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Kennst Du nicht das Licht des Lebens,
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Kennst Du seine Schatten nur,
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Nicht des Lebens goldne Sonne,
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Nur des düstern Nebels Spur?
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Zage nicht, die Truggestalten
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Schwinden hin gleich eitlem Schein,
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Dorten wird die Tugend leuchten,
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Und das Blendwerk dunkel sein!
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Kennst Du nicht das Licht des Lebens,
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Kennst Du seine Schatten nur,
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Nicht des Lebens goldne Sonne,
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Nur des düstern Nebels Spur?
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Schwinden hin gleich eitlem Schein,
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Version vom 8. November 2010, 21:15 Uhr

Im Tempel

Zurück, zurück, des Werkeltages Engen,
In eurem Treiben bleibt zurück!
Die Stunde kam, wo heiligen Gesängen
Entströmt der Ruhe sel'ges Glück;
Die Stunde kam, wo in des Ew'gen Tempel
Die Seele mich zu Höherem trägt.
Und sich der Weihe unverletzter Stempel
Auf Worte und Gedanken prägt.
Welch' ein Genuss, mit keinem zu vergleichen,
Im Tempel, wo der Vater thront,
Wo gleiches Heil dem Armen wie dem Reichen
Für gleichen Glaubens Treue lohnt,
Wo alle Schranken, die die Welt gezogen,
Verschwinden vor des Himmels Höhn,
Und der Verheißung sel´ger Friedensbogen
Sich neigt zu jedes Beters Flehn.
Hinauf, hinauf, ihr Schwingen meiner Seele,
Zu dem, der wohnt in Lieb' und Licht,
Dass kein Gedanke sich dem Herrn verhehle
Und das Gefühl des Herzens nicht;
Dass offen lieg' das Ganze meines Lebens
Vor dem, der prüfet und verzeiht,
Und den ja selbst der Aufschwung schon des Strebens,
Als sei es die Vollbringung, freut.
Sein Wort erschallt, und mehr als Menschen wissen,
Sagt mir des Glaubens Zuversicht,
Der Schleier ist vom Grab hinweg gerissen,
Aus bessern Welten strahlt das Licht.
Der Weg, den ich mit Kraft zu wandeln habe,
Liegt vor mir b», von ihm gebahnt,
Des Herzens Sehnen wird mir drauf zum Stabe,
Zum Führer, was die Seele ahnt.
Und mit mir all' des gleichen Sinns Genossen,
Sie hebt ein gleich Gefühl «empor:
E i n fester Bund, au« Gottes Macht «entsprossen,
Ein Ton im großen Weltenchor.
Nicht mehr steh' ich allein im Lebensstreite,
Vereint ist eine treue Schaar,
Es stehn Vertraun und Hoffnung mir zur Seit«,
Der Glaube beut sein Schild mir dar.
O sel'ge Zeit in dieses Tempels Hallen,
Wie sehnt nach dir mein Herz sich hin!
Hierher lasst mich in Schmerz wie Freude wallen.
Weil hier nur ich mein eigen bin.
Hier lasst des Vaters Ruhm und Ehr' mich preisen,
Wie's aus des Herzens Fülle bringt, Bis sich nach oben,
zu den Sternenkreisen,
Zum Himmelsdom die Seele schwingt.


Theodor Hell (Pseudonym für Karl Gottfried Theodor Winkler)
aus dem Buch "Enzyklopädie der deutschen Nationalliteratur" 1842 in Leipzig erschienen.
Erschienen auch in → "Allgemeines Israelitisches Gesangbuch: eingeführt in dem Neuen Israeltischen Tempel zu Hamburg" (Google Books)


An die Logenväter

O Licht und Einsicht, selbst in dunkler Zeit,
war euer Ziel, ihr ersten unsrer Kette,
die ihr in Dresdens schöner Silhouette
zu leben wusstet, und die Menschlichkeit,
sie galt euch heilig, sie, der hohe Stern,
aus Not geboren, und um Leid zu lindern
hoch aufgestiegen, zu den Landeskindern
herabgesunken, dass sie nah und fern
als Menschen konnten menschenwürdig leben,
ja das galt euch als schönste, freie Pflicht,
und mit dem Senkblei wusstet ihr zu schauen:
in euer selbst, den Tempel zu erbauen,
den Tempel als der Menschheit Lobgedicht -
auf dieses Werk lasst uns das Glas erheben!


von Robert Matthees
Gröditz bei Riesa, 6. Januar 2007

Kennst Du nicht das Licht des Lebens, Kennst Du seine Schatten nur, Nicht des Lebens goldne Sonne, Nur des düstern Nebels Spur? Zage nicht, die Truggestalten Schwinden hin gleich eitlem Schein, Dorten wird die Tugend leuchten, Und das Blendwerk dunkel sein!

Kennst Du nicht das Licht des Lebens, Kennst Du seine Schatten nur, Nicht des Lebens goldne Sonne, Nur des düstern Nebels Spur? Zage nicht, die Truggestalten Schwinden hin gleich eitlem Schein, Dorten wird die Tugend leuchten, Und das Blendwerk dunkel sein!

von Friederike Kempner