England blickt auf 2017: Unterschied zwischen den Versionen

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'''1717 wurde in London die erste Großloge gegründet. Inzwischen hat die Vereinigte Großloge von England (UGLE) begonnen, sich auf das 300-Jahr-Jubiläum vorzubereiten. Eine ihrer wichtigsten Maßnahmen ist es, sich durch innere Reformen und eine professionelle aber behutsame Öffentlichkeitsstrategie fit für das 21. Jahrhundert zu machen. Von Rudi Rabe aus Wien (2012).'''
 
'''1717 wurde in London die erste Großloge gegründet. Inzwischen hat die Vereinigte Großloge von England (UGLE) begonnen, sich auf das 300-Jahr-Jubiläum vorzubereiten. Eine ihrer wichtigsten Maßnahmen ist es, sich durch innere Reformen und eine professionelle aber behutsame Öffentlichkeitsstrategie fit für das 21. Jahrhundert zu machen. Von Rudi Rabe aus Wien (2012).'''
 
  
 
===UGLE-Großsekretär Nigel Brown im März 2012===
 
===UGLE-Großsekretär Nigel Brown im März 2012===

Version vom 30. Juni 2012, 17:42 Uhr

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England blickt auf 2017

1717 wurde in London die erste Großloge gegründet. Inzwischen hat die Vereinigte Großloge von England (UGLE) begonnen, sich auf das 300-Jahr-Jubiläum vorzubereiten. Eine ihrer wichtigsten Maßnahmen ist es, sich durch innere Reformen und eine professionelle aber behutsame Öffentlichkeitsstrategie fit für das 21. Jahrhundert zu machen. Von Rudi Rabe aus Wien (2012).

UGLE-Großsekretär Nigel Brown im März 2012

In einer Rede sagte er: „Das wichtigste Ziel dieser Strategie ist es, Mythen zu zerstören. … Das wird uns erstens helfen, unsere Bedeutung und unsere Anziehungskraft für neue Mitglieder zu bewahren. Und es wird zweitens Benachteiligungen unserer Mitglieder vor allem im öffentlichen Bereich zurückdrängen oder sogar beseitigen. … Wir starten jetzt die Expedition, aber bis zum Gipfel liegt ein langer Weg vor uns; 2017 müssen wir ihn erreicht haben. Ich sage langer Weg, weil wir auch unsere Brüder davon überzeugen müssen und weil es nicht leicht sein wird, den totalen Blödsinn, der immer wieder über uns geschrieben wird, zu überwinden.“

Sensibilität nach innen und Offenheit nach außen

Um das zu erreichen, ist eine neue Offenheit angesagt. „Publizität ohne Spin“, nennt es Susan Henderson, die Kommunikationsberaterin der Großloge. Die UGLE-Website http://www.ugle.org.uk/ wurde modernisiert und für das Publikum offener gestaltet; ebenso das Magazin ‚Freemasonry Today‘ http://www.ugle.org.uk/news-events-page/freemasonry-today/. Und für neue Mitglieder wurde ein internes Mentoringprogramm gestartet: Jedem Kandidaten wird ein erfahrener Freimaurer als Mentor beigestellt. Dieser begleitet ihn in drei Stufen durch die Grade: in der ersten Stufe geht es um Organisatorisches, in der zweiten um das grundsätzliche Ritualverständnis und in der dritten um die Fähigkeit, die Freimaurerei in der Familie und bei Freunden kompetent und ohne Scheu zu vermitteln, damit jedes einzelne Mitglied ein Botschafter der freimaurerischen Idee sein kann. „Achtzig Prozent des Mentorings ist aber nicht Wissensvermittlung sondern so etwas wie ‚Fürsorglichkeit‘ zur Festigung des Zusammengehörigkeitsgefühls“, so Pro Grand Master Peter Lowndes in einer Rede.

Ein unabhängiges Institut untersuchte die Freimaurerei

Für die Kommunikation nach außen hat die UGLE völlig neue Wege eingeschlagen: Mit dem angesehenen ‚Social Issues Research Center‘ (SIRC) aus Oxford wurde zum ersten Mal wurde ein nichtmasonisches Sozialforschungsinstitut beauftragt, für die Medien einen Report über die Zukunft der Freimaurerei herzustellen, geschrieben von unabhängigen Institutsmitarbeitern, die keine Beziehung zur Freimaurerei haben. Das war ein riskanter Schritt, aber er war notwendig, damit die Medien den Report als neutrales und daher glaubwürdiges Produkt eines Außenstehenden akzeptieren und damit sie zweitens Lust bekommen, mit der UGLE zu reden.

Resultat: 40 Seiten über „Die Zukunft der Freimaurerei“

Als Basis brachte SIRC sein eigenes soziologisches und anthropologisches Wissen ein. Darauf aufbauend interviewten seine Mitarbeiter dann einen repräsentativen Querschnitt von fünfzig Freimaurern. Und mit Nichtmitgliedern veranstalteten sie nach dem Vorbild der Marktforschung zwei Fokusgruppendiskussionen. All das floß in den Report ein, der drei Themenfelder behandelt: Erstens das Bedürfnis des Menschen nach Bindungen und Verbindungen; zweitens seine Bereitschaft und die Notwendigkeit, anderen mit Zeit und Geld zu helfen (die englische Freimaurerei ist sehr karitativ); und drittens das Thema Ritual, von den mannigfaltigen Ritualen im Alltagsleben bis zum Ritual in den Logen.

Der Report gipfelt in der Feststellung, daß die Freimaurerei heute aus mehreren Gründen unverzichtbarer denn je ist: Weil freiwillige Bindungen in unserer individualisierten Gesellschaft noch wichtiger werden, und weil das private Helfen angesichts der leeren öffentlichen Kassen weiter an Bedeutung gewinnen wird. Und was das Ritual betrifft zeigt er auf, daß unser Leben von Ritualen durchsetzt ist, kleine und große Rituale, daß also die Freimaurer die Idee des Rituals nicht gepachtet haben. Zum Report: http://www.ugle.org.uk/?s=Report

Parallel dazu ließ die UGLE den Informationsbedarf von Nichtfreimaurern abfragen. Dabei zeigte sich: Über die Hälfte will mehr wissen und ein Viertel würde es sich überlegen beizutreten.

Der Großsekretär tourte durch die englischen Medien

Nachdem der Report publiziert wurde und im Wissen, daß die Leute mehr erfahren wollen, machte der Großsekretär im Frühjahr 2012 eine Medientour kreuz und quer durch England. Er gab lokalen Zeitungen und Rundfunkstationen vierzig Interviews. Und auch in den überlokalen Medien war er präsent. Auf BBC Online war das Thema ein paar Tage lang eines der meistangeklickten mit über tausend Postings.

Nigel Brown: „Ich war angenehm überrascht von der Reaktion der Medien in den Provinzen. Natürlich basierten alle Fragen auf den typischen Mythen, die sie alle kennen, aber sie gingen auf meine Antworten ein. Die überlokalen Zeitungen sind anders, viel ‚tougher‘, zitieren eher falsch und suchen sensationelle Schlagzeilen. Aber sich dem auch zu stellen ist eine weitere öffentliche Demonstration für unsere Offenheit und Bereitschaft zur Diskussion. Das ist das Risiko wert, wir müssen uns dem stellen, wenn wir weiter kommen wollen. Machen wir uns nichts vor: Die Mythen sind tief im Bewußtsein der Menschen verankert. Aber wir wollen, daß die Leute ihre Ansichten auf Fakten stützen, nicht auf Fantasien.“ Das wird dauern.

Siehe auch