Großorient von Belgien: Unterschied zwischen den Versionen

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*Reguläre Großloge von Belgien (Grande Loge Reguliere de Belgique / Reguliere Grootloge van Belgie)

Version vom 5. September 2012, 12:57 Uhr

Großorient von Belgien

Quelle: Internationales Freimaurer-Lexikon von Eugen Lennhoff und Oskar Posner (1932)

Am 23. Februar 1833 trat der Grand Orient de Belgique (Großorient von Belgien) ins Leben. Man ließ zunächst das Amt des National Großmeisters unbesetzt; der erste Leiter der Geschicke der neuen Organisation war der Advokat Defrenne, der Erste Großaufseher der alten Verwaltungs-Großloge.

Der König, selbst Freimaurer, übernahm das Protektorat; erster National-Großmeister wurde der Baron de Stassert (s. d.), Präsident des Senats, Gouverneur von Brabant, Direktor der Akademie von Belgien. Der eigentliche Führer aber wurde sein Stellvertreter, Pierre-Théodore Verhaegen (s. d.), der große Liberale.

Zwei Jahre später bereits setzten heftige Kämpfe gegen die Freimaurerei seitens der Klerikalen ein, die seither niemals ganz zum Stillstand gekommen sind.

1837 sprach der Erzbischof von Mecheln den Bannfluch über alle belgischen Freimaurer aus, trotzdem in deren Reihen auch damals sehr viele gläubige Katholiken standen.

1839 verschärfte sich die maßlose Hetze. Die Namen der Brüder wurden in die Öffentlichkeit geschleppt, und wer immer als Freimaurer bekannt wurde, dem drohte in vielen Gegenden schwere geschäftliche Einbuße, gesellschaftliche Ächtung schlimmster Art. Der Senatspräsident, der Gouverneur von Brüssel und viele andere Staatsfunktionäre verloren ihre Ämter. Eine Zeitlang stand man dem Ansturm fast machtlos gegenüber.

Aber dann gewann der Widerstand an Kraft. Unermüdlich und furchtlos setzten sich in Kammer und Senat die freimaurerischen Parlamentarier gegen die das Privatleben der Brr. aufs ärgste gefährdenden Verfolgungen zur Wehr. Mit Feuereifer wurde für die bedrohten Ideale gestritten, immer wieder von der Parlamentstribüne herunter von den liberalen Führern Verbaegen (s. d.) Van Schoor (beide wurden National-Großmeister) und Tuisseauxu. a. der freimaurerische Standpunkt verteidigt.

Für den freien Gedanken wurde, namentlich seit 1848 Großes geleistet. In der Öffentlichkeit erhielt dieser eine Pflanzstätte in der Brüsseler Freien Universität, der Université Libre, deren Gründer Verhaegen und Van Schoor waren. Als die Fünfzigjahrfeier der auf Gewissensfreiheit aufgebauten Hochschule stattfand, überreichten 300 Studenten dem damaligen Großmeister des Großorients, dem Grafen Goblet d'Alviella, Professor an der Universität, in Erinnerung an die Verdienste seines Vorgängers Verhaegen einen silbernen Hammer.

Der freiheitliche Geist fand seinen Ausdruck naturgemäß auch im Logenleben selbst. Verhaegen war es, der, 1854 Großmeister geworden die Auffassung verfocht, dass die belgischen Logen die Pflicht hätten, aktiv im liberalen Sinn am politischen Geschehen Anteil zu nehmen - er bewirkte die Streichung der Bestimmung der Satzungen, die die Erörterung politischer und religiöser Fragen in den Bauhütten untersagte.

Eine 1856 von der Loge "L'Espérance" in Brüssel herausgegebene Schrift "Etudes sur l'Etat social en Belgique" begründet den Schritt mit dem Willen, den Gedanken der Gewissensfreiheit zu betätigen, allen Freimaurern begreiflich zu machen, dass der Zeitpunkt gekommen sei, aus dem kontemplativen ins wirkliche Leben hinauszuschreiten. Die von anderer Seite, namentlich von Pierre Tempels leidenschaftlich bekämpfte Änderung der Grundsätze trug eine Zeitlang arge Verwirrung in die belgische Freimaurerei. Bis nach mehreren Jahren die Verfechter der unpolitischen Richtung wieder den Sieg davontrugen.

Der alte Zustand wurde wiederhergestellt; doch ist dies nicht in dem Sinn aufzufassen, daß sachliche Besprechungen religiöser, philosophischer, sozialer oder politischer Fragen nun einfach ausgeschlossen waren. Jede Lehre darf im Schoße der Loge der Erläuterung und freien Kritik unterworfen werden, aber es ist grundsätzlich untersagt, Abstimmungen über solche Probleme vorzunehmen, Mehrheiten, bezw. Minderheiten zu schaffen. Der Großorient als solcher enthält sich jeder politischen Aktion. Er überlaßt es dem freien Willen seiner Mitglieder, sich im profanen Leben politisch zu betätigen ohne ihnen irgendwelche Wahlvorschriften zu machen.

"Als Maurerpflicht wird es betrachtet überall und immer für die Freiheit des Gedankens einzutreten, sie mit allen gesetzlichen Mitteln herbeizuführen und ausbauen zu helfen wo sie noch nicht besteht, und sie zu verteidigen wo sie bedroht ist. Jeder Br. bestimmt sich selbst die Art wie er dieser Plicht genügen will; die Loge hat ihm keinen bestimmten Weg zu weisen." (Deputierter Großmeister Alexis Sluys auf dem Internationalen Freimaurerkongres 1910).

Diese Auffassung einer in ihrem Wirken unpolitischen Freimaurerei, die keinerlei politische Geltung anstrebt, wurde natürlich namentlich von Großmeistern getragen, die selbst Nichtpolitiker waren, bezw. sind (u. a. Houzeau de Lehaie, Bergé, Hasse, nach dem Weltkrieg Leveque und Engel, aber auch Politiker, wie der Senatspräsident Magnette, stützten sie aus innerster Überzeugung). Auch ohne Verquickung mit Politik ist fruchtbare Außenarbeit durchaus möglich. Daß zeigt sich in Belgien vor allem darin, daß die Freimaurerei sich in einem Zeitraum von 75 Jahren stets als Trägerin von Wissen und Volksaufklärung erwiesen hat. Zu den liberalen Leaders, von denen neben den bereits genannten u a. auch noch die Großmeister, bezw. Deputierten Großmeister De Facq z, Van Bumbeeek (s. d), der große Unterrichtsminister Auguste Couvreur (s. d.), Fernand Cock genannt seien, traten nach der belgischen Verfassungsrevision von 1893, die das allgemeine Wahlrecht brachte, auch prominente Sozialisten die sich früher zurückgehalten hatten, so Van de Velde, Camille Huysmans, La Fontaine (s. diese alle), Furnémont.

In weltanschaulicher Hinsicht ging der Großorient von Belgien ähnliche Wege wie der Großorient von Frankreich, namentlich hinsichtlich des Symbols des A. B. A. W. und der Bibel, die ebenfalls hier aus dem Gesichtswinkel der reinen Gewissensfreiheit abgeschafft wurden. Nachdem nach der Gründung des Großorients alle Dokumente die Überschrift "A la Gloire du Gr.-. Arch.-. de l'Univers et sous la protection spéciale de Sa Majesté Leopold, Roi des Belges" aufgewiesen hatten, verschwand diese ohne formellen Beschluß in der Periode 1854-1856.

Gelegentlich der Satzungsrevision 1871 erfolgte die offizielle Beseitigung der Formel. Neuestens geht allerdings von der Lütticher Loge, die mit dem eigenen Beispiel vorausgegangen ist, eine Bewegung aus, die bezüglich des Symbols des A. B. A. W. eine Rückkehr zu den Grundsätzen der Weltfreimaurerei propagiert.

Besonders starkes Gewicht wird in der belgischen Freimaurerei auf die Vertiefung der Ritualistik und Symbolik gelegt. Zwei Führer insbesondere haben sich ritualschöpferisch durch Vertiefung des sittlichen, mystischen und philosophischen Gehalts der Gradlehre besonders hervorgetan, Pierre Tempels und namentlich für die Hochgrade des A u. A. Schottischen Ritus — Graf Goblet d'Alviella (s. d.).

In den Tagen, da manche belgische Logen als solche Zentren des politischen Liberalismus waren, waren andere, die streng auf dem Boden der alten Landmarken (s. d.) standen und politische und religiöse Fragen von ihren Tempeln fernhalten wollten, zum Suprême Conseil von Belgien übergetreten. Sie kehrten dann im Laufe der Zeit zurück, und 1880 wurde ein Konkordat zwischen Großorient und Oberstem Rat abgeschlossen, daß auch heute in Kraft ist. Diesem Freundschaftsvertrag zufolge unterstehen alle blauen Logen in Belgien, mit wenigen Ausnahmen denen das Recht eingeräumt wurde, auch weiterhin unter dem Obersten Rat zu arbeiten, der Obedienz des Grand Orient.

Die regen geistigen Interessen der belgischen Freimaurer finden auch darin ihren Ausdruck, das dem Großorient der einzige bedeutende Literaturpreis zur Verfügung steht den die Freimaurerei zu vergeben hat, der Prix Peeters Baertsoen (s. d.), der alle zehn Jahre den bedeutendsten Werken auf dem Gebiete der freimaurerischen Literatur verliehen wird. Forscher der verschiedensten Länder sind unter seinen Trägern, wie denn überhaupt die Beschäftigung mit dem Wirken der ausländischen Maurerei die Betätigung des freimaurerischen Universalismus stets im Vordergrund stand.

Aus Belgien kam die Anregung zu internationalen Kongressen, die der Förderung des Friedensgedankens dienen sollten. 1894 fand ein solcher in Antwerpen statt; 1904 und 1910 folgten Tagungen in Brüssel. Der Weltkrieg änderte naturgemäß vieles; es dauerte geraume Zeit,bis so manche Erscheinung, die er im Gefolge gehabt hatte (s. auch Maguette), überwunden war, bis die Gefühle wieder ins normale Geleise gebracht waren. Dann aber bekundeten die belgischen Freimaurer, deren Großmeister Magnette und Engel (s. d.) seit der Gründung der A. M. I. (s. d.) besonders intensiv an deren Arbeit mitwirkten, ehrlichsten pazifischen Willen. Das kam u. a. auf dem Brüsseler Konvent der A. M. I. 1924 in einem ganz auf die Friedensmission abgestimmten feierlichen Ritual, noch mehr 1930 beim gleichen Anlaß in einer großen Friedensmanifestation zum Ausdruck. 1930 zählte der Großorient von Belgien in 25 Logen 4500 Mitglieder.

Adresse: Rian. Ned grot, 6, rue du Persil, Brüssel.


Freimaurergroßloge in Belgien heute

  • Reguläre Großloge von Belgien (Grande Loge Reguliere de Belgique / Reguliere Grootloge van Belgie)