
oftmals die geweihten,
verspüren tief im Inneren
der Einheit Licht
und deines Tempels Gegenwart.
Und dein Gehorsam:
Reine Übersteigung.
Br Robert Matthees

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