Verschwörungstheorien: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 5. Juli 2012, 08:13 Uhr

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Robert Anton Wilson: Lexikon der Verschwörungstheorien

Das Konzept der Konspirations-Theorien

Wirklich verrückte Verschwörungstheorien kann niemand wirklich widerlegen, denn sie alle haben eine seltsame Schleife in ihrer Konstruktion: Jeder Beweis gegen sie funktioniert nämlich gleichzeitig als Beweis für sie, wenn man die Dinge so sehen will. Daher überlebt jede Verschwörungstheorie jede Kritik, genau wie ihre Cousine die Theologie. Deshalb ist das Buch von Robert Anton Wilson eine gute Einstiegslektüre, wenn man sich denn gern auf diesen schlüpfrigen Pfad begeben möchte. Freimaurer waren und sind eine gute Projektionsfläche für Vermutungen und Vorwürfe, die man nicht gern tatsächlich belegen möchte. Dan Brown nutzt dieses Effekt genau wie Vorgänger, die einfach nur wenig greifbare Schuldige suchten. Sei es nun für den Vorwurf einer angeblich angestrebten Weltherrschaft, Kinderpornografie oder Klimawandel. Es gibt kaum noch etwas, wofür man nicht bereits Freimaurer verantwortlich gemacht hätte.


Typisches Beispiel: Das Verschwörungsmuster 33

33 mal Flachsinn, Schwachsinn, Blödsinn!
Von Rudi Rabe für ZEIT&MASS, die Mitgliederzeitschrift der Großloge von ÖsterreichZeit & Maß

Waren es die Freimaurer???
Geretteter Bergmann mit Präsident Pinera

Darauf muss man erst einmal kommen: Dass auch die dramatische Rettung der 33 verschütteten Bergleute in Chile (im Herbst 2010) als Stoff für antifreimaurerische Verschwörungstheorien taugt. Die uruguayische ‚La Republica‘ faßte Spekulationen aus dem Internet zusammen: Offenbar glauben Verwirrte, dass dies ein maurerisches Ritual war.

Ausgangspunkt sind die 33 Grade des Schottischen Ritus. Aha: 33 Kumpel. Passt. Aber nicht nur das: Für die Bergung wurde 33 Tage gebohrt, und sie fand vom 12.10.2010 (12+10+10=32) zum 13.10.2010 (=33) statt.

Eine freimaurerische Inszenierung???

Konklusio: Alles wurde inszeniert, damit jemand vom 32. in den 33. Grad aufsteigen konnte. Wer? Präsident Sebastian Pinera natürlich. Hat er nicht selbst nach der Rettung auf die Quersumme hingewiesen?! Und darum hat er doch auch immer so glücklich gelächelt, erkannten die Verschwörologen scharfsinnig.

Oder war es eine jesuanische
33iger-Wunderverschwörung???

Eine Wiener Gratiszeitung und ein paar einfach gestrickte Onlinemedien übernahmen den Unsinn. Zusammen kamen sie auf zehntausende Leser. Schlichte Gemüter könnten es leider geglaubt haben.

Das Verschwörungsmuster um die Zahl 33 ist nicht neu: Der amerikanische Präsident Harry Truman habe für den ersten Atombombenabwurf Hiroshima ausgewählt, weil die Stadt auf dem 33. Breitengrad liege (was gemogelt ist). Und die Bombe wurde in der Nacht vom 5.8.1945 (5+8+1+9+4+5=32) zum 6.8.1945 (=33) abgeworfen (auch leicht gemogelt). Zum Dank ist er dann vom 32. in den 33. Grad aufgestiegen (mehr als gemogelt).

Oder tat Jesus ein 33iger-Wunder???

Ganz besonders Frommen passte es nicht, dass die wunderbare Bergleuterettung etwas mit den Freimaurern zu tun haben sollte. Nein, ganz anders: Jesus hat offenbar höchstpersönlich eingegriffen und ein 33iger-Wunder getan. Eine Art verkehrt proportionale Verschwörungstheorie.

Erklärung der spanischen Einschriften auf dem Bild rechts:
Eine spirituelle Glaubensbotschaft an die Menschheit:
33 verschüttete Bergleute - 33 wurden lebend gerettet - 33 Tage dauerte die Rettungsbohrung - am 13.10.10. Beginn der Rettung (= Quersumme 33) - aus 33 Ländern waren Journalisten angemeldet - 33 Minuten brauchte man vom Bergwerk bis in die Stadt - 33 Zeichen und Leerzeichen ist die Frohbotschaft der Rettung lang (Tatsächlich: "Estamos bien en el refugio los 33") - um Null-Uhr-33 wurde der letzte Bergmann gerettet - im Alter von 33 fuhr Jesus in den Himmel auf.


Siehe auch

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