Rezension: Klaus-Jürgen Grün: Philosophie der Freimaurerei: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 10. August 2010, 20:04 Uhr
Aus „Alpina“ 8-9/2006
Philosophie der Freimaurerei
Das 120 Seiten umfassende Werk von Klaus-Jürgen Grün geht der Frage nach, ob die Freimaurerei eine eigene Philosophie hat und wie diese beschaffen ist. Hauptthema ist die Beziehung der Freimaurerei zu philosophischen Einflüssen, beziehungsweise Impulsen. Der Autor gliedert seine Arbeit in vier Teile: Zuerst beschreibt er die Entstehung der neuzeitlichen Freimaurerei. Er kommt auf die kosmische Weltordnung und auf die historische Entwicklung zu sprechen. Er fragt, was eine Freimaurerloge ist und was ein offenes Geheimnis bedeutet.
Im zweiten Teil beschäftigt er sich mit dem Geist der Aufklärung. Hier behandelt der Autor die Naturforschenden Pantheisten, den ethischen Pantheismus, die Läuterung des Menschen, das Sittengesetz und die reflexive Aufklärung. Die interkulturelle Seite der Freimaurerei mit ihren vielschichtigen Facetten ist das Thema des dritten Teils und schliesslich im vierten Teil stellt er die «Freimaurerische Ethik» in den Mittelpunkt der thematischen Auseinandersetzung. Er stellt aber auch gleich zu Beginn fest, dass es eine spezielle Freimaurerische Ethik nicht gibt.
Die Praxis der Freimaurerei taugt zu mehr als zur Bestätigung des europäischen Gedankens. Sie gewinnt aus der Konzentration auf die gelebte Praxis einen interkulturellen Aspekt. Nicht die Formulierung einer Theorie will Grundlage des freimaurerischen Humanismus sein, sondern die wertende Betrachtung der Handlungen der Menschen. Bei der Ausbildung von transkulturellen menschlichen Werten kommt der Ritualistik eine besondere Rolle zu. Das Buch beschäftigt sich überdies mit der globalen Präsenz der Freimaurerei, teilt Fakten und Zahlen mit, aber die auch kritische Betrachtung der Einflussnahme auf politische Verhältnisse. Schliesslich gibt das Buch einen Ausblick auf die Zukunft Freimaurerei als einem interkulturellen Projekt.
Das ist kein Buch, um es in einem Zug durchzulesen. Es verlangt immer wieder Pausen, Nachdenken, Verdauen. Es weckt aber auch Widerspruch. Was ich an diesem Werk ganz besonders schätze, ist eine neue Sicht der Freimaurerei. Es ist kein Buch, wie es sie zu Dutzenden gibt. Man kommt auf ganz neue Gedankengänge, auf unkonventionelle Beweisführungen. Grün sieht in der Freimaurerei eine Möglichkeit, die oftmals mit Nation, Religion und Kultur verbundenen Absolutheitsansprüche abzuschwächen. So kann sie der Verhärtung kultureller Eigenheiten entgegen wirken. Es ist ein wunderbares Buch, das man nur empfehlen kann.
Allerdings wird vieles klar, wenn man erfährt, dass der Autor der Grossredner der Grossloge der Alten Freien und Angenommenen Maurer von Deutschland ist. Grün ist Privatdozent in Philosophie am Institut für Philosophie in Frankfurt. Seit 2001 ist Grün Leiter des von ihm gegründeten Philosophischen Kollegs für Führungskräfte, das die Anwendung philosophischer Methoden und Programme in der Wirtschaft praktiziert.
Klaus-Jürgen Grün: Philosophie der Freimaurerei. Eine interkulturelle Perspektive. Band 124 der Interkulturellen Bibliothek. Verlag Traugott Bautz GmbH 99734 Nordhausen.
(vermutlich rezensiert von Alfred Messerli)
Dasselbe Buch rezensiert auch in „Alpina“ 5/2008
(ohne Titel)
«Philosophie der Freimaurerei. Eine interkulturelle Perspektive» nennt sich das Werk von Klaus Jürgen Grün und erschienen ist es in der Interkulturellen Bibliothek. Versehen mit sehr vielen Anmerkungen und Quellenverweisen bietet dieses Werk vor allem Freimaurer-Meistern ein wichtiges Kompendium rund um den Bruderbund.
Es ist ein Taschenbuch von 120 Seiten entstanden. Aber auf diesem knappen Raum werden eine Fülle von Informationen geboten, gleichzeitig aber auch viele Fragen rund um die Freimaurerei gestellt, aber nicht alle beantwortet. Freimaurerei ist keine eigene Philosophie, sondern baut auf der Philosophie anderer auf. Sie ist ein Kind der Aufklärung. Das es keine einheitliche Definition der Freimaurerei gibt und praktisch jeder Freimaurerei seine eigene Definition erarbeitet hat, ist es auch sehr schwierig, die Freimaurerei philosophisch zu erfassen. Der Autor Klaus-Jürgen Grün versucht es dennoch. Und zwar kommt er von aussen, von der Philosophie her an das Thema.
Aus dem Studium der Geschichte der Philosophie gleichermassen wie aus der Erfahrung mit dem Interesse an Philosophie in der Öffentlichkeit hat Grün die Überzeugung gewonnen, dass Philosophie wesentlich Aufklärung und Ideologie-Kritik ist. Sie hat den Menschen auch damit vertraut gemacht, dass er aus der reinen Beschäftigung mit dem, was er über sich, über andere und über die Welt denkt, nicht wirklich verstehen kann, wer er ist und wo er sich befindet. Reine Begriffsanalyse führt aus dem Binnenraum des Denkens nicht heraus. Es bedarf zusätzlich einer Betrachtung der materiellen Basis seines lebendigen Daseins. Sie liegt sowohl in der Ökonomie des gesellschaftlichen Stoffwechsels als auch in der physischen Beschaffenheit.
Diese Auffassung von Philosophie verbindet sich für Grün mit dem Anspruch der Freimaurerei. Klaus-Jürgen Grün ist seit 1992 Freimaurer. Ab 2002 vertrat er das Amt des Grossredners der Grossloge A.F.u.A.M. (Allgemeine Freie und Angenommene Maurer von Deutschland). Heute ist er Vorsitzender der Forschungsloge Quatuor Coronati. In verschiedenen Publikationen und Vorträgen zur Freimaurerei möchte er das Bewusstsein für das Interkulturelle Projekt der Aufklärung schärfen und auf die Bedeutung des Rituals hinweisen. In einer Welt, in der sich Nationalitäten, Religionen, Kulturen in ständigem Austausch miteinander befinden, geraten diese in Konflikt mit ihrer sinnstiftenden Rolle für die Individuen. Freimaurerei stellt für Grün eine Möglichkeit dar, die oftmals mit Nation, Religion und Kultur verbundenen Absolutheitsansprüche abzuschwächen. Gleichermassen wie in Freimaurerlogen die Zusammenkunft von Männern verschiedener Stände, Religionen und Regierungen die Demokratisierung am Ende des Ancien Regime befördert hat, kann sie der Verhärtung kultureller Eigenheiten entgegenwirken.
Die Bedeutung der Freimaurerei bestehe darin, dass sie die Eigenheiten insbesondere von Kulturen und Religionen nicht leugnet, aber im Ritual und in der Logenpraxis eine Gespür dafür erzeugt, dass es dieselben oft zur Unkenntlichkeit gewandelten menschlichen Bedürfnisse sind, die in Religion und Kultur sich unterschiedlich ausprägen können. Diese Thesen sind innerhalb der Freimaurerei keineswegs unbestritten, im Gegenteil geben sie Anlass zu kontroversen Auseinandersetzungen. Aber das Buch liefert die Grundlagen und die Analysen, auf denen man weiter arbeiten kann.
- Klaus-Jürgen Grün: Philosophie der Freimaurerei.
- Eine interkulturelle Perspektive.
- Verlag Traugott Bautz.
- Interkulturelle Bibliothek Bestellung: SCHOPF
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