Symbolik: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 1. Februar 2010, 18:01 Uhr

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Courtesy Lodge of Research Vermont
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Zeichensystem

In der Freimaurerei werden die Symbole als ein Verweissystem verstanden, bei dem das eine für etwas anderes steht, für einen mehr oder weniger festgelegten Sinn oder Inhalt. Dieses Verweissystem ist plausibel und lernbar. Es ordnet den Umgang mit der komplexen profanen Welt in einsichtiger Weise und bietet als Ordnungsgefüge Hilfe und Stütze für das eigene Handeln. Durch das rituelle Erlebnis werden Sinn und Inhalt des Zeichens vertieft zum Symbol. Das gruppenspezifische Verweissystem soll durch freie Interpretation zum individuellen verhaltensbestimmenden Symbolsystem werden. Einerseits fügt sich die Symbolwelt ein in die Zeichensysteme barocker Gelehrtheit, andererseits popularisiert das freimaurerische Zeichensystem ein damals und heute nur Gelehrten verständliches Sinngefüge aus antiken und mittelalterlichen Inhalten.


Symbolik

Quelle: QCWiki


Das griechische Wort „Symbol“ (von Symbolon = zusammenwerfen, zusammenfügen, Erkennungsmarke) hat eine unvergleichliche Erfolgsgeschichte in den Sprachen unseres Kulturkreises durchlebt. Ein Symbol ist ein Sinnbild, das einen Gehalt veranschaulichen und erkennbar werden lassen soll. Symbole sperren sich einer vollständigen rationalen Erklärung. Sie sprechen einen ursprünglichen Bezug zu einer Sache aus und treten als Vermittler zwischen Mensch und Gegenstand auf.

Religionen benötigen Symbole vor allem zur Vergegenwärtigung des Jenseitigen im Diesseits. Dadurch kommt der Charakter des Symbols besonders deutlich zutage. Es ist es selbst und zugleich ein anderes, das selbst nicht erscheinen kann. Das Symbol wird dadurch auch zum Stellvertreter. In Religion lassen Symbole das übersinnliche in sinnlicher Gestalt auftreten. Das Symbol trägt immer ein Element der Entsprechung mit dem, was es symbolisiert, bei sich.

Für die Freimaurerei ist die Übertragung des Symbolcharakters auf die Sprache besonders bedeutsam, wie er in den Mysterienkulten der griechischen Achsenzeit erstmals zur Geltung gekommen ist. Aus pythagoreischer Mystik entnommen gewinnen Worte und Sätze Symbolcharakter, die zwar für sich einen Sinn ergeben, aber in ihrer gewandelten Bedeutung nur den Eingeweihten in die Mysterienkulte verständlich waren.

Die Zahl 3

Von stärkster Aussagekraft ist die Symbolik der Zahl 3 noch immer im Freimaurerischen Ritus. Für die Schule der Pythagoreer steht die 3 als Symbol der Gerechtigkeit. Sie liegt aufgespannt und sinnlich wirksam vor uns im rechtwinkligen Dreieck und im Winkelmaß. Die drei Säulen im Tempel und die drei großen und kleinen Lichter, die drei Johannisgrade und die stets betonte Dreiheit werden zum tragenden Bestand einer Symbolik, in welcher Gerechtigkeit, Ethik und Moral vergegenwärtigt werden. Die Symbolik ist der vorsichtige und deutliche Hinweis in einem. Das Sinnbild der Gerechtigkeit ist noch nicht die Gerechtigkeit selbst. Von dieser Symbolik lehrt die Freimaurerei. Sie ist die Gegenwart des nicht Gegenwärtigen, jedoch abzüglich aller jenseitiger Komponenten. Symbolik der Gerechtigkeit bedeutet in der Freimaurerei nicht die Besinnung auf das jenseits der Welt thronende Gerechte an sich, vielmehr erscheint sie in Symbolen der Hoffnung, die das moralisch Vollkommenere erahnen lassen in den unvollkommenen Gestalten des Gegenwärtigen.


Leitgedanken ästhetischer Theorien

Seit den philosophischen Schriften der mittelalterlichen Mystik wird behauptet, dass uns der Zugang zu den göttlichen Dingen nur durch Symbole als Weg offen stehe (Nikolaus von Kusa). Hierdurch erfüllt Symbolik immer auch die Sehnsucht der Menschen nach Verdunkelung und Verflüchtigung des Klaren und Sichtbaren. In der Goethe-Zeit gestaltet sich die Symbolik zu einem Leitgedanken ästhetischer Theorien. Eingang in die Theoriebildung der Psychoanalyse findet die Symbolik im frühen 20. Jahrhundert durch die Traumdeutung. Symbolik übernimmt hier die Mittlerrolle zwischen menschlichem Bewusstsein und den Kräften des Unbewussten in der Psyche.

Auch Ernst Cassirer hat in seiner Philosophie der symbolischen Formen das Wechselverhältnis untersucht, das sich zwischen dem Gegenstand und dem Betrachter durch das Symbol ereignet. Für ihn manifestiert sich im Symbol eine objektive Bedeutung. Allerdings handele es sich dabei nicht um ein triviales Abbildungsverhältnis, sondern um eine Art Verwandlung. Wurzel des Geschehens betrachtet er im Ritus, der in seinem Ursprung „keinen bloß allegorischen, nachbildenden oder darstellenden, sondern durchaus realen Sinn“ habe (S. 51).


Literaturhinweise

  • Burkert, Walter, Antike Mysterien, München 1990.
  • Cassirer, Ernst, Philosophie der symbolischen Formen, Darmstadt 1987.
  • Eliade, Mircea, Geschichte der religiösen Ideen, Freiburg i. Br. 1978.
  • Jung, Carl Gustav, Der Mensch und seine Symbole, Olten 1979.
  • Lehner, Alfried, Die Esotherik der Freimaurer, Gerabronn 1997.
  • Lehner, Alfried, Freimaurerische Symbole und Rituale in der Entwicklung der unterschiedlichen Logensysteme, in: Joachim Berger und Klaus-Jürgen Grün (Hrsg.), Geheime Gesellschaft. Weimar und die deutsche Freimaurerei, München 2002.

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